Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Prolog zu »Neue Gedichte«

                Fünf Jahre sind's; ein zwanzigjähr'ger Dichter,
Sang ich hinaus mein jugendlichstes Zürnen;
Es war ein Büchlein, ihr gestrengen Richter,
Wie's keimend schießt aus gährenden Gehirnen.
Ihr kostetet und schnittet wohl Gesichter,
Denn gar zu unreif waren jene Birnen,
Doch schien euch manche süß und keine faulig,
Nur manchem war der »Graf« zu schwer verdaulich.

»Mir ist auf Erden wenig quer gegangen,«
So sang ich damals! kindisches Bezeigen! –
Wenn prahlerisch des Glückes Zinnen prangen,
Dann kommt der Sturm, sie in den Staub zu neigen.
So ward verhöhnt mein loderndes Verlangen,
Gestürmt mein Himmel, der da hing voll Geigen.
Und von der ganzen Saat aus jener Sphäre
Ist dieses Buch die einz'ge volle Ähre.

Doch fürchtet nichts! Es ist kein Buch der Tränen,
Nicht jedes Herz ist gar so leicht zerrissen;
Wenn andre weinen, knirsch ich mit den Zähnen
Und habe so mein schärfstes Weh verbissen.
Was braucht die Welt bei meinem Schmerz zu gähnen?
Was braucht die Welt von jedem Schmerz zu wissen?
Nur Weiber heulen vor gesamtem Volke,
Die heitre Kunst ist keine Tränenwolke!

Ich fasse gern mit einem kühnen Griffe
Ein ernstes Heldenbild vergangner Tage;
Es kennt mein Lied viel perlenreiche Riffe
Um unerschöpften Meeresgrund der Sage;
Ins starke Nordland führt es euch zu Schiffe,
Damit es euch uralte Schlachten schlage;
In eueres Himmels jammervoller Leere,
Da zeigt es euch den Stern gewes'ner Ehre.

Frei blaut auch mir des Geistes kühnste Ferne,
Doch hab' ich nicht verlernt vor Gott zu beten.
Von Frauenliebe sing' ich gar zu gerne,
Drum hab' ich nie mit Füßen sie getreten.
So kann ich nicht wie eure jüngsten Sterne,
Die Zwitter von Roué und vom Propheten,
Den höchsten Gott und dann mein Lieb bewitzeln,
Ich mag euch nicht mit solchem Schmutze kitzeln.

So ist mein Lied. O, daß es euch erbaue,
Mag es vielleicht ein Freundesherz erschüttern,
Mag es zu dir, du allerschönste Fraue,
Als des Verbannten tönend Heimweh zittern! –
Mein Vaterland, dem bald der Himmel blaue,
O lächle mir aus ringenden Gewittern!
Mein Vaterland, das Männerworte richtet,
O richte du: Der Mann hat Deutsch gedichtet! –

 


 


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