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Die werdende Mutter, ein Mädchen von etwa fünfundzwanzig Jahren, stand im Gastzimmer der Wirtschaft des kleinen Heidedorfes. Sie hielt eine Reisetasche in der Hand und lehnte sich an den Tisch, weicher der Tür am nächsten war. Mit großen Augen, erschreckt und ungläubig, blickte es bald auf den Wirt, der hinter dem Dresen saß und in einem Glase Grog rührte, bald auf die Wirtin, die silberne Nüsse und prächtige Äpfel an den Weihnachtsbaum hing. Eine große schwarze Katze saß auf dem Fensterbrett und musterte die Fremde mit flimmernden, feindseligen Augen.
»Aber ich hab' Briefe von Dietrich!« sagte das Mädchen mit verzweifelter Stimme und machte Miene, die Tasche zu öffnen. »Sein letzter Brief ist drei Tage vor seinem Tode geschrieben und spricht von dem Kind. Er freut sich darauf.«
Der Wirt nahm einen vorsichtigen Schluck: »So ein Soldat schreibt viele Briefe, hahaha.«
Und die große, hagere Wirtin sprach durch die Zweige des Baumes: »Es kann wahr sein; es kann auch nicht wahr sein. Fünf Monate ist er tot, und nun kommen Sie an. Im letzten Augenblick, wie's scheint.«
»Ich wollt's allein bewältigen. Aber ich habe meine Stellung verloren – eben darum. Des Kindes wegen kam ich, nicht meinetwegen, und dachte: ›Vielleicht ist's den alten Eltern eine Weihnachtsfreude –‹«
»Wenn man vierzehn richtige Enkel hat, pressiert's einem nicht mit Zuwachs«, lachte der Wirt.
Seine Frau trat hinter dem Baum hervor mit zusammengekniffenen Lippen und Augen, die denen der Katze ähnelten. »Solche Kinder sind keine Freude«, sagte sie hart.
»Solche Kinder?« Das Mädchen senkte den Kopf und murmelte: »Bis jetzt wüßt' ich's nicht, daß es Sünde war. Aber nun glaub' ich's.« Sie richtete sich auf und sah der Alten frei ins Gesicht: »Nun glaub' ich's. Es ist Sünde, ein Kind in diese harte Welt zu bringen, wo Haß und Verachtung es empfangen. Nun will es gar nicht mehr leben. Nun würde ich es euch nicht geben, und wenn ihr mich kniefällig darum bitten würdet!«
Sie kehrte ihnen den Rücken und ging aufgerichtet hinaus.
»Da könnte jede kommen.« Die Wirtin stieg auf einen Stuhl und hing einen Wachsengel an die Spitze des Baumes.
Milder Frost lag in der windstillen Luft. Leichter Schnee bedeckte die Straße, die Dächer der Häuser und die weite, weiße Ebene der Heide mit ihren Büschen, Tümpeln und Wäldchen.
Das Mädchen schritt, einer Spaziergängerin gleich, mechanisch dahin. Sie wußte nichts von Weg und Ziel, nichts von der Zukunft, nichts von der nächsten Stunde. Trachtete nur, aus der Nähe der Menschen zu kommen … »Solche Kinder …!« Sie lachte vor sich hin. Nein, damit durfte man dieser tugendhaften Welt nicht kommen. Darum ließ man sie hinter sich, weit hinter sich, wo einen ihre Torheit und Heuchelei nicht mehr erreichten. Wie still und friedlich war es hier in der Heide. Die Dämmerung sang mit leisem Atem um sie, und der frische Äther kühlte ihr wallendes Blut, so daß es ruhig und furchtlos durch die Adern rann. Die quälende Sorge der letzten Monate, das Auf und Ab der Empfindungen, die lautlosen Selbstgespräche der Gedanken – alles schwieg und schien aufgelöst in dieser reinen, winterlichen Luft der Heide. Zuweilen kam es ihr vor, als sei sie beschwingt, als müsse sie selber vergehen und dahinschweben wie jene weißen Wölkchen, die von einem aufblinkenden Stern zum andern jagten.
Irgendwo in der Ferne läutete eine Glocke zum Weihnachtskirchgang; ihre Stimme klang fein und zart wie das erste schüchterne Zwitschern der Lerche. Sie erzählte in stammelnden Lauten das alte Wunderlied von der Geburt des Gottmenschen, von der erlösenden Liebe, rief es in zitternder Freude hinaus – in die tauben Ohren, in die nun tausend und tausend Jahre wohl der Klang und das Wort, aber nicht ihr Sinn drang. Ihr Sinn, der zu einfach war, um Gewicht in dem rücksichtslosen Ringen der Selbstsucht zu gewinnen; ihr Sinn, der bald in dieser, bald in jener Form aufstand, um den Menschen aus der Tierheit zu erlösen, und immer wieder verlacht und verhöhnt wurde – von denselben, die das Wort mit tönenden Zungen verbreiteten.
Es wurde dunkel. Mit gleichmäßigen Schritten ging das Mädchen in den Abend, der seine Schleier von Horizont zu Horizont spann und Stern um Stern über ihrem Haupte entzündete. Wie ein weißes, erstarrtes Meer mit vereinzelten Wellenhügeln breitete die Heide sich aus. Eine sanfte Anhöhe stieg vor ihr empor, von einem Wäldchen gekrönt, und plötzlich schien es ihr, als begebe sich ein Wunder.
Auf dem dunklen Hügel flammte ein Kerzenbaum auf. Er schien ganz im Freien zu stehen oder auf einem schwarzen, breiten Schatten fest in der Luft zu schweben.
Staunend trat sie näher und näher. Zögernd, als könne die Vision zerfließen.
War es schon ein Trugbild des entfliehenden Bewußtseins? Ruhte sie schon in ihrem letzten Bett, der weißen, friedlichen Heide? Malte der Ton schon die Weihnacht der Ewigkeit?
Nun hörte sie auch seine Stimme.
»Bist du es, Gerhard?« Das klang noch entfernt. Aber bald fühlte sie seine Hand, und diese Hand war gar nicht kalt, wie sie erwartete, sondern warm und sanft. »Ein Weib? Ja, was tust du denn hier in der Heide, Kind?« Nun blickte sie in sein Gesicht, das nicht aus einem Totenkopf starrte, sondern ein rosiges Antlitz war mit weißem Bart und Haar und ein paar hellen, freundlichen Augen. Wie doch die Menschen lügen! Der Tod ist ein alter, freundlicher Herr im Schafpelz, fast wie ein Weihnachtsmann anzusehen, und einen Hund hat er auch. Keine zähnefletschende Dogge, sondern einen schlanken, lebhaft tanzenden Schäferhund, der freudig an ihr emporsprang und ihr die Hände leckte.
»Keine Angst«, lachte der alte Mann. »Er ist gut erzogen und küßt den Damen die Hand.«
Ja, sogar lachen konnte der Tod.
Er umfaßte sie vorsichtig und führte sie in sein Haus. Ganz verwundert blickte sie um sich. Sie saß in einer Stube, in einem Großvaterstuhl mit Ohrenlehnen, und ihr Gastgeber kniete vor ihr, zog ihr die Schuhe aus und hüllte sie in Decken. Da waren ein großer Kachelofen und ein Bücherbrett und Vogelkäfige und ein Tisch mit Schreibzeug und Aquarien, in denen seltsame Fische umherschwammen. Allerlei Karten hingen an der Wand: Landkarten und Sternkarten. Blumen standen auf dem Fensterbrett, und auf dem Tisch erhob sich aus einem Glase ein Kirschzweig.
»Trink, Mädel, trink. Kalt ist die Heide. Aber in ihren Kräutern und ihrem Honig steckt noch die Sonne des Sommers.« Er führte eine Tasse dampfenden Tees an ihre Lippen und stellte einen Teller mit Kuchen neben sie. »Trink und iß.«
»Bist du nicht der Tod?«
»Der Tod? Ich?« Er lachte laut. »Hast du gehört, Freund?«
Der Hund blickte ihn mit klugen Augen an und wedelte.
»Nein, mein Kind. Ich habe es immer mit dem Leben gehalten, wenn ich auch den Menschen seit zwanzig Jahren etwas aus dem Wege gegangen bin, um der Natur näher zu sein. Wo sie zu dick beieinandersitzen, siehst du nämlich vor lauter Staub, Dreck und Lügen den freundlichen Kern des Daseins nicht. Hier aber, besonders im Sommer – ach, du hättest im Sommer kommen müssen! Das ist ein Leben! Lämmer, Libellen, Vögel und Fische, Bienen, Schmetterlinge, Ameisen und Käfer! Um jeden Grashalm wuselt die Liebe und – ja, ach so«, unterbrach er sich, streichelte ihr die Hand und sagte: »Ich sehe, du willst Mutter werden, und das wohl bald. Wie kommt's, daß du am Weihnachtsabend allein in der Heide umherirrst?«
Sie suchte nach Worten, aber es drängten sich nur ein paar Tränen aus ihren Augen.
»Laß nur, laß nur. Die alte Geschichte, nicht wahr? Hinaus mit dir, wenn du ein neues Leben bringst! So war es doch?«
»Der Vater starb im Kriege«, sagte sie leise. »Seine Eltern sagten: Solche Kinder …«
»Aha! Solche Kinder! Weiß schon, weiß schon. Mehr brauchst du nicht zu sagen. Quäl dich nicht. Ach, diese Esel! Und du liefst aufs Geratewohl in die Heide, sahst meinen Weihnachtsbaum …«
»Hab' ich das nicht geträumt?«
»Nein, nein, nicht geträumt. Oben, in meiner Laube auf dem Dach, in meiner kleinen Sternwarte, wie ich sie heiße, brennt er. Brennt und ruft. Meinen Gerhard ruft er. Der ist auch in den Krieg gegangen und nicht wiedergekommen. Schweigt seit zwei Jahren. Aus Sibirien kam sein letztes Wort. Schweigt wohl für immer. Aber ich muß den Baum anzünden, muß es, wie ich schon damals tat, als mein Weib noch lebte und wir dem Jungen seine Weihnacht bereiteten. Mein Häuslein ist klein; ich liebte es nicht, ihn in die enge Kammer zu sperren. In die Heide jagte ich ihn und sagte: ›Wenn du den Baum brennen siehst, dann ruft er dich.‹ Dann hättest du ihn sehen sollen, wie er angestürmt kam, frisch und ausgelassen wie ein Füllen auf der Weide. Ja, wir haben herrliche Weihnachten in dieser Stube gefeiert. Herrliche Feste, mit Jubel, Gesang und viel, viel Liebe.« Der Alte stützte den Kopf in die Hand. »Es ist lange her. Nun bin ich allein, ganz allein … Ganz? Nein, ich will nicht undankbar sein, Freund!« Er streichelte den Hund. »Dieser hier hält treu zu mir. Arbeitet sogar. Bringt Briefe nach der Stadt und holt ein, ist immer bereit und fürchtet nicht Tod und Teufel. Er könnte am Ofen liegen, wenn ich oben des Nachts nach den Sternen sehe, aber er weicht mir nicht von der Seite. Bist auch schon Sternkieker, Freund. ›Sternkieker‹, so heißen mich nämlich die Leute.« Er lachte. Und sagte dann: »Wie gut, daß ich den Baum anzündete. Ich dachte an meinen Sohn – da kommst du – bringst ein junges Leben … wie seltsam!«
»Und du verdammst es nicht?«
»Kind!« Er streichelte ihr die Wangen. »Ist es nicht aus der Liebe geworden?«
Sie lächelte glückselig wie in zeitferner Erinnerung: »Ja, ja. Aus der Liebe.«
»Und wird doch ein Mensch – mit allen Möglichkeiten, die in einem Menschen ruhen. Ein Befreier vom Unrecht vielleicht, ein Erlöser vom Haß. Oder ein Genie, das den flammenden Blitz im Hirn trägt wider die Stumpfheit der allzu vielen, die den Götzen Gewalt anbeten.«
»Vielleicht auch nur ein armer Dulder wie wir.«
Er nickte. »Ja, vielleicht nur ein guter, einfacher Junge, der die Schafe auf der Heide hütet. Oder – das Schlimmste – einer von den armen Toren, die es ernst nehmen mit den großen Worten Recht und Wahrheit und wie sie alle heißen – die alle Ungerechtigkeit, alle Roheit der Welt wie eigenes Leid fühlen und sie doch ohnmächtig dulden müssen … So einer bin ich, so einer war mein Sohn. ›Töten, Vater? Muß ich es?‹ Ich wußte keinen Ausweg. Er ging, mit Ekel und Abscheu im Herzen. Und kam nicht wieder.«
»Armer Vater.«
»Es gibt nur einen Trost: Neue Menschen werden geboren. Und siehst du«, er packte ihre Hände und preßte sie warm in die seinen, »darum begrüße ich jedes junge Leben. Tausend wandern den alten Weg dunkler Gewohnheiten; hundert, zehn, vielleicht nur einer reißt sich los aus der trüben Dämmerung mechanischen Geschehens – und der Keim neuen Werdens sprießt empor … Aber du bist müde, Kind. Die Augen fallen dir zu. Lege dich dort ins Bett zur Ruhe.«
»Und du, alter Mann?«
»Ich finde schon einen Platz.«
Er ging hinaus, vom Hunde gefolgt, und stieg in den kleinen Aufbau des Hauses, der wie ein junges dem alten auf dem Rücken hockte. Es war eine offene Laube, in der ein Fernrohr, ein Barometer und andere Instrumente angebracht waren. Hier brannte noch der Baum. Er löschte die Lichter: »Ihr habt eure Schuldigkeit getan. Bald wirst du einen Spielgefährten haben, Freund.« Er sah umher. »Schneewolken ziehen herauf. Wohl dem, der eine Heimat hat. Armer Gerhard, armer Junge …!«
Unten angekommen, ließ ihn ein Stöhnen aufmerken. Er betrat die Stube und fand das Mädchen im Bett, über Schmerzen in Kreuz und Lenden klagend.
»Schon?« Er blickte sie, ein wenig erschrocken, an.
»Ist keine Hilfe in der Nähe?«
»In der Nähe? Eine halbe Stunde im Umkreis kein Mensch. Und dann – wen reißt man heut' vom Ofen los? Nein. Es hilft nichts, Freund, du mußt noch einen kleinen Spaziergang nach der Stadt machen.« Er schrieb ein paar Zeilen und tat sie in eine kleine Blechdose. Der Hund stand schon vor ihm, mit hellen Augen und gespitzten Ohren, jede Sehne gespannt. »Freund! Du wirst heut' dein Meisterstück machen.« Er befestigte die Dose am Halsband. »Das bringst du zu unserm Freunde Doktor Krull. Dok-tor-Krull! Hast du verstanden? Schnell, ganz schnell.« Er öffnete die Tür. »Zu Doktor Krull.« Der Hund schoß hinaus und flog wie ein Pfeil über die weiße Heide dahin.
»Wenn alles gut geht, haben wir den Arzt in vier Stunden hier. Schade, daß Freund ihn nicht einfach ins Maul nehmen kann. Versuche inzwischen ein wenig zu schlafen, meine Tochter.«
Sie nickte und biß die Zähne zusammen.
Er verdeckte die Lampe, setzte sich in den Lehnstuhl und horchte auf den unruhigen Atem des Mädchens.
Sonst war es ganz still in der Stube, und es schien, als habe der Schlaf den Schmerz überwältigt. Da versank auch der Alte in Traum und Halbschlummer. Zuweilen schrak er empor, weil er meinte, ein heftiges Stöhnen, einen leisen Schrei gehört zu haben. Aber sobald er ans Bett trat, hielt sie die Augen geschlossen und lag ganz still.
Er träumte.
Zuerst sah er ein Grab. Das wölbte sich mitten in der Heide und war ganz mit Erika überwuchert. Ringsum aber war eine weite, weiße Ebene. Dann breitete das blühende Heidekraut sich aus und floß wie ein roter Strom nach allen Seiten in den Schnee. Weiße Kinderleiber tauchten lachend aus der Flut, spielten und hüpften. Und aus dem Grab wuchs langsam eine mächtige, dunkelgrüne Tanne empor, unendlich breit und hoch, mit dem Wipfel die Wolken berührend. Ein großer, strahlender Stern setzte sich auf die Spitze. Und nun liefen die Kinder von allen Seiten herbei, turnten jauchzend am Baum empor und schaukelten sich auf den Zweigen. Der Himmel verdunkelte sich. Die rote Glut erlosch. Und nur der hohe, grüne Baum stand mitten in der Heide, groß, mit unbewegten Zweigen, und jedes Kind leuchtete wie ein ruhiges Licht …
Ein Schrei weckte den Schläfer. Ein Schrei, der die engen Wände des kleinen Hauses zu zerspalten und die Decke zu sprengen drohte. Noch einer. Und wieder und wieder.
Der Alte fuhr empor. Er sah, wie der Schneesturm ganze Flockenballen gegen die Scheiben schmetterte, hörte, wie er um die Mauern raste und im Kamin heulend auf und nieder fuhr. Auf dem Boden tobte er, und hinten im Wäldchen bogen sich knarrend die Bäume.
»Vater!« – Er hatte die Hände des Mädchens gepackt. Der Schweiß strömte von ihrem glühenden Gesicht. Die Adern hämmerten wild, die Pulse wogten rasend auf und ab, und der Leib wand sich in furchtbarer Qual. »Ich sterbe …!« Ihre Augen waren flehend auf den Mann gerichtet. »Das Kind …«
»Fürchte dich nicht, meine Tochter, fürchte dich nicht … alles wird gut.«
»Vater!« Sie klammerte sich an seine Hände.
Er küßte sie auf die Stirn: »Sei ruhig, mein Kind, ganz ruhig.«
Sie nickte. Noch einmal durchlief ein wildes Zucken den Körper. Dann dehnte er sich. Die Spannung der Muskeln und Adern verebbte. Das Gesicht nahm einen friedlichen, lächelnden Ausdruck an. Die Lider schlossen sich. Ihre Hände lösten sich langsam von denen des Mannes. Blässe stieg ihr ins Antlitz … Das Kind lebte. –
An der Haustür kratzte und bellte es. Der Alte öffnete, und mit dem Schneesturm schoß »Freund« herein. Ein Schlitten klingelte heran. Die Pferde schnaubten und dampften.
»Ich habe gleich eine Pflegerin mitgebracht.«
»Das ist gut. Aber du selbst kommst zu spät.«
Der Arzt warf seinen Pelz ab und trat ans Bett: »Ein ausgewachsener Junge. Zu kräftig für die zarte Mutter. Wer ist sie?«
»Ich weiß es nicht. Irgendwo hinausgejagt in die Heide …«
»Bestien!« – »Mußte sie sterben?«
»Ich hätte es schwerlich abwenden können. Zart, dazu Monate der Angst und Qual – unterernährt ist sie auch – und nun noch das: Nicht jedes Herz hält das aus … Requiescat in pace. Sie hat's überstanden. Aber was machen wir mit dem Kinde?«
»Es bleibt bei mir. Ich hab's gerufen. Vielleicht wird's ein Mensch.«
»Ja.« Der Arzt strich dem toten Mädchen das Haar aus der Stirn. »Zuweilen wird ein Mensch geboren.«