Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Mich freut's

            Was fliehst du uns mit trotzigen Mienen,
    Wir sind so klug, wir sind so reich!
Es rollt die Welt auf glatten Schienen,
    Was rennst du quer durch Sumpf und Teich? –
O laßt die Fragen, klug verbindlich,
    Laßt mir mein selbstgewähltes Kreuz,
Es bleibt euch ewig unergründlich,
    Die einz'ge Antwort ist: Mich freut's!

Mich freut's, in dieser Zeit des Alters
    Zu sein mitunter ganz ein Kind
Und zickzack wie der Flug des Falters
    Zu taumeln hin im Blütenwind.
Mich freut's, behaglich zu verstummen,
    Indes geschäftig summt die Stadt.
Mich freut's, in dieser Zeit der Summen
    Zu handeln um ein Rosenblatt.

Mich freut's, gestreckt im Meer zu liegen,
    Wenn dunkelgrünlich ruht sein Schacht,
Und lang' mit flutendem Vergnügen
    Zu schaun ins Märchenaug' der Nacht.
Mich freut im Sturme, markerschütternd,
    Der Wehruf der gepeitschten See,
Mich freut, aus stillen Fluten zitternd,
    Das Wiegenlied der Meeresfee.

Mich freut's, mit herzigen Kumpanen
    In goldbesäumter Dämmerung
Auf grünbehangnen Burgaltanen
    Zu tuen einen edlen Trunk.
Mich freut's, die Brust entblößt dem Taue,
    Gebettet unter Gras und Ried,
Zu schmettern weit ins Himmelblaue
    Ein rechtes deutsches Heldenlied.

Mich freut's, im Forst am Erlenteiche
    Zu lauschen, wenn der Hirsch sich kühlt,
Wenn klatschend an die Binsensträuche
    Das grünliche Gewoge spült.
Mich freut's, wenn eure Glocken hallen
    Und neblig wallt der Weihrauchduft,
In lichter Au aufs Knie zu fallen,
    Stillbetend in die Sonntagsluft. –

Es rollt die Welt auf glatten Schienen,
    Mich freut's, zu gehn durchs hohe Gras,
Und bin ich euch als Narr erschienen,
    So denkt: es ist einmal sein Spaß!
Ihr seid für heut die Herrn der Erden,
    Ich kann euch nicht beneiden, seid's!
Ich aber möcht ein Dichter werden,
    Und meine Antwort ist: Mich freut's!

 


 


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