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Fünftes Kapitel.

Agelastes erreichte die Schwelle vor Graf Robert von Paris und seiner Dame. Er hatte also Zeit, sich vor einem ungeheuren Thiere ehrerbietig niederzuwerfen, das damals dem Westen fremd war, aber jetzt unter dem Namen Elephant allgemein bekannt ist. Das Thier trug eine Sänfte, worin sich die allerhöchsten Personen der Kaiserin Irene und ihrer Tochter Anna Comnena befanden. Nicephorus Briennius führte das stattliche Gefolge der Fürstinnen, einen Trupp leichter Reiter, deren glänzende Rüstung den Kreuzfahrern mehr Freude gemacht haben würde, wenn sie weniger prächtig und weiblich ausgesehen hätte. Man hätte sich freilich nichts Prachtvolleres einbilden können. Die Offiziere allein folgten Nicephorus auf die Terrasse, sie warfen sich nieder, während die Damen der kaiserlichen Familie abstiegen, und erhoben sich wieder mit wehenden Federn und blitzenden Lanzen, als die Damen glücklich vor der Wohnung standen. Die Kaiserin, zwar etwas gealtert, zeichnete sich durch ihre majestätische Haltung, und die reizende Geschichtschreiberin durch ihre noch jugendliche Schönheit aus. In einem Hintergrunde von Speeren und wehenden Helmbüschen stand der Hoftrompeter, ausgezeichnet durch seine Größe und seinen reichen Anzug; er hatte sich auf einen Felsen über die steinerne Treppe gestellt, und gab den Truppen unten durch ein Zeichen zu verstehen, daß sie halten und die weiteren Bewegungen der Kaiserin und der Prinzessin abwarten sollten.

Die schöne Gestalt der Gräfin Brenhilda und ihr seltsames halbmännliches Aussehen zog die Aufmerksamkeit der Fürstinnen auf sich, war aber zu außerordentlich, um Bewunderung zu erregen. Agelastes fühlte die Nothwendigkeit, seine Gäste mit einander bekannt zu machen, um eine freundliche Annäherung derselben gegen einander zu bewirken. »Darf ich reden und leben?« sagte er. »Die bewaffneten Fremdlinge, die ihr bei mir findet, gehören zu den Tausenden, die der Eifer für die Leiden von Palästina aus dem Abendlande hierhergeführt hat; sie wollen sich zugleich des Antlitzes des Kaisers Alexius erfreuen und ihm helfen, da ihm ihre Hülfe gefällt, die Heiden aus dem heiligen Reich zu jagen, und an ihrer Statt als Vasallen der kaiserlichen Majestät darin zurückbleiben.«

»Es freut uns, würdiger Agelastes,« sagte die Kaiserin, »daß Ihr denen gefällig seid, die sich so ehrerbietig gegen den Kaiser erweisen. Wir selbst werden uns um so lieber mit ihnen unterhalten, damit unsere Tochter, welcher Apollo die Gabe verliehen hat, das, was sie gesehen hat, zu berichten, mit einer jener Kriegerinnen des Westens bekannt werde, von denen wir so viel gehört haben und doch so wenig wissen.«

»Meine Dame,« sagte der Graf, »ich kann mich nur derb darüber auslassen, was ich an der Auskunft, welche dieser Alte über unsere Hierherkunft gegeben hat, zu tadeln habe. Gewiß ist's, wir sind dem Alexius keinen Lehenseid schuldig, und wir dachten an so was gar nicht, als wir gelobten, nach Asien zu ziehen. Wir sind gekommen, weil wir erfahren hatten, das heilige Land sei von Heiden, Saracenen, Türken und anderen Ungläubigen dem griechischen Kaiser entrissen worden, und wir wollen es denselben wieder abgewinnen. Die Besten und Weisesten von uns haben es aber für nöthig erachtet, die Gewalt des Kaisers anzuerkennen, weil sie das zur Beförderung unseres Unternehmens und zur Verhütung von Streit zwischen christlichen Mächten am dienlichsten hielten. Wir, obgleich wir unabhängig von jedem irdischen Könige sind, wollen über diese großen Männer nicht hinaus sein, und haben uns darum auch zu der Huldigung verstanden.«

Die Kaiserin wurde einigemal vor Unwillen roth während dieser Rede, die an mehreren Stellen den empfindlichen griechischen Hofton verletzte und von des Kaisers Macht nicht mit großer Ehrfurcht sprach. Aber Irene war von ihrem Gemahl gewarnt worden, sich nicht mit den Kreuzfahrern in Streit einzulassen, die, wiewohl sie die Huldigung leisteten, dennoch viel zu reizbar blieben, als daß sich's mit ihnen gut hätte streiten lassen. Demnach verbeugte sie sich huldvoll gegen den Grafen, gleich als ob sie die derbe Sprache desselben kaum verstanden hätte.

In diesem Augenblick schienen sich die Hauptpersonen von beiden Seiten eine lebhafte Aufmerksamkeit zu schenken; offenbar wünschten sie, sich näher kennen zu lernen, fühlten aber die Schwierigkeit, diesen Wunsch zu erkennen zu geben.

Agelastes – um mit dem Hausherrn zu beginnen – hatte sich vom Boden erhoben, ohne jedoch eine aufrechte Stellung anzunehmen; er stand vor den kaiserlichen Damen mit gebeugtem Leib und Kopf, die Hand vor das Gesicht haltend wie Einer, der in die Sonne sieht, und erwartete schweigend die Befehle derer, denen er aus Ehrerbietung keine Vorschläge zu thun wagte, und denen er nur im Allgemeinen erklärte, daß sein Haus und seine Sklaven zu ihrem Befehl ständen. Die Gräfin von Paris und ihr tapferer Gemahl waren Gegenstände der Neugier für Irene und ihre reizende Tochter: nie hatten diese kaiserlichen Damen edlere Muster von menschlicher Stärke und Schönheit gesehen; aber natürlich zogen sie die männliche Haltung des Gemahls der der Gemahlin vor, die Personen ihres Geschlechts zu stolz und zu männlich vorkam, als daß sie ihnen hätte gefallen können.

Auch Graf Robert und seine Dame hatten ihren Gegenstand der Betrachtung gefunden: es war das ungeheure Thier, das Irene und ihre schöne Tochter getragen hatte, und das sie hier zum Erstenmale sahen. Die Würde und Pracht der älteren Fürstin, die Anmuth und Lebhaftigkeit der jüngeren, machten auf Brenhilda, die sich nur um den Elephanten und den Gebrauch, den er von seinem Rüssel, Fangzähnen und großen Ohren mache, bekümmerte, gar keinen Eindruck.

Eine andere Person, welche Brenhilda mit größerer Theilnahme betrachtete, als sie sich merken ließ, war Cäsar Nicephorus. Dieser Prinz heftete sein Auge so fest auf die fränkische Gräfin, als er es wohl thun konnte, ohne die Aufmerksamkeit und vielleicht den Argwohn seines Weibes und seiner Schwiegermutter auf sich zu lenken; daher suchte er das Gespräch wieder zu beleben, ohne welches die Zusammenkunft etwas Linkisches hatte. »Es ist möglich, schöne Gräfin,« sagte er, »daß Ihr noch nie dies merkwürdige Thier, das man den Elephanten nennt, gesehen habt, da Ihr zum Erstenmal die Königin der Welt besuchet.«

»Verzeiht,« sagte die Gräfin, »dieser gelehrte Herr hat mich auf den Anblick dieses merkwürdigen Geschöpfs vorbereitet.«

Alle, welche diese Bemerkung hörten, glaubten, die Dame Brenhilda habe einen satyrischen Seitenhieb gegen den Philosophen führen wollen, der am kaiserlichen Hof den Namen Elephant hatte.

»Niemand könnte dies Thier besser beschreiben als Agelastes,« sagte die Prinzessin mit einem Lächeln, das von dem Gefolge nachgeahmt wurde.

»Er kennt die Gelehrigkeit, das feine Gefühl und Treue desselben,« sagte der Philosoph demüthiglich.

»Wahr, guter Agelastes,« sagte die Prinzessin; »wir wollen das Thier nicht tadeln, das sich niederkniet, um uns auf sich zu nehmen. – Kommt, fremde Dame,« sie sagte dies, indem sie sich an das ritterliche Paar wandte, »und Ihr, tapferer Herr! Wenn ihr in euer Land zurückkehrt, so sollt ihr sagen, daß ihr die kaiserliche Familie habt essen sehen gleich anderen Sterblichen, wodurch sie das Bekenntniß ablegte, von dem nämlichen Thon gebildet zu sein wie Andere, die dies Bedürfniß haben und befriedigen.«

»Daran zweifle ich nicht, schöne Dame,« sagte Graf Robert; »ich wäre begieriger, dies große Thier essen zu sehen.«

»Ihr werdet den Elephanten besser beim Mahle im Hause sehen,« antwortete die Prinzessin, auf Agelastes blickend.

»Dame,« sagte Brenhilda, »ich möchte Eure freundliche Einladung nicht gern abschlagen, aber die Sonne hat sich unvermerkt geneigt, und wir müssen nach der Stadt zurück.«

»Seid ohne Furcht,« sagte die schöne Geschichtschreiberin; »unsere kaiserliche Bedeckung wird euch auf dem Rückweg schützen.«

»Furcht? – Bedeckung? – schützen? – Diese Worte kenne ich nicht. Wisset, Dame, daß mein Gemahl, der edle Graf von Paris, eine hinlängliche Bedeckung ist; und wäre er auch nicht bei mir, Brenhilda von Aspramonte fürchtet nichts, und kann sich selbst vertheidigen.«

»Schönes Töchterchen,« sagte Agelastes, »wenn ich reden darf, Ihr mißversteht die freundliche Gesinnung der Prinzessin, die zu Euch wie zu einer Dame ihres Landes redet. Sie wünscht von Euch einige der merkwürdigsten Sitten und Gebräuche der Franken kennen zu lernen, von denen Ihr ein so schönes Muster seid, und zur Erwiderung dieser Mittheilung würde Euch die erlauchte Prinzessin Eingang zu den großen Sammlungen verschaffen, wo Thiere aus allen Theilen der bewohnten Welt auf Befehl des Kaisers Alexius zusammengebracht worden sind, um diejenigen Weisen zu ergötzen, denen die ganze Schöpfung bekannt ist von dem Thierchen, das von der Ratte übertroffen wird, bis zu dem großen Thier in Afrika, das Baumspitzen abfrißt, die vierzig Fuß hoch sind, während die Höhe seiner hinteren Beine nur etwa halb so hoch ist.«

»Genug – genug,« sagte die Gräfin mit einiger Lebhaftigkeit; doch Agelastes war jetzt auf sein liebstes Gespräch gerathen.

»Dort ist auch,« sagte er, »die ungeheure Eidechse, die, der harmlosen Bewohnerin unserer Niederungen an Gestalt ähnlich, in Aegypten dreißig Fuß Länge erreicht, sich in undurchdringliche Schuppen kleidet und beim Erfassen ihres Raubes wehklagt, um durch diese Nachahmung der menschlichen Klage andere Opfer heranzulocken.«

»Nichts weiter, Vater!« rief die Dame aus. »Robert, wollen wir nicht hingehen, wo diese Dinge zu sehen sind?«

»Dort ist auch,« sagte Agelastes, der sein Spiel für gewonnen hielt, wenn er sich an die Neugier der Fremden richtete, »das ungeheure Thier, das auf seinem Rücken unverwundbar ist, ein Horn, zuweilen auch zwei auf der Nase trägt und eine so außerordentlich dicke Haut hat, daß nie ein Ritter es je verwunden konnte.«

»Wollen wir nicht hin, Robert – wollen wir nicht?« wiederholte die Gräfin.

»Ja,« versetzte der Graf, »und wir wollen diesen Morgenländern zeigen mit einem einzigen Schlag von meinem treuen Tranchefer, was ein Ritterschwert sei.«

»Und wer weiß,« sagte Brenhilda, »da wir in dem Land der Zauberei sind, ob wir nicht Jemand durch einen guten Schwertschlag aus einer fremden Gestalt erlösen?«

»Sprecht nichts weiter, Vater!« rief der Graf aus. »Wir wollen dieser Prinzessin, da sie eine solche ist, folgen, und wenn sich ihre Begleitung uns widersetzte, statt uns auf ihren Befehl zu bewachen. Denn wisset, daß es der Franken Art ist, die Gefahren und Hindernisse, von denen man ihnen erzählt, aufzusuchen, so wie andere die Pfade wählen, wo Lust oder Vortheil zu finden ist.«

Während der Graf dies sprach, schlug er mit der Hand an seinen Tranchefer, um anzudeuten, zu welchem Mittel er gelegentlich greifen werde. Der höfische Kreis bebte ein wenig bei dem Klang der Waffe und dem Feuerblick des ritterlichen Grafen Robert. Die Kaiserin zog sich vor Schreck in das Innere der Wohnung zurück.

Mit einer Anmuth, die selten Einem, der mit der kaiserlichen Familie nicht nahe verwandt war, gezeigt ward, ergriff Anna Comnena den Arm des edlen Grafen. »Ich sehe,« sagte sie, »die Kaiserin Mutter zeigte uns den Weg, das Haus des gelehrten Agelastes zu beehren: ich muß Euch nun griechische Lebensart lehren.« Dies sagend, führte sie ihn hinein.

»Seid unbesorgt wegen Eures Weibes,« sagte sie, als sie bemerkte, daß sich der Franke umsah; »unserm Gemahl macht es wie uns Freude, Fremden Aufmerksamkeit zu erzeigen, und er wird die Gräfin zu Tische führen. Es ist nicht Sitte, daß die kaiserliche Familie in Gesellschaft von Fremden speist; aber dem Himmel sei Dank, daß wir keine Erniedrigung darin finden, wenn wir die gewöhnliche Sitte verlassen, um Fremde von Eurem Verdienst zu ehren. Ich weiß, es ist der Wille meiner Mutter, daß Ihr ohne Ceremonien Platz nehmet; und ich bin gewiß, daß mein kaiserlicher Vater dies auch billigen wird, wiewohl es eine etwas seltene Gnade ist.«

»Wie es Ew. Hoheit gefällt,« sagte Graf Robert. »Es sind wenig Männer, denen ich Platz an der Tafel geben würde, bevor sie mir im Kampfe gestanden wären. Einer Dame, zumal einer so schönen, gebe ich gern meinen Platz, und beuge ihr mein Knie, wo ich das Glück habe, sie zu treffen.«

Die Prinzessin Anna, statt sich linkisch oder vielleicht gar herabgewürdigt zu fühlen bei dem seltsamen Geschäft, einen Häuptling der Barbaren zur Tafel zu führen, fühlte sich im Gegentheil geschmeichelt, den eigensinnigen Grafen Robert nach ihrem Wunsch zu lenken und ihn für den Augenblick unter ihrem Schutze zu haben.

Die Kaiserin Irene saß bereits oben an der Tafel. Sie sah mit einigem Erstaunen, daß ihre Tochter und ihr Schwiegersohn, die zu ihrer rechten und linken Hand Platz nahmen, den Grafen und die Gräfin von Paris einluden, Jenen an der Tafel zu liegen, Diese an derselben zu sitzen an den Plätzen, die ihnen zunächst waren; aber sie hatte von ihrem Gemahl die gemessensten Befehle erhalten, gegen die Fremden nachgiebig zu sein, und ließ darum jedes ceremonielle Bedenken schweigen.

Die Gräfin nahm, wie gesagt, neben dem Cäsar Platz, und der Graf, statt sich nach der Sitte griechischer Männer zu legen, setzte sich ebenfalls nach Art der Europäer neben der Prinzessin.

»Ich will nicht ausgestreckt liegen,« sagte er lachend, »wenn mich kein tüchtiger Schlag dazu zwingt, und auch dann nicht, wenn ich aufspringen und ihn zurückgeben kann.«

Der Tafeldienst begann, und schien, die Wahrheit zu sagen, ein wichtiges Geschäft des Tags. Die Diener, welche die verschiedenen Geschäfte von Tafeldeckern, Vorschneidern, Wegräumern und Schenken bei der kaiserlichen Familie versahen, drangen in den Speisesaal, und wetteiferten mit einander, von Agelastes Gewürze, Eingemachtes, Brühen und mancherlei Weine zu verlangen, um die Geduld des Philosophen auf jede Weise zu stacheln. Aber Agelastes, der diese Forderungen vorausgesehen hatte, wußte mit Hülfe seines thätigen Sclaven Diogenes allen oder doch den meisten Wünschen zu genügen, und wo er es nicht konnte, schob er die Schuld auf ebendenselben Sclaven.

»Homer, der treffliche Virgil und der unvergleichliche Horaz sollen mir's bezeugen, daß, wie schlecht und gering dies Mahl nur sein mag, dieser unglückselige Sclav die Anweisung von mir hatte, die geringsten Ingredienzien in Bereitschaft zu halten, die einer Schüssel ihren eigenthümlichen Geschmack geben. – Verfluchter Racker, der du bist, warum stellst du die gesalzenen Gurken so weit von dem wilden Schweinskopf? und warum ist dieser Meeraal nicht gehörig mit Fenchel versehen? Dafür, daß du bei dem Schalthier den Chierwein fehlen lässest, zumal solchen Gästen, sollte man dir das Lebenslicht ausblasen oder dich wenigstens lebenslang auf die Mühle schicken.« Während der Philosoph also seinen Sclaven zankte und bedrohte, konnten die Fremden leicht eine Vergleichung anstellen zwischen dieser häuslichen Beredtsamkeit, die gegen die Sitte jener Zeit nicht verstieß, und der Schmeichelei, die er vollauf seinen Gästen erwies. Beides vermischte sich wie das Oel und der Essig, woraus Diogenes die Brühen machte. Der Graf und die Gräfin hatten so Gelegenheit, die Glückseligkeit der Sclaven zu ermessen, die Jupiter aus Barmherzigkeit zu ihrem moralischen Besten dem Dienste eines Philosophen übergeben hat. Der Antheil, den sie an dem Mahle nahmen, war so gering, daß sich nicht allein der Wirth, sondern auch die kaiserlichen Gäste darüber verwunderten.

Der Graf begnügte sich mit der ersten besten Schüssel, die vor ihm stand, und trank dazu einen Wein, ohne wie die Griechen ängstlich zu fragen, ob die Sorte auch zu der Speise passe; hierauf erklärte er seine Eßlust für befriedigt, und vergebens suchte ihn seine Nachbarin, Anna Comnena, auf andere Leckereien oder Seltenheiten aufmerksam zu machen. Seine Gemahlin aß noch weit mäßiger von einer einfachen Speise, die ihr zunächst stand, und trank klares Wasser, das sie jedoch auf des Cäsar's Begehren ein wenig mit Wein färbte. Sie nahmen hierauf keinen Theil mehr am Mahle, und in ihren Sitzen zurückgelehnt, beobachteten sie den Beifall, welchen die übrigen Gäste dem Schmause schenkten.

Unsere heutigen Schmecker möchten es schwerlich der kaiserlichen Familie bei diesem philosophischen Mahle gleichthun, sei es in der Kritik der reinen Eßkunst in allen ihren Zweigen oder in dem praktischen Geschmack und seiner beharrlichen Uebung. Wahr ist's, die Damen aßen nicht viel von jeder Schüssel, aber sie kosteten fast alle Gerichte, und ihre Zahl war Legion. Doch bald war nach der homerischen Redensart die Begierde des Tranks und der Speise gestillt, oder, was wahrscheinlicher ist, die Prinzessin Anna Comnena fand sich von dem Gaste, der neben ihr saß, vernachlässigt, was, angesehen das schöne und kriegerische Aussehen desselben, wenig Damen schmeichelhaft sein konnte. Es gibt keine neue Weise, sagt Vater Chaucer, sie gleicht einer alten; und die Anrede der Anna Comnena an den fränkischen Grafen mochte der einer Modedame gleichen, die ihren zerstreuten Nachbar in ein Gespräch zu ziehen sucht. »Wir haben Euch gepfiffen,« sagte die Prinzessin, »und Ihr habt nicht getanzt! Wir haben Euch den Jubelchor Evoe – Evoe gesungen, und Ihr wollt weder Comus noch Bacchus ehren! Sollen wir Euch denn für einen Verehrer der Musen halten, deren Dienste so wie dem des Phöbus auch wir zugethan sind?«

»Schöne Dame,« versetzte der Franke, »nehmt's nicht übel, daß ich Euch Einmal für Allemal erkläre, daß ich als wahrer Christ den Appollo, Bacchus, Comus und alle andern heidnischen Götter anspeie und verachte.«

»O! welche abscheuliche Auslegung meiner Worte!« sagte die Prinzessin, »ich sprach nur von den Göttern der Musik, Dichtkunst und Beredtsamkeit, die unsere erhabenen Philosophen als Vorsteher der Künste und Wissenschaften verehren – und der Graf hält dies ernstlich für einen Bruch des zweiten Gebots! Die heilige Jungfrau bewahre mich, wir müssen uns in Acht nehmen, wenn man unsere Worte so übel deutet.«

Der Graf lachte zu der Rede der Prinzessin. »Ich wollte Euch nicht beleidigen, meine Dame,« sagte er, »auch kann ich Eure Worte nur für unschuldig und harmlos halten. Eure Rede enthielt nur Liebes und Gutes. Ihr seid, wie ich gehört habe, gleich unserem edlen Wirthe mit der Abfassung der Geschichte unserer kriegerischen Zeit beschäftigt, worin Ihr Denen, die nach uns kommen, Kenntniß gebt von den großen Thaten, die in unseren Tagen geschehen sind. Ich achte den Entschluß, den Ihr gefaßt habt, und weiß nicht, ob eine Dame die Nachwelt mehr verbinden kann, wenn sie nicht, wie mein Weib Brenhilda, die Thäterin der Thaten ist, die sie berichtet. Doch ich sehe, mein Weib sieht ihren Nachbar an, als wenn sie aufstehen und ihn verlassen wollte; ihr Verlangen ist nach Constantinopel und, mit Ew. Herrlichkeit Erlaubniß, ich kann sie nicht allein dorthin gehen lassen.«

»Das soll Keins von euch Beiden,« sagte Anna Comnena; »denn wir gehen Alle von hier nach der Hauptstadt, um die Merkwürdigkeiten der Naturgeschichte zu sehen, von denen mein kaiserlicher Vater eine so reiche und glänzende Sammlung gemacht hat. – Sollte mein Gemahl die Gräfin beleidigt haben, so glaubet nicht, daß er es absichtlich gethan hat; im Gegentheil werdet Ihr finden, wenn Ihr den guten Mann besser kennen gelernt haben werdet, daß er zu den Personen gehört, die ihre Artigkeiten so unglücklich anbringen, daß sie von Denen, an die sie gerichtet sind, oft für das Gegentheil gehalten werden.«

Die Gräfin von Paris weigerte sich jedoch, sich wieder an die Tafel zu setzen, von der sie aufgestanden war, so daß sich Agelastes und seine kaiserlichen Gäste gezwungen sahen, entweder die Fremden weggehen zu lassen, was sie nicht gerne thun wollten, oder sie mit Gewalt zurückzuhalten, was wohl nicht räthlich und thunlich gewesen wäre, oder endlich das Ceremonial fahren zu lassen und mit ihnen aufzubrechen, indem man zur Wahrung der Würde den ersten Schritt zu thun scheine, den in der That die eigensinnigen Gäste gethan hatten. Viel Lärmen, Zanken, Rufen erhob sich unter den Truppen und Offizieren, die so zwei Stunden früher bei ihrem Mahl gestört wurden, was bei ähnlichen Gelegenheiten seit Menschengedenken nicht der Fall gewesen war. Die kaiserliche Familie gleichfalls schien beim Aufbruch eine andere Ordnung verabredet zu haben.

Nicephorus Briennius bestieg den Sitz auf dem Elephanten, und blieb daselbst neben seiner Schwiegermutter sitzen. Agelastes, auf einem bedächtigen Zelter reitend, der ihm erlaubte, seine philosophischen Reden fortzusetzen, hielt sich an der Seite der Gräfin Brenhilda, an die er seine Worte hauptsächlich richtete. Die schöne Geschichtschreiberin, die gewöhnlich in einer Sänfte reiste, zog diesmal ein feuriges Pferd vor, um mit dem Grafen Robert von Paris gleichen Schritt halten zu können, auf dessen Einbildung, wenn nicht auf sein Herz, sie einen starken Eindruck machen zu wollen schien. Das Gespräch der Kaiserin und ihres Schwiegersohns bedarf keiner genaueren Erwähnung. Es war ein wiederholter Tadel der Sitten und des Betragens der Franken, von dem herzlichen Wunsch begleitet, daß sie bald Griechenland verlassen und nie mehr wiederkehren möchten. Das war wenigstens die Sprache der Kaiserin, und der Cäsar hielt es nicht für angemessen, größere Duldsamkeit gegen die Fremdlinge zu offenbaren. Auf der andern Seite machte Agelastes viele Umschweife, um auf den Gegenstand, den er besprechen wollte, zu kommen. Er sprach von der Menagerie des Kaisers als einer vortrefflichen naturhistorischen Sammlung; er pries verschiedene Hofleute, die den Alexius Comnenus zu dieser weisen und philosophischen Liebhaberei ermuntert hatten. Endlich ergoß der Philosoph seine Lobeserhebungen ausschließlich über Nicephorus Briennius, dem, wie er sagte, die Sammlung in Constantinopel ihre besten Schätze verdanke.

»Das freut mich,« sagte die stolze Gräfin, ohne ihre Stimme zu dämpfen oder ihre Geberden zu ändern; »es freut mich, daß er sich auf Dinge versteht, die würdiger sind, gehört zu werden, als die Worte, die er jungen Weibern zuflüstert. Glaubt mir, wenn er seiner Zunge den Lauf läßt bei Weibern meines Landes, welche diese Kriegszeiten hierher bringen können, so wird ihn Eine oder die Andere in die Wasserschlucht werfen, die da unten braust.«

»Verzeiht, schöne Dame,« sagte Agelastes, »kein weibliches Herz wäre einer so grausamen Handlung gegen einen so schönen Mann, wie der Cäsar Nicephorus Briennius, fähig.«

»Laßt es nicht dahin kommen, Vater,« sagte die Gräfin gereizt; »bei meiner heiligen Schützerin, U. L. F. von den gebrochenen Lanzen, wäre es nicht wegen der beiden Damen gewesen, die meinem Gemahl und mir Achtung zu bezeigen schienen, so wäre dieser Nicephorus so gewiß ein Herr von den gebrochenen Beinen geworden, wie jeder andere Cäsar, der diesen Titel nach dem großen Julius führte!«

Nach dieser deutlichen Erklärung begann der Philosoph für sich selbst besorgt zu werden; er beeilte sich also, das Gespräch geschickt auf einen andern Gegenstand zu lenken, und erzählte die Geschichte von Hero und Leander, um der entschiedenen Amazone die erlittene Beleidigung aus dem Kopf zu bringen.

Unterdessen ward der Graf Robert von Paris von der schönen Anna Comnena so zu sagen mit Weisheit gemästet. Sie sprach von allen Dingen, über einige besser, über andere schlechter, aber bei keinen hatte sie das Gefühl ihrer Unzulänglichkeit, während der gute Graf im Herzen seine Gesellschafterin in's Bett zu der bezauberten Prinzessin von Zulichium wünschte. Sie machte schlecht oder gut die Lobrednerin der Normannen, bis endlich der Graf, den es verdroß, sie von Dingen, die sie nicht genau kannte, schwatzen zu hören, also ausbrach:

»Meine Dame,« sagte er, »wiewohl man mir und meinen Begleitern bisweilen den Namen Normannen beilegt, so gehören wir doch nicht zu diesem Volke, welches zahlreich und als ein eigenes Pilgerheer unter dem Grafen Robert, einem tapferen, obgleich ausschweifenden, unverständigen und schwachen Manne hierherkommt. Ich sage nichts gegen den Ruhm dieser Normannen. Sie eroberten in unserer Väter Tagen ein mächtigeres Reich als das ihrige, das man England nennt; ich sehe, daß Ihr hier eine Anzahl von Eingebornen dieses Landes unter dem Namen Waräger im Sold habt. Obgleich diese, wie ich sagte, von den Normannen besiegt worden sind, so sind sie doch tapfer; auch würden wir es uns zu keiner Schande rechnen, uns mit ihnen im Kampf zu messen. Wir sind immer die tapferen Franken, die östlich vom Rhein und der Saale wohnten, unter dem berühmten Clodowig zum christlichen Glauben bekehrt wurden, und unsere Anzahl und unser Muth macht uns fähig, das heilige Land zu erobern, bliebe auch ganz Europa in diesem Kriege neutral.«

Nichts hätte so sehr die Eitelkeit der Prinzessin verletzen können, als eines Irrthums in einer Sache überführt zu werden, von der sie sehr genau unterrichtet zu sein wähnte.

»Ein falscher Sclave, der wahrscheinlich nicht weiß, was er redet,« sagte die Prinzessin, »hat mich zu dem Glauben verleitet, daß die Waräger die natürlichen Feinde der Normannen seien. Dort geht er mit Achilles Tatius, dem Befehlshaber dieser Schaar. – Ruft ihn hierher, Offiziere! – Jenen großen Mann meine ich, mit der Streitaxt auf der Schulter.«

Hereward, dessen Platz an der Spitze seiner Schaar war, wurde vor die Prinzessin gerufen, wo er seinen militärischen Gruß mit einem finsteren Ausdruck verrichtete, als er den stolzen Franzosen erblickte, der neben Anna Comnena ritt.

»Hab' ich dich nicht recht verstanden, Bursch,« sagte Anna Comnena, »als du mir vor etwa einem Monat sagtest, daß Normannen und Franken dasselbe Volk und Feinde deines Stammvolkes seien?«

»Die Normannen sind unsere Todfeinde, Prinzessin,« antwortete Hereward, »durch die wir aus unserem Geburtslande vertrieben worden sind. Die Franken sind Unterthanen des nämlichen Oberlehensherrn, wie die Normannen, und darum lieben sie die Waräger nicht und werden nicht von ihnen geliebt.«

»Armer Schelm,« sagte der fränkische Graf, »Ihr thut den Franken Unrecht, und schreibt den Warägern, wiewohl es nicht zu verwundern ist, zu viel Wichtigkeit zu, wenn Ihr glaubt, daß ein Volk, das schon seit einem Menschenalter nicht mehr zu den selbstständigen Nationen gehört, für uns ein Gegenstand der Zuneigung oder des Hasses sein könne.«

»Ich kenne,« sagte der Waräger, »den Stolz eurer Herzen und den Hochmuth, womit ihr Diejenigen betrachtet, welche im Kriege weniger glücklich als ihr gewesen sind. Gott ist es, der zu Boden schlägt und aufrichtet, und nichts in der Welt wäre den Warägern lieber, als wenn ihrer Hundert mit den räuberischen Normannen oder den eiteln Franzosen auf dem Kampfplatz zusammenträfen, und Gott den Sieg Denen schenkte, die ihn am meisten verdienten.«

»Du benutzest unverschämt den Zufall,« sagte der Graf von Paris, »der dir die unerwartete Gelegenheit verschafft, einen Edelmann zu beleidigen.«

»Es kümmert und schmerzt mich,« sagte der Waräger, »daß diese Gelegenheit nicht ganz günstig ist, und daß eine Schranke da ist, die mich hindert zu sagen: Schlage mich, oder ich tödte dich an diesem Platze!«

»Ha, du thörichter, hirnverrückter Tölpel!« versetzte der Graf, »welches Recht hast du auf die Ehre, durch meine Klinge zu sterben? Du bist übergeschnappt, oder hast so tief in den Bierkrug geguckt, daß du nicht mehr weißt, was du denkst oder sprichst.«

»Du lügst!« sagte der Waräger; »mag dieser Vorwurf auch für deine Landsleute die größte Beleidigung sein.«

Der Franzose griff schnell, wie der Blitz, an's Schwert, ließ es aber gleich wieder los, und sagte mit Würde: »Du kannst mich nicht beleidigen.«

»Aber du,« sagte der Verbannte, »hast mich auf eine Art beleidigt, daß nur Waffen Genugthuung geben können.«

»Wo und wie?« versetzte der Graf; »obgleich es unnöthig ist, es zu fragen, da du darauf keine vernünftige Antwort hast.«

»Du hast heute,« antwortete der Waräger, »einen großen Fürsten gröblich beleidigt, der deines Oberherrn Verbündeter ist, und der dir jegliche Gastfreundschaft erwiesen hat. Ein Bauer beim Schmause würde sich schämen, einen Anderen so zu beleidigen, und du hast ihm diesen Schimpf vor seinen Hofleuten und Fürsten, und vor allen Edelleuten Europa's angethan.«

»Darüber hätte dein Herr böse werden sollen,« sagte der Franzose, »wenn er wirklich den Schimpf so tief gefühlt hat.«

»Das,« sagte Hereward, »verträgt sich nicht mit der Sitte des Landes. Uebrigens halten wir Waräger uns durch unseren Eid verbunden, jeden Zoll von der Ehre unseres Kaisers, wie jeden Fuß Land zu vertheidigen, so lange wir im Dienst stehen, also sage ich dir, Herr Ritter, Graf oder was sonst zwischen dir und der Schaar der Waräger ist, Todfeindschaft, bis sie ausgefochten wird in offenem, männlichem Kampf, Leib gegen Leib, mit einem der genannten kaiserlichen Waräger, wenn's Pflicht und Gelegenheit erlauben – und so zeige Gott das Recht!«

Da sie französisch sprachen, so verstanden die umstehenden Kaiserlichen nicht, von was die Rede sei; und die Prinzessin, die mit einiger Bestürzung das Ende des Wortwechsels zwischen dem Kreuzfahrer und dem Waräger abwartete, sagte darauf mit Theilnahme zu dem Grafen: »Nicht wahr, Ihr erkennt dieses armen Menschen Stand zu sehr unter dem Eurigen, als daß Ihr einen ritterlichen Kampf mit ihm annehmet?«

»Auf eine solche Frage,« sagte der Ritter, »habe ich nur eine Antwort für alle Frauen, die nicht, wie meine Brenhilda, Schild, Schwert und ein ritterliches Herz im Busen tragen.«

»Angenommen,« sagte die Prinzessin Anna Comnena, »ich hätte solche Ansprüche auf Euer Vertrauen, was würdet Ihr mir antworten?«

»Ich habe keinen Grund, es zu verhehlen,« sagte der Graf. »Der Waräger ist ein tapferer, starker Mann; es ist meinem Gelübde entgegen, seine Herausforderung abzuweisen, und vielleicht vergebe ich meinem Rang etwas, wenn ich sie annehme; doch die Welt ist groß, und Der muß noch geboren werden, der gesehen hätte, daß der Graf von Paris je das Gesicht eines Sterblichen gescheut hat. Durch Vermittelung eines gefälligen Offiziers von des Kaisers Leibwache soll dieser arme Schelm, der so seltsamen Ehrgeiz nährt, erfahren, daß seinem Wunsche genügt werden wird.«

»Und dann?« – sagte Anna Comnena.

»Nun dann,« versetzte der Graf, »wird Gott, wie der arme Schelm selbst sagt, das Recht zeigen!«

»Das heißt,« sagte die Prinzessin, »daß, wenn mein Vater einen Offizier in seiner Leibwache hätte, der ehrenhaft genug wäre, ein so frommes, vernünftiges Werk zu fördern, so müßte der Kaiser entweder einen Verbündeten verlieren, dessen Treue er vertraut, oder einen erprobten Soldaten seiner Leibwache, der sich bei vielen Gelegenheiten ausgezeichnet hat?«

»Es freut mich,« sagte der Graf, »daß er ein Mann dieser Art ist. Freilich sein Ehrgeiz muß auf etwas gegründet sein. Je mehr ich's überlege, desto großmüthiger erscheint es mir, wenn ich dem armen Verbannten, der so hoch und edel denkt, diejenigen Vorrechte zugestehe, welche Andere, die mit ihnen geboren sind, feig fahren lassen. Doch verzagt nicht, edle Prinzessin; die Herausforderung ist noch nicht angenommen, und wäre sie es, so steht der Ausgang in Gottes Hand. Was mich betrifft, dessen Geschäft der Krieg ist, so wird mich die Erinnerung, mit diesem entschlossenen Mann eine ernste Sache abzumachen zu haben, vor weniger ehrenvollen Streitigkeiten bewahren, in die mich allzuviel Muße verwickeln könnte.«

Die Prinzessin schwieg, entschlossen, durch Vermittelung des Achilles Tatius einen Zweikampf zu hintertreiben, der Einem oder dem Andern der beiden Tapfern verderblich werden konnte. Die Stadt lag nun im Dunkeln vor ihnen, durch das man die Lichter schimmern sah, welche die Häuser der Bürger erhellten. Der fürstliche Zug ging durch das goldene Thor, wo der rechtschaffene Centurio seine Wache unter die Waffen treten ließ.

»Wir müssen nun aufbrechen, schöne Dame,« sagte der Graf, als die Gesellschaft abgestiegen war, und an der geheimen Thür des Blachernä-Pallastes hielt, »und unsere Herberge von letzter Nacht aufzufinden suchen.«

»Verzeiht, nein,« sagte die Kaiserin. »Ihr müßt Euch entschließen, in einer Eurem Range angemesseneren Wohnung zu Nacht zu speisen und zu ruhen, und Ihr sollt keinen schlechteren Wirth haben, als ein Glied der kaiserlichen Familie, das Euer Gefährte auf dem Wege war.«

Der Graf nahm die Einladung freudig an, die so freundlich gemacht worden war. Obgleich er in die Reize seiner Brenhilda so verliebt war, als ein Mann es nur sein konnte, und ihm nie der Gedanke gekommen war, eine andere Schönheit der ihrigen vorzuziehen, so schmeichelte ihm doch die Aufmerksamkeit, die ihm ein Weib von so großer Schönheit und hohem Rang erwies; und das Lob, womit ihn die Prinzessin überschüttet hatte, war nicht auf den Boden gefallen. Er war nicht mehr in der Laune wie am Morgen, geneigt, das Herz des Kaisers zu kränken und seine Würde zu beschimpfen; sondern gekirrt durch die geschickte Schmeichelei, die der alte Philosoph durch die Schule und die schöne Prinzessin von der Natur erhalten hatte, nahm er die Einladung der Kaiserin an, und das um so leichter, als er vor der Dunkelheit den verdrießlichen Zug nicht bemerken konnte, welcher die Stirne Brenhilda's überzog. Welches auch der Grund sein mochte, sie ließ sich nichts merken, und das Ehepaar war eben in das Labyrinth von Gängen gelangt, durch welche Hereward jüngst gegangen war, als ein Kämmerer und eine Dienerin in reicher Kleidung vor ihm die Kniee beugten, und ihm Mittel und Ort anboten, noch vor der kaiserlichen Audienz die Kleidung zu wechseln. Brenhilda betrachtete ihren Anzug und ihre Waffen, die mit dem Blut des frechen Scythen befleckt waren, und obgleich sie Amazone war, schämte sie sich ihres unordentlichen, unreinen Anzugs. Auch die Waffen des Ritters waren blutig und beschädigt.

»Sagt meiner Dienerin Agathe, daß sie mich bedienen soll,« sagte die Gräfin. »Sie allein versteht es, mich zu entwaffnen und anzukleiden.«

»Nun, Gott sei gelobt,« dachte die griechische Kammerfrau, »daß man mich nicht bei einer Toilette verlangt, wo Schmiedehämmer und Zangen die nothwendigsten Dinge sind!«

»Sagt dem Marcian, meinem Wappner,« sagte der Graf, »den silbernen und blauen Anzug von Blechstückchen und Ringlein zu bringen, den ich dem Grafen von Toulouse abgewonnen habe.«

»Kann ich die Ehre haben, Eure Rüstung zu ordnen,« sagte ein reich gekleideter Höfling, der einige Merkzeichen des Wappnerhandwerks trug, »da ich sie auch dem Kaiser angelegt habe? – möge sein Name gesegnet sein!«

»Und wie viel Niete hast du bei dieser Gelegenheit mit dieser Hand gemacht,« sagte der Graf, die Hand fassend, »die aussieht, als wäre sie nie anders als mit Schönheitswasser gewaschen worden – und mit diesem Spielzeug da?« er deutete auf einen Hammer mit elfenbeinernem Stiel und silbernem Kopf, der in einem milchweißen Schurzfell von Bocksleder stak, welches der Beamte als Zeichen seines Handwerks trug. Der Waffenschmied wich bestürzt zurück. »Er packt Einen an, wie ein Schraubstock!« sagte er zu einem anderen Hofbedienten.

Während dieses Nebenauftritts zogen sich die Kaiserin Irene, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn zurück, um ihren Anzug zu wechseln. Gleich darauf wurde Agelastes zu dem Kaiser gerufen, und die Fremden wurden in zwei an einander stoßende Zimmer geführt, die glänzend eingerichtet und für sie und ihre Dienerschaft bestimmt waren. Wir wollen sie daselbst eine Weile zurücklassen, und sich unter dem Beistand ihrer eigenen Diener (denn die griechischen Hofdiener hätten eben so gerne einen Königstiger oder sein Weibchen in ihrer Höhle bedient) den Anzug anlegen lassen, den sie bei der festlichen Gelegenheit für den geeignetsten halten.

Agelastes fand den Kaiser eifrig beschäftigt, seinen prächtigsten Anzug zu ordnen: denn wie am Hofe von Peking machte der Wechsel der Kleidung einen wichtigen Theil des Ceremoniels zu Constantinopel aus.

»Du hast deine Sache gut gemacht, weiser Agelastes,« sagte Alexius, als sich der Philosoph unter Niederwerfungen und Kniebeugungen näherte. »Du hast's gut gemacht, und Wir sind mit dir zufrieden. Ohne deine List und Feinheit wäre es nicht gelungen, diesen ungebändigten Bullochsen und seine ungezähmte Kuh von ihrer Heerde zu trennen. Wenn es uns gelingt, sie in Unser Interesse zu ziehen, so werden Wir keinen geringen Einfluß auf Diejenigen ausüben können, die in ihnen die Tapfersten ihres Heeres erkennen.«

»Mein geringer Verstand,« sagte Agelastes, »würde nicht hingereicht haben, einen so klugen und feinen Plan auszuführen, wäre derselbe nicht durch die hohe Weisheit Eurer geheiligten, kaiserlichen Hoheit gebildet und angegeben worden.«

»Wir wissen es,« sagte Alexius, »daß Wir das Verdienst haben, den Plan erfunden zu haben, diese Personen entweder durch Güte als Freunde oder durch Gewalt als Geißeln zurückzuhalten. Ihre Landsleute werden mit den Türken zu kämpfen haben, ehe sie ihr Verschwinden merken, und wenn sie's der Teufel auch merken lassen sollte, so werden sie nicht im Stande sein, etwas gegen das heilige Reich zu unternehmen. Wir erhalten auf diese Art Geißeln, die wenigstens so viel werth sind, als jener Graf von Vermandois, dessen Freilassung der fürchterliche Gottfried von Bouillon durch kriegerische Drohungen von Uns erzwang.«

»Verzeiht,« sagte Agelastes, »wenn ich noch einen anderen Grund hinzufüge, der Eure hohe Entschließung unterstützen könnte. Es ist möglich, daß wir durch die größte Rücksicht und Höflichkeit diese Fremdlinge wirklich auf unsere Seite bringen.«

»Ich verstehe Euch, ich verstehe Euch,« – sagte der Kaiser; »und noch diesen Abend will ich mich diesem Grafen und seiner Dame im reichsten Anzug im kaiserlichen Audienzzimmer zeigen. Die salomonischen Löwen sollen brüllen, der goldene Baum soll seine Wunder entfalten, und das schwache Gesicht dieser Franken von dem Glanz des Kaiserreichs geblendet werden. Dieser Anblick muß wirken, und sie bestimmen, die Freunde und Diener eines Volkes zu werden, welches das ihrige an Macht, Kunst und Reichthum übertrifft. – Du willst mir etwas sagen, Agelastes. Zeit und Studium haben dich weise gemacht; obgleich Wir Unsere Meinung gesagt haben, magst du die deinige sagen und leben.«

Agelastes wiederholte dreimal seine Stirne dreimal wider den Saum des kaiserlichen Gewandes zu drücken, und ängstlich schien er nach Worten zu suchen, um seine abweichende Meinung nicht in die Form des strengen Widerspruchs zu kleiden.

»Die Worte in welchen Ew. geheiligte Majestät seine Meinung geäußert hat, sind unwidersprechlich und unumstößlich, wenn Jemand frech genug wäre, sie angreifen zu wollen. Indeß, es sei mir erlaubt zu sagen, daß die besten Gründe bei Denen nichts helfen, die keine Vernunft annehmen, gerade so, wie man einem Blinden vergebens ein merkwürdiges Gemälde zeigen, oder, wie die Schrift sagt, eine Sau vergebens durch Darbietung eines Edelsteins locken würde. In diesen Fällen liegt nicht der Fehler an der Richtigkeit Ew. allerhöchsten Ermessens, sondern an der Stumpfheit und Verderbtheit der Barbaren, auf die man wirken will.«

»Sprich offener,« sagte der Kaiser; »wie oft sollen Wir es dir sagen, daß in Fällen, wo Wir wirklich Rath brauchen, Wir die Ceremonien gerne bei Seite setzen?«

»Also in offenen Worten,« sagte Agelastes, »diese europäischen Barbaren sind allen anderen unter dem Himmelszelte unähnlich, sowohl in dem, was sie begehren, als auch in dem, was sie verabscheuen. Die Schätze dieses mächtigen Reichs würden in ihnen nur den Wunsch erregen, eine Nation zu bekriegen, die so viel Reichthum besitzt, und die nach ihrer Einbildung weniger geschickt zu ihrer Vertheidigung ist, als sie selbst zum Angriff. Von dieser Art ist z. B. Bohemund von Antiochien und mancher andere Kreuzfahrer, der weniger geschickt und klug ist als er; denn Eurer kaiserlichen Majestät brauche ich es wohl nicht zu sagen, daß Eigennutz alle seine Schritte in diesem außerordentlichen Kriege bestimmt, und daß Ihr darum sein Benehmen voraussagen könnt, wenn eines Tags ihm der Vortheil von einer anderen Seite winkt. Aber es gibt Geister unter diesen Franken, die ganz anderer Art sind; auf diese müssen wir durch ganz andere Mittel wirken, wenn wir ihr Denken und Handeln beherrschen wollen. Wenn es mir erlaubt wäre, so würde ich Ew. Majestät bitten, darauf zu sehen, wie ein guter Taschenspieler die Augen seiner Zuschauer täuscht, doch das Mittel, wodurch er wirkt, sorgfältig verbirgt. – Dies Volk – ich meine die Bessergesinnten dieser Kreuzfahrer, die sich an den Regeln ihres sogenannten Ritterthums halten – verachtet den Golddurst und das Gold selbst als unnütz, und verwendet dies Metall nur zum Schmuck des Schwertgriffs und zu einigen nöthigen Ausgaben. Der Mann, der von Habgier geleitet wird, ist bei ihnen verachtet; sie vergleichen ihn in seinem niedrigen Streben dem geringsten Knecht, der dem Pflug folgt oder den Spaten führt. Für den Fall, daß sie wirklich Gold nöthig haben, so sind sie so frei, es da zu nehmen, wo sie es am leichtesten finden. Also können sie weder durch Gewährung von Gold gewonnen, noch durch Vorenthaltung desselben zur Willfährigkeit gezähmt werden. Brauchen sie kein Gold, so legen sie keinen Werth auf diesen gelben Dreck; brauchen sie es aber, so pflegen sie zu nehmen, was sie bedürfen.«

»Gelben Dreck!« unterbrach ihn Alexius. »Nennen sie so dies edle Metall, das von Römern und Barbaren, Reichen und Armen, Vornehmen und Geringen, Pfaffen und Laien gleich hoch geachtet wird – geben sie ihm, für das sich die Menschen schlagen, verschwören, abmühen, überlisten und mit Leib und Seele verderben, den Ekelnamen gelber Dreck! Sie sind verrückt, Agelastes, ganz verrückt. Gefahr und Noth, Strafe und Plage sind die einzigen Mittel, die bei Menschen, welche dem mächtigsten Triebe widerstehen, anwendbar scheinen.«

»Aber,« sagte Agelastes, »sie sind der Furcht nicht mehr zugänglich als dem Eigennutz. Sie sind in der That von Jugend auf daran gewöhnt, die Leidenschaften zu verachten, welche gewöhnliche Gemüther bewegen, sei es um die Habsucht, die antreibt, oder die Furcht, die zurückschreckt. Damit sie ein Abenteuer reizen möge, muß es durch die größten Gefahren gewürzt sein. Ich erzählte z. B. unserem fränkischen Ritter ein Mährchen von einer Prinzessin von Zulichium, die auf einem verzauberten Bette liegend, schön wie ein Engel, den erwählten Ritter erwarte, welcher durch Vertreibung des Zauberschlafes Herr ihrer Person, ihres Königreichs und ihrer unzähligen Schätze werden würde; und, wird Ew. kaiserliche Majestät mir glauben, der tapfere Held hörte kaum auf meine Geschichte, und bezeigte nicht die geringste Theilnahme, bis ich ihm sagte, er würde einen geflügelten Drachen zu bekämpfen haben, mit dem verglichen, die der fränkischen Romane bloße Stechfliegen wären!«

»Und wirkte das auf den Ritter?« sagte der Kaiser.

»So sehr,« versetzte der Philosoph, »daß er, wenn ich nicht unglücklicher Weise durch meine lebhafte Schilderung die Eifersucht seiner Penthesilea erweckt hätte, den ganzen Kreuzzug vergessen hätte, um Zulichium und seine schlafende Königin aufzusuchen.«

»Gut denn,« sagte der Kaiser, »Wir haben in Unserem Reiche (erinnere Uns daran!) unzählige Mährchenerzähler, die nicht im Geringsten die hohe Goldverachtung der Franken kennen, sondern die für ein paar Byzantiner wie der Teufel lügen, und ihn übertreffen, wenn Wir auf diese Art, wie Seeleute sagen, den Franken den Wind abgewinnen können.«

»Vorsichtigkeit,« sagte Agelastes, »ist im höchsten Grade nothwendig. Es ist keine Kunst, in den Tag hinein zu lügen, so wenig, als es eine ist, beim Schießen das Ziel zu verfehlen. Um den Franken nach Wunsch zu lenken, bedarf es genauer Kenntniß seiner Gemüths- und Sinnesart, großer Umsicht und Geistesgegenwart, und einer Fertigkeit, gewandt die Gegenstände zu wechseln. Wäre ich nicht selbst ein wenig gewandt gewesen, so hätte ich einen falschen Schritt, den ich im Dienste Ew. Majestät machte, dadurch gebüßt, daß mich die Männin, die ich beleidigt hatte, in meine eigene Wasserschlucht geworfen hätte.«

»Eine wahre Thalestris!« sagte der Kaiser; »ich werde mich hüten, sie zu beleidigen.«

»Wenn ich sprechen darf und leben,« sagte Agelastes, »so hätte der Cäsar Nicephorus Briennius wohlgethan, wenn er diesen Vorsatz gefaßt hätte.«

»Nicephorus,« sagte der Kaiser, »muß das mit Unserer Tochter abmachen. Ich habe ihr es immer gesagt, daß sie ihm zu viel von ihrer Geschichte gibt, von der ein paar Seiten hinlänglich genug wären; ich muß es selbst sagen, Agelastes, daß die Geduld eines Heiligen reißen müßte, wenn er Abend für Abend nichts Anderes zu hören bekäme! – Vergiß, guter Agelastes, daß du mich das hast sagen hören – vor Allem gedenke nicht daran in der Gegenwart Unserer kaiserlichen Gemahlin und Tochter.«

»Die Freiheiten, die sich der Cäsar nahm, gingen nicht über die Gränzen des Anstands,« sagte Agelastes; »aber die Gräfin, ich kann nicht anders sagen, ist gefährlich. Sie hat heute den Skythen Texartis durch einen bloßen Nasenstüber, wie es schien, getödtet.«

»Was!« sagte der Kaiser; »ich habe diesen Texartis gekannt, und er scheint als ein frecher, tollkühner Strolch diesen Tod verdient zu haben. Schreibe jedoch den Vorfall, die Namen der Zeugen u. s. w. auf, damit Wir nöthigen Falls diese That als einen Angriff von Seiten des Grafen und der Gräfin von Paris den Kreuzfahrern vorlegen können.«

»Ich hoffe,« sagte Agelastes, »Ew. kaiserl. Majestät wird nicht leicht der schönen Gelegenheit entsagen, Personen für seine Fahne zu gewinnen, deren ritterlicher Charakter so ausgezeichnet ist. Es würde Euch nur wenig kosten, ihnen eine griechische Insel zu geben, die hundertmal mehr werth ist, als ihre lumpige Herrschaft von Paris; und wenn Ihr sie unter der Bedingung gäbet, die Ungläubigen oder Mißliebigen, die sie dermalen besitzen, daraus zu vertreiben, so würde ihnen das Anerbieten nur desto lieber sein. Ich brauche nicht zu sagen, daß alle Kenntniß, Erfahrung und Kunst des armen Agelastes zu Euren Diensten steht.«

Der Kaiser schwieg eine Weile, und sagte dann wie nach reiflicher Ueberlegung: »Würdiger Agelastes, ich wage es, dir in dieser schwierigen und etwas gefährlichen Sache zu trauen; aber ich bestehe auf meinem Entschluß, ihnen die salomonischen Löwen und den goldenen Baum unseres kaiserlichen Hauses zu zeigen.«

»Dagegen ist nichts einzuwenden,« versetzte der Philosoph; »nur zeige ihnen nur wenige Wachen: denn diese Franken gleichen feurigen Pferden, die, wenn sie ruhig sind, an einem seidnen Faden gelenkt werden können, wenn sie aber von Scheu oder Argwohn befallen werden, was beim Anblick einer starken Wache leicht der Fall sein könnte, durch keinen Stahlzaum zu bändigen sind.«

»Ich werde,« sagte der Kaiser, »in dieser und anderer Rücksicht vorsichtig sein. – Läute die silberne Glocke, Agelastes, daß die Diener unserer Garderobe kommen.«

»Nur noch ein Wort, so lang Ew. Hoheit allein ist,« sagte Agelastes. »Will mir Ew. kaiserl. Majestät die Leitung seiner Menagerie oder Sammlung von Naturmerkwürdigkeiten übertragen?«

»Du setzest mich in Verwunderung,« sagte der Kaiser, indem er ein Siegel nahm mit dem Bild eines Löwen und dem Spruch: Vicit Leo ex tribu Judae. »Das,« sagte er, »gibt dir den Befehl über unsere Gruben. Und nun sei einmal offen gegen deinen Herrn – denn Verstellung ist dein Wesen selbst bei mir – durch welchen Zauber willst du diese ungezähmten Wilden bändigen?«

»Durch die Macht der Falschheit,« versetzte Agelastes mit einer tiefen Verbeugung.

»Ich halte dich für einen Meister darin,« sagte der Kaiser. »Und auf welche ihrer Schwächen willst du wirken?«

»Auf ihren Ruhmdurst,« sagte der Philosoph, und verließ rückwärts gehend das kaiserliche Gemach, als die Diener der Garderobe hereintraten, um dem Kaiser bei der Anlegung seines Prachtanzugs beizustehen.



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