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Wann und woher die Juden anfänglich nach Franckfurt am Mayn gekommen seyn?

Beydes, woher als auch wann die Juden nach Franckfurt am Mayn gekommen seyn, ist zimlich ungewiß; doch das erstere noch am leichtesten zu vermuthen. Wir haben gezeiget, daß zu uralten Zeiten Juden in denen Gräntzen Teutschlandes, sonderlich am Rhein und Donau herum, in denen uralten Städten Basel, Straßburg, Trier, Worms, Speyer, Mayntz, Ulm und Regenspurg gewohnet, welche vermutlich durch die Römer aus Italien kurtz vor und um die Zeiten Christi in Teutschland gebracht, und sich in denen Römischen Gräntz-Vestungen Worms, Mayntz etc. niedergelassen, von dannen sie hernach, da die Römer Progressen in Teutschland machten, sich je weiter und weiter in Teutschland verbreitet, dahero allerdings glaublich, daß die erste Juden von Worms, Mayntz und andern umliegenden Orten nach Franckfurt zu wohnen sich begeben, sonderlich weil dieser Ort seines Lagers halben mit denen Juden und auch Christen in denen am Rhein, Mayn, Mosel und daherumgelegenen Städten zur Handlung sehr bequem ist.

Die Zeit aber, wann Juden erstlich nach Franckfurt gekommen, ist zu bestimmen ohnmöglich. Können wir doch nicht einmahl wissen, wann und von wem Franckfurt zuerst erbauet worden seye. Dann daß sie vom Heleno, der Sicambrier König, viele Jahr vor Christi Zeiten solte erbauet und nach seinem Namen Helenopolis genennet worden seyn, ist gar ungewiß; wie auch, daß Francus, deß Marcomiri, Königs der Sicambrier Sohn, sie nach seinem Namen anno 142 genennet habe. Andere wollen den Namen Helenopolis von Helena, deß grossen Kaysers Constantini Mutter, herführen, andere setzen andere Zeiten ihrer Erbauung. Ob nun wohl vermuthlich ist, daß Franckfurt von alten Zeiten her ein ansehnlicher Flecken oder Stadt mag gewesen seyn, so kann man doch nichts gewißes darvon bestimmen.

So können wir um so viel weniger die Zeit der ersten Jüdischen Ankunfft allhier namhafft machen. Zwar der gelehrte und beliebte Prediger allhier Hr. Joh. Georg. Grambs seel. der Jüngere macht ihren Ursprung zimlich alt, wann er schreibet: ›Nach der Wormbser (Synagog) blühet heut zu Tage die Franckfurter am Mayn, in welcher Stadt schon im sechsten Jahrhundert (nach Christi Geburth) Juden gelebet haben, und anfänglich zwar unter denen Christen, nachmahls aber, nemlich an. 1462 ist ihnen eine besondere Gasse angewiesen worden, in welcher sie auch eine Synagog erbauet haben.‹

So ists dann wohl glaublich, daß lang vor an. 794 Das Jahr, in dem Frankfurt von den Historikern zum ersten mal genannt wird. bey Anwachsung der Stadt Franckfurt sich die Juden auch hier eingeschlichen; ob das aber in dem sechsten Seculo oder noch vorhero geschehen, ist so gewiss nicht, und kan ich nicht wissen, wo her der seel. Herr Grambs dieses habe, ohne daß ich gar wahrscheinlich vermuthe, er habe solches geschloßen aus denen Worten, welche in dem Diario Francofurtensi von dem damahligen Unwesen anno 1615 gelesen werden: ›Und obwol den Juden von Tausend und mehr Jahren aus obangezogener mitleidlicher Barmhertzigkeit und Hoffnung, daß sie sich unterweisen und zum Christlichen Glauben lehren und führen lassen würden, die Wohnung und Herberg in Teutschland NB Hie und anderswo gestattet etc.‹ Dieses ist geschrieben den 3. Novemb. an. 1612, so man nun davon 1000 Jahr abziehet, bleiben 612, da schon hie zu Franckfurt und auch vorhero und also im 6. Seculo, Juden sollen gewesen seyn.


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