Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Keine Sinekure

            Mich quält ein sonderbar Verlangen
    Nach Sorg' und Müh', Gefahr und Streit,
Es ist mir stets zu gut gegangen
    In dieser seidnen Friedenszeit.

Es hat kein Schmerz mich überflutet,
    Es hat kein Sturm mein Haupt umtobt,
Es hat mein Herz noch nie geblutet,
    Es hat kein Streit mein Schwert erprobt.

Noch ward kein Joch mir zum Zerbrechen,
    Kein Knoten, um ihn durchzuhaun,
Noch keine Schmach, um sie zu rächen,
    Kein Tod, um ihm ins Aug' zu schaun.

Mir ward kein Banner, es zu schirmen,
    Kein Kranz – dieweil ich nichts getan,
Mir ward kein Gipfel zum Erstürmen
    Und zum Durchrennen keine Bahn.

In der Charybde Strudelwallen,
    Da taucht' ich freudig lange schon;
Doch keiner läßt den Becher fallen
    Und keine Kön'gin ist der Lohn.

Ich wollt', ich hörte Schwerter singen,
    Und hörte, wie ein Schlachtroß schnauft:
Wie woll' ich in den Sattel springen,
    Da, wo die Zeit mit Blute tauft!

In Kugelwetter, Speeresdornen,
    Wo Tod, der Schnitter, hält die Mahd,
Da wollt' ich meinen Renner spornen
    Wie in ein kühlend Rosenbad.

Gebt mir ein Schwert und laßt mich's ziehen
    Und gönnt mir einen einz'gen Schlag,
Und seht ihr mich vom Felde fliehen,
    So sei's mein letzter Lebenstag.

Gebt mir den Feind, daß ich ihn schlage,
    Gebt mir den Tod mit seiner Pein,
Gebt Sieg mir oder Niederlage,
    Nur laßt es bald gestritten sein!

 


 


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