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Sechzehntes Kapitel

Gabriele hastete ohne Besinnen die Treppe hinauf und in das Zimmer des Kindes. Es war halb dunkel, die Papierlaternen in den Bäumen schickten mattes, verstreutes Licht. Auf der Kommode glänzte der Funke des Nachtlämpchens.

Gabriele zog die Tür zu und blieb daneben stehn, weit fort vom offenen Fenster, lauschend auf die Stimmen im Garten, die Tierstimmen, die unbekannten Worte, auf den Angsttraum, den sie nicht begriff. Sie hielt die geschlossene Hand an die Wange gedrückt, fühlte sie aber naß und von der Nässe kühl werden. Erst dadurch erfuhr sie, daß ihr aus den Augen die Tränen liefen.

Sie war nicht gewohnt zu weinen, es erschreckte sie, es mußte schlimm stehn. Sie sah sich nach einem Menschen um. Das Kind! ... Nein, sein Bett war leer. Es war leer, das wunderte sie kaum. Nichts war wie sonst. Sie war nicht sicher der nächsten Dinge, nach denen sie die Hand ausstreckte. Jürgen! Wo war ihr Mann!

Dies versetzte ihr den tiefsten Schrecken bisher. Sie wollte hinaus, ihn suchen. Unmöglich, auch im Hause Stimmen. Zum Fenster – unmöglich. Sie stand, kein Schritt war ihr erlaubt, litt Verlassenheit, litt Angst und spürte ihr Herz. Sie spürte es krank werden nachgrade vom Unglück. Auch deshalb weinte sie.

Die Tür ging auf und stieß sie fort. Emmy war es, sie schrie unterdrückt:

»Jürgen! Bist du hier?«

»Wo ist er?« klagte die andere Stimme, und wieder Emmy:

»Er ist fort.«

Die beiden Frauen erblickten einander im bleichen Dunkel. Immer klagend gingen sie aufeinander zu – nicht schnell, sie hatten Seufzer für jeden Schritt. Lehnten Brust und Wange aneinander, die Arme aber blieben kraftlos hängen.

Im Garten war es auf einmal still geworden, sie merkten es nicht. Sie kehrten aus ihrem vereinten Schmerz erst wieder, als eine dritte sie anrief. Es war Frau Ermelin, sie sagte sofort:

»Ihr Mann ist gefunden, Frau Konsul.«

Gabriele schrie auf:

»Was hat er getan? Wie geht es ihm?«

»Er war nur davongelaufen. Was konnte er weiter auch tun?« erklärte Frau Ermelin. »Bei dem Zustand der Leute! Wir haben vergeblich versucht, sie daran zu erinnern, daß Konsul West das meiste verliert. Sie glauben es nicht.«

»Wie hat man ihn gefunden?« bat Gabriele unaufhörlich.

»Frisch und gesund, beruhigen Sie sich. Er war nicht in die Stadt gelaufen, wie Sie wohl denken, nein, nach Suturp.«

»Nach –«

»Gewiß, schon den halben Weg. Wie schnell jemand in der Aufregung laufen kann! Polizeidirektor Siemsen hat ihn mit einem Wagen eingeholt. Nein! Nicht, wie Sie meinen. Nur als Freund, nur als Freund.«

Die gute Dame hatte die Hand Gabrieles an sich genommen. Sie gab ihr kleine, wohlgezielte Schläge in das Innere und auf den Ballen, damit die Ärmste nicht doch noch ohnmächtig werde. Emmy hielt sich wachsam bereit hinter Gabriele.

Er war nach Suturp gelaufen! Sie dachte: ›Dort liegt ein Schiff. Ich hätte mit ihm fliehn sollen. Aber er weiß alles, weiß, daß ich in Suturp war, weiß alles und verläßt mich. Er verläßt mich.‹

»Sie hat Fieber«, sagte, die Hand Gabrieles anfühlend, Frau Ermelin zu Emmy Nissen.

»Rücken Sie den Lehnstuhl zum Fenster, wir setzen sie in die frische Luft. Nein, Liebe, zu fürchten ist draußen nichts mehr. Die Leute gehn ganz gesittet nach Hause. Sie wissen doch, daß unseren guten Herrn Maßmann der Schlag getroffen hat? Das hat alle bedeutend ernüchtert.«

»Oh! Sie tragen ihn fort. Er ist doch nicht tot?«

»Wie können Sie denken. Unser guter Herr Maßmann ist hysterisch. Nach jedem reichlichen Abendessen läßt er bei Nacht Dr. Molwitz holen, weil er sich einbildet, daß ihn der Schlag trifft. Infolge seiner Einbildung hat er ihn endlich mal getroffen – und auch zur Strafe für sein heutiges Benehmen«, ergänzte sie streng.

»Oberstleutnants sind noch da«, stellte Emmy fest.

»Nur noch die Neugierigsten, Liebe.«

»Unser alter Vetter Nissen.«

»Der hat sich auffallend unfreundlich geäußert, obwohl er als vorsichtiger Rentner keinen Pfennig verliert. Solche sind die schlimmsten. Er sollte gehn. Seine Verwandten machen unserem Konsul keine Ehre, hörte ich den Bürgermeister sagen. Sie sind natürlich ausgenommen, Liebe.«

»Der Bürgermeister selbst ist nicht mehr da.«

»Doch. Er ist da. Er sitzt vorn im Haus. Er wolle die Rückkehr des Konsuls erwarten, hörte ich ihn sagen.«

»Da kommt Jürgen!« rief Emmy.

Von dem Namen erhielt Gabriele auf einmal ihre volle Besinnung zurück. Sie kam von ihrem Sessel auf, beugte sich aus dem Fenster und winkte. Sie rief ihn auch an, aber tonlos. Ihre Stimme versagte.

Konsul West wurde von Polizeidirektor Siemsen am Arm geführt, als wäre er krank gewesen, ging aber genau so sicher wie sonst. Er trug auch schon wieder seinen bürgerlichen Anzug. Auf seiner anderen Seite hatte er seinen jungen Vetter.

»Auch Victor hat ihn mit gesucht?« fragte Gabriele schnell.

Eifersucht trieb sie an. Dort hatte einer unentwegt zu Jürgen gehalten, ihn verehrt, bewundert und keinen Augenblick an ihm gezweifelt. Dafür durfte er ihm auch nahe sein in seiner schwersten Stunde. Gabriele zog sich vom Fenster so weit zurück, als sie grade noch sehn konnte. Dieser Victor mußte sie durchschaut haben, er liebte Jürgen so sehr! Auch kam er nie ins Haus, schon längst nicht mehr.

Polizeidirektor Siemsen führte den Konsul, die Hand unter seinem Arm, bis zu den Gästen, die noch beisammen standen. Das Verhalten des Polizeiherrn sollte ihnen ein Beispiel geben. Mehrere starrten dem Konsul ohne Umstände in das Gesicht, sie fanden es nicht grade demütig, vielleicht weniger bescheiden als gewöhnlich. Die Augen waren etwas unnatürlich aufgerissen, er sprach auch zu lebhaft.

»Wie schade! Ich mußte den Schluß des Stückes versäumen, die letzte Szene, die so gut sein soll. Die Herrschaften haben sie gleichfalls nicht zu sehn bekommen? Schade, schade.«

Merkwürdigerweise gefiel er sich in dieser Ironie.

»Auf der Terrasse vorn war das Büfett aufgestellt, es ist leider fast gar nicht benutzt worden. Ich weiß. Der Aufbruch geschah vorzeitig, weil Regen drohte. Nun, er ist vorbeigezogen. Am eiligsten hatte es Herr Maßmann. Ich fürchte, daß er mich in meiner Rolle nicht gut fand.«

Er wendete sich zu seinem alten Vetter Nissen.

»Wie ich dich kenne, Lorenz, hast du mich verteidigt.«

Er sah lauter verlegene Mienen, die düsterer wurden.

»Schade«, sagte er wieder. »Die Vergnügtesten sind fort, nämlich Fischer und Blohm.«

Es war, als parodierte er seine eigene gesellschaftliche Begabung, die so bekannt war. Gabriele fand ihn bleich zum Erschrecken. Plötzlich begriff sie, er habe seinen Kopf nicht mehr. Sie rang die Hände. Emmy flüsterte ihr zu:

»Es geht bestimmt vorbei. Ganz bestimmt geht es vorbei.«

Frau Ermelin raunte erregt:

»Er soll ihnen noch mehr geben. Noch mehr soll er ihnen geben.«

Die anderen hatten es aber satt, stumm dabeizustehn. Der Oberstleutnant sagte klar und deutlich: »Jetzt haben Sie also nichts mehr. So ist es doch, Konsul West. So ist es doch, meine Herren. Jetzt möchte ich nur wissen, ob Ihre Zivilisten Sie noch lassen, wo Sie sind. Wir Soldaten – wenn wir den blauen Brief bekommen, ziehn wir den Rock aus und treten ab.«

»Dann trete ich ab –«, womit Jürgen West allen schroff den Rücken zukehrte. Gabriele erbebte.

Sie hielt sich bebend bereit, die Treppen hinunterzufliegen, ihm nach, mit ihm ins Weite. Fliehn! Fliehn! ... Er entfernte sich aber nicht in Richtung des Ausganges, vielmehr nach der Tiefe des Gartens. Dort lag unter den Bäumen Dunkelheit. Die Rampe war erloschen, von den bunten Lampen leuchtete nur noch ein Teil, und ihr Schimmer reichte nicht bis dorthin. Im tiefen Schatten traf Jürgen auf eine schwarze Gestalt.

Gabriele droben schrie auf. Sie glaubte: Pidohn – oder doch sein Umriß, das Gespenst dieser schrecklichen Stunde, aus dem Gefängnis her entsandt ... Nein. Jürgen verhielt sich wie zu einem Menschen. Jetzt erkannte sie das Kopfrücken, den weißen Knebelbart, erkannte Heines, sie hatte ihn vergessen. Die Zeit, als sie mit ihm zu tun hatte, erschien ihr auf einmal besonnt – angesichts solcher Dunkelheit.

Die noch übrigen Gäste, zehn oder zwölf, zogen sich langsam um die Hausecke und verschwanden.

»Meine Güte!« rief hier oben Emmy. »Sie machen sich an das Büfett. Jürgen hat sie darauf gebracht.«

»Man hätte es rechtzeitig abräumen sollen. Vielleicht geht es auch jetzt noch«, schlug Frau Ermelin vor.

Beide berieten leise und schnell.

»In dieser Lage noch Büfett? Davon würde geredet werden.«

»Und mit Recht. So benehmen sich Wests nicht.«

Sie prüften Gabriele, die sie nicht hörte, nur in das Dunkel draußen versenkt war.

»Wir müssen hin«, beschlossen sie und enteilten.

Inzwischen näherten Jürgen und Heines sich um wenige Schritte; da es aber still geworden war, verstand Gabriele, was sie sagten. Jürgen sagte noch weiter ironisch, aber sie meinte, auch geheimnisvoll:

»Herr Professor, als ich eines Tages zu meinem Bedauern unhöflich gegen Sie gewesen war, versicherten Sie mir, von der Stunde ab werde es für mich aufwärtsgehn. Sie haben recht behalten.«

»Es bleibt ein Schicksalsschlag«, ließ der Dichter schmerzlich fallen.

»Gut. Aber nicht mehr heucheln müssen? Nicht mehr lügen müssen? Ich bin wieder mein eigener Herr, – und wenn ich büßen sollte. Im Gefängnis sogar wäre ich es mehr, als alle diese letzte Zeit.«

»Sie versteigen sich. Das macht noch der Rausch Ihres neuen Geschickes. Das vergeht. Aber es bleibt hart, mein Stück ist nicht zu Ende gespielt.«

Der Konsul stockte.

»Ihr Stück – mir ist freilich, als hätten wir uns Abweichungen erlaubt. Sind sie uns nicht gelungen?«

»Es ist wohl eins meiner Nebenwerke«, gab der Dichter zu, »eine Gelegenheitsdichtung. Trotzdem –«

»Ihre eigene Fassung war sicher die bessere. Aber sie war schwer darzustellen, grade die letzte Szene, die heute fortblieb. Den beiden Künstlern lag sie entweder gar nicht oder zu gut. Sie quälten den Zuhörer. Wenn ich denke, ich hätte noch einmal, wie bei ihrer letzten Probe, hinter einem Vorhang versteckt zuhören sollen!«

Er schwieg und legte die Hand auf die Augen, Gabriele droben klagte leise mit ihm.

»Es ist ein Werk des Geistes, Herr Konsul!« warnte stark und feierlich der Dichter.

»Ich fordere und heische, daß vor ihm alles Weltliche schweigt und alles Unreine vergessen wird.«

Durch seine Strenge beruhigt, sagte Jürgen West:

»Aber wer hätte Ihre schöne Liebesszene, Ihre Liebesszene der Besiegten, Ihre Szene von Liebe und Unglück – wer hätte sie spielen sollen? Den Künstler hatte es schon ereilt.«

»Wer spricht von jenem anderen. Haben Sie denn, mein Herr Konsul, bis jetzt nichts erkannt? Wissen Sie wirklich nicht, wer heute abend den Napoleon gab? Dann fragen Sie Ihre Frau! Ihr Partner – dieser Partner – hat sie heute abend zum erstenmal in die rechte Stimmung des Werkes versetzt. An ihm hat sie sich gefunden. Sie war, damit Sie es nur wissen, an diesem einzigen Abend eine große Schauspielerin.«

Nach einer Pause antwortete Jürgen West:

»Sie haben noch immer etwas Wachs auf der Schulter, Herr Professor.«

Plötzlich, niemand konnte darauf gefaßt sein, umarmte er den alten Dichter.

»Herr Professor von Heines, Sie waren es heute selbst! Sie haben mich gerettet, mich, der als Junge für Sie schwärmte, haben Sie –. Kürzlich verhießen Sie mir, ich würde Ihnen doch noch wieder die Hand –. Die Hand? Sie machen mich glücklich, Herr Professor von Heines, Sie machen mich –.«

Er sprach keinen Satz zu Ende. Gleichwohl hörte der alte Heines ihm aufmerksam zu, Gabriele droben aber ohne Atem.

»Ich wußte, daß Pidohn –. Können Sie verstehn, daß ich trotz seiner Verhaftung –. Wenn er dennoch aufgetreten wäre –!« Konsul West ward lauter.

»Ich hatte im Grunde, das merke ich erst jetzt – ich hatte nur die eine Angst –. Alles andere, in Gottes Namen. Aber ich hatte Angst, daß dieselbe Szene nochmals mit denselben Partnern –. Denn ich liebe meine Frau. Ich liebe auf der Welt so sehr nichts wie Gabriele.«

Dies hatte er zu Ende gesprochen, und Gabriele droben hatte es gehört. Sie führte ihre ineinandergeschlungenen Finger gegen den Mund und flüsterte ihren Dank hinein.

 

Aus Dankbarkeit gedachte sie auch des Kindes wieder. Sie wußte, daß sie Unrecht tat an dem kleinen Jürgen. Ihr ward es zu oft bewußt. Er war ein Gläubiger, der zu oft kam. Gleichviel, ihn auf und unbewacht zu lassen im Wirrwarr des Hauses und der Ereignisse, sie konnte es nicht länger verantworten.

Sie ging hinab und rief ihn. Dann rief sie die Mädchen, niemand antwortete. Sie trat hinten aus dem Hause, das Kind spielte wahrscheinlich unbeaufsichtigt weiter, wo vorher so vieles andere gespielt hatte. Nein. Die Bühne war leer. Im Garten regte sich nichts. Auch ihr Mann und Heines hatten ihn verlassen. Schneller folgte sie ihnen um das Haus, zuletzt lief sie fast. Sie wollte rufen: ›Wo ist das Kind?‹ Aus Furcht, sich zu verraten, schwieg sie.

Vorn verabschiedeten sich die letzten. Frau Oberstleutnant fand noch Zeit, dem Konsul zuzuflüstern:

»Besuchen Sie mich! Vormittags bin ich allein. Ich empfange Sie wie bisher, vielleicht nicht jede täte es, aber ich.«

Er sagte darauf nichts. Er dachte: ›Und wenn Gabriele mich nicht mehr wollte? Dann käme es möglichenfalls dahin. Dann wäre kein Halten mehr.‹

Er entließ die Dame, als hätte er sie nicht verstanden.

Als er sich umwendete, war Gabriele da. Sie sahen einander an, wie nach einer Trennung, die schon fast hoffnungslos schien. Dabei ist es nicht gut, dies einzugestehn. Dabei muß jeder den anderen vorbereiten auf die Einsicht, wie furchtbar die Gefahr war, wie unverhofft das Wiedersehn ist. Jede Bewegung muß verlangsamt werden, wir trauen der eigenen Sicherheit noch nicht. Die Freude wäre zu stark. Oder wäre die Scham zu groß?

Überdies sieht jemand uns zu. Nein, es ist nur der Dichter. Er hat sein erhabenes Gesicht, und eine Träne blinkt. Konsul West aber kennt ihn jetzt, er schüttelt ihm einfach die Hand, unbehindert von Ironie oder Ehrfurcht. Dann küßt Heines Gabriele auf die Stirn. Zärtlich betrachtet er die Stirn, die er geküßt hat, – will schließlich etwas sagen, hat aber im Lauf der Handlung, wie ihm dünkt, genug Worte gemacht. Er blickt auf diese Stirn und von ihr weg, wonach er in seinen Wagen steigt.

›Das übrige geht ihn nichts mehr an‹, dachte Gabriele. ›Aber wo ist das Kind!‹

»Der Bürgermeister wartet«, erklärte Jürgen eilig und war schon halb die Terrasse hinauf. Sie trat nach ihm in das Wohnzimmer, da saß Bürgermeister Reuter. Emmy mit ihren beiden Offizieren leistete ihm Gesellschaft, aber kein Kind. Das Kind ist verschwunden! Man sieht auch von den Mädchen nichts. Dies wagte sie auszusprechen.

»War denn kein Mädchen da, daß du die Herren bedienen mußtest?« fragte sie Emmy.

Statt Emmys antwortete Bürgermeister Reuter:

»Unsere Mädchen haben viel mehr Zartgefühl, als wir glauben. Wenn schlimme Ereignisse das Haus treffen, wollen sie nicht als Mitwisser gelten und ziehn sich zurück. Sie würden Ihre Mädchen in ihrer Kammer finden.«

»Ich will nachsehn«, wagte sie in ihrer Angst zu sagen.

»Warte doch! Wir gehn gleich!« rief Emmy. Aber Gabriele hatte die Stufen in den Garten erreicht.

Emmy wollte im Zartgefühl den Mädchen nicht nachstehn. Sie begriff, daß die beiden Herren allein zu sprechen hatten.

»Fritz, wir gehn«, kündigte sie nochmals an.

Nicht nur Fritz von Kessel, beide Leutnants begleiteten sie heute. Seit ihrer Verlobung schickte es sich nicht anders.

Die Mutter sah unter der verlassenen Bühne im Kellergeschoß ein trübes Licht glimmen. Beim Nahen ihrer Schritte im Kies erlosch es.

»Das Kind! Ist das Kind dort unten?«

Lange keine Antwort, dann eine schlaftrunkene Stimme, die nichts wissen wollte. Sie hatten dort unten von ihr und ihrem Mann geschwatzt bis jetzt. An das Kind hatten auch sie nicht gedacht – ›so wenig wie ich selbst. Ich vergesse es, und bin doch seine Mutter!‹

Wo sollte sie es suchen, wo! Sie drehte sich im Dunkeln um sich selbst. Welches Grauen langte nach ihr noch? Auch dieses noch?

Hier erblickte sie zwischen den durcheinandergeworfenen Stuhlreihen einen bewegten Fleck. Die einzige, noch immer leuchtende Papierlaterne schwankte im Baum und täuschte am Boden eine kleine Gestalt vor, die sich rührte. Die Mutter hatte die Gewißheit, daß es Täuschung war. In demselben Augenblick aber meldete in ihrem eigenen Innern sich seine kleine Stimme. Die Stimme, mit der ihr Kind, umhertrippelnd hinter den Leuten, sie, seine Mutter, verteidigt hatte! Oh! stark war die Stimme bei aller Kleinheit. Überzeugt und hilfreich war sie.

›Meine Mama kann Herrn Pidohn nicht leiden.‹

Sie schrie auf. Ein wahres Entsetzen von Reue, von Erkenntnis und Reue entriß ihr den Schrei. Plötzlich wußte sie unwidersprechlich: ihr Kind hatte zuviel mitempfunden von ihr, zuviel gelitten um sie und war ihretwegen entflohn. Es hatte sich ihr nicht anvertrauen können, denn es fühlte sich nicht geliebt.

Auch sein Vater hatte fliehn wollen. Man hatte ihn zurückgeholt. Das Kind – war es weitergelangt? Schon zu weit? Schon zu weit?

Die Mutter hätte ihm erscheinen wollen in dieser selben Minute, hätte über dem Boden schweben wollen, wie in Träumen. Statt dessen hafteten ihre Füße, auch wie im Traum, und die Dunkelheit war ohne Flügel. Sie mußte ungesehn von hier fortgelangen.

Sie lauschte um die Hausecke. Sie setzte den Fuß an. Auf dem Gartenweg vorn machte sie ihren Schritt ganz leicht, die Steine knirschten unter ihm nicht. Bevor sie sich, vom Zimmer her sichtbar, aus der Pforte traute, wartete sie seitwärts in einem überhängenden Busch. Nacht und Stille schienen ohne Grenzen. Obwohl die beiden Herren gedämpft sprachen, klang es klar hierher.

Der Bürgermeister sagte:

»Sie haben Unglück gehabt, Konsul West. Das ist noch keine Schande.«

»Soviel Unglück wird nicht verziehn.«

»Übrigens haben Sie sich gegen das Schlimmste doch wohl gesichert. Gewiß übertrugen Sie Ihr Stadthaus auf Ihre Frau.«

»Nicht einmal einen Lagerschuppen, Herr Bürgermeister. Nichts.«

Hierauf Pause – wonach der Bürgermeister:

»Dann wollen wir reden. Unser Gespräch wäre zu Ende gewesen, wenn Sie gesagt hätten, daß noch etwas Ihnen gehört. Ich wäre sofort gegangen, Konsul West. Den Wagen, den meine Frau mir hierher zurückschickt, hätte ich nicht erst erwartet. Jetzt habe ich Ihnen einiges zu sagen.«

»Ich höre, Herr Bürgermeister«, sagte Jürgen West weder zu schwer noch zu leicht.

»Die Dinge stehn so, daß ich Ihre Schulden übernehmen werde.«

»Herr Bürgermeister!«

Nach dem einzigen lauten Ton fand Jürgen West sich sogleich wieder zurecht.

»Es wäre möglich, daß ich Schulden nicht habe. Mein Besitz und meine Verluste könnten einander aufheben.«

»Aber nachher, wie wollen Sie leben? Mit einem Wort, ich gedenke Ihnen zu helfen.«

Eine Zeitlang geschah nichts; dann erschien der Wartenden in der Terrassentür Jürgen, Jürgen allein. Er kam aus dem Licht der Lampe, er sah geblendet in das Dunkel. Übrigens schloß er die Augen, indes seine Hand nach dem Türpfosten tastete.

Die Mutter drunten kannte nur ihre Angst, nur diese Angst, fortzukommen, noch hinzugelangen, das Kind noch zu erreichen. Da Jürgen nichts sah, glitt sie aus der Pforte. Sie schlich gebückt die Hecke ihres Gartens von außen entlang. Am Ende lief sie. Das Kleid gerafft, dasselbe festliche Kleid, in dem sie auf der Bühne gestrahlt hatte und gleich darauf so tief gestürzt war, – raschelnd mit ihrem Festkleid strich sie dahin unter den tief hängenden Kronen der Linden. Kein Stern leuchtete ihr.

Sie stieß an Wurzeln und verwundete den Fuß. Sie stockte, hastete um so mehr, aber ihre Schnelligkeit ward ungleich. Sie erkannte kein Haus am Wege, so dunkel war es, oder es täuschte sie ihr wankender Verstand, vielmehr die Furcht, er könne wanken. Ihr Gedanke wiederholte angestrengt: ›Das Kind! Nichts auf der Welt, das Kind!‹

Sie rief nach ihm. Bei jedem Baum rief sie seinen Namen, hielt an, hielt auch den Atem an. Überquerte die Straße, rief auch drüben. In jeden der Gärten am Wege rief sie hinein. Einer von ihnen aber lag ihr im Sinn. Er war noch weit ... Raschelnd, irrend, immer rufend lief die Mutter hinüber, zurück, weiter fort – mit schmerzenden Füßen und gehetztem Herzen ihren geahnten Weg.

 

Konsul West kehrte in das Zimmer zurück. Bürgermeister Reuter saß schwer in den Sessel gelehnt, die Lampe erhellte nur seine bäuerischen Hände. Der verwitterte alte Kopf blieb rätselhaft im Schatten. Konsul West fühlte den scharfen Blick, den er kannte, auch fiel ihm ein, daß der bartlose Mund fein und launisch sein konnte. Hier hatte er Anlaß, es zu sein.

›Was eröffnet mir endlich noch dieser Mann, den ich mein ganzes Leben lang vor mir gesehn und schon als Kind auf der Straße gegrüßt habe?‹

Er setzte sich dem Alten gegenüber.

»Sie werden Ihre Gründe haben, grade mir zu helfen, und haben mit mir wohl auch Ihre Pläne. Herr Bürgermeister, ich vertraue Ihnen. Das bin ich von jeher gewohnt. Was Sie, Herr Bürgermeister, von mir verlangen, werde ich tun dürfen.«

»Pläne? Ich habe noch keine, Konsul West. Daran denken wir später. Ich habe nur Gründe – Gründe, wie Sie richtig sagen, um grade Ihnen zu helfen. Die berichte ich Ihnen jetzt.«

Er nahm Tabak aus seiner Dose.

»Denn es ist ein ganzer Bericht«, sagte er und schnupfte. »Mich haben Sie immer gekannt, Konsul West. Kannten Sie aber auch meinen Vater? Nein. Der war ein Bauer. Alle Reuter waren Bauern, zweihundert Jahre und länger. Sie werden sehn, warum. Ich war der erste, den sein Vater auf die Hohe Schule schickte. Dann kam ich hierher als Rechtsgelehrter und wäre wohl Advokat geblieben. Ich stieg aber zum Bürgermeister auf, denn man entdeckte, daß in alten Zeiten mein Name hier schon in Ansehn gestanden und einer meiner Vorfahren auch schon die Stadt regiert hatte. Ich selbst habe es niemandem anvertraut, obwohl ich es wußte. Wer es herausbrachte, war Ratsarchivar Domann. Erinnern Sie sich seiner?«

»Gewiß. Aber sogar in meiner Familie erfuhr ich, daß wir einst, ich glaube um das Jahr 1600, einen Bürgermeister Reuter gehabt haben.«

»Und zugleich einen Syndikus West. Den hanseatischen Syndikus West. Übrigens hieß er Jürgen, wie Sie.«

»Was Sie sagen!«

»Nun geschah es, daß Bürgermeister Reuter und Syndikus West zusammen nach Spanien reisten. Noch zwei andere Gesandte der Hansastädte gingen mit. Ihr Zweck war, daß die hanseatischen Handelsprivilegien von Portugal, wo sie schon bestanden, sollten ausgedehnt werden auf das übrige spanische Reich. Auch wollten die Gesandten Rückzahlung erlangen dessen, was die Städte dem König Philipp II. geliehen hatten. Endlich war unser Wunsch, die spanischen Waren, die unsere Niederlassungen von dort ausführten, möchten von dem dreißigprozentigen Zoll befreit werden.«

»Wir reisten wirklich mit diesem Auftrag zusammen nach Spanien?« fragte Jürgen West, aufmerksam vorgeneigt.

»Wir brachen auf, 1606 Ende November. Am 29. Januar wurden wir in Paris empfangen von König Heinrich IV., der jedem von uns die Hand gab. Am 10. März überschritten wir endlich die spanische Grenze. Wir lebten nämlich damals in Gestalt unserer Vorfahren, die so langsam reisten. Dafür wurden sie aufgenommen wie seltene Gäste. Bedenken Sie, West, daß es Handelsherren oder Rechtsgelehrte waren, und daß der König von Spanien, Philipp III., sie von März bis November bewirtete in einem seiner Paläste, sie speisen ließ von goldenen und silbernen Geräten, mittags vierzehn, abends zwölf Schüsseln, und ihnen seine Karossen mit vier Pferden lieh.«

»Ein Leben!« sagte Jürgen West und blies durch die Nase, weil ihm das seine einfiel.

»Ein Leben«, wiederholte Bürgermeister Reuter, »wie die Gesandten von Königen es zu führen noch niemals die Ehre gehabt hatten. So wenigstens behaupteten die spanischen Großen, die unseren Vorfahren zur Gesellschaft beigegeben waren. Von dieser Reise aber kam jener erste Bürgermeister Reuter nach Hause, um ein armer Bauer zu werden.«

»Warum? Ich wäre vielleicht Mönch geworden, um nicht noch einmal wie ein Bürgersmann leben zu müssen«, sagte Jürgen West mit Selbstironie.

»Reuter und West waren mehrmals in feierlicher Audienz beim König. Die Majestät stand, als die Herzöge von Alba und von Zea die Hanseaten einführten, erhöht hinter dem Tisch, hörte gnädig ihre lateinische Ansprache und antwortete ihnen kastilianisch. Dennoch wurden sie hingehalten, bis sie nahe daran waren, unverrichteter Dinge abzureisen; – und nun sie den Commerz-Traktat endlich in Händen hatten, waren seine Kosten auf zwei Tonnen Goldes angelaufen. Das kostete er die Städte. Meinen Ahnen Reuter kostete er Stellung und Vermögen.«

»Weshalb denn? Ein Vertrag, der den Ausfuhrzoll aufhob?«

»Gleichzeitig aber verbot er uns den Handel mit den aufständischen Holländern. Grade in diesem Handel steckte das ganze Geld des Hauses Reuter. Der Bruder des Bürgermeisters führte das Geschäft, alle anderen Reuter waren daran beteiligt, ein ganzes mächtiges Geschlecht. Plötzlich war alles zu Ende. Hätte der Bürgermeister sich in Madrid geweigert, zu unterschreiben, er und die Seinen waren gerettet. Aber die Städte hätten verloren, er hätte ihnen schlecht gedient.«

»Er war ein außerordentlicher Mann.«

»Nein. So waren wohl mehrere. Denn als Reuter mit den anderen Gesandten schon abgereist war aus Spanien, ist der hanseatische Syndikus Jürgen West freiwillig zurückgeblieben, um ihn zu retten. Er setzte sein eigenes Amt auf das Spiel, denn beim Sturze Reuters konnte er selbst für eigenmächtig befunden werden. Die Städte waren eifersüchtig. Nach langen Mühen ist er heimgekehrt mit einer königlichen Resolution zugunsten Reuters. Einzig Bürgermeister Reuter sollte sein Geld aus dem holländischen Handel noch herausziehn dürfen. Da war Reuter freilich schon abgesetzt und hatte mit allen den Seinen die Stadt schon verlassen.«

»Schade. West hat Reuter nicht helfen können. Darum, Herr Bürgermeister, will jetzt ein Reuter einem West helfen?«

»Eben darum.«

»Dann nehme ich an«, sagte Jürgen West.

Sie gaben einander die Hand, wie bei einem Abschluß, der beide befriedigte.

»Das wäre das«, stellte der Bürgermeister fest. »Übrigens werden Sie die Wahl haben, die Stadt zu verlassen oder hier bei uns in bescheidenen Umständen auszukommen. Ich spreche darüber mit meinem Sohn, der unser Haus führt.«

»Ich spreche mit meiner Frau«, sagte Jürgen West. »Mir selbst läge es näher, die Stadt zu verlassen.«

»Schon weil Sie Ihre Ehrenstellen werden niederlegen müssen. Das wird, wie ich Sie kenne, Ihr schwerster Schritt sein.«

Hier sah Jürgen West vor sich hin und biß die Zähne zusammen.

»Bedenken Sie aber auch, West, daß die Reuter zweihundert Jahre fortbleiben mußten! Wir rechnen mit langen Fristen, und wehe, wenn wir Eile hätten. Dann wäre die Bürgerzeit bald vorbei.«

»Ist meine Frau denn schon hineingegangen?« fragte West in neuer Unruhe.

Er warf einen Blick in das Schlafzimmer, das er leer fand.

»Sie hat sich nicht verabschiedet. Vielleicht sitzt sie noch bei unserem Jungen droben.«

»Und wird eingeschlafen sein. Wecken Sie die Frau nicht! Auch ihr steht Schweres bevor. Da Sie einen Sohn haben, werden Sie beide hoffnungsvoller ertragen, was doch ertragen sein will.«

»Man lernt alles«, murmelte Jürgen West.

»Aber hören Sie nichts?« wollte er wissen.

»Es wird mein Wagen sein, den wir kommen hören.«

»Ich frage mich, was meine Frau tut.«

 

Gabriele war vor der Gartenwirtschaft Anton angelangt. Die verwechselte sie nicht, nur die hatte sie gemeint. Eine Stallaterne hing an der Kegelbahn, sie leuchtete rötlich trübe bis auf die Straße vor dem verschlossenen Tor. Da lag das Kind.

›Da liegt mein Kind‹, sah Gabriele und hob es aus dem Staub auf. Sie drückte es an sich, und es schlang im Schlaf die Arme um sie. Es war aber in seinem Schlaf so schwer, daß sie mit der Last nicht empor konnte. Daher blieb sie auf den Knien liegen, wo sie war, lehnte es an ihre Brust und wartete.

Aus der Nacht weither drang ein Knarren, das bekannte Knarren der Fischerkarren, die von Suturp kamen und auf den Markt fuhren. Als der erste anlangte, erblickte der Kutscher im Licht seiner Talgkerze die Dame mit dem Kind. Er ließ sie vorn zu sich aufsteigen. Er fragte, wer sie wäre, und sie mußte es ihm ins Ohr schreien. Dann sagte der Mann nichts mehr. Gabriele aber sprach zu ihrem Kind.

»Mein kleiner Jürgen«, flüsterte sie in sein Haar. »Mama ist da.«

Sie flüsterte sehr oft, sehr eindringlich: »Mama ist da.«

Um so besser, daß er schlief, ihre Herzen verstanden einander im Traum. Der kleine Jürgen versprach schlafend seiner Mutter in ihre zarte Brust hinein, daß er nie mehr fortlaufen wolle.

›Du liefest immer fort, böser Liebling, weil ich dich nicht lieb hatte. Jetzt läufst du nicht mehr fort, denn jetzt habe ich dich lieb.‹

Er hätte es nicht hören können, wenn er gewacht hätte, denn sie sprach es nicht aus. Sie fühlte nur, wie das Schlafende.

Vor der Villa wurden sie abgesetzt.

Gabriele hatte auf einmal die Kraft, den Jungen bis in den Garten zu tragen. Die Terrasse hinauf, in das Zimmer, weiter kam sie nicht. Sie ließ die Last in einen Sessel nieder. Grade als sie sich aufrichtete, trat ihr Mann ein. Er kam von der Treppe her, sichtlich hatte er sie angstvoll droben gesucht. Bei dem Anblick der Frau und des Kindes seufzte er auf, so hatte sie ihn noch niemals seufzen gehört. Sogleich war sie bei ihm.

»Verzeih!« bat sie, die Hände auf seiner Schulter gefaltet.

Selten, eigentlich nie hatte er Gabriele bitten gehört, geschweige dies Verzeih! Er dachte: ›Sie soll nie wieder bitten müssen.‹ In demselben Augenblick beschloß sie: ›So darf er nie wieder seufzen.‹

Jürgen streichelte seinem schlafenden Sohn das Gesicht. Stellte er jetzt Fragen? Sollten sie, was in der Nacht alles erlitten war, gemeinsam bedauern? Er sagte nur:

»Die Nacht währt schon lange.«

Was inzwischen mit ihr geschehn war, er erließ es ihr, und woher sie kam mit dem Kinde. Er freute sich vor allem, daß die Nacht zu Ende ging. Sie standen gemeinsam auf der Schwelle und sahen den frühen nordischen Sommermorgen erscheinen. Er erschien perlengrau und rosig, in den Baumkronen der Allee schwebten seine durchsichtigen Farben.

»Der Bürgermeister fuhr fort und ließ dich grüßen«, sagte Jürgen West. »Er will uns helfen, dennoch werden wir lange arm sein müssen. Vielleicht, daß wir beide es immer bleiben. Erst unser Sohn kann hoffentlich einstmals wieder dorthin gelangen, wo wir waren. Wird dir das nicht zu lange dauern?«

»Wir gehn, wohin wir sollen, und wir leben, wie es uns erlaubt ist«, murmelte sie. »Wir haben nichts, aber wir haben einander.«

Jürgen sagte:

»Das hält man für leicht und beinahe für romantisch, wenn man grade entronnen ist aus noch ärgeren Gefahren. Es bedeutet aber tägliche Anstrengung, täglichen Verzicht. Vor allem muß man innerlich die Dame und der Herr bleiben – muß aus dem Leben, das man doch unaufhörlich erkämpft, seinen freien Besitz, ja, sogar etwas wie ein Gleichnis machen.«

Er lachte fröhlich:

»Zwischen dem ausgezackten Laub vor uns bildet sich mir immer wieder eine rosige Schrift auf Perlgrau. Ob ich will oder nicht, ich lese: Lernet ertragen!«

 


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