Ferdinand von Saar
Wiener Elegien
Ferdinand von Saar

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II.

          Ja, ich sehe dich jetzt, wie du im Schmucke des Frühlings
    Weithin leuchtend dich dehnst, herrlicher Schönheit bewußt.
Einzig bist du fürwahr! Wer zählt die ragenden Bauten,
    Die sich schließen zum Ring, edel und prächtig zugleich?
Hier, ein steinern Juwel, der jüngste der Dome; zum Himmel
    Strebt des Doppelgetürms zierliches Stabwerk hinan;
Dort, breitfrontig, mit ernsten Arkaden das mächtige Rathaus –
    Und, quadrigengekrönt, attisches Marmorgebälk.
Hochweg träumen im Äther die Kuppeln der beiden Museen,
    Während sich reizvoll verjüngt Habsburgs ehrwürdiges Heim.
Und so setzt es sich fort in der Runde, nur lieblich durchbrochen
    Von zartfunkelndem Grün offenen Gartengehegs.
Wahrlich, ein Bild, entzückend zu schaun für jeden Betrachter,
    Welchem Land er entstammt, freudig bewundert er hier;
Gerne vergißt der Hesperier selbst die klassische Heimat –
    Und an der wärmeren Pracht bricht sich der nordische Stolz.

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