Friedrich Rückert
Die Makamen des Hariri
Friedrich Rückert

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16.
Die Hochzeit im Wirtshaus.

Hareth Ben Hemmam erzählt:

Weil ich in der Heimat war schlecht begraset – und mein Weideland dünne beraset, – zog ich nach Waßet, ohne doch zu kennen eine Seele, – der ich das Heil der Meinigen dort empfehle. – Als ich nun hineinfiel, wie der Fisch aufs Trocken', – oder wie ein weißes Haar in schwarze Locken, – steuerte das Unglück meinen Kahn – in einen Chan, – wo einzukehren pflegten die Zerstreuten des Landes, – die gemischten Brüder des Fremdlingsstandes; – doch wo Reinlichkeit und Zierlichkeit – und der Leute Manierlichkeit – dienten, das Herz des Gastes zu gewinnen – und die Heimat zu entrücken seinen Sinnen. – Als ich nun, allein zu sein mit meinem Jammer, – mir hatte gemietet eine eigne Kammer, – die nicht größer war als das Nest einer Ammer; – stand es an nicht länger, als man sagt »Amen« – oder »in Gottes Namen«, – daß ich hörte, wie im nächsten Gemach – mein Wandnachbar zu einem, der bei ihm war, sprach: – Auf! mein Sohn; auf den Beinen sei dein Heil, – und Sitzen sei deiner Feinde Teil. – Geh hier mit dem Vollmondrundlichen, – Fettlichen, Mundlichen, – der auf der Welt nichts verschuldet hat, – aber vieles geduldet hat; – der eingesenkt ward, um aufzustehn, – und eingetränkt ward, um aufzugehn; – der sich mußte lassen schneiden und treten, – malmen und kneten – und ins Feuer schieben, bis er war erstarkt; – mit ihm geh auf den Markt – und hole von dort den Schmächtigen, – Schwängernden, Trächtigen, – Nutzens und Schadens Mächtigen, – Gluten Schwitzenden, – Funken Spritzenden, – Donnernden, Blitzenden, – Geschlagnen, Schlagenden, – nicht Versagenden, – Lust zu Lumpen Tragenden, – Knatternden, Knitternden, – nicht unnütz auf dem Feld Verwitternden, – sondern in seinem Beruf Zersplitternden. – Als nun verstummt war des Sprechens Gedröhne, – hört' ich noch des Fortgehens Getöne; – dann sah ich aus dem Hause schreiten – einen Jüngling, doch ohne zweiten.Nämlich aus den gehörten Worten: Geh mit dem Vollmondrundlichen u. s. w. hatte er geschlossen, daß zweie fortgehen würden. – Da fand ich es ein Rätsel, den Verstand zu äffen, – zu Vermutungen einladend, um fehl zu treffen; – und ich ging den Schritten des Gesendeten nach, – um zu erfahren, wovon sein Sender sprach. – Doch er wandte sich und rannte wie ein unsteter Geist, – bis er hatte den ganzen Markt durchreist – und alle Buden ausgekreist; – da trat er zuletzt an eine, – wo feil waren Feuersteine; – er reichte dem Verkäufer einen KuchenKuchen und Feuerstein sind die Auflösungen der beiden vorhergehenden Rätsel. Vergleiche Zahnstocher und Seife am Ende der vierten Makame, und Nadel und Kamm in der fünften., und der ließ ihn dafür einen Stein aussuchen. – Dann verschwand er mit seinem Besitz; – doch ich bewunderte den Aufwand von Witz, – und mir fuhr durch die Seel' ein Blitz, – ich erkannte hieran den Seruger so klar, – daß mir zu fragen nicht nötig war. – Doch um meine Vermutung zu bestätigen – und meinen Scharfsinn mir selbst zu bethätigen, – eilt' ich zurück zum Chan, – was man nur eilen kann; – und die Sache hatte ihre Richtigkeit; – meine Scharfsicht übertraf ZerkasZerka, die blauaugige, war ein Weib vom Stamme Gedis in Jemame, die sah einen Gegenstand in der Entfernung von drei Tagereisen. Hassan, der Sohn des Tobba von Hemjar, führte einst gegen Gedis ein Heer, und als sie von Jemame noch drei Nachtreisen entfernt waren, stieg Zerka auf einen Wachtturm, Hund genannt, und schaute nach dem Heere. Dieses hatte aber Befehl, daß ein jeder Mann Baumzweige tragen sollte, darunter sich zu verbergen, um die Zerka zu täuschen. Da rief sie:

O Volk! es kommen euch die Bäume fürwahr,
Oder es kommt euch der Feind von Hemjar.

Doch sie glaubten ihr nicht; da sprach sie:

Ich schwör' es bei Gott, die Bäume kommen gegangen,
Oder Hemjar hat sich mit etwas behangen.

Doch sie glaubten ihr nichts und merkten nichts, bis Hassan sie überfiel und ausrottete und die Zerka gefangen nahm, der er die Augen ausstach. – Der Birnamwald im Macbeth ist uns bekannt genug, weniger vielleicht die deutsche Volkssage vom König Grünewald, mit dem Reime:

König, gieb dich gefangen!
Der grüne Wald kommt gegangen.
Scharfsichtigkeit: – Denn siehe, da saß er selbst, Abu Seid, in vollster – Wirklichkeit auf dem Gästepolster. – Wir begrüßten uns wie Bekannte – und umarmten uns wie Verwandte; – dann sprach er: Was ist dir begegnet, – daß du die Heimat hast gesegnet? – Ich sprach: Schicksals Drang – und Drangsals Überschwang. – Er sprach: Bei dem, der Regen preßt aus der Wolken Kleide – und die Dattel zieht aus der Fruchtscheide, – ja, die Zeit ist verdorben ungemein, – und das Verderbnis ist allgemein; – doch die Nahrung kommt von Gott, – sie zu errennen frommt kein Trott. – Aber wie fuhrest du auf deinen Pfaden? – ledig oder geladen? – Ich sprach: Die Nacht war mein weites Gewand, – und der Mantel mein ein enges Gürtelband. – Da blickt' er nachdenklicher Gebärde – und schrieb mit dem Finger an der Erde, – als sinn' er, wie er helfen werde. – Dann fuhr er auf, wie wem ein Wild aufstieß, – oder die Gelegenheit sich wies, – und sprach: Du sollst unter meinem Beirat – hier schließen eine Heirat – mit Leuten, die deinen Schaden heilen – und deiner Mause neues Gefieder erteilen. – Ich sprach: Soll ich meinem Wehstand – noch hinzuthun den Ehstand? – Und wer sind denn die Leute, die irgend heim – geben ihr Kind einem Habenichts von Nirgendheim? – Er sprach: Ich bin bei ihnen dein Mittler, – dein Bürge, dein Adler und Betitler. – Im übrigen sind es Leute vom alten Glauben, – nicht klug wie die Schlangen, doch ohne Falsch wie die Tauben; – die sich zum Beruf machen die Lösung der Gefangenen – und die Leitung der Irrgegangenen, – und die, haltend an der rechten Satzung, – nicht verlangen eines Eidams Brandschatzung. – Ob bei ihnen würbe Ibrahim Ben Edhem, – oder Gebelet Ben Eihem, – sie begehrten eben zum Mahlschatz fünfhundert Dirhem, – weil der Prophet so viel für seine Weiber gab – und nicht mehr nahm für seine Töchter ab. – Übrigens genügt ihnen ein Versprechen, – und vom Baren ist nicht zu sprechen. – Dazu werd' ich, wann du schließest den Ehevertrag, – für dich halten einen Werbvortrag, – desgleichen der Mund nie geboren, – noch empfangen haben die Ohren. – Hareth Ben Hemmam spricht: Da reizte mich mehr der gedachte Vortrag, – als die zugedachte Braut, daß ich einging den Vorschlag – und sprach: Ich geb' in deine Hand des Schwertes Heft, – führ als Freund und als verständiger Mann das Geschäft! – Da schritt er fort großprahlend, – dann kehrt' er zurück siegstrahlend – und sprach: Wünsche dir Glück zu deines Glückes Besserung – und deines trockenen Grundes Wässerung, – erkennend mit Dankespflichtigkeit – meiner Dienstbemühungen Wichtigkeit, – denn die Sach' ist in Richtigkeit. – Dann lud er auf die Nacht alle Leute des Hauses – und beschickte selbst die Süßigkeiten des Schmauses. – Als nun die Finsternis zog ihr Zelt von Flor – und jeder der kein Thor war, schloß sein Thor; – rief er bei Kerzenscheine – zur Versammlung die geladene Gemeine. – Da kam, was nur im Chan war, dem Rufe nach – und sammelte sich in sein Gemach. – Als nun der Brauterzeuger mit Gefolg war erschienen, – samt dem Volke derer, die zu Zeugen sollten dienen, – wies er rings die Polster zum Sitz an ihnen; – worauf er ein Astrolab erhob, – einen Kalender hin und wieder schob – und so lange stellte an einem Horoskop, – bis die ganze Gesellschaft nickte, – und Schläfrigkeit jeden bestrickte. – Da rief ich: Wann legest du endlich die Axt an den Stamm? – Wie lange lassest du zappeln das Opferlamm? – Doch er that einen Schiefblick, – dann sprach er mit einem Tiefblick: – Ich schwör' es beim Berge Tur, – und groß ist dieser Schwur, – und beim aufgeschlagenen Buch,Das Schuldbuch, das der Richter beim jüngsten Gericht aufschlägt. – dieser Schwur leidet keinen Bruch: – die Heimlichkeit dieses Dings wird sich offenbaren – und das Gedächtnis davon sich bewahren – bis zu dem Tag, wo sich versammeln die Scharen. – Worauf er auf die Knie sich hockte – und die Ohren zur Weide lockte, – indem er nicht im Vortrag stockte, – sprechend: Gelobt sei Gott, der gelobte, der zu lobende, – der erprobte, der erprobende, – der Erschaffer aller Erschaffnen, – der Erwecker aller Entschlafnen; – der mit seinem Segen regnet – und mit seinem Regen segnet; der die Abgründ' ergründet – und die Strommünder mündet – und die Sünder entsündet; der den Bund der Weltseiten bündet – und das Rund der Jahreszeiten ründet; – der von den Wolkenfirsten wettert – die Gipfel der Forsten blättert – und die Giebel der Fürsten schmettert; – der Urheber und der Wender, – der Anheber und der Ender, – der Ratgeber und der Vollender; – der Vater der Schwarzen und Weißen, – der Begnader der Thoren und Weisen, – der Berater der Witwen und Waisen; – der Entlader der Beladenen, – der Einlader der Ungeladenen; – der die Wünsche gewährt – und die Hoffnungen bewährt – und die Bitten nicht wehrt; – dem die Verachteten sind wert – und dessen Gnade ewig währt. – Ich lob' ihn, wie ihn lobten die Altväter, – und bet' an, wie angebetet Abraham der Anbeter. – Kein Gott ist außer dem Gott der Welt; – was er hält, das hält, – was er fällt, das fällt. – Er hat gesandt den Mohammed Aleihisselam,d. i. über ihn sei Frieden. – vor der Welt aufzurichten den Islam, – die Übermütigen zu demütigen – und zu trösten die Wehmütigen; – daß er machte zu Schutt und zu Spott – die Götzen Suwaa und Wodd.Zwei Götter der heidnischen Araber, deren im Koran erwähnt ist. – Er richtete und unterrichtete, – berichtete und verrichtete, – vermahnte und bedrohte, – bahnte den Steig der Gebot' und Verbote. – Und Gott hat ihn ausgezeichnet mit Lohnung, – seinen Geist aufgenommen in die Friedenswohnung – und seinem Geschlecht verheißen Gnad' und Schonung, – solange die Luft am Mittag flimmert – und der Strauß in Wüsten wimmert – und der neue Mond im Westen schimmert. – Wirket (Gott schirm' euch) im besten der Werke – und wandelt ohne Wandel in des Glaubens Stärke, – hasset das Böse und lasset es, – höret das Gute und fasset es, – entringet euch den Banden der Schuld und der Schande – und schlinget des Bluts erlaubte Bande, – verschwägert auch mit Reinheit und mit Zierde – und entschlaget euch unreiner Begierde. – Hier euer Eidam ist von Herkunft der klarste, – von Einkunft der Barste, – von Auskunft der Offenbarste, – von Verheißung auf die Zukunft der Wahrste. – Er steht vor euch hier auf dem Wahlplatz, – die Perl' eures Hauses ist sein Wahlschatz, – für die er euch bietet zum Mahlschatz – so viel, als weiland der Prophet – bot für Ummu Selemet. – Sie passen zusammen wie Stahl und Stein, – wie Schal' und Wein; – ferne von ihnen sei Qual und Pein. – Keinem Feineren als ihm ward noch ein Kind vertraut, – von einem Reineren ward nie entschleiert eine Braut. – Sein Schwäher ist mit ihm unbeschwert, – und sein Gewährer ist mit ihm gewährt. – Ich bitte Gott, daß er ihn euch lasse gelieben – und daß sein Glück sei durch euch beklieben. – Gott segne eure Aus- und Einkehr – und bereite euch zu sich die Heimkehr. – Ihm ist der Preis, der ewig flammet, – und das Lob seinem Gesandten Mohammed.

Als er so mit seinem Vortrag die Hörer verwundert, – auch den Vertrag geschrieben über die fünfhundert; – sprach er, das Werk zu krönen: – »Zu Eintracht und zu Söhnen!«Zu Eintracht und zu Söhnen ist eine Einsegnungs- oder Beglückwünschungsformel bei Verlobungen. Man sagt auch: zu Eintracht und Bestand in Geschlechtern, zu Söhnen, nicht zu Töchtern.– Dann bracht' er die bereiteten Süßigkeiten – und stiftet' ein Gedächtnis auf ewige Zeiten. – Als ich begierig krümmte die Krallen, – um vor den andern darüber herzufallen; – hielt er mich zurück und bedeutete mich, daß mir vom Feste – nichts zusteh' als die Bedienung der Gäste. – Das that ich denn flink; – doch es währte einen Augenwink, – da fielen sie auf ihre Kinne, – und weg waren ihre Sinne. – Als ich sie sah liegen, – wie die toten Fliegen, – merkt' ich, daß es sei von verruchter Tück' – ein ausgesuchtes Stück, – und sprach: O du Feind deines Lebens – und Knecht deines bösen Strebens, – hast du ihnen gereicht süßes Brot – oder bittern Tod? – Doch er sprach unkummerhaft: – Nichts weiter als einen Schlummersaft. – Ich rief: Ich schwör' es bei dererDer Sterne Reigen, – die dem Nachtwandler die Wege zeigen, – du hast hier aufgerichtet ein Schandmal – und dir aufgedrückt ein Brandmal. – Dann dacht' ich an der Folgen Erstreckung – und die Gefahr der Ansteckung, – bis mir die Gesinnung in Funken stob – und die Rückenhaut ein Schauder hob. – Doch als er sah meiner Furcht Bewegungen – und die Unruhe meiner Regungen, – sprach er: Woher deiner Besorgnisse Flut – und wozu deiner Befahrnisse Glut? – Wenn um meinetwegen, – so laß den Sturm sich legen; – denn im Augenblick werd' ich hier packen und sacken – und diesen Ort ansehn mit meinem Nacken. – Wie manchen schon hab ich geräumt, der nach mir leer blieb wie Schlacken! – Doch siehst du auf deine Bedrängnis – und besorgst für dich das Gefängnis; – so genieße hier den Rest und fürchte kein Leid, – als daß ich dir ausziehe das Kleid. – Dann kannst du hier sicher bei den andern bleiben – und morgen deine Hochzeit betreiben. – Doch willst du das nicht, so fliehe, – ziehe fort, eh man fort dich ziehe! – Dann fing er an, auszuräumen in den Gemächern, – was sich fand in Schreinen und Fächern, – und erlas den Aushub von allen Waren – wiegbaren oder meßbaren, – bis, was er zurückließ, war ein Quark, – wie ein Knochen, aus dem man genommen das Mark. – Als er nun gerührt und geschnürt, was er für gut befunden, – die Ärmel gestülpt und den Gurt gebunden; – wandt' er sich zu mir mit Vermessenheit, – mit aller Freundschaft Vergessenheit – und sprach: Willst du mit? Ich ziehe – in die Sümpfe von BatiheZwischen Waßet und Basra, das ausgetretene Wasser von Euphrat und Tigris., – und ich finde dort wohl noch Zeit, – dir zu sorgen für eine andre Hochzeit. – Doch ich sprach: Bei dem Herrn Jesus, der auf den Gassen gelehrt, – doch keine Gasthäuser ausgeleert! – mein Kopf braucht keine zwei Nachtkappen, – und ich habe genug an einer Schlappen. – Gehe mit Gott und wandre – und frei' einem andern deine andre. – Da lächelt' er vergnügt und wollte mich umfangen, – doch ich wandt' ihm ab die Wangen – und entzog mich seinem Liebesverlangen. – Als er nun sah meine Sprödheit – und erfuhr meine Schnödheit, – sang er mich an ohne Blödheit:

Der du von mir dich wendest ab,
Als wie die Reinheit von der Räude,
Und tadelst, was ich hier gethan;
Was weißt du denn, was es bedeute?
Du schimpfe nicht und rümpfe nicht
Die Nas', ich kenne meine Leute.
Ich bin bei ihnen eingekehrt,
Es ist das erste Mal nicht heute,
Und habe keinen Menschlichen
Gefunden in der ganzen Meute,
Kein Herz, in welchem Großmut wohnt
Im ganzen weiten Wohngebäude.
Ich sah, wie sie mißhandelten
Mit Hohn die armen fremden Leute,
Wie keiner einen Bettler sich
Zu prellen noch zu schnellen scheute.
Ich sah, wie meine Herde,Hier stellt sich der Seruger dar als derzeitiger Oberhirt und König des Volks der Landstreicher, der Kinder Sassans. die
Verlassen durch die Welt zerstreute,
In diesen Rachen rannte, wie
In eines Löwen Bau die Beute.
Darob ergrimmt in hohem Mut
Ich ihnen längst die Rache dräute,
Bis heut zu Ehren deiner Braut
Ich ihnen süßen Schlummer bräute,
Um ihnen scheulos auszuziehn
Die andern ausgezognen Häute
Und ihren Zahn zu stumpfen, der
Am Fleische meiner Brüder käute.
Daher mich diese That nun freut,
Wie keine ähnliche mich freute;
Denn dies Volk verdient es, daß
Sie Gott mit Stumpf und Stiel ausreute.
Wie manches hab' ich sonst vollbracht,
Als ich nicht Gott noch Menschen scheute;
Wodurch ich zeigte, daß vermag
Mehr als der Starke der Gescheite;
Wenn mehr durch List ich that, als wer
Mit Schwertern schlug, mit Stöcken bleute.
Das alles macht mein Herz verwirrt,
Wie die Erinnrung mir's erneute;
Doch hab' ich Zuversicht, daß Gott
Mir wird verzeihn, wenn ich bereute.

Der Erzähler spricht: Da hub er an ein Wehklagen – und stellte an ein Brustschlagen, – bis mein abgewandtes Herz ihm wieder war zugeneigt – und ich für ihn hoffte, was man hofft für einen Sünder, der Reue zeigt. – Doch er dämmte seinen Thränenlauf, – achselte sein Bündel und machte sich auf – und rief seinem Sohne: Komm mit dem Reste. – Gott ist unsere Feste. – Als ich nun abziehn sah den Drachen und sein Drächlein, – rafft' ich zusammen meine Sächlein; – denn ich sah, das ich mich selbst nicht hätte lieb, – wenn ich länger an der Stätte blieb; – so zog ich in der Nacht gen TibEine Stadt in Chusistan. – und nahm Gott zum Zeugen gegen den Dieb.


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