Oskar Meding
Die Römerfahrt der Epigonen
Oskar Meding

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Siebentes Capitel.

Auf stillem Waldwege in einer Schlucht der Berge, welche den Kurort Wildbad Gastein umringen, schritt an einem schönen Sommervormittage langsam ein hochgewachsener, starkgebauter Mann durch den kühlen Schatten dahin. Er trug einen einfachen Sommeranzug und kleinen runden Hut, der zu Boden gesenkte Blick seines scharfen grauen Auges folgte unwillkürlich den spielenden Lichtpunkten, welche das durch die grünen Zweige hindurchzitternde Sonnenlicht auf dem Wege erscheinen ließ, aber es war nicht die Schönheit dieser in friedlicher Ruhe ihn umgebenden Natur, welche seine Aufmerksamkeit auf sich zog; das lebhaft bewegte, zuweilen in nervöser Erregung zuckende Gesicht mit den kräftigen Zügen und dem blonden Schnurrbart zeigte, daß ernste Gedanken sein Inneres erfüllten, Gedanken, die weit abliegen mußten von der Waldesstille und dem Waldesduft, er ihn umgab.

Und ernste Gedanken mußten den preußischen Minister-Präsidenten Herrn von Bismarck-Schönhausen erfüllen, der hier auf dem einsamen Waldwege mit tiefen Athemzügen seiner breitgewölbten Brust die reine sonnenwarme Luft einsog, denn immer fester schloß sich die Phalanx der parlamentarischen Opposition ihm gegenüber zusammen, immer rücksichtsloser und heftiger wurden die Angriffe der Presse und Preußen und ganz Deutschland gegen ihn, immer dichter zog sich das Netz der Intriguen zusammen, die in einzelnen Kreisen der unmittelbaren Umgebung des Hofes gegen ihn gesponnen wurden.

Er ging langsam daher, von Zeit zu Zeit blieb er stehen, warf einen Blick in den offenen Brief, den er in der Hand hielt und bewegte in halblautem Selbstgespräch die Lippen.

»Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt,« sagte er, »von den Herren in Wien, um mir in der kurzsichtigen öffentlichen Meinung Deutschlands einen Streich zu spielen! – Schon erfüllen meine lieben Freunde aus den preußischen Kammern die Luft mit ihrem Geschrei über den Conflict und die Mißregierung und die preußischen Sympathieen in Deutschland werden von den Preußen am Meisten zerstört. – Die Verblendeten,« rief er lauter, »sie ahnen nicht, daß alle ihre schönen Träume von der preußischen Führung in Deutschland nur dann jemals zur Wirklichkeit werden können, wenn diese Armee-Organisation durchgeführt wird; und scheute ich vor diesem Conflict mit den parlamentarischen Doctrinairen zurück, so würde Preußen für immer verurtheilt eine unvollendete Aufgabe zu bleiben, Deutschland würde stets uneinig und schwach das Gespött der andern Nationen sein!

»Sie wollen mich nicht verstehen, sie wollen nicht begreifen, daß Preußen bis an die Zähne in Waffen gegürtet sein muß, um die Gegner der deutschen Einheit und Größe innerhalb und außerhalb der Grenzen des Vaterlandes niederzuwerfen. Ich habe es ihnen gesagt, daß nicht Worte, sondern Blut und Eisen allein die Ideen ausführen können, über welche sie Bücher schreiben und Reden halten, sie haben mein Wort verlacht, es für ein paradoxes Witzwort erklärt, und doch,« sprach er mit tiefer Stimme, indem er stehen blieb und den Blick durch die grün überhängenden Zweige zum luftblauen Himmel emporrichtete, »doch war es so tiefer Ernst, so feste Ueberzeugung!

»Und die Wahrheit dieser Ueberzeugung,« fuhr er fort, »beweist dieser österreichische Angriff von Neuem!« –

Er warf abermals einen Blick auf das Papier in seiner Hand.

»Sie wollen die Maske abwerfen, die Herren in Wien, und das ist gut, sie sollen nur ihr wahres Gesicht zeigen, sie werden auch mich offenen Visirs sich gegenüber finden, ich werde freier athmen, wenn das Spiel frei und sichtbar aufgelegt ist. Dieses österreichische Unternehmen muß in früherer oder späterer Zeit den großen Conflict herbeiführen und so darf ich vielleicht die Hoffnung hegen, das, was in mir wie eine heilige Zuversicht lebt, zur Wahrheit werden zu sehen, durch preußische Kraft und preußischen Geist ein einiges Deutschland, mächtig und hochgeehrt unter den Nationen Europa's, zu schaffen!«

Unter einer mächtigen Buche stand eine hölzerne Bank. Herr von Bismarck ließ sich auf derselben nieder und versank in ein tiefes Sinnen.

»Oft zieht es mir wie eine Ahnung durch den Sinn,« sagte er leise, während die Baumwipfel über ihm rauschten, »wie leuchtende Bilder einer großen herrlichen Zukunft, eines mächtigen stolzen Nationalbaues, der sich wölbt über einem einigen, waffenstarken, glücklichen Volk! Die Wege liegen dunkel und verworren vor mir, aber klar und leuchtend erhebt sich das Ziel vor meinem Blick und ebenso klar steht es in mir geschrieben, daß das Ziel nicht erreicht werden kann, wenn nicht das preußische Volk gewaffnet in Reih und Glied um seinen König geschaart in die Arena hinabsteigt.

»Dann mögen die Wogen hochgehn, dann mögen die Wege sich kreuzen und verschlingen, auf dem rocher de bronce des königlichen Preußens wird sich die Arche niederlassen, welche die Zukunft Deutschlands in sich trägt!«

Abermals sann er lange schweigend nach.

»Wird es mir gelingen,« sprach er dann mit wehmüthigem Lächeln, »werde ich die Bilder, welche mein Inneres erfüllen, einst in herrlicher Wirklichkeit vor mir sehen? Oder wird erst lange nach mir das Werk vollendet werden, das auf den Schlachtfeldern des siebenjährigen Krieges begann, und wird auf dem Baustein, den ich dazu beigetragen, mein Name verwischt werden vom schnell zerstörenden Hauche der Zeit, der Vergessenheit?«

Er ließ den Kopf auf die Brust sinken.

Leises Rauschen zog durch die tiefe Waldesruhe.

In den Zweigen über ihm begann ein kleiner Singvogel ein Lied, immer schmetternder, immer jauchzender entquollen die Töne der zarten Brust des unsichtbaren Sängers.

Herr von Bismarck richtete sich empor, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen.

»Accipio omen!« rief er heiter, »wenn die Helden des weltbeherrschenden Roms an die weissagenden Zeichen der Bewohner der Lüfte glaubten, warum soll ich das jubelnde Lied des kleinen Vogels nicht als einen freundlichen Gruß aus dem verborgenen Reich der Zukunft annehmen? Tönt es doch auch in mir oft so laut und freudig und ruft mir zu: der Sieg gehört dem festen Willen und der unbeugsamen Kraft. Und wenn es nicht wäre,« sagte er ernst und stolz, »in magnis et voluisse sat est«.

Er stand auf.

»Der König wird seine Badepromenade beendet haben, ich muß ihn avertiren, bevor der Kaiser kommt!«

Rasch, mit kräftigen Schritten, ging er auf dem Wege dahin, der nach dem Bade Gastein hinabführte. – – –

In dem sogenannten Schlößchen, einem einfachen zweistöckigen Bau mit steinerner Vortreppe, stand in seinem Zimmer des oberen Stockwerks, neben seinem länglichen Schreibtisch, in der Nähe des geöffneten Fensters, der König Wilhelm von Preußen.

Die hohe kräftige Gestalt des ritterlichen Herrn hatte auch in dem Civilanzug, den er trug, ihre grade militairische Haltung bewahrt, fest aufgerichtet stand er da, die eine Hand auf den Tisch gestützt, die andere leicht in die Brustöffnung seines Gilet gehängt. Sein frisches Gesicht mit den klaren, scharfblickenden Augen erinnerte noch an den strengen abgeschlossenen Ernst, der dem Prinzen von Preußen eigenthümlich war, Bart und Haar färbten sich allmälig weiß und auf den ruhigen regelmäßigen Zügen lag der Schimmer jener freundlichen Milde, welche mit dem höheren Alter es Königs immer sichtbarer hervortrat.

Neben dem Könige standen zwei Personen.

Zunächst der General-Adjutant von Manteuffel, ebenfalls in einfachem Civilanzug, dem man ansah, daß er dem General eine etwas ungewohnte Tracht war. Das charakteristische Gesicht des langjährigen Vertrauten des Königs und früheren Chefs seines Militair-Cabinets war eingeschlossen von dichtem, tief in die Stirn hereinwachsendem dunklem Haar und ebenso dichtem kurzem militairischem Bart. Das geistvolle Auge hatte durch die starken Augenbrauen einen fast mürrischen Ausdruck, die nicht sehr große magere Gestalt zeigte Zähigkeit und Muskelkraft.

Der General, ehrerbietig zur Seite seines königlichen Herrn stehend, blickte aufmerksam hinüber auf ein Bild, das der Maler Löhr aus München, ein geborner Preuße, dem Könige zeigte, indem er es in der rechten Beleuchtung Seiner Majestät entgegenhielt.

»Ausgezeichnet, sehr hübsch,« rief der König, »ich erinnere mich dieses Punktes ganz genau, Sie haben ihn vortrefflich wiedergegeben, ganz die eigenthümliche Färbung des Abendhimmels, lebenswahr und dabei poetisch aufgefaßt.«

Der Maler Löhr, eine einfach anspruchslose Erscheinung im schwarzen Frack, verneigte sich erfreut bei dem Lobspruch, den der Monarch seinem Bilde spendete.

»Ich bin Stammgast hier in Gastein, Majestät,« sagte er, »und habe mit besonderer Vorliebe seit langer Zeit mich mit der künstlerischen Darstellung der so schönen Punkte dieser Gegend beschäftigt. – Ich liebe Gastein und male seine Schönheiten mit wirklicher Herzenswärme. Darum vielleicht gelingt es mir, ihren eigenthümlichen Zauber annähernd wiederzugeben.«

Der König schwieg einen Augenblick nachsinnend.

«Würden Sie wohl,« sagte er dann mit freundlicher Verbindlichkeit, »die Güte haben, mir einige Arbeiten zu meiner Erinnerung an diesen Ort zu machen, den ich ebenfalls liebe wie Sie? Ihre Bilder werden in guten Händen sein,« fügte er lächelnd hinzu.

»Es wird mir zur höchsten Ehre gereichen,« erwiderte Herr Löhr erfreut, »wenn Eure Majestät meine Bilder Ihrer gnädigen Aufmerksamkeit würdigen.« –

»Ich möchte aber,« sagte der König mit leisem Zögern, »die Motive selbst angeben –«

»Eure Majestät haben zu befehlen.« –

»Ich möchte zunächst,« sagte der König, »ein Bild des Wasserfalls der Ache haben –«

»Ich könnte kein schöneres Motiv wählen,« sprach Herr Löhr.

»Sodann,« fuhr der König fort, »möchte ich gern, von Ihnen ausgeführt, die Aussicht auf das Gasteiner Thal besitzen, es ist da ein Punkt in der Nähe des sogenannten Hirschen, von dem aus das Thal sich zu einem schönen abgerundeten Bilde öffnet –«

»Ich glaube den Punkt zu kennen, den Eure Majestät meinen,« sagte Herr Löhr, »ich hatte schon an eine Aufnahme von dort aus gedacht –«

»Sie erinnern sich, Manteuffel,« sprach der König, sich an den General-Adjutanten wendend, »ich machte Sie bei unserm Spaziergange darauf aufmerksam –«

»Zu Befehl, Majestät,« sagte Herr von Manteuffel sich verbeugend, »ich erinnere mich genau –«

»Der General wird Ihnen den Punkte zeigen,« sprach der König zu Herrn Löhr, »und ich hoffe bald etwas von Ihrer Arbeit zu hören, es wird mir große Freude machen, von der Hand eines Preußen die mir so liebe Gegend gemalt zu sehen.«

Er neigte huldvoll grüßend das Haupt.

Der Maler nahm die Bilder, welche er dem König gezeigt hatte, und verließ mit tiefer Verneigung das Zimmer.

»Ist Alles für den Empfang des Kaisers vorbereitet?« fragte der König.

»Zu Befehl, Majestät,« erwiderte der General, »das Diner wird sogleich nach der Ankunft Seiner Majestät und den gewechselten Besuchen stattfinden – in ganz kleinem Kreise.«

»Der Besuch des Kaisers bewegt mich tief,« sagte der König, ernst vor sich niederblickend, »gerade heute, am Tage vor dem Geburtstage meines Vaters, in diesem fünfzigjährigen Gedenkjahr jener großen ernsten feierlichen Zeit, welche meinem ganzen Fühlen und Denken ihren Stempel aufgedrückt hat.

»– Damals,« fuhr er fort, »erhob sich Deutschland in gewaltiger Kraft, Preußen und Oesterreich Hand in Hand voran und das mächtige Rußland daneben, als der dritte in diesem Bunde, und alle Feinde sanken zu Boden vor der Erhebung des deutschen Volkes, o, wie ist das Alles anders geworden seitdem, – die heilige Allianz, dieser fromme und kluge Gedanke, ist zerstört –«

»Aber nicht durch Preußens Schuld, Majestät,« rief der General von Manteuffel, »Preußen hat fest an seinen Pflichten gehalten, Oesterreich hat sich losgesagt von der alten heiligen Tradition, um sich in ein unsicheres und gefährliches Spiel zu stürzen –«

»Ich beklage,« sagte der König leicht die Hand erhoben, in mildem Ton, »ich beklage, was geschehen ist, aber ich will nicht richten, nicht anklagen, Oesterreich hat schwere Erschütterungen durchgemacht, der Kaiser Franz Joseph war sehr jung und hat nicht immer den rechten Rath gefunden –«

»Es liegt mir fern,« sagte der General lebhaft, »Seiner Majestät dem Kaiser einen Vorwurf machen zu wollen, aber wahr ist es doch, daß die Politik Oesterreichs sehr viel beigetragen hat zu der traurigen Unruhe aller Verhältnisse in Deutschland und Europa –«

»Mächtig ergreift mich,« sagte der König ihn unterbrechend, »der Geist der Vergangenheit, der gerade in diesen fünfzigjährigen Erinnerungen so lebendig heraufsteigt, die große Gedenkfeier der Leipziger Schlacht, alle die alten Klänge tönen wieder herauf, o wie das Alles so frisch, so warm vor meinem Geist steht, wie war damals Alles so groß, und doch so einfach, – wie mein Vater,« sagte er leise mit leicht zitternder Lippe. –

»Die große Leipziger Schlachtfeier beschäftigt ganz Deutschland,« sprach der General nach einer augenblicklichen Pause, »aber Majestät, ich habe da soeben die Mittheilung von einer Feier erhalten, die man in Berlin vorbereitet, und die, ich muß es sagen, meinem Herzen näher steht, die Gedenkfeier der Schlacht von Groß-Beeren« –

»Groß-Beeren!« rief der König mit blitzenden Augen, »ja, das ist preußischer Treue und preußischen Muthes Ehrendenkmal, hoffentlich wird das Fest recht würdig sein –«

»Ich habe die Bekanntmachung des Generals von Maliszewski, Majestät,« sagte Herr von Manteuffel, ein Papier aus der Tasche ziehend, »das Curatorium des Nationaldanks nimmt die Sache in die Hand, und die Veteranen werden den Mittelpunkt des Festes bilden.«

»Das ist recht, das ist recht,« rief der König lebhaft. »Die Veteranen,« sagte er dann weich, indem ein warmes Licht aus seinem Blicke strahlte, »welch eine Welt von Heroismus, von Selbstverleugnung, von Aufopferung liegt nicht in dem Worte: ein Preußischer Veteran! Sie sind hinausgezogen, alle jene Braven im Kampf und Todesgefahr, ohne Lohn, ohne persönlichen Ehrgeiz, sie haben den Sieg errungen, aber der Einzelne hat kaum seinen sichtbaren Theil an dem Kranz des Ruhmes, und wenn er verwundet ist und zum Krüppel geworden, – der Staat kann ihn nicht belohnen, nicht entschädigen, ihm bleibt Nichts, als das Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben für das Vaterland. – Sie Alle sind ein großes herrliches Denkmal der ruhmvollen Vergangenheit, und auf der Brust eines Jeden von ihnen könnten die einfachen, schönen Worte Platz finden, welche dem Denkmale auf dem Kreuzberge eingegraben sind: dem Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.«

»Auch ungeschrieben, Majestät,« sagte der General bewegt, »tönen diese Worte bei dem Anblick eines Veteranen in jedem preußischen Herzen wieder, und wenn jemals die preußischen Fahnen wieder im Feuer sich entrollen, dann werden die jungen Generationen mit Gott für König und Vaterland ebenso voll Selbstverleugnung und Aufopferung in den Kampf ziehen, wie es einst die Veteranen thaten.«

»Das weiß ich,« sagte der König ruhig.

»Da Eure Majestät gerade der alten Zeit gedenken,« sprach der General weiter, »so möchte ich mir unterthänigst erlauben, Allerhöchst Ihre Aufmerksamkeit auf ein Buch zu lenken, das ich erhalten und mit großen Interessen gelesen habe.«

Der König blickte ihn fragend an.

»Ein Doctor Theodor Bach.« sagte der General, »hat eine Lebensbeschreibung Hippels, des Verfassers des Aufrufs an Mein Volk geschrieben, er nennt das Buch ein Gedenkblatt zur fünfzigjährigen Feier der Erhebung Preußens, und das Ganze einfach und schlicht geschrieben, giebt ein vortreffliches Bild jener großen Zeit –«

»Ich will das Buch lesen,« sagte der König, »lassen Sie mir auch den Aufruf von Maliszewski wegen Groß-Beeren hier.«

Der General legte das Papier auf den Tisch.

Der König stand sinnend.

»Ist es eine Mahnung,« sprach er halb für sich, »daß alle diese Erinnerungen gerade heute stärker als je an mich herantreten?

»Es giebt ein altes Bild,« sagte er, sich zu Herrn von Manteuffel wendend, »einen einfachen Kupferstich – – mein Vater, der Kaiser Franz und er Kaiser Alexander knieen nebeneinander auf einem Hügel und richten ein Dankgebet zum Himmel für die gewonnene Schlacht von Leipzig. Das Bild, in seiner Einfachheit und ziemlich kunstlosen Zeichnung hat mir immer einen tiefen Eindruck gemacht; aus demselben weht mich der Geist jenes in ernsten Tagen entstandenen Bündnisses an, das so lange den Frieden Europa's erhielt, ich fühle mich heute so recht durchdrungen von jenem Geiste der Vergangenheit, und ich möchte in diesem Geiste über alle Verwirrungen und Mißverständnisse der Politik hinweg so recht aus meinem Herzen zum Kaiser von Oesterreich sprechen. Sollte es denn nicht möglich sein, trotz aller kleinlichen Hemmnisse jenen Geist der segensreichen Eintracht zwischen den beiden großen Mächten Deutschlands auch in seinem Herzen wieder zu erwecken? – Ich will versuchen,« sagte er, sanft lächelnd, »ob nicht die Fürsten persönlich doch vielleicht bessere Politik machen, als die Cabinette –«

»Und ich bitte Gott von Herzen,« rief der General mit lauter, überzeugungsvoller Stimme, »daß er seinen Segen dazu geben wolle.«

Der Flügeladjutant, Oberstlieutenant Prinz Hohenlohe-Ingelfingen, trat in das Cabinet, ein noch junger Mann mit magerem, blassem und intelligentem Gesicht, ebenfalls im Civilanzug.

»Der Minister-Präsident von Bismarck bittet Eure Majestät um Audienz,« sagte der Prinz, »auch ist der Marquis von Hoensbrock mit einer Deputation hier, welcher Eurer Majestät Vortrag halten will über die fünfzigjährige Feier der Vereinigung des Fürstenthums Geldern mit Preußen.« –

»Wieder eine Erinnerung,« sagte der König lächelnd zu Herrn von Manteuffel, »ich werde die Deputation in diesen Tagen empfangen, lassen Sie Bismarck eintreten,« fuhr er, zum Prinzen Hohenlohe gewendet, fort, »und vergessen Sie mir das Buch von Hippel nicht,« sagte er, den Generaladjutanten mit freundlichem Kopfnicken verabschiedend.

Herr von Manteuffel und der Prinz verließen das Zimmer.

Einige Augenblicke später trat Herr von Bismarck ein.

»Haben Sie einen Morgenspaziergang gemacht?« fragte der König, ihn herzlich begrüßend, »Sie müssen hier auch etwas für Ihre Gesundheit thun, um sich von den Anstrengungen in Berlin zu erholen.« –

»Zu Befehl, Majestät,« erwiderte Herr von Bismarck, »ich habe eine solche Dosis frische Bergluft eingeathmet, daß hoffentlich Nichts mehr vom berliner Staub in meinen Lungen geblieben ist.«

»Ich habe hier,« sagte der König, »einen Gang durch die alten Erinnerungen der fünfzigjährigen Vergangenheit gemacht, und so recht lebhaft ist jene Zeit vor mich getreten, in der Preußen und Oesterreich vereint Deutschland zu seinem großen Befreiungskampfe führten.« –

»So passen die Erinnerungen Eurer Majestät,« erwiderte Herr von Bismarck ernst, »sehr wenig zu der Mittheilung, welche ich Allerhöchstdenselben zu machen gekommen bin.«

Erstaunt und fragend blickte der König auf.

Der Minister-Präsident zog einen Brief aus seiner Tasche und sprach:

»Aus glaubenswürdiger Quelle wird mir geschrieben, daß Oesterreich eine Reform des Bundes in Vorschlag bringen will, welche die Stellung Preußens noch mehr einengt und beschränkt, indem sie ein Directorium für die Executive herstellt, einen Fürstenrath und ein Delegirten-Parlament hinzufügt, also eine Maschinerie, in deren complicirtem Räderwerk sich die Kraft Preußens bis zum Ermatten abarbeiten soll.«

Der König lächelte.

»Bundes-Reformprojecte!« sagte er achselzuckend, »Arbeit für die Commissionen!«

»Die Commission, Majestät, soll diesmal aus den sämmtlichen Fürsten Deutschlands bestehen, welche der Kaiser nach Frankfurt einladen will,« erwiderte Graf Bismarck.

Der König wurde ernst.

»Glauben Sie, daß die Nachricht wahr ist?« fragte er.

»Wollen Eure Majestät die Gnade haben, sich selbst zu überzeugen,« sagte Graf Bismarck, indem er dem König den Brief reichte, den er in der Hand hielt.

König Wilhelm durchflog den Inhalt und schüttelte langsam den Kopf.

»Eine jener Speculationen,« sagte er, »an denen in neuerer Zeit die Staatskanzlei so reich ist, ich kann nicht glauben, daß der Kaiser –«

Herr von Bismarck blickte mit eigenthümlichem, beinahe traurigem Ausdruck in das offene edle Gesicht seines königlichen Herrn.

»Ich bewundere das hochherzige Vertrauen Eurer Majestät,« sagte er, »ich fürchte aber, daß es nicht wird gerechtfertigt werden.«

»Ein Fürstencongreß,« sprach der König weiter, »ohne daß der Kaiser mit mir sich vorher darüber verständigt hätte, das wäre ja entweder ein leeres und bedeutungsloses Spiel, oder der offene Bruch, fast der Krieg gegen uns.«

»Vielleicht könnte es das Letztere sein,« sagte der Minister-Präsident ernst.

»Und das in dem Augenblick, in welchem ich mit dem Kaiser hier zusammen komme?« sprach der König. »Nein, nein, das sind Ideen, die man in Wien hegt, der Kaiser wird mit mir darüber sprechen wollen, ist könnte ja auch vielleicht,« fuhr er nachdenklich fort, »ganz nützlich sein, wenn die Fürsten einmal selbst über die Mißstände in den Bundeszuständen sich aussprächen, natürlich müßten die Gesichtspunkte vorher genau durchberathen und festgestellt sein.«

»Ich bin hoch erfreut,« rief Herr von Bismarck lebhaft, »daß Eure Majestät da einen Gedanken aussprechen, der sich mir gleich beim Empfang der überraschenden Nachricht aufgedrängt hat, ich würde gewiß niemals etwas gegen eine persönliche Besprechung und Verständigung der erlauchten Mitglieder des Deutschen Bundes einzuwenden haben, nur müßte dies die Krönung und feierliche Vollendung eines durch die Cabinette reiflich überlegten und vorbereiteten Werkes sein und ich möchte Eure Majestät schon jetzt unterthänigst bitten, auf keinen Vorschlag eines Fürstencongresses ohne diese Vorbedingung einzugehen.«

»Glauben Sie denn,« fragte der König lächelnd, »daß ich ohne die sorgfältigste Vorüberlegung Hand an ein solches Werk legen würde, übrigens wird das Ganze nichts weiter sein, als eine Idee.« –

»Und wenn es mehr ist, Majestät,« sagte von Bismarck mit festem Ton, »so bin ich ganz ruhig, da ja die preußische Armee in der neuen von Eurer Majestät ihr angelegten Kriegsrüstung dasteht; die decretirt Niemand hinweg, weder der Bundestag noch ein Fürstencongreß.«

Ernst neigte der König den Kopf.

»Nun,« sagte er, »wir werden ja sehen, über Eines seien Sie ruhig, mag man von Oesterreich aus thun was man will, nach Olmütz gehen wir nicht!«

»Vielleicht doch,« sagte Herr von Bismarck halb leise, »aber mit gefälltem Bajonet!«

Der König drohte freundlich mit dem Finger.

»Sie sind unverbesserlich,« sagte er, »in Ihrem Mißtrauen gegen Oesterreich.«

»Je größer einst mein Vertrauen war,« antwortete der Minister-Präsident, »um so tiefer, und um so berechtigter ist jetzt mein Mißtrauen!«

»Nun, ich hoffe, diesmal wird es unberechtigt sein,« sagte der König.

»Ich wünsche es, Majestät, aber ich kann es nicht hoffen,« erwiderte Herr von Bismarck unerschütterlich, indem er die huldvoll entlassende Kopfneigung des Königs durch eine tiefe Verbeugung erwiderte und das Zimmer verließ.

*           *
*

Am Nachmittag desselben Tages hatte sich ein zahlreiches Publikum vor der Villa Meran, der einstigen Wohnung des Erzherzogs Johann, des Reichsverwesers von 1848, eingefunden. Die Schuljugend des Ortes, die Vertreter der Gemeinde, Bewohner der benachbarten Alpenorte, so wie viele Damen und Herren der Badegesellschaft hatten sich vor der Villa aufgestellt, um die Ankunft des Kaisers Franz Joseph zu erwarten, die jeden Augenblick erfolgen sollte.

Oben auf der Terrasse der Villa, zu welcher eine hohe Treppe hinaufführte, saßen mehrere Herren und Damen der österreichischen Aristokratie, der Oberhofmarschall der Kaiserin, Graf Sperow, die Fürstin Lobkowitz und die Gräfin Ruefstein an ihrer Spitze, in einiger Befangenheit stand daneben der Bürgermeister Straubinger von Gastein, ein einfacher Mann im schwarzen Frack, mit sorgsamem Blick die Aufstellung der Vertreter des Orts und der Gegend überwachend.

Nicht lange hatten die Versammelten zu warten, gegen fünf Uhr ertönte vom Wege her lautes Rufen und in raschem Trabe fuhr ein offener Wagen durch die zu beiden Seiten des Weges aufgestellte Menge.

In der grauen Uniform saß in demselben zur Rechten der Kaiser Franz Joseph, nach beiden Seiten freundlich mit der Hand grüßend, das schöne männliche Gesicht strahlend von Heiterkeit und Wohlwollen. Dem Kaiser zur Seite saß sein General-Adjutant Graf Folliot de Crenneville, ein Mann mit feinem, scharf geschnittenem Gesicht, dunklen Augen und kleinem schwarzen Schnurrbart, in der dunklen Uniform der kaiserlichen Adjutantur. In einiger Entfernung folgten die Wagen mit dem kaiserlichen Gefolge.

Der Kaiser hielt vor der großen Treppe.

Begleitet von der Badecapelle, intonirte die Schuljugend die schöne Hymne: Gott erhalte Franz den Kaiser, und laute Hochrufe ertönten von allen Seiten. Graf Sperow und die anwesenden Herren waren herab an den Wagenschlag geeilt, schnell und leicht sprang der Kaiser ohne den Tritt zu berühren zur Erde, begrüßte mit schnellen freundlichen Worten die Vertreter der Ortsgemeinde und stieg die Treppe zur Terrasse hinauf.

Mit ritterlicher Artigkeit trat er zu den Damen, der Kreis derselben öffnete sich und zwei junge Mädchen traten hervor, die eine in Weiß mit einem großen Strauß von Edelweiß in der Hand, die andere in Roth mit einem Bouquet von Alpenrosen.

»Erlauben kaiserliche Majestät,« sprach die Fürstin Lobkowitz, »daß Alpenrose und Edelweiß Sie im Alpenthal begrüßen.«

Der Kaiser nickte den jungen Mädchen freundlich zu, die zitternd und erröthend vor ihm standen.

»Die schönen, glückbringenden Blumen der reinen Berge werden auch mir eine gute Vorbedeutung sein,« sagte er, und mit verbindlicher Aufmerksamkeit hörte er die kurzen Strophen an, welche die Mädchen mit leiser, zitternder Stimme hersagten.

Der Kaiser nahm die Blumensträuße aus ihren Händen und wendete sich zu dem Bürgermeister Straubinger, der zögernd herantrat und eine Anrede an den Monarchen begann.

Kaum hatte er einige Worte gesprochen, als schnell ein offener Wagen an der Treppe vorfuhr, und in der großen Uniform der preußischen Flügeladjutanten erschien der Prinz Hohenlohe auf der Terrasse.

Mit leichter Neigung des Hauptes gegen den Bürgermeister wendete sich der Kaiser militairisch grüßend dem Prinzen entgegen, der in dienstlicher Haltung meldete:

»Seine Majestät der König folgt mir auf dem Fuß, um Eurer kaiserlichen Majestät seinen Besuch zu machen.«

Zugleich sah man den Wagen des Königs sich der Villa nähern.

Rasch eilte der Kaiser die Treppe hinab, zwei und drei Stufen auf einmal überspringend, war er unten angekommen, bevor noch der Wagen des Königs herangefahren war. Dieser hielt augenblicklich, der König Wilhelm in der Uniform seines österreichischen Regimentes stieg aus und ging, dem Kaiser die Rechte ausstreckend entgegen. Der General v. Manteuffel folgte.

Franz Joseph war in einem Sprunge bei dem Könige, ergriff dessen Hand und schloß ihn dann mit lebhafter, schneller Bewegung in die Arme.

Tiefe Rührung erschien auf dem Gesicht des Königs, mit Innigkeit küßte er seinen kaiserlichen Neffen auf beide Wangen.

»Wie glücklich bin ich, Sie hier zu begrüßen, mein theurer Oheim,« rief Franz Joseph. –

»Nicht glücklicher als ich es bin,« erwiderte der König, »meinen lieben Verwandten und nächsten Bundesgenossen zu umarmen.« –

Und nochmals drückte er den Kaiser an seine breite kräftige Brust.

Unermeßlich war der Jubel, der beim Anblick dieser so herzlichen Begrüßung ausbrach, welche auf der offenen Straße mehrere Schritte von dem Aufgange zur Terrasse stattfand. Es war kein conventionelles Hochrufen, das da ertönte bei der Umarmung der beiden Beherrscher der deutschen Vormächte, es war der Ausbruch eines tiefen Gefühls, eines Gefühls, das mehr oder weniger klar die Brust eines jeden Zuschauers erfüllte, das in Jedem die feste Ueberzeugung lebendig werden ließ, daß diese Umarmung der Fürsten das Bild einiger Macht und Größe der deutschen Nation sei.

Der König und der Kaiser stiegen Hand in Hand die Treppe hinauf, alle Anwesenden traten ihnen entgegen, das gegenseitige Gefolge wurde vorgestellt und die beiden Monarchen traten in die Villa, in den Salon, welchen früher der Erzherzog Johann bewohnt hatte.

Noch einmal drückte hier der König herzlich und innig die Hand des Kaisers und ließ den Blick einen Moment mit dem Ausdruck liebevollen Wohlgefallens auf der schlanken kräftigen Gestalt des österreichischen Monarchen ruhen.

»Ich freue mich nicht nur persönlich,« sagte der König Wilhelm, »Sie hier zu begrüßen, mein lieber Vetter, es ist auch ein schönes Gefühl für mich, daß wir Beide, die ersten Fürsten Deutschlands, uns hier die Hand reichen, die Empfindung der Bedeutung dieses Augenblicks lebte auch in den Zuschauern da draußen, das hörte man aus dem Klang ihres grüßenden Zurufs.«

»Auch ich fühle dies, mein theurer Oheim,« erwiderte der Kaiser, »und um so mehr, als die Zustände in Deutschland sich in einer Krisis befinden; ich habe,« fuhr er mit einer gewissen Befangenheit fort, »eingehend über die Mittel nachgedacht, durch welche es möglich sein könnte, dem schwerfälligen Organismus des Deutschen Bundes Leben einzuhauchen und ihn mehr in Einklang zu bringen mit den constitutionellen Staatsformen, die ja jetzt in allen Staaten Deutschlands eingeführt sind,« fügte er seufzend hinzu.

Der König sah ihn mit einem eigenthümlichen, halb forschenden, halb traurigen Blick an.

»Wir werden morgen eine ruhige Stunde finden,« fuhr der Kaiser fort, »um darüber zu sprechen, ich möchte so gern die Reform des Bundes, welche von der öffentlichen Meinung verlangt wird, in die Hände der Fürsten legen und ein Einverständniß derselben herstellen.«

Immer ernster blickte ihn der König an.

»Ich werde mit Freuden mit Ihnen über die Angelegenheiten Deutschlands sprechen,« sagte er mit verbindlicher Neigung des Kopfes, »und mit höchstem Interesse werde ich Ihre Ansichten darüber hören. Werden wir auch hier kaum zu einem Resultat kommen, so wird doch der Austausch unserer Ideen sehr viel zur Klärung der Fragen beitragen.«

»Doch ich habe vergessen, rief der Kaiser abbrechend, »die herzlichsten Grüße der Kaiserin und ihre Empfehlungen an Ihre Majestät die Königin auszusprechen.« –

»Ich hoffe,« erwiderte der König, »daß unsere Gemahlinnen sich ebenfalls bei nächster Gelegenheit begegnen, und die Erzherzogin Sophie, Ihre Durchlauchtigste Frau Mutter,« fragte er weiter, »es geht ihr hoffentlich nach Wunsch?« –

»Meine Mutter,« erwiderte der Kaiser, »ist leider immer kränklich – wenn auch ohne Gefahr, – jetzt,« fuhr er fort, »ist sie in Sorge um meinen Bruder Maximilian.«

»Ist es nicht indiscret zu fragen,« sagte der König, »wie die mexikanische Angelegenheit steht, und ob der Erzherzog –«

»Der Erzherzog,« rief der Kaiser rasch, »ist sehr geneigt, das Abenteuer zu bestehen, er sehnt sich nach einem weiten Feld für seine Thätigkeit –«

»Das dürfte er allerdings dort finden,« sagte der König ernst, »indeß gewiß wenig Dank; wollen denn Eure Majestät dem Erzherzog die Annahme der Krone erlauben, – ein österreichischer Erzherzog – ein deutscher Fürst – das französische Kaiserthum Mexiko dürfte doch ein heißer und vielleicht unsicherer Boden sein.« –

»Ich mag dem freien Entschluß meines Bruders keine Beschränkung auflegen,« sagte der Kaiser, »und wenn er auf seine österreichischen Erbrechte verzichtet« –

»Nun,« sagte der König aufstehend, »wir werden Gelegenheit finden, über das Alles zu sprechen, jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten, ich habe die Freude, Sie zum Diner bei mir zu sehen.« –

»Sobald ich meine Toilette gemacht,« erwiderte der Kaiser, und mit verbindlicher Höflichkeit begleitete er den König über die Terrasse die Treppe hinab bis an den schnell vorfahrenden Wagen.

Noch einmal schüttelten sich die Monarchen die Hände, der König stieg mit dem General von Manteuffel und dem Prinzen Hohenlohe ein und fuhr rasch davon, während der Kaiser in die Villa zurück eilte.

Nach einer halben Stunde erschien er in der Uniform seines preußischen Regiments mit dem großen orangen Bande des schwarzen Adlerordens, Graf Crenneville begleitete ihn, durch die volksbelebten Straßen überall von freudigen Zurufen begleitet, nach dem Schlößchen, um dem Könige von Preußen seinen Gegenbesuch zu machen und bei demselben zu diniren.

Für den Abend war große Illumination der Berge und Wasserfälle angesagt und alle Bewohner von Gastein und der Umgegend wogten in freudiger Bewegung hin und her, alle Herzen schlugen höher bei dem Anblick der so innigen Freundschaftsbeweise, welche die beiden großmächtigen Fürsten Deutschlands sich gaben, und der Telegraph trug alle Details dieser Begegnung weithin in alle Länder Deutschlands und des Auslandes und je nachdem man Deutschlands Macht und Einigkeit ersehnte oder fürchtete, knüpften sich Hoffnungen oder Besorgnisse an die Mittheilungen, welche der electrische Funken aus dem frischen, stillen Bergthal in die diplomatischen Kanzleien und die Zeitungsredactionen hinaustrug.


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