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5

Das Büro von Kent und Waterbury war genau so, Tam es sich vorgestellt hatte, von würdiger und gemessener Eleganz.

Als Tam ihre Visitenkarte mit der handschriftlichen Empfehlung von McCoy auf der Rückseite abgab, wies sie ein Angestellter in einen großen Raum, in dem sich niemand aufhielt.

»Ich glaube, Herr Kent rechnet mit ihrem Besuch, Fräulein O'Brien, er muß jeden Augenblick ins Büro kommen.«

Die Ausstattung dieses Raumes war ganz ohne das, was auch einen Büroraum anheimelnd und gemütlich machen kann. Nur eine Kleinigkeit stand zu der kalten Leere im Gegensatz: eine große, gerahmte Fotografie einer schönen Dame im Abendkleid. Tam, mit einem gesunden Empfinden für alles natürlich Schöne begabt, fühlte sich von dem lieblichen Gesicht magisch angezogen. Sie ging ein paar Schritte darauf zu, um es aus der Nähe anzugucken, – da erklang ganz unerwartet eine Stimme hinter ihr, denn sie hatte nicht gehört, daß die Tür geöffnet worden war.

»Meine Frau.«

In diesen Worten lagen zugleich soviel Stolz und Zärtlichkeit, daß man keinen Zweifel an den Gefühlen hegen konnte, die diese Worte diktiert hatten. Und doch, als sich Tam umwandte, um Roger Kent ins Gesicht zu sehen, war es bereits wieder zu seiner alten, unnahbaren Korrektheit erstarrt, so sehr, daß man ihm diese Worte kaum zutrauen konnte.

»Ihretwegen habe ich Sie warten lassen müssen«, sagte er nun.

»Bitte, Sie hätten keine bessere Entschuldigung haben können.«

»Meine Frau hat auswärtige Freunde besucht«, erklärte er, »und ich glaubte, sie würde wenigstens vierzehn Tage länger bleiben. Heute morgen aber erhielt ich ein Telegramm, daß sie noch heute zurückkehren werde, und so haben mich die kleinen Vorsorgen für ihren Empfang zu Hause zurückgehalten.«

Er nahm eine flache goldene Uhr aus der Tasche, sah sie etwas überrascht an, als ob er sich jetzt erst über den Zeitverlust klar würde.

»Wollen Sie nicht Platz nehmen, Fräulein – O'Brien. Ich habe den Brief, der Clyde Kirby betrifft, hier in meinem Schreibpult.«

Nachdem er eine der oberen Schubladen geöffnet hatte, hob er ein sorgfältig gestapeltes Bündel Papiere heraus, dann überreichte er ihr ein zusammengefaltetes Stück Papier, das unter diesem Stapel gelegen hatte. Es war lavendelfarben und stark parfümiert, aber es schien nicht von besonderer Qualität zu sein. Zu Tams Enttäuschung war der kurze Inhalt mit einer Schreibmaschine geschrieben. Es tröstete sie nur die Tatsache, daß die Maschine augenscheinlich sehr alt war, mit mehreren schadhaften Typen, die manchmal eine ungerade Linie bildeten, also sehr leicht zu identifizieren, wenn sie jemals das Glück haben sollte, diese besondere Maschine zu finden. Das war der Wortlaut:

 

»Lieber Clyde, das ist unsere dritte und letzte Warnung! Entweder Du zahlst oder Du bereitest Dich vor, die Konsequenzen zu tragen. Wir werden keine Briefmarken mehr verschwenden. Das ist alles, was wir Dir noch zu sagen haben.«

 

Die Unterschrift, ein einziges flüchtiges Zeichen, hätte fast jeder Buchstabe des Alphabets sein können. Tam sah auf und bemerkte, wie Roger Kents Augen sie fixierten.

»Meiner Meinung nach kann man aus diesem Brief nichts Besonderes schließen«, sagte er, und in seinen Worten klang ein fragender Unterton.

»Wie schade, daß Clyde Kirby Ihnen nicht mehr Einzelheiten gegeben hat«, wich Tam einer direkten Antwort aus, »hat er denn nichts gesagt, was auf den Briefschreiber hinwies?«

»Er hat nur gemeint, daß der Brief von einer Frau käme.«

»Was hilft uns das? Er ist mit so viel Frauen in Berührung gekommen!« Sie erhob sich.

»Warum haben Sie sich nur so sehr dagegen gesträubt, sich dieses Falles anzunehmen? Anderenfalls hätten wir längst diese Frau und wüßten, welche eigenartige Macht gerade sie über ihn hatte.«

»Auch ich habe gestern abend sehr bedauert, daß ich damals die Sache ablehnte, fast fühle ich mich mitschuldig an seinem Tode.«

»Wieso denn das?«

»Es ist doch möglich, daß diese Frau in Erfahrung gebracht hat, daß Kirby sich mit einem Anwalt m Verbindung gesetzt hat, ohne ihm vorerst ihren Namen zu nennen, und nun hat sie ihn nur darum ermordet, um einer Verfolgung zu entgehen. Denn was war natürlicher, als daß sie annahm, er hätte sich nun einmal entschlossen, sich mit allen möglichen Mitteln zu wehren und daß höchst unangenehme Dinge für sie die Folge gewesen wären?«

»Diese Theorie ist gar nicht so übel, aber im allgemeinen sind Erpresser Feiglinge, die sehr selten zu so brutalen Mitteln greifen.«

Sie ging auf die Tür zu, aber Kent schien nicht ganz damit einverstanden, sie jetzt schon gehen zu lassen. Vielleicht war in dieser Unterredung ein Wort gefallen, das ihn nicht zur Ruhe kommen ließ und das er gern näher aufgeklärt hätte.

»Wenn ich Ihnen oder dem Inspektor nützen kann, wird mich das sehr freuen; bitte suchen Sie mich dann sofort auf!«

Tam war sehr froh, aus dem Büro hinauszukommen, der Mann war ihr unsympathisch. Selbst die Ehe mit einer so schönen Frau, dachte sie bei sich, könne nicht sein unangenehmes, kaltes Gesicht und sein starres Wesen aufwiegen.

Tam bestieg ihren Wagen und fuhr nach Kirbys Haus in den oberen Straßenzügen von Westend.

Es war eines der vielen kleinen Einfamilienhäuser zwischen der Fünften und Sechsten Avenue, hatte einfache Vorhänge an seinen Fenstern, und nichts ließ darauf schließen, daß ein Theatermagnat mit der bekannten Liebe für alles Prunkvolle dieses unscheinbare Haus bewohne. Freilich, hatte man erst einmal die Schwelle übertreten, so war jede Andeutung von Schlichtheit verschwunden, denn die Einrichtung war fast orientalisch üppig in ihrem auffallend farbenfreudigen Luxus.

Ein höchst korrekt gekleideter Chinesenboy führte Tam in einen nach der Gartenseite gelegenen Raum, eine seltsame Mischung von Bibliothek und Wintergarten, denn Kirby hatte Blumen besonders gern gehabt. Dort fand sie auch Mona Dare und McCoy. Beide rauchten und schienen seltsam erregt.

»Gestern nacht ist hier jemand eingedrungen und hat Kirbys Papiere durchsucht«, stieß der Inspektor hervor und vergaß sogar, Tam zu begrüßen.

»So!« sagte sie gemessen, sie war schwer zu überraschen. »Und ist etwas gestohlen worden?«

»Das eben ist das Sonderbare!« mischte sich Mona ein, »wir haben die umhergestreuten Papiere gesammelt, es fand sich ein Verzeichnis von Aktien, Pfandbriefen, Hypothekenbriefen. Wir haben alles genau durchgesehen, und nichts fehlt.«

»Es hat also jemand etwas Bestimmtes gesucht. Sie wissen nicht, ob dieser »Besuch« vor oder nach der Abendvorstellung erfolgte?«

»Nein, als ich nach Hause kam, war ich zu stark erschüttert, um auf irgend etwas achten zu können. Woo Fong hat mir erzählt, daß er gegen neun Uhr das Licht löschte und dann ausging. Niemand außer ihm durfte Clydes Arbeitszimmer betreten, wir haben daher erst heute morgen, als er in das Zimmer kam, den Einbruch entdeckt und fanden Clydes Papiere überall verstreut.«

»Weiß irgend jemand etwas über seine Privatkorrespondenz, der uns vielleicht sagen könnte, ob bestimmte Papiere verschwunden sind?«

»Ich glaube nicht. Clyde war so unordentlich, wir fanden alle Arten von Rechnungen, Briefen, Programmen, Fotografien und Gott weiß was noch, alles durcheinandergeworfen.«

»Hatte er eine Sekretärin?«

»Nicht ständig. Es schrieb nur ab und zu eine Dame für ihn und nahm Briefe nach Diktat auf. Er ließ niemals irgend jemand seine Privatkorrespondenz lesen oder bearbeiten.«

»Da wir gerade von Korrespondenz sprechen, hast du das bekommen, was uns versprochen war, Tam?« fragte McCoy.

Tam gab ihm den parfümierten, lavendelfarbenen Brief, und er ging in die Nähe des Fensters, um ihn zu lesen, während sie und Mona sich weiter unterhielten.

»Fanden Sie irgendwelche Anzeichen eines gewaltsamen Einbruches?« fragte Tam, wobei ihre scharfen Augen das Zimmer prüfend durchforschten.

»Nein, alle Fenster in diesem Stockwerk waren geschlossen, weder die Haustür noch die Hintertür scheinen gewaltsam aufgebrochen worden zu sein. Das war das erste, was Inspektor McCoy untersucht hat.«

»Kann man sich auf Ihre Diener verlassen?«

»Ach Gott, ja. Jedenfalls glaube ich es. Sehen Sie, Clyde gab seinen näheren Freunden oft Schlüssel mit, – und ist es nicht denkbar, daß ein solcher Schlüssel nicht zurückgegeben worden ist?«

»Eine schlechte Gewohnheit, Ersatzschlüssel zu verteilen. Wissen Sie zufällig, wem er Schlüssel gegeben hat?«

»Genau weiß ich es nicht. Natürlich sollten sie nur im Notfall benutzt werden, wenn zum Beispiel das Personal einmal zufällig ausgegangen war.«

Nachdem es also offenbar war, daß man mit diesen Reserveschlüsseln nicht viel anfangen konnte, ließ Tam das Thema fallen und begann, das Zimmer zu untersuchen. In der Nähe der Tür, die auf den Korridor führte, lag ein mit Fransen besetzter kleiner Teppich, und Tams geübte Augen bemerkten, als sie vorbeiging, ein Stückchen Leder, das unter dem Teppichrand halb verborgen war. Es mußte ein dünner Lederfleck von dem französischen Absatz eines Damenschuhs sein. »Ist das von Ihnen?« fragte sie Mona, die sich nun nur noch für Tam und nicht mehr für McCoy interessierte.

»Nein, ich laufe sehr viel und gern und kann daher nur niedrige Absätze gebrauchen. Solche trage ich nie.«

»Und Sie sagen, daß Fong dieses Zimmer besorgt? Vielleicht ist es am besten, wenn wir ihn rufen und fragen, ob dieser Absatzfleck schon vorher hier gelegen hat?«

Als man den undurchdringlichen Chinesenboy fragte, blieb er bei der Behauptung, der Fleck hätte noch nicht dagelegen, als er gestern das Zimmer aufräumte. Ebenso sicher war er, daß der Raum im Lauf des gestrigen Tages von keiner Dame betreten worden sei.

Wenn seine Behauptung richtig war, dann gab's keinen Zweifel über das Geschlecht des Eindringlings um Mitternacht. Das war nicht viel. Ein kleiner Hinweis zur Identifizierung dieses Eindringlings blieb dieses Lederstückchen aber doch.

Noch über eine andere Kleinigkeit wollte Tam gern Auskunft haben: ob der Topf mit den Ringelblumen, der in der Nähe des Schreibtisches stand, und von dem ein paar Blüten schon abgefallen waren, bereits umgeworfen war, als Woo Fong das Licht ausgelöscht hatte. Er erklärte, zu dieser Zeit sei die Pflanze noch ganz unversehrt gewesen.

Als der Diener gegangen war, unternahm Tam einen Gang durch die anderen Räume. McCoy untersuchte den Absatzflecken und steckte ihn in die Tasche.

»Nun, Fräulein Dare, da ist noch ein interessanter Punkt,« begann er und sah das Mädchen so durchdringend an, daß über das liebliche Gesichtchen ein Schimmer von Unruhe flog. »Was … was … denn?« stammelte sie, als McCoy noch ein paar Schritte näher zu ihr kam, wie um sie einzuschüchtern.

»Gestern abend haben Sie mir gesagt, daß es nie Mißverständnisse zwischen Ihnen und Ihrem Pflegevater gegeben hat«, klagte er sie an. »Haben Sie uns da nicht wichtige Einzelheiten verschwiegen? Und zeugt das nicht von schlechtem Gewissen? Hmm?«

»Mißverständnisse?« sagte Mona unsicher, »Sie meinen wohl die Verlobung mit Terry?«

»Sie haben uns das also mit Absicht verschwiegen?«

»Nein, von Absicht kann keine Rede sein,« verteidigte sie sich jetzt lebhaft, »aber wie konnte ich an meine Verlobung denken, wenn der Mann, der mir wie ein Vater gewesen ist, ermordet dalag? Und was die »Mißverständnisse« betrifft, wie Sie es nennen, so konnte ich sie nicht so furchtbar ernst nehmen, daß ich in einem solchen Augenblick darüber hätte sprechen können.«

»Sie konnten nicht ernst nehmen, daß er Sie enterben wollte?«

»Oh, so weit war es nicht! Er hat nur eine Menge darüber gesprochen und behauptet, daß man sich auf Terry nicht genug verlassen könne, und daß ich noch zu jung sei.«

»Sagte er Ihnen nicht, daß er sein Testament ändern werde, wenn Sie Nagle nicht aufgeben?«

»Er sagte nichts Derartiges, außerdem wußte er genau, daß ich ohne seine Einwilligung Terry niemals geheiratet hätte.«

»Das ist ja sehr leicht zu behaupten, jetzt, da Kirby tot ist. Nun, wenn Sie uns nicht die Wahrheit sagen wollen, dann werden wir uns anderswo danach umsehen müssen, und das kann am Ende sehr schlecht für Sie ausgehen.«

»Ein Telefongespräch für Inspektor McCoy«, sagte Woo Fong im Türrahmen, und der Inspektor, der anscheinend den Telefonanruf erwartete, beeilte sich, an den Apparat zu gehen.

Mona wandte sich mit einer flehenden Geste an Tam, die wieder ins Zimmer trat.

»Er glaubt doch wirklich nicht, daß ich … daß ich Clyde getötet habe?« flüsterte sie in einem Ton, der um Beruhigung bettelte.

»Fürchten Sie sich nicht, wenn es auch im Augenblick so den Anschein hat.« Tam legte ihren Arm beruhigend auf die schmalen, zitternden Schultern. »Sie müssen wissen, daß es viel besser ist, wenn man am Anfang einer Untersuchung verdächtigt wird als erst später. Die ersten, auf die der Verdacht gerichtet ist, sind fast niemals schuldig.«

»Sie glauben also nicht, daß ich es getan habe?«

»Natürlich nicht und höchstwahrscheinlich der Inspektor in der Tiefe seines Herzens auch nicht. Er ist vielleicht durch den Gedanken beeinflußt, daß Sie von den fünfzehn Girls, die Gelegenheit hatten zu schießen, anscheinend die einzige sind, die einen stichhaltigen Grund gehabt haben könnte, Clyde Kirbys Tod herbeizuwünschen.«

»Weil Ihnen irgend jemand erzählt hatte, daß er wegen meiner Liebe zu Terry zornig war?«

»Und weil er drohte, sein Testament zu ändern, vorausgesetzt, daß er wirklich gedroht hat!«

Mona zögerte und schien gerade etwas sagen zu wollen, als McCoy eilig ins Zimmer kam. Da lief sie schnell hinaus, ohne zu fragen, ob er sein Verhör noch fortsetzen wollte.

»Die Schießsachverständigen haben angerufen,« sagte er. »Statt klarer wird dieser Fall mit jeder Stunde rätselhafter. Setz dich mal hin, ich werde dir den Bericht über die Waffen und die Fingerabdrücke vorlesen.«

Tam fügte sich und machte es sich in einer Ecke des großen Sofas bequem, zündete sich eine Zigarette an und wartete geduldig auf den Bericht.

»Die Sachverständigen im Präsidium haben alle Pistolen geprüft, und man hat die herausgefunden, mit der man Kirby ermordet hat. Aus den anderen Pistolen können nur Platzpatronen abgefeuert worden sein, außer einer, aber dieses Ungetüm … ist überhaupt nicht losgegangen. Warte nur, gleich hörst du mehr. Es scheint, als ob Ragan, der diese Dinger aufbewahrt, sie schon so lange nicht mehr geputzt hat, daß jeder Griff ein ganzes Regiment Fingerabdrücke aufweist, alle übereinander und durcheinander. Da die Waffen bei jeder Vorstellung an ein anderes Girl kamen, kann man aus den Fingerabdrücken, die sich alle überschneiden, gar nichts feststellen.«

»Ja, das habe ich geahnt,« murmelte Tam.

»Was ich dir eben gesagt habe, betrifft nur einunddreißig Pistolen einschließlich der Mordwaffe«, fuhr er fort, »und alle einunddreißig sind Modelle derselben Art, aber die zweiunddreißigste, von der ich dir eben gesagt habe, daß sie gar nicht abgefeuert wurde, ist ein etwas abweichendes Modell, obgleich es dieselbe Marke ist. Und nur eine Art von Fingerabdrücken ist darauf zu sehen, die einer Frau.«

»Sind sie identifiziert worden?«

»Deswegen hat mich ja der Sachverständige eben angerufen. Natürlich hat er gestern abend die Fingerabdrücke des ganzen Piratenchors ausgenommen, und heute morgen, nachdem ich den Bericht des Waffensachverständigen hatte, beauftragte ich ihn, nachzuschauen, wer die zweiunddreißigste Pistole benutzt hat oder besser gesagt, nicht benutzt hat. Nun erzählt er mir eben, daß keiner der Fingerabdrücke auf sie paßt, – daß die Fingerabdrücke auf dieser Pistole in seiner ganzen Sammlung nicht vorkommen.«

»Dann müssen sie eben zu diesem mysteriösen Girl gehören, und wenn die Pistole nicht abgefeuert worden ist, so läßt das vermuten, daß sie die Bühne vor dem Finale verlassen hat. Ich möchte nur gern wissen, warum?«

»Hm, das ist mir noch gar nicht aufgefallen.« McCoy war stets bereit, seine eigenen Fehler zuzugeben. »Was hat sie gesehen oder was wußte sie, was sie zur Flucht veranlaßte, bevor noch der Akt zu Ende war? Und es muß in einer wahren Panik geschehen sein, denn die Garderobenfrau sagte mir, daß auch ihr Kostüm fehlt, – die Unbekannte hat sich nicht mal die Zeit genommen, sich umzuziehen.«

»Was auch immer sie gewußt hat, wir können sie jedenfalls von dem tödlichen Schuß ausschließen«, bemerkte Tam.

»Sehr verdächtig scheint ihr Verschwinden jedenfalls,« meinte McCoy. »Wenn sie etwas weiß, was einen andern belastet, warum meldet sie sich dann nicht? Sie muß doch die Riesenschlagzeilen in den Morgenblättern gelesen haben!«

Tam sah ihn gedankenvoll an. Eine dünne Rauchwolke von bläulichem Grau schwelte von der vernachlässigten Zigarette.

»Wir kommen auf das zurück, Mac, was wir bereits gestern abend sagten, wir müssen wissen, welches der Girls schießen kann.«


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