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Antwort »des Verfassers von Waverley« auf vorstehenden Brief von Hauptmann Clutterbuck.

Lieber Herr Hauptmann!

Wundern Sie Sich nicht, daß ich, ungeachtet der gemessenen Förmlichkeit in Ihrer Zuschrift, im Ton der Bekanntschaft antworte. Die Wahrheit zu sagen, Ihr Ursprung und Ihre Heimath sind mir besser bekannt, als Ihnen Selber. Wenn ich nicht sehr irre, so stammen Sie aus einem Gebiet, welches viel Genuß und auch viel Vortheil denjenigen gebracht hat, welche erfolgreiche Geschäfte in demselben zu machen verstanden. Ich meine denjenigen Theil der Terra incognita, welcher die Provinz Utopia genannt wird. Seine Erzeugnisse, obwohl von Vielen (zum Theil Solchen, die ohne Bedenken Tabak rauchen und Thee trinken) als nichtige und gehaltlose Luxuswaaren getadelt, finden doch, gleich manchen anderen Luxusartikeln, allgemeinen Beifall, und werden heimlich genossen, selbst von Solchen, welche öffentlich die größte Verachtung und einen Abscheu gegen dieselben zur Schau tragen. Der Schnapstrinker ist oft der erste, welcher beim Geruch von Branntwein die Nase rümpft, – nicht selten hört man alte Jungfern wider das Lästern eifern, – der geheime Bücherschrank manches würdig aussehenden Mannes möchte die Durchsicht von keuschen Augen nicht vertragen – und viele, ich will nicht sagen weise und gelehrte, sondern weise und gelehrt zu scheinen bemühte Leute, verriegeln die Thür ihrer Bibliothek, ziehen die Sammetkappe über die Ohren, die Türkenpantoffeln an die Füße, und überrumpelte man sie, so würde sich zeigen, daß sie emsig beschäftigt sind, die neueste Novelle zu lesen.

Ich sage, die wahrhaft Weisen und Gelehrten verschmähen diese Winkelzüge und schlagen eben so unbedenklich eine Novelle auf, wie sie den Deckel ihrer Schnupftabaksdose öffnen. Nur ein Beispiel will ich anführen, obwohl ich deren Hunderte weiß. Kennen Sie, lieber Hauptmann, den berühmten Watt von Birmingham? Ich glaube nicht, obwohl er nach dem, was ich eben sagen will, gewiß gesucht haben würde, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich habe nur ein Mal das Glück gehabt, mit ihm zusammenzutreffen, ob leiblich oder geistig, ist hier gleichgültig. Einst war etwa ein Dutzend unserer nordischen Lichter beisammen, die hatten in ihrer Gesellschaft, Gott weiß wie, eine wohlbekannte Person aus Ihrem Land, Jedediah Cleischbotham. Dieser würdige Mann war während der Weihnachtsferien nach Edinburgh gekommen und dort eine Art Wunderthier geworden, welches man von Haus zu Haus führte, wie die Guisard's, den Steinfresser und andere dergleichen Meßmerkwürdigkeiten, die auf Verlangen »ihre unvergleichlichen Leistungen in Familienzirkeln zur Schau stellen«. Inmitten dieses Kreises stand Herr Watt, der Mann, dessen Genie die Mittel entdeckt hat, die Hülfsquellen unseres Landes zu vervielfältigen in einem Grad, welcher vielleicht selbst über sein staunenerregendes Rechen- und Combinationsvermögen hinausgeht, er, der die Schätze der Tiefe zu Tage fördert, der dem schwachen Menschenarm die Schwungkraft eines Afrite verleiht, auf dessen Geheiß Manufacturen erstehen, wie unter dem Stab des Propheten Wasser in der Wüste quoll, der die Mittel liefert, Zeit und Stunde zu wissen, welche auf keinen Menschen warten, zu segeln ohne den Wind, welcher selbst des Xerxes Gebote und Drohungen verachtete Vermuthlich spielt der geistreiche Verfasser auf das Sprichwort an:
Der König sprach: segelt, der Wind sprach: nein.
Unser Schulmeister (der zugleich Markscheider ist) glaubt, diese ganze Stelle beziehe sich auf Herrn Watt's Verbesserungen der Dampfmaschine.
Anmerkung von Hauptmann Clutterbuck.
. Dieser mächtige Gebieter der Elemente, dieser Verkürzer von Zeit und Raum, dieser Zauberer, dessen in Wolken gehüllte Maschinerie die ganze Welt verändert hat und wer weiß wie viel mehr noch verändern wird, dieser Mann besaß nicht nur das tiefste Wissen, verstand nicht nur mit dem besten Erfolg zu praktischen Zwecken Kräfte zu combiniren und Zahlen auszurechnen, war nicht allein im Allgemeinen wohlunterrichtet, sondern war auch einer der besten und wohlwollendsten Menschen.

Da stand er, umgeben von der kleinen Schaar nordischer Literaten, Männer, welche im Allgemeinen nicht weniger streng auf ihren Ruf und auf ihre Meinungen halten, als die Nationalregimenter eifersüchtig sind auf ihren im Felde gewonnenen Ruhm. Es ist mir, als säh' und hörte ich noch, was ich nie wieder sehen und hören werde. In seinem achtundfünfzigsten Jahr hatte der regsame, freundliche, wohlwollende Mann noch lebhafte Aufmerksamkeit für Jedermanns Fragen, stand noch mit seiner Belehrung Jedem zu Diensten.

Seine Talente, seine Phantasie zeigten sich an jedem Gegenstande in ihrer ganzen Fülle. Der eine Herr war ein gründlicher Philolog; – mit diesem sprach er über den Ursprung des Alphabets, als wär' er ein Zeitgenosse von Kadmus gewesen; der Andere war ein berühmter Kritiker; – bei seiner Unterhaltung mit diesem hätte man glauben sollen, er habe sein ganzes Leben hindurch Staatswirthschaft und schöne Wissenschaften studirt. Von eigentlicher Wissenschaft ist nicht nöthig zu reden, die war sein Hauptfach. Und bei all dem, lieber Hauptmann, als er mit Ihrem Landsmann Jedediah Cleischbotham sprach, da hätten Sie darauf schwören mögen, daß er ein Zeitgenosse von Claver'se und Burley, von den Verfolgern und von den Verfolgten gewesen sei; er konnte jeden Schuß aufzählen, den die Dragoner auf die fliehenden Covenanter abgefeuert hatten. Kurz wir entdeckten, daß keine nur irgend nahmhafte Novelle ihm fremd war, und daß der hochbegabte Mann der Wissenschaft so sehr auf die Erzeugnisse Ihres Landes (Utopia, wie oben gesagt ist) versessen, mit andern Worten ein so schamloser und hartnäckiger Novellenleser war, wie nur immer eine angehende Putzmacherin von achtzehn Jahren sein kann. Ich weiß nicht, wie ich es entschuldigen soll, daß ich Sie mit Erwähnung dieser Einzelheiten behellige, wenn es nicht durch die Versicherung geschehen darf, daß ich nicht umhin konnte von einem genußreichen Abend zu sprechen, und daß ich beabsichtige, Sie zu ermuntern, sich der Blödigkeit zu entschlagen, die sich vor dem Verdacht, in Verbindung mit dem Feenland gaukelhafter Dichtung zu stehen, fürchtet. Ich will Ihre Verschen aus Horaz selber erwidern mit einer Uebersetzung zu Ihrem und Ihres Clubs Gebrauch (den Herrn Pfarrer und Schulmeister gebührendermaßen abgerechnet): –

Non sit ancillae tibi amor pudori, etc.

Der Dichtung Kind,
Schlag Spott in Wind,
Verfolge der Dichtmuse Spur.
Homers Bericht
Ist Wahrheit nicht,
Er selber ja Dichtung nur.

Nachdem ich Ihnen so gesagt habe, wo Sie her sind, muß ich Ihnen auch den Gefallen thun, Ihnen Ihre unmittelbare Abkunft nachzuweisen. Sie müssen nicht Ihr Wunderland für so wenig bekannt halten, wie Sie durch die sorgfältige Verheimlichung Ihres Ursprungs zu verstehen geben wollen. Es geht Ihnen, wie so Manchen Ihrer Landsleute, die sorgfältig und ängstlich jede Beziehung zu ihrer Heimath verheimlichen. Der Unterschied zwischen diesen und den Angehörigen unserer mehr körperlichen Welt ist besonders der, daß viele, und zwar die schätzbarsten der Ersteren (z. B. ein alter hochländischer Edelmann Namens Ossian, ein Bristoler Mönch Namens Rowley und Andere), leicht zu Bürgern des Landes der Wirklichkeit gestempelt werden, während diejenigen von unseren Landsleuten, welche ihr Vaterland verleugnen, meist solche sind, von denen das Vaterland Nichts wissen will. Die besonderen Umstände, betreffend Ihr Leben und Ihren Dienst, welche Sie erwähnen, können uns nicht irre machen. Wir wissen, die Gewandtheit Ihres Geschlechts befähigt dasselbe, alle möglichen Verkleidungen anzunehmen; wir haben Glieder desselben bald im Kaftan des Persers, bald im seidenen Gewand des Chinesen gesehen Siehe die Persischen Briefe und den Citizen of the World., und sind bereit ihren wirklichen Charakter unter jeder Verkleidung zu bezweifeln. Wie kann ihr Land mit seinen Sitten uns unbekannt sein, wie können wir durch die Kunstgriffe seiner Bewohner getäuscht werden, da die in dasselbe gemachten Entdeckungsreisen sich an Zahl mit den von Purchas und Hackluyt verzeichneten messen dürfen? Siehe Les Voyages imaginaires. Um die Geschicklichkeit und Beharrlichkeit Ihrer Reisenden zu Land und zur See zu zeigen, brauchen wir nur Sindbad, Abulfuaris und Robinson Crusoe zu nennen. Das waren Entdecker, hätten wir den Capitain Greenland ausschicken können, die Nordwestdurchfahrt zu suchen, oder Peter Wilkin's, die Baffinsbai zu erforschen, welche Entdeckungen hätten wir da nicht erwarten dürfen! Aber wir lesen die vielfachen und außerordentlichen Thaten Ihrer Landsleute, ohne je einen Versuch zu machen, ihnen nachzueifern.

Ich bin abgeschweift von meinem Vorhaben, welches darin besteht, Sie zu überzeugen, daß ich Sie eben sowohl kenne, wie die Mutter, welche Sie nicht geboren hat, denn Mac Duff's Eigenheit hängt Ihrer ganzen Art an. Sie sind nicht vom Weib geboren, außer im figürlichen Sinn, in welchem Maria Edgeworth in ihrem glückseligen ledigen Stand die Mutter der schönsten Familie in England genannt werden darf. Sie gehören zu den Herausgebern des Landes Utopia, einer Klasse von Leuten, für welche ich die tiefste Achtung hege. Wie kann es anders sein, da Sie unter die Ihrigen zählen den weisen Cid Hamet Benengeli, den armen Ben Silton mit seinem kleinen Gesicht, Präsidenten des Spectator-Clubs, und so manche Andere, welche das Amt von Einführern versehen haben bei Werken, die unsere schwersten Stunden erheitert, unsere leichtesten Augenblicke beflügelt haben.

Eine Eigenthümlichkeit, die ich an den Herausgebern Ihres Schlags bemerkt habe, ist die glückliche Verknüpfung von Umständen, welche sie in Besitz der Werke bringt, deren Bekanntmachung zu übernehmen, sie die Güte haben. Der Eine geht am Strand spazieren, und eine Welle spült einen kleinen runden Koffer oder Kasten an's Land, enthaltend eine, vom Seewasser stark beschädigte, Handschrift, welche mit Mühe entziffert wird u. s. w. Siehe History of Automathes.. Ein Anderer tritt in einen Käsladen, ein Pfund Butter zu kaufen, und siehe da! das Maculatur, auf welche sie gelegt wird, ist ein cabalistisches Manuscript Abenteuer einer Guinee.. Ein Dritter ist so glücklich, von einer Frau, welche ein Zimmer zu vermiethen hat, den merkwürdigen Inhalt eines alterthümlichen Schreibtisches zu erhalten, der einem verstorbenen Miethsmann gehörte Abenteuer eines Atom's.. Das sind freilich lauter mögliche Fälle; allein ich weiß nicht wie es kommt, daß sie selten andern Herausgebern, als den aus Ihrem Land begegnen. Wenigstens was mich betrifft, so kann ich sagen, daß ich bei meinen einsamen Spaziergängen am Ufer nie gesehen habe, daß die See etwas anderes auswarf als Tang und Meernesseln und dann und wann einmal einen abgestandenen Sternfisch. Auch meine Hauswirthin hat mir nie eine andere Handschrift gebracht, als ihre verwünschte Rechnung, und meine interessanteste Entdeckung im Gebiet der Maculatur ist eine Lieblingsstelle aus einer meiner Novellen gewesen, in welche eine Unze Schnupftaback gewickelt war. Nein, lieber Hauptmann, die Fundgruben, aus welchen ich mein Vermögen, das Publikum zu unterhalten, geschöpft habe, sind anders erworben, als durch Spiel des Zufalls. Ich habe mich in Bibliotheken vergraben, um aus dem Unsinn früherer Tage neuen Unsinn für die Gegenwart zu ziehen. Ich habe Bände durchblättert, welche den Krähenfüßen nach, die ich entziffern mußte, zu urtheilen, die cabalistischen Handschriften von Cornelius Agrippa hätten sein können, wiewohl ich nie sah »die Thür sich öffnen und den Teufel eintreten« Siehe Southey'ß Ballade: Der Jüngling, welcher im Zauberbuche las.. Dagegen wurden alle Bewohner der Bibliotheken durch die Heftigkeit meiner Studien in ihrer Ruhe gestört:

Vor meiner Wohnung floh'n die kecksten Spinnen,
Und Motten suchten zitternd zu entrinnen.

Aus dieser gelehrten Gruft tauchte ich auf, wie ein Zauberer im persischen Mährchen aus seiner zwölfmonatlichen Wohnung im Berge, nicht um gleich ihm über den Häuptern der Menge wegzufliegen, sondern um mich in's Gewühl des Lebens zu mischen und meine Ellenbogen zu gebrauchen in dem wüsten Marktgedränge, wandernd von den höchsten Stufen der Gesellschaft zu dem niedrigsten, dem Hohn ausgesetzt oder, was noch bitterer ist, der gnädigen Herablassung der Einen und der gemeinen Vertraulichkeit der Andern – und warum? Lediglich um Stoff zu sammeln für Manuscripte, welche der bloße Zufall so oft Ihren Landsleuten in die Hände spielt; mit andern Worten, um eine Novelle zu schreiben. »O Athener, welche Mühe geben wir uns, Euer Lob zu verdienen!«

Ich könnte hier schließen, lieber Clutterbuck; es wäre ein rührender Abgang mit gebührender Ehrerbietung gegen das liebe Publikum. Aber ich will Sie nicht täuschen (wiewohl Täuschung – verzeihen Sie die Bemerkung – die gangbare Münze Ihres Landes ist); die Wahrheit ist, ich habe studirt und gelebt um meine Wißbegier zu befriedigen, um mir die Zeit zu vertreiben. Und obwohl ich in Folge dessen oft vor dem Publikum erschienen bin, öfter vielleicht, als die Klugheit erlaubt, so kann ich doch nicht von ihm diejenige Gunst in Anspruch nehmen, welche Solchen gebührt, die ihrer Muße und ihre Bequemlichkeit der Besserung und Erheiterung Anderer gewidmet und geopfert haben.

Nachdem ich Ihnen auf diese Weise offen meine Mittheilungen gemacht habe, so versteht es sich von selbst, daß ich dankbar Ihre Mittheilung annehme, welche, wie Ihr Benedictiner bemerkt, nach Gegenstand, Sitten und Zeiten in zwei Theile zerfällt. Allein ich bedaure, Ihnen erklären zu müssen, daß ich Ihren litterarischen Ehrgeiz nicht befriedigen kann durch Gestattung des Abdrucks Ihres Namens, und ich will Ihnen offen sagen, warum.

Die Herausgeber aus Ihrem Land sind von so sanfter und duldsamer Gemüthsart, daß sie oft sich selber großen Nachtheil zugefügt haben, indem sie ihre Beistände, durch welche sie zuerst Bekanntschaft und Gunst erlangt hatten, aufgaben, und ihre Namen von jenen Marktschreiern und Betrügern gebrauchen ließen, welche von den Gedanken Anderer leben. Fast schäm' ich mich zu sagen, wie der weise Cid Hamet Benengeli sich durch einen gewissen Juan Avellaneda verleiten ließ, dem genialen Miguel Cervantes einen Heidenstreich zu spielen, und ohne Wissen und Mitwirkung dieses seines Meisters einen zweiten Theil der Abenteuer seines Helden Don Quixote herauszugeben. Freilich ist der weise Araber später zu seiner Pflicht zurückgekehrt und hat eine ächte Fortsetzung des Ritters aus der Mancha geliefert, in welcher der genannte Avellaneda von Tordesillas scharf mitgenommen wird. Denn in diesem Stück gleicht Ihr Pseudo-Editoren dem abgerichteten Affen des Gauklers, mit welchem ein pfiffiger alter Schotte König Jakob den Ersten verglich. »Wenn Ihr den Jackob in Händen habt, könnt Ihr machen, daß er mich beißt; habe ich den Jackob in Händen, so kann ich machen daß er Euch beißt.« Allein trotz der Abbitte und Ehrenerklärung von Cid Hamet Benengeli, hat doch sein zeitweiliger Abfall den Tod des sinnreichen Hidalgo Don Quixote veranlaßt, wenn man anders sagen darf, daß der gestorben sei, dessen Andenken ewig lebt. Cervantes hat ihn sterben lassen, damit er nicht nochmals in böse Hände fiele. Entsetzliche, doch gerechte Folge von Cid Hamets Abfall!

Ein anderer, neuer, weniger bedeutender Fall. Ich muß leider erklären, daß mein alter Bekannter Jedediah Cleischbotham sich so weit vergangen hat, seinen ursprünglichen Meister zu verlassen und auf eigne Hand zu arbeiten. Ich fürchte, der arme Pädagog wird mit seinen neuen Genossen wenig gewinnen, außer das Vergnügen, das Publikum, vielleicht auch die Herren Juristen, mit Streitigkeiten über seine Identität zu unterhalten Ich bin seitdem genauer berichtet, daß Herr Cleischbotham vor einigen Monaten zu Gandercleugh gestorben, und daß derjenige, welcher seinen Namen angenommen hat, ein Betrüger ist. Der wahre Jedediah hat ein sehr christliches und erbauliches Ende genommen. Wie ich glaubhaft berichtet bin, hat er nach einem Cameronischen Geistlichen geschickt, als er in extremis war, und ist so glücklich gewesen, den guten Mann zu überzeugen, daß er eben doch nicht Lust hatte, den zerstreuten Nest von Gebirgsleuten unter »die Mützen von Bonny Dundee« zu bringen. Es ist ein Jammer, daß die Druck und Papier-Speculanten einem guten Mann nicht die Ruhe im Grabe lassen wollen.
Diese Anmerkung und die Stellen im Text sind veranlaßt durch einen Londoner Buchhändler, welcher auf Speculation eine weitere Sammlung von »Erzählungen meines Hauswirthes« hat erscheinen lassen, welche nicht das Glück gehabt hat, von der Welt ächt aufgenommen zu werden.
. Bemerken Sie also wohl, lieber Hauptmann, ich nehme Sie als Theilnehmer an, aber nur als stillen Theilnehmer. Ich gebe Ihnen kein Recht, die Firma der Verbindung, in welche wir jetzt treten wollen, zu gebrauchen. Ich werde mich auf dem Titelblatt als Eigenthümer bezeichnen und meinen Stempel auf mein Gut setzen, den nachzumachen nach der Versicherung meines Anwalts ein Verbrechen sein würde, gerade wie die Nachmachung der Handschrift irgend eines andern Quacksalbers – ein Verbrechen, das, wie wir aus Anzeichen auf kleinen Gläsern erfahren, eine Criminalstrafe nach sich zieht. Sollte demnach, theurer Freund, Ihr Name späterhin auf irgend einem Titelblatt ohne den meinigen erscheinen, dann werden die Leser wissen, was sie von Ihnen zu halten haben. Ich verschmähe es, Gründe und Drohungen anzuwenden; allein Sie werden wissen, daß nicht nur Ihre literarische, sondern auch Ihre sonstige Existenz in meiner Hand steht. Ich kann nach Belieben Ihre Renten einziehen, Ihren Namen von der Halbsoldliste streichen, ja Sie geradezu tödten ohne irgend Jemand dafür verantwortlich zu sein. Dieß heißt offen gesprochen mit einem Mann, welcher den ganzen Krieg mitgemacht hat; allein ich hoffe, Sie werden mir nichts übel nehmen.

Und nun, mein Lieber, lassen Sie uns an's Werk gehen und das Manuscript Ihres Benedictiners so gut wir können zurichten, so daß es dem Geschmack dieses kritischen Zeitalters zusagt. Sie werden finden, ich habe sehr freien Gebrauch gemacht von seiner Erlaubniß, zu ändern, was zu günstig schien gegen die römische Kirche, die ich hasse, wär' es auch nur wegen ihrer Fasten und Bußen.

Unser Leser ist ohne Zweifel ungeduldig und wir müssen gestehen mit Johann Bunyan,

Im dunkeln Eingang hier beim Fackellicht
Ihn länger hinzuhalten ziemt sich nicht.

Leben Sie also wohl, lieber Hauptmann; empfehlen Sie mich dem Herrn Pfarrer, dem Schulmeister und dem Amtmann und allen Freunden in dem glücklichen Club von Kennaquhair. Ich habe nie einen derselben gesehen, werde auch wahrscheinlich nie einen derselben zu Gesicht bekommen, und doch glaub' ich, bis jetzt besser mit ihnen bekannt zu sein, als irgend ein anderer lebender Mensch. Ich werde bald bei Ihnen meinen lustigen Freund Herrn Johann Ballantyne von Trinity-Grove einführen, den Sie noch warm finden werden von seiner Balgerei mit einem Collegen In Folge der falschen »Erzählungen meines Hauswirthes,« welche, wie oben erwähnt ist, zu London erschienen sind, hat des Verfassers Verleger, der verstorbene Herr Johann Ballantyne mit dem pfuscherischen Buchhändler einen Streit gehabt, bei welchem Jeder von Beiden darauf bestand, daß sein Jedediah Cleischbotham der wirkliche Simon Pure sei.. Friede sei mit ihnen. Es ist ein grimmiges Geschäft, und das irritabile genus begreift sowohl die buchhändlerische als die buchschreiberische Species. – Nachmals Adieu!

Der Verfasser von Waverley.



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