Der Jesuit
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James hörte, wie hierauf der Senator mehreremal heftig auf und ab ging, wie er sich alsdann mit einem tief aus der Brust geholten: »Ach! in Gottes Namen denn!« neben dem Doktor niederließ, wie er mit gedämpfter Stimme begann, demselben sein Herz zu eröffnen. Ein unbehagliches Gefühl, mit dem Gedanken verbunden, daß es edler und gewissenhafter sein würde, nicht länger den Horcher abzugeben – die Scheu endlich, ein Beichtgeheimnis zu erlauschen, vermochte den Jüngling, ohne Geräusch dem Lager zu entweichen, und sich an das Fenster zurückzuziehen, das in den Garten eine friedlich reizende Aussicht gewährte. Er verlor sich in den Träumen seines Verstandes, in den Bewegungen seines Herzens, und sein wachendes Auge teilte sich mit dem letztern in das Geschäft, eine Täuschung zu geben, die dem Hellsehen ähnlicher ist, als dem gewöhnlichen Spiele aufgeregter Einbildungskraft. Die Bohnenlaube des Gartens gestaltete sich zu dem Hause des Senators, und darinnen waltete ein liebliches, wohlbekanntes Bild, das, einem Zauberwerke gleich, den Beschauer durch unendliche Anmut fesselte, durch unendliche Seltsamkeit abstieß. Dem jungen Engländer kam es vor, als sei es ihm vergönnt, in das Innere Justinens einen scharfen Blick zu werfen; als sei er auf dem Punkte, dieses holde und quälende Rätsel zu entziffern. Justinens Blicke sprachen Empfindung für den Freund, Liebe für den Liebenden aus, und vergebens schien der trotzige Mund es zu leugnen, das fremde Wort es zu verneinen. James sah sein Bild in ihrem Herzen leben, während ihre Hand es mutwillig von sich warf. Warum wehrst du dich gegen das Gefühl, das uns verbinden möchte? fragte seine Zunge stille vor sich hin; siehst du denn nicht, daß ich dennoch im Grunde deiner wert bin? daß mein Herz nicht böse, meine Seele ohne Falsch ist? Betrübe dich doch nicht um meiner Handlungen willen! Verachte mich doch nicht um ihretwillen! Sie sind mir ja von einem harten Lose aufgegeben: noch bin ich zu schwach, den Bann zu zerreißen, der mich zu einem Maskenspiele zwingt, das ich Mut haben möchte, zu verabscheuen, und zu endigen! Ich kann ja nur durch deine Liebe zum Manne weiden, nur in dir meine Stütze finden, so wie du in mir, denn verwaist stehen wir beide: du, einsam im Vaterhause zwischen den lebendigen Eltern – ich, in der Fremde, zwischen dem Schafott, das meinen Vater, und dem öden Grabe, das meine Mutter verschlang! Wenn ich dich rufe, damit du mich zu kühner Tat begeisterst, wirst du mich nicht hören? Wenn ich meine Arme nach dir ausstrecke, um dich an mein Herz zu ziehen, wirst du dich ewig sträuben? Das Bild der Geliebten entzog sich den Armen des Jünglings nicht; es beugte sich aus den spiegelhellen Fenstern, heller, klarer als diese; seine Brust pochte vor Entzücken, seine Hand zitterte vor Wonne, und doch blieben der Sehnende und die Gewährende getrennt. Ein dunkles Feld schob sich zwischen beide. Ein Turm schoß auf aus der Tiefe, und trug Justinens Gestalt bis zu den Wolken, daß der Zurückbleibende bald ihre Züge nicht mehr unterscheiden konnte. Statt ihres glänzenden Auges blinkte ein vergoldeter Turmknopf auf die Wasserwüste hernieder, die auf ihren unsteten Wellen den Jüngling fortzureißen schien. Wie vorhin die Laube zum Hause, so wurde nun die hochstrebende Tanne zum Mäste, von welchem schwarze Wimpel flatterten. Je frischer der Wind über des Gartens Blumenbeete strich, und deren Häupter bewegte, je drohender schienen die Wasser zu schwellen, und James ängstigte sich, von Heimweh und Sehnsucht gemartert, auf der reißenden Fahrt. Wohl klärte sich der betäubende Schwindel wieder in ein helles Bewußtsein auf; wohl warf an den Ufern eines reizenden Landes die Hoffnung den Anker aus, und es rastete der flutenschneidende Kiel... wohl winkte aus dem Myrtengebüsch am Strande, aus den Palmenwipfeln der Höhen ein reizendes Weib, verführerisch in ihrer Anmut und in fremder Tracht und Sitte ... James konnte nicht weilen im herrlichen Gebäude, durfte nicht rasten, wie das verlassene Schiff. Justine schwebte ja über den blauen Bergen des Horizonts; ihre versagende Gebärde, ihr strenges Lebewohl, riß ihn ja dahin wie mit Göttergewalt, bis unter den Blätterbehängen eines lautlosen Waldes ihre Huldgestalt verschwand, ihr abmahnender Ruf verhallte. James konnte ihr nicht mehr in das Innere jenes geheimnisvollen Waldes folgen, denn seine Sinne endigten, erschöpft von den übermenschlichen Hindernissen, die ihre eigene Laune gebar, das trügerische, peinliche und dennoch angenehme Spiel. Es war mit einem Schlage alles um ihn her wie zuvor; der Turm zur kleinen Laube, der schwarzgewimpelte Mast zur düster belaubten Tanne geworden. Das wogende Meer hatte sich wieder in ein Blumenfeld, die myrtenbekränzte Küste in des Nachbars wohlgeschmückte Orangerie verwandelt; der blaue Gebirgsrücken in das hohe Schieferdach der Pauluskirche; der schweigende Wald in die Pappelspitzen des zu St. Paul gehörenden Friedhofs. Das Schauspiel war vorüber, und den Gedanken des Jünglings wurde sogar verwehrt, ihm einen grübelnden Epilog zu halten, denn die Herren im Nebenzimmer, die wieder angefangen hatten, laut zu sprechen, erregten des fast unwillkürlich Lauschenden Aufmerksamkeit.

»Sie können von der Sünde, die Sie sich zuzurechnen haben, nur in Ihres Gewissens Buße und im Gebete Befreiung finden,« hob der Doktor ernst und mit bewegter Stimme an, »Gott und die Barmherzigkeit sind eins, ich darf Ihnen im Namen des Allbarmherzigen Vergebung zusichern, und muß jetzo doppelt beklagen, daß Ihre Eltern Sie den Gebräuchen der wahren Kirche entfremdet haben; ein Irrtum, woran Sie unschuldig sind, der aber nichtsdestoweniger störend auf Ihren Seelenzustand in vorliegendem Falle einwirken muß.«

»Wie da«, mein würdiger Vater?« fragte der Senator mit zerknirschter und erschöpfter Stimme.

»Hätten Sie den Mut, den Willen, mein Sohn,« begann der Doktor wieder, »mehr als ein Gast am Tische Ihres Vaters, in den Armen Ihrer Mutter zu sein, würden Sie aufhören, die heiligen Glaubenslehren wegzuweisen, die allein unsere Glückseligkeit ausmachen, in einem Augenblicke würde Ihr Herz beruhigt, glücklich sein. Ich dürfte Sie lossprechen; das Vergangene gänzlich ungeschehen machen. Vermittelst einer kleinen Buße, die den Armen zugute käme, und einiger geistlichen Betrachtungen könnte ich jedweden Fehler von Ihrem Haupte nehmen, während ich jetzo nur als Freund Sie auf des Ewigen Liebe zu verweisen habe. Ihre Prediger, mein Lieber, sind gut und böse, wie die Welt; aber die besten unter ihnen, die Gelehrtesten, wie die Spitzfindigsten, die Tugendhaftesten wie die Klügsten, ermangeln des Stempels, der ihrem Tun die Weihe aufdrücken könnte. Gewandtheit in der Rede und in der Dialektik ist nicht die Gelehrsamkeit vor Gott, dem das Opfer lieber ist, als ein wohlgesetzter Sermon, Ihre Prediger, Herr Senator, sind nicht Priester, und gleichwie ihr Gewand sich dem Weltlichen nähert, so ist leider ihr Geschäft nur ein weltliches. Uns ist vom Heiland die Macht vertraut, zu lösen; darum sprechen wir mit voller Zuversicht die zuversichtlichen Glaubensbrüder los, während Ihre Geistlichkeit, indem sie dem Gewissen des Pönitenten und einem oberflächlichen sorglosen Vertrauen auf den Höchsten alles Sündenwesen anheimstellt, an jedem Beichttage eine Sünde mehr auf das Haupt derjenigen ladet, die ihr glauben,«

»Sie sprechen hart ab, würdiger Herr,«

»Nicht so hart, als man über uns das Verdammungsurteil fällt, Gott duldet aber diese Schmähungen seiner Kirche, damit ihr Sieg einst glänzender werde. Seine Langmut kennt nur die weitesten Grenzen. Hin und wieder warnt sie scharf, aber der taube Irrende überhört den Ruf der Warnung. Ein Beispiel, mein Lieber. Es sind kaum sechs Monden verflossen, seit an einem Vorbereitungs- und Beichttage in der Johanniskirche, plötzlich, wie aus heiterem Himmel kommend, ein Blitzstrahl in die Emporkirche schlug, die Orgel beschädigte, das in Marmor gehauene Evangelienbuch über dem Altar zertrümmerte, und durch ein offenstehendes Fenster ins Freie fuhr. Sehen Sie hierin einen Fingerzeig des Ewigen, der in seinem Gewitter warnte, und dennoch nicht strafte, da kein Mensch beschädigt wurde, und der Organist mit einer leichten Betäubung davon kam. Der Tag, an welchem dieser merkwürdige Vorfall statthatte, das kecke Sinnbild, das der Blitz zertrümmerte, alles erregte die gerechten Bedenklichkeiten der Menge, die immer mehr bereit ist, Gottes Willen zu erkennen, als ihren Führern lieb ist. Ihre Geistlichen verkündigten freilich von den Kanzeln, daß man den Schöpfer beleidigen würde, wollte man in der reinen Zufälligkeit jener Naturerscheinung den Ausdruck seines Zorns erkennen. Was soll man jedoch von den gelehrten Männern denken, die am folgenden Tage vielleicht mit aller Wärme den Satz verteidigen, daß kein Sperling von dem Dache, kein Haar von unserem Haupte fällt, ohne den Willen des Allmächtigen? Den schlechten Vogel auf dem Dache also, das dünne Haar auf unserem Scheitel vermag er zu halten, aber nicht das Gewitter, auf dem er daherfährt? nicht den Blitzstrahl, seinen fürchterlichen Macht- und Zornboten?«

»Ich sehe Sie in Gedanken vertieft,« fuhr er nach einer Pause fort, während welcher sich der Senator ganz ruhig verhielt, »lassen Sie uns abbrechen. Die Gnade des Herrn arbeitet an Ihrer Wiedergeburt. Folgen Sie ihr. Jeder Mensch ist zur Gnade reif, wenn er nur will, und die Wege zur Besserung einschlägt. Jeder Sünder oder Irrende, der das Heil sucht, hat teil an demselben, weil Christus es für alle durch sein Blut erworben hat, und man muß gerade nur Jansenist sein, um diesen Trost leugnen zu wollen. Gehen Sie hin, ich bin überzeugt, daß Sie nach den acht Tagen Bedenkzeit, die ich Ihnen hiermit erlaube, freudig zu mir zurückkehren werden, um das Kleid der Unschuld völlig anzuziehen.«

Der Senator seufzte wieder schwer, und setzte zögernd hinzu, »was die Summen betrifft, würdiger Herr, welche den Betrag der Wechsel ausmachten ... mich peinigt der Betrug des Augenblicks. Ich könnte freilich – Dank sei es jenem blinden Glückszufall – dem Erben die Summen abtragen, allein schon zirkulieren sie im Handel. Mein gesunkener Kredit bedurfte starken Ausschwungs, jetzt kann ich das Geld nicht wohl ermangeln. In einigen Jahren allenfalls ... der Himmel behüte mich, es gänzlich ableugnen zu wollen ... aber ... wie gesagt ...«

»Ich weiß bereits,« versetzte der Doktor, »ich glaube, daß Sie vorderhand die fraglichen Summen gar wohl behalten dürfen. Wären Sie unsers Glaubens, ich würde unumwunden sagen: Behalten Sie das Geld, mein Sohn. Ihr redlicher Wille, es einst wieder zurückzuzahlen, genügt der Moral vollkommen, da – erstens – Sie sich durch die einstweilige Verwendung der Summen aus der bedenklichsten Lage retten, und Selbsterhaltung die erste Pflicht ist; da – zweitens – der jetzige Kreditor in seinem Reichtume des Geldes nicht bedarf. Bei Ihnen ist periculum; die Gelder, einst mit Interessen zurückgegeben, werden ihm doppelt erwünscht kommen. Sollte hingegen zu jener Frist er selbst nicht mehr leben, und keine Familie hinterlassen, so befreien Sie, der Kirche eine Stiftung von dem Gelde machend, Ihr Gewissen völlig. Wären etwa Hinterbliebene vorhanden, so genügen Sie den Anforderungen der Moral, wenn Sie unter diese und die Kirche den Betrag gleich verteilen; denn, da die Erben persönlich lein Unrecht erlitten, so entschädigt sie hinlänglich die Hälfte, während die andere, zu milden Stiftungen verwendet, am zweckmäßigsten die Rechnung mit dem Verstorbenen ausgleicht.«

»Sie sind ein wackerer, kluger Mann,« versicherte der Senator mit leichterem Herzen, »ich fühle Vertrauen zu Ihnen, wie zu keinem Menschen auf der Welt. Sie beruhigen meine Seele durch einige Worte mehr, als alle unsere Geistliche durch ihre strengen Forderungen und schwülstigen Reden. Ihre Sittenlehre paßt in die Welt, wie sie ist. Sie verstehen die Bedürfnisse eines Hausvaters und Geschäftsmannes zu beachten. Wenn nur die Gestalt des armen Birsher von mir weichen wollte!«

»Die Absolution ist der beste Exorzismen gegen die Gespenster des Gewissens. Nur die Lossprechung wälzt den Fels, den verschuldeten, von Ihrer Brust. Sie wissen den Weg zur Gnade. Wählen Sie in Zeiten.«

»Wenn mich nur die Furcht vor Sünde nicht abhielte, meine Sündhaftigkeit zu heilen!« sagte der Senator ängstlich, »ich armer Mensch!«

»Wir halten häufig für Sünde und Verbrechen, was eine gleichgültige Handlung ist. Menschensatzung ist immer voll von Fehlern, und das Luthertum ist eine solche. Der heilige Petrus konnte uns wohl Worte vom Himmel bringen, er vernahm sie aus dem Munde seines himmlischen Meisters. Der Augustinermönch von Wittenberg konnte Ihnen nur Weltliches lehren. Wir öffneten ihm die Arme, er stieß uns verstockt zurück. Wer handelte hier im Geiste des versöhnlichen Gottes? Ein Kardinalhut hatte den ehrgeizigen Mönch beschwichtigt und zahm gemacht; die demütige Kutte behagte ihm nicht mehr. Am römischen Hofe nannte man es Verbrechen, den Widersacher durch heilige Würden kirren zu wollen. Er nannte es zu Worms ein Verbrechen, der milden Mutter reuig entgegen zu kommen. Was ist also Sünde, so lang die Welt es mit Recht und Unrecht zugleich hält? Würde man zu Hamburg Ihnen ein Verbrechen daraus machen, daß Sie in der Lotterie spielten, und das große Los gewannen? Gewißlich nicht, während man Sie hier, würde es bekannt, aus dem Senate stoßen würde. Wird ein unbefangener Mensch Sie eines Verbrechens beschuldigen, weil Sie nun wissen, daß ich ein katholischer Geistlicher bin, und weil Sie nicht hingehen, um mich zu denunzieren, damit man mich aus der Stadt bringe? Sicher: nein. Und doch würden Sie Ihrer Würde verlustig und in starke Geldbuße verfallen sein, erführe es die Stadt. Tun Sie recht, bereuen Sie das Vergangene, damit Gott Ihnen vergebe. Werden Sie einer der Unsern, daß ich die Freude haben kann, Ihr Gewissen gänzlich zufrieden zu stellen. Dahin gehe Ihr Trachten. Besuchen Sie mich, wie Nikodemus den Herrn, im stillen; Sie sollen immer in mir den verschwiegensten, den treusten Freund finden.«

»Der Engel Klara spricht für Ihre Tugend und Ihre Liebe!« rief der Senator unter Tränen, die an des Doktors Brust zu fließen schienen.

»Um Klaras willen also, Herr Senator,« versetzte der Doktor eindringlich, »Mut! heilsamer Entschluß! Vertrauen zu mir und meinen Worten. Um Klaras willen, armer zweifelnder Mann!«

Nach einer kurzen Stille hörte der junge Engländer den Senator fortgehen. Der Doktor rief nach seinem Frühstück, sang seinem Lieblingsvogel eine Melodie vor, und als James die Tasse klirren hörte, glaubte er, es sei an der Zeit, dem Pflegevater sich vorzustellen.

Der Doktor hatte die Gewohnheit, sich zur Zeit des Frühstück« in sein Kabinett zurückzuziehen, um daselbst ungestört sein Brevier beten zu können. James fand ihn damit beschäftigt. Leupold legte das Buch indessen alsobald weg und sagte heiter: »Guten Morgen, mein Sohn. Du findest mich erfreut, denn Gott will erlauben, daß ich wieder eine Seele zu dem Freudenreiche der alleinseligmachenden Mutter zurückführen darf. Wie hat sich deine Bemühung belohnt, James? Ich glaube, dich in der Kapelle gesehen zu haben.«

James berichtete mit Bedauern und Achselzucken. Der Doktor hörte aufmerksam zu, »Recht gut!« sagte er alsdann, »ich finde keinen Grund zum Verdruß und zur Mißbilligung. Das Mädchen hat, wie du sagst, mit gespannter Neugierde die Messe abgewartet? folglich hat die heilige Handlung Eindruck auf dasselbe gemacht. Der Reiz des Mysteriösen vollendet die gegebene Richtung. Plaudern wird Justine nicht. Sie scheint fester und verschlossener zu sein, als Mädchen gemeinhin zu sein pflegen. Die Lainez soll hier ihr Meisterwerk machen. Seitdem sie hier ist, hat sie, den jungen Pahlens ausgenommen, keine Seele gewonnen. Die Frau ist noch zu jung, zu hübsch, zu eitel, um mit Vorteil wirken zu können. Sie wirft ihre Netze nach den Männern aus, während sie die Frauen erobern sollte. Die Kunst, die sie besitzt, ihr Aeußeres zu formen, wie es die Notwendigkeit erheischt, ihre Geschicklichkeit, den Protestantismus auszuhängen, um eben durch diese List für die gute Sache zu werben, diese lobenswerten Eigenschaften sind mir wohl bekannt; aber ich wünschte dennoch, der Pater Superior hätte mir eine andere Mitarbeiterin, älter, gediegener, zuverlässiger, an die Seite gestellt. Eine solche würde auch dich, mein Sohn, mehr zu begeistern vermögen, als diese Lainez kann, von der du dich augenscheinlich abwendest.«

»O, mein Vater,« entgegnete James mißmutig, »die heuchlerische Lainez, wie ich, wir spielen eine recht gehässige Partie.«

»Wieder die alte Klage?« fragte der Doktor finster, »du wirst mich zwingen, dich vor Beendigung meiner Mission ins Noviziat abgehen zu lassen. Schweige, wenn du nichts Verständigeres vorzubringen weißt. Dort liegen Frachtbriefe, Rechnungen, und zu beantwortende Missiven. Schreibe ab, trage ins Buch und auf mein eigenes Register. Vergiß nicht nachzurechnen, mein Sohn. Der Ansatz der Medizinalkräuter und Färbehölzer, den mir der Pater Thomas Cosedro von Assumption beigelegt hat, scheint mir übertrieben. Sieh vorläufig nach, bis der Kapitän selbst angelangt sein wird. Ich erwarte ihn bald. Ich werde nun ausgehen, und mein Brevier im Freien lesen, und bei Spaldinger Wechsel für das Provinzialat negozieren, und dem Himmel danken, daß er unsers Ordens Bemühungen in hiesiger Stadt mit außerordentlichem Gedeihen segnet. Wir zählen bereits mehrere bedeutende Männer zu unserer kleinen Gemeinde, und der Beitritt eines einflußreichen Ratsherrn soll unserer Mission, mit Christi Hilfe, größere Sicherheit und ein erfreuliches Bestehen erleichtern. Gott erleuchte dich, mein Sohn, und behüte dich, bis zum Wiedersehn!«

Wie der Doktor, nachdem er sein Haus verlassen, seine Wechselgeschäfte verrichtet, wie er sodann unter den Bäumen der sogenannten Brunnenheide seine Gebete mit geflügelter Zunge abgetan, im voraus weglesend, was noch zum Nachmittag aufbehalten hätte bleiben sollen, bedarf keiner weitläufigeren Beschreibung. Zufrieden, von niemand in seiner Andachtsübung gestört worden zu sein, schob er das Buch in die Tasche, und ging zur Stadt zurück, berichtigte an der Brücke aufs pünktlichste den Zollpfennig, grüßte freundlich und ergebenst alle Gutgekleideten, die an ihm vorüber kamen, und nickte mit verstohlener Herablassung einigen gemeinen Arbeitsleuten zu, die ebenso verstohlen beim Läuten der Mittagsglocke ihre Kappe zogen. Die Höflichkeit des klugen Mannes erstreckte sich sogar auch auf leblose Gegenstände. Vor dem Schilderhause an der Türe des ersten Bürgermeisters, vor dem Stadtwappen über dem Tore des Rathauses, vor den Kanonen der Hauptwache, zog er den Hut ab, und entblößte sein Haupt beinahe vor jedem ansehnlichen Hause, wenn gleich aus dessen Fenstern niemand sah. Sobald er wieder in die engen Straßen seines Viertels kam, machte die Demut dem Selbstbewußtsein Platz, und in der Tat war eine in jener Gegend vorfallende Begebenheit ganz dazu geeignet, seinen Ideen eine andere Richtung zu verleihen. In einem engen Gäßchen standen alle Bewohner vor den Türen. Viele fremde Nachbarn aus den anliegenden Straßen erfüllten den Eingang des Gäßchens, und all die zerstreuten Gruppen gafften nach einem Hause, das auf seinem Aeußern schon das Gepräge der Armseligkeit trug, hätte man auch nicht an dessen Fenstern die blassen, von Schmutz und Hunger entstellten Kindergesichter gesehen, die daraus auf die schwatzenden Leute starrten. Schon hatte sich der Doktor zu einem Trupp plaudernder Schustergesellen gewendet, um Erkundigungen einzuziehen, als aus dem Hause, nach welchem alle Blicke sahen, der Pastor der Johanniskirche trat; im Amtskleide zwar, aber mit dem feindseligsten Gesichte. Dem heftig ausschreitenden und schnaubenden Manne folgte der gutmütige Arzt Häckel, den das Volk gemeinhin nur den Armendoktor nannte, und verschwendete manches gutgemeinte Wort des Zuredens. Mehr noch indessen, als des Arztes Fürsprache griff das Gesicht und das Aeußere eines andern Mannes, der hinter dem Arzte einheitlich, an jedes halbmenschliche Herz.

Der Prediger in seinem Unmute wurde jedoch nicht gerührt.

»Keine Begleitung, keine Nachrede!« sagte er heftig, »verehrtester Herr Doktor Häckel! kein Jota weiter! und Er, Monsieur, schweige Er vollends. Ich mag kein Wort an Ihn verlieren. Er hat mich betrogen, mir und der Bürgerschaft ein Skandalum gegeben. Hätte ich von Anfang gewußt, mit welchem nebulone, mit welchem Gelichter ich's zu tun haben sollte ... nicht einen Schritt weit wäre ich gegangen! nicht Seine Schwelle hätt' ich betreten!«

»Aber, ehrwürdiger Herr Pastor! eine Sterbende ...« stammelte der so unsanft Zurechtgewiesene.

»Was kümmert das mich?« eiferte der Geistliche mit größerem Unwillen, »wie gelebt, so gestorben. Wem Ihr Leute im Leben angehörtet, dem bleibt auch im Tode. Helf Euch der, dem Ihr Euch übergeben, Ihr Auswurf!«

Er ging mit allen Zeichen fortdauernden Zorns aus der Gasse, und die Mehrzahl der Gaffenden zog hinter ihm drein. Der Doktor sah noch, wie der gutmütige Arzt Häckel dem in seiner Betrübnis verstummenden Bewohner jenes Häuschens ein Stück Geld in die Hand drückte, wie er, mitleidig, aber ohnmächtig die Achseln zuckte, und sich dann eiligst entfernte.

»Dem hat's der Pfarrer recht gesagt!« lachten einige rohe Bursche im Vorübergehen, und auf Leupolds Befragen erwiderte ihm ein alter Bürger, der, traurig den Kopf schüttelnd, sich ebenfalls zum Gehen wendete: »Lieber Herr, Sie glauben nicht, welch ein Jammer das ist! Der Pastor mag wohl im Grunde recht haben, aber hart ist's, wenn man bedenkt, daß die Armen doch Menschen sind!«

»Erkläre Er sich genauer, mein Freund.«

»Sie müssen wissen, lieber Herr, daß der blasse Mensch, der eben wieder wie ein Verzweifelter ins Haus geht, ein Komödiant ist. Er gehört zu der Bande, welche mit Erlaubnis des preislichen Magistrats in der Bude auf dem Schwanenmarkte spielt. Vor acht Tagen sind die Leute erst angekommen, und jener Mann, der eine schwerkranke Frau und vier oder fünf Kinder mit sich führt, hat bei dem Wagnermeister Ulrich eine Wohnung gefunden. Die Menschen behelfen sich gar kümmerlich in der feuchten Stube, und schlafen, sozusagen, auf der schwarzen Erde. Da ist die Frau nun kränker geworden, und bis ans Sterben gekommen. Der Armendoktor, der um Gottes willen zu ihr kam, und die Arznei aus seiner Tasche bezahlt, hat dem armen Mann vertraut, wie schlimm es mit dem Weibe steht, und ihn aufgefordert, sich nach geistlichem Zuspruch umzusehen. Der Pastor ist zwar wie der Blitz bei der Hand gewesen, aber kaum hat er gehört, daß die Frau eines Komödianten Weib sei, und – wie ich meine – demselben nicht einmal angetraut, als er ihr das Abendmahl versagte. Wie es alsdann mit dem Begräbnisse gehen wird, das weiß Gott.«

Der Doktor ging, an der entsetzlichen Lage der Armen Anteil nehmend, auf das elende Häuschen zu, blickte durchs Fenster und übersah eine Szene des Jammers, die sich jedes fühlende Herz versinnlichen mag. Das Weib lag, von Verzweiflung und Schwäche gleich erschöpft, auf dem elendesten Strohlager und lallte die Worte: »Ach, Josef! Josef! warum sind wir nur geboren worden? Ach, wie verläßt uns Gott! Ach! was soll aus den Kindern werden!«

Und die Kinder schrien, und der Mann stand im Winkel, drückte beide Hände vor die Augen, und das eiskalte, bleiche, abgezehrte Gesicht sprach mehr, als Worte vermocht hätten. Des Doktors Herz wurde aber noch einmal so schwer, als er in des Mannes Zügen, besonders dann, als er wieder die Augen öffnete, und wild zum Himmel hob, die Züge eines bekannten Gesichts erblickte. Er klopfte rasch ans Fenster. Langsam öffnete es der Trauernde. Der Doktor reichte ein Scherflein hinein und fragte leise: »Wie ist Euer Name, mein Freund?«

»Ich heiße Wohlgemuth, mein Herr.«

Der Doktor schüttelte den Kopf. »Das ist nicht Euer wahrer Name, Mann Gottes. Sagt mir den rechten.«

Der Mensch sah ihn verwundert an, und rieb sich verlegen die Hände.

»Ich wundre mich, daß ich meinen echten Namen nicht schon vergessen habe,« sagte er schmerzlich, »aber weil Sie so bestimmt fragen, will ich ihn doch wieder einmal aus dem Gedächtnis hervorholen. Ich hieß einmal Josef Litzach.«

»Weiß Gott! er ist's!« sagte der Doktor, wie vor sich hin. »Ich kenne Euch,« setzte er bei, »ich wünsche mit Euch unter vier Augen zu sprechen.«

Der Mann deutete kummervoll auf die dahinschmachtende Frau. »Bevor es nicht hier vorüber ist ...« sagte er leise, »kann ich nicht ausgehen. Der Doktor meint: um die dritte oder vierte Stunde nachmittag« ... der Pfarrer wird's wohl noch um ein Stündchen beschleunigt haben ...«

Dem Doktor traten die Tränen in die Augen. »Vertraut auf Gott!« sprach er, »ich will morgen wieder vorbeikommen.«

»Bewahre!« entgegnete Litzach hastig, »sagen Sie, mein Herr, wo ich Sie antreffen kann. Ich kann heute noch zu Ihren Diensten sein, wenn nicht Gott an meiner Alten ein Wunder tut. Um vier Uhr haben wir ohnehin Komödie ...«

»Wie? und Ihr agiert mit, an diesem Trauertage?«

»O, mein Herr, danach fragt der Prinzipal nicht. Ich käme um den Wochenlohn, ums ganze Brot. Wir agieren heute eine Schnurre, und ich muß darinnen den Hanswurst machen, lustig, recht lustig, damit das verehrte Publikum lacht, wenn mir auch das Herz unter der bunten Jacke entzwei ginge.«

Der Doktor fand keine Worte. Litzach fuhr aber bald wieder fort: »Um sechs Uhr stehe ich zu Diensten, mein Herr. Wenn Sie allenfalls um diese Zeit auf der Mailbahn am Schwanenmarkte lustwandeln wollten ... ich will mir aus des Prinzipals Kleiderkammer einen reputierlichen Rock borgen, damit ich Ihnen keine Schande mache. Jetzt aber ... entschuldigen Sie. Meine Alte ruft ihren Josef. Vielleicht muß ich ihr jetzo schon Lebewohl sagen ...«

Leupold nickt stumm mit dem Kopfe und ging betrübt weiter, während der Schauspieler wieder sein Fenster zumachte.

Der Doktor benützte den Umstand, daß er an einigen Häusern heimlicher Glaubensgenossen vorbei kam, um mit einem Worte Litzachs arme Familie ihrem Mitleid zu empfehlen. Nie Leute waren alsobald bereit, einiges Essen und ein paar Pfennige hinzuschicken. Der Dürftige ist am ersten geneigt, dem Dürftigen beizustehen. Dem Doktor war es lieb, durch die Begegnung eines andern Bekannten aus seinen trüben Gedanken gerissen zu werden. Aus seinem Hause trat ein rüstiger Seemann in braunem Rocke und manchesternen Beinkleidern, tüchtigen Schuhen mit großen silbernen Schnallen, das Halstuch nachlässig in den Schifferknoten geschlungen, und ein derbes spanisches Rohr in der Hand. Der bordierte Hut mit der auszeichnenden Schleife verriet den Kapitän.

»Grüße Sie Gott, Ew. Hochw ... Herr Doktor, wollt' ich sagen!« rief der Kapitän in tiefem Basse, »ich wollte eben ein paar Dutzend Tonnen Teufel reklamieren, weil ich Sie nicht zu Hause gefunden. Sie müssen, Gott beßre mich! mit mir zu Mittag speisen; später als gewöhnlich, aber gut und herzhaft, wie's ein Seehund gerne hat. Um elf Uhr bin ich aus der Kalesche gestiegen und habe im Goldnen Schwan mein Absteigquartier genommen oder, besser gesagt, Anker geworfen,«

Somit nahm er den Doktor vertraulich, aber ergebenst unter dem Arm, und steuerte mit ihm in anderer Richtung weiter.

»Sie haben mich wohl früher erwartet?« fuhr er fort, »aber – Sturm und Segel! Ich mußte lavieren, bald auf Osten, bald auf Westen halten, ehe ich hier anlegen konnte. Mein Schiff ist frisch und gut in Havre eingelaufen, und das würdige Kollegium zu Paris hat bereits seine Kontanti empfangen. Der Handel blüht im stillen, und der Vater Lavalette, der, so jung er noch ist, bereits eine ungemeine Spekulationsgabe entwickelt, hat mir schon von neuen Etablissementen und neu auszurüstenden Fahrzeugen gesprochen. Ich habe Briefe von Paris und Lissabon an den Pater Superior, und wünsche, daß Sie mir nach Vidimierung der eingesandten Rechnungen und Bescheinigung des Geldes, das ich bei Ihnen niederzulegen habe, einen Empfehlungsbrief an den wackern Herrn mitgeben möchten,«

Der Doktor versicherte ihn seiner Bereitwilligkeit und die Herren setzten sich im Gastzimmer des Schwanen zum Speisen nieder. Leupold war hier auf wohlbekanntem Felde. Die Gastwirtin, eine noch ziemlich junge und rasche Frau, hatte, von andächtigen Freundinnen bestürmt, von dem Doktor ins Geheimnis gezogen, ihren heimlichen Uebertritt zur verborgenen Kirche nicht schwer gemacht. Der Wirt, ein schwerfälliger Reichsstädter von wenig Scharfsinn, war leicht zu täuschen gewesen, und ahnte nicht das mindeste von der Religionsveränderung seines Weibes. Er schätzte den Doktor, der häufig das Haus besuchte, als tüchtigen Politiker hoch, und die Frau benutzte jede unbewachte Minute, um aus den salbungsvollen Worten ihres geheimen Beichtigers Trost und Ruhe zu schöpfen. Ihre unerfreuliche Ehe, wie die immer neu erwachsenden Zweifel ihres Gewissens machten ihr Trost zum Bedürfnis. Nebenbei sprach die Stadt auch vieles von ihrem weichen und gefühlvollen Herzen und der Nachbarn Zunge bezeichnete ziemlich genau diejenigen jungen Männer, die sich der Teilnahme der hübschen Frau zu schmeicheln gehabt.

Die Gesellschaft in dem Schwan war nicht zahlreich. Der Kapitän und der Doktor, tafelnd in der einen Ecke. In der andern die Wirtin, am Schenktische und an dem Küchenfenster beschäftigt, durch welches die Speisen hereingereicht wurden. In der Stube auf und nieder wandelnd der Herr des Hauses selbst; bald mit der Fliegenklatsche arbeitend, bald von Belgrads Einnahme, vom Reichstag zu Saragossa, und den schlechten Zeiten posaunend. Am Fenster zwei Kartenspieler: ein pausbäckiger Sensal und ein Offizier der Stadtmiliz, beide der Frau vom Hause zärtlich zugetan, beide nicht von ihr erhört. Die Unterhaltung war, wie gewöhnlich, wenn einer allein spricht, wie hier der Wirt, nicht sehr glänzend und erbaulich. Der Kapitän aß stark und trank nicht wenig; der Doktor beobachtete seine Umgebung, die Wirtin tranchierte, die Spieler trieben ihre Belustigung fort. Eine Reisekalesche, die vor dem Hause hielt, brachte alle Köpfe in Bewegung. Sie fuhren ans Fenster; nur die erfahrnern Tafelgäste blieben ruhig. Der Reisende, ein junger Mann, trat langsam in die Stube, während er befahl, Mantelsack und übriges Gepäck nach dem besten Zimmer des Hauses zu liefern. Die von dem Anblick des hübschen Mannes freundlich berührte Wirtin machte denselben zum Nachbar des Doktors, und gebot, das verlangte Diner eiligst herbeizuschaffen. Der Fremde grüßte Kapitän und Doktor höflich und streckte sich dann bequem auf dem Stuhle aus. Der Wirt setzte sich gegenüber und stierte den Gast neugierig an. Die Spieler setzten das Spiel fort. Der Kapitän brach das Schweigen.

»Gute Reise gehabt, mein Herr?«

»Sehr gut.«

»Kommen weit her, ohne Zweifel?«

»Sehr weit.«

»Durchreisend?«

»Nein.«

»Geschäfte auf hiesigem Platze?«

»Ja.«

»Wären wir Landsleute? Ich bin ein Friese.«

»Ich nicht.«

»Darf man fragen mein Herr ...«

»O ja.«

»Woher die Reise ...«

»Kellner! eine Flasche Wein!«

Hiermit brach der einsilbige Fremde ab. Der Kapitän biß sich verdrießlich in die dicken Lippen. Der Doktor lächelte und betrachtete den Lakonischen genauer. Er sah gar nicht aus, wie ein Spaßvogel, sondern wie ein ernsthafter, sehr besonnener Mann. Sein regelmäßiges Gesicht war ruhig, die Augen groß, und blickten fest vor sich hin. Keine Freudigkeit, aber eine eiserne Fassung sprach von der Stirne, aus der ganzen Gestalt. Das Trauerkleid, das der Fremde trug, entschuldigte allerdings den Ernst, welcher der natürlichen Heiterkeit der Jugend Abbruch tat. Der Fremde aß mit vielem Anstande, was ihm vorgesetzt wurde, und trank den Wein stark mit Wasser vermischt. Den Doktor, dem seine früheren Verhältnisse Mäßigkeit zur ersten Pflicht gemacht hatten, freute das regelmäßige, abgewogene Betragen des Fremden, und er richtete, auf die Gefahr hin, ebenso zurechtgewiesen zu werden, wie vorhin der Kapitän, einige artige Worte an den Nachbar, die auch verbindlich und kalt erwidert wurden. Indessen sprang der Offizier, der soeben seine Partie gewonnen hatte, mit Getöse von dem Stuhle, und riß die Fensterflügel auf.

»Mort de ma vie!« rief er, »Sensal! Wechselbote! schau' Er auf! Ein Kernmädel gilt's hier zu schauen!«

Der Sensal sah hin und sagte ziemlich laut: »Die Jungfer Müssinger! Aha! benebst der Frau Mama!«

»Tu' Er nicht so kalt und vornehm!« zankte der Offizier, »Parole d'honneur! das Mädel ist das liebenswürdigste in der ganzen Stadt! Seh Er nur, was sich die Flegel von Sänftenträgern einbilden, daß sie eine so artige Last, wie diese, aufzunehmen gewürdigt sind.«

»Wohl bekomme ihnen die Mama von vier Zentnern!« sagte der Sensal spöttisch und nippte an seinem Glase, »sie und ihr federleichtes Töchterlein gönne ich Ihnen von Herzen.«

»Das spricht der Neid aus Ihm, Sensal.«

»Ei nun, Herr Leutnant,« hob die Wirtin an, die es nicht leiden konnte, daß andere Frauenzimmer hübsch gefunden wurden, »das absonderliche Wunderwerk finde ich nun auch nicht an der Mamsell. Ein patziges Dingelchen, recht keck, recht unverschämt, und geschminkt, ich lasse mir's nicht nehmen. Geht sie nicht am Sonntage wie ein Pfau auf ihren hohen Absätzen über die Gasse? Ist wohl ein Mensch, der sich nicht über ihren Stolz ärgerte? Die Mama ist auch grob und hochmütig; das weiß Gott! aber dabei ist sie dumm wie eine Henne. Das Töchterchen hingegen versteht Antworten zu geben – so spitzig und witzig, und giftig und triftig, daß allen ehrlichen Leuten die Galle steigt. Das leichte Töchterchen mag froh sein, daß sie schwere Geldsäcke aufzuweisen vermag.«

Der Sensal schnippte mit den Fingern. »Das spricht der Neid aus Ihnen, Frau Gasthalterin!« schaltete der Leutnant ein, spaßhaft und impertinent zugleich, »der Himmel verdopple mir die Gage, wenn ich nicht gleich zugriffe; die Jungfer dürfte nur die Hälfte ihres Geldes haben. Meine Schulden zu bezahlen fände sich doch genug; auf Ehre.«

»Ew. Gnaden sprechen ins Blaue hinein,« versicherte kaltblütig der Sensal. »O! der Himmel hängt in diesem Hause voll Geigen, aber die Baßgeige wird doch am Ende ein Loch bekommen. Sie hätte es jetzt schon, wenn der dicke Holländer nicht so artig gewesen wäre ... na! ich will klüger tun und schweigen.«

»Hm!« begann die Wirtin, »es wurde allerlei gemunkelt, das einem die Haut schaudern machte, und das ...«

»Das gefährlich ist, wiederzukauen!« fuhr der Wirt dazwischen, »ich bitte mir's aus, Frau Schwanenwirtin, daß Sie kein Wort mehr darüber verliert. Der hochpreisliche Senat hat's allen rechtschaffenen Bürgern befohlen. Auf allen Zunftstuben wurde es verblämt, und den Plaudermäulern angedeutet; und ich bin auch Zunftmeister, und muß auch auf Ordnung halten.«

»Wohl geredet!« rief der Leutnant beifällig, »wie die Zunft, muß auch die Frau parieren und Subordination muß sein. Bei alledem möchte ich wissen, wohin die Damen sich begeben haben. Auf Ehre, ich möchte es erfahren. Wäre ihres Spazierwegs Ziel der Kuchengarten oder die Windmühle, ich ließe flugs meinen Polen satteln, um die reizende Jungfer von Mund zu Mund zu begrüßen.«

Der Sensal zuckte bei den prahlerischen Aeußerungen des Windbeutels die Achseln, sah aber beinebst durchs Fenster und erwiderte: »Da kommt einer, der Ihnen, gnädiger Herr Leutnant, ganz gewiß die beste Auskunft zu geben vermag: der übergeschnappte Türmer von St. Paul, der zum Rasendwerden in des Senators Tochter verliebt ist, ohne daß er je ein Wort mit ihr gesprochen hätte. Brüstet sich nicht der Geck in seinem betroddelten Kleide wie ein Graf, und wer sollt es dem geputzten Affen ansehen, daß er zu Posaune und Glockenstrang geboren und gebildet wurde?«

Der Mann Quaestionis flatterte in das Zimmer, geschmückt wie der albernste Zierbengel seiner Zeit.

»Sieh da, Monsieur Pahlens,« rief ihm der Offizier entgegen, »Magnifiquester aller Türmer! Woher, wohin, guter Freund? Ist Ihnen der Stern unserer Stadt, die wonnevollste und freudenbringendste der Grazien begegnet?«

»Ach, gnädiger Herr!« versetzte Pahlens mit schwärmerischem Ausdruck, »des Lebens Licht hat mir gefunkelt auf meinem Seufzerpfad! Ich habe sie gesehen, in deren Aug' Kupido mit gespanntem Bogen sitzt; das Götterkind. Zum Ritterhof begibt sich die Schöne, wie ich höre. Wäre ich doch der Kaffee, den sie schlürft, der Kuchen den sie genießt. Gleich dem Zwieback, das ihre Hand zerbricht, zerbröselt sich mein Herz in eitler Sehnsucht!«

»Abgeschmackter Gimpel!« brummte der schwarze Fremde leise vor sich hin, stand auf, und entfernte sich, langsam, wie er gekommen.

Niemand, den Doktor ausgenommen, bemerkte seinen Abgang, denn der verliebte Türmer ergoß sich in blumenreichen und geschraubten Redensarten, schnitt jedem das Wort vom Munde, betäubte das Ohr eines jeden. Der Offizier unterbrach ihn endlich ziemlich brüsk, schnallte sich den Degen um, setzte sich den Hut martialisch auf, fuhr in die Handschuhe, und bereitete sich, den Damen zum Ritterhofe zu folgen.

»Geht Er mit, Sensal?« fragte er barsch.

»Ich habe auf der Niederlage zu tun. Auch besitze ich kein Pferd, das mit Ihrem Polen gleichen Schritt halten könnte.«

»Mort de ma vie! Ich besinne mich soeben, daß mein armer Polak sich den Fuß zertrat und den Stall hüten muß. Ich werde zu Fuße gehen müssen. Begleiten Sie mich etwa, Monsieur Pahlens?«

»Das würde sich nicht schicken, Ew. Gnaden. Ohnehin schlägt um vier Uhr meine Stunde. Mein armer Teufel von Gesell ist ziemlich krank, und kann die Abendluft nicht recht vertragen. Ich muß also selbst ...«

»Die Posaune zur Hand nehmen und tuten?« fiel der Offizier spottend ein, »Parole d'honneur! Schade um den jungen galanten Mann! Das ignoble Handwerk paßt wenig zu seinen Gewohnheiten. Nicht wahr, meine Herren? nicht wahr, Madame? A revoir! Adieu!«

Er empfahl sich unter lautem Gelächter. Nach einigen Anmerkungen über den Offizier und dessen Schulden ging auch der Mäkler. Den Kapitän riefen seine Geschäfte, die Wirtin die Hauswirtschaft, der Gastwirt schlief, der Doktor und Pahlens gingen zusammen auf die Straße.

»Wie habe ich mich gesehnt, einmal mit Ihnen allein zu sprechen,« begann Pahlens vertraulich, aber ehrfurchtsvoll, »seitdem Sie mein geistlicher Vater wurden, kenne ich niemand auf der Erde, vor dem ich mein Herz auszuschütten geneigter wäre.«

»Das gehört in den Beichtstuhl, mein Sohn,« erwiderte der Doktor leise.

»Nicht doch, Herr Doktor,« versetzte Pahlen«, »raten Sie mir als Freund. Meine Lage wirb mir unerträglich. Ich bin zu etwas Besserem geboren, als auf dem abscheulichen Turme zu verblühen und den Lutheranern zu ihrem Gottesdienste hilfreiche Hand und Lunge zu leihen. Was werden Sie denken, wenn ich Ihnen sage, daß mir in verwichener Nacht die heilige Mutter im Traume erschien und zu mir sprach: Mein lieber Sohn, allzulange schon verkümmerst du im Ketzerdienste. Geh hinaus und suche dir ein bessers Glück. Ich und alle heiligen Engel werden dir den nötigen Beistand leisten. Sofort erwachte ich und konnte nicht mehr einschlafen. Wie sehr ich jedoch grübelte, ein Mittel zu finden, die gnädigen Absichten des Himmels zu erfüllen, so stumpf blieb dennoch mein Geist. Raten Sie mir, was soll ich tun? Als Geiger oder Lautenschläger in die Welt ziehen, oder etwa als Apostel der wahren Lehre? Das letztere wäre mein Wunsch, allein mich fesselt hier ein Sehnen und Wähnen, ein Hangen, ein Verlangen, das vielleicht sündlich ist, weil es eine Ketzerin zum Gegenstande hat.«

»Was soll ich Euch sagen, mein Sohn?« antwortete der Doktor, »ich will die Erscheinung, die Ihr gehabt, nicht bezweifeln. Wunder sind allerdings möglich und es wäre Frevel, sie zu leugnen. So wahr es ist, daß der göttliche Mittler dem heiligen Franziskus, die göttliche Mutter dem preiswürdigen Loyola in Person erschienen, so läßt sich's gar wohl denken, daß die unbefleckte Mutter auch zu Euch im Traum gesprochen; denn – was Euch an der Heiligkeit jener Männer mangelt, das ersetzt Ihr durch gläubige Zuversicht und kindlichen Gehorsam. Jedoch, gerade, weil ich an diese Erscheinung wahrhaft glaube, dächte ich, Ihr fordert durch eifrige Gebeterweckung den Himmel auf, Euch einen nähern Fingerzeig zu geben; bevor Ihr Euer jetziges Amt von Euch werft, um in die Welt ohne Plan hinauszugehen. Ein besserer Redner als ich würde Euch sagen, daß Euer Los kein böses ist; daß Ihr besser tätet, gerade auf Eurem einsamen Turme sitzen zu bleiben und Euere Seele, gleich der eines Einsiedlers, zum wahren Christentum immer mehr zu erwecken und anzufeuern, als daß Ihr jetzo wie ein Irrwisch im Weltgetümmel umher fackelt. Er würde Euch sagen, daß Ihr jetzo, als ein gottlob zur Mutterkirche Belehrter, auf Eurem Turme ein wahres Sinnbild der siegenden Kirche vorstellt, wie sie, im Verborgenen triumphierend, oben sitzt, während zu ihren Füßen die Baaldiener orgeln, schreien und ihre Possen treiben. Ich sage Euch bloß: Schweigt, betet, und erwartet mit Geduld, wie es der Himmel mit Euch zum Guten lenken wird. Was ist's aber mit der Neigung, von der Ihr spracht? Hat sie nicht die Tochter des Senators Müssinger zum Gegenstand?«

»Ach! Sie lesen in den Falten meines Herzens!« entgegnete der Geck, »ich muß meine Schwachheit gestehen. Gehen Sie aber nicht strenge mit mir ins Gericht. Mein Herz ist so weich und empfänglich, als mein Mund blöde. Durch das Auge ist das Mädchen in meine Seele gedrungen. Geredet habe ich noch nicht mit ihr und werde es auch nie, wenn Sie mir's nicht erlauben.«

»Das darf ich nicht,« entgegnete der Doktor, »zu welchem Endzweck auch? Ihr seid arm, die Jungfer ist reich. Ihr Vater ist Senator, Ihr seid Türmer. Das paßt nicht. Aber die Hauptsache ist, daß Ihr Katholik seid, daß sie Lutheranerin ist. Zwar arbeitet die Gnade des Höchsten, wie ich vernehme, an ihrer Wiedergeburt, wie denn überhaupt, Dank sei es der Fürbitte unserer hohen Patronin, unsre Gemeinde täglich im stillen zunimmt, bis sie laut wird reden können. Aber man rechne nicht auf das, was noch nicht ist. Ich weiß nun zwar, daß ein Jünglingsherz ein weiblich Gemüte sucht, an das es sich bindet, wie die Rebe an die Ulme, Die reine Verschwisterung tugendhafter Seelen mag und darf ich nicht hindern. Ihr dankt der würdigen und gottseligen Frau Lainez die Erleuchtung in Eurem frühern Irrtum. Weiht ihr Euer dankbar Gemüt, und vergeßt das Weib, das nicht für Euch auf der Welt ist.«

Pahlens verneigte sich, etwas unbefriedigt jedoch, und schied von dem Doktor, der sich zur Promenade begab. Auf und nieder schreitend überlegte er sein heutiges Tagewerk, horchte verdrießlich auf die Trommel, die von Zeit zu Zeit von der Komödienbude herüber schallte, auf das Geschrei des Lustigmachers, der vor der Türe des Schauplatzes sein Publikum einlud; auf das Gejauchze der Gassenjungen, die den Possenreißer umschwärmten. Die Promenade, von Spaziergehenden angefüllt, wurde leer, weil die Neugierigen nach der Bude rannten, und bald befand sich der Doktor allein mit einem Frauenzimmer, das schon lange auf den Augenblick, mit ihm unter vier Augen zu reden gewartet zu haben schien. Die Frau in bürgerlichem Kleide näherte sich ihm schüchtern und sagte nach einem tiefen Knicks: »Ich bin des Schreiners Buttler Frau, Ew. Hochwürden, Ihr eifriges Beichtkind,«

»Was will Sie? Ich kenne Sie. Nun?«

»Ich kann es mit meinem Mann nicht länger aushalten,«

»Wieso?«

»Er mißhandelt mich.«

»Warum?«

»Weil ich, eine Krankheit vorschützend, mich weigere zur Kirche zu gehen, und die Predigt zu hören, wie er's verlangt. Und dennoch fürchte ich mich vor der Sünde.«

»Ohne Not, Ich spreche Sie los. Gehe Sie in die Kirche, damit der Schein bewahrt werde. Singe Sie mit, höre Sie aufmerksam der Predigt zu, aber bewahre Sie Ihr kaum genesenes Seelenheil mit geistlichen Stärkungsmitteln. So wird Ihr Mann beruhigt und die Gemeinde schöpft nicht Verdacht.«

»Aber, Ew. Hochwürden, ich fürchte, das ist Heuchelei!«

»Um einen guten Zweck zu erfüllen, ist auch eine gewisse Heuchelei erlaubt. Beruhige Sie sich, gute Frau, Wie steht's mit Ihren Kindern? Spürt Sie in diesen keine Anlagen zum Heil?«

»Ach Gott, nein, Herr Doktor, Die Buben sind so roh und die Tochter hat kaum die Konfirmation überstanden.«

»So lasse Sie ab von ihnen. Keine voreilige Vertraulichkeit, damit die Kirche nicht in Gefahr komme. Sie muß wachsen, im Verborgenen, wie die Saat des Feldes. Uebergebe Sie die Kinder ihrem Schicksale. Gott wird die Seinigen schon herausfinden.«

»Aber mich jammert, daß sie verdammt sein sollen. Sie sind doch meine Kinder, meine ehelichen Kinder.«

»Die Frage wäre erst noch aufzustellen. Ist Sie nicht katholisch? Ihr Mann Protestant? Abgesehen, daß solche paritätische Verbindungen an und für sich nichts taugen, so könnte man gerade Ihre Ehe nicht gültig erklären. Sie wurde von keinem katholischen Priester eingesegnet,«

»Herr Doktor ...!« stotterte die arme bestürzte Frau.

»Gräme Sie sich nicht. Ich will es so genau nicht nehmen. Aber lasse Sie die Kinder den eigenen Weg gehen und erwarte Sie alles von der Zeit.«

Die Frau verneigte sich wieder demütig und entfernte sich. Der Doktor setzte sich auf eine Bank, lehnte sich an die dahinter stehende Linde und schloß, wie er zu tun pflegte, nachdenkend die Augen. Der heutige Tag war jedoch ganz dazu gemacht, ihm die Unterhaltung der verschiedensten Art zu bereiten. Ein rasch daherkommender Mann nahm geräuschvoll neben ihm Platz.

Der Doktor erkannte, aufblickend, in dem Nachbar des Senators Kontordiener Nothhaft. Der Mensch, dem der Doktor als solcher unbekannt war, befand sich heute in gar aufgeregter Stimmung, und eine händelsüchtige, tückische Weinlaune sprach aus seinen Augen und seiner Haltung. Um ein Gespräch anzuknüpfen, das er zu wünschen den Anschein hatte, bot er dem Doktor eine Prise Tabak. Dieser versagte.

»Brauchen sich nicht zu genieren!« redete Nothhaft ziemlich barsch, »'s ist nichts Giftiges, nichts Schlafmachendes darunter.«

Der Doktor, um den Grobian nicht zu beleidigen, nahm eine Prise, ohne davon Gebrauch zu machen. Nothhaft besänftigte sich und versetzte: »Freue mich, dero Bekanntschaft zu machen. Ew. Edeln sind ohne Zweifel fremd auf hiesigem Platze?« »Nicht doch, mein Herr; und dennoch mögen Sie recht haben.«

Nothhaft stierte ihn verlegen an, lächelte dann und fuhr fort: »Recht gut gesagt, mein Herr. Justissime! Optime! Das ist all mein Latein! Wie finden Sie das? Wenn man indessen Geld hat – er klopfte auf die klingende Tasche – so braucht man die Schulfuchserei nicht. He?«

Der Doktor nickte.

»Um aber wieder auf den Tabak zu kommen, so ist eine prudente Vorsicht wohl vonnöten. Da kommt oft ein Mensch daher, bietet Ihnen Tabak; Sie schnupfen, schlafen ein, und finden sich am andern Morgen entweder im Werbhaus, oder auf einem holländischen Transportschiffe. Nicht so, mein Herr?«

»Ich weiß das nicht.«

»Sie wissen das nicht? Parbleu! das ist zum Lachen. Nun, nun! Sie haben freilich nichts mehr zu riskieren. Junge Seelen sind die besten. Na! wie gehen hier die Geschäfte?«

»Welche?«

»Sapperment! die Ihrigen. Wie läßt sich die Kaperei an? Ja, bei uns gibt's einen tüchtigen Menschenschlag, wie gemacht zum Matrosen und Soldaten. Wie viel Seelen haben Sie schon auf dem Korne? Na, Männchen! machen Sie mir doch aus Ihrem Handel kein Geheimnis, Parbleu! ich bin auch schon in Amsterdam gewesen. Ich kenne die Vögel an den Federn. Tun Sie nicht so unschuldig. Unser Magistrat kann einen Puff vertragen, ist seelenfroh, wenn man ihn ungeschoren läßt, drückt beide Augen zu. Damit Sie aber sehen, wie redlich meine Absicht ist, so bin ich bereit, Ihnen ein bedeutenderes Pfand meines Vertrauen zu geben.«

»Monsieur! Wofür halten Sie mich?«

»Ei, Liebster! Wozu die Umstände? Für ein kluges Holländerchen, für ein pfiffiges Seelenverkäuferchen. Machen

Sie mir doch nichts weiß. Ich hatte noch nicht die Ehre, Sie zu kennen, aber wie ich Sie heute mit dem Kapitän Tormerpick aus dem Schwanen treten sah, vertraulich, Arm in Arm, von Geschäften redend – ich war im Kaffeehause gegenüber – da hatte ich'« auf der Stelle weg. Der Kapitän hat den Ruf, mit Seelen zu handeln, und nach dem Sprüchlein: »Gleich und gleich ...«

»Sie erzeigen mir viel Ehre, mein Herr!«

»Noch mehr, mein wertester Geschäftsfreund. Ich will Ihnen Kredit geben, ein Kapital, solid und unverzinslich; im Gegenteil, ich will die Depositinteressen tragen,«

»Ich begreife Sie nicht.«

»Werden's alsobald, sub dato morgen oder Übermorgen liefre ich Ihnen eine Seele: kerngesund, jung, von derben Schultern und Fäusten: etwas naseweis zwar und ungezogen, allein in den Kolonien hat man vortreffliche Schulen aufgerichtet. Soll mich der Teufel holen, wenn die gute Seele nicht ihre 2000 spanische Taler wert ist, wie einen Albus. Nun, akzeptieren Sie? Die Emballierkosten trage ich noch obenein aus meinem Beutel ..,«

»Erklären Sie sich deutlicher.«

»Parbleu! Ich habe schon alles gesagt. Als ich Sie da so allein und brütend sitzen sah, fuhr mir's gerade durch den Kopf. Mit einem Worte, ich weiß einen Burschen, den diverse Leute gern vom Halse haben möchten. Er hat Bärenkraft und der Stock wird seinen harten Kopf schon zurechtbringen. Meinen Namen sollen Sie indessen gut behalten, aber ich garantiere Ihnen meine Solvabilität. Ich bezahle die Fang- und Transportkosten bis an das Schiff. Schlagen Sie ein und sagen Sie mir, wann die Promesse liquidiert werben soll.«

»Das ist noch sehr zu überlegen, mein Herr,« versetzte der Doktor lächelnd, »wenn Ihnen morgen noch eine Unterredung beliebt, so finden Sie sich um dieselbe Stunde hier ein. Für heute muß ich meiner Unterhaltung ein Ende machen, da, wie ich sehe, ein Freund, den ich hierher beschied, uns zu stören kommt,«

»Meinetwegen!« sagte Nothhaft, des Doktors Hand schüttelnd, »auf morgen also. Ew. Edeln, fehlen Sie nicht, ich werde auf dem Platze sein.«

Er ging, und Litzach, der schon vor einigen Minuten auf der Promenade erschienen war, kam. Der Doktor hatte Mühe, den Mann unter der übertrieben großen Perücke, dem pfirsichblütfarbigen Samtkleide mit Seidenstickerei verbrämt, zu erkennen. Das hagere, kummervolle Gesicht des Schauspielers paßte so wenig zu dem Staatsrocke, als die unscheinbaren Strümpfe, der zerknitterte Hut und die unmäßige Bandschleife, die vom kurzen Degen in verblichenen Farben herniederhing.

»Setzt Euch, mein Herr!« sagte der Doktor voll mitleidiger Höflichkeit, »fürs erste: erzählt mir, wie es in Euerm Hause steht!«

»Meine Alte lebt noch,« antwortete Litzach, »der Doktor meint jetzo, sie werde am Leben bleiben und Gott sei gepriesen dafür. Mitleidige Menschen haben meine Hütte mit ihren Wohltaten erfüllt und der Prinzipal machte mir soeben das schmeichelhaft Kompliment, ich hätte meine Lazzi noch nie so gut gemacht als heute. Die Leute haben viel gelacht, und der extemporierte Spaß floß mir nur so vom Munde, Gottlob! ich darf hoffen, daß mich der Direktor behält.«

»Das alles macht mir Freude,« versetzte der Doktor, »Ihr mögt wissen, Monsieur, daß ich Euch schon lange kenne, wenn Ihr der Litzach seid, der auf der Jesuitenschule zu Augsburg studierte.«

»Der bin ich,« sagte Litzach seufzend, »und Sie, mein Herr?«

»Ich bin Münzner,« erwiderte der Doktor.

»Münzner?« wiederholte Litzach, wie sich besinnend, ergriff dann des Doktors Hände, sah ihm lange ins Gesicht, drückte dann einige Augenblicke, wie von Erinnerung verklärt, die Augen zu, öffnete sie wieder weit und rief mit einem tiefen Atemzuge: »Weiß es Gott, das ist Xavers redliches, ehrbares Antlitz! Ach! habe ich denn das fröhliche Angedenken an Schul- und Jugendfreundschaft verdient? Wir haben uns du genannt, mein lieber, alter Xaver! fürchte jedoch nicht, daß ich noch jetzt, wenn fremde Leute zugegen sind, das Du gebrauchen werde! Du bist gewiß ein gelehrter und reicher Mann geworden, ich hingegen nur ein armer, verachteter Komödiant. Aber, erlaube mir, dich wenigstens in der ersten Stunde des Wiedersehens mit dem vertraulichen Namen zu begrüßen. Erlaube, daß ich dich nur jetzo Bruder nennen darf; da« wird mich erheben auf lange Zeit.«

»Rede, mein armer Litzach! Erzähle mir, was dir seit unserer Trennung begegnete.«

»Ich könnte hierauf antworten: Unglück, Unglück, Unglück! und alles wäre gesagt; aber du willst, ich soll weitläufiger sein und so will ich dir folgen, obschon ich dennoch nicht viel Worte machen werde. Ich hatte meine Schulen perfekt durchgemacht, viel im Kopfe und auch, dank meinen sparsamen Eltern, viel im Beutel. Das war ein Unglück. Ich hing die Wissenschaften an den Nagel, lebte in Hülle und Fülle, versuchte es im Kriege bei einer Freipartie, und kam endlich ganz herunter. Der Kasten war leer, der Kopf wüst geworden, und in meinen besten Jahren stand ich da und fragte mich, wie ich mich als zehnjähriger Bube gefragt hatte: Was willst du werden? Was anfangen? Was unternehmen? Zu jener Zeit kam die Merseburger Komödiantenbande nach dem Orte, der meinen letzten Heller verschlungen hatte, und ich erinnerte mich plötzlich, daß man uns im Kollegium auch hin und wieder hatte Komödie spielen lassen. Wenn du dich erinnerst, so wirst du wissen, daß man mich um meines glatten Gesichts und meiner schwächlichen Gliedmaßen willen vorzugsweise erwählt hatte, die Weibsbilder zu agieren. Ich habe die Judith gespielt und die Herodias, und sogar einmal die Lalage in dem Schäferspiele: Der treue Hirt, womit der junge Professor der Rhetorik einst zu Augsburg so viel Aergernis anrichtete. Ei! dachte ich bei mir, wenn die Väter der Gesellschaft Jesu das Komödienspiel bei ihren jungen Leuten einführten, warum soll ich nicht mein Brot verdienen, wie andere verdorbene Studenten und reduzierte Soldaten? Gedacht, getan. Der Prinzipal Richter nahm mich an und eine recht fröhliche Wanderzeit begann für mich. Damals, lieber Münzner, machte ich nicht den Hanswurst, sondern die Amanten, Ich stellte vornehme Leute auf der Bühne vor und trug mich auch nobel außer derselben, in Tressenröcken und sorgfältiger Wäsche. Hätte ich mich nur nicht verliebt!

»Bis hieher war ich frei und hatte nichts geliebet:
Doch, daß mir diese Pein die Sinnen nie betrübet,
Kam nicht von Tugend her. Weil mich der Wahn verkehrt,
Schätzt ich, aus Uebermut nicht eine meiner wert,
Bis ich das Wunderbild beschauet,
Das mich vor dem ergötzt, ob dem mir jetzund grauet.

»Ich rede von meiner Frau, eines herrschaftlichen Beamten Tochter zu Halberstadt. Wie sehr empfand ich den Dichter, als ich sie sah:

»Die als ein Wirbelwind mich hin und her gerückt.
Und mein zerscheitert Schiff in langem Sturm zerstückt!
Ich sah sie, und entbrannt! sie fühlte neue Flammen!
Kurz: ihr und mein Gemüt, die stimmten wohl zusammen!

»Ich entführte die Liebste. Der Fluch ihres Vaters folgte uns nach, und, sobald meines Weibes Eltern in die Grube gesunken, fiel das Elend über uns her. Der lustige Name, den ich mir beigelegt, war ein schneidender Spott auf unsere traurige Lage. Katharine hatte nicht ein bißchen Geschick zu der Komödie. Man lachte sie aus, sobald sie sich nur zeigte; der Prinzipal zankte und ich antwortete gallebitter, und wir wurden von der Gesellschaft weggeschickt. Eine schwere Brustkrankheit warf mich nieder und verschlang alles, was wir hatten! Am Stabe schleichend, von Katharinen gefühlt, die unser erstes Kind auf dem Rücken trug, bettelte ich mich weiter, von Kloster zu Kloster, von Spital zu Spital, von Bande zu Bande. Endlich fanden wir einen gutmütigen Prinzipal, der uns einen Wochenlohn anbot. Mein Weib sollte für die Truppe waschen, ich sollte agieren. Aber mit dem Amoroso war's vorbei! Ich hatte keine Stimme mehr und keine Kraft, Der Prinzipal richtete mich zum Rüpel ab. Ach, Münzner! wie war mir zu Mute, als ich zum erstenmal als Narr auf die Bretter trat! Daheim lag mein Jüngstes im Sarge, meine Katharine, der Niederkunft gewärtig, auf dem Strohlager, und sie war allein, und nur Hunger und Mangel saßen an ihrer Seite, und ich mußte Possen reißen, und die bittern Tränen der Verzweiflung flössen aus meinen Augen über die geschminkte Narrenlarve in den Kienrußbart!«

Litzach wischte sich eine Zähre von der Wange und fuhr gepreßten Herzens fort: »Ich machte den Lustigmacher schlecht. Die Zuschauer meinten, ich sei ein betrübter, weinerlicher Narr; sie warfen mich mit verdorbenen Aepfeln, und der Prinzipal zog mir die Jacke aus und schickte mich fort. Als ich heim kam, brachte mir die Wehmutter einen Buben entgegen, den sie um Gottes willen empfangen hatte, und ich brachte der Mutter meines Kindes sechzehn Groschen und – den Abschied.«

»Herr Gott!« seufzte der Doktor. Litzach fuhr fort: »Ja, mein lieber, alter Freund, wer nur als Zuschauer vor dem gemalten Vorhänge der Komödie steht, weiß nicht, wie viel gebrochene Herzen unter dem Tand der Flimmerkleidung schlagen. Ist es gerade nicht Kummer, der die Brust der Maskenspieler zerreißt, so ist es der giftige Neid, so ist es die brütende Unzufriedenheit, die hinter dem bunten Spiele eine fröhliche Welt suchte, und nur kümmerliche Lappen und eine trostlose Zukunft fand. Der Leichtsinn nur, dem alles gleichgültig geworden, mag ruhig in diesem Getobe niedriger Leidenschaften schlafen; auf diesem wankenden Boden, den Prahlerei und Jammer beherrschen. Was uns Geschicklichkeit erwirbt, raubt uns auf der andern Seite die Ungewißheit unserer Lage, und die Verachtung, die auf uns lastet. Ich überspringe nun manches Jahr des Unheils und bemerke bloß, daß ich in der Zeit einen Teil jenes Leichtsinns mir errang. Ich wurde stumpf, fühllos; ich lernte seltsame und lächerliche Grimassen machen und Kapriolen schneiden, ob mir schon der Tod an der Kehle säße. Ich errang den Ruf eines guten Komödianten, eines possierlichen Burschen; ich fand ein besseres Brot. Ich hatte gespart; ich hatte meinen Kindern ganze Kleidungsstücke angeschafft, meine Katharine mit dem Nötigsten versehen; ich hatte ein Bett gekauft und beinahe schon die Summe zu einem Plüschrocke beisammen, der mich in den Stand gesetzt hätte, reputierlich unter die Leute zu gehen, als Katharine in die langwierige Krankheit verfiel. Unser Wohlstand verging wie eine Seifenblase, und ein Dienst, den ich bei der Gesellschaft des sel. Belten antreten sollte, mußte ebenfalls aufgegeben werden. So kam ich hierher, so fandest du mich. Nach langen Jahren erregt dein Anblick, Münzner, wieder das erste lebhaft frohe Gefühl in meinem Herzen. Die Hoffnung, daß meine Katharine leben wird, und dein Wiederfinden, macht mich glücklich. Ach, wie wahr redet der unvergleichliche Lohenstein in einem seiner Trauerstücke:

»Je finsterer die Nacht, je heller ist das Licht,
Je öfter man die Hand an spitz'ge Dörner sticht.
Je mehr bekränzt man sich mit blutbemilchten Rosen,
Je mehr die Mittagshitz uns sticht, je süßer kosen
Die feuchten Abendlüft'; Ist Wetter, Sturm und Well',
Und Wolke trüb und schwarz, so dünkt uns noch so hell,
Und lustig Sonn' und Port. Die steinern harten Ketten,
Die Felsenlast, die uns zu Boden schier getreten,
Des Lebens steter Tod, der jeden Blick uns schreckt,
Das dunkel-grause Loch, in das wir eingesteckt,
Der Trauerrauch hat sich verkehrt in sanfte Wonne
Die Nacht hat sich verstellt in eine lichte Sonne!«

Nach diesen pathetisch hergesagten Worten schüttelte der Schauspieler des Doktors Hand noch einmal herzlich und ein warmer Tropfen fiel auf diese Hand.

»Du bist mit dem Weibe, das du deines nennst, nicht kopuliert?« fragte der Doktor.

»Die Ehen in unsrer Gilde,« erwiderte Litzach beschämt, »sind meistens wild und leider ist's auch die meinige. Jedoch tut es mir und Katharinen sehr wehe, daß, unsern unablässigen Versuchen zum Trotz, sich noch kein Geistlicher unterstanden, unsern Bund zu segnen.«

»Ich will es tun,« erwiderte der Doktor, »aber, die Hand auf den Mund, mein Freund, und eine Bedingung zugesichert.«

»Ach, Ew. Hochwürden ...« stammelte Litzach entzückt, »ich will schweigen, wie das Grab ... ich verstehe Sie wohl ... aber – welche Bedingung?«

»Eure Kinder müssen katholisch sein. Vermutlich sind sie lutherisch getauft, da Euer Weib es ist, wie ich glaube.«

»Ew. Hochwürden,« stammelte Litzach verlegen, »die armen Würmer sind noch gar nicht getauft. Die Kosten – und dann die Scheu der meisten Geistlichen ... wie gerne will ich ...«

»Gut,« versetzte der Doktor, »ihnen soll geholfen werden. Ich will Euch zu mir berufen lassen, Freund; die Seelen müssen gerettet sein und Eure Not gemildert. Ich will mehr für Euch tun, wenn Ihr verschwiegen seid und bereitwillig, das zu erfüllen, was ich im vorkommenden Falle von Euch verlangen werde. Entsagt indessen der Hanswurstjacke, ich will Euch eine Empfehlung auf das nächste Dorf, Breitenbach, mitgeben. Kost, Lagerstätte und Verborgenheit werden Euch dort nicht entstehen. Dann will ich weiter sehen, was zu Eurem Besten gereichen möchte.«

»Ach, Engel Gottes!« rief Litzach, »wie soll ich danken ... ? Aber – ich soll acht Tage vorher dem Prinzipal aufkündigen, und dann ... bin ich in seiner Schuld. Mein Wochenlohn beträgt zwei Taler und acht Groschen extra, was man gewöhnlich in der Kunstsprache Rekreation oder Biergeld zu nennen pflegt. Ich habe indessen einen Vorschuß von drei Talern etlichen Groschen abzuzahlen, und ...«

»Mein Jesus! welch betrübte Rechnung!« seufzte der Doktor voll Mitgefühl und reichte dem Schauspieler eine Handvoll Geldes: »Sagt dem filzigen Direktor auf, im Augenblicke, und zahlt ihm den Bettel von drei Talern. Es soll nicht gesagt sein, daß ein Zögling der Väter von der Gesellschaft Jesu länger in solcher Dienstbarkeit bestehe. Geht, mein Freund. Ich werde Euch rufen lassen. Erquickt Eure Kranken und Hungrigen und danket dem Herrn!«

Litzach jauchzte: »Ja, mein Wohltäter! Den Herrn und Sie werde ich preisen, dem Prinzipal sein Geld und seine Kleider vor die Füße werfen und voll Hoffnung erwarten, was Sie über mich beschließen. Von diesem Gelde kann ich mit den Meinen einen Monat lang durchkommen und mein Glück ist gemacht!«

»Wir Menschen irren stets. Wo wir uns sicher trauen, sinkt unser Schiff in Grund. Wenn man's verloren hält, hat das Verhängnis oft das beste Glück bestellt!«

So rief er noch mit allem Aufwande seiner rhetorischen Kunst und eilte mit geflügelten Schritten der Bude zu, aus welcher die befriedigten Zuschauer gerade nach Hause strömten. Der Doktor fand sich, da die größte Menge über die Promenade zog, in seinen Betrachtungen gestört und wanderte, mit seinem Tagewerke wohl zufrieden, gegen seine Wohnung. James berichtete ihm, der Senator Müssinger sei vor wenigen Minuten plötzlich bei dem Doktor eingetreten, habe sich eilig und zerstreut nach demselben erkundigt und darauf mit zitternden Händen ein Billet geschrieben, das der junge Mann dem Doktor wohlversiegelt zustellte.

Der Senator sagte darin mit bebend gezeichneten Schriftzügen: Mein einziger mitfühlender Jugendfreund! Ich verzweifle, Ew. Edeln nicht in loco zu finden. Kommen Sie eiligst, sobald Sie können, in meine Schreibstube. Wir weiden ganz allein sein. Ich stehe am Rande einer Seelenkrida; Sie nur vermögen mir zu raten. Soeben erhalte ich den Aviso: der junge Birsher von Neuyork ist in Person hier angekommen!«


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