Julius Rodenberg
Ein Herbst in Wales
Julius Rodenberg

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Mutter Moll.

Hinter dem Dorfe Llanfairfechan, unter dem Hügel steht ein niedriges Häuschen, auf einem grünen Anger, der sich bis an die Straße hinabzieht. Vor der Thüre stehn zwei dicke, sehr alte Pappeln, die über das Dach ihren Schatten werfen. Eine Viertelstunde in der Runde sieht man kein andres Gebäude, selten auch nur einen Menschen oder Wagen. In diesem einsamen Häuschen wohnt Mutter Moll, eine alte Frau, die in dem Rufe steht, von Manchem Kunde zu haben, was Andre nicht wißen und im Besitz ganz besondrer Heilkräfte zu sein. Sie sagt das Wetter voraus, sie kuriert die kranken Ziegen, öfters auch die Menschen, besonders haben die Wöchnerinnen ein großes Vertrauen zu ihr. Auch Todesfälle soll sie oft vorausgesehn haben; daran glauben aber nicht Alle. Zu dieser Frau versprach der Schulmeister mich zu führen. –

»Aber Ihr müßt Euch recht zusammennehmen«, sagte er mir, da wir uns eines Nachmittages auf den Weg zu ihr begaben, »Ihr dürft über Nichts lachen, was sie Euch sagt. Denn sonst habt Ihr's gewis bei ihr verdorben. Das können die Leute nicht 84 vertragen. Denn Ihr müßt nicht glauben, daß sie Alle so wären, wie die alte Frau Williams, von der Ihr mir erzählet, daß sie Euch ausgelacht habe, als Ihr nach den Feen fragtet. Das ist eine von den Aufgeklärten, die sich's einzugestehn schämen, obwol sie sich ins geheim doch noch vor den Geistern fürchten, die ehedem in ihrer eigenen Milchkammer gespukt haben. Das gemeine Volk glaubt noch an diese Dinge, wenn's auch nicht gern davon spricht. Noch könnt Ihr überall in Feld und Wald die Spuren sehn, die ihr Wandel zurückgelassen hat, – seht hier,« und dabei brach er mir eine blaue Glockenblume, die am Weg im Rasen stand, »der gemeine Mann nennt diese Blume nicht anders, als: Menyg Ellylon, oder Elfenhandschuh; seht dort den Krötenschwamm – er heißt hier nicht anders als Bwid Ellylon, das ist: Elfenspeise. In dem Parke eines unsrer Edelleute stand noch, da ich ein Knabe war, ein alter Eichbaum, der unter dem Namen Crwben-yr-Ellyl, der Elfen Baumhöhle, weit berühmt war. Jetzt steht er nicht mehr; aber keine Axt hat ihn gefällt – der Himmel selbst hat ihn mit einem Blitz zerschmettert –. Ja, was wollt Ihr beßer – es sind noch nicht viel über fünfzig Jahr, daß einer unsrer Geistlichen, ein ehrwürdiger frommer Mann Namens E. Jones eine ganze Reihe der schönsten Feengeschichten veröffentlichte, die diejenigen Bauern, welche sie ihm erzählten, Alle selbst erlebt hatten. Und der gute Pfarrer selbst ist so fest von der Wahrheit seiner Geschichten überzeugt, daß er Jeden einen Sadducäer nennt, 85 der nicht an Feen, Höllenhunde und Todtenlichter glaubt.«

Wir waren an der Umzäunung der Wiese angelangt und traten durch das hölzerne Gatterthor hinein. Die Sonne schien schräg unter die Pappeln und der ganze Rasen schimmerte röthlich. Als wir in die Thüre des niedren Hauses eintraten, kam uns eine alte Frau entgegen, hager, nicht ohne Ehrwürdigkeit in der Erscheinung, ihr Gesicht schaute eingefallen und verwittert, aber mit lebhaften Augen unter einer breiten Haube hervor.

»Guten Abend, Mutter Moll«, begrüßte sie der Schulmeister, »ich bringe Euch da einen Fremden herein!«

»Er sei willkommen«, sagte die Matrone, indem sie uns die dürre Hand zum Gegengruß bot.

»Er ist ein Barde aus fremdem Land und liebt die Kymren!«

»Dann sei er doppelt willkommen und Gott segne ihn!« entgegnete Mutter Moll, öffnete die Thüre der Küche und hieß uns eintreten. Das Gemach war durch die Fenster herein ganz wie mit Sonnenrauch erfüllt, und das Feuer auf dem Heerde loderte mit gar sonderbarem Effekt hinein. Auf einem hölzernen Seßel, hinter dem Heerde, saß ein alter Mann mit schneeweißen Haaren, seine knöchernen Hände ruhten auf den Lehnen. Da wir eintraten, lüftete er sein Käppchen.

»Das ist mein Mann«, sagte Mutter Moll, indem sie mir den Alten zeigte.

86 »Ja«, fuhr dieser fort, »ich kann nicht aufstehn, wenn mir die Mutter nicht hilft. Nehmt mir's nicht übel – ich bin so alt! Aber seid mir willkommen! Moll, gib den Cwrw-Krug herunter, die Fremden werden durstig sein!«

Mutter Moll schenkte uns ein großes Glas Ale ein, mir schauderte ein wenig vor dem Trinken, denn mir war nicht anders, als sitze ich in der Hexenküche, wo mir ein Zaubertrank gebraut sei. – Dem Schulmeister schien es leichter einzugehn. Er trank dem Alten zu. »Das war noch gute Zeit«, rief er aus, »da Ihr als Harfner zu Tanz und Gesang aufspieltet! keine fröhliche Gesellschaft ohne Vater Morgan, kein Sonntag und kein Fest!«

»Das ist schon lange vorbei«, sprach der Alte vor sich hin und lächelte wehmüthig dabei. »Jetzt geht's nicht mehr mit dem Spielen – seht, die Harfe steht an der Wand und ist ganz bestäubt. Wenn unser Enkelchen nicht wäre, dann würde in Morgan's Haus Sang und Klang vorbei sein. Aber sie hat nicht viel Geduld; das Mädchen ist ein Wildfang!«

Wie eigen fühlte ich in dieser seltsam neuen Umgebung! Die ernste Alte schweigsam über das Feuer gebeugt, das starre Gesicht von der Glut beschienen, – gegenüber, wie die Ruine einer untersinkenden Vergangenheit, der Greis, durch dessen Seele, durch dessen Finger der ganze Volksgesang dieses herrlichen Landes gerauscht war! Die Poesie einer ganzen Nation lag auf einmal vor mir offen – das Herz mächtig heranziehend und doch finster, geheimnisvoll . . . 87 Schätze, nach denen ich geschmachtet hatte, lagen da, ich brauchte die Hände nur nach ihnen zu strecken, und doch mußte ich ein Sträuben überwinden. Ich dachte immer an den unseligen Wandrer, dem die blaue Blume den Berg geöffnet hat, und der nun unter den ersehnten Kostbarkeiten umherirrt, von Leidenschaft bethört, geblendet – und auf einmal, da die Zeit verronnen, wieder vor dem Berge liegt, in der Nacht, – arm, wie er gekommen, aber wie viel elender!

Doch weckte zum Glück mich aus diesem Brüten eine freudige, frische Erscheinung des Lebens. Ein schlankes, jugendliches Mädchen schwebte durch die Thüre herein – die Augen von der Sonne, die sie beim Hereintreten gleich mit ihrer ganzen Goldfülle blendete, verdunkelt. Sie stand eine Weile unter den Fremden ganz verlegen da – sie konnte kein Wort hervorbringen, sie konnte Niemanden sehn, sie erkannte Niemanden. Aber ich erkannte sie gleich wieder.

»Das ist ja Gwenni«, rief ich fröhlich aus, »Gwenni, kennst Du mich nicht mehr?«

Das Mädchen hatte sich erholt, und da sie mich nur ansah, reichte sie mir die Hand hin. »Willkommen, Herr – willkommen mein Herr . . . Unbekannt!«

»Nein, nicht mehr Herr Unbekannt«, wandte Mutter Moll ein, die wol von unsrem ersten Begegnen gehört haben mußte, »der Herr ist ein Barde aus fremdem Land, das weit über der See liegt!«

Gwenni sah mich groß an. »Das ist prächtig!« 88 jubelte sie dann. »Ein Barde aus fremdem Land! O, da müßt Ihr uns gleich ein Lied aus Eurem Lande singen – hier – hier ist die Harfe!« und schon hatte der »Wildfang« mir das breite Instrument vor die Füße gestellt.

»Liebe Gwenni« sagte ich, »es ist bei uns nicht Sitte, daß die Barden ihre Lieder selbst singen oder Harfe spielen. Wenn's hier ein Clavier gäbe, so wollte ich mich schon unterfangen, Dir Etwas von unsren Liedern und Gesängen vorzutragen – so aber geht's nicht!«

Das Mädchen sah mich mit einem mitleidigen Blicke an, stellte das Instrument wieder an seinen Platz und setzte sich auf einen Schemel zu den Füßen ihres Großvaters nieder. Sie schlug die Hände um die Knie zusammen; ihr dunkelblondes Haar war ganz von der Sonne durchschienen.

An dieses Haus feßelte mich mehr und mehr ein seltsames Interesse. Ein junger Mann, der nach manchen kleinen Erfahrungen, wie sie in gutem und bösem Sinne der Jugend nie vorenthalten werden, sich für ein gewißes Tändeln immer noch den Sinn bewahrt hat, sieht sich weit in eine ganz neue Umgebung versetzt. Nun kommt ihm, mit allem Duft und Schimmer einer Romantik, der sogar ein nationaler Hintergrund nicht fehlt, ein liebenswürdiges Wesen entgegen, das die Mystik jenes Hauses in einen dem Herzen angenehmen Ton hinüberspielt und die Märchenpoesie, die mir daraus erblühen sollte, auch dem eigenen Gefühl in einer unvergeßlich zarten Weise nahe 89 führt. Ich will dieser unschuldigen Spielerei, die jene Tage so anmuthig verschönte, nur darum gedenken, um die Leser in die Stimmung zu versetzen, mit welcher ich Mutter Moll's Haus oft und öfter betrat, anfangs wahrlich nur in der Absicht, von ihr zu hören und zu lernen, später freilich mehr um Gwenni walten zu sehn. – Und – wie sonderbar! – erst da gelang mir, was ich anfangs nicht erreichen konnte. Während Mutter Moll geschwiegen hatte, als ich ernst mit ihr sprach, ward sie auf einmal redselig und theilte mir mit, was ihr so durch den Sinn gieng, während ich mit Gwenni scherzte und lachte. Aber auch dieser freundliche Zug in meinem Verhältnis zu dem dunklen Hause sollte allgemach wieder ins Unheimliche verzogen werden. Je häufiger ich nemlich von Wern aus den Weg zu Morgan's Haus einschlug, um so mehr bemerkte ich auch, daß mir der finstre Griffith erst zufällig, dann absichtlich zu begegnen schien. Ja, zuletzt, wenn er wußte, daß ich im Hause sei oder mich darin sah, lehnte er sich, das Gesicht in beide Hände, mit den Armen auf die Umzäunung und lag da oft fast stundenlang. Wo nicht ängstlich, so wurde mir doch dieses Betragen lästig und auffallend.

»Was will denn dieser Mensch eigentlich?« fragte ich einmal, als er wieder da lag.

»Ich wüßte wol, was er will,« antwortete Gwenni und schlug dabei die Augen nieder – »aber ich kann's Euch nicht so sagen!«

»Nun«, sprach ich, »er will Dich heirathen – was weiter?«

90 »Heirathen wäre schon gut«, entgegnete Gwenni – »aber seht, das geht einmal nicht! Denn er ist aus der Farm Madryn – Ihr kennt sie ja, die Farm – sie liegt Wern grad gegenüber, unter den Bäumen, dicht über der See – – da ist Griffith her und ich bin noch weit über dem Penmaenmawr zu Haus – und über die Berge heirathen, das geht nicht – das würden die beiden Eltern nicht zugeben!«

»Aber, um Gotteswillen – warum denn das nicht?« fragte ich im höchsten Grad verwundert.

»Such' Dein Weib in der Nachbarschaft, Deinen Feind jenseits der Berge – heißt unsre alte Regel«, sagte Mutter Moll vor sich hin.

»Ist denn Deine Mutter nicht aber auch aus dieser Gegend, aus diesem Hause?« fragte ich weiter.

»Ja, sie ist aus diesem Hause«, entgegnete die Alte – »aber wollte Gott, sie wäre nicht da hinübergegangen. Wäre sie hier geblieben, so brauchte Gwenni nicht bei den Großeltern zu sein!«

Ich merkte, daß ich einen wunden Fleck berührt hatte, und suchte das Gespräch zu wenden.

»Liebst Du denn den Burschen da nicht?« fragte ich.

»Ob ich ihn liebe?« lachte Gwenni. »Darüber hab' ich noch nicht gedacht – wahrlich, das weiß ich nicht!« –

Und so gieng ich in diesem Hause aus und ein. Eines Abends saßen wir da, der Dämmrung war eine klare Mondhelle gefolgt – kein Licht ward angezündet, und wir sahen, wie der ruhige, bleiche Schein 91 über die Wiese heranschwebte, durch die Pappeln und zuletzt über unsre Häupter silbern dahinzitterte.

»Vor Zeiten würden um diese Stunde die Feen gekommen sein,« sagte Mutter Moll. »Auf dem Rasen da haben sie gern getanzt, und aus diesen Waßereimern manchen Trunk genommen. Ach, das liebe Dynon Bach Têg – das kleine Feenvolk. Ich war noch ein Kind, da ich sie zuerst sah. Sie ritten auf kleinen weißen Pferden, die nicht größer waren als Hunde, sie saßen zu viert neben einander – es war beinahe schon dunkel, und sie waren kaum fünf Minuten weit von mir. Später hab' ich sie noch oft gesehn, und habe mit ihnen gesprochen. Ach, das liebe Dynon Bach Têg – aber das ist schon lange her!«

»Großmutter, ich weiß es noch,« sagte Gwenni. – »Da ich noch in die Schule gieng, oder wenn ich mal aufs Gebirg mußte, um nach den Schafen zu sehn, dann hast Du mir immer nachgerufen, ich solle nicht in die Feenringe treten, sonst würde ich verloren sein . . . aber ich hab's doch einmal versucht,« raunte mir das schelmische Mädchen zu, »und es hat mir Nichts geschadet. Ach, hätten mich doch die Feen einmal mit in ihr Land genommen!«

»Seit die Eisenbahn durch unser Land geht, sind sie fort. Ich habe sie zum letztenmal da unten auf der großen Wiese bei Llandégai gesehn, wo sie ehedem so gern spielten. Es war ein heißer Sommernachmittag, und der Dampfwagen war eben zum erstenmal hindurchgelaufen. Da waren sie alle zusammen, 92 der König und die Königin und alle Feen, und sie waren ganz traurig und viele weinten. Sie sangen:

Lebe wol, du grüne, grüne Wiese –
Ach, so lieb war keine uns wie diese!

Dann stiegen sie alle auf die kleinen weißen Pferde, ritten in die Luft und waren weg. Seit der Zeit gibt es bei uns keine Feen mehr. Sie sollen weit über's Gebirge gezogen sein, nach Glamorgan, Carmarthen, Pembroke und Monmouthshire, wo sie noch die Milchkammern besuchen; aber sie sollen lange nicht mehr so freigebig sein, wie in frühern Tagen, wo sie die Milcheimer nie abschöpften, ohne für die Milchmädchen einen Silberpenny zurückzulassen. Gehört hab' ich auch, daß sie in Monmouthshire fortgezogen seien, weil dort zu viel gepredigt und gebetet würde, was ihrer Natur zuwider ist. Denn sie sollen nicht viel vom Evangelium halten. – Ich weiß aber nicht ob es wahr ist.«

»Ach, wenn sie doch nur einmal noch wiederkämen!« seufzte Gwenni. »Ich thue ja, was ich nur thun kann – ich gehe keinen Abend zu Bett, ohne daß ich die Flur kehrte, den Heerd sauber fegte und die Eimer mit Waßer füllte. – Aber sie kommen nicht – sie kommen nicht!«

»Das ist nun vorbei, liebes Kind,« tröstete die Großmutter. »Aber ich werd' es nie vergeßen, wie sie in früheren Zeiten da hereinkamen, um die Mitternacht, wie sie da bis zum Tagesgrauen ihre Spiele hielten und die liebe, schöne Melodie von Toriadd y Dydd sangen – ach, ich werde die Melodie nie vergeßen.«

93 »Du hast sie mich auch gelehrt, Großmutter – wart', ich will sie Euch einmal vorsingen.«

Gwenni setzte sich in den hölzernen Seßel des Großvaters, der sich schon in der Dämmrung schlafen gelegt hatte, und nahm die Harfe vor sich. Ach – es war eine goldene selige Stunde! Das Mädchen über die Harfe, in deren Saiten das Mondlicht flimmerte, hingebeugt, den schönen Kopf an den Rahmen gelehnt und mit den Fingern präludierend! Und wie nun die Klänge magisch lockend durch die Stille zitterten, begann sie mit der weichen Stimme zu singen, daß es in die Märchenkühle der Mondnacht hinausschallte:

Im silbernen Mondenglanze bei sommernächtgem Hauch,
Da schweben in leichtem Tanze die Feen durch Busch und Strauch.
Sie schweben wol auf und nieder, aus Strom und See und Kluft –
Sie weben ihre Lieder aus Lindenrauschen und Duft.
Sie schweben auf rosigen Flügeln und tragen ein grünes Kleid,
Und tanzen auf Wiesenhügeln bis an die Morgenzeit.

Die Nachtigall schlägt im Baume, in Frühthau steht der Klee, –
Das Mägdlein liegt im Traume, ihr Bett ist weiß wie Schnee.
Davor auf hölzernem Bänkchen ihr blauer Alltagsrock –
Der Sonntagsstaat im Schränkchen, das Mützchen dort am Pflock.
Nun auf mit Cymbeln und Glöckchen – mit silbernen Pfeifchen herbei –
Herbei mit Blüthen und Flöckchen, ihr Feen in bunter Reih! 94

Die Königin mit güld'ner Lanze, ums Haupt den leuchtenden Schein –
Die Feen im Blumenkranze – sie schweben durch's Fenster herein.
»Weil reinlich Flur und Pforten, Heerd und Milchkammer blinkt
Und weil im Kruge dorten ein frischer Trunk uns winkt:
Schlingt um das Haupt, das süße feenhafter Blumen Zier,
Bringt vom Geliebten ihr Grüße und läßt ein Goldstück ihr.«

Doch gegenüber nichtsnutzig gähnt noch eine faule Magd,
Der Heerd und die Flur ist schmutzig – »auf, auf, die wird geplagt!
Auf Töpfen und auf Keßeln liegt fingerdick der Staub –
Auf, auf, mit Disteln und Nesseln werft sie und Stachellaub.
Mit Stimmen wüsten Schalles weckt sie – mit Kniff und Schlag –«
Sie schreit – verschwunden Alles! . . und es ist lichter Tag.

Das Lied verklang. – Mir war, als umschwebten in den süßen Tönen mich die Feen. Die Harfenstimmen hatten sie geweckt . . . . ich glaube, ich habe sie gesehen!

Seit jenem Abend aber ist Mutter Moll redselig geworden und hat mir alle die schönen Geschichten erzählt, die ich nun auch den Lesern wieder treulich mittheilen will! – 95

 


 


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