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16.

Den Leinenweber Vivaldo, den der alte Ildebrando mit seiner Armbrust zuschanden geschossen, hatten etliche fortgeschleppt, und er erhob zusammen mit der Stadtsau, die an seinen Arm gepfeilt war, ein mächtiges Geschrei, daß er für andere Leute elend geworden, und daß ihm nicht einmal der bedungene Lohn gegeben worden wäre, den er sich doch im eigenen Blute verdient hatte. Nachdem ihn der Bader von der quiekenden Sau gelöst und zurechtgeflickt hatte, hinkte er zu Vater Scarpinas Schank und blies dort in tönenden Worten seinen Grimm aus. Herr Beltramo Fratta, der Minos Freund war und der am andern Tisch vor einem Kruge saß, vernahm alles Reden und Fluchen, und daß sie hingestellt worden waren mit Strick und Stangen, um Herrn Mino aufzulauern und ihn zu binden. Sie hätten ihn auch schon wirklich gehalten, und sicherlich wäre er ihnen nicht mehr aus den Händen geglitten, wäre dem Vivaldo nicht unversehens der üble Bolzen in den Schenkel gefahren zu seinem dauernden Unglück.

Herr Beltramo fragte hinüber, wer denn solches befohlen hätte, und der Vivaldo glaubte, aber sicher wußte er es nicht, daß es der mailändische Herzog gewesen sein mochte.

Beltramo ging sogleich fort, traf Mino in seinem Hause an und beredete ihn, daß er sich am Visconti rächen sollte für seine Tücke.

Dem Mino war bitter das Herz zerschnitten. – »Was will er mir? Ich habe keinen Streit mit ihm.«

»Vielleicht, daß er dich dem König zu verkaufen gedenkt?«

Aus seiner untätigen Trübsal sprang Mino auf die Füße und gürtete sich das Schwert um, froh, zu wissen, wen er mannhaft greifen konnte, noch dazu den falschen Visconti, der Provenzan so schamlos gekränkt hatte.

Erst im Hause des Salvani fand er den Mailänder, als er gerade den Boten abfertigte zu seinem Kanzler. Ohne Gruß trat ihm Herr Mino entgegen. – »Habt Ihr nicht selbst ein Schwert, wenn Ihr mir an den Hals wollt, Herzog?«

Der neigte sich höflich. – »Ich verstehe Euch nicht, Herr Mino! Seid Ihr etwa mein Feind? Weshalb sollte ich Euch Übles sinnen?«

»Habt Ihr nicht Männer ausgesandt gegen mich?«

»Was macht Euch solches glauben?« fragte sehr verwundert der Visconti. – »Ein Irrtum nistet zwischen uns beiden! Meine Freude ist groß, daß Ihr mit einem kühnen Sprung Euch gerettet habt vor dem arg gesinnten König!«

»Damit ärger Gesinnte mich sahen!«

»Ihr sagt?«

»Kerle, die Ihr bezahlt habt, mir Stricke zu legen!«

Der Visconti war seiner Herr. – »Man hat mir Eure Liebe gestohlen, und es ist gut, daß Ihr selbst kommt, sie mir wiederzubringen!«

»Habt Ihr etwa nicht Leuten in Siena Gold gegeben, daß sie mich fingen und bänden?«

Der Visconti reichte ihm die Hand. – »Glaubt so etwas nicht! Sollte ich einem tapferen Mann und einem großen Feldherrn Schlingen legen?«

Zögernd betrachtete ihn Mino. Hatte er ihm unrecht getan, war der Visconti verleumdet worden von schlechten Gesellen? Plötzlich schämte er sich, daß er solches von einem Fürsten geglaubt hatte, und er schlug in die Hand ein, die ihm geboten wurde.

Der Hausvogt streifte an den beiden hin und öffnete weit die Tür des Saales, damit Lichter gebracht würden. Provenzan, allein gelassen vom Mönche, schrak zusammen, als Schimmer an die Wände stieß. – »Wer hat es dich geheißen?« fragte er mit Argwohn den Calcagna.

»Soll nicht erleuchtet werden?«

»Nein!«

Calcagna winkte, die Kerzen wurden gelöscht. Im Vorraume sah Provenzan den Visconti stehen, der Minos Hände hielt. Wie ein Strom von Eis kroch es ihm durch die Brust – verband sich auch Mino dem Feinde?

Draußen sprach Mino zum Visconti: »Wenn ich falsch berichtet bin, dann muß ich wohl Euere Verzeihung erbitten, Herzog?«

»Nichts mehr davon – bleibt mir gewogen!« – Aber ihm schien es rätlich, nicht länger im Hause des Salvani zu weilen, auch fürchtete er, daß ihn der Cipolla verraten hätte an den andern. Er schickte einen Diener zur Herzogin, bat um Urlaub, da ein wichtiges Geschäft ihn fortriefe, ging die Treppe hinab.

Jetzt trat Mino in den Saal, wo er Provenzan erblickt hatte. Der kehrte sich fort von ihm.

»Provenzan!«

Der Herzog regte sich nicht.

In Angst griff Mino nach dem Freunde. Doch der schüttelte ihn ab. – »Geh zum Visconti!«

»Provenzan! Rede nicht so mit mir!«

»Habt Ihr Euch nicht verbunden? Gegen mich verbunden?«

»Du glaubst es nicht!«

Der Herzog wandte sich jäh. – »Warum nicht auch du? Wer will bei einem Bettler sein.«

»Nicht so! Was redest du vom Bettler?«

Der Herzog lachte bitter. – »Hast du nicht die Scherben des Betteltopfes gesehen – und meiner Kraft?« – Seine Stimme splitterte.

»Niemals hast du gebettelt!«

»Habe ich niemals gebettelt – dann bin ich nie dein Freund gewesen! Ich habe um dein Leben gebettelt – vergeblich!«

»Nein! Nein! Als sie mich zum Blocke führten, da habe ich gewußt – Provenzan verläßt dich nicht! Das hat mir den Mut zum tollen Wagen gegeben. Gewißheit war in mir! Er hält dich – er rettet dich – er vermag, was unmöglich ist!«

»Du hast meine Kraft gesehen!«

»Heute war es wie an dem Tage von Imola, als der sterbende Hengst auf mich fiel, ich war kaum achtzehn Jahre alt, und der schwere Leib wollte mich erdrücken. Du hast mich hervorgezogen! Und so ist es heute gewesen!«

»Was ich selbst vermag – darüber bin ich Herr! Aber heute habe ich von anderen Hilfe erfleht – da wurden sie Herren meines Tuns! Ich mußte das Ärgste erfahren, was ich nie hätte denken mögen – Schande!«

»Niemals!«

»Und doch!« schrie der Herzog, jeder Besinnung bar. – »Was bin ich – ein Bettler – ein Fürst? Ich weiß es nicht mehr!«

»Provenzan!«

»So habe ich geheißen! Aber wer verbürgt mir den Namen, da ich die Seele nicht verbürgen kann? Die Mutter hat mich nicht gekannt, der Visconti hat zu mir reden dürfen wie zu einem Knecht. Gaspara schämt sich meiner!«

»Gaspara?«

»Sie wird zum Visconti gehen – er ist ja der Starke!«

»Nein – das kann nicht sein!«

»Es kann sein und es wird auch sein! Alle sind sie stolz – auch die Kleinsten!«

Schwarze Flammen des Hasses schlugen aus dem Blick, der den Freund seiner Jugend traf, den Freund, dem er sich selbst als Opfer dargebracht hatte. Erschauernd vernahm Mino seine Worte: »Für dich habe ich mich verleugnet! Für dich kenne ich mich selbst nicht mehr!« – Er trat hart gegen Mino wie gegen einen Feind. – »Was willst du noch von mir? Ich brauche dich nicht! Geh zum Visconti! Er ist reich – er muß nicht betteln – er wird dir goldene Panzer schenken! Geh zum König! Er wird dir seine Truppen in die Hände geben, mich zu fangen und zu töten!«

Mino stand bleich und ohne Antwort. Er gedachte, daß er heute dem Tod entronnen war, und daß ein anderer, ein Schuldloser an seiner Statt ihn empfing. Plötzlich fühlte er Erbarmen mit dem törichten Söldner des Königs, den er in seinem neuen Panzer zum Blocke geschickt hatte. Und er dachte: Wäre ich tot, so liebte mich Provenzan auch jetzt noch – liebte mich Ginevra ...

Stimmen gellten im Vorraum, schlugen an die Türe, Pecorai stürzte in den Saal, ihm folgte Sicurano, des Herzogs Hauptmann.

»Wir sind verraten!«

Und der Sicurano: »Die Truppen des Königs steigen aus allen Tälern zur Stadt auf, sie sind schon nahe den Toren. Dem Pförtner von Camollia, der ihnen Feuerzeichen gab, habe ich meinen Dolch zwischen die Rippen gesteckt! Von unseren Söldnern laufen etliche hinüber!«

»Der Kanzler des Visconti ist beim König!«

»Du weißt es?« fragte Mino.

»Zwei der Unsrigen haben ihn gesehen!«

»In den Straßen gehen Leute um, teilen Spieße aus und mit jedem Spieß ein Goldstück, das der Visconti schenkt!«

Provenzan hatte kein Wort gesprochen, er betrachtete scheel die Männer, die vor ihm standen. – »Habt ihr Gold genommen? Schickt euch der Visconti?«

Mino griff nach seiner Hand, ließ sie nicht mehr. – »Fasse dich, Provenzan! Du kennst uns!«

Pecorai redete eilig und aufgeregt. – »Ihr seid in Not, Herr Provenzan! Euer Haus und wir alle! Sagt, wie es zu wenden ist! Die Zeit drängt! Rettet Euch – rettet uns!«

Liderzuckend fragte der Herzog: »Und ihr – ihr wollt bei mir stehen?«

»Wo Ihr seid, dort bin ich!« sprach langsam-ernst der Sicurano.

»Ich habe dich geschlagen, dir den Strang verheißen!«

»Um Herrn Mino! Und habt selbst Eure Liebe zu ihm über Menschenmaß bewährt!«

»Schweig!« stampfte der Herzog.

»Heute will ich meinen Hals freikaufen!«

»Gewaltig habt Ihr um sein Leben gerungen!« jubelte Pecorai.

Aber der Herzog sah böse auf ihn. – »Ich verbiete dir dieses Wort!«

»Still, Freunde!« bat Mino mit einem unsicheren Blick.

Der junge Pecorai wollte sie mit sich ziehen. – »Herr Provenzan! Herr Mino! Kommt! Daß es nicht zu spät werde!«

»Wir müssen eilen!« trieb Sicurano.

»Wohin geht ihr?« – Der Herzog regte sich nicht.

»In die Straßen! Unter die Bürger!«

»Sie festhalten, daß sie nicht anderen, daß sie nicht Feinden hilfreich seien!«

»Nimmermehr!« sprach der Herzog.

»Provenzan!« flehte Mino. – »Sie müssen dich sehen! Es geht um vieles! Jetzt ist nicht Zeit, sich zu bedenken und zu zagen!«

Wieder blickte Provenzan argwöhnisch auf ihn – bedenken und zagen?

»Daß nicht die letzten unter den Treuen wanken!« bat Sicurano. – »Ihr müßt selbst unter ihnen stehen!«

»Keiner ist treu!« – Provenzan wich ins Pfeilerdunkel. – »Laßt mich! Ich bitte euch, laßt mich!«

»Kommt denn mit mir!« forderte Mino entschlossen. – »Vielleicht gelingt es, den Visconti zu packen!«

»Und mit ihm sein Gold, das uns tötet!« nickte Sicurano. Er ging mit Pecorai, Mino folgte, und, noch einmal rückgewendet: »Wenn du mich wiedersiehst, wird deine Liebe neu erwachen!«

Der Herzog stand allein in seinem Saal, niemand wollte er sehen. Und plötzlich fühlte er sich schwach und klein wie ein Kind, das in einem Walde verlassen ist, verlassen von allen Menschen.

Aus der Finsternis trat Ginevra, sie führte die alte Mutter. Schon seit vielen Jahren war Valentina nicht mehr aus ihrem Turm herabgestiegen, heute hatte sie die Erde unter der Stadt wanken gefühlt, begehrte zu ihren Kindern. Ihre Augen tasteten, Nahes nicht schauend, durch die Finsternis. Provenzan wußte nicht, was es bedeuten sollte, doch als er Ginevra sah, da quoll es ihm warm ins Herz – sie würde bei ihm stehen! Er ging der Mutter entgegen, leitete sie zu dem hochlehnigen Stuhl im Zwielicht der Fensternische. Sie saß wie schlafend, merkte den Sohn nicht.

»Kommt die Mutter, mich zu suchen?«

»Ich weiß es nicht!« erwiderte Ginevra.

»Und du? Im dunkeln Schleier noch? Mino ist dir wiedergekehrt!«

Sie wandte ihr Gesicht ab. – »Ich habe – heute mehr getan als in allen Jahren meines Lebens.«

»Auch du?«

»Auch ich. Zu viel getan. Über meine Kraft.«

»Bereust du?« fragte er.

»Ich weiß es nicht!«

»Du hast für ihn gekämpft – aus Liebe!«

Sie wurde klein, schien ins Dunkel zu sinken. – »Habe ich es getan? – Dann verstehe ich mich selbst nicht mehr. Ich weiß nicht mehr, wo ich das in mir finde.«

»Mino liebt dich!«

Schein verirrten Fackellichtes rann ihr ums Gesicht, und der Bruder erschrak über die Gewalt des starren Schmerzes. Sie sprach, ohne ihn anzusehen: »Noch gestern hätte dieses Wort mir hohe Freude geschaffen. Aber nun –«

»Was sagst du?«

»Allzu tief habe ich meine Seele aufgerissen, allzuviel ihres heimlichen Blutes ist über mich hingequollen.« – Von jeglicher Kraft verlassen, hielt sie sich am Sitze der Mutier fest. – »Ich kann nicht mehr!« sprach sie unhörbar.

Jetzt gaben die Lider Valentinas ihre weißen Augen frei, wie ohne Ziel redete sie in die Dämmerung: »Hast du dein Herz gefragt, Ginevra?«

»Ja, Mutter!«

»Was spricht dein Herz?«

Ginevra sank nieder, barg das Gesicht am Armbrett. Sie flehte still: »Sag du mirs, Mutter! Ich weiß es nicht!«

Provenzan mußte das letzte halten, was er noch halten konnte im Untergang – Ginevra sollte heil hervortreten aus Schmach und Leid. – »Bin ich elend geworden – so wirst du den Weg finden zu deinem Glück!«

»Ich habe das Glück all meines künftigen Lebens dem Sterbenden dargebracht.«

»Und du hast gesiegt! Mit der Kraft deiner Demut hast du gesiegt!«

Das schmale bleiche Antlitz, dessen Flamme erloschen war, sah auf zu ihm. – »Ich bin unterlegen – tief, wie eine Frau nur unterliegen kann!« – Sie klagte laut: »Was da ans Licht gebrochen ist, das hat mich verheert für alle Zeit! Ich bin am Ende.«

Aber er bäumte sich. – »Du darfst nicht verderben! Nicht an ihm verderben, der es nicht wert ist!«

Ihr Kopf sank wieder. – »Er ist jedes Opfer wert!«

Der Leib der alten Valentina straffte sich, hoch saß sie vor dem schwarzen Holz, ihr Kopf stand marmorn im Dunkel. – »Kommt zu mir her, ihr beiden!«

Provenzan und Ginevra standen vor der Mutter.

Sie sprach langsam und laut. – »Lodovico, euer großer Ahn, ist zu Rom im Kerker gelegen – ihr wißt es. Durch Verrat hatte der Papst ihn an sich gelockt, hielt ihn fest. Jeden Morgen ging der Papst vorbei und spottete: ›Gefallen dir die Spinnen und die Ratten in deinem Loch?‹ – Und als keine Antwort kam, fragte er: ›Willst du dich beugen? Dann magst du deiner Wege ziehen und Urbino mit dir nehmen!‹« – Hoch stand die Frau auf ihren Füßen, ehern tönte ihre Stimme: »Lodovico hat sich nicht gebeugt! Als der Papst starb, nicht eher, durfte er aus seinem Kerker gehen.

So ist unser Geschlecht.

Margherita, seine Tochter, war zur Königin von Neapel erlesen. Mit seinen Werbern hat der König Gold nach Siena gesandt, damit sich die arme Braut nicht schämen müsse an seinem Hofe. Da hat Margherita die Krone zurückgegeben und ist im Hause der weißen Schwestern gestorben.

So ist unser Geschlecht.

Francesco, euer Vater –«

»Wir wissen es, Mutter!« unterbrach sie Provenzan. – »Sein Andenken ist in Ehren.«

Sie redete weiter, und es klang wie Dröhnen einer großen Glocke. – »Ginevra, meine Tochter, hat, von Liebe verführt, alle frauliche Scham hingeworfen. Sie kann den Gemahl heißen, den sie liebt!«

Die alte Frau hielt ein, grau krümmten sich ihr die Lider über die Augen, und wie letzter Hall hohen Geläutes wehte noch ihre Stimme im Saal.

Da sprach Ginevra stark: »Sie geht ins Haus der weißen Schwestern, denn ihr Leben ist zu Ende.«

»So ist unser Geschlecht!« – Jubelgeläut vieler Glocken umrauschte die Pfeiler.

Provenzan hielt Ginevras Hand. – »Auch du willst von mir gehen?«

Aus der Finsternis trat Bruder Masseo, der lange vor dem Kreuz gelegen hatte, Gott anflehend um Erleuchtung für sein Herz und um die Kraft nie erlahmender Demut. Er trat zu Ginevra. – »So findet Ihr den Weg, der sich Euerem Bruder noch nicht aufgetan hat, den Weg der Abkehr und der Niedrigkeit!«

Doch die Fürstin lächelte mit einem schmerzhaften Lächeln, und sie schüttelte den Kopf. – »Nein, Bruder Masseo! Das faßt Ihr nicht!«

»Euer Herz schämt sich noch seiner Demut!« – Eindringlicher redete er, und sein Reden war Bitte um ihr Heil: »An einem Tag werdet Ihr die Welt und ihren Hohn nicht mehr fürchten, werdet freudig die Demut der Kinder Gottes bekennen!«

Aber ruhig und tief gefaßt erwiderte Ginevra: »Niemals habe ich die Welt und ihren Hohn gefürchtet! Ich kann vor allen Menschen stehen, mit starkem Herzen ihre Blicke ertragen. Aber dort, wo ich allein bin in mir, dort weist es mir den Weg.«

Schweigend trat Masseo in seine Finsternis zurück. Er wußte wenig von den Heimlichkeiten der Frauen, aber ihm war der Dünkel fremd, der das eigene Wissen besser achtet als die Ahnung des andern.

Valentina redete wieder, in ihrem Armstuhl sitzend: »Du stirbst vor deiner alten Mutter, Ginevra! Aber dein Stolz lebt! Er wird zu den fernsten Enkeln unseres Geschlechtes getragen!«

In bitterer Qual verzerrte sich das Antlitz des kinderlosen Mannes. Und Ginevra schüttelte den Kopf. – »Stolz, meint Ihr?«

»Stolz!« sprach die gewaltige Stimme. – »Und du, Herzog?«

Er senkte die Stirn, wußte nicht Antwort zu geben.

»Führe mich heim!«

Provenzan stützte sie über die Treppe.

Ginevra ging zu Masseo, faßte nach seiner Hand. – »Vater! Wollt Ihr mich morgen nach Assisi geleiten, daß ich den Schleier im Kloster der heiligen Klara empfange? Dorthin will ich wiederkehren und bis an mein Ende nicht mehr die Türe des Hauses auftun.«

Als der Name der heiligen Stätte an sein Ohr traf, da ging ein Leuchten über das Gerunzel seines Angesichts, floß über das weiße Haar, schwebte um sein Haupt wie eine Glorie. Ich soll Assisi noch einmal schauen! Vor dem Grabe des Vaters mich beugen dürfen, und den Boden küssen, den sein Fuß berührt hat! Ich werde den Duft der Rosen einatmen, die er gepflanzt, die ohne Dornen blühen! ...

Der alte Mann kam wieder, sah das schmale Gesicht der Fürstin im Dämmerlicht und ihre Augen, aus denen ein fremdes Leuchten glomm. Der die Welt dahingegeben hatte, ermahnte Ginevra mit getreuem Herzen: »Werft Euer Leben, das der Welt angehört, nicht fort, weil ein einziger Tag es versengt hat! Fluchet der Welt nicht, weil eine Stunde sie Euch schmerzlich zeigt! Prüft Euch jeden Morgen und jeden Abend, ob Euer Herz wahrhaft frei ist von ihr, und trefft Ihr in einem Winkel noch Sehnsüchtiges, das ihrer begehrt, dann harret aus! Gott hat uns die Welt gegeben, daß wir sie lieben, und nicht, daß wir sie hassen.«

Mit Verwunderung sah Ginevra auf ihn. – »Habt Ihr nicht selbst freudig der Welt entsagt, einzuwachsen in die große Stille?«

Der alte Mann errötete und schlug die Augen nieder. – »Ich habe der Welt entsagt. Aber mich hat der Blick des Heiligen genährt und gesegnet! Euch treibt anderes ins Haus der weißen Schwestern!«

Ihr Köpfchen huschte hin und her wie ein Vogel, dem man sein Nest genommen. – »Ihr wißt es!« sprach sie leise.

»Stolz! hat Eure Mutter gesprochen! Stolz ist in Euch lebendig, nicht Demut und nicht die Begierde himmlischen Lebens! Kann ich Euch Schwester Ginevra heißen? – Nimmermehr!«

»Und doch sollt Ihr es tun, Bruder! Ich bitte Euch darum! – Und Ihr – habt Ihr denn immer die Welt verachtet? Das kann doch nicht sein?«

Er zog tief Atem, blieb stumm.

»Wollt Ihr mir nicht sagen, wie es Euch begegnet ist? Kein Mensch wird ja, so meine ich, in der reinen Demut des Herzens geboren?«

Er hob den Blick auf. – »Kein Mensch – nur er, der mein Vater geworden.«

Ginevra erschrak. – »Muß ich Euch an den Heiland mahnen?«

Seine klaren Augen leuchteten sie an, und dann sprach er: »Ihn, den Ihr nennt, habe ich niemals gesehen. Nur den habe ich gesehen, der in Assisi ruht.«

Immer seltsamer erschien ihr Bruder Masseo, den sie doch kannte seit vielen Jahren. – »Wie kamt Ihr zu Franziskus?«

Er sprach erlöschend: »Ich darf mich keinem weigern, der nach meiner Seele Begehren trägt.«

Aber sie faßte seine Hand und eilte: »Redet nicht! Ich habe nicht gefragt!«

»Ihr sollt es wissen! Auch mir wird es heilsam sein, aus den Tiefen zu holen, was versunken war, vielleicht gestorben.«

»Versunken – vielleicht gestorben?«

»Ich bin ein wilder Jüngling gewesen, und ich habe geliebt, wie es der Brauch war unter den Jünglingen der Stadt Venedig.«

»Ihr seid ein Venediger? Ich wußte es nicht!«

Er schüttelte den Kopf. – »Ich bin es gewesen, in jungen Jahren gewesen.«

»Kann man dies fort tun?«

»Es kann vergessen und begraben werden. Meine Liebe war ohne Maß, doch jenes Mädchen hatte sich einem andern zugeneigt. Nichts gewann ich von ihr als eine schimmernde Locke.« – Masseo atmete schwer, und dann: »Ich habe in einer Nacht den andern erstochen!«

Von Ginevra sank ihr eigenes Schicksal ab, ohne Fassung stand sie vor diesem Unerwarteten. – »Ihr, Bruder Masseo – Ihr habt –?«

»Ich habe einen Menschen ermordet. Aus Haß, aus Gier, aus Liebesneid, weil jene Frau ihn geliebt hat und nicht mich.«

»Und dann?«

»Sein Haus war mächtig, ich mußte fliehen. Die Rächer waren hinter mir.«

»Ihr seid entkommen?«

»Lang vermochte ich mich zu bergen, aber vor Perugia fingen sie mich, und ich sollte gehängt werden, denn die Häscher brachten Briefe des hohen Rates in Venedig, die mich jedermann überantworteten. An einem Morgen wurde ich aus dem Gefängnis geführt, groß stand der Galgen im Felde. Es war ein Frühlingstag, und der Gesang der Vögel dünkte mich schöner als je. Unter einer Weide am Bach stand ein kleiner Mann, ich konnte hören, wie er in die Luft redete, und doch war kein Mensch ringsum zu sehen. Das war Er.«

»Franziskus?«

»Ich weiß nicht, ob er zu den Vögeln gesprochen hat, die auf den Zweigen des Baumes saßen und durch die Luft flogen, oder zu den Engeln des Himmels. Und ich konnte auch seine Worte nicht verstehn, aber mir schien, daß es nicht Menschensprache war, sondern ein Gesang, vielleicht die Sprache der Seligen.«

Ginevra sah auf Masseo. Sie hatte sich selbst vergessen und zitterte in einem Lächeln.

»Als er uns kommen sah, die beiden Richter der Stadt, die gerecht mein Urteil gesprochen hatten, und die beiden Männer aus Venedig und zwischen den Henkern mich, der wie ein Stier am Stricke ging – da begann er in der Sprache der Menschen zu reden, und seine Stimme tönte süßer als die Stimme aller Vögel im Frühling. Zuerst waren seine Blicke aufwärts gerichtet: ›Nun wartet, ihr Freunde, ich habe anderes zu tun!‹ – Dann kehrte er sich uns zu und bat mit Artigkeit: ›Ihr Herren, gestattet ihr mir, daß ich eueren Gefangenen sehe von Angesicht zu Angesicht?‹

Sie kannten den kleinen Mann, und die Richter befahlen sogleich, daß man mich ihm zeige. Da wurde ich von seinen Augen berührt und aufgehoben und in ein hohes Licht gesetzt. Alles sank von mir ab, was je in mir gewesen war, ich wußte den Namen nicht mehr, den mir der Vater gegeben, ich wußte nichts mehr von jener Frau noch von dem Jüngling, den ich getötet hatte. Es geschah so, als empfinge ich im Lichte dieser Augen eine neue Seele. Dies war das große Wunder, das mir begegnet ist, als ich vor Franziskus stand.

Nachdem er mich eine Weile angesehen hatte, ich weiß aber nicht, ob es einen Wimperschlag lang gewährt hat oder eine Stunde, da sprach er zu den Richtern: ›Schenkt mir diesen Menschen! Er ist kein Böser!‹

Sie zögerten, wie sie ihm entgegnen sollten; nach einer Zeit sprach der oberste, daß ihnen befohlen wäre, mich zum Tode zu bringen, denn ich hatte einen Menschen ermordet.

Der Heilige schüttelte den Kopf. – ›Nicht er! Ein anderer, ein Verstorbener ist es gewesen! Diesen sollt Ihr mir schenken!‹

›Wir dürfen es nicht!‹

›So nehmet mich statt seiner!‹ Und er entknüpfte die Fesseln, die mir die Arme auf den Rücken banden, und löste den Strick von meiner Brust ab und wand sich ihn um den eigenen Leib. So ging er neben mir zur Richtstätte, und wir wurden von einer Schar singender Vögel geleitet. Er lächelte ihnen: ›Wartet, ihr Freunde! Bald komme ich wieder zu euch!‹

Die Männer, die mich führten, schauten alle den Heiligen, und sie beredeten sich leise untereinander. – ›Unmögliches fordert Ihr von uns!‹ sprach einer der Richter. ›Ihr könnt es nicht ernsthaft meinen!‹

Er aber erwiderte: ›Wenn ihr diesen Jüngling nicht freigeben könnt, so will ich statt seiner, wie erlaubt ist, sterben! Er ist rein und kann viel Gutes tun unter den Menschen, denn sein Leben steht erst am Anfang.‹

›Vergeßt nicht, Bruder, daß er ein Mörder ist!‹

›Nicht er, sondern ein anderer, der er einst gewesen sein mag!‹

Sie trugen aber Bedenken, gegen das Wort des Heiligen etwas zu beginnen, und sie führten uns zurück in die Stadt. Wie die Menschen den Bruder sahen, der in Banden ging, da stürmten sie gegen uns und wollten die Henker schlagen. – ›Haltet ein!‹ sprach der Heilige, ›und höret mein Wort! Dieser Jüngling ist gut, und ich habe sterben wollen für ihn, da sie von seinem Tode nicht lassen durften. Wollt ihr mir aber sein Leben schenken, dann werden wir Hand in Hand unsere Straße ziehen.‹

Mächtig brauste die Stimme des Volkes, das seinen Heiligen liebte. Ich wurde von jeder Strafe gelöst, und die beiden Männer, die aus Venedig gekommen waren, um meinen Tod zu fordern und mitanzusehen, wären gesteinigt worden, wenn sie nicht von mir gelassen hätten. Seit dem Tage bin ich ein neuer Mensch gewesen.«

Ginevra sah auf ihn. Er war nicht mehr der Bruder, der ferne den Menschen seinen stillen Weg geht, sondern ein Verwandelter. Leise fragte sie ihn: »Was wurde aus jener Frau?«

»Ich habe ihren Namen nie wieder gehört und weiß ihn nicht mehr.«

»Und ihre Locke – wahrt Ihr sie noch?«

»Im ewigen Licht zu Assisi habe ich sie verbrannt.«

»Wollt Ihr mich durch die Scharen der Krieger begleiten, die im Lande liegen? Niemand wird Böses an uns tun!«

Die Augen Bruder Masseos glommen in einem neuen Licht, sie konnten jetzt durch Mauern und Berge dringen und sie erschauten den Heiligen, der von Assisi hinabstieg in den Garten seiner Rosen ohne Dorn. Verzückt neigte Bruder Masseo das Haupt. – »Mein Leib wird in Assisi ruhen bis zum Tage der Auferstehung!«

Im Vorraum schallten Schritte – Mino stand in der Tür, umquollen von Helligkeit.

Ginevra schwankte, griff nach Masseo, wollte fliehen.

Aber Mino streckte ihr seine Hand entgegen. – »O Ginevra, daß ich Euch treffe! Ich weiß, was Ihr getan, was Ihr erlitten habt für mich!«

Sie zog Masseo in die Finsternis. Aber er sprach, und strenge klang sein Wort: »Ist dies der Weg der Demut?«

Die Frau löste sich, trat vor ihn, den sie lange heimlich geliebt hatte. – »Mino – heute war nichts in mir als Angst – Angst um Euer Leben! Da habe ich mich selbst fortgeworfen, alles war ja ohne Sinn – auch ich! Plötzlich steht Ihr lebendig vor mir! Nun bin ich mir wiedergegeben, und nun weiß ich, daß ich mehr auf mich genommen habe, als ich zu tragen vermag.«

Er erbebte, hob seine Hände auf. – »Ginevra – was sprecht Ihr?«

»Jetzt kann ich Euch ins Auge blicken – und Abschied nehmen.«

»Nicht Abschied! Wir haben uns ja noch nicht gefunden!«

»Ich gehe ins Kloster der weißen Schwestern!«

»Ginevra! Es kann nicht sein!«

»Es muß sein!«

Zitternd fühlte er, wie alles um ihn versank. – »Nein – hegt solche Gedanken nicht! Jetzt, da es sich zum Glücke wenden will!«

Alle Scheu war ihr geschwunden, sie konnte ruhig ihm ins Auge sehen, ruhig zu ihm sprechen. – »Da Ihr zum Richtblock geführt wurdet, da war plötzlich eine Kraft in mir, die ich noch nicht gekannt! Mein Leben – meinen Stolz – alle meine Scham konnte ich hingeben, um Euch zu retten. Wäret Ihr tot, vielleicht hätte dann die Demut gesiegt in meinem Herzen. Aber Ihr lebt, Mino!«

Bruder Masseo, der im Finstern stand, nickte schwer. Er fühlte, daß wie Demut glänzen kann, was doch Stolz ist.

Sie redete weiter zu Mino. – »Lang habe ich gesessen wie entfremdet mir selbst, fühllos und ganz erstorben. Und ich habe von ferne zugesehen, was in mir werden will. Wie ein dunkler Strom ist das Blut durch meinen Leib gerauscht, mein Blut, meiner Ahnen Blut. Ich mußte mich seinem Willen beugen. Und ich erkannte: die sich aufgedeckt hat bis in ihr geheimstes Herz, kann nicht mehr sein wie bisher, kann nicht mehr sein wie andere Frauen. Die Schuld ist zu groß.«

»Schuld, sagt Ihr?« stöhnte Mino. – »Sagt: Liebe!«

Sie stand hoch vor ihm, und ihre Augen leuchteten wie Kristall. – »Der Frauen Schuld ist – Entschleiern ihrer Heimlichkeit. Das weiß ich nun. Und darum beginnt ein neues Leben im Schleier der Scham.«

Bruder Masseo hörte, was sie sprach, nahm jedes Wort in sein Herz auf. Ihr ist die Scham wie mir die heilige Demut, fühlte er. Durch sie wird Ginevra den Frieden finden.

Aber Mino flehte vor ihr: »Ginevra! Wollt Ihr das Beste in Euch zu Tode bringen? Ist es Schande, daß Ihr mich liebt, bin ich so nichtig, daß Ihr darob erröten müßt?« – Er wand sich schmerzhaft – an der Liebe zu ihm sollte sie vergehen?

Ihr Gesicht war wunderbar von innerer Flamme durchhellt. In dieser Stunde, da sie sich ganz gelöst hatte in ihr Verschwiegenstes hinein, da sie sich selbst und ihrem Leben fern geworden war, gingen Schmerz und Scheu von ihr, und ein himmlisches Glänzen zitterte um ihr Haupt. Sie sprach: »Ja, ich liebe Euch, Mino! Ich leugne es nicht mehr – auch nicht vor Euerem Angesicht! Wäret Ihr nichtig und gering – vielleicht könnte ich dann weiterleben. Aber Ihr seid groß und schön – nichts Heimliches bliebe in mir, so lange mein Leben währt. Und das kann nicht sein.«

»Durch mich fallt Ihr ins Verderben!«

Bruder Masseo tat einen Schritt in seiner Finsternis – wie wenig verstand dieser Jüngling von ihr, die er doch liebte! Und er sah, wie Menschen nebeneinander gehen, einander lieben, einander morden – fremd einer dem andern. Plötzlich stand vor ihm, was seit fünfzig Jahren versunken war: einer kauert im Schatten, hält einen blanken Dolch in der Rechten, ein anderer kommt die schmale Treppe herab, sein Degen klirrt unachtsam ans Geländer – schon sitzt ihm der Dolch im Herzen, gestoßen von einer starken Hand, durch schwarzes Tuch schneidend, durch Haut, durch Fleisch ...

Ginevra sprach langsam: »Ich verderbe nicht. Und Ihr werdet meiner gedenken!«

Er aber lag vor ihren Füßen und weinte. – »O Ihr wißt nicht – Ihr könnt ja nicht wissen – wie sich alles in mir verwandelt hat in einem einzigen Tage! Da ich dem Tod entgegen ging, da habe ich erkannt, daß nichts auf Erden ist, um das sich zu leben lohnt – als Ihr allein!« – Er tastete nach ihrer Hand. – »In Nichtigkeit und ohne Sinn habe ich gelebt bisher! Aber in diesen Stunden habe ich mir geschworen, Euer würdig zu sein im Tode – soll ich diesen Schwur nicht wahren dürfen, da ich lebendig bin? Ginevra – ich bin deiner unwert gewesen ganz und gar! Hebe mich auf zu dir! Ich will rein werden!« – Er küßte den Schuh, der wie eine Knospe dem Saum ihres Kleides entblüht war. – »Zertritt nicht, was in mir keimt! Sei gut zu uns beiden!«

Ihre Hand lag auf seiner Stirn. – »Bewahre dein Herz rein wie in dieser Stunde! Ich werde für dich beten, Mino!«

Er aber schlug seinen Kopf gegen die Steine des Bodens. – »Die Kraft deines Gebetes hat mich erfüllt, als ich in Todesnot ging! Du hast gesegnet, Ginevra – ich habe tollkühn gewagt! Töte mich nicht, da ich erst das Leben von dir empfangen habe!«

Weinen stieg hoch auf, würgte ihr den Atem zu. – »Glaubst du – daß mir leicht ums Herz ist?«

Er griff ihre Hand, hob sich ein wenig. – »Ginevra! Nichts ist geschehen! Vertrau mir dein Herz an mit aller seiner Heimlichkeit! Ich will es in Treue warten!«

Sie hatte den Schleier vors Gesicht gelegt, hoch stand sie, drängte ein letztes Schluchzen nieder. – »Das kann ein Mann nicht verstehen!«

»Aber die Liebe! Laß eine Hoffnung für später! Die Liebe stirbt nicht!«

Sie neigte den Kopf, löste sich Hand und Fuß. – »Sie stirbt nicht, Freund! Aber auch mein Herz besteht. Hör diese letzte Bitte an dich: Provenzan hat sein Weib verloren, das er liebt, er hat seine Schwester verloren, die ihn versteht wie keiner sonst. Vielleicht hat er seine Mutter verloren. Du mußt jetzt alles für ihn sein!« – Sie schluckte schwer. – »Er hat um dich gekämpft – nicht bis zum letzten – doch viel, viel weiter, als sein Stolz es erträgt. Er ist durch die schwerste Stunde seines Lebens gegangen – für dich!«

»Ich weiß es! Aber du – Ginevra!«

Sie kehrte sich von ihm ab. – »Lebe wohl!«

Er sah, wie sie in Finsternis schwand, und hinter ihr ging lautlos ein Schatten, Bruder Masseo, der sie ins andere Leben geleiten sollte.


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