Johanna Spyri
Kornelli wird erzogen
Johanna Spyri

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Es kommt, was keiner gewollt hatte

Die bewährte Esther stand im Gemüsegarten und pflückte die in reichlichen Büscheln niederhängenden grünen Erbsen, die in den warmen Tagen dieses sonnigen Junimonats schnell gereift waren.

»Komm herunter, Kornelli«, rief sie nach dem Garten hinauf, »komm sieh, wieviele Erbsen es gibt. Warum schleichst du denn herum und kommst nicht gelaufen wie sonst?«

»Ich darf ja nicht mehr wie sonst«, entgegnete Kornelli herankommend. »Jetzt fängt die Mine auch noch an und sagt, ich dürfe keinen Sprung mehr tun, sonst kämen meine Haare durcheinander. Ich wollte nur, ich hätte kein einziges Haar mehr auf dem Kopf, so dürfte ich doch noch laufen und springen.«

»Nein, nein, da sähest du ganz wunderbar aus, stell dir's einmal vor. Aber du brauchst wegen so etwas nicht traurig zu werden«, tröstete die Esther. »Spring du nur weiter, das Haar wird wohl wieder in Ordnung kommen. Warum kommst du auch nicht mehr in die Küche zu versuchen, ob alles gut wird?«

»Ich darf nicht, Fräulein Dorner hat's verboten; sie sagt, es sei eine schlechte Manier«, berichtete Kornelli.

»So, so, man kann auch Schlechteres tun; aber folgen mußt du nun schon; folgen muß man«, bekräftigte die Esther. »Gehst du auch nicht mehr zur Jungfer Mine, wenn sie den Nachtisch bereitet?«

Kornelli schüttelte den Kopf.

Jungfer Mine hatte sehr schnell begriffen, daß eine neue Ordnung im Hause in Kraft getreten war, und hatte sich gleich danach gerichtet. Wo sie dachte, die Damen seien mit einer alten Gewohnheit im Haus nicht einverstanden, da ließ sie eine solche auch schnell fallen, und Kornelli verstand auch gleich ihre ablehnende Haltung in solchen Fällen.

»Es ist mir ganz gleich, wenn ich nicht mehr in die Vorratskammer gehen soll, ganz gleich«, sagte jetzt Kornelli unvermutet. »Mine kann auch alles selber essen, was herunterrollt; es ist mir ganz gleich, ich will gar nichts; wenn ich nur in den Stall zu dem jungen Geißlein kann, das ist das netteste Tierchen auf der ganzen Welt. Hast du es gesehen, Esther?«

»Ja gewiß, warum nicht«, gab diese zurück. »Der Mathis hat mich eigens in den Stall hinausgeholt, sobald es da war. Das wirst du wohl ansehen können, wenn's im eigenen Stall steht. Da geh du nur hin, soviel du willst, das kann dir kein Mensch verwehren.«

»Mein Lehrer kommt«, rief Kornelli aus, »nun muß ich gehen.«

»Ja, und sei du nur fröhlich, siehst du, es gibt noch erfreuliche Dinge. Heute mach ich Erdbeerschnitten, da sollst du einmal sehen, wie die schmecken!«

Esther schnalzte ein wenig mit der Zunge, um den lockenden Geschmack ihrer Werke anzudeuten.

»Es ist mir alles gleich, auch wenn du Brennesselschnitten backen willst; am liebsten wollte ich gar nicht an den Tisch kommen und nichts mehr haben als Beeren und Kuhmilch im Garten und im Stall.«

Mit diesen Worten rannte Kornelli dem Hause zu; daß sie zahm tun sollte, hatte sie eben wieder vergessen.

Die beiden Damen saßen auf der Gartenbank in der Jasminlaube, während Kornelli oben im Wohnzimmer ihren Unterricht erhielt.

»Es wäre schön hier und mein Vetter hätte ein recht erfreuliches Leben, wenn nur das Kind ein wenig anders wäre«, sagte Fräulein Dorner; »findest du nicht, Betty, daß es innerlich und äußerlich etwas völlig Ungehobeltes hat?«

»Ja, vielleicht fehlt ihm doch so die erste gute Erziehung«, meinte Fräulein Grideelen, »oder die Mutter hatte vielleicht etwas von der Art des Kindes an sich.«

»Keinen Zug. Etwas Verschiedeneres als diese Mutter und ihr Kind kannst du dir gar nicht denken!« rief die Freundin Kitti aus. »Kornelia war die Liebenswürdigkeit selbst. Immer fröhlich, immer mit ihren lachenden braunen Augen jedem entgegenkommend und jeden mit Zuvorkommenheit begrüßend. Ich möchte meinem Vetter so gerne gönnen, das Kind hätte nur die leiseste Ähnlichkeit mit seiner Mutter; er hatte sie so lieb, und er selbst ist so nett und gut und wirklich ein vortrefflicher Mann.«

»Es ist so seltsam, wie ganz verschieden Kinder von ihren Eltern sein können«, sagte Fräulein Grideelen mit Bedauern; »aber etwas müßte doch an diesem Kinde durch die Erziehung noch ausgerichtet werden können. Da kann noch manches herausgebildet werden, das sich jetzt noch nicht recht zeigt. Man müßte um seines Vaters willen sich schon die Mühe dazu geben.«

»Das will ich ja und tue es auch, wie du siehst, Betty; aber bis jetzt sehe ich wenig guten Erfolg«, erwiderte Fräulein Dorner. »Ich hoffe nur, der Tag kommt noch, da ich dem Vater eine erfreuliche Nachricht über seine Tochter geben kann, nicht solche, wie ich jetzt zu schreiben habe.«

Es war heute ein besonders heißer Tag. Die Damen zogen sich nach Tisch gleich auf ihre Zimmer zurück. Kornelli machte, wie sie nun immer tat, gleich sowie sie vom Tisch aufgestanden war, gehorsam ihre Aufgaben; dann verschwand sie. Noch am späten Abend, als die Damen sich zum Nachtessen zu Tisch setzten, war es so warm, daß Jungfer Mine den Befehl erhielt, die Fenster alle aufzumachen.

Jetzt trat Kornelli ein.

»Um aller Barmherzigkeit willen, was fällt dir denn ein!« rief die Base dem Kinde entgegen. »Wir vergehen vor Hitze, und du ziehst ein Kleid mit Pelzüberzug an, in dem du mitten im Winter ohne Mantel eine Schlittenfahrt machen könntest! Wer in aller Welt bringt dich dazu, so unsinniges Zeug zu machen?«

Wirklich kam Kornelli in einem sonderbaren Aufzug herein. Ihr Röcklein war von so pelzig dickem Stoff, daß man sehen konnte, es war für die herbste Winterzeit berechnet und dazu für jemand, der ungern noch allerlei darüber anzog. Dabei hatte das Kind völlig glühende Wangen, und ganze Bächlein Schweiß rieselten ihm vor unerträglicher Hitze über das Gesicht.

»Ich habe keinen anderen Rock mehr«, sagte es etwas störrisch.

»Verstehst du davon etwas?« fragte die Base, ihre Freundin anblickend.

»Ich glaube wirklich, es ist das fünfte Kleid, in dem ich das Kind heute sehe«, entgegnete diese. »Am frühen Morgen sah ich Kornelli in einem dunkeln Kleidchen im Hof umherrennen. Zum Morgenkaffee kam sie im hellen Röckchen. Am Mittagstisch hatte sie ein rotes Kleid, und zum Nachmittagskaffee war sie, wie ich glaube, in Blau. Diese Bekleidung wäre denn die fünfte heut. Schon zu Mittag mußte ich mich über den häufigen Wechsel des Anzugs verwundern.«

»Ich muß ja allemal einen anderen Rock anziehen, wenn ich im Stall war«, sagte Kornelli noch ein wenig störrischer als vorher.

»Wer wird denn auch solches Zeug machen!« rief die Base aus. »Ich kann es gut begreifen, daß dir selbst aller Spaß dabei vergeht; du machst ein erschreckliches Gesicht. Du mußt ja auch fast verschmachten. Nimm nur schnell dein Abendbrot ein, dann kannst du nach deinem Zimmer gehen und dich umziehen; du wirst ja ein Morgenröckchen haben. Nun sollen diese Stallbesuche aber entschieden aufhören; du siehst selbst, welche Unannehmlichkeit sie nach sich ziehen. Wenn du doch das Gesicht nicht so zusammenziehen wolltest; du siehst geradezu aus, als wollten dir zwei Hörnchen aus der Stirn herauswachsen, auf jeder Seite eins. Es gibt ja doch noch viele Vergnügungen und bessere als das Stalleben. Kannst du sticken?«

»Nein«, antwortete Kornelli kurz.

»Ja, das sollten Mädchen in deinem Alter wohl können«, sagte die Base; »aber dich nun so von Anfang an zu lehren, schon wie man die Nadel zur Hand nehmen muß, dazu sind wir denn doch nicht hierhergekommen, nicht wahr, Betty?«

»Es ist ja nicht notwendig, daß Kornelli gerade jetzt sticken soll«, entgegnete die Freundin; »da sind ja so hübsche Bücher, die das Kind lesen kann; wir haben ja eine Menge gesehen, die es uns selbst gezeigt hat. Du liest doch wohl lieber eine schöne Erzählung, als daß du nach dem Stalle läufst, nicht wahr?«

»Nein, das tu ich nicht«, gab Kornelli unfreundlich zurück.

»Man muß diese Aussprüche nicht so beachten«, sagte Fräulein Dorner; »wenn Kornelli sich langweilt, wird sie wohl ihre Bücher zur Hand nehmen. Sie, Jungfer Mine, müssen eigentlich achtgeben auf Kornelli, damit solcher Unfug nicht wieder vorkommt, daß sie fünf Kleider an demselben Tag anzieht.«

Als das Nachtessen beendigt war, stieg Kornelli nach ihrem Zimmer hinauf.

Jungfer Mine folgte ihr.

»Du brauchst auch nicht so dummes Zeug zu machen«, sagte diese verweisend, sobald die beiden auf der Treppe waren, wo ihre Worte nicht mehr gehört werden konnten; »man hat ja jetzt sonst genug zu tun. Es fehlte mir gerade noch, daß ich den ganzen Tag achtgeben müßte, ob du wieder ein anderes Kleid anziehst, bis du sie alle durchhast.«

»Ich bin nicht schuld«, entgegnete Kornelli in rauhem Ton; »sie haben es ja befohlen.«

»Sie werden es nicht immer riechen, wenn du im Stall gewesen bist«, zankte Jungfer Mine fort.

»Doch, eben riechen tun sie's«, warf Kornelli zurück, »und wenn sie es nicht riechen würden, so müßte ich es doch tun; sie haben es befohlen für jedesmal, wenn ich im Stall gewesen bin.«

»Jetzt ist aber befohlen, daß du nicht mehr in den Stall gehst, so wird das Rockwechseln wohl aufhören«, brummte Jungfer Mine, indem sie dem Kinde das dicke Winterkleid auszog.

»Das kann man nun noch ausputzen; du gibst mehr zu tun als sechs, die recht erzogen sind.«

Jungfer Mine hatte noch nie so unfreundlich zu Kornelli gesprochen. Bis jetzt hatte sie alles getan, um sich die Gunst des Kindes zu bewahren; nun schien ihr wenig daran gelegen zu sein. Kornelli blickte sie erstaunt an; aber noch etwas schaute aus ihren Augen, das auch nie herausgeschaut hatte. Mine mußte es verstanden haben.

»Ich habe dir ja nichts getan«, sagte sie schnell; »was ich sage, ist die Wahrheit.« Damit verließ sie das Zimmer.

»Wenn denn alle so mit mir sein wollen, so will ich es auch!« rief Kornelli mit zornigen Blicken aus. Plötzlich ergriff sie das dicke Röckchen, das sie eben abgelegt hatte, und warf es zum Fenster hinaus. Nach einiger Zeit erschien Jungfer Mine wieder im Zimmer; sie brachte das Kleid zurück. Kornelli saß im Unterröckchen auf dem Fenstersims und schaute grimmig in den Hof hinunter.

»Mach, daß dich der Wind auch noch hinunterbläst wie den Rock«, sagte Jungfer Mine in wenig freundlichem Ton.

»Das ist mir gleich«, entgegnete Kornelli trotzig, »und den Rock hat er auch nicht weggeblasen, den habe ich mit Fleiß hinuntergeworfen.«

»So, so machst du's? Ein andermal holst du ihn selber wieder, das versprech ich dir«, sagte Jungfer Mine und lief erzürnt davon.

Am anderen Morgen kam Kornelli nach den Unterrichtsstunden mit fröhlichem Geplauder an der Hand ihres Lehrers über den Hof gegangen. Sie hatte die Kümmernisse des vorhergehenden Tages während der Lehrstunden ein wenig vergessen. Herr Mälinger war ja so freundlich gewesen wie immer; der hatte sich nicht verändert.

»Hast du noch ein Röslein für mich?« fragte er freundlich, als sie an den vollen Rosenbäumen vorbeikamen. Kornelli rannte von einem Bäumchen zum andern, bis sie ein schönes Sträußchen beisammen hatte, dunkle und helle, rote und weiße Rosen. Die übergab sie dem Lehrer, sorgsam warnend, daß er sich nicht steche; dann nahmen die beiden herzlichen Abschied voneinander. Kornelli rannte zurück und in hohen Sprüngen dem Stalle zu. Plötzlich stand sie still; es kam ihr wieder in den Sinn, sie dürfe ja nicht mehr hinein. Nun konnte sie das junge Geißlein gar nicht mehr sehen und sein Wachstum nicht überwachen. Dann wußte sie auch nicht, wenn der Augenblick gekommen war, da sie es einspannen und ausfahren konnte. Vielleicht durfte sie das auch nicht; aber bis dahin kam vielleicht der Papa wieder heim, dann kam alles wieder anders. Kornelli hüpfte auf; die alte Fröhlichkeit wollte wieder aufkommen. Sie wollte zu Esther hinein und ein wenig mit ihr beraten und hören, wie sie über die ganze Sache denke. Als Kornelli in das Haus trat, kam ihr eben die Base entgegen, aus dem Wohnzimmer herkommend.

»Du kommst gerade recht«, sagte sie, »ich habe dir etwas zu zeigen. Wohin wolltest du eben jetzt?«

»In die Küche«, antwortete Kornelli.

»In der Küche hast du gar nichts zu tun; da gehst du nicht hin. Ich glaubte, du hättest nun begriffen, daß du vor Tisch hinaufgehen und deine Haare in Ordnung bringen mußt. Das kannst du demnächst tun, doch komm zuerst herein, daß ich dir sage, was du wissen mußt.«

Kornelli folgte der Base ins Zimmer hinein. Fräulein Grideelen stand am Fenster; sie hatte wohl die Rückkehr der Freundin abgewartet. Die Base führte Kornelli zum Sofa hin und deutete darauf.

»Du wirst wissen, wer das getan hat«, sagte sie, »sag es nur gleich heraus, das sieht dir ähnlich.«

Auf dem dunkeln Plüschüberzug waren deutlich Spuren von staubigen Schuhsohlen zu erkennen. Der Fuß war nirgends deutlich in seiner ganzen Form zu sehen; aber daß jemand da drüber gewandert war, darüber blieb kein Zweifel.

»Das hab ich nicht getan«, sagte Kornelli mit blitzenden Augen.

»Wer im ganzen Haus könnte so etwas außer dir getan haben? Das mußt du dir selbst sagen, Kornelli! Wer es getan hat, das ist außer Frage«, sagte die Base. »Es wird einer deiner Scherze sein wie der, die Kleider zum Fenster hinauszuwerfen; davon habe ich auch gehört. Ich wollte dir nur das eine sagen: das ist das letztemal, daß du, ein Mädchen von zehn Jahren, solche schlechte Manieren an den Tag legst. Solange ich da bin, geschieht dies nicht mehr. Deinem guten und feinfühlenden Vater könntest du so etwas auch ersparen.«

»Ich habe das nicht getan, nein, das habe ich nicht getan, nein, nein!« schrie Kornelli auf.

»Aber Kornelli, so besinne dich doch; du wirst ja ganz rot, siehst du, dein Gewissen verrät dich«, fiel Fräulein Grideelen hier ein. »Es wäre ja viel besser, du würdest demütig sagen: ›Ich habe es getan; aber es ist mir leid, ich will es nie mehr tun‹«

»Nein, ich habe es nicht getan, nein, nein!« schrie Kornelli noch lauter, und ihre Wangen wurden noch glühender vor Zorn und Aufregung.

»Mach keinen solchen Lärm«, befahl die Base; »man könnte ja meinen, es geschehe hier ein Unglück. Es ist ja nicht der Mühe wert, soviele Worte zu verlieren. Du hättest deine Sache nicht durch Leugnen verschlimmern sollen, dann wäre alles längst abgetan. Du hast eine große Unart verübt, die tust du nicht wieder; jetzt weißt du's.«

»Nein, ich habe sie nicht verübt, nein, nein, und ich will nicht ja sagen, wenn es nicht wahr ist!« rief Kornelli fast außer sich aus.

»Nun geh auf dein Zimmer, Kornelli«, sagte die Base, »und glätte deine Stirn, bevor du zu Tisch kommst. Deine Hörnchen treten bei deinem Gehaben völlig heraus. Du kannst selbst sehen, wie abstoßend du aussiehst, stell dich nur vor den Spiegel. Wenn du meinst, es gäbe einen einzigen Menschen auf der Welt, dem du noch gefallen und angenehm sein könntest mit deinen Hörnern auf der Stirn, so täuschest du dich. Geh nur jetzt und komm mit einem anderen Gesicht wieder.«

Kornelli ging.

In ihrem Zimmer angekommen, griff Kornelli mit beiden Händen nach ihrer Stirn. Wahrhaftig, auf jeder Seite der Stirn war ein hervorstehender Punkt zu greifen, ein fester Vorsprung. Sollten wirklich Hörner daraus hervorwachsen? Kornelli hatte plötzlich einen furchtbaren Schrecken vor diesem Gedanken. Nun konnten auch alle Menschen sie sehen, da sie doch schon so deutlich zu greifen waren. Kornelli war in einer ungeheuren Aufregung. Schrecken, Schmerz, Zorn, Empörung brannten in ihrem Herzen und loderten immer höher auf. Sie hielt es nicht mehr aus; sie lief hinaus, weg, zur alten Marthe hinauf.

»Nein, ich habe es nicht getan, Marthe, das habe ich nie getan«, schrie sie, in die kleine Stube hereinstürzend, »und wenn ich doch sage nein, nein, so müssen sie es glauben, daß ich es nicht getan habe. Nein, ich habe es nicht getan, nie, nie, sie sollen es nur wissen; ich habe nichts geleugnet, nein, das habe ich nie getan; aber sie wollen es nicht glauben, wenn ich schon hundertmal nein sage, und –«

»Halt ein wenig ein, Kornelli«, sagte die alte Marthe freundlich, »siehst du, du kommst ganz außer Atem. Komm, setz dich hier auf dein Stühlchen und erzähl mir ganz ruhig, was dich so aufgebracht hat; du weißt ja wohl, daß ich deinen Worten glaube. Ich kenne dich ja von klein auf und weiß, daß du mir alles sagst, wie es ist.«

Ganz ruhig konnte Kornelli freilich nicht erzählen; aber es beruhigte sie doch ein wenig, daß sie es heraussagen konnte, was geschehen war, und dabei wußte, ihr werde alles geglaubt. Sie erzählte nun von der Anklage, die gegen sie erhoben worden war, und wie man ihr trotz aller Versicherungen nicht glauben wollte und nun für immer und ewig glaube und behaupte, sie habe es getan und dann abgeleugnet. Bei diesem Gedanken wurde Kornelli aufs neue purpurrot vor Aufregung und wollte gleich noch einmal losbrechen. Aber Marthe legte sachte wehrend ihre Hand auf des Kindes Schulter.

»Nein, nein, Kornelli, sei du nur zufrieden«, sagte sie beschwichtigend; »siehst du, du hast den Gewinn davon, daß es so ist und nicht anders. Nun bist du ungerecht angeklagt und kannst es nicht beweisen; aber der liebe Gott weiß, wie es ist; er hat alles gehört, und nun kannst du ganz ruhig und fröhlich sein und kannst mit einem leichten Gewissen zum Himmel aufschauen und denken: der liebe Gott weiß es; ich muß mich nicht fürchten und brauche nicht traurig zu sein. Das wäre nun ganz anders, wenn du das Böse getan und abgeleugnet hättest; da müßtest du immer in Angst sein und denken: jetzt kommt's an den Tag; und wenn du zum Himmel aufblicken wolltest, würde es dir angst und bange; denn du wüßtest, dort ist einer, der weiß, was ich getan habe, vor dem kann ich's nicht verbergen. Und immer und ewig bleibt eine unrichtige Anklage nicht auf uns sitzen. Wenn es noch so lange währt, zuletzt kommt's doch noch an den Tag, und jedenfalls in der Ewigkeit hast du nicht mehr daran zu tragen, wenn doch der liebe Gott jetzt schon weiß, wie es ist.«

Kornelli war wirklich ruhig geworden durch diese Erinnerung, daß doch einer sei, der wußte, wie alles war. So konnte sie doch alle Augenblicke, wenn ihr das Leid wieder aufstieg, sagen: »Du weißt es, lieber Gott, du hast alles gesehen und gehört.«

»Wenn er es ihnen nur auch sagen würde! Das könnte der liebe Gott ja wohl tun, dann wüßten sie es gleich«, meinte Kornelli nun doch noch.

»Ja, so geht's nicht zu, daß wir noch besser wissen könnten, was gut wäre, als der liebe Gott es weiß«, sagte Marthe, ganz ernsthaft den Kopf schüttelnd. »Siehst du, wenn wir so regieren könnten, so käme immer alles verkehrt. Wir sehen ja nicht über eine Stunde hinaus und wissen keinen Augenblick, was gut für uns wäre; denn im nächsten kommt etwas, das wir nicht kannten. Dann möchten wir um jeden Preis zurücknehmen, was wir gestern noch mit aller Macht erzwungen hatten, und könnten es nicht mehr, und hätten uns selbst elend gemacht und täten es immer wieder. Wenn aber der liebe Gott etwas zuläßt, das wir nicht verstehen, so können wir fest glauben, daraus wird etwas Gutes für uns hervorgehen. Wir müssen nur warten, und wenn es uns schwer drücken will, uns immer zum Troste sagen: Der liebe Gott weiß schon, wozu es gut ist. Aber wir vergessen die Zeit, Kornelli; ich glaube, du mußt eilen, daß du zu Tische kommst, es ist schon fast zu spät.«

Kornellis erst so finsteres Gesicht hatte sich unter den besänftigenden Worten der Marthe wieder ganz aufgehellt; jetzt ging plötzlich ein tiefer Schatten darüber.

»Wenn ich nur nie mehr heimgehen müßte, Marthe, nie mehr, und nie mehr an dem Tisch sitzen müßte. Mir wäre es gleich, wenn ich schon verhungern müßte, wenn ich nur bei dir bleiben könnte und nie mehr dorthin zurück müßte.«

Kornelli schaute gegen ihr Vaterhaus hin und zog die Stirn zusammen, als sehe sie etwas Erschreckliches.

»Ein so schönes, liebes Vaterhaus so anschmollen; was denkst du, Kornelli, was denkst du; das ist nicht recht«, sagte Marthe freundlich mahnend. »Denk, wieviele Kinder haben gar kein Vaterhaus. Wie würden sie dem lieben Gott für eine Heimat danken, wie du sie hast. Geh du nur, Kornelli, und freue dich, daß dir's der liebe Gott so gut gegeben hat, und laß die Gedanken ganz fahren, die dich so vergrämen! Komm dann bald wieder, dann freuen wir uns zusammen; es gibt immer etwas Erfreuliches.«

Kornelli ging. Wirklich war ihr, solange sie bei der Marthe war und ihre Worte hörte, selbst vorgekommen, es sei kein Grund da, sich zu grämen; aber sobald sie in den Garten eintrat und die Fenster der Stube vor sich sah, wo sie jetzt schon zu Tische sitzen mußten, stieg ihr alles wieder auf, was ihr das Herz beschwert hatte. Es war ja doch so; die Marthe wußte es nur nicht recht; sie konnte nie mehr fröhlich werden, sagte sich Kornelli. Sie konnte nicht hineingehen, essen konnte sie ja doch nicht. Es kam ihr vor, als könnte sie gar nichts mehr schlucken, als säßen ihr große Steine im Hals, die sie nicht hinunterbrächte. Wenn sie nur daran sterben würde! Das wäre das beste, dachte Kornelli, dann wäre alles fertig. Sie setzte sich auf den Rasen hinter den dichten Johannisbeersträuchern, wo man sie vom Hause her nicht bemerken konnte. Unterdessen hatte Jungfer Mine schon die süße Speise abgetragen und stellte nun die Früchte auf den Tisch.

»Es scheint, Kornelli macht sich nichts daraus, eine volle Stunde zu spät zu Tisch zu kommen«, sagte Fräulein Dorner; »man stellt nichts warm für sie; sie soll Zeit und Ordnung kennen lernen, wenn ihr das noch fremd ist.«

Mine ging hinaus, um sich nun auch zu Tisch zu setzen. Esther hatte schon alles aufgestellt; die süße Speise schloß sie eben in den Schrank ein.

»Die bekommt das Kind, wenn es heimkommt«, sagte sie, sich nun auch an den Tisch setzend; »es wird wohl sonst noch allerhand zu schlucken bekommen, das keinen besonders süßen Geschmack hat.«

»Warum kann es auch nicht zur Zeit kommen?« bemerkte Jungfer Mine ärgerlich, »und die ganze süße Speise kann es nicht aufessen, da können wir recht gut unseren Teil davon nehmen; es bleibt ihm dann noch mehr als gesund ist.«

»Ich gebe sie nicht heraus«, sagte Esther, ihre Arme fest auf den Tisch stützend, zum Zeichen, daß sie da festsitze und da sitzen bleibe.

»Das Kind muß wohl etwas haben, das ihm herunterschlucken hilft, was vielleicht im Hals stecken bleiben könnte«, fuhr sie fort, »es hat jetzt mehr zu schlucken, als sonst sein Leben lang. Was war denn heut morgen wieder krumm, daß ein solcher Lärm in der Stube losging?«

»Das war nun nicht der Mühe wert, es ist wahr«, entgegnete Jungfer Mine; »es waren ein paar leichte Staubspuren auf dem Sofa zu sehen; da haben die Damen gedacht, Kornelli habe darauf gestanden. Das wollte nun das Kind nicht zugeben, und die Damen versteiften sich auf die Anklage, bis das Kind wie unsinnig lärmte. Es war doch alles gar nicht der Beachtung wert.«

»Ich meine fast, Jungfer Mine, Sie hätten eine Aufklärung geben können, woher die Tritte kamen«, sagte Esther mit schlauem Lächeln. »Wenn man die Stockuhr aufziehen muß, die über dem Sofa hängt, so geht's schneller, einen Sprung auf das Sofa zu tun, als das schwere Möbel wegzurücken, und wenn man schon in der Frühe die Stiefelchen eingeschnürt hat«, – der Blick von Esther traf gerade auf die Schnürstiefelchen, die Jungfer Mine unter dem Tisch schön ausstreckte –, »so kann man diese nicht gleich abstreifen. Nicht wahr, Jungfer Mine?«

»Nun ja, was war denn daran Besonderes?« entgegnete diese schnippisch. »Einen Sprung auf das Sofa wird dieses nicht gleich verderben, und zu putzen habe ich es selbst.«

»Ich meine nur, man könnte dann auch ein Wort sagen, bevor die Herrinnen dem Kind im Hals erstickt haben, daß es sie belogen hat, und das Kind vor Zorn über die Ungerechtigkeit zu lärmen anfängt, daß man es durchs ganze Haus hört und es einem durch Mark und Bein geht.«

»Ah bah, so arg war's nicht«, warf die Jungfer Mine hin; »das Kind hat auch schon lange die ganze Sache vergessen. So machen's die Kinder, einen Heidenlärm anschlagen und zur Tür hinaus und vergessen; deswegen braucht man sich keine Gedanken zu machen.«

»Früher war's anders«, sagte Esther lächelnd, »da konnte Jungfer Mine dem Kinde nicht genug Freundlichkeit bezeigen. Nun wird die Freundlichkeit anderweitig angewandt, nicht mehr für die vom Haus.«

»Die vom Haus«, wiederholte Mine spöttisch; »es wird nicht mehr lange währen, so wird die Esther ein anderes Lied singen, wenn in ihrer Küche die Hausfrau befiehlt, die heute nicht vom Hause sein soll.«

Esther ließ ihren Löffel fallen.

»Potztausend noch einmal, was Sie da sagen!« rief sie. »Wer hätte an so etwas gedacht! Welche gilt denn? Die Verwandte oder die andere?«

»Ja, so genau kann ich das nicht sagen«, erwiderte Mine, »der Herr Direktor wird wohl nicht darüber mit mir gesprochen haben; aber man müßte doch auf den Kopf gefallen sein, wenn man nicht merkte, was vor sich geht und warum die Damen kommen mußten; man will doch auch wissen, was man übernimmt. Daß gleich zwei kamen, ist doch der sicherste Beweis; das ist ja nur, daß man es nicht merkt.«

»Der Tausend«, wiederholte die überraschte Esther, »ist das eine Entdeckung. Es gilt die Verwandte, Sie können sicher sein; sie regiert ja jetzt schon das ganze Haus. Aber das sage ich zum voraus, Jungfer Mine, aus dem Ton, aus dem ich seit zwölf Jahren in diesem Haus gepfiffen habe, pfeif ich weiter, da kann nun hier ans Ruder kommen, wer will. Das können Sie glauben.«

»Esther, wir wollen's dann sehen«, sagte Jungfer Mine überlegen, indem sie aufstand, um nachzusehen, ob die Damen noch etwas bedürften.

Kornelli erwachte aus tiefem Schlafe; sie wußte erst gar nicht, wo sie war. Sie lag auf dem Rasen hinter den Johannisbeersträuchern. Jetzt erinnerte sie sich: da hatte sie sich hingelegt, als sie am Mittag von der Marthe kam; dann war sie matt und schläfrig geworden. Sie mußte hingefallen und eingeschlafen sein. Jetzt war es Abend; denn kein Sonnenschein lag mehr auf dem Garten, und doch war der Himmel hell; es fing schon ein wenig zu dämmern an. In Kornelli stieg ein Verlangen auf, wie sie es nie gekannt hatte; sie meinte, es müßte herrlich sein, alles anzubeißen, was um sie war, Busch und Strauch, Blatt und Blume, vor allem die noch ganz unreifen Pflaumen am Baume über ihr. Wenn sie doch ein Stück Brot hätte! Kornelli sprang auf und dem Hause zu.

»Flink, Kornelli, flink!« rief ihr Esther aus dem offenen Küchenfenster zu; »gerade jetzt sitzen sie zu Tisch; du kommst im rechten Augenblick.«

Kornelli rannte nach ihrem Zimmer, riß ein dickes Tuch aus ihren Sachen hervor und wickelte es fest um den Kopf; dann lief sie nach dem Eßzimmer und setzte sich flugs an ihren Platz.

»So, bist du wieder da?« sagte die Base, die sich eben zum Essen hingesetzt hatte. »Ein anständiges Mädchen sagt wenigstens guten Abend, wenn es nach langer Abwesenheit ins Zimmer tritt.«

»Guten Abend!« sagte Kornelli und aß mit ungewöhnlicher Hast ihre Suppe auf.

»Woher kommst du nach all der Zeit?« fragte die Base.

»Aus dem Garten«, war die Antwort.

»Das kann wohl sein; aber wo warst du vorher?« wollte die Base weiter wissen.

»Bei der Marthe«, antwortete Kornelli.

»Wenn du doch lerntest, ein wenig freundlicher zu antworten«, bemerkte die Base, »es wäre dein eigener Vorteil; du hast sonst nichts besonders Einnehmendes; dadurch würdest du doch etwas gewinnender werden. Du solltest dir wirklich Mühe geben, das zu werden. Wenn du nun wieder diese Frau besuchen willst und im Sinne hast, bei ihr zu bleiben, so hast du vorher um Erlaubnis zu fragen; so bleibst du nicht mehr fort. Weiter will ich heute nichts sagen, obschon dein Ausbleiben rechten Tadel verdient. Aber du siehst ja erbarmungswürdig aus; hast du Zahnweh?«

»Nein«, stieß Kornelli kurz hervor.

»Hast du Kopfweh?«

»Nein.«

»Was hast du denn?«

»Nichts.«

»Kornelli, solche Maskeraden machst du nicht wieder, wenn dir nichts fehlt«, sagte die Base verweisend. »Wer wird denn ein Tuch rings um den Kopf winden, um auszusehen wie eine verhudelte Zigeunerin? So komm mir nicht wieder zu Tische! Hast du je so etwas gesehen, Betty, kannst du das von einem vernünftigen Kinde verstehen?«

Die Freundin schüttelte den Kopf.

»Vielleicht tut es Kornelli aus Langeweile; sie will sich ja nicht mit etwas Richtigem beschäftigen.«

Als am andern Morgen Kornelli zum Kaffee kam, war kein Tuch mehr um ihren Kopf, aber sie war doch seltsam anzusehen.

»Du siehst vollkommen aus wie eine Neuseeländerin«, sagte die Base; »meinst du vielleicht, du verschönerst deinen Anblick durch solche Strähne im Gesicht?«

»Nein«, sagte Kornelli grimmig.

»Ich auch nicht«, sagte die Base. »Aber mit dir wird man gar nicht fertig. Was wirst du nun wieder über deine Stirn herunterdrücken, wenn man dir die Haare wegstreicht?«

»Meine Pelzkappe!« antwortete Kornelli der Wahrheit gemäß.

»Ein solcher Eigensinn!« rief die Base aus; »sie ist imstande und drückt sich bei fünfundzwanzig Grad Reaumur eine Pelzkappe auf den Kopf und bis zur Nase in die Stirn hinein, wenn sie's im Kopf hat. Ein solches Kind habe ich noch nie gesehen! Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll.«

Wirklich sah Kornelli aus, als hätte sie nie gesehen, wie junge Europäerinnen gekämmt werden. Von der Mitte des Kopfes her hatte sie ihr dichtes braunes Haar nach vorn in die Stirn hinein und weit darüber hinuntergezogen; bis in die Augen hinein hingen noch die dicken ungleich langen Strähnen über die Stirn. Dazu hingen sie nicht einmal lose umher; sie waren im Gegenteil alle auf die Haut völlig festgeklebt. Die Absicht dabei war sichtlich die, daß sie durchaus nicht bewegt und aus der Stirn geweht werden sollten.

»Du siehst abscheulich aus, Kornelli; kein Mensch wird dich mehr ansehen mögen, wenn du so auftrittst; vielleicht bringt dich diese Erfahrung dazu, deinen Eigensinn zu brechen, sonst ist nichts mit dir zu machen.«

Mit diesen Worten hatte sich die Base erhoben und verließ das Zimmer; Fräulein Grideelen folgte ihr.

Am Abend dieses Tages ging ein Brief an den Herrn Direktor ab, dessen Inhalt also lautete:

»Illerbach, 20. Juni . . ..

Lieber Vetter!

In Deinem Geschäft geht alles ausgezeichnet; Du hast einen vortrefflichen Vertreter. Auch in Haus und Garten und in Deinen Stallungen herrscht die beste Ordnung, wie ich teils selbst sehe, teils durch diejenigen der Dienstboten, die ich als durchaus zuverlässig kenne, beurteilen lassen kann. Du hast einen prächtigen Sitz, an Früchten und Blumen und schönen Gemüsen so reich, wie ich mir's nie gedacht hätte, wenn ich vor Jahren mit meiner Freundin Kornelia etwa in dem Gut umherwanderte. Nun komme ich zur Hauptnachricht, die leider nicht so erfreulich lautet. Woher Dein Kind seine Natur hat, begreife ich nicht; da ist kein Zug, weder von Deinem offenen, frischen Wesen, noch von der immer fröhlichen, schmiegsamen, alle Menschen einnehmenden Art Deiner Kornelia. Das Kind hat ein finsteres, unfreundliches Wesen, eine abstoßende Rauheit der Sitten und dazu einen so unerhörten Eigensinn, daß mit Worten durchaus nichts mit ihr auszurichten ist. Züchtigungen und Strafen aber überlasse ich Dir. Was zu tun ist mit Beispiel und mahnenden Worten, werde ich nicht unterlassen, solange ich hier bin, wie auch meine Freundin mir hilfreich zur Seite steht; aber große Hoffnungen kann ich nicht in Dir erwecken, daß das Kind Dir zur Freude werde. Eine so eigensinnige Natur wird mit jedem Jahr widerspenstiger werden. Möge das Gelingen Deiner Unternehmungen Dir die Befriedigung geben, die Dir Dein häusliches Leben nicht bietet und die Du wirklich verdienst.

Deine ergebene Base

Kitti Dorner.«


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