Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Heinrich der Finkler

              Du Vaterlandserretter, Städtegründer,
Groß im Gewinnen, größer im Bewahren,
Sei mir gesegnet, Heidenüberwinder!

Matt zuckte unterm Säbel der Barbaren
Das Reich, und stampfend über deutsche Saaten
Hinging das Roß des Wenden und Magyaren.

Von seinen Fürsten ward das Land verraten;
Die würgten sich und riefen sich zum Bunde
Den grimmen Heiden her zu grimmen Taten.

Durch Österreich, da ritt in böser Stunde
Die maulwurfsäugige Centaurenhorde,
Das Volk des Attila, die Brut der Hunde.

Als wie die Sündflut über alle Borde
Hinschwoll der Greuel durch das Land der Väter,
Das röchelte im ungeheuren Morde.

Von Blut und Flammen widerschien der Äther,
Nicht einer kam, kein Retter und kein Ringer,
Denn selbst der Priester wurde zum Verräter.

Und alle Jahre kamen die Bezwinger,
Und jährlich ärmer ward und jährlich schwächer
Das große Reich der kleinen Karolinger. –

Und übersatt vom bittren Schmerzensbecher,
Auf seinem Todbett lag Konrad der Franke,
Der sprach: »Ich will euch küren einen Rächer.

Ich stritt mit ihm der Krone hier zu Danke;
Nun nehmt sie hin, es trage sie derselbe,
Er wird sie halten, ob im Sturm sie schwanke.

Und dieser Krone leuchtendes Gewölbe,
Er läßt es flammen weit in aller Fährde; –
Es ist der Herzog von dem Land der Elbe.« –

In heil'ger Morgenluft, am Vogelherde,
Da drückten sie den Reif ihm in die Locken,
Auf hohem Berg vor aller deutscher Erde.

Und alle Lande staunten froh erschrocken,
Denn allwärts warf die Krone ihre Strahlen
Und rings von selber rührten sich die Glocken.

Sie schien allmächtig zu den tiefsten Talen
Und ließ die Wasser in Demanten zittern,
Die Wälder sich mit grünem Gold bemalen.

Es tät der Aar die junge Sonne wittern,
Der deutsche Aar, der lag in Schmach und Frone,
Da scholl sein Flügelschlag gleich Lenzgewittern.

Und zu dem neuen Licht der Kaiserkrone
Stieg er empor, das sieghaft und allmächtig
Hinstrahlte von des Bergs grünsamtnem Throne.

Es stand der erste Heinrich ernst bedächtig,
Ein Münster, dem der Sonnengott beim Tagen
Sein Diadem aufs Haupt setzt flammenprächtig.

Er tät die Krone auf dem Scheitel tragen,
Als könnt' er nun und nimmer sie verlieren,
Hochhäuptig, allgewaltig tät er ragen.

Und wie zu dreimal heil'gen Racheschwüren
Streckt' er die Hand empor zum Wolkenmeere,
Als spräch' er zu den schweigenden Revieren:

»Ich will ein Rächer sein der deutschen Ehre!«

 


 


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