Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Der Himmel ist blau

            Der Himmel ist blau! Den grünen Pokal
    Mit rinnendem Golde befeuchtet!
Wer trinkt nicht gern, wenn der Sonnenstrahl
    In Rheinweinperlen leuchtet! –
Zerschmettre den Römer an der Wand,
    Mit Tränen die Lippen wasche,
Und traure um dein Vaterland
    In Asche, in Asche!

Der Himmel ist blau! Wir sind noch jung,
    Viel Lieder verborgen fluten;
Wer läßt nicht gern die Begeisterung
    In klingender Woge bluten! –
Laß weinen die Harfe unter der Hand
    Ein Grablied, törichter Knabe,
Sie schleppen indes dein Vaterland
    Zu Grabe, zu Grabe!

Der Himmel ist blau! Holdselige Frau,
    Gepriesen sei dein Name!
Wer küßt nicht gerne den Wonnetau
    Vom Auge seiner Dame! –
Aus dem Herzen schneide den süßen Tand,
    Der Minne wende den Rücken,
Sie reißen indes dein Vaterland
    Zu Stücken, zu Stücken!

Der Himmel ist blau! Die Jagd ist laut,
    Ha, fürstliche Freude der Männer!
Wer reitet nicht gerne durchs Heidekraut
    Den lang sich streckenden Renner! –
Laß fallen die Zügel aus der Hand,
    Von der Ferse schlage die Sporen,
Es geht indessen dein Vaterland
    Verloren, verloren! –

Der Himmel ist blau! Er fällt nicht ein
    Vom Sturme irdischer Schmerzen,
Es hungert das Volk, und die Bösen schrein
    Den Aufruhr ihm in die Herzen! –
Da ist kein Glaubens-, kein Liebesband,
    Sie reißen's mit frechen Händen;
Wie soll, o Herr, mit dem Vaterland
    Das enden, das enden?

 


 


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