Julius Stettenheim
Heitere Erinnerungen
Julius Stettenheim

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61 V.

Eine Treppe hoch in dem Hause, welches den rechten Seitenflügel des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters bildet, wohnte neben Lobe Friedrich Wilhelm Held, der Volkstribun der Berliner Märztage, der große Redner mit der unheilbar heiseren Stimme, einer der populärsten Lokalrevolutionäre der Märztage. Einst ein gefürchteter Agitator, der es meisterlich verstand, große Volksmassen zu enthusiasmiren, war er, während der historische achtzehnte März dem Blick der undankbaren Generation langsam zu entschwinden begann, in die bescheidene Stellung eines Journalisten zurückgetreten, der nun, in der Zeit der Reaktion, überall kleinere Reste von Mißtrauen zu beseitigen fand. Es ging ihm nicht gut, aber er ertrug seine wenig beneidenswerthe Lage mit vielem Humor. Er konnte ungemein heiter sein und war überhaupt ein harmloser Mensch, wenn er nicht die Feder in der Hand hatte. Er war so ganz ein Repräsentant dessen, was man Revolutionär genannt hatte, das Gegentheil dessen, was heute Revolutionär 62 heißt. Er sprach und schrieb große Worte, im Uebrigen war er ungefährlich. Es plauderte sich gut mit ihm, und ich war gern mit ihm zusammen. Von seiner Betheiligung an der Berliner Bewegung zu sprechen, vermied er, ja, er wurde sehr ungemüthlich, wenn man ihn darüber in ein Gespräch ziehen wollte. Es hatte sich so eine Art Legende über diese Betheiligung gebildet, in der die Summe, für welche Held das Volk verkauft haben sollte, in einer mehrstelligen Ziffer namhaft gemacht wurde. Diese Legende klang besonders scherzhaft, wenn man wußte, wie kümmerlich Held sich ernährte. »Um etwas zu verkaufen,« sagte er mir einmal, »muß man es doch besitzen, und ich habe das Volk wirklich nicht besessen, weil es 1848 gar kein Volk gegeben hat, und wenn eins existirt und wenn ich es besessen und Lust gehabt hätte, es zu verkaufen, so wäre kein Käufer dagewesen.« Aber eine Legende hat ein zähes Leben wie ein Räderthierchen, welches nach jahrelanger Vertrocknung ein neues Dasein beginnt. Eines Abends saß ich mit Held in »Schäfers Etablissement« in der Albrechtstraße, einem Bierlokal, das jetzt längst verschwunden ist, als ein Student an unseren Tisch herantrat, seinen Stock wüthend schwang und schrie: »Sie sind Held, der Mann, der das arme Volk verrathen und verkauft hat und den deshalb der Fluch der Geschichte trifft!« Dabei ließ er seinen Stock auf den Tisch fallen, daß 63 die Seidel herumhüpften. So tobte der junge Bramarbas weiter, bis Held endlich zu Worte kam und sagte: »Wenn Sie genau wissen, daß mich wegen des Verraths der Fluch der Geschichte trifft, so könnten Sie eigentlich ruhiger sein als Sie sind.« Der verblüffte Angreifer ging von dannen, und Held trank lachend sein Bier aus. Er war wohl an solche Scenen gewöhnt, und auch die übrigen Gäste schienen in der brüsken Provokation und in Helds Ablehnen nichts außergewöhnliches zu finden. Man hatte sich kaum nach der Scene umgesehen. Heute hätten sich flink zwei Parteien gebildet, und es wäre ein mächtiger Spektakel entstanden, der erst mit einem Nachspiel vor Gericht seinen Abschluß gefunden haben würde. Berlin kannte damals noch den Radau nicht, der heute den öffentlichen Verkehr oft zu einem ungemüthlichen und unleidlichen macht, indem er, je nach dem Schauplatz, in öde Wortgefechte oder in Messeraffairen ausartet. Berlin war gemüthlicher, friedlicher, unbefangener, noch keine Weltstadt, die Bevölkerung war noch ein Volk, nicht eine ungeheure Menschenmasse, die, nervös und gereizt, zu ihrer Unterhaltung besonders sich in solche Dinge mischt, die sie nichts angehen.

Held, der das Volk verkauft haben sollte, war in ewigen Geldverlegenheiten, aus denen sich zu retten er die merkwürdigsten Versuche anstellte. So kam er einmal auf die halbtolle Idee, ein 64 Conversationslexikon herauszugeben, dessen einzelne Seiten zum Einwickeln von Cigarren bestimmt waren. Er schrieb also Makulatur. Was mancher andere Schriftsteller ganz unfreiwillig thut, das that er absichtlich. Er stellte den Cigarrenhändlern vor, wie ihre Kundschaft sich vergrößern und festigen würde, wenn sie zu zwei oder drei Sechsercigarren ein Paar Lexikonseiten gratis bekäme und sich auf diese Weise allmälig ein so ausgezeichnetes, bildendes und seltenes Werk zusammenrauchen könnte. Einige Cigarrenhändler waren denn auch bald für das literarische Makulaturunternehmen gewonnen, das aber kaum bis zur Hälfte des A gediehen ist. Die Raucher konnten sich doch nicht, lediglich zur Erlangung der Fortsetzungen des Lexikons, daran gewöhnen, ihre Cigarren da zu kaufen, wo das gelehrte Einwickelpapier zur Verwendung kam, und Held suchte alsbald etwas anderes zu entdecken, womit er seine ewigen Deficits zu decken vermochte. Erst als er Redakteur der neuen »Staatsbürger-Zeitung« wurde, kam er in halbwegs geregelte Finanzverhältnisse. Nun war er ganz Journalist, kein sehr gewissenhafter und, wenn er den Stoff zu einer Sensation unter der Feder hatte, kein sehr rücksichtsvoller, aber ein äußerst gewandter und fleißiger Zeitungsmensch. Als solcher ist er auch, mitten in seiner aufreibenden Thätigkeit, gestorben, eine der letzten Straßenfiguren der Berliner Märzrevolution.

65 Einen lieben Förderer fand ich in Albert Hofmann, dem Verleger des Kladderadatsch. Ihm verdanke ich sehr viel. Er hatte Vertrauen zu mir, er bildete mir was auf mein Können ein und war der Erste, der meinen Namen druckte und durch seinen blühenden Verlag bekannt machte. Hofmann war ein vortrefflicher Mensch, und Alle, die sein Andenken nicht in Ehren halten wie ich, haben ihn nicht gekannt wie ich. Denen, die er lieb gewann, war er ein treuer, ehrlicher, zuverlässiger Freund. Er war durch seine Intelligenz und seinen unermüdlichen Fleiß ein reicher Mann geworden, und wer sich wie er als Selfmadman einen großen Reichthum erwirbt, erwirbt sich zugleich eine Reihe von Neidern, unleidlichen Kreaturen, die sich mehr über den Thaler, den ein Anderer erwirbt, ärgern, als sie sich über das Goldstück freuen, das sie selbst verdienen. Viele Derjenigen, die durch Hofmann's Hülfe oder durch seine Unternehmungen emporkamen, erachteten es für bequemer, anstatt dies dankbar anzuerkennen, Hofmann als einen kühlen Besitzbold zu verschreien, der nichts that, als wozu er dringend verpflichtet war. Es ärgerte sie, daß er nicht täglich seinen Geldschrank in ihre Taschen leerte, weil sie sich einbildeten, daß sie allein ihm diesen Geldschrank gefüllt hatten. Das ist ja die bekannte und bewährte Art undankbarer Menschen, sich der Pflicht der Dankbarkeit zu entziehen und die 66 Quittung über Empfangenes auszustellen. Hofmann kannte diese Menschen und lachte über den Aerger, den er ihnen ohne seinen Willen bereitete, wie er über die Anekdoten lachte, die von ihnen auf seine Kosten in Umlauf gesetzt waren. Diese Anekdoten, welche sich eifrigst bemühten, Hofmann als einen Knauser darzustellen, verbreitete er lachend selbst, und die Liebenswürdigkeit seines Wesens nahm keinem der ihm bekannten Erfinder dieser albernen Späße etwas übel. Hofmann war nicht nur kein Knauser, sondern er gab mit vollen Händen, wo eine Noth zu mildern war. Niemals wandte sich ein Hilfsbedürftiger an ihn, ohne unterstützt zu werden. Dann sprach Hofmann nicht darüber. Einmal hatte ich ihn ersucht, einem Familienvater zu helfen, der mit grausamen Nahrungssorgen kämpfe. Hofmann schickte ihm eine namhafte Summe, indem er zu mir sagte: »Es bleibt aber unter uns. Wenn meine guten Freunde hören, was ich da gethan habe, sagen sie, daß ich alt und schwach werde.« Freilich konnte er auch abweisen, wenn er merkte, daß seine Güte mißbraucht werden sollte. Eines Tages kam ein virtuoser Schuldenmacher mit der Absicht zu ihm, ihn um hundert Thaler zu erleichtern. »Ich gebe es Ihnen in vierzehn Tagen wieder,« versicherte der tüchtige Unternehmer, »und ich wäre auch nicht zu Ihnen gekommen, wenn ein Geldmensch mir nicht für diese kurze 67 Zeit fünf Thaler Zinsen abverlangt hätte. Denken Sie sich, lieber Herr Hofmann, fünf Thaler Zinsen auf zwei Wochen für hundert Thaler! Das ist ja ein unerhörter Wucher!« Hofmann war rasch gefaßt. »Hier haben Sie die fünf Thaler,« sagte er, »geben Sie sie dem Wucherer, de ja auch leben will.« Und als er mir die Geschichte erzählte, schloß er ganz vergnügt mit den Worten: »Auf diese Weise habe ich an einem berufsmäßigen Pumper 95 Thaler verdient.« Hofmann's Humor war ein musterhafter, er war nicht leicht zu verderben und kehrte rasch wieder, wenn ihn der Ernst des Lebens und die Sorgen des Verlags vertrieben hatten. Ich habe auch niemals einen so tapferen, geschickten, aufmunternden und umgänglichen Verleger kennen lernen, wie dies Hofmann gewesen ist.

Eine der liebenswürdigsten Erscheinungen der jungen Schriftstellerwelt in den fünfziger Jahren war Georg Belly, welcher heute nur noch durch einige sehr originelle dramatische Kleinigkeiten, namentlich durch »Monsieur Herkules« bekannt ist. Das Genre Belly existirt nicht mehr, weder das persönliche, noch das schriftstellerische. Belly war eine durch und durch geniale Natur, seine Existenz und seine Arbeiten vermieden fast absichtlich jede Schablone. Er besaß ein kleines Vermögen, das er langsam verzehrte, und er arbeitete nur dann, wenn ihn ein Stoff, der ihm für die Bühne geeignet erschien, 68 besonders reizte. Und nur höchst selten reizte ihn ein Stoff. Er war ein Vagabund im besten Holtei'schen Sinn, am glücklichsten fühlte er sich im Kreise von Circusartisten, ohne welche er nicht leben konnte und die ihn wie einen Collegen schätzten. In ihrer Gesellschaft thaute er auf und verbrachte er am liebsten die Abende, die nach dem Schluß der Vorstellungen begannen und bis in den hellen Morgen hineindauerten. Wenn ich ihn suchte, fand ich ihn sicher im Kretschmer'schen Keller gegenüber dem Circus in der Friedrichstraße. Hier saß er, umgeben von Reitern und Trapezkünstlern, ließ sich deren Erlebnisse erzählen und unterhielt seinen Kreis auf das Trefflichste mit Geschichten aus dem Vagabundenleben. Er ging ganz darin auf. Es ist höchst bedauerlich, daß er nur selten zu bewegen war, etwas für die Bühne zu schreiben, auf die ihn Neigung und Beruf hinwiesen. Die Tantièmezeit war noch nicht angebrochen, welche später so viele dramatische Autoren zu großem und oft bedenklichem Fleiß anspornte, aber ich glaube, daß auch sie ihn nicht vermocht hätte, am Schreibtisch seßhaft zu werden. Er meinte, das Theater könne ohne seine Stücke ganz gut existiren, und das war ja auch richtig, aber doch gleichzeitig schlimm, denn allmälig entfernte sich der junge talentvolle Mensch so weit von der Feder, daß er den Weg zu ihr nicht zurückfand. Das Mißlingen 69 seines letzten größeren Volksstücks »Die Vagabunden« hatte ihm schließlich die Lust, die Feder wieder aufzusuchen, ganz genommen, und als dann die Briefe mit den fünf Siegeln seltener aus der Heimath und mit immer geringer werdendem Inhalt eintrafen, hatte er nicht mehr die Energie, sich zur Arbeit aufzuraffen. Er verbarg seine Muthlosigkeit hinter der Frage: »Bin ich ein Philister, der für's liebe Brod arbeitet?« Er konnte die Sorgen, die sich einschlichen, nicht lange ertragen, sie und das regellose Junggesellenleben machten ihn krank, und er starb in der Blüthe seiner Jahre.

Ich habe wenige Menschen im Leben kennen gelernt, die wie Belly allgemein beliebt waren. Als er anfing, Schulden zu machen, wurden seine Gläubiger seine Freunde. Das ist doch wahrlich nichts geringes. Ich glaube, daß es solche Gläubiger heute überhaupt nicht mehr giebt. Als ihm einer derselben untreu wurde und seine Forderung durch den Exekutor eintreiben ließ, ersetzte ihm der Exekutor den Freund. Der Exekutor lieh ihm Geld, statt ihn auszupfänden. Wer hat dergleichen jemals von einem Gerichtsvollzieher gehört? Eines Tages stürzte der Belly'sche Exekutor in die Töpfer'sche Frühstücksstube und bat den Wirth, ihn zu verbergen, er flüchte sich vor Belly. Die Kasse des Exekutors war erschöpft, – man denke sich einen Beamten des 70 Pfändungsamts, der, weil er kein Geld hat, vor einem seiner Opfer flieht! Giebt es eine merkwürdigere Kunde aus der verkehrten Welt?

Es war eine Zeit, in welcher es noch Originale gab. Die letzten allerdings. Das Individuum entwickelte sich nach Gefallen ganz frei. Heute gedeihen die Originale nicht mehr, sie verschwinden allmälig in dem Strom des ernster gewordenen öffentlichen Lebens, in welchem sie auffallen und mißverstanden würden, wenn sie zur Geltung zu kommen suchten. Ein Original war Gustav Rasch. Wer ihn nur aus seinen Schriften kennt, muß ihn für einen ernsten demokratischen Agitator halten, der sein Leben daran gesetzt hat, »verlassene Brüderstämme« zu befreien und zu ihren Vaterstämmen zurückzuführen. Wenn man ihn aber in der Nähe etwas genauer betrachtete, so fand man einen industriösen Schriftsteller, der die damals beginnenden Nationalitätskämpfe feuilletonistisch ausbeutete und mit Sammlungen dieser Feuilletons den Büchermarkt überschwemmte. Er befreite en gros und en détail die Völker am Schreibtisch und fand immer Zeitungen, die ihm seine Artikel gegen mäßiges Honorar abnahmen. Dabei schrieb er sich in eine höchst grimmige Aufregung hinein und zitterte bei dem Gedanken, daß ihm durch den Sieg eines um seine Selbständigkeit kämpfenden Volks ein schöner Stoff verloren gehen könnte. So schlachtete er 71 Italien, Schleswig-Holstein, Montenegro und eine Reihe anderer Länder und Völker aus, immer mit kühn geschwungenen Phrasen gegen die Tyrannen wüthend und das Gewissen der Welt aus dem bleiernen Schlaf schreiend, daß es schier entsetzlich anzuhören war. Wußte er irgendwo eine brennende Frage, so eilte er mit dem Eifer einer rettenden Feuerwehr an den Heerd des Brandes, hielt sich daselbst etliche Tage auf und erzählte dann dem Publikum ein halbes Jahr lang oder länger von dem Elend, das er schaudernd entdeckt, von den Thränen, die er fließen gesehen, von den staatsmännischen Unterredungen, die er gehabt, von den Gewaltthaten der Unterdrücker, die ihm das unglückliche Volk verzweifelnd geschildert hatte. Zu diesem Zwecke war er in irgend einer Stadt dieses zu rettenden Landes gewesen, hatte daselbst ganz behäbig in einem Hôtel gewohnt und sich von zufälligen oder alten Bekannten allerlei erzählen lassen, was sich auf die politische Lage bezog. Jede Einzelnheit schlug er dann mit seiner ihn nie im Stich lassenden Phantasie so breit, daß sie den Raum eines größeren Feuilletons völlig ausfüllte. Das harmloseste Ereigniß, der gleichgültigste Vorfall wurde unter seiner Feder zu erschütternden Ungesetzlichkeiten und Vergewaltigungen, welche das sofortige Eingreifen aller civilisirten Welttheile dringend forderten. Immer war er unerbittlich in seinen Anklagen, 72 unerschütterlich in seinen blutigen Forderungen, unbeugsam in seinem Verdammen, einerlei, ob er über Schleswig-Holstein oder über Italien schrieb. Er befreite die Völker ohne Ausnahme, Kosaken und Römer lagen seinem Herzen gleich nahe, jene und diese waren Bruderstamm, sobald aus ihnen eine Reihe von Feuilletons herauszuschlagen war, wenigstens genug, daß sich nachher noch bequem ein Buch mit sensationellem Titel daraus machen ließ. Es genirte Rasch auch durchaus nicht, daß er nicht ernst genommen wurde, obschon er es im Interesse des Absatzes seiner Artikel gern sah, wenn er dann und wann mit dem Preßgesetz in Conflikt gerieth. War dies geschehen, so theilte er es seinen vielen Freunden und Bekannten, denen ein Journal zur Verfügung stand, sofort brieflich mit, damit diese mit einer Notiz für eine nützliche Reklame sorgten. Ich besitze ein starkes Packet Briefe von ihm, deren jeder irgend eine Mittheilung enthält, die für das Publikum überaus interessant war und deshalb die weiteste Verbreitung verdiente. Rasch war ein überaus praktischer Mann. Vor Allem hielt er es für vortheilhaft, als Demokrat zu gelten. Immer und überall betonte er seine innere Guillotine. »Nieder mit den Tyrannen!« rief er, statt friedlich Guten Tag oder Adieu zu sagen. »Frei bis zur Adria und frei bis zur Königsau!« schrieb er am 1. October 1861 in 73 mein Album. Ein Buch unter den Titel »Vom schwarzen Berge« widmete er: »Seiner Hoheit dem Fürsten des freien Montenegro und der Brda, Nicolaus dem Ersten Petrowitsch-Niegosch, dem Erleuchter seines Stammes, dem ersten Ritter des schwarzen Berges, dem Repräsentanten eines fünfhundertjährigen immer siegreichen Kampfes gegen die asiatischen Barbaren in Europa.« Das Jahr 1866 wollte er um keinen Preis anerkennen. Briefe an mich, während ich in der Koniggrätzerstraße wohnte, adressirte er daher stets nach der Hirschelstraße, – so war der einstige Name jener Straße. Gustav Rasch war komisch auch in der Erscheinung dadurch, daß er einen verblüffend hohen, sehr schmal geränderten Hut trug, von dem erzählt wurde, er sei vor vierzig Jahren Mode gewesen und sei die Gefängnißarbeit eines ergrauten Verbrechers. Befreite Rasch aber zufällig keinen Bruderstamm, – er war selten in solcher Lage, – so konnte er übrigens sehr unterhaltend sein, und es war dann leicht, ihn in irgend einen übermüthigen Spaß zu verwickeln. Aber auch dann bewahrte er eine gewisse Haltung, wie sie sich für einen unbeugsamen Bruderstammbefreier und Tyrannenstürzer besonders eignet.


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