Guy de Maupassant
Ein Menschenleben
Guy de Maupassant

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VII

Nun begannen im Leben der jungen Leute die Karten eine Rolle zu spielen. Jeden Tag spielte Julius, die Pfeife dabei schmauchend und Cognac trinkend, – er war jetzt allmählich auf sechs bis acht Glas täglich gekommen – mit seiner Frau Bésigue. Dann ging sie in ihr Zimmer hinauf, setzte sich ans Fenster, und während der Regen an die Scheiben trommelte oder der Wind an den Läden rüttelte, stickte sie beharrlich einen Unterrocksaum. Ab und zu ward sie müde, blickte auf und betrachtete das finstere Meer, das in der Ferne brüllte. Dann nahm sie, nachdem sie einige Minuten so hinausgesehen, ihre Arbeit wieder auf.

Sie hatte auch nichts anderes zu thun. Julius hatte die Leitung des ganzen Hauses übernommen, um seine Herschsucht voll zu befriedigen und dazu seine Sparsamkeitsgelüste. Er war von unerhörtem Geiz, gab nie und nirgends ein Trinkgeld und beschränkte das Essen auf das allernotwendigste.

Johanna hatte sich, seit sie nach Les Peuples gekommen, jeden Morgen vom Bäcker einen kleinen normannischen Kuchen backen lassen, er hob diese Ausgabe auf und sie mußte geröstetes Brot essen.

Sie sagte nichts, um Auseinandersetzungen und Streit zu vermeiden. Aber sie litt wie von Nadelstichen bei jedem neuen Anzeichen des Geizes ihres Mannes. Diese Eigenschaft erschien ihr niedrig und häßlich, ihr, die in einer Familie groß geworden, in der das Geld nur so fortlief. Sie hatte so oft Mutting sagen hören: – Das Geld ist doch dazu da, ausgegeben zu werden!

Und Julius wiederholte nun immerfort:

– Kannst Du Dich denn nicht daran gewöhnen, das Geld nicht zum Fenster hinauszuwerfen?

Und jedesmal, wenn er ein paar Groschen an einem Geshalt oder an einer Rechnung abgeknappst hatte, sagte er lachend, indem er das Geld in die Tasche gleiten ließ:

– Bäche machen Flüsse!

An gewissen Tagen indessen fing Johanna wieder an zu träumen. Sie ließ die Arbeit liegen, die Hände sanken ihr in den Schoß, und mit halbmüdem Blick träumte sie wieder ihre entzückenden Mädchenträume; wenn sie dann Julius' Stimme aufscheuchte, der dem alten Simon irgend einen Befehl gab, so nahm sie ihre Geduldsarbeit wieder auf und sagte sich:

– Das ist nun alles aus! Und eine Thräne fiel auf die Finger, die die Nadel bewegten.

Auch Rosalie, die früher so lustig gewesen und immer sang, hatte sich ganz verändert. Ihre runden Wangen hatten die Farbe verloren und waren ganz eingefallen, ganz grau. Johanna fragte sie öfters:

– Bist Du krank, Rosalie?

Das Mädchen antwortete jedes Mal:

– Nein, gnädige Frau! Dabei stieg ihr leise das Blut in die Wangen und sie machte sich schnell davon.

Statt zu laufen und zu springen wie sonst, schleppte sie sich müde hin. Sie schien sogar nicht mehr eitel zu sein, denn sie kaufte den herumziehenden Händlern, die ihr irgendein Seidenband, eine Spitzen-Krause, ein Kettchen oder sonst ihre flimmernden Waren zeigten, nichts mehr ab. Das große Haus klang ordentlich hohl, es war tot wie ein Sarg mit seiner langen Front, auf der der Regen lange, graue Striche hinterließ.

Gegen Ende Januar fiel Schnee. Von weitem sah man schon, vom Norden her, über das dunkle Meer dicke Wolken kommen, und das Herabrieseln der weißen Flocken begann. In einer Nacht war das ganze Land eingehüllt, und am Morgen alle Bäume mit jenem eisigen Flaum überzogen.

Julius verbrachte, in hohen Stiefeln, angezogen und aussehend wie ein Rauhbein, seine Tage im Wäldchen. Dort lag er hinter dem Graben in der Haide versteckt und spähte nach den Wandervögeln aus. Ab und zu klang ein Schuß durch das eisige Schweigen der Felder, ganze Schwärme von schwarzen Raben flogen erschrocken auf und kreisten um die großen Bäume.

Johanna ging in tötlicher Langeweile manchmal auf die Terrasse. Ganz von weitem, wie ein Echo, kamen dann Töne vom fernen Leben herüber, über die schweigende Ruhe dieses weißen Leichentuches.

Und doch hörte sie nichts weiter als eine Art Schnarchen der fernen Flut und unausgesetzt das leise Niedersinken des Schnees.

Und die Schneedecke wuchs und wuchs beim unaufhörlichen Fallen des dichten, leichten weißen Mooses.

An einem jener fahlen Morgen saß Johanna unbeweglich in ihrem Zimmer und wärmte sich am Feuer die Füße, während Rosalie, die sich täglich mehr veränderte, langsam das Bett machte. Plötzlich hörte sie hinter sich einen Schmerzensseufzer. Ohne den Kopf zu wenden, fragte sie:

– Was hast Du denn?

Das Mädchen antwortete wie immer:

– Nichts gnädige Frau! Aber ihre Stimme klang wie erloschen.

Johanna dachte schon wieder an andere Dinge, als sie plötzlich merkte, daß das junge Mädchen sich nicht mehr bewegte. Sie rief:

– Rosalie! – Nichts rührte sich. Da dachte sie, sie wäre hinausgegangen und rief lauter:

– Rosalie! Sie wollte eben den Arm ausstrecken, um zu klingeln, als dicht neben ihr ein tiefer Seufzer klang, sodaß sie zusammenfuhr.

Das Mädchen saß mit starren Augen, totenblaß an der Erde, die Beine ausgestreckt, den Rücken gegen die Bettwand gestemmt.

Johanna trat zu ihr:

– Was hast Du denn? Was ist Dir?

Rosalie antwortete nicht, machte keine Bewegung. Sie heftete nur auf ihre Herrin einen Blick wie irrsinnig und keuchte, als wäre sie von fürchterlichen Schmerzen gepackt; dann plötzlich streckte sie sich aus, sodaß sie auf den Rücken fiel, und mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie einen Verzweiflungsschrei.

Da bewegte sich etwas unter dem Kleid, das über ihre auseinandergerissenen Beine gespannt war, und man hörte einen eigentümliches Geräusch, wie ein Plätschern, einen erstickten Schrei, dann erklang plötzlich ein lautes Miauen wie von einer Katze, ein zarter doch schon schmerzlicher Schrei, der erste Schmerzensruf des Kindes, das ins Leben tritt.

Plötzlich begriff Johanna, was vor sich ging, lief erschrocken an die Treppe und rief ihren Mann:

– Julius! Julius!

Er antwortete von unten:

– Was ist denn los?

Sie konnte kaum die Worte hervorbringen:

– Ach, die Rosalie . . . . . .

Julius kam herbeigestürzt; zwei Stufen auf einmal nehmend stürmte er ins Zimmer, hob mit einer Bewegung das Kleid des Mädchens auf und endeckte ein fürchterliches, kleines Stück Fleisch, erstickt schreiend, ganz klebrig, das zwischen zwei nackten Beinen zappelte.

Er richtete sich mit bösem Ausdruck auf und stieß seine erschrockene Frau hinaus:

– Das geht Dich nichts an, geh doch, schick mir Ludwine und den alten Simon.

Johanna ging zitternd in die Küche hinab, dann trat sie, da sie nicht wieder hinaufzugehen wagte, in den Salon, in dem, seitdem die Eltern abgereist waren, nicht mehr geheizt wurde, und wartete ängstlich, was da kommen sollte. Bald sah sie den Diener, der eiligst hinausgestürzt war und nun mit der Witwe Dentu, der Hebamme der Gegend zurückkam.

Da klang auf der Treppe eine große Bewegung, als ob man einen Verwundeten trüge, und Julius kam, um Johanna zu sagen, daß sie nun wieder hinauf könnte. Sie zitterte, als ob sie irgend einen furchtbaren Unglücksfall erlebt hätte, setzte sich wieder ans Feuer und fragte:

– Wie geht es ihr denn?

Julius lief, mit seinen Gedanken beschäftigt, im Zimmer auf und ab, der Zorn schien in ihm zu kochen, und er antwortete zuerst nicht, dann blieb er nach ein paar Sekunden stehen und sagte:

– Was gedenkst Du mit dem Mädchen zu thun?

Sie begriff nicht, sie blickte ihren Mann an:

– Wieso denn? Was willst Du damit sagen? Ich weiß nicht!

Plötzlich wurde er wütend und schrie:

– Wir können doch den Bastard nicht im Hause behalten!

Da war Johanna ganz verwirrt und empört, und nach langem Schweigen sagte sie:

– Aber lieber Freund, vielleicht könnte man ihn zu einer Ziehfrau geben.

Er ließ sie nicht ausreden:

– Ja, und wer soll das bezahlen? Wahrscheinlich Du?

Sie dachte lange nach, suchte eine Lösung und endlich sagte sie:

– Aber der Vater des Kindes wird schon dafür sorgen, und wenn er Rosalie heiratet, sind doch keine Schwierigkeiten weiter.

Julius, dessen Geduld zu Ende zu sein schien, rief wütend:

– Der Vater? . . Der Vater? . . Ja weißt Du denn, wer es ist? Nein! Nicht wahr? Nicht wahr, Du weißt es nicht? Na also!

Johanna ward lebhafter:

– Ja er wird doch aber das Mädchen nicht in diesem Zustande verlassen. Das wäre doch eine Feigheit geradezu! Wir werden fragen, wer es ist und ihn dann aufsuchen. Da wird er sich schon drüber äußern.

Julius hatte sich beruhigt und fing wieder an, hin und her zu gehen:

– Liebes Kind, sie will es nicht sagen, sie will den Mann nicht nennen, Dir eben so wenig wie mir. Und . . . wenn er sie nun nicht haben will? Wir können doch unter unserm Dach nicht ein Mädchen mit ihrem unehelichen Kind behalten. Das mußt Du doch einsehen!

Johanna blieb aber dabei:

– Dann ist der Mann eben ein Schuft! Aber wir müssen doch herauskriegen, wer es ist, und dann soll er es mit uns zu thun bekommen.

Julius war purpurrot geworden und wurde immer wütender:

– Aber . . bis dahin kann sie nicht hier bleiben.

Johanna wußte nicht, was sie sagen sollte und fragte:

– Ja, was schlägst Du denn vor?

Da sagte er seine Ansicht: – Sehr einfach, ich würde ihr etwas Geld geben und sie rausschmeißen mit ihrem Wurm.

Darüber war die junge Frau empört:

– Nein, das geschieht nicht. Das Mädchen ist meine Milchschwester, wir sind zusammen groß geworden. Sie hat einen Fehltritt gethan, das ist zwar sehr schlimm, aber dafür setze ich sie nicht vor die Thür, und wenn es sein muß, werde ich selbst das Kind groß ziehen.

Da brach Julius los:

– Na, das ist ja sehr nett für uns, bei unsrem Namen und unsren Verbindungen. Da wird es überall heißen, daß wir das Laster beschützen und solchem Frauenzimmer Unterschlupf gewähren, und anständige Menschen werden keinen Fuß mehr über unsere Schwelle setzen wollen. Nein, wie kannst Du nur daran denken, überhaupt, Du bist ja ganz verrückt.

Sie war ganz ruhig geblieben:

– Ich lasse Rosalie nicht vor die Thür setzen, und wenn Du sie nicht nehmen willst, nimmt sie meine Mutter. Schließlich müssen wir doch den Namen des Vaters ihres Kindes erfahren.

Da lief er, indem er wütend die Thür ins Schloß warf, davon und rief:

– Die Weiber sind zu dumm mit ihren Ideen!

Am Nachmittag ging Johanna hinauf zu der Wöchnerin. Das Mädchen, das von der Witwe Dentu gepflegt ward, lag im Bett unbeweglich mit offnen Augen, während ihre Wärterin das neugeborene Kind in den Armen wiegte. Sobald Rosalie ihrer Herrin ansichtig ward, begann sie zu schluchzen und versteckte in größter Verzweiflung sich unter der Decke.

Johanna wollte sie umarmen, aber sie wehrte sich. Da trat die Wärterin hinzu und zog ihr die Decke vom Gesicht. Nun ließ sie es geschehen, indem sie noch immer, aber jetzt leiser weinte.

Im Kamin brannte ein schwaches Feuer. Es war kalt, das Kind weinte. Johanna wagte es nicht, von dem Kleinen zu sprechen in der Befürchtung, einen neuen Verzweiflungsausbruch herbeizuführen. Sie hatte die Hand ihres Mädchens genommen und sagte mechanisch:

– Es ist nichts! Es ist nichts! Du brauchst Dich nicht aufzuregen.

Das arme Ding blickte verstohlen zur Wärterin, zitterte beim Wimmern des Kindes, und ein Rest des Kummers packte sie abermals, sodaß sie noch ab und zu in krampfhaftes Schluchzen ausbrach, während es in ihrer Kehle rasselte.

Johanna küßte sie wiederum und flüsterte ihr ganz leise ins Ohr:

– Hab keine Angst, Rosalie, wir werden für das Kleine schon sorgen!

Als aber dann ein neuer Thränenausbruch erfolgte, ging sie schnell davon.

Täglich kam sie wieder, und täglich brach Rosalie in Thränen aus, wenn sie ihre Herrin sah.

Das Kind wurde bei einer Nachbarin in Pflege gegeben.

Aber Julius sprach kaum mit seiner Frau, als ob er ihr böse sei, weil sie das Mädchen nicht hatte fortschicken wollen.

Eines Tages kam er auf den Gegenstand zurück. Da zog Johanna einen Brief ihrer Mutter aus der Tasche, worin die Baronin bat, ihr das Mädchen sofort zu schicken, wenn man sie nicht im Schloß behalten wolle.

Julius war wütend und rief:

– Deine Mutter ist genau so verrückt wie Du!

Aber dann ließ er die Sache auf sich beruhen. Vierzehn Tage später konnte die Wöchnerin wieder aufstehen und ihre Arbeit verrichten.

Da nahm sie Johanna eines Morgens vor, ließ sie hinsetzen, ergriff ihre Hände und blickte ihr in die Augen:

– Nun Rosalie, nun sag mir alles!

Rosalie fing an zu zittern und stammelte:

– Was denn, gnädige Frau?

– Von wem ist das Kind?

Da wurde das Mädchen wiederum von Verzweiflung gepackt und suchte ihre Hände zu befreien, um das Gesicht darin zu verstecken.

Und Johanna küßte sie, so sehr sie sich auch wehrte und tröstete sie:

– Ach Rosalie, das ist eben ein Unglück, Du bist eben schwach gewesen, aber das passiert andern auch, und wenn der Vater des Kindes Dich heiratet, soll alles vergessen sein, und er kann bei uns in Dienst treten, mit Dir zusammen.

Rosalie stöhnte, als ob man sie gefoltert hätte, und von Zeit zu Zeit versuchte sie, sich los zu machen, um zu entfliehen.

Johanna fuhr fort:

– Ich verstehe schon, daß Du Dich schämst, aber Du siehst doch, daß ich Dir nicht böse bin. Ich frage Dich bloß zu Deinem Besten nach dem Namen des Vaters. Ich sehe doch aus Deinem Kummer, daß er Dich sitzen läßt, und das will ich eben verhindern. Julius wird mit ihm reden, und wir werden ihn schon zwingen, daß er Dich heiratet, und da wir euch dann alle beide in Dienst nehmen, wird er Dich schon glücklich machen.

Diesmal machte Rosalie einen so verzweifelten Versuch, sich los zu machen, daß sie ihre Hände aus denen ihrer Herrin riß und wie verrückt davonlief.

Abends bei Tisch sagte Johanna zu Julius:

– Ich wollte Rosalie dazu bringen, mir den Namen ihres Verführers zu nennen, aber es ist mir nicht gelungen. Nun versuche Du es doch mal Deinerseits, damit wir den Schuft zwingen können, sie zu heiraten.

Aber Julius ward sofort wütend:

– Hör' mal, Du weißt doch, daß ich von der Geschichte nichts hören will. Du hast das Mädchen behalten wollen, also behalte sie, aber laß mich mit der Geschichte in Frieden.

Seit Rosaliens Niederkunft schien er noch schlechterer Laune als sonst. Er hatte sich angewöhnt, nie mehr ruhig mit seiner Frau zu sprechen, sondem immer zu schreien, als wäre er wütend, während sie im Gegenteil die Stimme senkte, weich ward und nachgiebig, um alle Auseinandersetzungen zu vermeiden. Und oft weinte sie abends.

Trotz seiner wütenden Stimmung hatte ihr Mann seine Liebesgewohnheiten, die er seit ihrer Rückkehr eingestellt, wieder aufgenommen, und es vergingen selten drei Tage ohne daß er die eheliche Schwelle überschritt.

Rosalie war bald ganz wieder hergestellt und nun weniger traurig, obgleich sie etwas Verstörtes behielt, als ob ein Schreckgespenst sie verfolge.

Und noch zweimal lief sie davon, als Johanna versuchte, sie zum Geständnis zu bringen.

Plötzlich ward auch Julius liebenswürdiger, und die junge Frau begann neue Hoffnung zu schöpfen, ward wieder heiter, obgleich sie manchmal ein wunderliches Unwohlsein überkam, von dem sie aber niemandem etwas sagte.

Es hatte nicht getaut, und nun wölbte sich schon seit beinahe fünf Wochen über dem harten, ebenen, glitzernden Schneetuch ein klarer Himmel, wie blauer Krystall am Tage und nachts mit Sternen besäet wie Rauhreif.

Die Bauernhäuser, die einsam in ihren viereckigen Höfen lagen, versteckt hinter den großen, reifgepuderten Bäumen, schienen zu schlafen in ihrem weißen Gewande. Nicht Mensch noch Tier kamen mehr heraus, nur die Schornsteine der Hütten zeigten durch feine Rauchwolken, die kerzengerade zum Himmel aufstiegen, an, daß darinnen noch Leben war.

Die Ebene, die Hecken, die Ulmen, alles schien tot zu sein, wie von der Kälte ermordet.

Ab und zu krachten die Bäume, als ob ihre Holz-Glieder unter der Rinde geplatzt wären, und hier und da löste sich ein großer Zweig ab und fiel zu Boden. Der eisige Frost hatte den Saft ausgetrocknetund die Äste gebrochen.

Johanna wartete ängstlich auf die Rückkehr der milderen Jahreszeit, indem sie all das unbestimmte Unbehagen, das in ihr steckte, der großen Kälte zuschrieb.

Bald konnte sie nicht mehr essen, sie ekelte sich vor allem; ihr Puls fing an rasend zu schlagen, und bald konnte sie, obgleich sie fast keine Nahrung mehr zu sich nahm, nichts mehr bei sich behalten, und ihre stets erregten Nerven, die immer angegriffener wurden, versetzten sie in eine unerträgliche, fortwährende Aufregung.

Eines Abends fiel das Thermometer noch mehr, und Julius sagte, als sie von Tisch aufstanden, – denn das Eßzimmer wurde, um Holz zu sparen, nie mehr geheizt – indem er sich fröstelnd die Hände rieb:

– Nicht wahr, Liebchen, heute wäre es schön zu zweien im Bett?

Er lachte mit seinem gutmütigen Kinderlachen, wie früher. Johanna fiel ihm um den Hals, aber sie fühlte sich gerade so unwohl, hatte den Abend solche Schmerzen und war so nervös, daß sie ihn leise bat, indem sie ihn auf den Mund küßte, sie heute allein zu lassen. Sie setzte ihm mit ein paar Worten ihren Zustand auseinander:

– Bitte, mein Geliebter, ich fühle mich nicht wohl, morgen wird mir's sicher wieder besser gehen.

Er ließ es gut sein und sagte nur:

– Wie Du willst, meine Liebe, wenn Du krank bist, mußt Du Dich pflegen.

Und sie sprachen von andern Dingen.

Sie ging zeitig zu Bett. Julius ließ in seinem Schlafzimmer gegen seine sonstige Gewohnheit Feuer machen, und als man ihm meldete, daß es ordentlich brenne, küßte er seine Frau und ging.

Das ganze Haus schien unter der Kälte zu leiden, die Mauern klangen leise, als schauerten sie zusammen, und Johanna zitterte in ihrem Bett; zweimal stand sie auf, um ein Scheit Holz nachzulegen und Kleidungsstücke zu holen, sich noch auf's Bett zu decken. Nichts konnte sie wärmen.

Ihre Füße erstarrten, Unter- und Oberschenkel befiel ein solches Zittern, daß sie sich unausgesetzt hin- und herwarf, sich aufregte und immer nervöser ward.

Bald schlugen ihre Zähne aufeinander, ihre Hände zitterten, ihre Brust war wie zusammengeschnürt, ihr Herz klopfte langsam in schweren, dumpfen Schlägen und schien manchmal auszusetzen. Sie rang nach Atem, als könnte sie keine Luft bekommen.

Eine fürchterliche Angst packte sie bei der entsetzlichen Kälte, die ihr bis in's Mark drang. Etwas Ähnliches hatte sie noch nie gehabt. Sie fühlte sich wie von der Lebenskraft verlassen, ihrer letzten Stunde nahe. Sie dachte: »Ich sterbe«, und im Entsetzen sprang sie aus dem Bett, klingelte Rosalie, wartete, klingelte wieder, zitternd und zusammenschauernd.

Das Mädchen kam nicht. Sie lag wahrscheinlich in jenem ersten Schlafe, aus dem man nicht zu erwecken. Und Johanna,, die nicht mehr konnte, stand auf und lief zur Treppe. Lautlos tastete sie sich hinauf bis an die Thür, öffnete sie und rief:

– Rosalie! Sie ging weiter, stieß ans Bett, tastete mit den Händen darauf und fühlte, daß es leer war, leer und kalt, als ob niemand dort gelegen hätte.

Sie fragte sich erstaunt: »Was, bei so einem Wetter ist sie fortgelaufen?«

Aber da ihr Herz plötzlich ganz erregt ward, und zum Zerspringen klopfte, lief sie hinab mit zitternden Knieen, fast zusammenbrechend, um Julius zu wecken.

Schnell trat sie bei ihm ein, von der Überzeugung verfolgt, daß sie sterben müßte und dem Wunsche, ihn noch zu sehen, ehe sie stürbe.

Beim erlöschenden Feuer im Kamin sah sie neben dem Kopf ihres Mannes den Kopf Rosaliens in den Kissen.

Bei dem Schrei, der ihr entfloh, fuhren sie beide in die Höhe. Einen Augenblick blieb sie starr stehen, im Entsetzen über diese Entdeckung, dann lief sie davon, in ihr Zimmer zurück.

Als aber Julius verzweifelt rief: »Johanna!« packte sie eine so fürchterliche Angst, ihn zu sehen, seine Stimme zu hören, seine Auseinandersetzungen, seine Lügen, ihm ins Auge zu blicken, daß sie wieder auf die Treppe stürzte und die Stufen hinabeilte.

Dann lief sie in die Dunkelheit hinein, auf die Gefahr hin, die Stufen herunterzufallen und sich die Glieder auf den Steinen zu brechen. Sie floh, von einem unwiderstehlichen Bedürfnis getrieben, nichts zu hören, keinen Menschen mehr zu sehen.

Als sie unten stand, setzte sie sich auf eine Stufe, barfuß und im Hemd, und da blieb sie wie von Sinnen sitzen.

Julius war aus dem Bett gesprungen, hatte sich eilig angezogen, sie hörte ihn gehen und kommen und stand auf, um vor ihm zu fliehen. Schon eilte auch er die Treppe herunter und rief:

– Johanna, so hör doch!

Nein, sie wollte nicht hören, noch sich auch nur mit der Spitze des Fingers berühren lassen, und sie stürzte in das Eßzimmer und floh wie vor einem Mörder. Sie suchte einen Ausgang, ein Versteck, eine dunkle Ecke, irgend einen Fleck wo sie sich vor ihm verbergen könnte. Sie versteckte sich unter dem Tisch, aber schon öffnete er die Thür, das Licht in der Hand, immerfort rufend:

– Johanna! Johanna!

Und sie floh davon wie ein gescheuchtes Wild, stürzte in die Küche und lief zwei Mal im Kreise herum, gleich einem in die Enge getriebenen Tier, und da er sie beinahe eingeholt hatte, öffnete sie plötzlich die Thür zum Garten und lief hinaus.

Die Berührung mit dem eisigen Schnee, in den ihre Füße oft bis zum Knie einsanken, gab ihr plötzlich die Kraft der Verzweiflung. Obgleich sie halb nackt war, fror sie nicht. Sie fühlte nichts mehr, so beherrschte das Entsetzen ihrer Seele ihren Körper, und so raste sie dahin über die Erde, weiß wie diese.

Sie lief die große Allee hinab durch das Wäldchen, sprang über den Graben und floh über die Haide.

Der Mond schien nicht, die Sterne leuchteten wie eine Feuersaat am schwarzen Himmel, aber doch war die Ebene hell, in trübem Weiß lag sie unbeweglich da, in unendlichem Schweigen.

Johanna raste dahin, ohne Atem zu schöpfen, ohne einen Gedanken an irgend etwas, und plötzlich stand sie am Rande der Klippen. Unwillkürlich blieb sie jäh stehen, und keines Gedankens, keines Willens mehr fähig, fiel sie hin.

In dem dunklen Raum vor ihr strömte das unsichtbare, stille Meer den Salzduft des Seetangs bei Ebbe aus.

Dort blieb sie lange liegen, gelähmt an Geist und Herz, dann fing sie plötzlich an zu zittern am ganzen Körper, wie ein Segel, das im Winde flattert, ihre Arme und Hände flogen, ihre Füße bebten, durch eine unbesiegliche Gewalt hin und her geschlagen, klappten und fuhren zusammen, und plötzlich kam ihr klar und bitter die Besinnung wieder.

Dann zogen längst verflogene Bilder an ihrem Auge vorüber: die Spazierfahrten im Boot des alten Lastique mit ihm, wie sie dort mit einander gesprochen, wie ihre Liebe erwacht; die Bootstaufe, und immer weiter dachte sie zurück, bis an jene Nacht, da sie, von Sehnsucht und unbestimmten Träumen bewegt, zum ersten Male nach Les Peuples gekommen. Und nun? Und nun? Ach, ihr Leben war vernichtet, alle Freude vorbei, sie hatte nichts mehr zu erwarten, und vor ihrer Seele erschien die furchtbare Zukunft, voll Qual, Verrat und Verzweiflung; lieber doch wollte sie sterben, dann war alles gleich vorbei.

Aber eine Stimme klang von weitem:

– Hier! Hier sind die Spuren, schnell, schnell, hierher!

Es war Julius, der sie suchte.

Sie wollte ihn nicht wiedersehen. In der Tiefe dort vor ihr hörte sie jetzt ein leises Geräusch, das dumpfe Branden des Meeres an die Felsen.

Sie richtete sich auf, entschlossen, sich hinunter zu stürzen, indem sie vom Leben Abschied nahm wie die Verzweifelten, und seufzend rief sie das letzte Wort der Sterbenden, das letzte Wort der jungen Krieger, die in der Schlacht fallen:

– Mutter!

Plötzlich dachte sie an Mutting, sie sah, wie sie schluchzte, sie sah ihren Vater vor ihrer zerschmetterten Leiche knieen, und in einer Sekunde durchlitt sie alle Verzweiflungsqualen ihrer Eltern.

Da fiel sie weich in den Schnee zurück, und als Julius und der alte Simon, von Marius gefolgt, der eine Laterne hielt, sie bei den Armen packten und sie zurückrissen, weil sie so nahe am Abgrunde lag, da wehrte sie sich nicht mehr.

Sie machten mit ihr was sie wollten, denn sie konnte sich nicht mehr bewegen; sie fühlte, daß man sie trug, dann, daß man sie zu Bett brachte und sie mit heißen Tüchern abrieb. Darauf versank alle Erinnerung, sie verlor die Besinnung. Dann quälte sie ein Traum. War es ein Traum? Sie lag in ihrem Zimmer, es war heller, lichter Tag, aber sie konnte sich nicht erheben. Warum? Sie wußte es nicht. Da hörte sie auf dem Boden etwas wie ein Kratzen, ein Rascheln, und plötzlich huschte eine kleine, graue Maus schnell über ihre Bettdecke, eine andere folgte sofort, dann eine dritte, die mit ihren eiligen, trippelnden Schrittchen ihr bis zur Brust hinauf lief.

Johanna hatte keine Angst, aber sie wollte das Tier packen und streckte die Hand aus. Es gelang ihr nicht.

Da tauchten plötzlich von allen Seiten Mäuse auf, zehn, zwanzig, hundert, Tausende, Millionen. Sie kletterten in ganzen Kolonnen empor, liefen über die Wände, bedeckten völlig das Bett, mit schwärzlichem Gewimmel, und endlich drangen sie unter die Decke. Johanna fühlte, wie sie über ihre Haut glitten, wie sie ihr an den Beinen krabbelten und längs ihres Körpers auf- und abliefen. Sie sah, wie sie vom Fußende des Bettes heraufkamen, um sich auf ihre Brust zu stürzen, und sie wehrte sich, griff mit den Händen vor sich hin, sie zu packen, doch, wenn sie die Finger schloß, waren sie immer leer.

Sie war verzweifelt, wollte fliehen, schreien und es schien ihr, als hielte man sie fest, als umfingen und bändigten sie kräftige Arme, aber sie sah niemand.

Sie hatte keinen Begriff von der Zeit, es mußte lange, sehr lange dauern. Dann erwachte sie müde, aber es war doch schön. Sie fühlte sich schwach, entsetzlich schwach. Sie öffnete die Augen und wunderte sich nicht, daß Mutting im Zimmer saß mit einem dicken Herrn, den sie nicht kannte.

Wie alt war sie? Sie wußte es nicht. Sie dachte, sie sei immer noch ein ganz kleines Mädchen, alle und jede Erinnerung war ihr entschwunden.

Der dicke Mann sagte:

– Da, sie kommt wieder zur Besinnung! Und Mutting fing an zu weinen, dann sagte der dicke Mann:

– Beruhigen Sie sich doch, Frau Baronin, ich kann Ihnen sagen, jetzt stehe ich dafür, aber Sie dürfen ihr von nichts sprechen, von nichts, sie soll schlafen.

Und es schien Johanna, als lebte sie noch lange so im Schlaf, befangen von einem tiefen Schlummer, ohne daß sie versuchte nachzudenken. Sie versuchte auch nicht, sich an irgend etwas zu erinnern, als ob sie eine unbestimmte Angst hätte, daß die Wirklichkeit ihr zum Bewußtsein käme.

Da bemerkte sie einmal, als sie aufwachte, wie Julius ganz allein bei ihr saß. Plötzlich kam ihr die ganze Erinnerung, als hätte ein Vorhang sich geöffnet, der ihr verflossenes Leben verhüllt.

Sie empfand einen entsetzlichen Stich im Herzen und wollte wieder fliehen. Sie warf die Decke von sich, sprang aus dem Bett und fiel, denn ihre Füße konnten sie nicht tragen.

Julius wollte ihr zu Hilfe kommen. Sie brüllte laut, daß er sie nicht berühren sollte, sie wand sich, rollte sich; die Thür ging auf. Tante Lieschen kam gestürzt mit der Witwe Dentu, darauf der Baron und endlich erschien, erschrocken, außer Atem, Mutting.

Man legte sie wieder hin, und sofort schloß sie absichtlich die Augen, um nachdenken zu können und nicht sprechen zu müssen. Die Mutter und die Tante pflegten sie, bemühten sich um sie und fragten:

– Hörst Du uns? Johanna, meine kleine, arme Johanna! Sie stellte sich taub und antwortete nicht; aber sie bemerkte sehr gut, daß der Tag sich neigte. Die Nacht brach herein. Die Wärterin setzte sich zu ihr und gab ihr ab und zu zu trinken.

Sie trank, ohne ein Wort zu sagen, aber sie schlief nicht mehr. Das Denken ward ihr sauer, sie suchte mühsam sich an die Dinge zu erinnern, die ihr entfallen waren, als wäre ein Loch in ihrem Gedächtnis, leere, weiße Stellen, wo die Ereignisse nicht aufgeschrieben standen.

Allmählich, nach langer Anstrengung, entsann sie sich wieder alles dessen, was geschehen war, und dachte ohne Unterlaß darüber nach.

Mutting, Tante Lieschen und der Baron waren gekommen, sie war also sehr krank gewesen. Aber Julius! Was mochte er gesagt haben? Wußten ihre Eltern etwas? Und wo war Rosalie? Und was sollte sie thun, was sollte sie thun?

Ein Gedanke kam ihr, sie wollte mit Papa und Mama nach Rouen zurückkehren, wie früher. Sie würde eben Witwe sein. Das war alles.

Da wartete sie und hörte zu, was man um sie herum sprach. Sie verstand alles, aber ließ es sich nicht merken, und nutzte die Rückkehr des Verständnisses geduldig und geschickt aus.

Endlich abends war sie allein mit der Baronin und rief ganz leise:

– Mutting!

Die eigne Stimme erschreckte sie, klang ihr ganz fremd. Die Baronin nahm sie bei den Händm:

– Mein Kind, meine liebe Johanna, mein Töchterchen erkennst Du mich jetzt?

– Ja, Mutting, Du mußt nicht weinen. Wir müssen lange mit einander sprechen. Hat Dir Julius gesagt, warum ich in den Schnee hinaus gelaufen bin?

– Ja, mein Kind, Du hast ein starkes, sehr gefährliches Fieber gehabt.

– Mama, das ist es nicht, das Fieber habe ich später gekriegt, aber hat er Dir gesagt, warum ich das Fieber bekommen habe und warum ich fortgelaufen bin?

– Nein, mein Kind!

– Weil ich Rosalie bei ihm gefunden habe.

Die Baronin dachte, sie spräche noch im Delirium und sagte schmeichelnd:

– Schlaf doch, Kindchen, beruhige Dich, versuche zu schlafen.

Aber Johanna begann beharrlich von neuem:

– Ich bin ganz bei Verstande, Mama. Ich rede keinen Unsinn, wie ich wahrscheinlich die letzten Tage gethan habe. Ich fühlte mich eines Nachts so krank, da wollte ich Julius holen und habe Rosalie bei ihm im Bett gefunden. Da habe ich in der Verzweiflung den Kopf verloren und bin in den Schnee hinaus gelaufen, um mich von den Felsen hinunter zu stürzen.

Aber die Baronin wiederholte:

– Ja mein Kindchen, Du bist sehr krank gewesen, sehr krank.

– Nein Mama, das ist es nicht! Ich habe Rosalie bei ihm im Bett gefunden und will nicht mehr bei ihm bleiben. Du mußt mich nach Rouen wieder mitnehmen wie früher.

Die Baronin, der der Arzt anempfohlen hatte, Johanna nicht zu widersprechen, wiederholte:

– Ja, mein Kindchen!

Aber die Kranke wurde ungeduldig:

– Ich merke schon, Du glaubst mir nicht. Hole doch mal Papa, der wird mir schon glauben.

Und Mutting stand mühsam auf, nahm ihre beiden Stöcke und ging hinaus, ihren Fuß nachschleppend. Nach ein paar Minuten kam sie mit dem Baron zurück, der sie führte.

Sie setzten sich ans Bett, und Johanna begann sofort. Sie erzählte langsam mit matter Stimme, aber ganz klar, von Julius, von seiner Härte, von seinem Geiz und endlich von seiner Untreue.

Als sie fertig war, merkte der Baron wohl, daß sie nicht im Delirium gesprochen, aber er wußte nicht, was er denken, sollte, nicht was er thun und ihr antworten sollte.

Er nahm zärtlich ihre Hände, wie früher, wenn er ihr ein Märchen erzählte, damit sie einschlafen sollte:

– Höre mal, mein Liebling, jetzt heißt es klug handeln, wir wollen nichts verderben. Versuche mit Deinem Mann auszukommen, bis wir einen Entschluß gefaßt haben. Willst Du mir das versprechen?

Sie flüsterte:

– Das will ich, aber wenn ich wieder gesund bin, bleibe ich nicht hier. Dann fügte sie leise hinzu:

– Wo ist Rosalie?

Der Baron antwortete:

– Du wirst sie nicht wiedersehen!

Aber sie blieb fest:

– Wo ist sie? Ich will's wissen.

Da gab er zu, daß sie das Haus noch nicht verlassen hätte, aber er versprach, daß sie fortgehen würde.

Als der Baron von der Kranken herauskam, ging er, noch zitternd vor Wut, in seinem Vaterherzen tief verletzt, zu Julius und sagte kurz:

– Ich verlange Rechenschaft von Dir wegen Deines Benehmens gegen meine Tochter. Du hast sie mit eurem Mädchen betrogen. Das ist doppelt empörend.

Aber Julius spielte den Unschuldigen, leugnete leidenschaftlich, schwur und rief Gott zum Zeugen an. Wo war der Beweis? War Johanna nicht nervös gestört? Hatte sie nicht eine Gehirnentzündung gehabt? War sie nicht in der Nacht, in einem Anfall von Delirium beim Ausbruch ihrer Krankheit in den Schnee hinaus gelaufen? Und gerade beim Beginn ihrer Krankheit, als sie fast nackt durch das Haus gelaufen, wollte sie ihr Mädchen bei ihm gefunden haben.

Julius ward wütend, drohte mit einem Prozeß, äußerte heftig seine Empörung, sodaß der Baron sich ganz verwirrt entschuldigte, um Verzeihung bat und ihm die Hand entgegen streckte, die aber Julius nicht nehmen wollte.

Als Johanna die Antwort ihres Mannes erfuhr, war sie nicht böse, sie antwortete nur:

– Er lügt Papa! Aber wir werden ihn schon überführen.

Zwei Tage lang war sie nachdenklich und schweigsam.

Am dritten Morgen wollte sie Rosalie sehen. Der Baron weigerte sich, sie herauf kommen zu lassen und behauptete, sie wäre fort. Johanna ließ aber nicht locker: – Dann mag man sie holen! Und dabei ward sie schon wieder ganz erregt. Da trat der Arzt ein.

Es ward ihm alles gesagt und er sollte sein Urteil abgeben. Aber plötzlich begann Johanna zu weinen, nervös, ganz außer sich und schrie fast:

– Ich will Rosalie sehen! Ich will sie sehen!

Da nahm der Arzt ihre Hand und sagte leise:

– Gnädige Frau, beruhigen Sie sich. Jede Gemütsbewegung schadet Ihnen, denn Sie sind guter Hoffnung.

Sie war ganz erschrocken, als hätte sie einen Schlag bekommen, und es schien ihr sofort, als bewege sich etwas in ihr.

Dann schwieg sie und hörte nicht mal auf das, was man ihr sagte, ganz in Gedanken versunken. Sie konnte nachts nicht schlafen. Der neue wundersame Gedanke, daß da in ihr ein neues Leben keimte, beschäftigte sie, und sie war traurig, daß es Julius' Sohn wäre. Sie ängstigte sich, er möchte dem Vater ähnlich werden. Als es Tag geworden war, ließ sie den Baron rufen.

– Papachen, ich bin jetzt ganz entschlossen, ich will alles wissen, vor allen Dingen jetzt. Hörst Du, ich will. Und Du weißt, daß Du mich in dem Zustande, in dem ich mich befinde, nicht ärgern darfst! Also hör' wohl zu. Hole mir den Herrn Pfarrer. Ich muß ihn haben, damit Rosalie nicht lügt. Sowie er dann da ist, wirst Du sie heraufkommen lassen und wirst mit Mutting hier bleiben. Paß' vor allen Dingen aber auf, das Julius keinen Verdacht schöpft.

Eine Stunde darauf trat der Priester ein, noch immer ebenso dick und kurzatmig wie die Baronin. Er setzte sich neben sie in einen Stuhl, den dicken Wanst zwischen den gespreizten Beinen und begann zu scherzen, indem er aus alter Gewohnheit mit dem gewürfelten Taschentuch über die Stirn wischte:

– Nun Frau Baronin, ich glaube, wir werden beide nicht dünner, wir können uns zusammenthun.

Dann wandte er sich zu dem Bett der Kranken:

– Hoh hoh, was hat man mir gesagt, junge Frau? Es soll bald wieder Taufe sein! Nein, nein, diesmal keine Bootstaufe! Dann fügte er in ernstem Ton hinzu:

– Das giebt einen Vaterlandsverteidiger.

Darauf nach kurzem Nachdenken:

– Vorausgesetzt, daß es nicht etwa eine gute Hausfrau wird – indem er sich gegen die Baronin wandte, – wie Sie gnädige Frau . . . . . .

Die Thür ging auf, Rosalie erschien, verzweifelt heulend, sie weigerte sich hereinzukommen und klammerte sich am Thürrahmen fest. Der Baron wurde ungeduldig und schleuderte sie mit einem Stoß ins Zimmer. Da blieb sie, die Hand vor das Gesicht geschlagen, schluchzend stehen.

Sowie Johanna sie sah, richtete sie sich auf und setzte sich im Bett. Sie war bleicher geworden wie die Tücher, und ihr wildklopfendes Herz hob das leichte Hemd auf der Haut durch seine Schläge.

Sie konnte nicht sprechen und atmete schwer. Endlich sagte sie, mit vor Erregung stockender Stimme:

Ich . . . . ich . . . . brauche . . . . Dich . . . . nicht zu fragen . . . . ich . . . . ich . . . . brauche Dich bloß . . . so . . . . in Deiner Scham zu sehen.

Nach einer Pause, denn der Atem ging ihr aus, fuhr sie fort:

– Aber ich will alles wissen, hörst Du? Alles! Ich habe den Herrn Pfarrer holen lassen, damit es wie eine Beichte ist.

Rosalie rührte sich nicht und schrie, die zusammengekrampften Hände vor's Gesicht geschlagen. Der Baron wurde wütend, packte ihre Arme, riß sie auseinander und zwang sie, vor dem Bett in die Kniee zu sinken.

– Sprich doch! Antworte!

Sie blieb am Boden liegen in der Stellung wie eine büßende Magdalena. Das Häubchen schief auf dem Kopf, die Schürze auf dem Parket und wieder das Gesicht in den kaum frei gewordenen Händen verborgen.

Da redete der Pfarrer in sie hinein:

– Nun meine Tochter höre einmal zu, was man Dich fragt, und antworte. Es soll Dir gar nichts geschehen, aber wir wollen wissen, was sich zugetragen hat.

Johanna beugte sich über den Bettrand und fragte:

– Bist Du wirklich in Julius' Bett gewesen, als ich euch überraschte?

Rosalie stöhnte zwischen den Fingern hindurch:

– Ja, gnädige Frau!

Da fing plötzlich die Baronin an, laut und lärmend zu weinen, und dazwischen klang das Schluchzen Rosaliens.

Johanna fragte, die Augen auf ihr Mädchen gerichtet:

– Seit wann ist es gewesen?

Rosalie stammelte:

– Seit er gekommen ist.

Johanna verstand nicht.

– Seit er gekommen ist? – Also seit . . . seit dem Frühjahr?

– Ja, gnädige Frau!

– Also seitdem er in dies Haus gekommen ist?

– Ja gnädige Frau!

Und Johanna fragte schnell und stürmisch:

– Aber wie ist es denn gekommen? Was hat er Dir denn gesagt? Wie hat er es denn angefangen? Wann hast Du denn nachgegeben? Wie hast Du Dich denn mit ihm einlassen können?

Rosalie öffnete jetzt die Hände, und auch sie packte das Fieber zu sprechen, der Wunsch zu antworten:

– Das weeß ich doch nich. Wie er hier zum ersten Mal gegessen hat, is er uf mei Zimmer gekummen und hat sich an'n Boden versteckt. Ich hab doch nich schreien wull'n und hab doch keenen Sums machen wull'n, da is er zu mir ins Bette gekumm'n. Ich hab nich gewußt, wie mir in den Moment war, er hat gemacht, was er wullte, ich hab nischt gesagt, weil er ganz nett war.

Da stieß Johanna einen Schrei aus:

– Aber Dein . . Dein . . Kind? Ist es seins?

Rosalie schluchzte:

– Ja, gnädige Frau.

Dann schwiegen sie beide.

Man hörte nur noch das Geräusch von Rosaliens und der Baronin Weinen. Johanna konnte nicht mehr, sie fühlte, wie auch ihre Augen naß wurden, und lautlos liefen die Tropfen über ihre Wangen.

Das Kind ihres Dienstmädchens hatte denselben Vater wie ihr eignes. Ihr Zorn war verraucht. Jetzt war sie ganz voll todestrauriger, tiefer, unendlicher Verzweiflung.

Endlich begann sie wieder mit veränderter Stimme, wie eine Frau, die weint:

– Als wir von da drüben . . . von der Reise . . . kamen, wann . . . hat er da wieder . . . angefangen?

Das Mädchen war ganz auf dem Boden zusammen gesunken und stammelte:

– Glei den erschten Abend ist er gekommen.

Jedes Wort durchbohrte Johannas Herz. Also den ersten Abend, den Abend, als sie in das Schloß zurückgekehrt, hatte er sie um ihres Mädchens willen verlassen, und darum ließ er sie allein schlafen.

Jetzt wußte sie genug, mehr wollte sie nicht hören.

Sie rief:

– Geh, geh!

Und als Rosalie, ganz vernichtet, sich nicht rührte, rief Johanna ihrem Vater zu:

– Führe sie fort, bringe sie weg.

Aber der Pfarrer, der noch nichts gesagt hatte, meinte, jetzt sei der Augenblick gekommen, um eine lange Rede zu halten:

– Meine Tochter, das ist sehr schlecht, was Du da gethan hast, und der liebe Gott wird Dir sobald nicht verzeihen. Denke daran, daß wenn Du Dich nicht von nun ab gut führst, die Hölle Deiner wartet. Nun, wo Du ein Kind hast, mußt Du ordentlich sein, die Frau Baronin wird gewiß etwas für Dich thun und einen Mann für Dich finden . . .

Er hätte noch lange so gesprochen, aber der Baron hatte zum zweiten Mal Rosalie bei den Schultern gepackt, hob sie auf, schleppte sie zur Thür und warf sie wie ein Paket in den Flur hinaus.

Als er wieder eintrat, war er bleicher wie seine Tochter. Der Pfarrer begann von neuem:

– Was soll man da thun? So sind sie alle in der Gegend, es ist ein Jammer, aber man kann es nicht ändern. Mit den Schwächen der Menschen muß man Nachsicht haben. Sie heiraten nie, wenn sie nicht in anderen Umständen sind, gnädige Frau! Man möchte sagen, eine lokale Eigentümlichkeit!

Dann setzte er in empörtem Ton hinzu:

– Das geht bis zu den Kindern herab. Habe ich nicht voriges Jahr zwei Kinder aus der Katechismusstunde erwischt? Ich habe es den Eltern gesagt, wissen Sie was die mir geantwortet haben? »Was wollen Sie, Herr Pfarrer, wir haben ihnen das nicht gelehrt, wir können nichts dafür!« Sehen Sie, Ihr Mädchen hat es nicht anders gemacht, wie die übrigen.

Aber der Baron zitterte vor Nervosität und unterbrach ihn:

– Sie? Das ist mir ganz gleich, aber über Julius bin ich empört. Was er gethan hat ist eine Gemeinheit, und ich werde meine Tochter fortnehmen.

Und im Zorn fuhr er fort:

– Es ist unerhört, meine Tochter so zu betrügen. Der Kerl ist ein Lump, eine Canaille, ein Schuft, und das werde ich ihm sagen, ich werde ihn ohrfeigen und mit meinem Stock niederschlagen.

Aber der Priester, neben der weinenden Baronin, der langsam eine Prise Tabak nahm, wollte sein Versöhnungswerk vollenden:

– Nun, Herr Baron, unter uns gesagt, er hat das gethan, was sie alle thun. Kennen Sie viele Männer, die treu sind? Und er fügte mit milder Gutmütigkeit hinzu:

– Hören Sie mal, ich möchte wetten, Sie haben auch Ihren kleinen Scherz gemacht. Hand aufs Herz! Nicht wahr?

Der Baron war betroffen vor dem Priester stehen geblieben, der nun fortfuhr:

– Nicht wahr, Sie haben es wie die andern gemacht? Wer weiß, ob Sie nicht auch mal mit so einer Kleinen, wie die da, angebändelt haben. Ich sage Ihnen, das haben sie alle gethan. Und Ihre Frau ist deswegen weder weniger glücklich gewesen, noch weniger geliebt worden. Nicht wahr?

Der Baron war ganz verblüfft und sagte nichts mehr.

Es war allerdings wahr, daß er auch so etwas gethan und sogar oft, so oft er gekonnt; und auch er hatte das eheliche Heim doch nicht respektiert und, wenn sie hübsch waren, vor den Dienstmädchen seiner Frau nicht Halt gemacht.

War er deswegen ein Lump? Warum beurteilte er Julius' Benehmen so streng, da er sich selbst doch niemals wie ein Schuldiger erschienen war?

Und der Baronin, die immer noch vor Schluchzen keine Luft bekommen konnte, glitt etwas wie ein leises Lächeln über die Lippen, beim Gedanken an die kleinen Streiche ihres Mannes. Sie war von jener sentimentalen Art, schnell gerührt und wohlwollend, für die Liebesabenteuer einen Teil des Daseins bedeuten.

Johanna lag ganz zusammengesunken auf dem Rücken, mit herabhängenden Armen, indem sie mit offenen Augen in schmerzlichen Gedanken vor sich hinstarrte. Ein Wort von Rosalie war ihr wieder ins Gedächtnis gekommen, das ihr die Seele verletzt und sie wieder wie ein Dolchstich traf:

– Ich habe nichts gesagt, weil er ganz nett war.

Sie hatte ihn auch nett gefunden und nur deshalb sich ihm überlassen, sich mit ihm für's Leben verbunden, deshalb aller Hoffnung entsagt, allen Plänen und Zukunftsträumen. Sie war in diese Ehe hineingeraten, in diesen uferlosen Abgrund, aus dem es kein Entrinnen gab, in dieses Elend, diesen Jammer, diese Verzweiflung, bloß weil sie ihn nett gefunden wie Rosalie.

Die Thür wurde wütend aufgerissen, Julius erschien.

Er sah zornig aus. Auf der Treppe hatte er die stöhnende Rosalie gefunden, und nun wollte er hören, was hier vorging, er begriff, daß etwas angestiftet wurde, daß das Mädchen wahrscheinlich geschwatzt. Aber beim Anblick des Priesters blieb er wie angenagelt stehen. Er fragte mit zitternder Stimme, wenn auch gefaßt:

– Was, was ist denn?

Der Baron, der vorhin so heftig gewesen war, wagte jetzt kein Wort mehr zu sagen, wegen der Gründe des Pfarrers und wegen des eigenen schlechten Beispiels, das er dem Schwiegersohne gegeben. Mutting weinte noch, aber Johanna richtete sich auf, stützte sich auf den Arm, blickte keuchend den an, der ihr solches Leid zugefügt, und stammelte:

– Du siehst, daß wir alle Deine Gemeinheiten kennen, daß uns nichts verborgen geblieben ist seit dem Tage, da Du dieses Haus betreten hast. Wir wissen, daß das Kind dieses Mädchens Dein Kind ist wie das, das ich erwarte. Sie werden Brüder sein.

Und bei dem Gedanken kam ein so unsäglicher Schmerz über sie, daß sie in die Kissen sank und krampfhaft schluchzte.

Er blieb mit offnem Munde stehen, er wußte nicht, was thun, was sagen.

Der Pfarrer suchte wieder zu vermitteln:

– Aber, aber, seien Sie doch vernünftig, liebe junge Frau, quälen Sie sich nicht so.

Er stand auf, trat an das Bett und legte seine laue Hand auf die Stirn der Verzweifelten. Diese leise Berührung beruhigte sie auf seltsame Weise. Sie fühlte sich sofort ruhiger, als diese kräftige, bäuerliche Hand, die gewohnt war, Sünden zu vergeben, zu stärken und aufzurichten, sich auf ihre Stirne legte.

Der gute Mann blieb bei ihr stehen und fuhr fort:

– Gnädige Frau, man muß immer vergeben. Ein großes Unglück ist Ihnen geschehen, aber Gott hat es in seiner Barmherzigkeit durch ein großes Glück wieder gut gemacht, da Sie Mutter werden sollen. Dieses Kind wird Ihr Trost sein, und in seinem Namen flehe ich Sie an, beschwöre ich Sie, Herrn Julius' Schuld zu verzeihen. Es wird ein neues Band zwischen Ihnen sein, eine Sicherheit seiner künftigen Treue. Kann ihr Herz von dem getrennt sein, dessen Liebespfand Sie unter dem Herzen tragen?

Sie antwortete nicht, ganz zermalmt, schmerzhaft, jetzt völlig erschöpft, selbst ohne Kraft zum Zorn oder zur Rache. Es war ihr, als hätten sich alle ihre Nerven gelöst, als wären sie leise durchschnitten worden und als lebte sie kaum mehr.

Die Baronin, für die jetzt jedes weitere Mitgefühl unmöglich war und deren Seele es nicht mehr länger ertragen konnte, flüsterte:

– Sei gut Johanna!

Da nahm der Priester die Hände des jungen Mannes, zog ihn ans Bett und legte sie in die der jungen Frau, dann gab er einen kleinen Klaps darauf, als wollte er sie nun ganz vereinen und fügte, indem er den berufsmäßigen Seelsorger- Ton bei Seite ließ:

– So nun ist wieder alles in Ordnung, Sie können mir glauben, es ist besser so!

Dann trennten sich die beiden Hände wieder, die sich einen Augenblick berührt.

Julius hatte es nicht gewagt, Johanna zu küssen, nun küßte er die Schwiegermutter auf die Stirn, drehte sich auf dem Absatz herum, nahm den Arm des Barons, der es geschehen ließ und im Grunde genommen zufrieden war, daß die Sache so beigelegt, und sie gingen zusammen hinaus, um eine Cigarre zu rauchen.

Da schlummerte die entkräftete Kranke ein, während der Priester und Mutting halblaut mit einander sprachen. Der Pfarrer setzte seine Ideen auseinander, und die Baronin war, indem sie nickte, mit allem einverstanden. Endlich sagte er zum Schluß:

– Also abgemacht, Sie geben diesem Mädchen den Hof von Barville, und ich übernehme es, ihr einen Mann zu suchen, einen braven, ordentlichen Menschen. Ach, für den Preis von zwanzigtausend Franken werden wir schon einen Liebhaber finden. Wir haben nur die Qual der Wahl.

Nun lächelte die Baronin wieder glückselig, und nur zwei Thränen waren mitten auf den Wangen stehen geblieben, deren nasse Straße aber schon eingetrocknet war.

Sie sagte noch einmal:

– Einverstanden! Barville ist mindestens zwanzigtausend Franken wert, aber der Besitz wird auf den Namen des Kindes geschrieben, die Eltern sollen nur, solang sie leben, den Nießbrauch haben.

Und der Pfarrer erhob sich und drückte Mutting die Hand:

– Bemühen Sie sich doch nicht Frau Baronin, bemühen Sie sich nicht, ich weiß, wie schwer jeder Schritt ist.

Als er hinausging, begegnete er Tante Lieschen, die nach ihrer Kranken sehen wollte. Sie merkte nichts, man sagte ihr nichts, sie erfuhr nichts, wie immer.

 


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