Thomas Moore
Lalla Rukh
Thomas Moore

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Erster Theil.

Im eilften Jahr der Regierung Aurungzeb's begab sich Abdallah, König der kleinen Bucharey, abstammend in gerader Linie vom großen Zingis, nachdem er zum Besten seines Sohnes dem Throne entsagt hatte, auf eine Pilgerfahrt zum Heiligthume des großen Propheten, und Indien durch das ergötzliche Thal von Kaschmir betretend, rastete er auf eine kurze Zeit in Delhi.Diese nähern Kunden vom Besuche des Königs der Bucharen bey Aurungzeb finden sich in Dow's History of Hindostan, 3. Theil, S. 392. Aurungzeb empfing ihn mit einer gastfreundlichen Pracht, des Besuchenden und des Wirthes gleich würdig, und ließ ihn alsdann in selber Herrlichkeit bis Surat geleiten, wo er sich nach Arabien einschiffte. Während der königliche Pilgrim zu Delhi verweilte, hatte man eine Heirath beschlossen zwischen seinem prinzlichen Sohne und der Kaisertochter Lalla RukhTulpenwange., – einer Fürstinn, welche die Dichter ihrer Zeit herrlicher schildern, als LeilaDie Herrinn des Mejnun, auf dessen Geschichte sich manche Dichtungen in allen Sprachen des Morgenlandes begründen., SchirineUeber die Liebesgeschichten dieser gefeyerten Schönheit mit Khosru und Ferhad siehe D'Herblot, Gibbon, die Oriental Collections u. s. w., DewildeDie Liebesgeschichte der Dewilde und des Tschiser, Kaiser Alla's Sohn, ist in einem zierlichen Gedichte durch den edlen Tschusero beschrieben. — Ferischta., deren Nahmen in den Gesängen Persiens und Hindostans prangen. Beschlossen war es, die Hochzeitfeyer in Kaschmir zu halten, wo der junge König, sobald die Herrschersorgen es ihm vergönnten, zum 6 erstenmale seiner holden Braut begegnen sollte, um nach der Ruhe weniger Monden in diesem zauberischen Thale, sie in die Bucharey über die schneeigen Hügel mit sich zu führen.

Lalla Rukh's Abschiedstag von Delhi gestaltete sich so glänzend, als Sonnenlicht und Pracht ihn zu schmücken vermochte. Die Bazaars und Bäder waren mit den reichsten Teppichen behangen. Hunderte von vergoldeten Barken flutheten auf dem Jumna mit ihren im Wasser sich spiegelnden Flaggen, während durch alle Straßen Gruppen von anmuthigen Kindern die süßesten Blumen verstreuten, – wie bey dem Perserfeste, welches sie RosensaatGul Risi. nennen, – bis jeder Theil der Stadt so reich duftete, als sey eine Muskus-Karawane von Khoten durchhingezogen. Die Prinzessinn nahm Abschied von ihrem theuern Vater, der im Trennungsaugenblick einen Karniol aus Yemen, bezeichnet mit einem Koransspruch, um ihren Nacken hing, und nachdem sie den Fakiren, welche die ewige Lampe in ihrer Schwester Grabstatt hütheten, eine reiche Gabe gesandt hatte, bestieg sie sanft den für sie geordneten Palankin. Langsam, während Aurungzeb von seinem Balkon ihr die letzten Blicke nachsandte, bewegte sich der Zug auf der Straße gegen Lahore fürder.

Selten wohl hat die Ostwelt ein so prachtvolles Geleit erblickt. Von den Vorstadt-Gärten bis zu der Kaiserburg hinauf gab es nur Einen glänzend ununterbrochenen Streif. Die edle Erscheinung der Raja's und Mogulsritter, durch die 7 Zeichen kaiserlicher Gunst geehrt, auf ihren Turbanen die weißen Reiherfedern von Kaschmir, an ihren Sattelbogen die kleinen, silbergestreiften Pauken;»Zu den Ehrenzeichen der vom Kaiser verliehenen Ritterschaft gehört die Erlaubniß, eine kleine Pauke am Sattelbogen zu führen. Dies Instrument ward anfänglich zum Abrichten der Falken, und um sie damit an die Atzung zu locken, erfunden, zu welchem Ende es auch alle Waidmänner im Felde mit sich führen.« Fryars Travels. –
»Die, welchen der König die Auszeichnung verlieh, müssen einen Juweelenschmuck an der rechten Seite des Turbans tragen, von der hohen Feder einer Art von weißen Reihergattung überragt. Man findet diesen Vogel einzig in Kaschmir, und seine Federn werden sorgfältig für den König gesammelt, welcher seine Edlen damit beschenkt.« — Elphinstone's Account of Cabul.
– der köstliche Waffenschmuck ihrer Knappen, die bey dieser Veranlassung mit den Leibwächtern des großen Kheder Khan»Khedar Khan, der Thakan, oder König von Turkestan jenseit des Gihon, (um das Ende des eilften Jahrhunderts,) erschien nie anders öffentlich als 700 Reiter mit silbernen Streitäxten vor sich hinziehend, und eine gleiche Anzahl, goldene Schlachtkolben führend, hinter sich her. Er war ein großer Beschützer der Poesie, und gewöhnlich sah man ihn bey den öffentlichen Wettkämpfen des Genius den Vorsitz führen, mit vier Becken voll Gold und Silber neben sich, um sie an die ausgezeichnetsten Dichter zu vertheilen.« — Richardson in der seinem Wörterbuch vorgesetzten Abhandlung. wetteiferten, sowohl im Glanze ihrer Silberäxte, als in der Gediegenheit ihrer goldenen Schlachtkolben; – das Blitzen der goldfarbenen Pinienäpfel»Der Kubdeh ist ein großer goldener Knopf, gewöhnlich in Form eines Pinienapfels, auf der Spitze des Baldachins über der Tragbare oder dem Palankin.« — Scott's Anmerkungen zum Bahardanusch. auf den Palankinen; – die gestickten Decken der Elephanten, auf ihren Rücken schlanke Thürmlein tragend, gestaltet wie kleine, alterthümliche Tempel, darin die Frauen der Lalla Rukh wie eingehegte Kleinode lagen, – die rosenfarbenen Schleyer um der Prinzessinn eigene prachtvolle Sänfte herDas Gedicht des Zochair im Moallakat liefert folgende lebendige Schilderung einer »Gesellschaft von Jungfrauen, auf Kameelen einherziehend.«
»Sie ruhen in Sänften, mit köstlichen Zelttüchern überdeckt, und mit rosenfarbenen Schleyern, deren Borten dem Karmoisin des Andemholzes gleich sehn.«
»Wenn sie vom Busen des Thales heraufsteigen, sitzen sie vorn auf den Satteltüchern mit allen Zeichen behaglicher Fröhlichkeit.«
»Jetzt den Rand jenes blauen Schaumbächleins erreichend, stellen sie die Zeltstangen wie zu einer geordneten Araberwohnung auf.«
, voran eine schöne junge Sclavinn sitzend, ihr mit des Argus Fasanenschwingen durch die Vorhänge zufächelndSiehe Bernier's Schilderung von Rauhanara-Begum's Begleiterinnen auf ihrer Reise nach Kaschmir.; – und dann die liebliche Schaar Tatarischer und Kaschmirischer Ehrenfräulein, gesandt vom jungen Könige, seine Braut zu geleiten, rechts und links neben der Sänfte reitend auf schlanken Arabischen Pferden; – Alles war glänzend, sinnvoll und königlich, so daß es selbst dem krittelnden und überlebten Fadladin gefiel, dem Groß-Nazir oder Kämmerling des Harems, welcher unmittelbar hinter der Fürstinn in seinem Palankin getragen ward, und sich selbst nicht für die mindeste Person in aller dieser Herrlichkeit ansah.

Fadladin war ein Richter all und jeglicher Dinge, – vom Bepinseln eines Circassischen Augenliedes bis zu den tiefsten Fragen der Wissenschaft und Kunst; von der Mischung eines Confects aus Rosenblättern bis zur Gestaltung eines 8 Heldengedichts; – und dabey übte seine Meinung einen solchen Einfluß über den wechselnden Geschmack des Tages, daß die Köche sowohl als Dichter zu Delhi eine tiefe Ehrfurcht vor ihm empfanden. Sein politisches Thun und Meynen gründete sich auf jenen Ausspruch des Sadi: –

»Spräch' Euer Fürst um Mittag, es sey Nacht,
So ruft nur gleich, Ihr sehet Mond und Sterne!«

Sein Eifer aber für die Glaubenslehre, als deren verschwenderischen Beschützer sich Aurungzeb erwies»Er hielt« – (sagt Dow,) – »den Mantel der Religion zwischen seine Handlungen und das Volk, und richtete an die Gottheit frevelnde Dankgebete für Erfolge, die er nur seiner eigenen Verruchtheit zu danken hatte. Während er seine Brüder und ihre Familien mordete und verfolgte, erbaute er eine prachtvolle Moskee zu Delhi, um den Himmel für dessen Beystand in den innern Kriegen zu preisen. Er versah bey der Tempelweihe das Amt eines Hohenpriesters, und machte es sich zur Uebung, beym dortigen Gottesdienste in der demüthigen Tracht eines Fakir's aufzuwarten. Doch indeß er die Eine Hand zur Gottheit erhub, unterzeichnete er mit der Andern Befehle zum Meuchelmord seiner Anverwandten.« — History of Hindostan, 3. Th. S. 335. Man sehe auch die merkwürdigen Briefe Aurungzeb's, abgedruckt in den Oriental Collections, 1. Th. S. 320., glich an Uneigennützigkeit dem Gefühle des Goldschmidts, welcher sich in des Götzenbildes zu Jaghernaut Diamantenaugen verliebte»Das Götzenbild zu Jadghernaut hat zwey schöne Diamanten statt der Augen. Man läßt keinen Goldschmid mehr in die Pagode, seitdem sich ein Solcher einmal die Nacht hindurch bey dem Bilde einschließen ließ, und Eines der Augen stahl.« — Tavernier..

Lalla Rukh, deren ganzes Leben bisher unter den Schatten der königlichen Gärten zu Delhi hingeschwunden warEine Beschreibung dieser königlichen Gärten gibt der Aufsatz: »An Account of the present State of Delhi, by Lieut. W. Franklin.« – Asiat. Research. vol. IV. p. 417., fand während der ersten Reise genug des Anziehenden für ihr Gemüth und des Ergötzlichen für ihre Phantasie, in den schönen Landschaftsbildern, durch welche man dahinzog. Abends oder in der Höhe des Mittags, wenn man sich von der Heerstraße abwandte, zu den romantischen Gegenden hin, ihr zur Ruhestatt erlesen, – bald an den Ufern eines Bächleins, wie die Wasser des Perlensee's»In der Nachbarschaft befindet sich Notte Gill, oder der Perlensee, welcher diesen Nahmen von seinem perlhellen Gewässer empfängt.« Pennant's Hindostan.
»Als Nasir Jung in der Nachbarschaft des Tonur-Sees lagerte, ergötzte er sich damit, dessen klare und schöne Fluth zu befahren, und gab ihm den phantastischen Nahmen Moti Talab oder Perlensee, welchen er seitdem behalten hat.« — Wilke's südliches Indien.
hell, bald unter des Banyanbaumes heiligen Schatten, wo eine Waldeslichtung sich öffnete, von Antelopen durchspielt; oft auch an jenen heimlich umlaubten Stellen, die ein Fremdling aus den West-InselnSir Thomas Roe, Gesandter Jacob des Ersten an Jehanguir. also beschrieb: »Wohnsitze der Schwermuth, des Ergötzens, und der Sicherheit, rings die Gesellschaft wilder Pfau'n und Turteltauben!« – in solchen Umgebungen empfand sie einen 9 Zauber, so lieblich ihr und so neu, daß er sie eine Zeitlang jeder andern Unterhaltung entfremdete. Doch Lalla Rukh war jung, und Jugend liebt die Abwechslung. Auch mochte das Gespräch ihrer Frauen und des Groß-Kämmerlings Fadladin – der einzigen Personen: ihrem Zelte gewöhnlich zu nahen berechtigt, – die müßigen Stunden, die weder dem Schlummerkissen noch dem Palankin zugehörten, nicht hinlänglich beleben.

Nun gab's wohl eine kleine Persersclavinn, die anmuthig zu der Vina sang, und mit den alten Märchen ihres Landes bisweilen die Prinzessinn in den Schlummer lullte, kündend Wamak's und Ezra's Liebe»Die romantische Dichtung Wemakwizra, in Persischen Versen geschrieben, welche die Liebe des Wamak und der Ezra enthält, zweyer berühmten Liebenden, die vor Muhamed's Zeiten lebten.« — Anmerkung zu den östlichen Sagen (Oriental Tales)., die Sage vom schöngelockten Zal und seiner Herrinn RodahverIhre Liebe wird im Scha-Naméh des Ferdusi erzählt. Vorzüglich schön ist die Schilderung von Rodahvers Sklavinnen, wie sie am Stromufer sitzen, und Blumen in die Wellen streuen, um die Aufmerksamkeit des jungen Helden zu erwecken, der am jenseitigen Strande sein Lager aufgeschlagen hat. — Siehe Champions Uebersetzung.; auch nicht vergessend wie Rustan mit dem gräßlich weißen Dämon rangRustan ist der Herakles der Perser. Die nähere Ausführung seines Sieges über den Sepid Diwe, oder den weißen Dämon, findet man in den Oriental Collections, vol. II. p. 45. – Nahe bey der Stadt Schiras gibt es ein ungeheures vierecktes Denkmahl zur Erinnerung an dies Gefecht. Man nennt es das Kelaat-i-Diw-Sepied, oder die Burg des weißen Riesen, welches Pater Angelo – siehe dessen Gazophilacium Persicum, p. 127 – für das merkwürdigste Denkmahl des Alterthums, dessen er in Persien ansichtig geworden sey, erklärt. — S. Ausley in seinen Persian Miscellanies..

Dann wieder ergötzte sich die Fürstinn an den zierlichen Tänzerinnen aus Delhi, welchen die Braminen der großen Pagode vergönnt hatten, sie zu geleiten, zum entsetzlichen Gräuel des guten Muselmanns Fadladin, der weder Huld noch Lieblichkeit in diesen Abgötterinnen zu finden wußte, und welchem schon das Geschell ihrer goldenen Knöchelringlein»Die Weiber des Götzenbildes oder Tanzmädchen der Pagode tragen an ihren Füßen kleine goldne Schellen, deren sanft harmonisches Geläut im Einklange mit der auserlesenen Melodie ihrer Stimmen ertönt.« — Maurives Indian Antiquities.
»Die Arabischen Buhlerinnen tragen, gleich den Indischen Frauen, kleine Goldschellen rings um Schenkel, Nacken und Ellenbogen her, bey derem Klange sie vor dem Könige tanzen. Die Arabischen Fürstinnen tragen an den Fingern Goldringe, von welchem kleine Glöcklein herabhängen, eben so wie aus den wallenden Flechten ihres Haares, damit man ihren erhabenen Rang nicht verkenne, sondern ihnen beym Vorübergehen die geziemende Ehrerbietung bezeige.« S. Calmet's Dictionary, art. Bells.
Abscheu erregte.

Diese jedoch, und manch andere Ergötzlichkeiten wiederhohlten sich, bis sie all ihren Reiz verloren, und schwer begannen die Abende und Mittage vorüberzuschleichen. Da fing man an, sich zu erinnern, daß unter den vom Bräutigam abgesandten Dienern es auch einen jungen Dichter aus Kaschmir gebe, sehr berühmt wegen seiner Gabe, die Sagen des Morgenlandes zu verkünden, und von 10 seinem königlichen Herrn mit dem Zutritt in das Gezelt der Prinzessinn begünstigt, damit er ihr die lange Reise durch einige seiner lieblichsten Kunden verkürzen helfe. Sobald man eines Dichters Erwähnung that, zog Fadladin seine kritischen Augenbrauen in die Höhe, und nachdem er seine Geisteskräfte mit einer Dosis jenes köstlichen Opiums»Abou-Tige, ville de la Thebaïde, où il crôit beaucoup de pavot noir, dont se fait le meilleur opium.« — D'Herbelot. gestärkt hatte, welches man dem Mohne von Thebais entpreßt, gab er Befehl, den Sänger vorzulassen.

Die Prinzessinn, welche nur Einmal in ihrem Leben durch die Florschirme in ihres Vaters Halle einen Poeten erblickt, und durch dieses Probstück eben keinen sonderlichen Begriff von der sämmtlichen Gattung erfaßt hatte, mochte von dieser neuen Ausstellung wenig sie Ansprechendes erwarten; – doch so wie nur Feramors eintrat, fühlte sie sich alsbald geneigt, ihre Meinung zu ändern. Der Jüngling war fast in gleichem Alter mit Lalla Rukh, und lieblich, wie KrischnaDer Indische Apollo., das Ideal der Weiber»Ihn und die drey Ramas schildert man als Jünglinge von vollkommener Schönheit, und alle Prinzessinnen Hindostans waren leidenschaftlich in Krischna verliebt, welcher noch bis zu dieser Stunde der Lieblingsgott der Indischen Frauen ist.« — Sir W. Jones über die Götter Griechenlands, Italiens und Indiens., wenn er vor ihrer jugendlichen Einbildungskraft erscheint: heldenkühn, schön, selbst aus seinen Blicken Musik athmend, und die Verehrung seiner Anbeter zur Liebe verzückend. Seine Kleidung war einfach, aber von einigen köstlichen Prachtzeichen durchwebt, und die Fräulein der Prinzessinn hatten bald die Entdeckung gemacht, das Tuch, welches seine Tatarmütze umschlinge, sey von der köstlichsten Shawlsgattung, welche Tibets ZiegenIn Turner's Gesandtschaft gibt es eine Beschreibung dieses Thiers, »des schönsten unter dem ganzen Ziegengeschlecht.« – Die nach Kaschmir ausgeführte Wolle für die Schawls findet sich zunächst an der Haut. gewähren. Hin und wieder auch über seinem Unterkleide, 11 welches ein blumiger Gürtel von Kaschan zusammen hielt, wandten sich edle Perlengehänge, mit einer Art von absichtlicher Nachlässigkeit geordnet; – auch entging die erlesene Stickerey seiner Sandalen nicht der Aufmerksamkeit dieser schönen Kunstrichterinnen, welche, obgleich sie gern in den unbedeutenden Gegenständen der Religion und Regierung dem Geiste Fadladins Raum ließen, doch mit wahrer Martyrfestigkeit in Allem stät blieben, was Juwelen, Stickerey und ähnliche hochwichtige Angelegenheiten betraf. –

In der Absicht, die Pausen der Declamation durch Musik zu füllen, hielt der Kaschmirsche Jüngling eine Zither in der Hand; – ein Instrument, wie es in alten Zeiten die Arabermädchen des Westen gern bey Mondlicht in den Gärten des Alhambra zu belauschen pflegten; – und nachdem er noch demuthvoll bemerkt hatte, die Sage, welche er vorzutragen gedenke, gründe sich auf die Begebenheiten jenes verschleyerten Propheten von Khorassan, welcher im 163. Jahre der Hegira so vielen Tumult in den Ostlanden verbreitet habe, neigte er sich ehrerbietig gegen die Prinzessinn, und begann folgendergestalt:

Der verschleyerte Prophet von KhorassanKhorassan bedeutet im Altpersischen Sonnengau oder Sonnenbezirk. — S. W. Jones.D'Herbelot berichtet die wirkliche Geschichte dieses Betrügers, dessen eigentlicher Nahme Hakem ben Haschem hieß, und den man von dem Schleyer aus Silber- (andere sagen aus Gold-) Flor, welchen er beständig trug, Mokanna nannte..

                   

Im Gau der Sonne – wo zuerst sie grüßt
Das Perserreich – wo Huld und Freude sprießt, 12
Wo, Lieblingskinder ihrer Strahlen, hell
Erröthet Blüth' und Frucht an jedem Quell»Die Früchte von Meru sind edler, als die irgend einer andern Gegend, und in keiner andern Stadt findet man ähnliche Paläste mit Hainen, Strömen und Gärten.« — Eben Haukals Erdbeschreibung.,
Und Murga – schönster aller Ströme! – rein
Durch Meru'sMeru ist eine der königlichen Städte in Khorassan. Burgen rinnt und Gartenhain, –
Dort prangt, erhöht durch blinden Glaubens Macht,
Hoch ob Millionen, des Propheten Pracht,
Des herrlichen Mokanna. Sein Gesicht
Umwob ein Silberschleyer, den er dicht
Aus Huld sich vorhing, bis ein Menschenblick
Ertragen könne solcher Strahlen Glück.
Denn seine Diener sprachen, minder strahlend
Sey jenes Leuchten selbst, hochherrlich mahlend
Des MussaMoses. Wang', als er vom Berge trat,
Ganz Gluth, weil seinem Gott er war genaht!»Ses disciples assuroient qu'il se couvroit le visage, pour ne pas éblouir ceux qui l'approchoient par l'éclat de son visage comme Moyse.« — D'Herblot.
Zu beyden Seiten, frisch mit Herz und Hand,
Hält der erkornen Gläub'gen Leibwach Stand:
Jung, flammenäugig! Ihnen scheint ihr Schwert
In Glaubenssachen mehr als Reden werth.
Ihr Eifer heiß! Da hebt wohl seinen Stahl
Kein Jüngling, der nicht, wenn's der Fürst befahl,
Sein Schwert in's Herz sich, wie zur Scheide kehrt,
Die Lippen segnend, die ihn so geehrt! –
Kühntrotzend des Kalifen nächt'ger PrachtSchwarz war die von den Kalifen des Hauses Abbas angenommene Farbe für Turbane, Kleider und Standarten.»Il faut remarquer ici touchant les habits blancs des disciples de Hakem, que la couleur des habits, des coëffures et des étendarts des Khalifes Abbasides étant la noire, ce chef de repelles ne pouvoit pas choisir une, qui lui fut plus opposée.D'Herbelot.
War schneeweiß Helm, Kleid und all ihre Tracht:
Vielfach die Waffen! – Mancher trug in Eil 13
Aus leichtem Rohr von Kathay nur den Pfeil»Unsre dunklen Wurfspeere, schön aus Kathayischem Rohre gearbeitet, zierlich und schlank.« — Gedicht des Amru.;
Auch büffelhorn'ge Bogen; Manche kränzend
Die Köcher mit der Blüth'Pichula, im Alterthume von den Persern zu Pfeilen gebraucht., am Iran glänzend.Die Perser nennen diese Pflanze Gaz. Der berühmte Speerschaft des Isfendiar, eines ihrer alterthümlichen Helden, war daraus gefertigt. – »Nichts kann schöner seyn, als der Anblick dieser Pflanze an den Stromufern während der Regenzeit, wo sie gewöhnlich von einer lieblich gewundenen Asclepia durchwoben erscheint.« — Sir W. Jones, Botanical Observations on Select Indian Plants.
Doch andre führen zu viel streng'rer Schlacht
Der Kolb' und Streitaxt ungeheure Macht.
Wie milchweiß sich erhebt im Morgenstrahl
Ihr Helmgefieder, gleichen sie zumal
Dem TschenarhainDie Palme des Orients. »Der Tschenarbaum ist sehr anmuthig. Seinen Stamm überzieht eine feine, weißglatte Rinde, und sein Laub, welches an der Spitze in einen Büschel zusammenwächst, glänzet im schönsten Grün.« – Moriers Reisen., dem Winter Haupt an Haupt
Mit seinem federgleichen Schnee bestaubt.
Hoch zwischen Porphyr-Säulen, die als Stützen
Den prächt'gen Arabeskendom beschützen,
Sieht man des Harems Vorhang-Gallerien,
Wo zwischen seidnem Netzwerk Augen glühn,
Von Zeit zu Zeit, – gleich Sonnenblitzen, flimmernd
Durch's Herbstgewölk – den Pomp ringsher beschimmernd. –
Wagt's frecher Mund, Ihr Heil'gen, Euch zu zeihn,
Es schlöß' Euch Andres hier, als Himmel, ein,
Ihr süß Erröthenden? Daß grobe Schlingen
Der flücht'gen Welt gar Euern Seher fingen?
Nein, – gräul'ger Wahn! – Ihm ward von oben her
Beruf, zu sammeln rings ein Engelheer,
(Gestalten, lieblich so, daß Lipp' und Augen,
Noch sterblich, schon zum Paradiese taugen!)
Um künftig Edens Lauben zu bewohnen, 14
Und ew'gen Glück's Erkorne zu belohnen! –
Gar wohl hat der Prophet sein Werk vollbracht.
Jedweder Reiz, der nur auf Erden lacht, –
Von da, wo Frau'n an Brama's GluthbornDie heißen Quellen Brama's bey Chitogong werden für heilig geachtet. knie'n,
Bis wo sie tanzend Yemens Berg umziehn.
Von Persiens Rehenblicken, sonnhell winkend,
Bis zu den Aeugelein KathaysChina., klein nur blinkend, –
Georgiens Blüthen, – Azab's dunkles Lächeln, –
Westschönen, welche goldne Haar' umfächeln, –
Das Alles sieht man dort! – Reich gab heraus
Welt ihren Schmuck für Himmels Pflegehaus! –
Doch heut, – wie stolzer Glanz? Welch Wehrgepränge?
Weßhalb versammelt sich des Divans Menge,
Mit Turbanschmuck von jeder Sitt' und Art
Vor dem ehrwürd'gen Schleyerhaupt geschaart,
Gleich reichem vielgefärbten Tulpenbeet»Der Nahme der Tulpe soll Türkischen Ursprunges, und der Blume wegen ihrer turbanartigen Gestalt beygelegt worden seyn.« – Beckmann's Geschichte der Erfindungen [Anmerkung des Uebersetzers: Bekanntlich sprechen die Türken Turbend. Unsere Gemanischen Sprachen vertauschen sehr oft l und r. So ward aus dem Säbel der Französische Sabre. – Bey den Minnesingern findet man oft: Kilche für Kirche u. dergl. m.],
Sich neigend, wenn der West unsichtbar weht!
Welch neu Mysterium gilts mit Blut zu prägen,
Als Glaubenswahrheit und als Himmelssegen? –
Welch blendend Nachgeäff' von Gottes Macht
Hat der Prophet für diese Stund erdacht? –
Nein, Andres gilt's, doch mit gleich prächt'ger Weise! –
Der Kriegerjüngling, nah'nd sich aus dem Kreise,
Sein Bogen Silber, – musselingestickt 15
Sein Gürtel, – der Bucharsche Bund, geschmückt
Mit Pelzwerk»Die Einwohner der Bucharey tragen eine runde Tuchmütze, den in Polen gebräuchlichen sehr ähnlich, mit einem breiten Pelzbesatz. Sie gürten ihren Kaftan über der Hüfte mit einer Art von Seidenkrepp, der den Leib mehrfach umschlingt.« — Account of Independant Tartary, in Pinkertons Collection., – drunter stolz sein Blick entbrennt,
Schön, wie der Kriegsplanet am Firmament! –
Er naht, ein Proselyt, werth viel Geschwader
Von minder edler Kling' und kühl'rer Ader,
Und reiht sich heute, Muth und Glaube ganz,
In des Propheten Kirch und Waffenglanz.
Trotz seiner Jugend kennt den Azim schon
Das Abendland. Olympus schnee'ger Thron
Sah ihn, eh Bart noch schmückte seine Wangen,
Durch Griechen-Uebermacht im Kampf gefangenIm Kriege des Kalifen Mahadi gegen die Kayserinn Irene. S. Gibbon, 10. Theil..
Dort weilt' er bis der Frieden ihn entband.
O wer, ob auch gefangen, sah das Land
Der edlen Hellas, ohne daß sein Geist
Sich glüh'nd in ihm erhob? Wer hat durchreist,
Wenn Aug' und Ohr ihm treu blieb, diese Flur
Der Freyheit, nicht empfindend ihre Spur!
Nicht athmend aus der Luft den stummen Hauch
Der Göttinn: »einst hier lebt' und blüht' ich auch!« –
Der junge Held empfand es. Nur zu stark
Für seine Ruh' durchdrang's ihm Geist und Mark;
Und heimgekehrt in's traute Vaterland,
Fühlt' er den Geist von edlem Traum entbrannt:
Zu oft ein stolzer Gast in junger Brust,
Auflockend Menschen kühn zur Götterlust: –
Ein Trug, wie er am Horizont erscheint,
Wo Erd' und Himmel – scheinbar nur! – sich eint. – 16
Als Azim hört', ein gotterweckter Arm
Befrey' die Völker, – als begeisterungswarm
Er auf Mokanna's Fahnen, luftgeschwellt,
Den Sonnenspruch las: »Freyheit aller Welt!«–
Da schenkt' er Glauben, Schwert und Seele kühn
Dem hohen Ausruf! Jede Klinge schien,
Die sich des Bannes heil'gem Spruch geweiht,
Zweyschneidig, so für Zeit als Ewigkeit.
Nie gab Vertrau'n mit seinem süßen Band
Ein will'ger blindes Aug' in fremde Hand,
Nie flammte tugendhaft entzückter Geist
So stät für das, was ihm sein Wunsch verheißt,
Als dieser Jüngling, der vor heil'ger Feyer
Erbleichend meynt: es deckt der Silberschleyer,
Vor dem er knie't ein Engelsangesicht,
Das gottgesendet alle Ketten bricht,
Und alle Flecken löscht der armen Welt,
Und mit des Urlichts Glanz sie neu durchhellt!
Als Azims Knie sich bog, beugt' im Gedränge
Ringsher sich tief der Völkerboten Menge,
Und »Alla!« rufen tausend Echoklänge,
Indeß ob des Propheten Haupt zumal
Sich hundert Banner drehn im Sonnenstrahl,
Gleich jener Wundervögel weißen Schwingen,
Die Solymans luftschnellen Thron umringen!Dieser wunderbare Thron hieß der Stern der Genien. Eine Beschreibung desselben gibt das vom Capitain Franklin übersetzte Fragment eines Persischen Manuscriptes, betitelt: The History of Jerusalem. Oriental Collections, vol. 1, p. 235. – Wenn Solyman reiste, sagen die Morgenländischen Schriftsteller, stellte man seinen Thron auf einen grünseidenen Teppich von so wundersamer Länge und Breite, daß alle seine Heeresmacht Raum darauf fand, die Menschen zur rechten Seite, die Geister zur linken. War Alles in Ordnung, so hob auf seinen Befehl der Wind den Teppich empor, und führte ihn mit allem Draufbefindlichen wohin es dem Sultan gefiel; das Heer der Vögel schwebte zugleich über ihren Häuptern, und bildete eine Art von Baldachin, um sie vor der Sonne zu schützen.« — Sale's Koran, 2. Theil S. 214. Anmerkung.
Mokanna sprach: »Fremdling, neu ist das Haus,
Das jetzt Dein Geist bewohnt. Ich spürt' ihn aus,
Seit manchem ZeitraumDie Seelenwanderung war eine seiner Lehren. S. D'Herbelot., jedem Wechsel nach
Des Seyns, das durch vielfache Formen brach, – 17
Daß, – wie beym Fackelspiel, wo Hand in Hand
Sich rasche Jugend tanzend wirft den Brand, –
Hin stets von Leib zu Leib die Seele fleucht,
Rasch, unverlöscht, bis sie das Ziel erreicht.
Und glaub' nicht etwa, nur der niedre Geist,
Den dunkle Gluth in ird'schem Sinn durchkreist,
Geh' diesen Pfad. – Die göttlichsten der Wesen
Sind zu demselben Wechsellauf erlesen.
Solch einen Strahl sah man in Adam leuchten,
Dem Engel sich – nur Lucifer nicht – beugten»Und als wir zu den Engeln sprachen: Ehret den Adam! ehrten sie ihn Alle; nur Eblis (Lucifer) weigerte sich.« S. den Koran II. Capitel..
Solch einen sah man wunderherrlich sprühn
In Mussa's Bildung, – ihn von dorther glühn
Durch manch ProphetenbildDies ist dem Berichte D'Herbelots über die Lehre des Mokanna gemäß: – »Sa doctrine étoit que Dieu avoit pris une forme et figure humaine depuis qu'il eut commandé aux Anges d'adorer Adam le premier des hommes. Qu'après la mort d'Adam, Dieu étoit paru sous la forme de plusieurs Prophètes, et autres grands hommes qu'il avoit choisis, jusqu'à ce qu'il prit celle d'Abu Moslem, Prince de Khorassan, lequel professoit l'erreur de la Tennassukhiach ou Metempsychose; et qu'après la mort de ce prince la Divinité étoit passée et descendue en sa personne.«, – in Issa klar,
In Mahom schrecklich, bis durch Jahr an Jahr, –
(Dem Strome gleich der sich von Fall zu Fall
Vielfach gestaltet, schimmernd überall,
Und dann nach bunter Reise glänzend ruht
In Eines Lichtsee's wunderheller Gluth!) –
Bis jener Geist, von Fall und Schatten baar,
In mir allein ganz ruhig ward und klar!« –

Bey diesem Wort hört man auf's neu beschwingen
Sich tausendstimm'gen Jubelruf; die Klingen
Hebt man zum Himmel auf; ein Luftzug rauscht
Durch alle Fahnen; – und was droben lauscht,
Nur kaum verhüllt von Persiens Teppichwand, –
Des Harems Blüthe, – winkt mit weißer Hand, 18
Läßt bunte Schärpen sich hellflatternd wiegen,
Draus Düfte wehn, gleich jenen, die nach Siegen
Aus Hourishand zum Gruß der Helden fliegen.

»Doch – sprach der Herrscher – »so erhabne Wahrheit
Begehrt weit stillern Sinn und rein're Klarheit,
Als jetzt uns Welt vergönnt. – Mit Schwerterschein
Muß ich die Menschheit erst von Schmach befreyn,
Eh' Friede sie besucht, eh' Wahrheit sendet
Ihr Licht zur Welt, von Sünde noch verblendet!
Doch dann, Ihr Himmelskrieger, wann besiegt
So Thron als Tempel allwärts uns erliegt. –
Wann froh der Sclav hinwirft vor meinem Throne
Gesprengtes Band, hin der Tyrann die Krone,
Sein Buch der Priester, Sieger ihren Kranz,
Und von der Wahrheit Lipp', allmächtig ganz,
Ein Hauch, wie Wirbelwind in kühner Eile,
Hinstürzt der Menschensatzung alte Säule, –
Dann blüht das Reich des Geist's auf Erden hell!
Der Mensch, wie neu geboren, hebt sich schnell
In neuen Weltenfrühlings Sonnenschein,
Und geht einher durchsichtig, heilig, rein!
Dann auch läßt Eu'r Prophet von Engelszügen
Den Schley'r, der ihren Glanz noch birgt, entfliegen,
Und weitaus soll der Erdenrund sich sonnen
In seines Angesichts enthüllten Wonnen!« –

»Du, junger Held, gegrüßt! – In erster Frist
Ziemt's, daß Du viel noch lernst, und viel vergißt, 19
Eh Dich umwallt der weißen Federn Schein.
Doch: mein erst ganz, bleibst bis in's Grab Du mein!« –

Das Fest war nun vorbey; – still geht die Menge; –
Doch Ohr und Herz vernimmt noch stets die Klänge
Der Stimme, tief, wie Alla's Donnergänge!
Die Jugend ist von Wehr und Schmuck entzückt,
Vom Thron, von Haremslichtern, halb erblickt; –
Die Alten grübeln um's verheißne Reich
Von Fried' und Wahrheit; – alle Frau'n zugleich,
Sie wagten ihre Augen sonder Grau'n,
Nur Einmal die verhüllte Stirn zu schau'n!
Doch eine der erkornen Jungfraun, Eine,
Erröthete heiß hinterm Seidenschreine,
Die Eine, der die ganze heut'ge Pracht
Wie Tod zuwider war! – Ihr saht in Nacht
Ihr Auge sinken, staunend all' Ihr Frau'n,
Ob ihrem Schreckensrufe vor dem Schau'n
Des jungen Helden am Prophetenthron,
Ihr ach, zu wohl, zu hold bekannt ja schon!
Ja Zelika, wohl gab es eine Zeit
Wo Dir sein Blick allein war Seligkeit!
Wo's Deinem Sehnen ward ein süßes Heilen,
Zu schau'n ihn, ja die Lust mit ihm zu theilen!
Wo ihn umwob ein Zauber hell und klar,
Daß, was er that, Dir stets das Schönste war.
Zu holde Zeit! Blum' und Demant, nur eilig
Von ihm berührt, – sie blieben dann Dir heilig!
Ihm sannst Du nach, bis Du Bewegung, Blick 20
Und Gruß, als treuer Spiegel gabst zurück, –
Dein seine Stimme! Seine Wechselmienen
Sah man an Dir – nur lieblicher – erschienen!
Wie Echo Lieder süßer wiedertönt,
Sangst Du die seinen wieder, holdverschönt!
Und nun, Du siehst ihn, – glänzend, königlich,
Mehr als noch je, – ach, glänzend nicht für Dich!
Nein! – Graunvoll, unerwünscht, aus andern Welten
Ein trüber Gast, naht er, wie um zu schelten
Die schuld'ge Seele, wenn ein Glück er nennt,
Das nur im Reuetraum sie noch erkennt.
O herber Traum! Als wenn der Geist der Jugend
Rückkehrt im Schlaf, und uns mit holder Tugend
Und Unschuld, wie sie einst uns eigen war,
Scheinbar begabt, rückführt manch heitres Jahr
Des jungen Lebens, weckend – uns zur Qual –
Jedweden längst verscherzten Segensstrahl!

Einst glücklich Paar! – Bokharas stolzer Wald
Pries Deiner frühen Liebe Huldgewalt.
Entsproßen an dem uralt dunkeln StromDer Amu, welcher zwischen den Belur Tag, oder den dunkeln Bergen, entspringt, und anfänglich von Osten nach Westen strömt, theilt sich in zwey Arme. Der Eine nimmt seinen Ausfluß in's Kaspische Meer, der Andere in den Aral Nahr oder Adlersee.,
Der erst hinrollt durch finstrer Berge Dom, –
Von jedem Pilgrimbach erhöht, gepflegt,
Der aus Buchar'schem Grund Rubinen trägt, 21
Dann halb sich selbst dem Meere Kaspiens bringt,
Halb in den kalten Adlersee versinkt; –
Dort sah'n zuerst die Zwey' das Licht der Welt. –
Strandblumen, klar vom Morgenhauch geschwellt,
Begrüßten nicht mit süßerm Opferrauch
Die Murmelwogen, als der Seufzerhauch
Der jungfräulichen Braut im frühsten Minnen
Erlabte süß des jungen Stromes Rinnen.
Krieg brach den holden Traum! – Denn fern hinaus
Von lieben Augen rief in Schlachtgebraus
Auf Thraciens Höh'n den Held das Perserheer.
Da tauschte muthiglich um Zelt und Wehr
Der Jüngling seinen still anmuth'gen Wald,
Die Blicke Zelika's um die Gewalt
Des grimm'gen Griechenfeu'rs, der Minne Banden
Um blut'ge Ketten in Byzantiums Landen. –

Mond schlich auf Mond in Witwen-Einsamkeit
Am Mägdlein hin. – Zwey Sommer rollten weit
Die Sonnenlichter, – doch wie kalt und dunkel,
Ohn' Ihn, blieb auch des Sonnenlicht's Gefunkel!
Bisweilen kam von ihm manch trüb Gerücht, –
(Wie Geisterruf, der kurz vor'm Tode spricht
Des Kranken Nahmen!) – und zu grauser Noth
Traf sie der bange Wahn: »Azim ist todt!«
O Schmerz der Schmerzen, wenn in weite Welt
Geschick ein junges Herz ganz einsam stellt,
Verlassen, jedes Bandes los und baar,
Drum Tod ihm unlieb, lieb das Leben war, –
Stumm, wie die Laut' an öder Mauer hängt,
Seit ihr die schönste Saite ward gesprengt! 22

O liebend Mägdlein, vor den bangen Sorgen
Verblich selbst Deines Geistes junger Morgen!
Und wenn auch der ob erstem Weh sich bald
Auf's neu' erhob mit lieblicher Gewalt,
Neu dir Gesundheit sproß, blieb wie in Ranken
Verwirrt die Kette zierlicher Gedanken.
Warm, frisch, sanft, wie in heitern Jugendtagen,
Zeigt sich der Sinn, – doch oft fernabgetragen –
Ein irrend Schiff, von jedem Sternenlicht
Sein Pfad beglänzt, – nur vom Polarstern nicht!
Aufs neue lächelt sie, ja, hold und viel;
Doch fremd, unwahrhaft, wie nach wildem Ziel;
Und wenn sie sang zu ihrer Laute Tönen
War's gleich dem Lied, Begeist'rung halb, halb Stöhnen,
Das BülbülDie Nachtigall. hören läßt im Todesschmerz,
Wann sie, besiegt vom Sänger, erdenwärts
Hin auf die Laute schwebt, die süß ihr brach das Herz!

In diesem Sinne lebte Zelika
Als durch den Ost die Sendung rings geschah,
Die in jedwedem Land, mit Reiz geziert
Von schönen Frau'n, gleich nach den Schönsten spürt,
Daß Lipp' und Blick die Sternenstraße schmücke,
Die der Prophet erbaut als Himmelsbrücke! –
Und schnell Erwiedern, wie's von Funken glüht,
Rasch in ein Bett von Herbsteslaub gesprüht,
Ward jedem kühnen Spruch der Götzenboten 23
Aus der verstörten Jungfrau Seel' entboten
Sie flammt von Eifer in verzückter Eil; –
Zum Paradies Erkorne! Sel'ges Theil!
Vorherbestimmte Braut in Himmels-Hainen
Für irgend einen Held – für irgend einen? –
Nein für den Einen, Einen Gegenstand
Fest in ihr Herz geprägt mit süßem Brand;
Den Einen, dessen Bild sich, frisch belebt,
Durch ihres Sinns gebrochne Kette webt,
Des Bild ihr Trümmer-Daseyn noch erheitert,
Ja selbst noch fest bleibt, wo Vernunft zerscheitert! –
Ach arme Zelika, von Dir ließ nie
Der Zaubertrug all Deiner Phantasie!
Wie schienen sonst Dir Harems Gluthgebilde
Ein Blumenbeet für Edens Lichtgefilde!
Wie träumtest Du, daß er, der frech und frank
Dich opferte, vom Himmel her sich schwang,
Die Seelen, so wie Dich, erst zu verderben,
Dann sie zu weih'n als Paradieseserben!
Nein – wär' nicht des Verstandes Licht Dir ganz
Verdüstert schon, – Du trügst ja einen Glanz,
Ein Amulet in Dir: voll Lieb und Leid
Des Freundes Bild! – Das hätte Dich befreyt
Vom Gaukeltrug, die Reinheit Dir erhalten,
Mit deren Flucht auch Liebe muß erkalten.
Nun, wild entflammt, stahl rascher Eifer Dir
Der jungfräulichen Zartheit stille Zier.
Ja, auch an Eifer wie an Reiz voran
Geht Sie, Mokanna's Liebling! – Falscher Mann!
Wie nährt' er ihren Taumel, dessen Macht,
Aufleuchtend so aus junger Schönheit Pracht, 24
Ihm stärkre Zauber gab, in Irrgewinden,
Die Seelen rings der Menschen festzubinden
Und zartre viel, als Hölle konnt' erfinden! –
Was je ihm Teufel lehrten, dichtgeschaart –
Nicht List hat er, nicht Hexerey gespart,
Mit Graus sie und Begeistrung zu durchglüh'n, –
Graus, davor wilder inn're Flammen sprüh'n, –
Begeistrung, die sich auf Entsetzen gründet,
Wie Mond aus Nacht zur Tollheit Krank' entzündet! –
Nach einem prächt'gen Mahle, wo der Klang
Der Dichtkunst und Musik den Sinn durchdrang,
In Herz und Ohr der holden Herrinn mahlend
Des Himmels Glorien, künftig sie umstrahlend,
Wo Alles rein sey, jeder Sündenfleck
Von der verklärten Seele fort und weg;
Wo freud'ger noch, als Lieb' und Jugend träumen,
Sie ewiglich in duftbegabten Räumen
Erginge sich an ihres Azim Hand,
Rein, ew'ge Braut in sel'ger Minne Band! –
Von solchen Bildern, solchem Freudenport, –
Eilt der Prophet mit der Entzückten fort
Zum Leichenhaus! – In dessen Todesdämpfen
Zeigt – wie um Stolz und Freude zu bekämpfen –
Den Weg ein Funkeln, aus Verwesung flimmernd,
Als höhnte sie: »auch ich bin manchmal schimmernd!« –
Durch aufgestemmte Todtenreihen hin
Geht Zelika mit zwiefach irrem Sinn,
Vermeynend, daß im blauen Leichenlicht
Jedwede blaße Lippe zu ihr spricht, –
Da trank er ihr am Ort grau'nvoller Ruh
Stumm einen Becher des Entsetzens zu. – 25
So – nie vergißt sie dieser rothen Fluth
Anblick und Dunst! – So zwang er ihren Muth
Zum finstern Eid in höll'scher Mundart Worten,
Daß nimmer, während an diesseit'gen Orten
Ihn Mystik bind', und Sterne Beyden funkeln,
Sie von ihm lasse, sey's in Jammers Dunkeln,
Sey's in der Freud' und Liebe süßem Schimmer!
Sie schwur! – Das Beinhaus hallte: »nimmer! nimmer!«
Seit diesem Schreckenswort meynt sie, ganz sein,
Und – armes Kind! – des Himmels ganz zu seyn!
Hirn, Herz und jed' Gefühl war ihr entflammt
In Stolz, weil Harems Ruf sie insgesammt
Priestrinn des Glaubens hieß; – die Augen glommen
Vom Strahl, – ach nicht aus sel'gen Höh'n entnommen! –
Wenn rings um sie, – in Flammen, ihren gleich,
Nur schwächer, – lag auf Knie'n des Harems Götzenreich.
Wohl denkt Mokanna: »dieses Bild allein
Macht zauberkräftig all den Weltrund mein!« –
Die holden Glieder, süß vom Geist durchwebt,
Daß sie sich regen, wie das Zweiglein bebt,
Wenn auf von ihm der leichte Vogel schwebt!
Die Lippen, deren lächelnd Labyrint
Die Seele fängt! – Erröthen, wild, geschwind
Vorüberfliehend, wie Meteorlicht brennt
Durch's schöne, doch unruh'ge Firmament!
Und dann ihr Blick! – Wo blieb' ein weises Herz
Vor diesen Augen frey von süßem Schmerz?
Schnell, ruhlos, fremd, kühnstreifend durch das All,
Wie Engel blickten, kurz vor ihrem Fall; 26
Nun trüb von Erdenschaam – nun hell vom Schein,
Einst ihrem Herzen traut, jetzt nicht mehr sein! –
In jedem Blick flammt, ungefesselt ganz,
Der schönen, doch verwirrten Seele Glanz; –
Noch oft durchzuckt sie holder Wehmuth Schimmer,
Wie Blitz die von ihm selbst geschaffnen Trümmer.
So nun, so ganz ward Zelika verwandelt! –
Sie, die vor wen'gen Jahren war gewandelt
Am Strom Bokhara's durch den Mandelhain,
An Azims Arm ganz Lieb' und Segensschein! –
So ganz verwandelt sah sie auf Einmal
In jenes Divans blendend hellem Saal
Des Jünglings Bild, das längst von ihr beweinte,
Wie lebend sich es zu Lebend'gen einte; –
Sah, – meynte sie doch fast, von Edens Gängen,
Nur kaum betreten, hab' er zu den Engen
Der Welt mit Edens Licht sich heimgewandt! –
Sah, wie ihr schöner Azim vor ihr stand! –
Vernunft! Wer kennt die Kraft, die neu mag binden
Den Faden, der Dir riß in Irrgewinden!
Wie strahlt so plötzlich oft Dein heller Schein
Durch kleine Luk' in irren Geist herein!
Und wie, gleich Burgen, dem Belagrer offen,
Weil Einen Helfer drin er angetroffen,
Sperrt' nächt'ges Herz, durch Ein Erinn'rungslicht
Gesprengt, all andern nun den Eingang nicht! –
Wär', armes Kind, doch solch ein Los auch Dein!
Doch, kam auch Licht, – nur theilweis drang es ein; –
Genug, Dir Deinen Irrgang zu bedeuten,
Doch nicht genug, Dich draus hervorzuleiten;
Genug, das Wellengrab Dir kund zu thun,
Doch nicht den Hafen, drin Du möchtest ruh'n. 27
Die süßen Friedensstunden, längst durchlebt,
Erschienen ihr, in Azims Bild verwebt; –
Doch oh, zu denken, wie aus reiner Lust
Sie grau'nvoll sank in Schmach und falschen Wust,
Und dann ihr Eid! – Da lauert Wahnsinn wieder,
Und schaudernd sank sie in die Fesseln nieder
Der finstern Seele, bang' entflieh'nd dem Strahl,
Deß Dämmerlicht sie schreckt' in Todesqual!
Doch Einen Trost bracht' ihr dies bange Sehnen
Im Jammer: – Thränen! eine Fluth von Thränen,
Längst in ihr festgeeist, nun los, wie Quellen,
Die Frühling heißt aus schnee'gen Hügeln schwellen,
Und nach dem Winterschlaf sie warm verschickt
Durch Thäler, längst durch sie schon unerquickt!–
Trüb, unterwürfig, bebt zum Erstenmal
Die Maid, als nun Mokanna ihr befahl.
(Ein selten hoher Gruß für Jed' als sie –
Auch ihr bis jetzt ein Ruf voll Harmonie!)
Ihm zu begegnen an dem Flussesstrand,
Beym Gartenbetstuhl, kühl in duft'ger Wand,
Wo öfters, wenn die Abenddämmerung weht,
Zu knie'n pflegt der verschleyerte Prophet;
Manchmal allein; doch oft läßt von den Elfen
Des Gartens er sich bey der Andacht helfen. –
So theu'r, als jene junge Priestrinn war
Ihm Keine längst. Und ob auch offenbar –
Seit jener Nacht, wo all die Todtenhallen
Den Bundesschwur ihr ließen wiederschallen –
Der Gaukler, seines Zauberglücks gewiß,
Oft die Verkleidung frech vom Geist sich riß,
So heillos sprechend, Dinge so voll Gräul,
Daß selbst des Mägdleins Sinn, im Wahnsinnsknäul 28
So wild verstrickt, so lichtlos trüb umfangen,
Wohl öfters fühlt' ein zweifelhaftes Bangen; –
Doch trieb sie Eifer, Ehrfurcht, grauser Schwur,
Und auch der Wahn, daß göttliche Natur
Auf diesem stets umhüllten Antlitz walte,
Und bald – o stolzer Sieg! – sich ihr entfalte,
Nur ihr allein! – Dann stieg die Hoffnung auf,
Die liebste, kühnste. daß ihr Sündenlauf
Hienieden nur durch Erdengluth sie läutre,
Woraus gen Eden schweb' in sel'ger Heitre,
Viel reiner noch als sonst, die Seele klar,
Wie Weihrauch steigt vom trüben Dunstaltar! –
Daß, wenn einst Azim göttlich sie umschlinge,
Sich jede finst're Spur der Brust entschwinge,
Die er geliebt! daß ganz sie wieder frey
Und strahlend rein, und seiner würdig sey! –
Das waren ihrer wilden Träume Schlingen,
Die in Versuchers trüben Kreis sie fingen,
Und Höllensprüch' ihr huldreich ließen klingen. –
Doch Azim nun, ihr plötzlich offenbar, –
O wie entsetzlich, wenn es wirklich war! –
All ihrer wilden Raserey rief's: Halt,
Gewissenmahnend, streng' und tief und kalt. –
Als wenn in Nordlandsee'n um Mitternacht
Eisinsel stark an flücht'ge Barke kracht,
Und, weckend all ihr Jammervolk aus Träumen,
Sie kalt hinschmettert zu grundlosen Räumen, –
So traf der Anblick! Wahnsinn selbst zerschellend,
Jedwedes längst versunkne Bild erhellend,
Doch mit Verzweiflungsangst die Seel' ihr überschwellend! –
Bleich geht am Abend, mit zerknirschtem Sinn,
Sie langsam zum Kiosk durch's Dunkel hin, 29
Wo ihrer, tief an grause Pläne denkend,
Mokanna harrt, – zu sehr den Geist versenkend
In künft'ger Glückesärndten reiches Blüh'n,
Um zu beachten, wie Verzweiflungsglüh'n
Schroff, dumpf, auf seines Opfers Stirne lauschte,
Und, wie ihr Schritt, der sonst holdflüchtig rauschte,
Beschwingt durch der Begeist'rung mächt'gen Flug,
Sie matt und schwer nun langsam näher trug, –
Kurz, wie's nicht die mehr war, aus deren Blicken
Gluthfeuer schoß, aus ihrem Sinn Entzücken! –
Mokanna lag auf Kissen, tief verschleyert,
Im Lampenlicht, – kein Licht, nur kalt befeuert,
Wie's frommer Pilger Nachtgebete feyert
In Kum'sDie Städte Kan (oder Kum) und Kaschan sind voller Moskeen, Denkmäler und Grabgewölbe der Abkömmlinge Ali's, des Persischen Heiligen. und Mekkas heil'gem Säulengange, –
Nein, glänzend, sanft, wie es der Mädchen Wange
Mit schönstem Strahl umfängt; – solch üpp'ges Sprüh'n,
Sah man auf mystisch weißem Schleyer glüh'n.
Ringsum, statt Büchern und statt der Geräthe,
Womit die Welt vermeynt' er les' und bete,
Gab's Becher, voll von Kischmi'sEine Insel des Persischen Meerbusens, durch ihren weißen Wein berühmt. goldner Gluth
Und von der Schirasrebe Thränenblut;
Deß nahmen die verhüllten Lippen ein
Manch raschen Zug, als wär' dem edlen Wein, 30
Wie Zemzems heil'gem QuellDer Wunderborn zu Mekka; den Nahmen, wie Sale behauptet, vom Gemurmel seiner Fluthen tragend., die Kraft verlieh'n,
Aus jeder innern Blüthe Frucht zu zieh'n.
Und trinkend stets, und sinnend immerfort,
Sah er die Maid nicht, nahend schon dem Ort,
Und sprach zuletzt mit höll'schem Lachen, froh,
Wie Eblis ob des Fall's der Menschen, so:
»Ihr Würmervolk, zum Spaß der Hölle lebend,
Zu schlecht für Erd', und himmelan doch strebend;
Gottbilder Ihr! Ja! solcher Götter Bild,
Wie jener Affengötz' im Indischen Gefild! –Der Gott Hannaman.»Die Affen werden in manchen Gegenden von Indien sehr verehrt, aus Hochachtung für den Gott Hannaman, welcher die Gestalt dieser Gattung trägt. — Pennant's Hindostan.
In Stephens Persia findet sich ein merkwürdiger Bericht von einer feyerlichen Gesandtschaft, die aus einem Indischen Lande nach dem von den Portugiesen besetzten Goa zog, große Schätze für die Auslieferung eines Affenzahns bietend, welchen sie in hoher Verehrung hielten, und den man bey der Eroberung des Königreichs Jafnapatnam mit fortgeführt hätte.

Du hauchgeschaffnes, stolzes Ding aus Thon,
Wenn Dir sich – Ammen sagen's – trotz dem Droh'n,
Von Himmelsausschluß, Luzifer nicht beugteDieser Entschluß des Eblis, die neue Creatur nicht anzuerkennen, erzeugte sich nach der Muhammedanischen Tradition auf folgende Weise: – »Die Erdscholle, welche Gott zum Stoffe seines Werkes auserlesen hatte, ward nach Arabien geführt, auf eine Stelle zwischen Mekka und Tayef, wo die Engel sie erstlich kneteten, und dann Gott selbst sie in menschliche Form bildete; darauf blieb sie zum Trockenen vierzig Tage, oder – wie Andere sagen – eben so viele Jahre liegen. Die Engel besuchten sie oft in dieser Zwischenzeit, und unter den Uebrigen Eblis, – damals Einer der Gott nächsten Engel, späterhin der Teufel – aber nicht sich mit dem Anschauen begnügend, stieß er das Menschenbild mit dem Fuße, daß es klang, und wissend, daß Gott dieses Geschöpf über ihn erhöhen wolle, faßte er den heimlichen Entschluß, es nie als seinen Vorgesetzten anzuerkennen.« Sale über den Koran.,
Meyn' ich, daß Luzifer sich klug bezeugte! –
Bald setz ich meinen Fuß nun sonder Scheu'
Auf Deinen Hals! Befreyt von Furcht und Reu',
Räch' ich im Haß die langgenährte Schaam,
Daß auch auf mich der Menschennahme kam –
Vor Myriaden – blind und gier nach Mord,
Wie eingekappte Falken – rausch' ich fort,
Durch meine Bahn, die nacht- und grau'nbestreute,–
Der Schwach' ein Werkzeug mir, der Grimm'ge meine Beute!
Ihr Weisen, die Ihr thöricht kriecht feldein
Bey längst entschwundner Tage Dämmerschein; –
So wähnt ein abergläub'scher Dieb sich stark 31
Durch eine Kerz' aus todter Menschen MarkEine Art von Laterne, vormals bey Räubern in Gebrauch, die Glorienhand geheißen, deren Licht aus dem Fette eines todten Missethäters gegossen war. Dieser Aberglaube jedoch gehört mehr dem Westen als dem Osten an.!–
Euch, Weisen, ja, Euch geb' ich Ehr' und Brot!
Ich weiß, Ihr ernsten Narr'n, Ihr thut mir Noth.
Schaut Ihr auch klar durch jener Sterne Glanz, –
Hier blendet Spielwerk Euch und Firlefanz.
Wie lach' ich dann, erhöht durch Rednerklänge
Voll Lug, und durch noch lügend're Gesänge
Gelehrter Knechte, Hefen selbst der Menge!
Legt ihren Witz und Weisheit all' zu Hauf, –
Ein dünnes Scepterspitzlein wiegt ihn auf!«

»Ihr auch, die an Unglaubliches Ihr glaubt,
Mit Tempelpracht Eu'r Wahnsinnsbild umlaubt;
Ihr die, als frech're Nimrods, stürmen wollt
Das Firmament, wenn Wahn auf Wahn Ihr rollt, –
Euch bring' ich Wunder, derb und offenbar,
Geseh'n, gehört, bezeugt, – nur just nicht wahr!
Und Eure Eifrer, viel zu sehr entflammt,
Um nur nach Sinn zu späh'n in ihrem Amt,
Und Eure Märtyrer, hinsprüh'nd ihr Blut
Für's Unbegriffne, – denn drum scheint es gut! –
Und Eure Priester, handelnd mit der Lehre,
Die Heil'gung wirkt, – so wie an Ava's Meere
Nur Priester handeln mit des Marmors Pracht,
Des besten, draus der Steinmetz Götter macht!Man hält den Stoff, aus welchem Bilder des Gaudma (der Birmanischen Gottheit) geformt werden, für heilig. – »Die Birmaner dürfen den Marmor nicht im Ganzen kaufen, aber wohl vergönnt man ihnen, ja man ermuntert sie sogar, die daraus gefertigten Abbilder ihrer Gottheit einzuhandeln.« — Symes's Ava, vol. 2, p. 376.
Sie soll'n Mysterien haben, – Stoff aus Luft, – 32
Geheime Weihen, hülfreich jedem Schuft!
Verworrne Lehren, wie Betrug sie webt,
Daß der Einfält'ge bang' zu dienen strebt,
Der Schalk sich beugt, bis selbst auch er dann bebt! –
Auch einen Himmel braucht Ihr staub'gen Herrn,
Ein üppig Paradies! – Ihr habt das gern.
Schlecht, reine Seelen, hält sich ein Prophet,
Dem kein belieb'ger Himmel fertig steht:
Houris für Knaben! Superwitz dem Greis!
Und Pracht und Flügel für den ganzen Kreis!
O eitles Zeug! – Wie Lust und Hochmuth schwillt,
Ist Himmel Jedem seiner Wünsche Bild!
Geist oder Leib, wonach den Arm sie spreiten; –
Der Mensch bleibt Mensch durch alle Ewigkeiten!
Das bleib' er! – Eblis, siegle diesen Spruch!
Er bleib er selbst, so hat er Hölle g'nug!« –
»O meine Seel' ist hin!« ruft bang' die Maid; –
Trank' doch ihr Ohr all jene Gräßlichkeit! –
Mokanna starrt, – doch nicht in Schreck und Leid.
Nie mehr von Furcht hat jemal er gekannt,
Als man Eiszapfen kennt im Tropen-Land!
Doch als der Jammerruf sein Ohr durchdrang:
»O meine Seel' ist hin!« – da traf der Klang
So seltsam ihn, sogleich dem Schrey der Todten,
Der Sünd'ge hat zur Höll' hinab entboten,
Von ihr just kommend, – ihr, – sonst nie bis jetzt
Erschreckt und bang' – daß es auch ihn verletzt.

»Ha, schöne Priestrinn,« – ruft mit schneller List 33
Der Lügner grüßend, – »die zu jeder Frist
Begeistrung mir im ros'gen Lächeln bringt,
Mehr als der Schwärmer hofft und der Prophet erringt!
Du hohes Licht, drin Glaub' und Minne spielt,
So Eins, daß man nicht trennt mehr, was man fühlt,
Ersehnend jenen Himmel, den Du lehrst,
Und den auch, welchen selber Du bescheerst!
Was wär' ich ohne Dich? Die Macht, wie stumpf,
Die Du nicht theiltest! Freudlos der Triumph!
Mein Banner, ob auch Engel damit fächeln,
Halb nur wär's göttlich, ohne dies Dein Lächeln. –
Doch wie so trauernd, Kind, dies Auge – funkelnd
Noch gestern Nacht! – wie nun mit Eins so dunkelnd?
Komm! Hat Dich so erschöpft die heut'ge Pracht?
Erquick Dich! Selbst auch Sonn' erlöscht in Nacht,
Wenn nicht Kometen, wie jetzt ich, aus Mächten
Des Urlichts ihr erneutes Funkeln brächten.
Sieh den Pokal! Ihn füllt kein ird'scher Saft,
Nein, Fluth aus jener heil'gen Bäche Kraft,
Hinströmend auf Topasen und Rubinen,
Stät von des farb'gen Bettes Gluth durchschienen.
Allnächtig füllen Genien mir die Schalen;
Trink! – Jeder Tropfen stammt von Lebensstrahlen,
Durchglüh'nd Dir Seel' und Blick in Herrlichkeit, –
Komm! Deines süßen Lächelns brauch' ich heut.
Ein junger Held – Du starrst, sahst ihn vielleicht?
Nicht wahr, ein Bild, das den Halbgöttern gleicht, 34
Hold werbend einst um dich in Edens Hain? –
Zwar, fürcht ich, mag sein Geist zu herb für Liebe seyn,
Zu sehr beschränkt von jenen Erdenschlingen
Des Tugendwahns; – wir müssen das bezwingen! –
Erschrick nicht. Dir nicht ziemt's, holdweises Kind,
Zu prüfen des Mysteriums Labyrinth. –
In's Feuer muß der Stahl, kühn angehaucht
Vom Element, eh' mächt'ge Hand ihn braucht.
In dieser Nacht versuch' ich, ob das Licht
Der Schönheit wohl den Stolz des Kriegers bricht;
Was nur mein Harem zeigt an Witz und Blüthe,
Was reich nur je in Zier und Jugend glühte, –
Dem Neuling gilt's, – Mirzala's Blick so blau,
Ihr Augenlied, wie Schnee auf Veilchen Au; –
Arnya's Wangen – Lenzlicht auf dem Hügel –
Und Lippen, die, gleich Salomonis Siegel,
Im Drucke zaubern, – Zeba's Lautenklang,
Und Lilla's Tanz, wo Füßchen weiß und schlank,
Gleich Sturmesvögeln, flatternd sich verweben, –
Das Alles zwinge des Bekehrten Leben
In jenes zauberhaft verwirr'nde Seyn,
Von wo der nächste Schritt führt himmelein,
In jenen glühnden, wilden Herzensguß,
Drin fest sich Glaub' einprägt mit süßem Muß!
Doch hör' mich, Priesterinn! Ob von den Elfen
Auch jed' in eigner Kunst mir weiß zu helfen,
Mit Blick und Schritt, der, spiegelklug gestellt,
Zuerst sie selbst entzückt, und dann die Welt, –
Doch Eine fehlt, mir festen Sieg zu bringen,
In jeden Blicke verein'gend alle Schlingen, – 35
Die Ein', in der sich jede Schönheit mahlt,
Und glühwarm durch der Minne Brennglas strahlt, –
Die Eine, deren Lippen sprachlos siegen, –
Die Wort', auch absichtlos, durch Herzen fliegen,
Wie Lufthauch, flüsternd aus dem heil'gen Hain,
Herz nimmt und Sinn als göttlich Leben ein!
Solch eine Nymphe gilt's, ganz Feu'r und Licht,
Die Siegeskränz' aus dieser Nacht mir flicht, –
Solch eine Zaubrinn singt in Kampf und Ruh
Den Helden mir! – Und die, ja die bist Du!« –

Die Hände faltend, bleich die Lipp' und offen,
Starrt sie zum Schley'r, draus sie dies Wort getroffen,
Pesthauchend, wie ob Kerzrah's Blumen fliegt
Der Südwind, dem die Lebenskraft erliegt!»Es wird allgemein in Persien geglaubt, daß ein Mensch, der im Junius oder Julius den Südwind, über die Kerzrahblume streifend, einathmet, davon des Todes sey.« — Thevenot.
Dies Wort, so frech und roh, als sey die Scheue
Von ihr ganz fort, fort tugendhafte Reue,
Und wisse schon der frevle Sündenknecht,
Einmal gefall'n, fall' endlos ihr Geschlecht!

Erst, wie auch stumm sie horchte, schien ein Traum
Ihr, was er sprach: die Seel' in wirrem Schaum,
Empfing der wilden Rede Blitz noch kaum.
Doch als zuletzt er rief: »die – die bist Du!«
Da schrie entsetzt, angstkreischend sie ihm zu: 36
»O nicht um alle Welt! Würd' ich, o Gott,
Vor dem einst Reingeliebten so zum Spott?
Riß denn der Himmelstraum in meinem Sinn,
Riß Hoffnung, Reinheit, Stolz mich bis dorthin?
Welch Leben! Eines Teufels Buhlinn! – Ach,
Selbst seiner Sünde Kupplerinn, – o Schmach! –
Um selbst versunken in die tiefste Hölle,
Noch andere mitzuziehn in flammge Welle –
Wie? Andre? – Ha! – Der Jüngling, den ich sah, –
'Nen Andern liebt ich! – Nicht? – O sprich nur Ja!
Schwör' nur alsbald mir: Dieser war es nicht!
So dien' ich höll'scher Feind, Dir, bis mein Auge bricht!« –

»Hüth' dich, du junge Rasende, beyzeiten!
Verschweig', was nimmer mir in's Ohr darf gleiten,
Auch nicht aus Deinem Mund. – Geh! Stimme Laut' und Lied,
Daß schnell der Knab' in deine Schlingen flieht! –
Mich freut's, in meiner Priestrinn Blick zu seh'n
Die Gluth, – gleichviel, woher sie mag entstehn.
Und säh' der Held – vor dieser Gluth bald weich! –
Nun wirklich Deinem todten Liebling gleich, –
So schöner Dein Beruf! – Ein Jüngling, lebend, –
In Jugendblüth' und Gluth nach Minne strebend, –
Verlöscht Zehntausend, dumpf in Staub verschwebend! –
Kein Stirnenrunzeln, Lieb! – Zur Minnezier,
Zum Grimm nicht, taugt Dein Blick! – Auch ziemt Gehorsam Dir!« – 37

»Gehorsam! – Gut! – Ja! Ich verdien' es, Ich!
Nie fällt zu schwer des Himmels Rach' auf mich,
Meinthalb! Doch Azim, kühn und schön und rein, –
Muß denn auch er – auch er verloren seyn?
Muß Er auch, ruhmvoll wie er ist, entfallen,
Gleich mir bethört, aus Lieb' und Himmelshallen?
Gleich mir? – Ich schmäh' Dich, Armer! Nicht gleich mir!
Du, reich an aller Kraft und Reinheit Zier!
O, füllt nur, Teufel, Eure Höllenbecher!
An ihm, dem Reinen, trefft Ihr keinen Zecher.
Schickt jedes Gluthenbild aus heißer Nacht! –
Er bleibt, er bleibt, und spottet ihrer Macht!
Wie elend auch ich bin: in seiner Brust
Herrsch' ich noch stets, wie einst, voll reiner Lust!
Verloren, bin ich selbst, – wie Zauberspruch
Wahrt doch mein Bild ihn noch vor Sünd' und Lug.
O nimmer sey er von der Kund' erschreckt,
Welch Grau'n die Stirn – von ihm geküßt – befleckt!
Nie wiss' er je, das Weib sey schmachverzehrt,
Das einst er liebt', – ach stets noch liebend ehrt! –
Du lachst, o Pein'ger? – Droh' nur meinem Ruf!
Thu's! – Nie doch glaubt Er, was mir Schande schuf,
Treu glaubt er, wandellos für immer mich,
Was auch gescheh', so einst, ach, glaubt' auch ich,
Doch das ist hin! – Du siehst mich nicht verzagt
Um Tod, um Hölle, – wenn's nur ihn nicht plagt! 38
Flieh'n will ich, hin zu einem mächt'gen Land,
Wo Sonn' erst aufgeht, wann mich Tod entband,
Wo niemand nach des Flüchtlings Vaterland
Und Nahmen fragt! da welk' ich unbekannt. –
O Du – Verdammter, – oder Teufel auch! –
Der ausfand meiner Seele pest'gen Hauch,
Dann schnell den Keim hinflügeltest durch Sinn
Und Seel' und Leib, – bis ich nun teuflisch bin,
Und ganz in Flamm' und Pest und Grimm dahin, –
Wann sterbend ich,« –

                                  »Halt! kühne Träum'rinn! Halt!
Versuch' mich nicht! Kaum trotzt ja der Gewalt
Des Krokodils so keck das Vögelein,
Rasch flatternd ihm in offnen Schlund hinein!Die alte Sage vom Trochilus oder Kolibri, der ungestraft in den Rachen des Krokodils schlüpfe, findet zu Java noch festen Glauben.Man sagt, der Kolibri begehe dies Wagstück um die Zähne des Krokodils auszustochern. Denselben Umstand, als ein von ihm mit Augen gesehenes Factum, berichtet vom Kibitz Paul Lucas. S. dessen Voyage fait en 1714.
Und Du willst flieh'n? Du? – Flieh'n aus Deinem Reich,
Dem keuschen Harem, den Du lenkst, zugleich
Dem Alla und der süßen Minn' ergeben!
Verliebt und heilig, muß, wie Mahoms Sarg, Dein Leben,
Inmitten stets von Höll' und Himmel schweben!
Du fliehn! Ja, wie entfliehn das Würmlein darf,
Darauf die Schlang' ihr gier'ges Aug' erst warf.
Ja, wie man lös't aus ihren brünst'gen Schlingen
Den theuern Raub, magst Du Dich mir entringen.
Nein, das steht fest, ob Zukunft lacht, ob graut,–
Mein bleibst Du, bis zum Tod Mokanna's Braut! – 39
Denk' Deines Schwurs!« – Vor diesem Donnerklang, –
Ob erst im tiefsten Innern zorn'ger Drang
Um seine Frechheit so sie hat erschüttert,
Daß kühn ihr Blick durch ängst'ge Nacht gewittert, –
Bebt sie zurück, bleich wie von gift'gem Rauch,
Kalt angeweht aus seinem Schreckenshauch.

»Ja, meine Braut! Laß Andr' im Blüthenhain
Verloben sich, – uns schloß das Beinhaus ein!
Statt mindern Balsams war für uns erlesen
Der reiche Duft aus menschlichem Verwesen; –
Kühn flackernd schien auf unsern Liebesbund
Ein Todtenlicht; die Leichen sahn im Rund
(Unsterblich, ganz gewiß, wie ich und Du!)
Aus dumpf'gen Kisten starr der Feyer zu.
Viel Lippen wiederholten Deinen Eid!
Der Trank, – Du bebst; – Lieb, was ist Süßigkeit? –
Der Hochzeittrank – erlesner Todtenwein –
Wob, – ja – wob fest an mich Dein ganzes Seyn
Durch Bande, die – ob heilig, ob verflucht, –
Hinfort auch Höll' umsonst zu brechen sucht!
Von hinnen, Weib: zum Harem! Thu vergnügt, –
Wild, – wie Du magst! Nur trüb' nicht, – und es g'nügt! –
Doch halt! Noch Eins. Ich seh, Du kennst mich nun
Seit dieser Nacht, kennst endlich all mein Thun.
Ha, Kleine, freylich lieb' ich dies Geschlecht
Von Menschen. O ich lieb's so recht! So recht! 40
Wie Opfer! – Lieb's, wie Seehund liebend zielt
Nach Fischlein, deren Tanz ihn hold umspielt!
Ich lieb's, wie jenen Schlamm der Ibis liebt,
Der gift'ge Nahrung seinem Leben gibt!«Circum easdem ripas (Nili) ales est Ibis. Ea serpentium populator ova, gratissimamque ex his escam nidis suis refert.Solinus.

»Und da Dein Sinn den Engelgeist nun sieht,
Ziemt's, daß vom Antlitz auch der Vorhang flieht,
Die lichte Stirn – o schöner Glorienkranz! –
Für Dich nur spart' ich ihren Anblick ganz;
Der Feuerblick, vor deß verhülltem Glanz
Mensch, der Unsterbliche, kniet, ächzt, und zittert, –
O wär's ein Himmelsblitz, der ihn zersplittert!
Doch komm und sieh! –Und, kannst Du, staun' und schillt,
Daß Haß und Rache mich empört so wild
Gegen die Hand, die spottend oder matt
Mich so entstellt, so graß gebildet hat;
Gegen die Menschen – grau'nvoll widerlich,
Mehr als der Aff' – Halbgötter gegen mich! –
Hier! – Schau', ob selbst der Hölle grimmster Bann
Mich gräul'ges Ding noch mehr verfluchen kann.« –
Er hob den Schley'r – bang schaut die Maid sich um, –
Sieht, – schreyt, – und sinkt zurück, in Ohnmacht stumm!



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