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Zweites Kapitel

Einige Zeit nach der Hochzeit kam Seine Durchlaucht der Herzog nach den Wells und gab sich die Ehre, bei Herrn Beamish vorzusprechen, den er seit langem kannte, und teilte ihm den Grund seines Besuches mit.

»Bester Herr und Freund,« sagte er, »zunächst möchte ich Euch bitten, die Strenge Eures Blickes zu mildern. Denn wenn ich mit meinem Hiersein auch Euer Verbot breche, so werde Ich mich ihm doch unterwerfen, wenn ich wieder abreise. Ich könnte ja wirklich den Verlust meiner Spielwut beklagen, von der Ihr mich tatsächlich kuriert habt. Ich war aber damals gegen eine mächtige Leidenschaft in Waffen, die für keinen Augenblick einem Manne gestattet, sein Gelöbnis wieder an sich zu nehmen.«

»Die Krankheit, die im ganzen nur Krisis ist, ich verstehe,« bemerkte Herr Beamish.

»Und die, erfaßt sie trocknes Holz, es bis auf den letzten Splitter verbrennt, ja. Es ist nun« – der Herzog tut einen zärtlichen Seufzer – »drei Jahre her, daß mich die Laune ankam, ein Kind zu heiraten, das mein Enkelkind sein könnte.«

»Von Adam,« sagte Beamish lustig. »Gabs da kein legitimes Hindernis für die Verbindung?«

»Leider nein. Aber Ihr dürft nicht glauben, daß ich es bedaure. Ein ganz wundervolles Geschöpf, lieber Beamish, ein wahrhaftes Himmelswesen! Und je besser ich sie kenne, um so mehr bete ich sie an. Und das ist das Unglück. In meinen Jahren, wenn die kleineren und größeren Organe sich verschwören, mir zu sagen, daß ich sterblich bin, muß die Leidenschaft der Liebe als eine Kalamität hingenommen werden, wenngleich man davon nicht frei sein möchte selbst um die Wiederkehr der Jugend. Ihr versteht: mit einem ganz leise wachsenden Geschmack am Vergnügen bleibt sie der unschuldvollste Engel. Bisher haben wir ein Leben geführt, das ... Für sie war es eine neue Welt, die sich auftat. Aber sie fängt an, diese Welt eng zu finden. Ich bin ihr nicht mehr genug. Nein, nein, sie ist nicht etwa meiner Gesellschaft müde. Weit davon entfernt. Aber wie Dinge jetzt liegen, hat sie eine Neigung für solche Gesellschaften, wie Ihr sie hier zum Beispiel habt, – das faßt uns so wie etwa das Verlangen, spazieren zu gehen. Und die gesunde Lebensweise einer Herzogin kann sich an das Eingeschlossensein nicht gewöhnen. Und schließlich kommt dann eine Zeit, wo der Enthusiasmus, den ganzen Tag der Spielkamerad seiner Frau zu sein, um runde Tische zu haschen und hinter einem geknoteten Taschentuch durch Korridore zu fliegen, mächtig nachgelassen hat. Gleichwohl hat mich die Scheu vor einer Trennung von ihr all diese Zeit über ganz beträchtlich und über meinen Geschmack daran beschäftigt. Nicht als ob ich Müdigkeit verspürte. Aber ich habe, kommt mir vor, eine Neigung für das Nachdenkliche. Und habe gerade jetzt solche Lust am Lesen und zu meditieren, was ohne Ruhe nicht gut geht. Ich mache mirs also bequem. – bums bekomme ich einen Zwirnknäul ins Gesicht, und man erwartet, daß ich zurückwerfe. Ich bin höflich und werfe, und der Salon bietet den Anblick einer Kinderstube in Revolution. Aber ich ziehe das dem beklagenswerten Schauspiel einer gähnenden Frau vor.«

»Erdbeben und Pulver behandeln uns weniger schrecklich als solcher Anblick,« bemerkte Herr Beamish.

»Kurz, sie hat mir das Versprechen abgenommen, für diesen Sommer für einen Monat nach den Wells gehen zu dürfen, und ich fürchte, ich kann mein verpfändetes Wort nicht brechen ... ich fürchte, ich kann nicht.«

»Und ich würde es an Ihrer Stelle auch nicht brechen, Durchlaucht.« sagte Herr Beamish.

Der Herzog tat einen Seufzer.

»Es sind Gründe da, Familiengründe, derentwegen ich ihr hier meine Gesellschaft und meinen Schutz versagen muß. Ich habe keinen Wunsch ... ich möchte nicht ... meine Reputation, für den Augenblick... Es handelt sich darum, daß die Herzogin ihren Aplomb finde. Und man erreicht dieses Gleichgewicht nicht ohne zu zahlen. Ah, mein lieber Beamish, ein Bild gehört uns, wenn wir es gekauft und aufgehängt haben, aber wer sichert uns den Besitz eines schönen Werkes der Natur? Ich habe mich in letzter Zeit auf vieles und ernsthaftes Nachdenken verlegt, und bin versucht, es mit der Meinung gelesener Theologen zu halten: das Fleisch ist die Wohnung eines widerspenstigen Teufels.«

»Den wir zu spüren bekommen, wenn wir von ihm befreit sind,« stimmte der Beau ein.

»Aber diese Manie der jungen Leute für das Vergnügen, ewiges Vergnügen, das ist mir ein Wunder. Es macht sie nie übersättigt. Sie sind einfach nicht satt zu kriegen.«

»Kommt vor, daß man am Rande eines Abgrundes hinrollt, aber man kann sich zuweilen halten. Wir sind unter Potentaten, Herzog. Solange Sie auf meinem Grund und Boden sind, natürlich. Auf meinem Weg zur Kirche kam ich einmal an einem Puritaner vorbei, der jammerte über einen Schmetterling, weil er zierlich seinen Weg flatterte in völliger Entheiligung des Ruhetages. Freund, sagte ich zu ihm, Ihr beweist mir nur, daß Ihr kein Schmetterling seid. Statt jeder Antwort gab mir der Sauersüße einen Blick geladen mit Anathemen.«

»Lieber Cousin Beamish, meine betrübte Klage über diese jungen Leute ist, daß sie ihr Vergnügen verfehlen, indem sie ihm nachjagen. Ich habe meine Herzogin durch einen Vortrag belehrt ...«

»Oh!«

»Absurd, ich geb es zu,« sagte der Herzog, »aber angenommen nun, Ihr hättet Euren Schmetterling gefangen und Ihr könnt ihn nun weder loslassen, noch zustimmen, allen seinen Flattereien zu folgen. Da säßet Ihr schön in der Verlegenheit.«

»In diesem meinem armen Reiche, das ich beherrsche, habe ich Gelegenheit, so junge wie alte Leute zu beobachten. Ich finde, sie ähneln sich außerordentlich in ihrer Liebe für das Vergnügen und unterscheiden sich nur darin, daß die einen mehr, die andern weniger fähig sind, dieser Liebe zu genügen. Ich bin nicht der erste, der das beobachtet. Die Jungen haben Ecken und Schärfen, die abzustumpfen sind, die Alten das Gegenteil. Der Schrei der Jungen um Lust und Vergnügen ist eigentlich – ich habe ihre Sprache studiert – ein Schrei nach Lasten und Bürden, und die Alten stöhnen unter der Last auf ihren Schultern, was nicht erstaunlich ist. Und miteinander machen sie ein Konzert gar melodiös für die Ohren des Weisen und geeignet, die Schritte des Philosophen zu leiten, dessen Weisheit es ist, beider Wege zu meiden.«

»Sehr gut. Aber ich habe Euch um einen praktischen Rat gefragt. Cousin, und Ihr gebt mir eine Abhandlung.«

»Und solches, Herzog, weil Sie einen Fall vorbringen, der einen an das Hängen denken läßt. Sie bringen da zwei Dinge vor, die unmöglich unter eins zu bekommen sind. Es bleibt nur die Alternative: Strumpfband oder Bettpfosten. Wenn wir an einen Kreuzweg kommen und uns nicht entschließen können, nach rechts oder nach links zu gehen, weder vorwärts noch zurück, da zeigt die Hand des Wegweisers auf sich selber und sagt emphatisch: Galgen.«

»Aber was tun, Beamish! Was tun? Schlage ich ihr die Reise ab, so sehe ich Auseinandersetzungen voraus und Tränen und Ballspielen und närrisches Zeug und hab keinen ruhigen Tag für mich. Ich verstehe vollständig Euren Puritaner, ja ganz vollständig versteh ich ihn. Gestatte ich die Reise, dann wird so ein unschuldiges Wesen, das sie ist, in der Atmosphäre dieses Badeortes sicherlich etwas verdorben werden. Ihr dürftet wissen, daß der gesellschaftliche Rang, aus dem ich sie hob ... ihre soziale Stellung war bescheiden. Ich pflückte eine güldene Knospe auf dem Felde. Sie hat verschiedentliche Lehrer gehabt. Sie tanzt ... tanzt hübsch, sie tanzt bezaubernd, möchte ich sagen. Und so ist sie nun dafür, ihre Kenntnisse an die Luft zu bringen. Frauen sind so.«

»Haben Sie von Chloe sprechen hören?« fragte Herr Beamish. »Gibt das Beispiel einer jungen Dame, die von Wells nicht verdorben wurde, von welchem Orte ich nur bemerken möchte, daß es das beste ist, ihn nicht zu besuchen, besser aber, ihn zu versuchen, als sich nach ihm zu sehnen.«

»Chloe? Eine Dame, die ihr Vermögen verschleuderte, um ein übles Subjekt wieder flottzumachen, ja, ich erinnere mich, von ihr gehört zu haben. Ist sie noch hier? Und ruiniert natürlich.«

»Im Portemonnaie, ja.«

»Und die Reputation ging mit dem Gelde.«

»Chloes Beschützer gibt zu, daß sie allen Gefahren der Unklugheit ausgesetzt ist. Um so heller strahlt ihre angeborene Reinheit, ihre Herzensgüte, ihre Treue. Das ist eine Frau, deren große Seele in der Erniedrigung zu leuchten beginnt.«

»Ich glaube wohl, daß sie ihre Schönheit bewahrt hat,« bemerkte der Herzog mit einem Lächeln.

»Ja, bis auf die Rosen, die gingen, weil sie nicht ihres Herzens Geduld hatten. Nun blüht die Lilie. So soll Chloe der Herzogin Gesellschaft sein während ihres Aufenthaltes, und wenn nicht der Teufel selber dazwischen kommt, verbürge ich mich Ihrer Durchlaucht gegen jeden schlimmeren Schaden als Erfahrung. Und diese,« fügte der Beau hinzu, als der Herzog bei dem gefürchteten Wort Erfahrung die Arme in die Höhe hob. »und diese soll von der milden Art sein. Sie will natürlich spielen, das ist sicher. Setzen Euer Durchlaucht mit tausend Pfund eine Grenze. Wir entwerfen ihr eine Folge erlaubbarer Dummheiten, und sie spielt dann peu à peu die Tausend herunter, und ihr eheliches Gewissen wird sich so wohl befinden als nur möglich.«

»Tausend Pfund,« sagte der Herzog, »das ist ja nicht viel. Mir fällt nun eine Beschreibung dieser schönen Chloe ein, die mir ein Enthusiast gab. Eine Brünette, nicht? Mit eleganten Manieren, aus guter Familie und reicher. Hat es aber mit alldem für besser gehalten. Ihren Namen zu verschweigen ... und das wird unsere Schwierigkeit sein, mein lieber Cousin Beamish.«

»Damals, als ich hier noch regierte, nannte sie sich Mademoiselle Martinsward.« sagte der Beau. »Sie kam her als ganz junges Mädchen, und mit einem Schlag waren ihre Kavaliere Legion. Wie Frauen sind, wählte sie den unwürdigsten unter ihnen, und diesem Sieur Caseldy opferte sie das Vermögen, das sie von einem Onkel mütterlicherseits geerbt hatte. Alle seine Schulden zahlte sie, um ihn aus dem Schuldgefängnis loszubekommen, ein ganzer Berg von Rechnungen mit dem Advokaten oben drauf, – Pelion auf Ossa, wenn ich unsere Dichter zitieren darf. Mit einer Seele, ganz aufgeweicht in generösen Gefühlen, hat sie tatsächlich die Ungerechtigkeit begangen, sich selbst auszuplündern unter Verachtung aller Anstandsgesetze des Eigentums. Das passierte, als sie majorenn wurde und machte allen Beziehungen zu ihrer Familie ein radikales Ende. Seitdem lebt sie hier in Wells, verarmt und respektiert selbst von den lüderlichsten Subjekten. Ich habe sie Chloe getauft, und jeder und jede, die ihr nicht höflich begegnet, packt seine Koffer. Ein Opfer ihrer Anwandlung zu sein, davor konnte ich sie nicht bewahren, aber gegen die Geschosse der Bosheit und Unart kann ich sie schützen.«

»Sie hat keine Leidenschaft für das Spiel?«

»Sie nährt eine Leidenschaft für den Mann, um den sie geblutet hat, und die schließt alles andre aus. Sie lebt, und ich möchte sagen, es ist ihr Motiv, jeden Tag aufzustehn und sich anzukleiden, in Erwartung, daß er kommt.«

»Vielleicht ist er tot.«

»Nein, das Vieh lebt. Und soll nicht aufgehört haben, der hübsche Caseldy zu sein. Unter uns, Herzog, da ist etwas, das ihr das Herz brechen könnte, dieser Frau. Er war der Graf Caseldy der kontinentalen Spieltische und ist seit kurzem Sir Martin Caseldy, im Vollbesitz des väterlichen Erbes an Geld und Gut, das sie ihm frei und intakt gemacht hat.«

»Eine triste Personnage.«

»Mit einem schwärzeren Mal jeden Morgen, an dem er über sein Besitztum schaut und sie dahinschwinden läßt. Sie bekommt noch Heiratsanträge, ich bin glücklich, das zur Ehrenrettung unseres Geschlechts sagen zu können. Die unvergleichliche Anziehung ihrer Person übt die natürliche Herrschaft der Schönheit aus. Aber sie schlägt alle aus. Ich nenne sie den schönen Selbstmord. Sie ist für Liebe gestorben und ist nur mehr ein Geist, ein guter Geist, ein lieblicher, aber doch nur ein Geist. Eine Kerze auf einem Altar.«

Der Herzog zeigte sich hier beunruhigt. Ob Chloes Konversation nicht etwas melancholisch sei, fragte er. Und ob der Gegenstand Ihrer Unterhaltung nicht auf Liebe und Liebhaber beschränkt sei, glückliche oder unglückliche. Er wünschte, sagte er, seine Herzogin über lustigere Dinge unterhalten, und Liebe sei ein Thema, das er sich reservieren möchte. »Dieser Monat,« machte er mit Emphase und jammernd, als ob er ihn prophezeien sollte, »wäre nur dieser Monat schon vorbei und daß wir von ihm gerechtfertigt und geklärt wären!«

Beau Beamish beruhigte Ihn. Der Witz und die Lebhaftigkeit Chloens wären so berühmt, daß mans schon wie ein Medikament ansehe. Sie sei gesucht für ihre Gesellschaft. Sie komponiere und sänge improvisierte Verse, und Harfe spiele sie und Harpsychord und die Guitarre auch, und tanze, tanze wie der silbrige Mond auf den Wassern des Mühlteiches. Und sagte zum Schluß noch, sie sei beides, menschlich und verständig, einfach und amüsant, tugendhaft, aber nicht säuerlich, mutig, doch kein Hitzkopf, mit einem Wort die beste Gesellschaft, die ideale für Ihre Durchlaucht, die junge Herzogin. Überdies nehme er sich die Freiheit, vorzuschlagen, daß die Herzogin während ihres Aufenthalts in den Wells ein Pseudonym nehme, einen andern Namen, der sie wie eine Maske verbergen solle. Man würde ihr selbstverständlich trotzdem alle Ehren erweisen.

»Ihr kommt meinen Wünschen zuvor.« sagte der Herzog, »ja, alle Ehren und den vordersten Platz und mein Zorn auf jeden, der ihn ihr streitig machen sollte.«

»Bitte, Herzog: mein Zorn,« sagte der Beau.

»Vielmals um Entschuldigung, Cousin ... natürlich, in keine sichereren Hände wüßte ich es zu legen als in Eure und bin Euch sehr verbunden, sehr. Chloe also. Übrigens, sie hat doch einen dezenten Respekt vor dem Alter?«

»Sie ist respektvoll aus Instinkt.«

»Ganz recht, aber nicht das. Ich wollte fragen, ob sie nicht so eine Schwätzerin ist, die von den Vorzügen und Annehmlichkeiten der Jugend schwärmt?«

»Sie hat einen jungen Anbeter, den ich den Chevalier Alonzo benannte, sie bemerkt kaum seine Anwesenheit.«

»Sehr gut, sehr gut das. Alonzo ... hm. Ein treuer Schäfer?«

»Das Leben ist der Baum, in dessen Rinde er unermüdlich die Initialen seiner Schönen schneidet.«

»Sie soll nicht zu grausam sein. Ich erinnere mich meiner früheren Tage, ich war ... Wenn junge Leute von einer Frau lange geringschätzig behandelt werden, so übertragen sie gerne ihre Affektionen und glühen stärker für ihre zweite Flamme als für ihre erste. Seid auf der Hut, Cousin. Er ist viel um sie, sagtet Ihr? Dies verliebte Geschmachte und Getue in der Nähe einer ganz unschuldigen Frau übt seinen Einfluß.«

»Um so früher werden Ihre Durchlaucht den Weg zum heimatlichen Herd wieder nehmen.«

»Oder weg davon, möge sie mir verzeihen. Ich komme mir vor wie einer von König Johanns Juden, der gezwungen wird, seinen Goldschatz ohne Sicherstellung auszuleihen. Was für eine Welt heutzutage! Nichts, Beamish, nicht das geringste Annehmliche besitzen wir, das nicht ein Gegenstand der Begierde wird! Gewinnt einen saftigen Einsatz und schon seid Ihr mit Euresgleichen auf dem Kriegsfuß und müßt von dem Moment ab Euch defendieren. Freudliches Besitzen, so was gibts auf dieser Welt nicht. Und erst gar, wenn es eine schöne, junge Frau ist, ah ...«

»Der Championringer fordert jeden Gegner heraus, der sich auf seinen Boden begibt,« meinte der Beau stärkend.

Der Herzog stimmte gedrückt diesen kraftvollen Worten zu.

»Gewiß, oder er wird herausgefordert, nicht? Gibt es nicht irgendeine Geschichte, die diesen Alonzo bei Chloe, der wir sie erzählen, unmöglich macht? Ihr könntet ihn eigentlich für den Monat wegschicken, mein lieber Beamish.«

»Ich begehe keine Ungerechtigkeit ohne einen zureichenden Grund. Er ist ein schätzenswerter Junge, wie seine Ergebenheit gegenüber einer ganz einzigartigen Frau zeigt. Ihr seinen Namen und sein Vermögen zu schenken, sind alle seine Gedanken.«

»Ich sehe, ich sehe, ein ganz vortrefflicher, junger Mann. Ich fange an, diesen Alonzo gern zu haben. Ihr dürft meiner Herzogin nicht erlauben, sich über ihn zu mokieren. Enkuragiert sie vielmehr, daß sie seine Absicht auf Chloe begünstige. Die Einfalt eines jungen Mannes sollte ihr kein übler Anblick sein. Also Chloe. Gut. Ihr habt mich völlig beruhigt in diesem Punkte, Beamish. Und es ist nur noch eine Verbindlichkeit zu dem Berge der andern. Ich spreche nur deshalb nicht von Bezahlung, weil ich weiß, daß Ihr nicht meinen Bankrott wollt.«

Was der Herzog und Beau Beamish sonst sprachen, betraf das Datum von Ihrer Durchlaucht Ankunft in den Wells, wo sie wohnen sollte und andere kleine Arrangements für Dero Wohlbefinden, wobei der Herzog fortwährend bemerkte: »Aber ich überlasse alles völlig Euch,« nachdem er darin ganz genaue Instruktionen gegeben hatte, die sich bis auf die Kaufläden und den Apotheker, den Modenhändler und den Juwelier erstreckten, bei denen sie ihre Einkäufe machen sollte. Er erinnerte sich aus seinen frühern Tagen in den Wells, daß sich da mancher Baron seiner Bekanntschaft für einen Tag in einen Kaufmann verwandelt und auf diese Weise eine Dame, schön wie Venus und eifersüchtig überwacht, gewonnen hatte. »Ich hätte ja mit der Göttin abgeräumt, wenn sie meine Frau gewesen wäre,« schrie er und fiel so von der Höhe seines Enthusiasmus herunter, wie jene windgeblähten Schweinchen Ihren allzu kurzen Ton mit einem Klagegekrächz schließen. »Aber ich verlasse mich da ganz auf Euch, Beamish.« Allso wie ein großer Feldherr, der alles zum Siege getan hat, was peinlichste Voraussicht ihm eingibt, sich der göttlichen Providenz ganz anheimstellt, in der Hoffnung, sich das unentzifferbare und geheimnisvolle »vielleicht« günstig zu stimmen.


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