Adam Oehlenschläger
Die Fischerstochter
Adam Oehlenschläger

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Vierter Aufzug.

Dunkle Höhle, von dem Feuer eines Zauberkessels erleuchtet.

Floristane. Fünf Geister, als Knaben.

Floristane.
        Geister meiner Zaubermacht,
        Sagt, was habt ihr jetzt vollbracht?
        Um den Liebestrank zu brau'n.
        Schnell – was bringet ihr? Laßt schaun!

Erster Geist. Es saßen zwei Tauben im Waldeszelt,
Und schnäbelten sich, und girrten;
Sie kehrten sich nicht um die ganze Welt,
Ob Schwerter im Felde klirrten,
Ob Blumen blühten, ob Sonne schien;
Er dachte nur Sie, sie dachte nur ihn:
Sie waren so zärtlich, so dumm dabei,
Das Herz voll Blut und das Hirn voll Brei;
Da würgt ich schnell das verliebte Paar,
Ihr Blut wird wirken im Trank, fürwahr!

Floristane.
        Taubenblut
        Immer gut!
        Gibst ihr bald zum Fliegen Muth,
        Leichtes, seichtes Vogelblut!

Zweiter Geist. Doch Taubenblut wäre gar zu heiß,
Dann brennen zu stark ihr die Wangen;
Hier bring' ich dir etwas Todesschweiß
Und weiße Feuchte der Schlangen.
Wollüstig sind sie, und kalt dabei;
Auch bring' ich dir ein Krokodillenei;
Der Liebe gleichen die Eier:
Erst klein, und dann ungeheuer!

Floristane.
        Schlangenblut
        Mehrt die Wuth.
        Todesschweiß noch besser thut;
        Und das Krokodillenei
        Setzt Geschmack nur auf den Brei.

Dritter Geist. Ich bringe Rosen. Ihr Geister, schaut!
Die schönste da, sollt ihr wissen,
Hab' bei der Trauung ich einer Braut
Schnell weg vom Haupte gerissen.
Die meisten sind welk schon, wie ihr seht;
Die hab' ich mir von den Gräbern gemäht,
Und wo die Kirchen sie bargen.
Sie welkten auf Jungfernsargen.

Floristane.
        Rosenwasser destillir' ich,
        Diese Kunst ist gar nicht schwierig;
        Gut gewählt die Rosen sind.
        Was bringst du, mein schnelles Kind?

Vierter Geist. Ich bringe Wasser so rein und kalt;
Schaut nur, wie lieblich und helle!
Das sprudelt dort in dem Zauberwald,
Und »Sehnsucht« heißet die Quelle.
Da setzen sich Liebende, weinen d'rin,
Und wähnen in ihrem verliebten Sinn
Die Freuden wiederzufinden,
Die schnell wie Wellen verschwinden.

Floristane.
        Schöne Flut, du sollst es wässern,
        Alles kochen, Alles bessern.

Fünfter Geist. Mit Taubenblut du begonnen hast,
Mit Menschenblut mußt du enden
Vom wunden Herzen, in aller Hast
Warm bring' ich's, in eignen Händen.
Ein schönes Weib sich den Leib durchstach,
Weil ein Verräther die Treue brach;
Es traf der Dolch wie mit Flügeln
Sie – zwischen den schönsten Hügeln.

Floristane.
        Menschenblut
        Das Beste thut.
        Geister, nach der Arbeit ruht.
        Jetzt beim Kochen ganz allein
        Muß ich in der Höhle sein.

(Die Geister verschwinden.)

Floristane. Und diese Mohnblume leg' ich dazu,
Um ganz ihr den Kopf zu verrücken;
Dann hat sie länger nicht Rast noch Ruh;
Der Wahn nur kann sie entzücken.
Sie sieht nur die Welt durch den Zauberflor,
Ihr Herzensschatz wird ein garst'ger Mohr:
Ihn sucht sie auf Blumenmatten,
Und haßt und verachtet den Gatten.
        Agib! Bald in Trauerstunden
        Fühlest du, was ich empfunden.

(Sie vollendet den Zauber.)


Wald.

Amine (als Fürstin, im prächtigen Jagdkleide).
O weh, ich habe mich verirrt. Mein Agib!
Du hörst mich nicht. Weit bin ich vom Gefolg'
Im ungeheuern düstern Wald allein.
Ach, die Gazelle hat mich hergelockt;
Durch Zauber, glaub' ich, ist mein Pferd gestürzt:
Ich fiel ins hohe Gras, da lief das Roß,
Und ließ mit meinem Schrecken mich allein.
Ich kenne diese Gegend nicht. Wo bin ich?
Vergebens stoß' ich in mein Jägerhorn,
Nur Echo spottet mein. Ich glaube Antwort
Zu hören, und es ist nur Widerhall.

Floristane (kommt aus der Höhle heraus, im lichtblauen Gewande, das blonde Haar hängt ihr zu den Fersen herunter. Sie trägt ein goldenes Trinkhorn in der Hand.)
Was hör' ich? Welche Menschenstimme klagt
In dieser Gegend, wo der Uhu sonst
Nur in den Zweigen heult? Hat eine Taube
Sich aus dem Rosenhain etwa verirrt
Und sucht ihr Männchen zwischen diesen Felsen?

Amine. Hilf, Allah! Welche schöne Jungfrau steht
Mit blondem Haare bei der Höhle dort,
Und winkt mir mit dem schöngeformten Golde.

Floristane. Wer bist du, liebes Kind?

Amine.                                                   Ich bin die Fürstin
Des Landes, bin des edeln Agib's Weib.
Ich hab' mich auf der Jagd verirrt.

Floristane.                                             O weh!
Du edle Fürstin, wie bedaur' ich dich.
Doch wird dein Herr Gemahl dich bald wohl finden.

Amine (sinkt hin auf ein Felsenstück).
Ich bin so müde, so erschöpft, so durstig.

Floristane. Da komm' ich ja ganz wie gerufen hier!
Ich wohn' in dieser Höhle. So erfüll' ich
Ein heiliges Gelübd', das in Verzweiflung
Ich eines falschen Mannes wegen that.
Ich hab' der Welt entsagt; doch braucht sie mein,
So gönn' ich Jedem gern den kleinen Dienst.
Aus Saftmelonen, die im Thale reifen,
Und aus dem Staub des üpp'gen Zuckerrohrs
Bereit' ich einen köstlichen Sorbet,
Der viele Wand'rer schon im Wald erquickte;
Auch dir reich' ich recht gern den süßen Trank.

Amine (trinkt begierig).
Ich danke dir!

Floristane (leise).   Gewonnen ist das Spiel.

Amine (vor sich hinschauend).
Was gabst du mir? Es wird der Kopf mir wüst,
Ein seltsam Feuer glüht in meinen Adern;
Die Bilder der Vergangenheit, die mir
So theuer waren, schwinden wie im Nebel,
Und Gaukelträume fesseln mir den Sinn.

Floristane. Hast du den Durst gelöscht?

Amine.                                                           Ich durste mehr,
Als eh' ich noch getrunken.

Floristane.                                 Nun, so trinke
Noch einmal!

Amine (wild).         Wie? Aus diesem Horn? das du
Von eines Teufels Stirne weggerissen
Und falsch vergoldet? Mit der Schwefelquelle
Der Unterwelt gefüllt? Laß mich hinaus
Ins Meer mich stürzen! Da erst find' ich Labsal.

Floristane. Du schwärmst, mein liebes Kind! Die heiße Wallung
Geht bald vorüber. Geistiges Getränk
Stillt besser noch den Durst als kalte Flut.
Vielleicht war es ein wenig gar zu stark;
Doch schnell verdunstet dieser leichte Rausch.
Nicht wahr, jetzt ist der Durst gestillt? Nun bist
Du wieder ruhig?

Amine.                       Sag' – wo ist mein Hirt?
Nach Mesrun's Hütte bringe mich, wo Liebe,
Ein Purpurpfirsich, süß im Schatten glühte.

Floristane. Du meinst wol: Sage mir, wo ist mein Fürst,
Mit dem demantenübersä'ten Turban,
In Goldstoff reich gekleidet, dessen Wink
Zehntausend bange Sklaven gleich gehorchen?

Amine (schwärmerisch grübelnd).
Betrogen hat er mich! Erst war er nur,
Ein Gärtnerssohn – jetzt ist er Fürst geworden.
Das ist ein andrer Agib! Ja, beim Allah,
Das ist ein falscher! Sagte mir nicht Agib,
Sie seien zwei, sie säh'n einander ähnlich?
An einem Tage wären sie geboren,
Und hießen Agib beide? Ha – nun hat
Der Fürst mir den geliebten Freund entwendet,
Vielleicht ihn schon getödtet. Ja, es hat mir
Der schändliche Betrug schon längst geahnet.

Floristane (leise).
Es wirkt! Vortrefflich. (Laut.) Nun, Amine, weil
Du Alles weißt, will ich es dir gestehn:
Ich bin kein Mensch, bin eine gute Fee,
Die mit betrognen Mädchen Mitleid fühlt
Und ihnen in der Noth zu Hülfe kommt.

Amine. So hab' ich also Recht? der falsche Fürst
Hat den geliebten Jüngling mir entwendet?

Floristane. So ist es.

Amine.                         Und getödtet?

Floristane.                                           Nein, das nicht!
Durch einen schlauen Arzt, der Duban heißt –

Amine. Ich kenn' ihn: untersetzt und voller Narben.
Ein kluger Kopf, und eine scharfe Zunge;
Der alles Zarte neckt.

Floristane.                       Ja, eben Der!
Der ist ein Zauberer wie alle Ärzte,
Und er hat Agib, auf Befehl des Fürsten,
In einen tollen Mohren dir verwandelt.
Nun sitzt der arme Jüngling als Abdallah
In kleiner Waldeshütte, öffnet nur
Den Mund, um gottesfürchtige Sentenzen
Zu plappern, zur Erbauung der Gemeinde.
Sonst thut er nichts, er hat die stille Wuth.
Sag'! Kannst du ihn noch immer zärtlich lieben?

Amine. Hat nur der garst'ge Mohr noch Agib's Herz,
Dann lieb' ich ihn in jeglicher Gestalt.
        (Schwärmerisch.)
O heil'ges Dunkel! Blickt der Silberstern
Nicht doppeltschön aus einer finstern Nacht?
Und Nachtigall und Nachtviol' erfreuen
Erst in der Dämm'rung. Könnte sich die Nacht
Doch selbst in den Geliebten süß verwandeln!
Ich bin wie Schnee so weiß; die Weiße blendet
Erst aber reizend in des Schwarzen Nähe.
Die schönsten Zähne funkeln klar wie Perlen
Aus einem schwarzen Mund; und der Demant
Gewinnt an Glanz auf einem schwarzen Finger.

Floristane. Ganz recht! Es freut mich, daß nicht Zaubertrug
Die schöne Wahrheit dir entstellen kann.
Doch mußt du Zauber gegen Zauber stellen,
Wenn schnöde du nicht unterliegen willst.
Hier schenk' ich dir den schönsten Talisman
Vom köstlichen Rubin. Verwahr' ihn wohl
An deiner Brust.
        (Sie steckt ihr einen Rubinenschmuck vorn an das Brustgewand.)
                            So lang du diesen trägst,
Kannst jeden Gegenstand in der Natur
Du leicht nach Wunsch verwandeln: Menschen, Thiere,
Selbst Bäume, Felsen, Fluß; nur kannst du nicht
Ins Bessere das Schlechtere gestalten;
Auch selbst nicht den gemachten Zauber lösen.
Mit Vorsicht mußt du meine Gabe nutzen.

Amine. Ich danke dir!

Floristane.                   Du brauchst nur einen Zweig,
Im Walde hier geschnitten, abzuschälen
Und nach den vier Weltgegenden zu schwingen.

Amine. Ich danke dir für diese schöne Gabe.
Wo find' ich aber den geliebten Mohren?

Floristane. Nicht weit von hier wohnt er in einer Hütte
Und hat sich ganz der stillen Schwärmerei,
Den schönsten Sittensprüchen hingegeben.

Amine. Aus seinem Munde will ich Weisheit hören. (Ab.)

Floristane (allein, lustig).
Ha, ha! Es freut mich dieses Possenspiel!
An Agib hab' ich mich schon halb gerächt.
Den tollen Fakir – den Abdallah – wie sie
Ihn heißen, der nur sitzend in der Hütte
Der Philosophen Sprüche blöde nachlallt
Und der für einen großen Heil'gen gilt,
Soll sie besuchen – sich in seine Tollheit
Und Häßlichkeit verlieben. Und den Arzt,
Der unverschämt es wagte, meinem Gatten
Mein Liebesabenteuer zu entdecken,
Weshalb ihm Amgiad die seltne Gabe
Der wiederkehrenden Lebenskraft verlieh,
Will ich auch züchtigen. Amine soll ihn
In einen scharfen Dornbusch mir verwandeln.
Ein scharfer Dorn ist er doch stets gewesen.
Dann muß noch Agib mit dem Leben büßen.
Ich reize seinen düstern Vater Machmud
Noch ärger gegen ihn. Das Vaterurtheil
Soll dich verdammen, Stolzer! Eine Fee
Läßt sich nicht ungestraft demüthigen.

(Verschwindet.)


Vorhalle einer kleinen Waldmoschee

Zwei große Knaben.

Erster. Ich bin fast müd' ihm länger aufzuwarten.

Zweiter. Ich auch! Man hat gar keinen Dank dafür,
Auch keinen Lohn, kein einziges Vergnügen!
Sonst, wenn die Leute scharenweis' herkamen,
Die Predigt hörten, uns Almosen gaben,
Das war was anders! Wir verwahrten immer
Das Geld; auch war es eine rechte Lust,
Die schönen Weiber, Mädchen zu beäugeln,
Derweil sie so andächtig seufzten, weinten.
Doch in der letzten Zeit kommt keine mehr;
Der Mohr ist aus der Mode ganz gekommen,
Die Weiber mögen ihn nicht pred'gen hören.

Erster. Er ist auch gar zu garstig, und mit sammt
Der Tollheit predigt er nicht toll genug.
Ein anderer Abdallah, eine Stunde
Von hier, ist jetzt im allerhöchsten Rufe.
Der wüthet dir wie ein Besessener!
In einer Silberkapsel trägt er Haare,
Die der Prophet am Haupte selbst getragen;
Und durch ein rundes Glas von Bergkristall
Weiß er sogar Baumwolle zu verbrennen.
Er öffnet nie die Hände, sodaß ihm
Die Nägel in die Haut hineingewachsen.

Zweiter. Der hier verdirbt es ganz mit allen Secten;
Denn von Gescheiten gibt es doch auch welche,
Sie hörten gern die guten Sittensprüche
Der persischen und der arab'schen Weisen,
Wenn er sie nicht so oft mit seinen tollen
Auslegungen verdürbe.

Erster.                                   Glaube mir,
Al Sofi, der ist nicht der erste Pred'ger,
Der einen guten Text verdorben hat.

Zweiter. Still doch! Sieh, da kommt eine schöne Frau!

Amine (kommt).
Ist's hier?

Erster.           Ja, schöne Herrin! Eben recht!
Hier wohnt der Heilige. Er predigt gleich,
Sobald in die Kapelle du hineingehst.

Amine. Kann ich sogleich hineingehn?

Erster (reicht ihr eine Büchse).                   Ja! sobald
Du nur den Armen erst Almosen spendest.

Amine (reicht ihm eine Goldbörse).
Ist das genug?

Erster.                   Ach, liebe, gnäd'ge Frau!
Dafür bekommst du gern den ganzen Koran,
Den Rosengarten und die Sprüche Sadi's
Zu hören.

(Sie geht hinein.)

Zweiter.         Wenn die Noth am größten ist,
Ist auch die Hülfe da. Jetzt müssen wir
Auch recht für sie in der Kapelle räuchern.

(Beide ab.)


Eine kleine Kapelle.

Ein häßlicher Mohr sitzt auf einer Bastmatte und schaut wahnsinnig vor sich hin. Amine, von den Knaben begleitet, tritt herein. Es wird ihr ein Platz ihm gegenüber angewiesen. Die Knaben räuchern.

Amine (beiseit).
Allmächt'ger Allah! ist das mein Geliebter?

Mohr (in einförmigem, seelenlosem Ton, ohne auf Amine zu sehen).
        »Wächst die Begierde dir über die Ohren,
        Und hast du den Verstand verloren,
        Dann wärst du besser nicht geboren.«
Das will sagen: die Hühner schwimmen nicht so gut im Teiche, wie die Meerschweine in der Luft.

Amine. Gott! Selbst die Stimme hat sich ganz verändert.

Mohr.
        »Die Welt ist wie ein todtes Aas;
        Nur Hunde lieben solchen Fraß.«

Amine. Ach, ach, gewiß, Geliebter! Eitel ist
Die böse Welt; das haben wir erfahren.
        (Leise.)
Wie edel! Welche Mäßigung! Wie groß
Muß seine Seelenstärke sein, die doch
In solchem Unglück' feig nicht unterliegt
Und ruhig sich mit Sprüchen trösten kann.

Mohr.
        »Die Welt noch heute dauern mag,
        Vielleicht ist morgen der letzte Tag.«

Amine. O wär' es also!

Mohr.
        »Mehr als die Menge schlechter Leut'
        Lieb' ich die stille Einsamkeit.«

Amine. Ich auch, ich auch! O süße Einsamkeit.

Mohr. Das will sagen: die Erbsen im Scheffel sind nicht so gut, als das Siebengestirn am Himmel, wenn der Wolf heult.

Erster Knabe (leise).
Wenn er nur die Erklärung bleiben ließe,
Damit verdirbt er aber Alles wieder.

Zweiter Knabe. Ei was! Sie ist ja toll, so gut wie er;
Da gibt es, denk' ich, nicht viel zu verderben.

Amine (zu dem Mohren).
Geliebter, kennst du mich denn gar nicht mehr?

Mohr.
        »Sobald der Mensch die Worte spricht,
        Dann wird er seiner Worte Knecht;
        Hat er sie ausgesprochen nicht,
        Ist er der Herr, und das mit Recht!«

Amine (leise).
Er gibt mir einen Wink; die Knaben horchen!

Mohr. Das will sagen: Ein schweigender Weiser ist besser als ein redender Narr; und der Zucker im Sorbet kann auch zu süß sein, wenn die Blätter vom Baume fallen.

(Er klingelt mit einer kleinen Glocke.)

Amine. Was will er jetzt?

Knabe.                             Die Predigt ist zu Ende,
Und die Gemeinde kann nach Hause gehn.

Amine. So geh' ich denn; doch bald, bald kehr' ich wieder.

Knabe. Das wird dem Herrn die größte Ehre sein.

Amine. Leb' wohl, Geliebter!

Mohr (schaut schwermüthig vor sich hin, ohne auf sie zu achten).

Amine.                                     Er antwortet nicht.

Knabe. Nein, jetzt studirt er zu der nächsten Predigt.

Amine. Ich werde diese Predigt nicht versäumen.

(Wirft eine Kußhand dem Mohren zu und geht ab.)

Knabe. Die Frau zahlt mehr als eine ganze Gemeinde.
Jetzt woll'n wir etwas noch beim Heil'gen bleiben.

Amine (im Weggehen vor sich).
Das Agib? Ach, sonst weidet sich das Herz
Noch an den Trümmern des verschwundnen Glücks;
Doch diese! keine Züge kenn' ich mehr;
Nicht eine Spur einmal, ein Staub, des Fußes
Des Hingeschied'nen; ach, kein Namenzug
Aus guter Zeit, der kalten Todeshand!
Doch es wird kommen! Nur Geduld, Geduld!
Mir ist der liebe Schwarze doch das Einz'ge,
Was meinen Wunsch noch an das Leben bindet. (Ab.)

 


 


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