Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Hymnus an den Zorn

            Kann mir nichts die Harfe stimmen,
    Nicht die Liebe, nicht der Wein,
Sei's das zornige Ergrimmen
    Über die Philisterlein;
Schon erhebt sich's tausendtönig,
    Riesenhaft in Wort und Ton:
Zorn, du freier Liederkönig,
    Sei gegrüßt mir, Göttersohn!

Sei gegrüßt mir, hunderthänd'ger,
    Starker Retter! Kraftentketter!
Immer stolzer und unbänd'ger
    Ras't dein wild Gedankenwetter;
Eingetaucht in Sonnenbädern,
    Saust dein Schwert in glüh'nden Kreisen,
Aus den raschen Feuerrädern
    Sprüh'n als Funken Liedesweisen.

Himmelssturz und Erdvernichtung
    Zauberst du in Reim und Klang,
Aus dem Flammenstrom der Dichtung
    Rollt's wie Weltenuntergang.
Wie sie zornig sich umsprudeln,
    Mein Klänge wild und toll,
Wie sie mich von dannen strudeln
    Unbezähmbar, zaubervoll.

Auf den Nacken der Gemeinheit
    Seh' ich deine Sohle stampfen,
An des Himmels Strahlenreinheit
    Deines Atems Stürme dampfen;
In dem Kote, draus sie stammen,
    Seh' ich Knecht und Memme kauern,
Wenn aus deiner Rede Flammen
    Donnerkeile niederschauern.

Immer tobe, du Vernichter!
    Mich entzückst du! mich entrückst du!
Immer leuchtender und lichter
    Die Titanenwaffe zückst du!
Magst mich immerhin verderben
    In dem Leuchten, in dem Lodern:
Besser in der Flamme sterben,
    Als im faulen Schlamme modern.

 


 


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