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11. Kapitel. Die vielgetreue Schwester.

Seit Dieter und Gundula mit den Dorfkindern im Bach gelegen hatten, hielten sie gute Kameradschaft miteinander. Das Wasser hatte alles Fremdsein und Dummtun von ihnen abgewaschen, am allermeisten bei Purzel. Der ging nun wirklich für die Geschwister durch dick und dünn, und so oft auch Gundula »Purzel« rief, ihn kränkte es nicht mehr. Jetzt gab es lange Gespräche auf der Dorfstraße, jetzt hatten die Burgkinder Begleitung, wenn sie wieder bergauf stiegen, und manchmal mußten sie zuletzt rennen, um oben nur zur rechten Zeit zu Mittag zu kommen. Dann schalt Justus, weil er gar zu lange am Tor stehen mußte, er wurde aber gleich wieder gut, wenn die beiden ihm erzählten, was sie mal wieder alles gehört und gesehen hatten. Es war nämlich erstaunlich, was alles in Untersberg vor sich ging. Kaum zu glauben war es, was Kühe, Pferde, Kinder, Gänse, Schulbücher und Hühner, Dorfbäche, Papierdrachen, Ziegen, Schweine und dergleichen für wunderbare Sachen anstellten. Was weiß ein Stadtkind davon! Und was weiß ein Stadtkind auch davon, was eine Kirmes für ein wichtiges und schönes Fest ist.

Nein, Stadtkinder wissen das alles nicht. »Seid ihr aber dumm in der Stadt,« rief ein Untersberger Bube mehr ehrlich als gerade höflich, als Gundula einmal fragte: »Was ist denn eine Kirmes für ein Fest?«

Selbst Purzel, trotz seiner großen Bewunderung für Gundula, schüttelte den Kopf ob dieser Frage. Endlich sagte er: »Nu Kirmse is äben – – Kirmse, die – – feiert mer äben.«

Es war wirklich so, wie es Purzel sagte, man feierte sie eben, man beschrieb sie nicht lange. Drei Tage lang feierte Untersberg, es feierte mit Kirchgang, Musik und festlich geschmückten Menschen, mit Tanz, Schweinebraten, Kaffee und sehr, sehr viel Kuchen. Kam man in diesen Tagen nach Untersberg hinein, da roch es rechts nach Pflaumenkuchen, links nach Apfelkuchen und von geradeaus strömte der Duft von Schmalzgebackenem dem Wanderer entgegen. Aus den umliegenden Dörfern, von jenen auch, die hinter Wald und Bergen lagen, kamen die Gäste scharenweise und alle die kamen, luden gleich zu ihrer Kirmes ein. Denn in diesen Wochen feierte man von Dorf zu Dorf, und ohne Besuch wäre es keine Kirmes gewesen.

In diesen vergnügten Kirmestagen ging auch Frau Susanna eines Nachmittags mit den Kindern bergab.

»Wohin?« fragten die.

»In die Mühle!«

»Das ist fein,« rief Gundula. Sie hatten die Mühle schon liegen sehen im grünen Grunde, am tiefen, schmalen Bach. Und das Haus, vor dem ein Schmuckgärtlein lag, bunt wie eines Malers Farbkasten, hatte ihnen beiden so gefallen, daß sie schon gern hineingegangen wären.

Gundulas Neugier forschte: »Wer wohnt in der Mühle?«

»Ein Müller, eine Müllerin!« Frau Susanna lächelte schelmisch. »Und der Müller heißt Rabe, und ist einer der sieben Raben, von denen ich euch erzählen wollte.«

»Sieben Raben, gibt's die wirklich?« Gundula riß ihre Augen weit auf, aber Dieter sagte lachend: »Wenn sie in der Mühle wohnen, ist's doch nicht richtig, sie müßten doch auf einem Schlosse leben.«

»Ja freilich, mit dem Schloß stimmt's nicht und mit der Zahl auch nicht genau, denn es sind nur fünf Brüder zu einer Schwester, und mit dem Weg auf den Glasberg stimmt's auch nicht, aber sonst stimmt es!«

»Aa–ch!« Gundula sah die Tante enttäuscht an, »dann ist es doch keine rechte Geschichte!«

»Doch, die ist es. Aber ich erzähle sie euch erst, wenn wir in der Mühle gewesen sind. Seht, die haben uns drüben schon erspäht.«

So war es auch. Zwei semmelblonde Mädelchen, die am Gartenzaun standen, erhoben ein durchdringendes Geschrei, als sie jenseits die Gäste erblickten. Blitzschnell verschwanden sie im Hausflur und gleich darauf kam eine hübsche, blonde Frau eilig heraus, sie ging Frau von Tracht entgegen und begrüßte sie mit schlichtem Stolz. »Die Emma hat schon lang gesagt, die Frau Baronin kommt,« rief sie froh. Sie führte ihre Gäste in das Haus, durch einen weiten, dunklen Flur, in dem es nach frischem Mehl roch, in die Wohnstube hinein, dort saßen die Kirmesgäste an langer Tafel, obenan eine kleine, magere, alte Frau. Die stand auch auf, gleich den anderen, als die Burgbewohner eintraten, und wie sie so stand, erschien sie fast wie eine Zwergin zwischen zwei großen, bärtigen, kräftigen Männern. Auch sämtliche anderen Männer und Frauen, die da um den Tisch herumsaßen, waren groß und stattlich, sie hatten alle blühende, frische Gesichter, gegen die das kleine Runzelgesicht des alten Frauchens seltsam abstach. Wie ein vertrocknetes Renettchen in einem Korbe rotwangiger Pfundäpfel war es anzuschauen. Nur die blauen Augen waren jung, die strahlten ganz frisch aus dem alten Gesicht heraus. Und das verhutzelte Frauchen war Hauptperson bei den Müllersleuten, das war rasch zu merken.

Frau von Tracht setzte sich neben sie und sprach mit ihr, sie nannte sie Emma und du und das kleine Weiblein sagte immer respektvoll »Frau Baronin«, aber dabei redeten die beiden Frauen doch zusammen, als wären sie gute Freundinnen

Es wurde Kaffee aufgetragen und Kuchen und die Müllerin nötigte so viel und legte den Kindern so riesengroße Stücke auf die Teller, daß Dieter leise zur Schwester sagte: »Du, ich platze.« Er platzte aber nicht, doch war er herzlich froh, als sich der Müller erbot, ihm und Gundula die Mühle zu zeigen.

»Nimm dich in acht, Karle, daß de Kinner nich Schaden nehmen,« rief da auf einmal das kleine Frauchen streng, und ihre Augen blitzten scharf dazu.

Der große Müller schaute das kleine Frauchen ganz ehrfürchtig an und sagte tröstend: »Nä, nä, hab' nur keine Angst, Emma, ich bin niche mehr so wilde.«

Sein Bruder, der neben ihm stand und gerade so groß, kräftig und blühend war wie er, sagte lachend zu Gundula, seine alte Schwester streichelnd: »Bist du auch so streng mit deinem Bruder wie unsere Emma? Die hat uns feste gepocht, wir haben's aber auch schlimm getrieben, ihr viel Not gemacht.«

»Ih nä,« rief da gleich das kleine Frauchen entrüstet, »wie kannste so was sagen.« Und mit glänzenden Augen sah sie sich im Kreise um, in dem noch zwei stattliche Brüder saßen, sie nickte denen zu und sagte liebevoll: »Nä, nä, schlimm war't ihr niche, nur mal ein wenig wilde, aber alleweil gut – – und brav.«

»Die läßt nie was auf uns kommen, die Emma!« sagte der Müller im Hinausgehen zu Gundula, »an der mußt du dir 'n Beispiel nehmen, wie 'ne Schwester sein muß, so eine gibt's niche wieder.«

Die Mühle stand still an diesem Tage und das Bächlein rauschte wehmütig, weil es nicht mit dem Rad sein Spiel treiben konnte, trotzdem gefiel es den Kindern gut in der Mühle, in der es überall nach Mehl roch und in der feiner Mehlstaub alles mit weißen Schleiern überzogen hatte. Sie liefen treppauf, treppab, steckten ihre Nasen in jeden Winkel, kletterten auch auf den Boden hinauf und liefen dann hinab in den Garten, in die Ställe und waren zuletzt arg erstaunt, als ihre Tante sie rief und sagte: »Nun kommt heim, es war ein langer Besuch!«

»Lang? Wir sind doch erst gekommen!«

»Das ist rächt!« Der Müller klopfte ihnen lachend den Mehlstaub ab, »wenn's euch zu kurz war, kommt balde wieder.« Auch die drei Müllerskinder, die alle drei noch nicht in die Schule gingen, riefen: »Bald wieder!« Ihnen hatte Gundula so gefallen, daß sie am liebsten mit ihr gegangen wären. Sie winkten und lange klang ihr Rufen den Kindern nach.

»Und nun kommt die Geschichte,« bat Gundula, als sie den Mühlbach überschritten hatten. Frau von Tracht nickte: »Nun wohl, aber dann wollen wir hier über die Wiesen gehen, um das Dorf herum, denn zu einer Geschichte braucht man Stille und die fehlt heute in Untersberg, Kirmes und Stille reimt sich nicht zusammen.«

Und während sie so über die Wiesen schritten und der Festlärm nur gedämpft zu ihnen hinüberschallte, erzählte Frau Susanna: »Ein paar Jahre lebte ich erst als eures Oheims Frau auf der Rabenburg, so lange ist es her, da meldete sich eines Tages bei mir ein Mädchen als Wäscherin, sie hätte gehört, ich suche jemand. Das war auch so, aber, als ich das kleine schmächtige Ding sah, das sich mir anbot, schüttelte ich den Kopf, mir schien die Arbeit für sie zu schwer.

Die Kleine sah mich ernsthaft an und sagte bittend: ›Versuchen Sie es doch mit mir, Frau Baronin, ich schaff's schon!‹ Ich fragte, woher sie sei, da erzählte sie, sie käme von Sternental, das liegt, wie ihr wißt, auf der anderen Seite der Rabenburg; eine Stunde geht man hin.

›So weit,‹ rief ich, ›aber Mädchen, das ist unmöglich, du bist zu schwach.‹ Sie sei nicht schwach, sie habe viel Kraft, behauptete sie und dabei sah sie mich so flehend an, daß ich ihr die Arbeit versprach. Wir wollten große Frühjahrswäsche halten, eine Woche lang, und eine Woche lang stand Emma, so hieß das Mädchen, morgens um sechs Uhr am Tor. Sie schaffte wie keine zweite; es war wirklich ein Wunder, wie sie arbeiten konnte, und dabei war sie so freundlich und bescheiden, daß ich sie nach den Waschtagen fragte, ob sie nicht bei mir in Dienst treten wollte. Das könnte sie nicht, sagte sie, sie habe daheim für die Brüder zu sorgen.

›Allein?‹

›Ja, allein.‹

Ich fragte weiter und so erfuhr ich nach und nach die Geschichte. Sechs Geschwister waren es, fünf Buben und sie das Mädel, die ein paar Jahre mehr zählte als der älteste Bube. Die Eltern waren beide gestorben, rasch hintereinander, und da das einzige Besitztum ein kleines windschiefes Haus mit einem Stück Gartenland war, hatte die Gemeinde beraten, das Häuschen – es war auch noch verschuldet – sollte verkauft und die Kinder einzeln zu fremden Leuten getan werden. Es ist kein leichtes Los, das meist so ein Waisenbube hat, den ein Bauer aus Barmherzigkeit aufnimmt, und die beiden ältesten Buben waren groß genug, um zu wissen, daß sie keiner guten Zeit entgegengingen. Auch die Schwester wußte es und sie trat für ihre Brüder ein. Sie hatte es der Mutter heilig gelobt, die Brüder nicht zu verlassen und sie wollte mit ihnen zusammen im Hause bleiben; es sollte keiner dem Dorf zur Last fallen.

Die Bauern lachten sie aus, was ihr einfiele, ob sie meine, es sei so leicht, für fünf Buben zu sorgen. Und noch dazu für so ein dürres Nichtslein! Das wäre sie, gab sie zur Antwort, und sie wisse, daß es schwer sei, aber sie müsse es tun, sie habe es der Mutter auf dem Sterbebett versprochen. An dieses Wort hielt sie sich. Sie lief von einem zum anderen, bat und flehte, mahnte auch, es sei Sünde, sie an der Erfüllung ihres Versprechens zu hindern und weil das auch der Pfarrer sagte, gab man ihr schließlich nach. Sie solle dann in Gottes Namen mit ihren fünf Brüdern im Häusel bleiben, bis es ihr selbst zu viel würde. Ja, zu viel! Sie schüttelte nur den Kopf, und ganz aufrecht, kerzengerade verließ sie an diesem Tage das Schulzenhaus. Sie ging heim und rief ihre Brüder zusammen, stellte ein kleines Bild, das sie von ihren Eltern besaß, auf den Tisch und sagte zu den fünf Brüdern, daß sie zusammenbleiben dürften. Ganz schlicht sagte sie es; ›helft mit, alle,‹ bat sie zuletzt. Da gaben ihr die fünf Buben die Hand, und der älteste, fünf Jahre war er jünger als sie, sagte ernsthaft. ›Du bist nun unsere Mutter!‹

Das wiederholten die anderen feierlich, auch der Kleinste, ein Knirpslein von drei Jahren.

Das wurde nun eine wunderliche Wirtschaft in dem Häusel. In dem Dorf hatten sie gemeint, der Hunger würde die sechs bald anderen Sinnes machen, ›die hungrigen Raben würden schnell aus ihrem Nest fliegen,‹ hatte der Schulze gesagt, aber darauf mußte er vergeblich warten. Schmalhans war freilich angestellter Koch im Häusel, aber davon merkte niemand etwas im Dorf. Die draußen hörten nur das frohe Lachen und Singen der sechs, sahen, wie im Gärtlein jeder Winkel bepflanzt wurde und daß jede Blume, die nicht für das Grab der Eltern bestimmt war, in die Stadt zum Verkauf wanderte, wenn Emma dorthin für die Bauersfrauen Butter und Eier trug. Die kleine Schwester arbeitete von früh bis abends; es war erstaunlich, was sie alles fertig brachte; sie wusch, scheuerte, nähte, tat Garten- und Feldarbeit, war Botengängerin, und niemals klagte sie, immer war sie dabei heiter und guter Dinge. Im Häusel hatte sie auch fünf willige flinke Diener, das waren die Brüder; die wuschen, scheuerten, kehrten drinnen, wenn die Schwester auf Arbeit war, wie die Heinzelmännchen. Ja, sie lernten sogar Strümpfe stopfen, Hosen flicken; ihre Höslein waren manchmal wie Landkarten, so bunt voller Flicken, aber halt geflickt waren sie. Doch die Schwester ließ den Brüdern auch Zeit zu lustigen Spielen mit den Kameraden, sie durften sich draußen tummeln, durften in Ruhe ihre Schularbeiten machen, durften auch mal ein Buch lesen, das der Lehrer ihnen lieh. Auch Feste gab es im Häusel, Weihnachtsfeste, Geburtstage, an denen beinahe alles fehlte, was zu einem Fest gehörte, nur nicht die jauchzende, selige Freude der Feiernden.

So wuchsen denn die fünf jungen Raben in aller Armut und Dürftigkeit groß und stark empor wie junge Bäume; sie wuchsen der kleinen Schwester alle über den Kopf, aber nicht aus der Hand. Die großen starken Buben, auch jene, die dann schon aus dem Hause waren, folgten Emma aufs Wort. Freilich im Anfang, da ist es manchmal nicht so glatt gegangen, da waren die Buben widerborstig und es gab eine Stunde, da hockte die kleine Schwester weinend im Ofenwinkel, hielt das Bildchen der Eltern auf dem Schoß und klagte unendlich traurig: ›Ich bring's niche mit den Jungens, Mutter!‹

Hinter der Türe standen die beiden Ältesten, Karl und Frieder, die hörten das Wort und sie wurden beide so rot, wie der Mohn auf dem Felde. Dann gingen sie hin, redeten mit den drei anderen, und der dritte, der an diesem Tage arg schlimm gewesen war, bekam Prügel, an die er noch lange dachte. Von jenem Tage an aber schaffte es Emma leicht mit den Buben.

Ein großer starker Bub nach dem anderen ging aus dem Häusel in die Welt hinaus und sie hatten alle einen so fröhlichen Mut, eine so unverzagte Arbeitslust, daß sie sich alle einen guten Platz eroberten. Sie sind alle fünf gesunde glückliche Männer geworden. Es geht ihnen gut, sie haben es zu etwas gebracht; die vier ältesten haben auch gute Frauen, gesunde Kinder, die sind alle hier in der Gegend, nur der Jüngste ist draußen, der fährt als Steuermann jetzt übers Meer.

Die kleine Schwester, die vor der Zeit alt geworden ist, wohnt noch immer im windschiefen Häusel der Eltern, so gern jeder Bruder sie in seinem Hause haben möchte. Sonn- und Feiertags geht sie zu ihnen, dann hat sie den Ehrenplatz am Tische und ich glaube, sie tauschte dann mit keiner Königin in ihrem stolzen Schwesternglück. Sie ist zwar nicht zu Sonne, Mond und Sternen gegangen, hat nicht den Glasberg erstiegen, aber sie hat doch, wie jene Schwester im Märlein, ihre Brüder erlöst. Sie hat sie erlöst von einer trübseligen Kindheit, die ihnen vielleicht in fremden Häusern beschieden gewesen wäre; sie hat sie erlöst von dem Gefühl, heimatlos, verlassen zu sein. Wenn ich die großen, gesunden, frohen Männer ansehe, dann habe ich schon oft gedacht, ob sie wohl so geworden wären, wenn ihre kleine Schwester nicht ihre ganze Kraft, ihre Jugend ihnen gegeben, ihnen die Heimat erhalten hätte.«

Als Frau Susanne mit dieser Geschichte schwieg, die tiefen Eindruck gemacht hatte, standen alle drei zu ihrer Überraschung schon am Burgtor und von drinnen rief Justus: »Sie kommen, Herr Baron, da sind se.«

Bei diesem Ruf, dem des Oheims heitere Stimme aus dem Rosenwinkel antwortete, mußten die Kinder unwillkürlich an den ersten Tag auf der Rabenburg denken, als sie aus der Fremde kommend hier eine Heimat gefunden hatten. Und beide sagten wie aus einem Munde: »Gut, daß die Buben im Häusel bleiben durften.«

Die Tante verstand ihre Gedanken, sie legte die Arme um sie und so schritten sie fest umschlossen durch das alte Tor mit den Inschriften und Frau Susanne erzählte heiter: »Als Karl Rabe, der jetzige Müller, einmal als Bube hier oben war und Justus ihn fragte, ob es hier nicht schön sei, antwortete er: ›Ja, schon, aber unser Haus ist feiner‹.«

»Wie dumm!« rief Dieter.

»Dumm, sagst du?« Seine Tante lächelte. »Heimathaus ist Heimathaus, ob es ein Schloß ist oder ein Nest. Seht da oben die Raben, denen gefällt ihr Nest auch besser als unsere ganze Burg!«

Oben saßen die drei schönen Schwestern am Rande ihres Nestes, schauten von der Höhe hinab und Kara rief wirklich just in diesem Augenblick: »Wo ist es schöner als auf unserer Tanne!«


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