Albert Ruppersberg
Geschichte der Gemeinde und Bürgermeisterei Dudweiler
Albert Ruppersberg

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1. Ansiedelung in der keltisch-römischen und fränkischen Zeit.

Die Stelle, an der heute das Dorf Dudweiler liegt, war schon in alter Zeit besiedelt. Die günstige Lage in dem durch Höhenzüge geschützten Sulzbachtale mochte schon früh zur Ansiedelung gelockt haben. Davon geben verschiedene Funde Zeugnis. In der Nähe von Gerstners Haus wurde in einer Sandgrube ein Feuersteinmesser gefunden. Im Jahre 1846 wurde hinter einem Hause in Dudweiler (heute Villa Micka) ein Urnengrab römischen Ursprungs aufgedeckt. Auf einem Acker gegenüber der Dudweiler Mühle wurden zahlreiche römische Hohl- und Leistenziegel gefunden, sowie ein Köpfchen aus Ziegelerde, in dem Professor Dr. Schröter ein Merkurbild zu erkennen glaubte.Mitteilungen des historischen Vereins für die Saargegend II. 110. Die alte Straße, welche über die Höhe zwischen dem Sulzbach- und Fischbachtale führt, ist als Römerstraße bekannt.Mitteilungen des historischen Vereins für die Saargegend II. 11. f. und 111. Der wichtigste Fund wurde jedoch im Jahre 1896 bei der Fassung des großen Waschbrunnens, des sogenannten Hermesbrunnens, gemacht. Man fand hier in einer Tiefe von 5 bis 7 Metern eine 1,50 Meter hohe Säule aus Sandstein mit Kapitell und Rundstab und eine zweite Säule aus demselben Stein, die zerbrochen und nicht vollständig erhalten war; ferner einen bearbeiteten Stein von quadratischer Grundfläche, der als Unterlage für eine Säule gedient haben konnte; weiter den steinernen Kopf eines älteren bärtigen Mannes mit bekränztem Haar, Bruchstücke eines Armes 8 und eines Beines, einen kleinen Altar von Stein und ein ziemlich gut erhaltenes Trinkglas mit doppeltem Stiel und doppeltem Boden, ein sogenanntes Vexierglas, eine blaue Tonperle, ein Stück Feuerstein, eine 20 cm hohe sitzende weibliche Figur aus Ton und endlich einen 27 kg schweren eiförmigen Stein aus Grauwacke mit vier Vertiefungen auf der Oberfläche, einen sogenannten Schalenstein, der, wie man annimmt, zur Aufnahme von kleinen Opfergaben bestimmt war. Auf der Rückseite hat 9 dieser Stein ein 5 cm tiefes künstliches Loch, in das ein dabei gefundener 16 cm langer Stiel paßte. Auch viele Scherben von irdenen Töpfen, Schüsseln und Krügen, sowie eine einfache steinerne Wasserrinne wurden aufgefunden. Ein Teil dieser Fundstücke wurde von Herrn Sanitätsrat Dr. Teich der Sammlung des historischen Vereins für die Saargegend überwiesen.

Römische Steinsäule mit Kopf,
gefunden bei Fassung des großen Waschbrunnens, des sogenannten Hermesbrunnens, im Jahre 1896 (Stelle, wo heute das Gemeinde-Wasserwerk steht)

Schalenstein von Dudweiler (Vorderseite)

Diesen Fund hat F. W. Wüllenweber in der St. Johanner Zeitung (Nr. 196 und 223 v. J. 1896 in ansprechender Weise gedeutet. Er nimmt an, daß an dieser Stelle ein kleines Heiligtum (sacellum oder aedicula) sich befunden habe. »Die beiden Säulen, vor einer gemauerten Rückwand aufgestellt, trugen einen Architrav mit Tympanon (Giebel), die vielleicht wie das mit Ziegeln gedeckte Giebeldach von Holz waren, da sich nichts davon vorgefunden hat. Im Innern des kleinen Säulenbaues war der Altar aufgestellt, und seitlich rieselte das klare Quellwasser in einer passenden Einfassung. Auf der Anhöhe oberhalb des Hügels, 10 am »Büchel«, hatte der römische Ansiedler seine ländliche Villa errichtet und damit den Kristallisationspunkt der Besiedelung des späteren Weilers geschaffen. Die starke Anspülung der Talfurche, worin das Quellwasser zum Sulzbach hinabrieselte, läßt vermuten, daß in späterer Zeit bei einem heftigen Gewitter eine von den örtlichen Höhen hierhin abstürzende Wasserflut mit ihrem Schwemmsand und Gerölle den kleinen Säulenbau umgestürzt und verschüttet hat. Das erhalten gebliebene Idol, der unverstümmelte Kopf des Gottes, und der Mangel jeglicher Holzteile und Brandspuren bekunden, daß das Zerstörungswerk nicht von Menschenhänden angerichtet wurde, sondern daß das entfesselte nasse Element hier gewütet und das leichte Holzwerk talwärts fortgerissen hat.« Wüllenweber vermutet mit gutem Grunde, daß das kleine Heiligtum dem Waldgott Silvanus geweiht gewesen sei, und daß der aufgefundene Kopf diesen Wald, Flur und Viehherden schützenden Naturgott darstelle. Der Schalenstein scheint zu beweisen, daß schon in vorgeschichtlicher Zeit sich hier ein Quellenheiligtum befand.

Schalenstein von Dudweiler (Rückseite)

11 Ein Beweis für die römische Besiedelung des Ortes Dudweiler liegt auch in dem zweiten Teil des Namens, dem Wort »Weiler«, das aus dem Lateinischen (villare) stammt und eine ländliche Ansiedelung bezeichnet. Bei dem Einfall der Franken im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde die einheimische Bevölkerung einem fränkischen Herrn namens Dodo oder Dudo untertan, der hier seinen Hof baute und dem Ort seinen Namen gab.

In unmittelbarer Nähe der obenerwähnten Stelle wurde eine große Menge von Eisenschlacken gefunden, die nur unvollkommen verhüttet waren. Diese Zeugen von alter Eisenverhüttung bei Dudweiler wurden aber von WüllenweberAlte Eisenverhüttung in Dudweiler. Bergmannsfreund 1898 Nr. 21–24. nach eingehender Prüfung nicht in die Römerzeit, sondern in das 13. Jahrhundert n. Chr. gesetzt. Im Steinkohlengebirge treten vielfach Nester und Lager von tonigem Spateisenstein und Roteisenerz zu Tage, aus denen durch Rennfeuer Eisen gewonnen wurde.Haßlacher, Literatur über das Industriegebiet an der Saar. X L III. 12

 


 


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