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Elftes Kapitel.

Wie eine Koppel Spürhunde, welche vergebens einem Hasen nachgesetzt hat und mit gesenkter Schnauze und niederhängendem Schwanze mutlos zum Herrn zurückschleicht, so kehrten in jener verwirrten Nacht die Bravi nach Don Rodrigos Palast zurück. Er indessen schritt im Dunkeln durch ein großes unbewohntes Zimmer des oberen Stockwerkes, von dessen Fenstern sich hinunter in die Ebene sehen ließ, auf und nieder. Jeden Augenblick stand er still, horchte auf und blickte durch die Spalten der verfallenen Fensterläden. Ihn erfüllte die Ungeduld, und seine Ängstlichkeit konnte er sich selbst nicht verhehlen; denn nicht die Ungewißheit des Erfolges bloß, auch die möglichen Folgen gaben zur Bedenklichkeit Anlaß; das Unternehmen war in der Tat das gewaltsamste und gewagteste, an welches der wackere Mann sich bisher gemacht hatte. Indessen hatte man alle Vorsicht angewendet, um kein verratendes Zeichen der Tat zu hinterlassen, und dieser Gedanke beruhigte ihn ein wenig.

Da hört er ein Getrappel, geht ans Fenster, öffnet ein wenig, lauscht hinaus – »Sie sind's! – Und die Sänfte? Teufel! Wo ist die Sänfte? – Drei, fünf, acht, alle beisammen; da ist auch der Graue – und von der Sänfte nichts zu sehen! Hölle und Teufel! Der Graue soll mir's entgelten, er soll mir's entgelten!«

Nachdem sie unten in die Pforte getreten, stellte der Graue in einen Winkel des unteren Zimmers seinen Knittel hin, legte Hut und Pilgermantel ab und ging, wie es sein Amt, welches in diesem Augenblick keiner ihm beneidete, mit sich brachte, die Treppe hinauf, um seinem Herrn Bericht zu erstatten. Dieser erwartete ihn an der obersten Stufe; er sah ihn mit der albernen und flegelhaften Miene eines getäuschten Schurken erscheinen und rief ihm zu: »Nun, Herr Eisenfresser, Herr Hauptmann Großmaul, Herr Lassen-Sie-mich-machen?« »'s ist hart,« antwortete der Graue, indem er mit einem Fuße auf der ersten Stufe stehen blieb, »es ist hart, sich Vorwürfe zu holen, nachdem man sich redlich abgearbeitet hat, nachdem man vollkommen seine Schuldigkeit getan und sich mit seiner Haut ins Feuer gewagt hat.«

»Wie ist's abgelaufen? Wir wollen doch hören, wir wollen doch hören!« sagte Don Rodrigo und ging nach seinem Zimmer, wohin der Graue ihm folgte. Dieser erzählte nun alles, was er angeordnet und getan, gesehen und nicht gesehen, was er begriffen, gefürchtet und wieder gutzumachen gesucht hatte; er stattete seinen Bericht mit der Ordnung und der Verwirrung, mit dem Schwanken und der Betäubung ab, die notwendigerweise sich in seinen Vorstellungen nebeneinander finden mußten.

»Wenn es so ist,« begann sein Herr, »so trägst du keine Schuld und hast getan, was sich tun ließ, aber . . . aber, wenn unter dem Dache hier sich ein Spürhund aufhält! Wenn einer hier ist, wenn ich ihn erwische – und ich erwische ihn gewiß, wenn er hier ist –, so will ich ihn zurechtmachen; ich sage dir, Grauer, ich will ihn für all sein Lebelang zurichten!«

»Mir ist auch so ein Argwohn durch den Kopf gelaufen, Herr,« äußerte der Graue. »Wenn ich aber alles zusammenhalte, so muß noch irgendein anderer verwickelter Handel darunter stecken, womit sich's für jetzt noch nicht ins reine kommen läßt. Morgen, Herr, morgen, denk' ich, werden wir klares Wasser haben.«

»Hat euch wenigstens keiner erkannt?«

Der Graue versicherte, er hoffe, nicht; und so endigte das Gespräch damit, daß Don Rodrigo ihm für den nächsten Morgen drei Dinge auftrug, auf welche er recht gut auch von selbst verfallen wäre. Er sollte so zeitig wie möglich zwei Menschen abschicken, um dem Dorfschulzen die Weisung zu geben, deren Ausführung wir erzählt haben; zwei andere sollten um das eingefallene Haus umherschwärmen, um jedem, der etwa geschäftslos dort herumstrich, die Nähe des Gemäuers zu verleiden und bis zur nächsten Nacht die Sänfte vor fremden Blicken verborgen zu halten; dann könnte man sie holen lassen, für jetzt aber dürfte, um jeden Verdacht zu vermeiden, keine weitere Bewegung vorgenommen werden; endlich sollte der Graue selbst auf Entdeckung ausgehen und einige andere schicken, auf deren Gewandtheit und Klugheit man sich verlassen könne, um über die Ursachen und den Erfolg des nächtlichen Wirrwarrs etwas zu erfahren. Nachdem er diese Befehle gegeben, ging Don Rodrigo schlafen und ließ auch den Grauen zu Bett gehen; die Lobeserhebungen, mit welchen er ihn verabschiedete, verrieten augenscheinlich die Absicht, ihm wieder guten Mut einzuflößen und sich gewissermaßen wegen des übereilten Auffahrens, womit er ihn empfangen, bei ihm zu entschuldigen.

Am nächsten Morgen war der Graue schon außerhalb des Schlosses, um die Aufträge auszuführen, als Don Rodrigo aufstand. Augenblicklich suchte dieser den Grafen auf, der ihn kaum hereintreten sah, als er in Gesicht und Gebärden einen ergötzlichen Hohn spielen ließ und ihm zurief: »Sankt Martin, Vetter!«

»Ich weiß eben nicht, was ich darauf antworten soll,« sagte Don Rodrigo, indem er zu ihm hintrat;' »ich werde die Wette zahlen; das aber ist die Wunde nicht, die mich am brennendsten schmerzt. Ich hatte Euch früher nichts gesagt; denn, ich gestehe es, ich hatte mir Rechnung gemacht, diesen Morgen mit einer ganz andern, siegestrunkenen Miene vor Euch hinzutreten und Euch in staunende Überraschung zu setzen. Aber – genug, ich will Euch jetzt alles sagen.«

»Da hat auf jeden Fall der Mönch eine Hand im Spiele,« sagte der Graf, nachdem er alles in gespannter Erwartung verwundert angehört hatte; ja, er nahm ein ernsteres Wesen dabei an, als sich von einem so eigensinnigen Kopfe hätte vermuten lassen. – »Der Mönch da,« fuhr er fort, »mit seiner Karnevalsmaske, mit seinen verdrehten Einfällen, ich sage Euch, ich halte ihn für einen abgefeimten Schurken, für einen Fuchs, der's faustdick hinter den Ohren hat. Ihr habt mir Euer Zutrauen nicht schenken mögen, habt mir nicht klaren Wein einschenken wollen, was für ein lügenhaftes Gespinst er Euch neulich bei seinem Besuch hier um den Kopf geschlungen hat.«

Don Rodrigo stattete von seinem Gespräch mit Pater Cristoforo Bericht ab.

»Und das alles habt Ihr geduldet?« schrie der Graf. »Und Ihr habt ihn wieder weggehen lassen, wie er gekommen?«

»Ei was, hätte ich mir etwa alle Kapuziner in Italien auf den Hals ziehen sollen?«

»Ich weiß nicht,« bemerkte der Graf, »ob mir in dem Augenblick eingefallen wäre, daß es außer dem verwegenen Halunken noch andere Kapuziner in der Welt gibt. Aber gut, die Vorschriften der Klugheit mögen berücksichtigt sein wollen – fehlt es denn etwa an Mitteln, auch von einem Kapuziner vorsichtig sich Genugtuung zu verschaffen? Man verdoppelt zur rechten Zeit die Höflichkeit gegen den ganzen Orden, und dann kann man ungestraft den Stock in die Hand nehmen, um ein einzelnes Mitglied vernünftigere Sitte zu lehren. Genug, er ist der Strafe entgangen, die besser für ihn gepaßt hätte; ich aber gedenke ihn unter meine Flügel zu nehmen, und ein erbaulicher Trost soll es mir sein, ihm beizubringen, wie man mit unsersgleichen redet.«

»Macht die Sache nicht noch schlimmer,« widerriet ihm Don Rodrigo.

»Verlaßt Euch einmal darauf, daß ich Euch als Freund und Verwandter dienen werde.«

»Was denkt Ihr zu tun?«

»Noch weiß ich's nicht; den Mönch aber will ich in jedem Fall zurechtsetzen. Ich will's überlegen, und . . . der Graf Oheim vom Geheimen Rat ist der Mann, welcher den Dienst mir leisten soll. Übermorgen bin ich in Mailand, und auf eine oder die andere Art soll der Pfaffe sein Fett bekommen, verlaßt Euch darauf.«

Das Frühstück, welches währenddessen erschien, unterbrach ein Gespräch von so wichtigem Gehalte nicht. Der Graf ergoß sich mit voller Seele über den Gegenstand; obgleich er indessen so lebhaft daran teilnahm, wie die Freundschaft für seinen Vetter und die Ehre des gemeinschaftlichen Namens, nach den Vorstellungen, die er von Freundschaft und Ehre hatte, erforderten, so konnte er hin und wieder sich doch nicht enthalten, über das üble Glück seines verwandten Freundes zu lachen. Don Rodrigo aber, welcher in seiner eigenen Sache sprach und im Begriff, heimlich einen großen Streich zu tun, ihn mit Lärmen verfehlt hatte, war von heftigerer Leidenschaft bewegt und von unerfreulicheren Gedanken beunruhigt.

Nach dem Frühstück ging der Graf hinaus auf die«Jagd, und Don Rodrigo wartete mit Ängstlichkeit die Rückkehr des Grauen ab. Dieser kam endlich um die Stunde des Mittagessens und brachte Kunde.

Der Wirrwarr der Nacht war so geräuschvoll gewesen, das Verschwinden dreier Menschen aus einem Dorfe ein so außerordentliches Ereignis, daß natürlich, aus Teilnahme sowohl wie aus Neugier, vielfache, lebhafte und fortwährende Untersuchungen angestellt wurden. Auf der andern Seite war die Zahl derer, die darum wußten, zu groß, als daß sie alle wie einstimmig von allem geschwiegen hätten. Perpetua konnte den Fuß nicht über die Schwelle setzen, ohne daß der eine oder der andere über sie herfiel, um sich sagen zu lassen, wer eigentlich ihren Herrn so über alle Maßen in Furcht gesetzt habe; lief aber die Haushälterin alle Umstände des Vorgefallenen durch und ging ihr ein Licht auf, wie Agnese ihr so listig einen blauen Dunst vorgemacht, so empfand sie über diese Falschheit einen solchen Ärger, daß sie durchaus das Bedürfnis fühlte, ihrem gekränkten Herzen ein wenig Luft zu machen. Don Abbondio mochte immerhin entschlossen ihr befehlen oder herzlich sie bitten, sich nichts verlauten zu lassen; sie mochte ihm immerhin wiederholen, es sei überflüssig, ihr eine so klare und natürliche Vorsicht eintrichtern zu wollen; bei dem allen befand sich ein so großes Geheimnis im Herzen der guten Frau, wie in einem alten schlechtgebänderten Fasse ein jung abgelagerter Wein, welcher sprudelnd und wallend kocht und allmählich, wenn man den Spund nicht lockert, nach allen Seiten hin so ungestüm wirtschaftet, daß er in Schaum hervortritt, zwischen Daube und Daube durchsickert und bald hier, bald dort herauströpfelt, bis man davon trinken und ungefähr sagen kann, was für Wein es ist. Gervaso, welchem es gar nicht wahrscheinlich vorkam, einmal mehr unterrichtet zu sein als jeder andere, rechnete sich's zu keinem kleinen Ruhm an, in gewaltiger Furcht geschwebt zu haben; indem er die Hand bei einer unerlaubten Sache im Spiele gehabt, glaubte er ein Mensch wie die übrigen geworden zu sein, und so platzte er fast vor Begierde, sich seiner Heldentat zu rühmen. Tonio, sein Bruder, der ernstlich an Untersuchungen, an mögliche Prozesse und Rechenschaft dachte, gab ihm allerdings mit der Faust vorm Gesicht nachdrückliche Vorschriften; dennoch war es unmöglich, ihm jedes Wort im Munde zu ersticken. Übrigens war auch Tonio in jener Nacht zu ungewöhnlicher Stunde vom Hause abwesend, war mit ungewöhnlichem Schritt und Ansehen nach Hause gekommen, die Gemütsbewegung hatte ihn zur Mitteilung gestimmt, und nicht gänzlich konnte er seinem Weibe das Geschehene verschweigen; sein Weib aber war nicht stumm. Wer am wenigsten sprach, war Menico; denn kaum hatte er seinen Eltern die Geschichte und den Gegenstand seiner Sendung erzählt, so schien es diesen eine fürchterliche Sache, daß ihr Sohn ein Vorhaben Don Rodrigos hintertreiben geholfen, und kaum ließen sie den Knaben mit seiner Erzählung zu Ende kommen. Darauf geboten sie und drohten ihm so nachdrücklich wie möglich, er solle sich auch nicht den leisesten Wink entschlüpfen lassen; am folgenden Morgen dünkten sie sich auch dadurch nicht einmal hinlänglich gesichert und nahmen sich vor, ihn den Tag über und allenfalls auch noch die folgenden Tage im Hause eingeschlossen zu halten. Und dennoch, als sie nachher mit den Leuten des Dorfes sich Neuigkeiten erzählten und wider Willen merken ließen, daß sie mehr als andere davon wußten, als man auf den unerklärlichen Punkt, auf die Flucht unserer drei Unglücklichen zu reden kam und das Wie? das Warum? das Wo? zu besprechen angefangen hatte, gaben sie endlich selbst, als eine bekannte Sache, zu verstehen, sie hätten sich nach Pescarenico geflüchtet. So gelangte auch dieser Umstand ins allgemeine Gespräch.

Indem alle diese einzelnen Fingerzeige, wie es zu geschehen pflegt, zu einem vollständigen Ganzen zusammengesetzt und bei diesem Flicken natürlich mit den gehörigen Fransen ausgeschmückt wurden, kam am Ende eine Geschichte heraus, welche sicherer und klarer als sonst eine sich machte und selbst einen zweifelsüchtigen Kritiker zu befriedigen imstande war. Nur der Einbruch der Bravi, allerdings ein zu wichtiger und zu lärmvoller Zufall, um ausgelassen zu werden, ein Ereignis, von welchem keiner auch nur die geringste bestimmte Kenntnis hatte, machte die Geschichte dunkel und verwirrt. Man murmelte sich den Namen Don Rodrigo zu, und in diesem Punkte waren alle derselben Meinung; im übrigen gab es nichts als Dunkelheit und Verschiedenheit der Ansichten. Man sprach viel von den beiden Raufern, die man gegen Abend auf der Straße gesehen, und ebenso von dem dritten, welcher an der Tür des Wirtshauses gestanden; was ließ sich aber aus einem so dürftigen Umstände für Licht erlangen? Man mochte sich beim Schenkwirt immerhin erkundigen, wer am vergangenen Abend bei ihm gewesen; der Mann erinnerte sich kaum, ob er den Abend Leute zu sehen bekommen habe, und schloß immer mit dem Satze, ein Gasthaus sei ein Hafen am Meere. Was indessen die Köpfe am meisten verwirrte und alle Vermutungen zuschanden machte, war der Pilger, welchen einige gesehen, der Pilger, den die räuberischen Unholde töten wollten, der dann mit ihnen ging oder von ihnen mit fortgeschleppt wurde. Wozu war der gekommen? Dieser Umstand, für die anderen der verwirrendste, war für den Grauen selbst, wie der Leser weiß, gerade der klarste; indessen bediente er sich dieses Umstandes als eines Schlüssels, um die übrigen Nachrichten, die er selbst oder seine untergeordneten Kundschafter gesammelt, zu erklären, und so war er endlich imstande, für Don Rodrigo einen ziemlich deutlichen Bericht daraus zusammenzusetzen. Er schloß sich alsobald mit ihm ein und sprach von dem Streich, welchen die beiden Verlobten beim Pfarrer versucht hatten; dies erklärte auf sehr natürliche Weise, warum man das Haus leer gefunden und was das Glockengeläut zu sagen gehabt habe, ohne daß man im Palast Verräter anzunehmen nötig hatte. Er sprach von der Flucht, und auch für diese ließ sich mehr als eine Ursache finden; die Furcht des Brautpaars, da es bei der sträflichen Handlung überrascht worden, eine Nachricht vom Einbruch, die ihnen, sobald sie entdeckt war, vielleicht gegeben worden; ebenso der Aufstand des ganzen Dorfes – nichts begreiflicher, als daß sie sich eiligst davonmachten. Zuletzt berichtete er, daß sie nach Pescarenico ihre Zuflucht genommen hätten; weiter aber ging seine Kunde nicht.

Don Rodrigo war wenigstens mit der Entdeckung zufrieden, daß kein Verrat dabei im Spiele gewesen und keine Spur seiner Mitwirkung vorhanden; doch gewährte dies nur eine oberflächliche und vorübergehende Beruhigung. – »Mitsammen die Flucht genommen,« schrie er, »mitsammen! Und dieser Schurke von Mönch! Dieser Mönch –« das Wort kam heiser aus der Kehle. »Büßen soll's dieser Pfaffe! Grauer, ich bin nicht, der ich bin, wenn . . . ich will wissen, ich will's erfahren . . . diesen Abend! Ich will wissen, woran ich bin. Ich hab' keine Ruhe. Nach Pescarenico, geschwind, zu wissen, zu sehen, zu erfahren . . . Vier Skudi auf der Stelle, und meinen Schutz für immer. Diesen Abend will ich's wissen. Und der Schurke, der Mönch . . .«

So sehen wir den Grauen wiederum auf den Beinen. Am Abend desselben Tages noch konnte er seinem würdigen Schutzherrn die gewünschte Auskunft geben. Wie es geschehen, werde kurz berichtet.

Unser Autor hat sich nicht mit Gewißheit überzeugen können, durch wie viele Teilnehmer das Geheimnis, welches der Graue zu erkundschaften Befehl hatte, gelaufen sei; so viel aber ist ausgemacht, daß der gute Mann, von welchem die beiden Frauen nach Monza begleitet worden, als er mit seinem Karren um die Vesperstunde nach Pescarenico zurückkehrte, ehe er noch die Schwelle seines Hauses berührte, einen treuen Freund traf und diesem in leiser Vertraulichkeit das gute Werk, das er ausgeführt, wie die folgenden Ereignisse mitteilte; ebenso ausgemacht, daß der Graue zwei Stunden später nach dem Palast zurücklaufen und seinem Herrn berichten konnte, Mutter und Tochter hätten ihre Zuflucht in einem Kloster zu Monza gefunden, der Bräutigam dagegen habe seinen Weg nach Mailand fortgesetzt.

Don Rodrigo verriet über diese Trennung eine frevelhafte Fröhlichkeit; von der boshaften Hoffnung, zu seinem Zwecke zu gelangen, fühlte er wieder einen leisen Schimmer erwachen. Über die nunmehr nötigen Schritte sann er einen großen Teil der Nacht hindurch nach und stand ziemlich früh mit zwei Plänen auf, von denen der eine vollständig beschlossen, der andere nur unvollkommen erst entworfen war. Jener bestand darin, den Grauen nach Monza abzufertigen, um über Lucien nähere Kunde zu erhalten und zu wissen, ob und was sich versuchen ließe. Sein Getreuer mußte also den Augenblick erscheinen, bekam die vier Skudi in die Hand gedrückt, ward über die Geschicklichkeit, mit welcher er sie verdient, freundlich gelobt und erhielt sodann den vorher überlegten Auftrag, zu dessen Ausführung er sich sogleich mit zwei Gefährten auf den Weg machte.

Don Rodrigos zweite Ratspflege betraf Luciens Verlobten. Er hatte sich einstweilen von ihr fortbegeben; wie ließ es sich machen, daß er nie mehr in ihre Nähe käme und keinen Fuß wieder ins Dorf setzte? Don Rodrigo faßte den Vorsatz, Nachrichten von Drohungen und Verfolgungen unter die Leute gelangen zu lassen; durch irgendeinen Freund würde Renzo sie zu hören bekommen und sich die Lust, in diese Gegend wieder zurückzukehren, vergehen lassen. Der sicherste Weg aber, dachte er, wäre, wenn man ein Mittel ausfindig machte, um ihn zur Flucht über die Grenzen des Staates zu bringen. Um indessen damit zustande zu kommen, sah er ein, konnte ihm die Gerechtigkeit weit nachdrücklicher als die Gewalt dienen: man könnte, zum Beispiel, dem Versuch im Pfarrhause eine andere Farbe geben, könnte ihn als einen Angriff, als eine aufrührerische Handlung darstellen und mit Hilfe des Doktors dem Stadtvogt beibringen, das sei ein Fall, welcher gegen Renzo einen tüchtigen Verhaftungsbefehl nötig mache. Zu gleicher Zeit aber empfand der planvolle Mann, es komme nicht ihm selbst zu, in diesem unsauberen Geschäfte eine persönliche Rolle zu spielen; ohne sich also weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, ward er mit sich einig, er wolle dem Doktor Knotenhauer, soviel als nötig, um ihm seinen Wunsch begreiflich zu machen, sich eröffnen. Aber – welchen Lauf doch manchmal die Dinge dieser Welt nehmen! – während er an den Doktor, als an den fähigsten Mann, um ihm hier zu dienen, dachte, arbeitete bereits ein Mensch, der keinem einfiel, Renzo selbst arbeitete aus allen Kräften daran, ihm sicherer und fördernder zu dienen, als der Doktor mit allen seinen Papieren auf dem Tisch vermocht hätte. –

Nach der schmerzlichen Trennung, von welcher wir Bericht erstattet, wanderte der Jüngling nach Mailand zu. Wie ihm zumute war, kann jeder leicht ermessen. Von seinem Hause, und was mehr sagen will, von seinem väterlichen Dorfe, was aber am meisten sagen will, von Lucien sich entfernen; auf einer fremden Straße sich befinden, ohne zu wissen, wohin man das Haupt zur Ruhe niederlegen darf, und alles das um eines einzigen Schurken willen! Wenn dieser Gedanke sich in Renzos Einbildungskraft gewaltsam aufrichtete, verfiel er wie außer sich in Wut, und ihn überwältigte die Sehnsucht nach Rache; bald aber gedachte er des Gebetes, welches er in der Kirche von Pescarenico zum Himmel erhoben, und so besann er sich eines besseren. Bald darauf flammte die Entrüstung wieder empor; ein Schattenbild aber, das über die Mauer hinzuschweben schien, weckte ihn, er rückte den Hut ins Gesicht und stand einen Augenblick still, um von neuem zu beten; so hatte er auf dieser Reise wenigstens zwanzigmal seinen Schmerzensengel Don Rodrigo getötet und vom Tode wieder auferweckt.

Die Straße lief eben dahin, zwischen zwei hohen Seitenwänden versteckt, voll von Kot und Steinen, von tiefem Rädergeleise durchschnitten, welches nach einem starken Regen voller Wasser stand; wo es nicht geräumig genug war, um dem Wasser zum Bette zu dienen, lag die ganze Breite der Straße überschwemmt, in eine Pfütze verwandelt und fast ungangbar. Ein kleiner ungebahnter Fußsteig, welcher sich treppenartig über die eine Wand hinzog, zeigte, daß andere Wanderer ihren Weg durch die Felder genommen hatten. Renzo stieg mittelst eines solchen Pfades auf die Anhöhe zur Seite, sah vor sich hin und gewahrte das riesenhafte Gebäude des Domes, einsam aus der Ebene emporsteigend, nicht als wenn es mitten in einer Stadt stände, sondern aus einer wüsten Flur sich erhöbe. Seine Leiden alle vergessend, stand der Jüngling still und wollte auch aus der Ferne dies achte Wunder betrachten, von welchem er seit seiner Kindheit so viel sprechen gehört. Indem er aber nach einigen Minuten sich umwandte, sah er im Horizonte jene durchschnittene Gebirgskette, sah deutlich über die andern emporragend seinen Resegone, fühlte das Blut stürmisch durch alle Adern wallen, stand eine Zeitlang still, traurig bald vorwärts, bald rückwärts blickend, und setzte dann seinen Weg fort. Allmählich entdeckte er Glockentürme, Kirchenspitzen, Kuppeln und Häuser; dann stieg er in die Straße wieder hinab, wanderte eine Strecke fort, und als er sich ziemlich in der Nähe der Stadt sah, trat er zu einem Reisenden, verneigte sich vor ihm so höflich, wie er konnte, und bat um Erlaubnis, fragen zu dürfen.

»Was wollt Ihr, wackerer junger Mann?«

»Könnten Sie mir wohl die kürzeste Straße angeben, um zum Kapuzinerkloster zu kommen, wo Pater Bonaventura sich aufhält?«

»Lieber Freund, es gibt der Klöster in Mailand mehr als eins; Ihr müßtet mir genauer angeben können, welches Ihr eigentlich sucht.«

Renzo zog also aus dem Busen den Brief des Paters Cristoforo hervor und zeigte ihn dem Manne. Dieser las die Aufschrift: »Am Tor gegen Morgen,« gab ihn zurück und sagte: »Das Kloster, das Ihr sucht, ist nicht eben weit von hier. Nehmt den kleinen Weg da zur Linken; es ist ein Querweg durchs Feld; nach einiger Zeit werdet Ihr seitwärts auf ein langes niedriges Gebäude stoßen, das ist das Krankenhaus. Haltet Euch frischweg an den Graben, der sich herumzieht, so kommt Ihr an das Tor gegen Morgen. Da tretet Ihr hinein, und nach drei- oder vierhundert Schritten tut sich Euch ein Platz mit hübschen Ulmen auf; dort ist das Kloster; verfehlen läßt sich's da nicht. Gott mit Euch, guter Junge!« – Er begleitete die letzten Worte mit einer freundlichen Bewegung der Hand und entfernte sich.

Renzo stand über die feine Art der Städter erstaunt und erbaut da; er wußte nicht, daß es ein ungewöhnlicher Tag war, ein Tag, an welchem die Mäntel sich vor den Jacken erniedrigten. So schlug er denn den angezeigten Weg ein und gelangte an das Tor gegen Morgen. Indessen muß sich der Leser bei diesem Namen nicht die Bilder, die jetzt damit verbunden, in den Kopf kommen lassen. Das Tor bestand aus zwei Pfeilern, über welchen ein Wetterdach war, um die Flügel zu schirmen; auf der einen Seite ein ärmliches Haus für die Zolleinnehmer. Der Aufgang zu den Basteien erhob sich in unregelmäßiger Anhöhe, und die Dachung war eine rauhe, unebene Fläche voll von Schutt und Scherben, die zufällig hingeworfen waren. Die Straße der Vorstadt, welche vor den Augen des Hineintretenden sich öffnete, ließe sich sehr wohl mit derjenigen vergleichen, in die man heute durch das Tosator tritt. Ein kleiner Graben durchlief sie in der Mitte bis auf wenige Schritte vom Tore und teilte sie solcherweise in zwei gewundene Gassen, die, nach der Jahreszeit, voll von Staub oder Kot waren. Da, wo noch jetzt die Gasse mündet, welche di Borghetto heißt, ergoß sich der kleine Bach in eine Wassergrube und floß dann in einen andern Graben, der längs der Mauer lief. Hier stand eine Säule mit einem Kreuze darauf, die Säule des heiligen Dionysius genannt; zu beiden Seiten gab es umzäunte Gärten, hin und wieder Hütten, größtenteils von Bleichern bewohnt.

Renzo trat ins Tor und ging durch; keiner von den Zolleinnehmern rührte sich. Das kam ihm als etwas ganz Außerordentliches vor; denn von den wenigen aus seinem Dorfe, welche sich rühmen konnten, in Mailand gewesen zu sein, hatte er Wunders viel erzählen gehört, wie jeder, der von auswärts in die Stadt käme, mit Fragen und Untersuchungen geplagt würde; dabei war die Straße menschenleer, und hätte er nicht ein fernes Getümmel gehört, welches eine große Bewegung verkündigte, so würde er in eine verlassene Stadt zu treten gemeint haben. Er schritt vorwärts und wußte nicht, was er davon zu denken hatte; da ward er auf dem Pflaster weiße Streifen gewahr, als war's Schnee; aber Schnee konnte es nicht sein, denn der fällt nicht in Streifen, fällt auch in der Regel nicht um diese Jahreszeit. Er bückte sich, sah genauer hin, untersuchte mit den Händen und überzeugte sich, daß es Mehl war. – »'s muß hier in Mailand,« dachte er, »ein entsetzlicher Überfluß vorhanden sein, wenn sie Gottes Gabe sich so auf offener Straße herumtreiben lassen. Und dann wollen sie uns weismachen, daß die Teuerung überall zu Hause ist. Das ist aber ihr Pfiff, um die armen Leute auf dem Lande ruhig zu erhalten.«

Er war kaum einige Schritte weiter gegangen, so kam er an eine zweite Säule, an deren Fuße er etwas noch weit Seltsameres erblickte; auf den Stufen des Untergestelles sah er Dinge umherliegen, die wahrlich keine Steine waren, und hätten sie auf dem Brett eines Bäckerladens gelegen, so würde kein Mensch sich einen Augenblick besonnen haben, sie Brote zu nennen. Renzo aber wollte so schnell seinen Augen nicht trauen; denn zum Wetter! das war kein Ort für Brote. – »Wir wollen doch einmal sehen, was das für eine Geschichte ist!« sagte er für sich und trat zur Säule hin; er bückte sich, nahm eins – es war wahrhaftig ein rundes weißes Brot, wie es unser Wanderer nicht einmal an Festtagen zu essen gewohnt war. – »'s ist, meiner Seele, Brot,« sagte er laut; so groß war sein Erstaunen – »so streut man's hierzulande herum? In diesem Jahre? Und es rückt sich auch nicht einmal einer, um es aufzufangen, wenn es fällt! Das ist ja wahrhaftig das Schlaraffenland, wo der Himmel voller Geigen hängt!« – Nach einem Wege von zehn Meilen, bei frischer Morgenluft, machte das Brot, sobald er nur mit der Verwunderung fertig war, seine Eßlust ziemlich rege. – »Nehm' ich's?« überlegte er. »Pah! Sie haben's hier für die Hunde liegen lassen, so wird sich doch wohl auch ein christlicher Mensch daran satt essen dürfen! Im schlimmsten Fall kommt der Eigentümer dazu, und dann bezahle ich's ihm.« Indem er so dachte, steckte er das Brot, welches er schon in Händen hatte, in die Tasche, machte es mit einem zweiten und einem dritten ebenso und setzte seinen Weg fort, unkundiger als je und von ganzer Seele begierig, über die Sache sich eine Aufklärung zu verschaffen.

Bald sah er Leute aus dem Innern der Stadt daherkommen und betrachtete diejenigen, welche zuerst sich sehen ließen, mit Aufmerksamkeit. Es war ein Mann, eine Frau und einige Schritte dahinter ein Knabe, alle drei mit einer Last auf dem Rücken, die ihre Kräfte zu übersteigen schien, alle drei in einem seltsamen Aufzuge. Die Kleider, oder eigentlich die Fetzen, mit Mehl bedeckt, mit Mehl bedeckt die Gesichter, und über alle Maßen verzerrt und entflammt; dabei ein Gang, der nicht bloß mühsam durch die Last, sondern schwer sich fortschleppend, als wären die Glieder zerquetscht und gebrochen. Der Mann trug mit Mühe einen mächtigen Mehlsack auf der Schulter; dieser hatte hin und wieder Löcher und ließ bei jedem Anstoß, bei jedem Schwanken des Gleichgewichtes eine Handvoll herausgleiten. Noch übler aber machte sich die Gestalt der Frau; ein unverhältnismäßig dicker Leib, zwei ausgebreitete Arme, die ihn nur mit Anstrengung zu unterstützen schienen und zwei gebogenen Eimerhenkeln glichen; unten zeigten sich zwei Füße, bis zum Knie entblößt, welche taumelnd sich vorwärts bewegten. Renzo sah genauer hin und erkannte in dem unförmlichen Leibe den Rock, welchen die Frau nach oben umgeschlagen hielt; er war mit Mehl gefüllt, soviel er nur fassen konnte, und wohl noch ein wenig darüber; daher hin und wieder etwas davon wie ein weißer Staub fortflog. Der Knabe trug auf dem Kopfe mit beiden Händen einen Flechtkorb voll von Broten; da er aber in der Länge der Füße gegen seine Eltern zu kurz kam, blieb er allmählich hinter ihnen zurück, und wenn er dann zu laufen anfing, um sie wieder einzuholen, geriet der Korb aus seiner Lage, und einige Brote fielen zur Erde.

»Wenn du noch eins fallen läßt, unnützer Schlingel!« sagte die Mutter und knirschte mit den Zähnen.

»Ich lasse sie nicht fallen; sie fallen von selbst,« antwortete der Junge. »Wie soll ich's anfangen?« »Dein Glück, daß ich die Hände nicht frei habe,« sagte die Frau, indem sie mit den Fäusten eine Bewegung machte, als versetzte sie dem armen Schelm einen Hieb; bei dieser Bewegung aber entstäubte ihr eine neue Mehlwolke, welche wohl mehr betragen mochte als die beiden Brote, die der Knabe hatte fallen lassen.

Währenddessen kamen Leute von draußen dazu; einer von ihnen trat zur Frau hin und fragte, wo man sich Brot zu holen habe. – »Vorwärts, vorwärts!« antwortete sie, und als sie etwa zehn Schritte weit entfernt waren, sagte sie mürrisch: »Diese Schlingel vom Lande kommen, alle Backöfen und alle Vorratskammern leer zu fegen, und für uns bleibt nichts übrig.«

»Immer noch ein bißchen für den Mann, Plauderliese,« sagte der Kerl an ihrer Seite. »Die Hülle und Fülle!«

Aus diesem und ähnlichem, was er sah und hörte, fing Renzo an zu begreifen, er habe eine empörte Stadt betreten, und dies sei ein Tag der Eroberung, wo jeder nach Wollen und Können sich nahm und mit Schlägen bezahlte. So sehr wir auch wünschen, unsern armen Gebirgsmann eine gute Rolle spielen zu lassen, so nötigt uns doch die historische Treue die Bemerkung ab, daß das Schauspiel sich im ersten Augenblick seines Beifalls erfreute. Er hatte so wenig Ursache, mit dem gewöhnlichen Laufe der Dinge zufrieden zu sein, daß er geneigt war, jede Veränderung zu billigen. Da er überdies kein Mann war, welcher sich über sein Jahrhundert erhob, lebte auch er in der allgemeinen Meinung, die Teuerung des Brotes rühre von den Aufkäufern und von den Bäckern her; folglich hielt er sehr gern jeden Weg für recht, um die Nahrungsmittel, welche sie, jener Meinung nach, dem Hunger eines ganzen Volkes grausam verweigerten, ihren Händen zu entreißen. Indessen beschloß er, sich vom Tumulte fernzuhalten, und war froh, auf dem Wege zu einem Kapuziner zu sein, der ihm Unterkommen und gute Weisung geben würde. Indem er so dachte und die neuen Eroberer, welche mit Beute beladen erschienen, betrachtete, legte er die kurze Straße zurück, die ihm noch blieb, um das Kloster zu erreichen.

Wo jetzt der schöne Palast mit der hohen Altane sich erhebt, war damals und war vor wenigen Jahren noch ein kleiner Platz, in dessen Hintergrunde die Kirche und das Kloster der Kapuziner stand, mit vier großen Ulmbäumen davor. Renzo schritt gerade zur Türe des Klosters, versteckte das halbe Brot, welches ihm blieb, in den Busen, nahm den Brief hervor, hielt ihn zeigefertig in der Hand und zog die Klingel. Es öffnete sich ein Einlaßtürchen mit einem Gitter und erschien das Gesicht des Bruder Pförtners, welcher fragte, wer da sei.

»Einer von außerhalb,« sagte Renzo, »der vom Pater Cristoforo dem Pater Bonaventura einen dringenden Brief bringt.«

»Gebt her,« antwortete der Pförtner und steckte die Hand durchs Gitter.

»Nein, nein,« sagte Renzo, »ich soll ihn in seine eigenen Hände geben.«

»Er ist nicht im Kloster.«

»Laßt mich hineintreten, so will ich ihn erwarten.«

»Tut, wie ich Euch sage,« sprach der Mönch; »erwartet ihn in der Kirche, könnt dort indessen ein wenig beten. Ins Kloster wird für jetzo keiner hereingelassen.«

Mit diesen Worten schloß er das Türchen zu. Renzo blieb wie albern mit seinem Brief in der Hand stehen. Er tat zehn Schritte nach der Kirchentüre zu, um dem Rat des Pförtners zu folgen; dann aber fiel ihm ein, vorher doch noch einmal nach dem Auflauf hinzusehen. Er ging über den Platz, trat an den Rand der Straße und stand mit verschränkten Armen da, links nach dem Innern der Stadt hinschauend, wo das Gewühl am gedrängtesten und am geräuschvollsten war. Der Strudel zog den Zuschauer an. Wir wollen doch einmal hinsehen! dachte er, nahm das Brot wieder hervor und machte sich, indem er einen Bissen nach dem andern davon abbrach, nach jener Seite hin auf den Weg.


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