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1. Kapitel.
Reisegenossen

Schwerfällig, schon beinahe im Schneckengang rollte an einem Junimorgen des Jahres 1870 eine Postkutsche dem ostpreußischen Städtchen Neuhaus zu, das noch abseits von der Bahn lag. In dem gelben Kasten saßen nur zwei Menschen, ein junges Fräulein in Krinoline und Amazonenhut und ein Jüngling, der noch einige Jahre jünger sein mochte als seine Reisegefährtin. Die beiden hatten noch kein Wort miteinander gesprochen, das Fräulein sah ein wenig gelangweilt und müde zum Fenster hinaus, und trotz seiner Primanerwürde wagte es der Jüngling doch nicht sie anzureden. Er dachte freilich unablässig über sie nach, wer sie wohl sein und wohin sie wohl fahren mochte. Er war ein Kind der Gegend und kannte beinahe alle Leute in und um Neuhaus und er überlegte, wem der Besuch der Fremden gelten könnte. Mitten in seine Überlegungen hinein ertönte auf einmal die Stimme seiner Reisegenossin. Mit anmutigem Lächeln fragte sie ihn: »Kennen Sie einen Ort Kloningken, mein Herr?«

»Aber gewiß,« rief der junge Mensch und wurde blutrot vor lauter Eifer und Verlegenheit, »Kloningken ist doch meine Heimat, das Gut gehört meinem Vater!« Erstaunt fügte er hinzu: »Wollen Sie dorthin?«

Die Fremde nickte nachlässig: »Zum Pastor will ich.«

»O,« rief ihr Gefährte rasch, »jetzt weiß ich auch, wer Sie sind, Sie sind Miß Brown, das Fräulein aus Amerika, das zu meinem Onkel Flemming will. Pfarrer Flemming ist nämlich mein Onkel, und meine Cousine Lotte hat mir Ostern fortwährend von der Amerikanerin erzählt, die zu ihnen kommen will. Wir sind alle schrecklich neugierig, und ich finde es furchtbar interessant, daß wir zusammen fahren!«

Die junge Dame sah ihr Gegenüber erst ganz verdutzt an, dann lachte sie fröhlich: »Ja, ich bin Lizzie Brown; aber mein Herr, Ihr Kloningken ist wohl ein ganz kleiner Ort, in dem jeder den andern kennt?«

»Kloningken ist ein Dorf,« sagte der Jüngling etwas betreten, »da kennt man natürlich jeden Menschen, und Fremde kommen fast nie hin. Wir haben uns darum alle gewundert, daß Pfarrer Michael aus Königsberg fragte, ob meine Verwandten wohl eine junge Dame aus Amerika zu sich nehmen würden. Wie ein Märchen kam es uns vor. Wie sind Sie denn nur gerade auf Kloningken gekommen?«

Die junge Dame errötete flüchtig und mit einer ganz leisen Verlegenheit antwortete sie: »O, nur so, ich wollte einmal in ein deutsches Pfarrhaus gehen, und Pfarrer Michael ist ein Freund von unserem Pfarrer drüben, darum schrieb ich an ihn, und so ist's gekommen. Aber wie heißen Sie eigentlich? Wohnen Sie immer in Kloningken?«

»Ich heiße Hans-Heinrich von Seeheim, und das Gut Kloningken gehört meinem Vater!«

»Und wo kommen Sie jetzt her?«

»Von Königsberg, ich bin dort auf dem Gymnasium, aber ich war krank und soll eine Weile zu Hause bleiben und mich erholen,« erwiderte der Jüngling, dem es etwas seltsam vorkam, daß ihn die junge Dame so einfach ausfragte. Wie anders war sie doch als seine Schwestern und Base, so kühl und sicher, so gar nicht verlegen. Er dachte an seine Lieblingsschwester Renate, die schon immer verlegen wurde, wenn sie nur einem fremden Menschen guten Tag sagen sollte, trotz ihrer sonstigen Lebhaftigkeit. »Wie sind Sie denn von Amerika herübergekommen?« fragte er etwas stotternd.

»Mit einem Schiff, wie sonst!« Das Fräulein lachte lustig. Als sie aber die Verlegenheit ihres Gegenüber gewahrte, fügte sie liebenswürdig hinzu: »Sie meinen wohl, ob ich allein gekommen bin. Nein, meine Schwägerin Mary ist mit ihren vier Kindern mit gefahren, erst in London haben wir uns getrennt, sie ist zu ihrem Bruder nach Mülhausen gereist, ich hin noch einige Tage bei Freunden geblieben.«

»Sie sprechen so gut Deutsch,« sagte Hans-Heinrich und kam sich selbst ordentlich galant vor, »Sie könnten ganz gut eine Deutsche sein!«

»Meine Eltern waren auch deutsch,« erwiderte das Fräulein leise, »mit meinem Vater habe ich immer Deutsch gesprochen, er sagte, es sei die schönste Sprache der Welt.« Sie schwieg einige Augenblicke und strich sich über die Augen, als wollte sie einen Schatten verscheuchen, und sagte dann schnell: »Aber bitte, erzählen Sie mir von Ihrer Heimat, von allen Leuten in Kloningken, ich bin sehr neugierig darauf.«

Hans-Heinrich von Seeheim hätte zwar viel lieber weiter der Fremden zugehört, das schöne, blondhaarige Fräulein hatte für ihn etwas Geheimnisvolles, und zu gern hätte er gewußt, warum sie diese ostpreußische Einsamkeit aufsuchte, aber er begann doch von Kloningken und seinen Bewohnern zu erzählen. Der Wagen rollte durch das im Sonnenglanz liegende Land, die Wiesen blühten, auf den Feldern stand das Getreide schon hoch, und sinnend sah das junge Mädchen über die weite, stille Ebene hinweg, während ihr Reisegefährte ihr von dem weltverlorenen Winkel, der den Namen Kloningken trug, vorplauderte. Den Seeheims gehörte das Gut schon seit etlichen hundert Jahren, jetzt besaß es Hans-Heinrichs Vater. Von seinen Eltern sprach der Jüngling, dem heiteren, lebensfrohen Vater, der sanften Mutter, von Franz, dem älteren Bruder, der schon als seines Vaters Verwalter das Vorwerk Amsee bewirtschaftete, und von Renate und Rikchen, den fröhlichen jüngeren Schwestern. »Unserer aller Liebe aber ist Großchen,« erzählte er weiter, »Vaters Mutter, für sie schwärmen alle, die zu uns kommen. Ach, sie ist wundervoll, immer so lieb und heiter, und erzählen kann sie prachtvoll. Sie hat noch die Freiheitskriege erlebt, der Großvater ist damals als der Jüngste aus Kloningken mitgezogen und bei Leipzig schwer verwundet worden. Sie haben ihn später in der Gegend immer nur den »Freiherrn Einbein« genannt, weil er ein Bein bei Leipzig verloren hatte, auf den Titel und das Eiserne Kreuz war er sehr, sehr stolz. Und Großchens ältester Bruder war im Krieg verschollen, er war gefangen in Frankreich, und alle hatten ihn schon als tot betrauert. Als er dann wiederkam, wurde er auch Landwirt, er hat eine Cousine vom Großvater geheiratet und ist Amtsrat auf Schönheide. Sein zweiter Sohn ist wieder Pfarrer in Kloningken, es ist der, zu dem Sie fahren.«

»Wieder?« fragte die junge Fremde nachdenklich.

»Ja, Großmutters Vater war Pfarrer in Kloningken; ach, es muß ein herrlicher Mann gewesen sein, und Großchen sagt immer, es sei ihr eine Herzensfreude, daß nun wieder ein Flemming in der Kloningkener Kirche predige; eigentlich sollte Großmutters Bruder –« Hans-Heinrich von Seeheim stockte und brach verlegen ab, seine Reisegefährtin ließ den Blick von dem sommerlichen Land draußen und sagte ganz rasch: »O, ich verstehe gut, Ihr Onkel, der mit im Krieg war, sollte eigentlich Pfarrer werden, ist es so?«

»Nein, – so nicht, Großmutter hatte noch einen jüngeren Bruder, der hat Theologie studiert, aber –«

»O, er ist gewiß gestorben?« fragte das Fräulein bedauernd und sah den Jüngling gespannt an. Der schüttelte etwas verlegen den Kopf: »Nein, nicht gestorben – er – er ist nach Amerika gegangen!«

»Nach Amerika!« Das junge Mädchen schaute nun wieder sinnend zum Fenster hinaus. Sie schwieg einige Minuten, dann fragte sie zögernd: »Warum ging er nach Amerika?«

Hans-Heinrich von Seeheim dachte flüchtig: sie ist eine Fremde, was kümmert sie meines Oheims Schicksal? Aber er erzählte ihr doch treuherzig von diesem Bruder seiner Großmutter: »Er studierte in Göttingen Theologie, er war sehr lustig, immer zu vergnügten Streichen aufgelegt, dabei kam er mit anderen Studenten zusammen in eine verbotene Verbindung, er wurde angezeigt, und wäre er nicht geflohen, dann wäre er wie viele andere ins Gefängnis gekommen. Er hat nichts Schlechtes getan, glauben Sie das nicht, Großmutter sagt oft: unser Fritz war der beste Mensch von der Welt, aber er war etwas leichtsinnig und unbesonnen, und einer, der sich sein Freund nannte, sagte allerlei von ihm aus, was er nie getan hatte!«

»O pfui!« rief das junge Mädchen entrüstet, und ihre blauen Augen blitzten, »wie schlecht, o wie schlecht! Und seine Eltern, seine Geschwister ließen ihn gehen und wußten doch, daß er unschuldig war! O pfui!«

Hans-Heinrich schaute verwirrt auf das leidenschaftlich erregte Mädchen, wie seltsam es war, daß das Schicksal des unbekannten Mannes sie so ergriff. In seine Wangen stieg das Blut, und fast heftig verteidigte er die Gescholtenen: »Nein, so ist es nicht; daß der Oheim unschuldig war, haben seine Geschwister erst später erfahren, da war er aber längst fort und verschollen. Meine Urgroßmutter hat nie von seiner Flucht erfahren, sie lag schon krank und starb wenige Tage später, auch mein Urgroßvater starb bald, er hat aber nie an seinem Sohn gezweifelt und immer gesagt, er würde wiederkommen und doch ein rechter Mann werden. Der Oheim aber hat nie geschrieben, nie, nie wieder etwas von sich hören lassen, so viel sein Bruder und seine Schwester auch nach ihm geforscht haben!«

»Nie geschrieben!« Langsam, schwer sagte das junge Mädchen die Worte und starrte finster zum Fenster hinaus. »Nie geschrieben, es ist nie ein Brief gekommen? Wirklich nicht?«

»Nein – nie!« Und plötzlich durchzuckte Hans-Heinrich ein seltsamer Gedanke und er rief erregt: »Wissen Sie vielleicht etwas von meinem Oheim, Sie kommen aus Amerika, Sie –«

»O no!« Ganz kühl, ganz abweisend klang es, das Fräulein lächelte ein wenig müde: »Es interessierte mich nur – es war wie ein Roman! Aber wie heißt dieser Ort dort mit den roten Dächern?«

»Das ist Neuhaus,« murmelte der Jüngling kleinlaut. Die kühle Ruhe seiner Gefährtin machte ihn verlegen, was er sich nur eingebildet hatte. Ach, schon als Knabe hatte ihn das Schicksal des verschollenen Oheims brennend interessiert und wie oft hatte er die Großmutter gebeten: »Erzähle mir von Onkel Fritz!« Und die Großmutter hatte ihm dann wohl von dem lustigen, acht Jahre jüngeren Bruder erzählt, von seiner Heiterkeit und was für ein hübscher, strahlender Bruder Studio er gewesen war.

Nun rasselte die gelbe Kutsche schon über das holprige Pflaster von Neuhaus, etliche Fenster öffneten sich, ein paar Buben liefen schreiend hinterher und sangen spottend:

»Die Post ist da, ist da,
Trara trara,
Sie blieb nicht stecken im Sand,
Ist wie 'ne Schnecke gerannt.
Hurra, hurra, hurra!
Die gelbe Kutsche ist da!«

»So 'ne ausverschämten Bengels,« brummte der Kutscher wütend und versuchte mit seiner Peitsche die naseweisen Buben zu treffen; die nahmen es aber mit allen Postkutschen der Welt auf, heidi, liefen sie davon, um vor der Posthalterei ihren Singsang zu wiederholen.

»Das ist lustig,« sagte die junge Amerikanerin und steckte ihren Kopf zum Fenster hinaus.

»Ne–in schaut, was für'n schenes Mariellchen das ist,« rief ein ganz besonders frecher Bube und kam so dicht an das Postwagenfenster heran, daß das Fräulein erschrocken zurückwich.

»Sie sind ein bißchen frech, die Neuhauser Bengels,« sagte Hans-Heinrich von Seeheim lachend, »aber sehen Sie, dort stehen meine Schwestern, mein Bruder, meine Cousine und meine beiden Vettern alle vor der Post.«

»Da sind sie, da sind sie, richtig, sie fahren in einem Wagen,« riefen da die Wartenden und schwenkten lustig ihre Tücher. Noch nie in ihrem Leben hatte Lizzie Brown einen solchen Begrüßungssturm erlebt, wie den, der sich jetzt erhob. Sie, die weltgewandte, sichere Tochter Amerikas, wurde so verwirrt und verlegen, daß sie gar nichts zu sagen wußte. Das lachte und jubelte um sie herum, ihr Reisegefährte flog förmlich von einer Umarmung in die andere, ihr wurden die Hände geschüttelt, und ein hübsches, braunhaariges Mädchen begrüßte sie zutraulich als neue Hausgenossin, hing sich an ihren Arm und sagte fröhlich: »Ich heiße Lotte Flemming!«

Dazwischen tönten die Hurrarufe der Neuhauser Straßenjungen, und allerlei Leute, Dienstmädchen, der Ortsgendarm, der Bäckermeister Schliephake und der junge Mann vom Kaufmann Bradke umstanden den Platz und tauschten ziemlich laut ihre Bemerkungen über die Fremde aus, nur über die, denn die Kloningkener Guts- und Pfarrkinder waren ihnen allen wohlbekannt.

»Ne ansehnliche Mariell,« lobte der dicke Bäckermeister, aber Bürgermeisters alte Lina sagte etwas enttäuscht: »Bewahr' mich, das soll 'ne Amerikanische sein? Ich denk', die sind fuchsrot oder schwarz wie'n Schornsteinfeger.«

»I Linachen, das sind doch nur die Indianers und Negers, das hier ist eine Weiße wie wir,« belehrte der junge Mann von Bradkes seine gute Kundin wichtig.

»Na, wenn's so ist, dann ist ja da nichts weiter nich zu sehen,« brummelte Lina und kehrte in die Bürgermeisterei zurück. Die Seeheims und Flemmings waren unterdessen in die beiden Wagen gestiegen, die auf dem Postplatz hielten, um nach Kloningken zu fahren, die Mädels in den stattlichen Landauer, Hans-Heinrich und die beiden Flemmingsöhne in einen kleinen Jagdwagen, während Franz von Seeheim nebenher ritt. Mal trabte sein Pferd am Mädelwagen hin, und der Reiter schaute prüfend in das schöne kühle Gesicht der Amerikanerin, mal rief Hans-Heinrich nach dem Bruder, und der neckte den Heimgekehrten: »Du bist mir ein Schlauer, wirst krank, um Extraferien zu haben; so ist's recht.«

Es wurde eine lustige Fahrt durch das sommerliche Land, Neckworte flogen hin und her, nur Lizzie Brown war still. Die fröhlichen Mädchen, die übermütigen Knaben, der stattliche Franz von Seeheim, das weite ebene Land mit dem dunkeln Waldsaum im Osten, alles gefiel ihr, aber von ihrem Gefallen konnte sie nicht reden, sie war eine verschlossene Natur und blieb meist still in Freude und Schmerz. Lotte Flemming dachte: »O weh, sie scheint sehr steif und kalt zu sein, wer weiß, ob es ihr bei uns gefallen wird!« Die sechzehnjährige Lotte hatte damals, als die Anfrage des Königsberger Pfarrers kam, die Eltern innig gebeten, doch die Fremde in das Haus zu nehmen. Ihr kam es manchmal ein bißchen eintönig in der Heimat vor, ihr lebhafter Sinn verlangte nach Abwechslung, sie sehnte sich hinaus in die Weite. »Flemmingart,« sagte Großtante Luise von Seeheim wohl, wenn ihr Lotte von ihrer Sehnsucht nach der weiten Welt draußen erzählte. »Die Flemmings haben immer ein bißchen Sehnsucht nach dem Draußen, um dann in der Ferne erst die Heimat schätzen zu lernen und bitter an Heimweh zu leiden.« Auch die Großtante hatte zugeredet, die Amerikanerin aufzunehmen, und alle drei Basen hatten sehr erwartungsvoll der neuen Genossin, die aus weiter Ferne zu ihnen kam, entgegengesehen.

»Sie ist wunderwunderschön,« dachte die schüchterne Renate und staunte die Fremde an, und ihre muntere Schwester Rikchen flüsterte rasch ihrem Bruder Franz zu: »Du, sie gefällt mir!«

»Sie beschnuppern sich,« sagte Franz von Seeheim dann zu Bruder und Vetter, und die Flemmingsöhne murrten: »Die Mariellen sind verdreht mit ihrer Amerikanerin, seit vierzehn Tagen reden sie immer Englisch miteinander, kein vernünftiger Mensch kann ihr Geschwätz verstehen.«

»Sie ist himmlisch,« rief Hans-Heinrich von Seeheim und blickte den zwölf- und elfjährigen Walter und Max drohend an, »wehe euch, wenn ihr nicht manierlich seid, sie ist eine Dame, sie –«

»Hans-Heinrich, Bruderherz, Primanerseele, ich glaube, du schwärmst,« lachte Franz von Seeheim und ritt geschwind wieder zum Mariellenwagen, um sich das Fräulein aus Amerika daraufhin noch einmal gründlich anzusehen.

»Dort ist der Kirchturm von Kloningken, nun sind wir bald da,« erklärte gerade seine Schwester Renate der Fremden. Diese nickte nur und sah starr auf den spitzen, blauschimmernden Turm, der sich da fein und schlank aus dem Gewirr der Bäume emporhob. »Wenn ich den Kirchturm sah, machte ich allemal einen Freudensprung!« Das Wort klang in Lizzies Herzen. Sie sah sich selbst auf der breiten Terrasse eines schönen Hauses stehen, unter ihr ein Garten in tropischer Blütenpracht, und eine geliebte Stimme sprach müde und traurig das Wort.

»Hurra, da ist Kloningken, ich bin wieder daheim,« rief hinter ihr Hans-Heinrich, und schon bogen die Wagen in das Dorf ein, und aus der Dorfstraße jauchzten die Kinder, schnatterten Gänse und Enten, die Hunde bellten, ein paar Kühe, die am Dorfbrunnen tranken, blökten, und dann hielten die Wagen zuerst am Pfarrhaus, Lizzie Brown war am Ziel.

»Willkommen in unserem Haus,« sagte Pfarrer Flemming und trat der jungen Fremden entgegen. Seine Frau aber streckte ihr liebevoll, mütterlich die Hand hin. Da kam und ging ein rasches, heißes Rot über Lizzies Gesicht, und seltsam scheu murmelte sie: »O, es ist sehr lieb von Ihnen, ich freue mich, daß ich nun in einem deutschen Haus bin!« Doch sie überwand schnell die Befangenheit, und hochaufgerichtet trat sie ruhig an ihrer Wirte Seite über die Schwelle des gastlichen Hauses.


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