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16

Ich hätte mehr Verstand haben sollen! War ich dumm, mich mit einem Detektiv einzulassen, selbst mit einem in Röcken!« Dimples warf einen vernichtenden Blick in Tams Richtung, dann schaute sie den Inspektor mit allen Anzeichen vollkommener Unbefangenheit an. »Sie verfolgen eine falsche Fährte – ich hatte keinen Groll gegen Kirby.«

»Nicht einmal dann, als er Sie ganz einfach laufen ließ?«

»Nun, er verschaffte mir ja eine Stellung, nicht wahr, und war bezaubernd zu mir, als wir befreundet waren. Was kann ein Mädel noch mehr verlangen?«

»Hat er Sie nicht überredet, den Zirkus zu verlassen, indem er Ihnen eine Menge Versprechungen machte?«

»Oh, Versprechungen!« Dimples Schultern hoben sich skeptisch. »Wer erwartet je von einem Mann, daß er sich an das erinnert, was er in seiner Verliebtheit sagt. Ich wiederhole Ihnen nochmals, Kirby hat mich anständig behandelt.«

»Warum haben Sie dann versucht, ihn mit Drohbriefen zu erpressen?«

»Erpressen? Ich? Sie sind verrückt, mein Herr. Keine Dame würde sich jemals so weit erniedrigen.«

»Und doch hat er Briefe erhalten, in denen Schweigegeld gefordert wurde, und die auf derselben Maschine wie diese Abschriften hier getippt waren. Sie geben doch zu, daß Sie das hier geschrieben haben.«

»Nun, es können ja viele auf derselben Maschine tippen, nicht wahr. Es ist ein alt gekaufter Klapperkasten, vielleicht gehörte sie ihrem Erpresser, bevor ich sie kaufte.«

»Wann haben Sie sie gekauft?«

»Vor einigen Tagen.«

»Haben Sie noch die Quittung?«

»Zum Teufel«, Dimples schaute ungnädig auf, »natürlich nicht. Wenn ich auch diese Maschine besitze, beweist das noch lange nicht, daß ich Erpresserbriefe an Kirby geschrieben habe.«

»Jemand ist draußen an der Tür!« flüsterte Tam leise, aber so eindringlich, daß Fisk von seinem Stuhle aufsprang und zur geschlossenen Tür eilte. Bevor er sie jedoch erreicht hatte, war auch Dimples aufgesprungen und hatte ihm durch einen heftigen Stoß nach rückwärts ihren Stuhl direkt in den Weg geworfen. Dadurch wurde Fisk so lange aufgehalten, daß der Lauscher Zeit genug hatte, zu verschwinden. Der Korridor war leer.

»Es hat jemand gelauscht«, sagte Tam bestimmt. »Ich will mal nachsehen, wer auf der Bühne ist.«

Der dritte Akt war bald vorüber. Vera Vernon und sechs Mädchen vom Chor standen auf der Bühne. In dieser Szene hatte keiner von den anderen Schauspielern zu tun, und so hatten viele Leute die Möglichkeit gehabt, an der Garderobentür zu lauschen.

Dimples und Fisk saßen wieder auf ihren Stühlen, als Tam in die Garderobe zurückkam. McCoy hielt Dimples unter einem Trommelfeuer von Fragen, aber alle seine Attacken wurden durch Dimples' beispiellose Kaltschnäuzigkeit abgewiesen. Tam setzte sich wieder an den Tisch und kritzelte einen Satz auf einen Zettel, den sie McCoy hinüberschob.

»Vergiß nicht: im Erpresserbrief stand ›wir‹.«

McCoy dankte durch ein Kopfnicken und änderte daraufhin seine Angriffstaktik. »Sind Sie vielleicht damals, als Sie für Kirby die Korrespondenz führten, im Besitz von Briefen oder anderen etwa kompromittierenden Schriften geblieben?« fragte er, »und haben Sie diese Briefe später benutzt, um Geld damit zu machen?« Dimples griente bloß, sie hatte offenbar keine Angst.

»Wir haben nämlich ein Exemplar eines solchen Erpresserbriefes, das auf Ihrer Maschine geschrieben ist.«

»Na, ist das nicht phantastisch? Und haben Sie auch genau nachgesehen, ob ich ihn nicht gar unterschrieben habe?«

»Darauf kommt es nicht an. Geschrieben wurde er nun mal auf Ihrer Maschine, und Sie geben zu, daß Sie diese in Ihrem eigenen Zimmer, nicht etwa im Theater aufbewahrt haben. Es wäre doch denkbar, daß dort irgend jemand Mißbrauch mit ihr getrieben hat? Ich rate Ihnen, die Wahrheit zu gestehen. Das Urteil würde dann weniger streng ausfallen.«

»Ach wirklich?! Ich mache mir aber darüber gar keine Sorgen. Der Erpresserbrief ist doch für Sie sehr nebensächlich. Sie wollen doch nur wissen, ob ich eine Ahnung habe, wer Clyde Kirby ermordet hat und warum.«

»Fällt es Ihnen denn nicht selber auf, daß recht schwerwiegende Gründe zu der Annahme führen, Sie hätten ihn ermordet?«

»Bah!« Sie zeigte keine Spur von Angst. »Sie können doch noch nicht einmal beweisen, daß ich Anlaß zu einer solchen Tat gehabt hätte.«

»Und wie steht es mit Ihrem Helfershelfer? Wir wissen, daß Sie nicht allein gearbeitet haben.«

»Ich staune ja nur, daß Sie so viel Zeit darauf verwenden, mich hier zu bearbeiten, wenn Sie doch alles besser als ich wissen«, meinte sie spöttisch. »Wie wäre es, wenn Sie mich jetzt gehen ließen, um mir Gelegenheit zu geben, wieder an meine Arbeit zu kommen? Ich habe bestimmt schon ein paar Songs versäumt.«

Da es McCoy klar wurde, daß aus dem jungen Mädchen so nichts herauszubekommen war, ließ er sie sofort gehen. Dann wandte er sich fragend an seinen Kollegen:

»Ich glaube,« meinte Tam, »sie ist nicht schuldig, obgleich wir nicht vergessen sollten, daß ihre Stellung auf der Bühne im Piratenchor grade vor Paula Kent war, auf der äußersten Linken, in der dritten Reihe. Aber, ob sie schuldig ist oder nicht, sie weiß bestimmt mehr, als sie gesagt hat.«

»Zugegeben. Aber – was tun wir jetzt?«

»Wäre es nicht am besten, die ganze Gesellschaft ins Vertrauen zu ziehen, natürlich nur bis zu einem gewissen Punkte?« schlug Fisk vor. »Wir können ja eine allgemeine Zusammenkunft nach der Vorstellung einberufen und ihnen mitteilen, daß wir wissen müssen, wer das Theater kurz nach zehn Uhr am Montagabend verlassen hat?«

»Reitet ihr immer noch auf diesem Telefongespräch herum?« spottete McCoy. »Ich zweifle daran, ob sich irgend jemand erinnern kann, außerdem würden wir den Mörder damit nur warnen.«

»Das mag sein, aber der Täter hat vermutlich schon bemerkt, daß wir diesem Telefongespräch große Bedeutung beimessen. Wenn wir alle zusammenrufen, erfahren wir sicher schneller etwas darüber, als wenn wir jeden einzeln verhören.«

Man entschied sich schließlich, diesen Plan auszuführen, und am Anschlagbrett wurde eine allgemeine Bekanntmachung angebracht, wonach alle Mitwirkenden nach dem letzten Akt in das Vestibül gebeten wurden.

Als sie alle versammelt waren, fing Inspektor McCoy an, sich in seiner freundlichen und väterlichen Art zu entschuldigen, daß er sie noch zurückhalte. »Ich weiß, es ist eine Schande, so schwer arbeitende Menschen von ihrer Ruhe oder ihrem Amüsement abzuhalten, aber wir sind nun einmal auf Ihre Mitarbeit angewiesen, und ich weiß, Sie sind gern dabei, uns entdecken zu helfen, wer Clyde Kirby ermordet hat. Es handelt sich zunächst um folgendes: wir müssen wissen, ob einer der Mitwirkenden am Montagabend das Theater ungefähr um zehn Uhr oder ein wenig später verlassen hat.«

Er machte eine kleine Pause, um dem, der vielleicht etwas sagen wollte, Gelegenheit dazu zu geben. Keiner sprach ein Wort, und nach einer kurzen Pause fuhr er, noch immer hoffnungsvoll, fort: »Ich weiß bestimmt, es ist nicht so einfach, eine Kleinigkeit, die sich vor drei Tagen ereignet hat, zu behalten, aber wenn Sie richtig nachdenken, so wird sich vielleicht einer von Ihnen erinnern, daß jemand ungefähr um zehn Uhr das Theater verlassen oder betreten hat.«

Als er zum zweiten Male innehielt, trat ein Chorgirl hervor, von dem Kreuzfeuer der Augen, das sich auf sie richtete, anscheinend mehr geschmeichelt als eingeschüchtert.

»Ich mache ungern jemandem Unannehmlichkeiten,« sagte sie mit zurückhaltendem Bedauern, »aber wenn Sie uns um unsere Hilfe bitten, dann ist es nur fair, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich wirklich gesehen habe, wie jemand am Montag zwischen zehn Uhr fünfzehn und zehn Uhr dreißig durch die Bühnentür hereingerannt kam.«

McCoy strahlte das Mädchen an. »Sind Sie sich über die genaue Zeit ganz sicher?«

»Ich weiß nur, daß es in dieser Viertelstunde gewesen ist, denn ich hatte meine Uhr an demselben Tag regulieren lassen, und während Terry Nagle sein Solo ›Eines Tages werde ich das ändern‹ sang, ging ich hinaus, um sie mit der großen Uhr im Vestibül zu vergleichen, es war genau zehn Uhr achtzehn, und ich kam erst um halb elf wieder an die Reihe. Inzwischen plauderte ich mit einem anderen Mädchen vor der Vestibültür, und ich erinnere mich, daß Dimples Denby hereingerannt kam, als wir dort standen.«

»Du verdammte Lügnerin!« Dimples schrie das Mädchen fast an. »Ich habe das Theater am Montag während der Vorstellung nicht ein einziges Mal verlassen.«

»Entschuldigen Sie, Fräulein Denby, wir brauchen bei allem nicht zu vergessen, daß wir Damen sind«, tadelte sie das junge Mädchen. »Es ist so, wie ich sagte: ich habe sie wirklich hereinkommen sehen, ganz außer Atem, als ob Sie gerannt wären.«

»Einen Augenblick bitte.« McCoy sah eine handgreifliche Auseinandersetzung voraus und trat zwischen die beiden. »Sie brauchen sich wirklich nicht aufzuregen.« Dann zu der neuen Zeugin gewandt: »Sind Sie dessen ganz sicher, daß Sie Fräulein Denby sahen?«

»Natürlich bin ich dessen sicher. Ich habe doch die ganze Saison lang neben ihr gearbeitet. Es wäre ja sehr komisch gewesen, wenn ich sie nicht erkannt hätte.«

»Ich sage Ihnen aber, daß Sie lügt!« brach Dimples los, wurde jedoch durch eine Handbewegung McCoys zum Schweigen gebracht.

»Wir werden das später näher untersuchen.« Seine Stimme hatte einen drohenden Ton. »Kann mir noch jemand über Montagabend irgendwelche Informationen geben?«

Es meldete sich niemand. In diesem Augenblick betrat Conway Fisk das Vestibül mit einem korpulenten, grauhaarigen Mann, den einige Mitglieder der Gesellschaft zu kennen schienen, da sie ihm einen kurzen Gruß zunickten. Der Fremde und die beiden Inspektoren standen eine Zeitlang ruhig plaudernd da, und der Fremde faßte gewissenhaft einen Schauspieler nach dem anderen ins Auge.

Er war in einem Geschäft in der Nähe des Theaters angestellt, in dem die Schauspieler hin und wieder Kleinigkeiten kauften, so daß er sie alle kannte. Fisk hatte ihn herbeigeholt in der Hoffnung, daß er unter den Anwesenden vielleicht den erkennen würde, der Montagabend kurz nach zehn Uhr die Fernsprechzelle in dem Geschäft benutzt hatte.

Während Tam versuchte, seinen Augen zu folgen, prüfte sie sorgfältig jeden einzelnen der versammelten Gesellschaft, und plötzlich bemerkte sie, daß jemand fehlte.

»Entschuldigen Sie, mein Herr, aber ich kann mich nicht daran erinnern, jemand von den Herrschaften hier am Montagabend gesehen zu haben«, sagte der Fremde voller Bedauern. »Ich kenne viele von ihnen vom Sehen, da ich dies und das an sie verkauft habe, aber ich kann mich nicht erinnern, ob es einer der Anwesenden war, der zu der angegebenen Zeit unsere Fernsprechzelle benutzte.«

»Wir haben uns bereits gedacht, daß nicht viel Aussicht besteht. Ich danke Ihnen jedenfalls vielmals für die Mühe, die Sie sich gemacht haben.«

Als der Mann sich anschickte, den Raum zu verlassen, bot sich Tam ganz unerwarteterweise an, ihn hinauszubegleiten.

»Ich arbeite mit der Polizei,« erklärte sie, als sie aus dem Vestibül und dem Bereich möglicher Zuhörer waren, »und möchte noch gern eine Frage stellen. Waren Sie am Montagabend ganz allein im Geschäft?«

»Nein, jetzt fällt mir ein, daß meine kleine Tochter fast den ganzen Abend über bei mir war.«

»Wie alt ist sie?«

»Grade dreizehn geworden.«

»Würden Sie mir bitte Ihre Adresse und Namen angeben? Ich möchte mich gern mal mit dem Kind unterhalten.«

Willig gab er ihr beides an, dann ließ Tam ihn zur Bühnentür hinaus und ging in das Vestibül zurück, wo McCoy immer noch vergeblich versuchte, die schwerfälligen Gedächtnisse anzuspornen.

Durch eine leise Berührung am Arm zog sie McCoy zur Seite, dann lenkte sie seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, die ihr vorhin aufgefallen war.

»Jules Darcy fehlt!«

Er starrte sie ungläubig an, denn unter so vielen hatte er die Abwesenheit Darcys noch nicht bemerkt.

»Wo ist Jules Darcy?« fragte er die Gesellschaft. »War er hier zu Beginn dieser Zusammenkunft?«

»Nein, er war nicht hier«, Vera Vernon antwortete mit einem Ton des Bedauerns. »Und außerdem war er auch beim Schlußchor nicht auf der Bühne. Er steht sonst neben mir bei dem Finale, aber heute ist er nicht erschienen.«

»Das stimmt,« bestätigte jemand. »Ich habe ihn seit dem Duett in der Mitte des dritten Aktes nicht mehr gesehen.«

»Was ist denn los mit ihm? Warum wurde mir das nicht gesagt?« McCoy blickte voll Zorn von einem zum andern, dann blieb sein Blick auf Humphrey Tearly haften. »Gehen Sie in sein Ankleidezimmer und sehen Sie zu, ob er dort ist.«

Sofort stürzte Tearly hinaus, während sich McCoy an die Übrigen wandte.

»Hat jemand von Ihnen Darcy seit diesem Duett, das eben erwähnt wurde, gesehen?«

Es konnte sich keiner entsinnen. Auf ein Flüstern von Tam hin stellte er eine andere Frage.

»War das nach oder vor Vera Vernons Solonummer mit den sechs Girls?«

»Gleich danach,« sagte ihm Bob Maxwell, der, obwohl er nicht eigentlich zu den Mitwirkenden gehörte, die Frage auch auf sich bezog.

In diesem Augenblick stürzte Tearly herein, Erleichterung und Besorgnis zugleich in seinen Mienen.

»Darcy ist nicht in seiner Garderobe, aber er hat einen Brief zurückgelassen …« Er übergab ihn bereits geöffnet McCoy, der ruhig die Zeilen überflog und sie dann Tam und Conway Fisk hinüberreichte.

 

»Ich habe offenbar einen schlechten Likör hinuntergestürzt, und es hat mich böse mitgenommen. Ich bitte um Entschuldigung, aber ich kann bei dem Finale nicht mitmachen. Bin auf dem Weg zum Doktor und gehe dann sofort nach Hause.

Darcy.«

 

»Er hätte sich ruhig die Mühe nehmen können, es jemandem beizeiten mitzuteilen«, murrte McCoy, dann teilte er der Gesellschaft mit, daß Darcy plötzlich krank geworden und nach Hause gegangen sei.

»Er fühlte sich höchstwahrscheinlich zu elend, um sich noch darum zu kümmern, was weiter geschah«, verteidigte Tearly seinen abwesenden Freund. »Sehr anständig von ihm, überhaupt eine Nachricht zu hinterlassen. Wenn Sie mit mir fertig sind, Inspektor, will ich nach Hause stürzen und sehen, wie es ihm geht.«

»Gut, Sie können sofort gehen.«

Er ließ auch die übrigen gehen und hielt nicht einmal Dimples Denby zurück.

»Wollen Sie das Mädchen nicht zurückhalten, nach dem, was wir heute abend erfahren haben?« protestierte Fisk, als er sah, wie Dimples Denby gelassen mit den Übrigen hinausging.

»Ich lasse sie bewachen. Es ist möglich, daß sie den Versuch machen wird, New York zu verlassen, was unseren Verdacht gegen sie sehr festigen würde.«

»Wir wollen in die Garderobe zurückgehen«, schaltete Tam ein. »Ihr könnt die Bühnenarbeiter gehen lassen und sagen, daß wir die Lichter auslöschen werden, oder, wenn ihr wollt, einen dazu bewegen, noch hierzubleiben.«

McCoy betrachtete sie etwas mißtrauisch, tat aber doch, was sie forderte, und fragte sofort, als sie in die Garderobe zurückgekehrt waren: »Was hast du im Sinn?«

»Ich will Tearly nur Zeit lassen, nach Hause zu kommen, und ihn dann anrufen, um zu erfahren, ob Darcy schon da ist.«

»Warum?«

»Erscheint dir sein plötzliches Verschwinden nicht auch sonderbar? Um so mehr, als wir annehmen müssen, daß jemand unsere Unterhaltung über den Erpresserbrief mit angehört hat?«

»Du glaubst also, er ist Dimples Helfershelfer?«

»Nun …«, Tam zündete sich eine Zigarette an, »wir wissen, daß sie nicht allein gearbeitet hat … im Brief stand ›wir‹, und die Art, wie sie plötzlich den Stuhl zurückschob, läßt doch vermuten, daß sie dasselbe Geräusch gehört hat wie ich, und daß sie die Absicht hatte, Fisk so lange aufzuhalten, bis der draußen Gelegenheit hatte, zu entkommen.«

»Aber warum verdächtigst du gerade Darcy?«

»Hauptsächlich wegen seines plötzlichen Verschwindens.« Sie sah auf ihre Uhr. »Könnten wir nicht jetzt in seiner Wohnung anrufen?«

»Ich zweifle stark, ob Tearly schon zu Hause sein kann. Der Verkehr ist zu dieser Zeit sehr stark.«

»Warum stellen wir nicht in der Zwischenzeit zusammen, was gegen diese Denby spricht?« schlug Fisk vor. »Zunächst hatte sie also eine kurze Beziehung zu Kirby, und er ließ sie sitzen. Sie behauptet, keinen Groll gegen ihn zu hegen, aber das brauchen wir nicht unbedingt zu glauben. Zweitens zeigte sie im Zirkus eine Revolver-Nummer, also ist sie eine sichere Schützin. Als Drittes: ein anderes Mädchen behauptet, sie um die Zeit, als Paula Kent angerufen wurde, durch die Bühnentür hereinrennen gesehen zu haben, und als Viertes und Wichtigstes: Kirbys Erpresserbrief ist auf ihrer Maschine getippt worden.«

»Eine Reihe von stark belastenden Tatsachen, finde ich«, meinte McCoy. »Und dabei haben wir noch die starke Wahrscheinlichkeit ausgelassen, daß sie als Kirbys Stenotypistin eine großartige Gelegenheit hatte, in den Besitz von kompromittierenden Briefen zu kommen – persönlicher oder beruflicher Natur –, die zu Erpressungen benutzt werden konnten. Und dann haben Sie vergessen anzuführen, wie sie den Stuhl direkt Ihnen in den Weg geschoben hat. Alles in allem haben wir Material genug, sie festnehmen zu können.«

»Zugegeben, aber wenn wir das täten, dann wäre die Aussicht, auch ihre Helfershelfer zu finden, viel geringer«, bemerkte Tam. »Wenn sie in Freiheit ist, dann wird sie wahrscheinlich eher verraten, wer mit ihr an dieser Erpressergeschichte beteiligt ist. Aber jetzt, mein Guter, ruf um Himmels willen in Darcys und Tearlys Wohnung an. Tearly muß längst zu Hause sein.«


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