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Dritter Teil.
Der Abstieg.

I.

Jahre vergingen. Wahb wurde nicht größer – das war auch überflüssig – aber er wurde weißer, grämlicher und gefährlicher. Sein Herrschaftsgebiet war jetzt in der Tat sehr umfangreich. Jedes Frühjahr, wenn die Winterstürme seine Merkzeichen getilgt hatten, machte er die Runde und erneuerte sie. Das war ja ganz natürlich, denn zu allererst zwang ihn der Mangel an Nahrungsmitteln, das ganze Revier zu durchstreifen. In dieser Jahreszeit wälzte er sich oft im Ton, denn das starke Hautjucken, das beim Abwerfen des Wintermantels einsetzte, machte eine Auflage von kühlem, feuchtem Ton äußerst angenehm, und das feine Kribbeln bei ausgiebigem Reiben war ihm ein Hochgenuß. Was aber auch seine Beweggründe gewesen sein mögen, der Erfolg war immer der gleiche: die Zeichen wurden in jedem Frühjahr erneuert.

Schließlich erschienen am unteren Fichtenfluß die Gegenstände, die zur Einrichtung und Ausstattung der Palette-Viehfarm dienen sollten, und die Leute lernten auch den »ekligen alten Kerl« kennen. Als ihn die Viehtreiber sahen, kamen sie zu dem Schluß, sie hätten keinen Bären verloren und blieben ihm besser aus dem Wege und ließen ihn selbst sein Geschäft besorgen.

Oft bekamen sie ihn nicht zu sehen, wenn auch seine Merkzeichen und Fährten überall waren. Aber der Eigentümer der Farm, ein geborener Jäger, brannte darauf, mit Wahb anzubinden. Von Oberst Pickett erfuhr er einiges aus der Lebensgeschichte des alten Bären, und er selbst erkundete mehr, als der Oberst je wissen sollte.

Er erfuhr, daß sich Wahbs Bereich nach Süden bis an die obere Wiggins-Gabelung, nach Norden bis zum Stinkenden Wasser und vom Meteetsee bis zum Shoshonengebirge erstreckte.

Er erkundete, daß Wahb sich auf Fallen besser verstand als manche Trapper, daß er sie entweder unbeachtet liegen ließ oder den Köderbehälter am anderen Ende aufriß und den Köder herausholte, ohne der Falle nahezukommen, und daß Wahb manchmal, sei es zufällig oder absichtlich, die Falle mit einem der für den Behälter benutzten Pflöcke aufsprengte. Dieser Farmbesitzer erkundete auch, daß Wahb jedes Jahr während der größten Sommerhitze aus seinem Königreiche ebenso vollständig verschwand, wie er es jeden Winter tat: um seinen Winterschlaf zu halten.


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