Oskar Meding
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Oskar Meding

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XVI.

Montesecco hatte ungehindert die Osteria zum goldenen Becher erreicht, die Straße war noch leer, da alles sich auf dem Platze vor dem Dome zusammendrängte, und er hatte nur wenige Neugierige begegnet, die dorthin eilten, um nach der Ursache des Lärms zu forschen.

Unruhig trat ihm Luigi Lodini entgegen.

»Was ist geschehen, edler Kapitano?« fragte er, in Monteseccos bleiches Gesicht blickend, »was bedeutet der Lärm, der immer wilder aus der Stadt herüber schallt?«

»Die Wahnsinnigen,« rief Montesecco, »sie haben die Medici vernichten wollen und sich selbst ins Verderben gestürzt, Giuliano liegt ermordet vor dem Altar.«

»Und Lorenzo?« fragte Luigi.

»Lorenzo ist gerettet, das Volk schreit nach Rache gegen die Mörder, sie werden ihrem Schicksal nicht entgehen – Giuliano haben sie ermordet, aber die Macht der Medici haben sie gewaltiger und fester gemacht als je. Ich habe mit dem allen nichts zu thun, aber ich muß mich bei Euch verbergen, bis der Sturm vorüber ist, das tobende Volk erwürgt die Unschuldigen mit den Schuldigen.«

»Ihr seid hier sicher,« erwiderte Luigi, dessen Augen tückisch aufblitzten, »Eure Soldaten sind nicht mehr hier und niemand wird Euch in meinem Hause suchen.«

»Sollte nach mir gefragt werden,« erwiderte Montesecco, »so sagt, ich wäre mit den Wachen des Kardinals davongeritten.«

Er ging schnellen Schritts nach seinem Zimmer.

Luigi blickte ihm hämisch lachend nach.

»Ich habe es wohl bemerkt,« sagte er vor sich hin, »daß so etwas im Werke war, aus den Reden der Soldaten, sie haben es dumm angefangen, und die Dummen sind schlechte Verbündete. – Der Kluge schwimmt mit dem Strom, und in den Wellen dieses Stromes, der so laut tobt und die Tiefen aufwühlt, wird wohl etwas zu fischen sein.«

Er ging auf den Hof hinaus, öffnete eine Hinterthür der Mauer, welche die ganze Osteria umgab, lauschte dann nach dem immer lauter und wilder brausenden Lärm und eilte zwischen den Hecken der Stadt zu. Montesecco war über den Korridor nach seiner Wohnung im Hinterhause gegangen.

Hier fand er Claudina, völlig in ihren Knabenanzug gekleidet, sie hatte ebenfalls die tobenden Stimmen gehört und hielt sich, des Lagerlebens gewöhnt, für ein außergewöhnliches Ereignis bereit.

Sie erschrak, als Montesecco, bleich und verstört, hastig eintrat.

»Was ist geschehen?« rief sie, ihm entgegeneilend, indem sie ängstlich fragend zu ihm aufsah:

»Ein großes Unglück, meine Claudina,« sagte er aufatmend, indem er die Thür hinter sich schloß – »für uns vielleicht ein Glück.«

Und mit kurzen Worten erzählte er der zitternd Lauschenden die Vorgänge im Dom.

»Und du, mein Battista,« fragte sie, »du hast nichts zu fürchten, nicht wahr, du hast keine Gemeinschaft mit den Mördern – du würdest deine Waffen nicht gegen Wehrlose gebrauchen?«

»Nein,« rief Battista, »nein, das habe ich nicht gethan, obgleich sie wohl versuchten, mich mit zu der Unthat zu verlocken. Ich habe es verweigert, etwas anderes zu thun, als die Ordnung in der Stadt zu erhalten. Auch wollte ja der Graf Girolamo selbst nichts mehr mit jenen zu thun haben. Aber Geliebte, wir müssen uns verbergen, bis die Wut des Volkes ausgetobt hat, dann aber, dann bin ich entschlossen, den Dienst des Grafen zu verlassen und zu Lorenzo zu gehen, der wohl mehr als je eines erprobten Degens bedarf. Vielleicht wird dieser Tag, an dem so viel Blut geflossen ist, uns das lange ersehnte Glück bringen. – Mit jenen allen, welche den Medici übel wollen, mag ich nichts mehr zu thun haben, und wenn Lorenzo heute meiner Dienste noch nicht bedarf, so können wir warten mit dem, was mir von den letzten Werbungen noch übrig blieb.

Er zog unter seinem Wams eine lederne Tasche hervor und nahm aus derselben zwei stark gefüllte Börsen, durch deren Gewebe das blinkende Gold hervorschimmerte.

»Dies Gold bedeutet unsere Freiheit,« sagte er, »ich mag es nicht bei mir tragen, wenn ich etwa ausgehen müßte in dieser Zeit.«

»Du wirst nicht ausgehen, mein Battista,« sagte sie schaudernd, »nein, nein, ich beschwöre dich, nur dies eine Mal in deinem Leben vorsichtig, wenn du willst, feig zu sein, wo Mut und Tapferkeit kein Ziel und keinen Preis haben.«

»Sei ruhig, meine Claudina,« sagte er lächelnd, »mich drängt es nicht hinaus in die Welt, die mir heute wahrlich einen tiefen Abscheu eingeflößt hat, und fortan soll mein Degen nur einer edlen Sache dienen. Doch jetzt gieb mir einen Becher von dem Syrakuser, den der gute Luigi in seinem vortrefflichen Keller führt – ich bedarf wahrlich der Stärkung, was ich heute habe sehen müssen, hat mich schwerer angegriffen, als der mühseligste Marsch und die heißeste Schlacht.«

Claudina kredenzte ihm einen Becher, den er mit einem durstigen Zuge leerte.

Dann lehnte er sich auf die Ruhebank zurück.

»Ich bin müde,« sagte er, »meine Augen fallen zu, laß mich ein wenig schlafen, vielleicht wird die nächste Zeit noch der Arbeit und Sorge genug bringen.«

Claudina ordnete die Kissen unter seinem Kopf und bald zeigten seine tiefen Atemzüge, daß er in festen Schlaf versunken war.

Claudina faltete die Hände und bewegte leise betend die Lippen. Dann lauschte sie ängstlich und zitternd dem immer lauter anschwellenden Toben der wilden Stimmen, welche aus der Stadt herübertönten.

Eine Stunde mochte so vergangen sein, da brauste das Lärmen immer näher, drohende Rufe wurden vernehmbar und immer ängstlicher horchte sie auf, ungewiß, ob sie Montesecco wecken sollte.

Von der Stadt her drang in der That eine wilde Volksmenge heran und wendete sich der Osteria zu.

Aus dem Getümmel, das sich dem großen Eingangsthor zuwendete, glitt Luigi, schnell wie ein flüchtiger Schatten, durch einen Heckengang verdeckt, der kleinen Seitenthür zu.

Er eilte in Monteseccos Zimmer, der von dem Geräusch der geöffneten Thür erwachte.

»Sie kommen hierher, Capitano,« rief er, »ich werde ihnen, wenn sie's verlangen, den Eintritt nicht wehren können – vielleicht werden sie Euch hier nicht suchen, aber Ihr müßt gefaßt sein, der Gefahr zu begegnen.«

Montesecco erhob sich.

Ruhige Entschlossenheit lag auf seinem Gesicht.

»O, mein Gott,« rief Claudina, die Hände ringend, »verlaß uns nicht in dieser Not!«

Luigis Blick heftete sich auf die gefüllten Goldbörsen, welche auf dem Tisch lagen.

»Dies hier,« sagte er, »muß für alle Fälle in Sicherheit gebracht werden und ebenso die Dame, die sich unter diesem Knabenanzug, wie ich wohl bemerkt habe, verbirgt – es ist jetzt keine Zeit, Verstecken zu spielen, ich werde für ihre Sicherheit sorgen, laßt sie dort in das Nebenzimmer treten und für das Gold hier hafte ich Euch.«

Er trug die Börsen schnell in das Nebenzimmer und drängte die widerstrebende Claudina, ebenfalls dahin.

»Er hat recht, Claudina,« sagte Montesecco, »halte dich dort versteckt, ich will es, ich habe wohl schon härtere Kämpfe bestanden und werde fester stehen, wenn ich dich in Sicherheit weiß. Ich will es, ich befehle es –« wiederholte er, gebieterisch die Hand ausstreckend, »es ist keine Zeit zu verlieren!«

Schon hörte man donnernde Schlage an das äußere Hofthor und zugleich schallte die Glocke gellend durch das Haus.

»Ich muß ihnen öffnen, Capitano,« sagte Luigi, »vielleicht gelingt es mir, sie zu beruhigen.«

Er schob den Riegel vor die Thür des Nebenzimmers, in welchem Claudina auf die Knie gesunken war und eilte hinaus.

Montesecco setzte eine Stahlhaube auf und legte Hand an den Griff seines Degens.

Schon tönte der Lärm auf dem Flur des Hauses.

Im nächsten Augenblick wurde die Thür aufgerissen, eine wilde Menge drängte über die Schwelle, blutbefleckte Dolche und Speere richteten sich gegen Montesecco.

Er zog seinen Degen, legte die linke Hand an den Griff seines Dolches und rief mit mächtiger Stimme, welche gewohnt war, das Getümmel des Kampfes zu übertönen:

»Zurück – wagt es nicht mir zu nahen! – Wer einen Schritt vorwärts thut, ist des Todes! Es ist feig, einen einzelnen Mann zu morden, aber bei Gott, mein Leben soll teuer verkauft und mit Euerm Blut bezahlt werden!«

Zugleich schwang er seine funkelnde Klinge im Kreise vor sich her.

Die Angreifenden wichen zurück, aber grimmig und drohend klang es von allen Seiten:

»Stoßt ihn nieder mit dem Speer – schlagt ihm den Degen aus der Hand – er ist der Söldling des verruchten Kardinals – er sollte die Mörder beschützen!«

Montesecco schlug mit seiner Klinge einige gegen ihn vorgestreckte Speere nieder und rief:

»Ich habe nichts mit den Mördern zu thun – Mörder seid ihr, wenn ihr das Blut Unschuldiger vergießt – führt mich vor Gericht, ich werde Rede stehen und meine Unschuld beweisen – weicht zurück oder, bei Gott, ich werde eure Leichen zum Schutzwall um mich häufen!«

Die Menge wich in der That einen Augenblick zurück, man hörte Stimmen wie das Grollen eines Raubtieres, das sich zu neuem Sprunge rüstet.

Ein starker Mann aus der Zunft der Wollkämmer trat hervor.

»Der Capitano hat recht,« sagte er, »es ist ihm keine Schuld erwiesen, wenn er auch mit den Verbrechern in Verbindung steht – der edle Lorenzo selbst hat uns gemahnt, keine ungerechte Rache zu üben. Wenn er sich dem Gerichte stellen will, so ist es unsere Pflicht, ihn nach der Signorie zu geleiten und dort den Herren des Rats zu überantworten.«

Wohl wurde hier und dort in der aufgeregten Menge gemurrt, aber alle fügten sich doch den Worten eines Mitgliedes der so angesehenen und mächtigen Zunft.

Montesecco steckte den Degen ein und sagte:

»Ich unterwerfe mich dem Urteil der Herren des hohen Rats. Ich vertraue auf Euer Wort,« fügte er zu dem Wollkämmer gewendet hinzu.

Dieser trat ihm voran.

Die anderen folgten.

Er warf noch, leicht seufzend, einen verstohlenen Blick nach der Thür des Nebenzimmers und folgte dem Zuge nach dem Palast der Signorie.

Hier wurde er der Wache zu weiterem Gewahrsam übergeben und der Wollkämmer mit einigen anderen stieg hinauf, um den im Ratszimmer versammelten Herren zu melden, daß der Capitano de Montesecco, vom Dienste des Kardinals Riario, der verdächtig erscheine, an dem Mordanschlage beteiligt zu sein, zu Befehl stehe.

Eben war Cesare Petrucci von seinem Besuch bei Lorenzo zurückgekehrt.

»Er soll sein Gericht finden,« sprach der Gonfaloniere mit feierlichem Ernst – »sagt das dem Volk unten und ihr sollt dem Verhör und dem Urteilsspruch beiwohnen. In einer Zeit wie diese hat das Volk wohl das Recht, sich zu überzeugen, daß seine erwählten Vertreter unparteiisch und ohne Ansehen der Person ihre Pflicht erfüllen.«

Der Wollkämmer kehrte mit seinen Begleitern zu der vor dem Palast versammelten Menge zurück und diese zog mit lauten Hochrufen auf den Gonfaloniere weiter.

Montesecco wurde vor den hohen Rat geführt und einem strengen Verhör unterzogen über den Grund seiner Anwesenheit in Florenz und über seine Kenntnis des verbrecherischen Unternehmens, mit dessen Leitern und Werkzeugen er in persönlichen Beziehungen gestanden habe.

»Ich könnte euch antworten, edle Herren,« sagte Montesecco ruhig, »daß ihr nicht meine Richter seid, da ich nicht Unterthan der florentinischen Republik bin, aber das wäre ein unnützes Wortgefecht, da ihr ja die Macht über mich habt. – Ich bin Soldat und liebe keine leeren Worte, auch bin ich niemals feig gewesen in meinem Leben, und die Lüge ist eine Feigheit – ich werde euch deshalb die Wahrheit sagen, um so mehr als die Wahrheit mich am besten rechtfertigt.«

»Das ist auch jedenfalls das Beste, was Ihr thun könnt,« erwiderte Petrucci, »denn wir würden Euch die Wahrheit dennoch durch andere Zeugen beweisen und die Lüge würde Eure Lage nur verschlimmern.«

Montesecco erzählte nun klar und ausführlich, wie er von Francesco de Pazzi, dem Erzbischof Salviati und dem Grafen Girolamo aufgefordert sei, an dem Sturze der Medici und der florentinischen Republik teilzunehmen, indem er, wenn der Schlag gegen die Medici geführt worden sei, sogleich mit den von Imola herangezogenen Truppen die Stadt Florenz besetzen und jede Bewegung des Volks niederhalten sollte; er habe, obgleich er in die Dienste des Grafen Riario getreten sei, seine Mitwirkung von der Genehmigung Seiner Heiligkeit des Papstes abhängig gemacht.«

»Und der Papst,« fragte Petrucci, »hat diese Genehmigung gegeben?«

»Es ist geschehen,« erwiderte Montesecco, »denn sonst würde ich mich sogleich von der ganzen Sache losgesagt haben.«

Von den zuhörenden Bürgern hörte man halblaute Verwünschungen.

Petrucci aber rief:

»Entsetzlich – der Statthalter Christi hat den Meuchelmord befohlen! – schreibt die Aussagen des Capitano sorgfältig nieder, kein Wort davon soll verloren gehen,« befahl er dem das Protokoll führenden Ratsherrn.

»Ihr irrt, edle Herren,« sagte Montesecco mit fester Stimme, »Seine Heiligkeit hat wohl die Änderung der florentinischen Verfassung erlaubt, über die viele Klagen geführt worden sind von den Florentinern selbst, von Francesco Pazzi und dem Erzbischof Salviati, aber er hat,« fuhr er mit größerem Nachdruck fort, »auf das allerbestimmteste verboten, daß Blut fließen dürfe und daß irgend eines Menschen Leben gefährdet würde.«

»So hat der kluge Sixtus,« rief Petrucci mit höhnischem Lachen, »geglaubt, daß die Verfassung der Republik zerschlagen werden könne ohne Blutvergießen, und daß die Medici verdrängt werden könnten, so lange sie leben?«

»Meine Worte sind die Wahrheit,« sagte Montesecco feierlich – »ich beschwöre es beim Blute des Erlösers!«

»Doch weiter,« sagte Petrucci kopfschüttelnd, »erzählt weiter!«

Montesecco erklärte, daß er von dem Grafen Girolamo zu Lorenzo gesendet sei, um dessen Unterstützung für die Erwerbung von Faenza zu erbitten; er habe bei dieser Gelegenheit Bewunderung und Verehrung für Lorenzo de' Medici gewonnen, auch der Graf Girolamo sei auf seinen Rat anderen Sinnes geworden und habe ihm befohlen, die bereits gegen die Thore von Florenz heimlich vorgeschobenen Truppen zurückzusenden, in der Stadt aber sei die Sache schnell vorwärts gegangen, bei dem Gastmahl zu Ehren des Kardinals hatten die Medici verhaftet werden sollen, da aber Giuliano unpäßlich war, habe man die Ausführung in der Kirche während der Messe beschlossen.

»Eine Tempelschändung,« rief Petrucci, »unter der Genehmigung des Papstes und des Erzbischofs von Pisa –«

»Seine Heiligkeit,« fiel Montesecco ein, »hat von der Art der Ausführung nichts gewußt und weder Befehl noch Genehmigung dazu gegeben – ich aber habe von diesem Augenblick an jede Mitwirkung versagt, weil ich eine solche That wie Ihr für eine Tempelschändung hielt, weil ich wußte, daß sie dem bestimmten Befehl Seiner Heiligkeit widersprach. Das ist es, was ich euch zu sagen habe und so wahr mir Gott gnädig sei, es ist die Wahrheit.«

Die Ratsherren und auch die Bürger waren durch die ruhige und würdige Haltung Monteseccos zu seinen Gunsten bewegt.

»Tretet dort in das Nebenzimmer,« sagte Petrucci, »wir werden beraten und beschließen, was uns die Pflicht gebietet.«

Montesecco verbeugte sich und trat, von zwei Wachen begleitet, ab.

»Nun, ihr Herren,« fragte Petrucci, »was ist eure Meinung?«

»Der Capitano ist ein tapferer Soldat,« sagte Soderini, der älteste der Ratsherren, »er hat denen gehorcht, in deren Diensten er stand und hat keinen Teil gehabt an der verruchten That, sein offenes Geständnis ist uns zudem nützlich, um uns unsere Feinde erkennen zu lassen. Ich bin dafür, ihn über unsere Grenzen zu verweisen und ihm bei Todesstrafe zu verbieten, unser Gebiet wieder zu betreten.«

Die übrigen Ratsherren stimmten bei.

»Und ihr, meine Mitbürger, was würdet ihr dazu sagen – was würdet ihr thun?« fragte Petrucci.

»Er ist ein tapferer Mann,« erwiderten die Wollkämmer, »er hat seinen Arm nicht zum Meuchelmord bieten wollen – er mag sein Leben behalten, haben doch die Schuldigsten bereits gebüßt.«

Auch die anderen Bürger stimmten bei.

Petrucci aber erhob sich und sprach mit voller Stimme:

»Der Capitano de Montesecco ist ein tapferer Soldat, das ist bekannt, er hat euch die Wahrheit gestanden, und das war mutig und vielleicht auch klug, – er hat an dem Meuchelmord keinen Teil genommen, aber ob aus eigenem Entschluß oder weil ihm die anderen zuvorgekommen sind, das ist nicht erwiesen – jedenfalls hat er die Folgen des Meuchelmordes decken und sichern wollen, er hat fremde Truppen des Grafen Riario, der mit der Republik im Frieden stand, gegen unsere Stadt geführt, um unsere Verfassung umzustürzen und dem Volke seine Freiheit zu rauben zu Gunsten der tückischen Pazzi. Das ist Friedensbruch und Hochverrat, Verbrechen, welche wir auch an Fremden mit dem Tode zu bestrafen das Recht und die Pflicht haben! Und nicht um die Strafe allein handelt es sich, diese könnten wir vielleicht einem minder Schuldigen erlassen, nein, edle Herren und ihr, meine Mitbürger, es handelt sich um das Beispiel! – Wenn ihr Gnade walten lasset, wo es sich um die Freiheit, das höchste Heiligtum unseres Vaterlandes, handelt, so werden unsere unversöhnlichen Feinde immer neue Werkzeuge finden für ihre tückischen meuchlerischen Anschläge. Die Welt muß wissen, daß jeder unerbittlich dem Tode verfallen ist, der es wagt, unsere Verfassung und unsere Gesetze und die Männer unseres Vertrauens auch nur als Helfershelfer anzugreifen, wie der Blitzstrahl aus der Bundeslade im Tempel zu Jerusalem jeden zerschmetterte, der mit ungeweihter Hand das Heiligtum berührte. Denkt an den edlen Giuliano, der unter den Dolchen der Meuchelmörder verblutete. – Denkt daran, was aus euch geworden wäre, wenn die entarteten Priester auch Lorenzo getroffen hätten und wenn dann die Scharen des Capitano über euch gekommen wären, um eure Nachkommen unter das Joch der römischen Zwingherrschaft zu beugen! – Denkt daran, edle Herren, und ihr, meine Mitbürger, und ihr werdet mir beistimmen, daß wir dem gemordeten Giuliano und uns es schuldig sind, an allen Schuldigen, ob sie jenem Verbrechen näher oder ferner stehen, ein Beispiel zu geben, das künftig jeden Frevler vor solcher That zurückbeben läßt!«

»Ihr habt recht, edler Gonfaloniere, Ihr habt recht,« rief der Wollkämmer, »was gilt das Leben eines Feindes wie dieser Montesecco gegen Giuliano de' Medici und gegen unsere Freiheit!«

Auch die Herren vom Rat neigten zustimmend ihre Häupter. Soderini drückte Petrucci die Hand und sagte: »Ihr habt recht, daß Ihr mich an Giuliano erinnert, – jene würden uns wahrlich nicht geschont haben, wenn ihre That gelungen wäre.«

»Ich stimme also für den Tod,« sagte Petrucci, »aber da der Capitano minder schuldig ist als die Anderen, so mag ihm als tapferen Soldaten der Tod durch das Schwert zugestanden werden.«

Nachdem wiederum alle beigestimmt hatten, wurde Montesecco zurückgerufen.

Petrucci eröffnete ihm das Urteil, zerbrach den auf dem Ratstische liegenden weißen Stab und warf die Stücke auf den Boden.

Montesecco erbleichte.

Er drückte die Hand auf sein Herz und wie ein Hauch klang es von seinen Lippen:

»Arme Claudina. –«

Aber er beugte sein Haupt nicht.

Mit stolzem Blick und ruhiger Stimme sagte er:

»Ihr habt Euer Urteil vor Gott zu verantworten, der auch über Euch einst Gericht halten wird, ich habe dem Tode hundertmal ins Antlitz geschaut und fürchte mich nicht vor ihm, nur um eins bitte ich Euch, laßt einen Priester kommen, daß ich mich durch die Beichte und die heilige Wegzehrung bereit machen und einem Diener der Kirche anvertrauen könne, was ich noch auf Erden zu bestellen habe.«

»Euer Wunsch soll sogleich gewährt werden,« erwiderte Petrucci, über dessen strenges Gesicht ein Schimmer von Teilnahme glitt, »und was Ihr sonst noch begehrt zu Euerm Trost und Eurer Erquickung, soll Euch nicht versagt werden.«

»Ich bitte nur um ein Schreibzeug, weiter bedarf ich nichts, – das Sakrament wird mein Trost und meine Erfrischung sein.«

Petrucci befahl, den Verurteilten in ein ruhiges Gemach des Palastes zu führen und einen Priester rufen zu lassen.

Montesecco verließ in stolzer würdiger Haltung den Sitzungssaal.


Claudina lag noch in heißem Gebet versunken auf ihren Knien, als Luigi zu ihr ins Zimmer trat.

»Was ist geschehen,« rief sie aufspringend, »haben sie ihn gemordet, die Entsetzlichen?«

»Er lebt,« erwiderte Luigi, »sie haben ihn fortgeführt, um ihn vor Gericht zu stellen, wie er es verlangt hat und da ist wohl noch Hoffnung für sein Leben, da er ja nicht an der verbrecherischen That teilgenommen. – Wartet ruhig ab, was geschehen wird, zu thun ist dabei nichts, besser steht es um ihn vor seinen Richtern, dessen könnt Ihr gewiß sein, als wenn das erbitterte Volk seine Bestrafung übernommen hätte.«

»Er steht vor Gericht,« erwiderte Claudina, während Luigi die Goldbörsen in seine Tasche gleiten ließ, – »o dann ist noch Rettung möglich!«

»Ja, ja,« rief sie nach kurzem Nachdenken, »so kann es geschehen, Fioretta ist im Hause eines Freundes der Medici, ich muß zu ihr, sie wird es vermögen, mir Hilfe zu bringen.«

Sie wollte davoneilen.

Luigi hielt sie zurück.

»Wohin wollt Ihr,« sagte er, »Ihr könnt ihn nicht sehen, der Capitano hat Euch meinem Schutz übergeben und Ihr dürft Euch nicht auf die Straße wagen, wo noch das wütende Volk umherzieht, – zu dem Capitano könnt Ihr nicht gelangen, er ist in sicherem Gewahrsam.«

»Nicht zu ihm gelangen will ich,« erwiderte Claudina, »einen Freund will ich aufsuchen, der vielleicht im stande ist, den Armen zu retten.«

»Das darf nicht sein,« sagte Luigi, indem er sich ihr in den Weg stellte, »hier müßt Ihr bleiben, hier allein seid Ihr sicher und ich habe dem Capitano für Euch gebürgt.«

»Was gilt meine Sicherheit,« rief Claudina, »was gilt mein Leben? Ihn zu retten gilt's und dazu giebt es nur einen Weg.«

Luigi sah sie mit seltsam funkelnden Augen an.

»Soll ein Teil der Beute mir entgehen –« flüsterte er, »der beste vielleicht, – sie kann Wohl mehr wert sein als das Gold. – Nein,« sagte er dann, ihr abermals entgegentretend, »Ihr dürft nicht fort von hier, ich verbiete es, Ihr steht unter meinem Befehl und seid wahrlich gut aufgehoben.«

»Ich gehorche keinem Befehl,« rief sie, »ich habe nur eine Pflicht auf Erden, und die werde ich erfüllen.«

»Ihr werdet es nicht,« fugte er drohend, »ich bin jetzt Euer Herr und hinter Schloß und Riegel sollt Ihr den Gehorsam lernen.« Er faßte Ihren Arm und wollte sie zurückziehen.

»Ha,« rief sie, »Ihr wagt es? – Der Waffenträger Monteseccos kennt die Furcht nicht und gehorcht nur einem Herrn. Zurück, – gebt den Weg frei!«

Im Nu hatte sie mit ihrer freien Hand einen zierlichen, dreischneidigen Dolch aus ihrem Gürtel gezogen. Mit kräftigem Stoß traf sie den Arm, mit dem er sie hielt.

Mit einem Schmerzensruf taumelte er zurück und ließ ihre Hand los. Ehe er sich nach diesem unerwarteten Angriff wieder gefaßt hatte, war sie schon über den Korridor nach dem Hof zu davongeeilt.

Er stürmte ihr mit grimmigen Verwünschungen nach, aber als er den Hof erreichte, war sie schon durch das Thor entkommen, das die Menge, welche Montesecco davonführte, offen gelassen hatte.

Auf die Schwelle tretend, sah er sie hinter dem Heckengang verschwinden.

»Dies Weib ist ein Teufel,« sagte er knirschend, »ihr zu folgen, wäre unnütz, – schon sinkt die Dunkelheit herab, niemand ist in der Nähe und mein Arm schmerzt mich, – sie hat es bei dem verfluchten Capitano gelernt, den Dolch zu führen. Ich habe einen dummen Streich gemacht, daß ich sie nicht zuvor einschloß. Nun, ich muß mich mit den Goldbeuteln begnügen und meinen Arm verbinden, – möge die wilde Katze ihre Strafe finden.«

Er schloß grimmig murrend das Thor und kehrte in das leere Haus zurück, aus welchem die Knechte und Mägde bei dem Eindringen der wilden Volksmenge entflohen waren.

Claudina war durch den Heckengang geeilt, die Dunkelheit begann herabzusinken, aber dennoch erkannte sie, auf die nach der Stadt führende Straße hinaustretend, bald die Gartenthür wieder, durch welche Fioretta am Tage vorher verschwunden war.

Sie eilte dorthin.

Die Thür, durch welche Bandini entflohen war, stand noch offen und mit einem freudigen Aufschrei trat sie in den Garten ein.


Antonio de San Gallo hatte, als Fioretta unter Bandinis Dolchstoß zusammenbrach, die Verfolgung des Fliehenden, die doch vergebens gewesen wäre, vergessen und auch die herbeieilenden Diener blieben starr vor Schrecken stehen, als sie ihren Herrn mit blutendem Arm über die am Boden liegende Frau gebeugt erblickten.

Antonio ließ Fioretta aufheben und auf das Ruhebett in ihrem Wohnzimmer tragen.

Er sendete eine Anzahl Diener aus, um einen Arzt zu suchen und versuchte, so gut er es selbst vermochte, zu erforschen, ob die Verwundete noch irgend ein Lebenszeichen gebe.

Der Dolch war in die Mitte der Brust gedrungen, nahe am Herzen, das schnell geronnene Blut hatte die Wunde verschlossen. Der Körper war unbeweglich, aber noch lebenswarm und nachdem Antonio der bewegungslos Daliegenden etwas Wein durch die Lippen gegossen und die Schläfen und die Pulsadern mit frischem Wasser gerieben, schien es, als ob die Brust sich unmerklich, unter leisen Atemzügen, zu bewegen beginne.

Antonio beugte sein Ohr auf Fiorettas Mund. Er glaubte einen leise röchelnden Atemzug zu vernehmen und ihren Hauch zu spüren.

Nachdem er in angstvoller Spannung seine Belebungsversuche eine Zeitlang fortgesetzt, wurden die Atemzüge tiefer und deutlich hörbar.

Endlich schlug Fioretta die Augen auf und blickte mit ihren matten Augen fragend umher.

»Ihr lebt!« rief Antonio. »Dem Himmel sei Dank! Haltet Euch ruhig, macht keine Bewegung, es wird gelingen, Euch zu retten.«

Er hielt ihr einen Kelch an die Lippen und flößte ihr von neuem einen Schluck starken Weins ein.

Ihre Blicke wurden klarer, die Erinnerung schien zurückzukommen, ein unsäglicher Schmerz drückte sich in ihrem Gesicht aus.

»Mich retten?« flüsterte sie, »Warum? – Was bedeutet mein Leben? O, hätte der Mörder meines Giuliano auch mein Herz durchbohrt, ich wäre mit dem Geliebten vereint, dort, wo es keinen Haß mehr giebt.«

»Ihr müht leben, Fioretta,« sagte Antonio, ein weiches Kissen unter ihr Haupt legend, »Ihr müßt leben, – denkt an Euern Giulio!«

Ihre Augen belebten sich.

»Mein Giulio,« rief sie, »ja, ja, Ihr habt recht, für ihn muß ich leben, so lange ich's vermag. Lange wird es nicht sein, das fühle ich wohl,« sagte sie, die Hand, wie von plötzlichem Schmerz erfaßt, auf ihre Wunde legend, – »der Dolch des Mörders hat mich sicher getroffen, wie meinen Giuliano.«

Sie schwieg einen Augenblick wie erschöpft.

Dann sagte sie mit flehendem Blick:

»Ich muß Lorenzo sehen, ich kann nicht zu ihm gehen, das fühle ich wohl, meine Kraft würde brechen und doch kann ich nicht sterben, bevor ich ihm nicht meinen Sohn Giulio übergeben. So hoch er auch über allen steht, er wird kommen, er kann das heiligste Vermächtnis seines Bruders, der ihn so sehr geliebt, nicht zurückweisen.«

»Geduld,« sagte Antonio, »erwartet den Arzt, ich verspreche Euch, Lorenzo Eure Botschaft zu bringen.«

Sie schien wieder in Bewußtlosigkeit zurückzusinken, aber ihre Atemzüge hörten nicht auf, sie schlummerte und in banger Unruhe bewachte Antonio ihren Schlaf, der wenigstens ihre Kräfte stärken mußte.

Die Diener blieben ziemlich lange aus, bis sie endlich mit einem Wundarzt zurückkehrten, den sie bei der in der ganzen Stadt herrschenden Aufregung und Bestürzung nur schwer gefunden hatten.

Derselbe betrachtete die Wunde, betastete vorsichtig die Umgebung derselben und sagte dann, Antonio von der noch immer Schlummernden einige Schritte wegführend:

»Ich fürchte, der Dolchstoß hat nur zu gut getroffen, das geronnene Blut hat die Wunde geschlossen und die Blutung vorläufig gestillt, würde ich es entfernen, um die Wunde zu untersuchen, so möchte der Tod unmittelbar eintreten. Hat die Arme noch irgend etwas aus der Erde zu bestellen und zu ordnen, so laßt sie es vorher thun, bevor ich die Sondierung unternehme, aber zögert nicht, denn der Druck der inneren Blutung kann jeden Augenblick das schwache Hindernis durchbrechen!«

»So wartet, –« sagte Antonio traurig, »jawohl, sie hat noch etwas auf Erden zu thun.«

Er ließ seine eigene Armwunde untersuchen, die nicht gefährlich war und den Arzt, nachdem er ihm schnell einen Verband angelegt, in ein benachbartes Zimmer führen.

Atemlos kam die alte Ginevra, welche lange noch im Dom zurückgeblieben war, ehe sie es gewagt hatte, durch die Menschenmenge auf den Straßen den Weg nach dem Hause zu unternehmen.

Sie stieß einen Jammerruf aus, als sie Fioretta bleich mit blutiger Brust daliegen sah.

Antonio wehrte ihr, als sie zu dem Ruhebett hineilen wollte und sagte ernst:

»Stört sie nicht, die Arme, es geht um ihr Leben, sie ist von derselben verruchten Hand getroffen, die Giuliano gemordet, – flößt ihr Wein ein, wenn sie erwacht und sorgt für das Kind, hört Ihr, der kleine Giulio wird unruhig und sie darf ihn nicht hören.«

Die Alte nickte mit dem Kopf, sie begriff die Notwendigkeit von Antonios Befehl und leise ging sie in das Nebenzimmer, wo der erwachte Knabe ihr lächelnd die Hände entgegenstreckte.

Sie setzte sich an seine Wiege, sie reichte ihm Milch in einer silbernen Schale, wie er es gewohnt war, und summte in leisem Flüsterton ein heiteres Lied, während heiße Thränen über ihre bleichen Wangen rannen.

Schon sank die Dunkelheit tiefer herab.

Antonio ließ die Kerzen anzünden, befahl den Dienern, jeden lauten Ton auf dem Korridor zu verhüten und machte sich schweren Herzens auf den Weg nach dem Palast der Medici.

Als er unter das Portal trat, war soeben auf einer Tragbahre, mit Teppichen bedeckt, die Leiche Giulianos vom Dome hergetragen, um sie in einem der Prachtsäle des Hauses in aller Stille aufzubahren; denn Lorenzo sollte den von zahllosen Dolchstichen durchbohrten Bruder erst sehen, wenn die Schrecken seines furchtbaren Todes von freundlich sorgender Hand entfernt sein würden.

Politiano begleitete den Zug.

Antonio drückte ihm die Hand und sagte:

»Welch' ein Tag, und ich muß kommen, noch mehr des Jammers zu bringen – wahrlich, wir dürfen nicht zögern, die entsetzliche Unthat zu rächen, der dies herrlich blühende Leben zum Opfer fiel.«

Politiano schluchzte leise, er war unfähig zu antworten und wendete sich mit dem schauerlichen Leichenzug der großen Treppe zu, während Antonio zu Lorenzos Gemächern sich begab, um in dringenden unaufschiebbaren Angelegenheiten sich melden zu lassen.

Er fand Lorenzo, dem soeben ein neuer Verband angelegt war, halb entkleidet in seinem Lehnstuhl.

»Was bringt Ihr, Antonio?« fragte er den Eintretenden mit mattem Lächeln, »Von einem Freunde wie Euch sollte ich wohl gute Nachrichten erwarten, aber dieser Tag scheint ja dem Unglück bestimmt und fast fürchte ich, daß auch Ihr mit schmerzlicher Kunde kommt.«

»Leider ist es so, erlauchter Lorenzo,« erwiderte Antonio, »verzeiht, daß ich Eure Ruhe störe, deren Ihr so sehr bedürft, aber es gilt die Ruhe und den Frieden einer Menschenseele. Ich war der Hüter eines Geheimnisses, das Euch nicht mehr lange verborgen bleiben sollte, aber der Tod hat Giulianos Lippen geschlossen, ehe sie es Euch künden konnten.«

»Ein Geheimnis Giulianos?« rief Lorenzo, »Sprecht, Antonio, sprecht, alles was ihn betrifft, ist mir heilig und duldet keinen Aufschub.«

Antonio erzählte Giulianos Liebesgeschichte und den tieferschütternden Vorgang, dessen Zeuge er soeben gewesen.

Lorenzo bedeckte sein Gesicht mit den Händen.

»Das also war es!« sagte er. »Ich sah wohl, daß ihn etwas drückte, vielleicht hätte ich ihm gezürnt, daß er so die hohe Bahn vergessen konnte, welche die Vorsehung unserem Hause vorgezeichnet, daß er so meine Pläne durchkreuzen konnte – doch diese Pläne sind ja zerstört, zerstört für immer und die verruchte Mörderhand, die ihm den Tod gab, hat auch jene getroffen, die er so sehr geliebt. – Jetzt stehe ich nur vor dem heiligen Vermächtnis meines Bruders und, bei Gott, wenn er auf uns herabblicken kann, so soll er zufrieden mit mir sein!«

»Die Arme,« sagte Antonio, »verlangt nach Euch, Ihr vermögt ihr den Frieden zu geben, um freudig dem Geliebten in den Tod nachzufolgen.«

»Ich komme,« sagte Lorenzo, »die Stimme Giulianos soll nicht vergeblich den Bruder rufen, meine Kraft wird auch dies noch überwinden! – Und sie ist seine Gemahlin,« fragte er, »seid Ihr dessen gewiß?«

»Ganz gewiß« – erwiderte Antonio, »ich kann Euch den Priester des Klosters von San Donino zuführen, vor dem Giulianos Bund geschlossen wurde.«

»Ich habe den Bruder verloren,« sagte Lorenzo aufstehend, »sein Sohn soll den Vater wiederfinden!«

Er befahl eine Sänfte, da er sich nicht stark genug fühlte, zu Pferde zu steigen und stieg mit Antonio ein, um sich nach dessen Haus tragen zu lassen, –

Fioretta hatte in ruhigem Schlummer, nur zuweilen schmerzlich aufseufzend, dagelegen.

Der Knabe war wieder eingeschlafen und, die alte Ginevra hatte sich auf ein Taburett neben Fiorettas Lager gesetzt.

Die Thränen rannen über ihre Wangen und die zitternden Hände gefaltet, betete sie um das Leben der schwer Verwundeten.

Da plötzlich knirschten Schritte auf dem Kies des Gartens.

Claudina hatte den Weg durch die Plantanen-Allee verfolgt und war dem Lichte nachgegangen, das durch die Taxushecke schimmerte.

Sie trat auf die Schwelle der geöffneten Thür und blieb erschrocken stehen, als sie die Schwester, wie leblos daliegend, erblickte.

Ginevra hatte sich umgewendet und sprang bei dem Anblick eines unbekannten Jünglings auf.

»Mein Gott,« rief sie entsetzt, »ist das Unheil noch nicht versöhnt, – dringt der Mord von neuem in dies Haus!«

Sie ging schwankenden Schrittes der Thüre zu, um die Diener zu rufen, aber schon war Claudina herbeigeeilt, sie sank neben dem Ruhebett auf die Knie, drückte Fiorettas Hand an ihre Lippen und rief, schmerzvoll aufschreiend:

»Fioretta, meine Fioretta, was hat man dir gethan? Will denn der Tod nicht einhalten auf seinem blutigen Wege – habe ich die Schwester wiedergefunden, um auch sie zu verlieren?«

Fioretta öffnete langsam die Augen.

Sie zuckte erschrocken zusammen beim Anblick des Fremden und wollte ihre Hand zurückziehen.

»Ihr Bruder?« sagte Genevra an der Thür stehen bleibend, »wäre es möglich?«

Claudina aber warf ihren Hut ab, strich das Haar aus dem Gesicht und rief:

»Erkenne mich, meine Fioretta, ich bin Claudina, deine Schwester, die diesen Augenblick so lange ersehnte und nun kommt, um bei dir Hilfe zu suchen, bei dir, die selbst der Hilfe bedarf.«

Fioretta blickte starr in das erregte Gesicht Claudinas, sie schien in ihrer Erinnerung zu suchen, dann sagte sie mit freudig aufleuchtenden Augen:

»Ja, du bist's, ich erkenne dich wieder – so bleich war dein Gesicht, so thränenschwer dein Blick, als ich von dir Abschied nahm und nun hat der Himmel dich zu mir geführt, nun, da ich alles Glück verloren, dem ich gefolgt war, unwiderstehlich fortgerissen von der Macht der Liebe – wie du. Meinen Giuliano haben sie mir gemordet, den Geliebten – den Gemahl –«

»Giuliano,« rief Claudina, indem es wie freudige Hoffnung in ihren Augen aufblitzte – »Giuliano de' Medici – und du –«

»So nannte ihn die Welt,« sagte Fioretta mit matter Stimme, »für mich war er nur Giuliano, mein Geliebter, mein alles auf der Welt! O daß er es hätte bleiben können in dunkler Verborgenheit, dann hätte ihn der Mordstahl nicht getroffen, der ihn aufsuchte auf seiner glänzenden Höhe.«

»Entsetzlich,« rief Claudina, »arme, arme Schwester –«

»Doch,« sagte sie zögernd, »doch – du kannst vielleicht deiner Schwester helfen, daß sie nicht wie du ihr alles auf der Welt verliert.«

Fioretta blickte sie fragend an.

Ehe sie antworten konnte, öffnete sich die Thür.

Auf Antonio gestützt, trat Lorenzo ein.

Er blieb erstaunt stehen, als er den fremden Knaben in soldatischer Tracht erblickte.

Antonio trat mit drohender Miene heran.

Fioretta aber sagte mit wehmütigem Lächeln:

»Laßt sie, es ist kein Mörder, den Ihr hier seht, es ist die Schwester, die ich nach langer Trennung wie durch ein Wunder wiedersehe.«

»Die Schwester –« rief Antonio, »und wie, was ist geschehen?«

Fiorettas Blick war auf Lorenzo gefallen, sie richtete sich mühsam auf und rief, die Arme ausstreckend:

»Lorenzo, der große Lorenzo, ja, er ist's, den mein Giuliano so sehr geliebt, mein Herz sagt es mir, er ist's, es kann kein anderer sein! Dank, Antonio, Dank – und Dank Euch, erlauchter Herr, daß Ihr gekommen seid, der Armen den letzten Trost zu bringen, der Ihr heute nicht mehr zürnen dürft, weil sie Euren Bruder geliebt und in ihrer Liebe alles vergessen!«

»Nicht den letzten Trost,« sagte Lorenzo tief bewegt, indem er zu ihr herantrat und ihre Hand nahm, »Ihr werdet leben und mit dem Bruder, der ich Euch sein will, des Verlorenen gedenken.«

Sie schüttelte traurig den Kopf.

»Mein Leben neigt sich dem Ende zu, ich fühle es wohl,« sagte sie, »aber ich sterbe glücklich, da ich Euch gesehen, da ich Giulianos Vermächtnis in Eure Hände legen darf.«

Antonio hatte die alte Ginevra in das Nebenzimmer geführt, sie brachte den Knaben, der, plötzlich erweckt, scheu und ängstlich die fremden Gestalten ansah und sich an die Brust der Alten drückte.

Lorenzo legte die Hand auf das Haupt des Kindes und sagte feierlich:

»Der Sohn meines Giuliano soll in mir den Vater finden, wie seine Mutter den Bruder.«

»Dank, erlauchter Herr, Dank,« rief Fioretta, »Gottes Segen begleite Euch auf allen Euren Wegen, Ihr rettet meine Seele vor Verzweiflung, daß sie sich frei emporschwingen kann, um Giuliano im reinen Licht wiederzufinden und ihm die Botschaft zu bringen von der über das Grab hinausreichenden Liebe seines Bruders.«

Claudina hatte in ängstlicher Unruhe, wie von innerer Ungeduld bewegt, zugehört, jetzt sank sie vor Lorenzo in die Knie und rief, indem sie flehend die Hände erhob:

»Ihr bringt meiner Fioretta den reichsten und schönsten Trost für den Verlust des Geliebten, erlauchter Herr – o, erbarmt Euch auch meiner und errettet mir den Geliebten vom Tode! Wohl steht er tief unter Eurem gemordeten Bruder, aber mir ist er darum doch alles auf der Welt – noch lebt er,, so hoffe ich zu Gott – ein Wort von Euch kann sein Leben erhalten – erbarmt Euch meiner um Fiorettas, um dieses Kindes willen!«

»Erbarmt Euch ihrer,« bat auch Fioretta.

Der kleine Giulio, der anfangs scheu sich an die Brust der alten Ginevra gedrückt hatte, sah Lorenzo mit seinen klaren Kinderaugen an und streckte ihm lächelnd die kleinen Arme entgegen.

»Und was kann ich für Euch thun,« fragte er, »wer ist es, für dessen Leben Ihr bittet?«

»Battista Montesecco,« erwiderte Claudina, »o, er ist unschuldig an der Unthat, die gegen Euch verübt wurde – ich schwöre es Euch und doch haben sie ihn gefangen genommen und vor Gericht geführt –«

»Montesecco,« fiel Lorenzo ein, »er ist gefangen? – Ich glaube es, daß er unschuldig ist, minder schuldig gewiß als die anderen, denn was er auch gethan haben mag, er hat nur seinen Soldatenpflichten gehorcht – es ist genug Blut vergossen und er kann wohl noch einer besseren Sache dienen. Eure Bitte soll erfüllt werden. Gebt mir ein Blatt Papier, Antonio.«

Antonio riß aus seinem Portefeuille, in welchem er die Notizen für seine Baupläne machte, ein Blatt, und brachte ein Schreibzeug herbei.

Lorenzo schrieb hastig einige Zeilen und reichte Claudina, die noch auf den Knien lag, das beschriebene Blatt.

»Eilt zur Signorie,« sagte er, »und bringt dies dem Gonfaloniere Cesare Petrucci, – er wird meinen Wunsch erfüllen und Monteseccos Leben erhalten, das Übrige wird dann meine Sorge sein und ich denke sein Schicksal freundlicher zu gestalten.«

»Gott segne Euch, erlauchter Herr,« rief Claudina, schnell aufspringend, und das Blatt an ihr Herz drückend. »Und auch wir, Fioretta, wir werden uns wiedersehen, du wirst leben, du wirst deinem Kinde erhalten bleiben!«

Sie schloß Fioretta stürmisch in ihre Arme, küßte sie zärtlich und eilte hinaus.

Antonio folgte ihr und befahl einem Diener, sie sicher nach der Signorie zu geleiten.

Lorenzo nahm den Knaben von dem Arm der alten Ginevra, trat zu Fiorettas Lager und reichte ihr die Hand.

»Eure Schwester hat recht,« sagte er, »blickt auf dies Kind, um seinetwillen müßt Ihr leben und ich werde sein Leben und das Eure behüten.«

Erschrocken hielt er inne.

Er fühlte ein krampfhaftes Zucken in Fiorettas Hand, ihre Augen blickten starr, ihre Lippen bebten und öffneten sich zu einem röchelnden Schmerzenslaut. »Mein Gott,« rief er, »was ist mit ihr – seht nur, wie sie sich verändert – eilt, den Arzt zu holen!«

Ehe noch Antonio mit dem Wundarzt zurückkehrte, fuhr Fioretta in krampfhafter Bewegung auf, sie streckte wie Hilfe suchend die zitternden Hände aus, die Wunde auf ihrer Brust öffnete sich und ein Blutstrom brach aus derselben hervor.

Der Arzt trat heran.

»Hier ist nichts mehr zu thun,« sagte er leise mit gedämpfter Stimme zu Lorenzo, »die innere Blutung hat die Wunde aufgerissen, menschliche Kunst ist machtlos, der Quell des Lebens muß schnell versiegen.«

Er versuchte die Wunde zu schließen, aber kein Verband wollte haften, Fioretta wurde bleicher und bleicher, ihre Atemzüge waren kaum noch hörbar, aber ein freundlich ruhiger Frieden lag auf ihren Zügen.

Noch einmal öffnete Fioretta die Augen, sie schien mit dem wundersam klaren und durchdringenden Blick der Sterbenden alles um sich her zu erkennen.

»Dank, erlauchter Lorenzo,« sagte sie mit matter, aber klarer Stimme – »noch eine Bitte, die letzte habe ich an Euch: Laßt das Kind, den Sohn Giulianos, dem Dienste der heiligen Kirche geweiht sein, wie ich es gelobt.«

»Ich verspreche es Euch,« sagte Lorenzo.

Glückliche Freude verklärte ihr Gesicht.

»Lebe wohl, mein Giulio,« sagte sie, »und legte mit einer letzten Anstrengung ihre Hand auf das Haupt des Kindes, das Ginevra zu ihr herabbeugte.

Dann sank ihr Haupt in die Kissen zurück, noch ein letzter tiefer Atemzug und ein leises Zucken ihrer Fingerspitzen und – regungslos lag sie da.

Der Arzt beugte sich lauschend auf ihren Mund, legte die Hand auf ihr Herz und sagte mit feierlichem Ernst:

»Sie ist tot.«

Lorenzo kniete nieder, faltete die Hände und betete still.

Die Anderen folgten seinem Beispiel.

Dann erhob er sich und sagte in tiefer Bewegung:

»Sie ist heimgegangen in Frieden, Gott wird ihrer Seele gnädig sein. Mir soll Giulianos Vermächtnis heilig bleiben. – Ich überlasse es Euch, Antonio, für alles zu sorgen, was zu ihrer Bestattung nötig ist. Das Kind lasse ich für heute in Eurer Hut, morgen in der Frühe soll es in mein Haus gebracht werden, das ihm eine Heimat sein wird, als ob sein Vater lebte.«

Er küßte den kleinen Giulio und nahm dann Antonios Arm, um sich zu seiner Sänfte führen zu lassen.


Claudina war so schnell fortgeeilt, daß der sie führende Diener Mühe hatte, mit ihr gleichen Schritt zu halten.

Die Straßen waren leerer geworden, aber immer noch durchzogen einzelne Volkshaufen die Stadt.

Zuweilen wurden die beiden angehalten, ihre schnellen Schritte mochten verdächtig sein, aber der Diener erklärte dann, daß der Knabe, den er begleite, eine eilige Botschaft Lorenzos nach der Signorie zu bringen habe und mit lauten Rufen »Palle – Palle! Es lebe Lorenzo!« wurde dann sogleich der Weg frei gemacht.

Vor dem Palast der Signorie stand eine größere Menge in lebhaften Gesprächen.

»Sie haben Jacopo Pazzi gefangen, die Bauern von Castagno haben ihn angehalten, gleich werden sie ihn bringen« – und laute Verwünschungen wurden ringsum ausgestoßen. Claudina hörte nichts von dem allen, sie strebte nur vorwärts, um den Palast zu erreichen.

Es gelang dem Diener, ihr Bahn zu machen. Sie trat durch das Portal. Man wies ihr den Weg nach dem großen inneren Hof.

Als sie denselben betrat, leuchteten ihr Fackeln entgegen.

Der Gonfaloniere stand auf den Stufen zum Eingange nach den inneren Gemächern, von einigen Mitgliedern des Rats umgeben. Der Wollkämmer und die Bürger, welche Monteseccos Verhör beigewohnt hatten, standen seitwärts.

In der Mitte des Hofes befand sich ein mit schwarzem Tuch überdeckter Block.

Vor demselben kniete Montesecco.

Der verlarvte Henker mit dem Richtschwert in der Hand stand daneben.

Ein Priester trat eben zurück und Montesecco legte ruhig seinen Kopf auf den Richtblock.

Von Entsetzen gelähmt, blieb Claudina an der Schwelle des Hofes stehen.

Sie sank auf die Knie nieder und erhob die Hand mit Lorenzos Billet.

»Gnade, Gnade« – wollte sie, rufen, aber die Stimme versagte ihr in der furchtbaren Angst ihres Herzens und nur ein leiser Hauch klang von ihren Lippen.

Da nahm der Diener, der sie begleitete, das Papier aus ihrer Hand und eilte zu dem Gonfaloniere, aber ehe er noch einige Schritte gethan, fiel mit dumpfem Klang das Richtschwert nieder – der Henker hatte scharf und richtig getroffen – ein Blutstrahl sprang auf und Monteseccos Haupt fiel auf den Boden.

»Requiem aeternam dona ei domine,« sprach der Priester feierlich unter lautloser Stille.

Claudina aber stieß einen gellenden Schrei aus und sank bewußtlos zu Boden nieder.

Der Diener hatte den Gonfaloniere erreicht und ihm Lorenzos Billet gegeben.

Petrucci las dasselbe beim Schein der Fackel.

Dann sagte er finster:

»Es kommt zu spät und vielleicht sollte es so sein. Es steht Lorenzo wohl an, zu verzeihen und Gnade zu üben – wir, die Richter der Republik, dürfen kein Erbarmen kennen mit denen, welche sich selbst außer das Gesetz gestellt haben.«

»Wer ist jener Knabe dort?« fragte er.

»Ich weiß es nicht,« erwiderte der Diener.

Aber der Priester, der hinzugetreten war, sagte:

»Ich weiß es, edler Gonfaloniere, Montesecco hat mir seinen letzten Willen übermacht – erlaubt mir, jenen Knaben dort in meine Hut zu nehmen.«

Der Gonfaloniere neigte zustimmend das Haupt und der Priester ließ eine Sänfte bringen, um die immer noch bewußtlose Claudina unter der Begleitung des Dieners nach dem Kloster der Ursulinerinnen zu führen, während Monteseccos Leiche in einen bereit gehaltenen Sarg gelegt wurde.

Kaum hatte sich der Geistliche mit der von dem Capitano seinem Schutz Empfohlenen aus dem Palast der Signorie entfernt, als von draußen immer wildere Rufe hereinklangen.

Der Gonfaloniere, der sich eben zurückziehen wollte, nachdem er noch einige Worte mit den Bürgern gesprochen, blieb stehen, denn eine dichte Gruppe von Menschen drängte sich von der Straße her in den Hof.

Sie schleppten einen Mann in zerrissener Kleidung, mit verwirrten Haaren und einem bleichen und entstellten Gesicht herbei.

Beim Schein der Fackeln erkannte man Jacopo de Pazzi.

»Die Bauern von Castagno haben ihn ausgeliefert – »hier ist er, der elende Hochverräter!« rief die Menge.

Jacopo trat schwankenden Schritts vor den Gonfaloniere.

Er wollte sprechen, aber Cesare Petrucci unterbrach ihn und rief mit lauter Stimme:

»Die anderen haben ihr Verbrechen gebüßt, auch der eben gerichtete Montesecco, der ein tapferer Mann war und vielleicht Gnade verdient hätte. Dieser soll seiner Strafe nicht entgehen. Er hat,« fuhr er, die Stimme noch lauter erhebend, fort, »teilgenommen an dem Mordanschlag, er hat mit fremden Söldnern die Stadt durchzogen, um das Volk niederzuhalten oder zu frevelhaftem Aufruhr zu reizen. Ist das wahr, edle Herren vom Rat – ist es wahr, meine Mitbürger?«

»Es ist wahr, wir haben es gesehen, wir beschwören es!« riefen viele Stimmen.

»Dann erkläre ich ihn des Todes schuldig! Habe ich recht, meine Mitbürger?«

»Ihr habt recht – Ihr habt recht –« klang es von allen Seiten. – »Es lebe der edle Gonfaloniere – Tod den Hochverrätern!«

»So führt ihn hinauf,« befahl Petrucci, »und hängt ihn aus dem Fenster des Ratssaales, neben die Genossen seines Verbrechens.«

Die Stimme Jacopos wurde übertönt von den wilden Rufen des Volkes.

Die Wachen der Signorie umringten ihn und führten ihn, trotz seines Widerstandes, die Treppe hinauf.

Nach kurzer Zeit ertönten draußen von der Straße her wilde unheimliche Jubelrufe, als, beim Fackellicht erkennbar, Jacopo de Pazzi aus dem Fenster herausgestürzt wurde, an dessen Sims noch die Leichen Francescos und des Erzbischofs hingen.


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