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Die Trompetereiche

Kaiserliche und Schweden, – rings
Küraß und blitzende Wehre!
Es liegen im Lager rechts und links
Die beiden gewappneten Heere.
Wo schimmernd in goldenem Sonnenglanz
Herbstfäden zu Netzen sich spinnen,
Soll noch einmal wieder der blutige Tanz
Auf Thüringer Erde beginnen.

Da kommen reitende Boten von fern
Wie der Sturmwind angefahren:
»Friede in deutschen Landen, ihr Herrn,
Nach dreißig schweren Jahren!«
Und die Feldherren treten aus ihrem Gezelt,
Das Blut von den Schwertern zu wischen;
Hell braust das Jubelgeschrei übers Feld,
Auch manch wildes Gefluche dazwischen.

Zwei Trompeter werden ausgesandt,
Ein Kaiserlicher, ein Schwede,
Dem Gegner zu künden, daß nunmehr fand
Ihr Ende die lange Fehde,
Daß am grünen Tische zu Osnabrück,
Nach vielem Tintefließen
Gelungen das große Meisterstück,
Endlich Frieden zu schließen.

Bei einer Eiche, jung und fest,
Stoßen die zwei aufeinander,
Und klettern beide hinauf ins Geäst
Und blasen fröhlich selbander
Die frohe Kunde für jedes Haus
Über Dörfer, Städte und Felder
Hell schmetternd ins weite Land hinaus
Bis in die herbstlichen Wälder:

»Friede im Land! Friede im Land!
Friede dem deutschen Herde!
Das Schwert an den Nagel, die Pflugschar zur Hand, –
Friede auf deutscher Erde!
Im Frieden wächst fürder die neue Saat
Hier und an allen Enden, –
Lobt Gott, der Großes an uns tat,
Mit Herzen, Mund und Händen!«

– Noch steht die Eiche im Thüringer Gau;
Tiefgrün, mit knorrigen Zweigen
Sieht man hoch in des Himmels Blau
Ihre mächtige Krone steigen.
Und man hört, – so sagen sie weit und breit, –
Ein helles Klingen drinnen,
Wenn übers Land zur Herbsteszeit
Sich silberne Fäden spinnen.


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