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7.

Als am andern Morgen die Sonne über dem steinernen Röhricht Sienas, aus dem die Türme wie Halme ragten, erschien, da berührten ihre Strahlen zu allererst den grauen gequaderten Turm der Tolomei, der über den Mauern des Hauses geeckt und fensterlos aufstieg und nur hie und da eine Luke im Stein frei gab für Schleuderer und Schützen. Zwei Stockwerke des Turmes waren mit Waffen aller Art, mit Panzern und Helmen angefüllt, hofften doch die Tolomei, bald den Salvani zusamt seiner ganzen Sippschaft aus der Stadt zu jagen und sein Haus zu brechen, auf daß unter den Trümmern für Molche und Kröten ein Nest würde.

Von dem Augenblick, da der erste Sonnenstrahl die Zinnen des Tolomei-Turmes getroffen hatte, bis da der selbe Strahl an den Turm der Aldobrandeschi rührte, waren nicht viel Atemzüge verronnen; aber diese Zeit dünkte den alten Ildebrando die längste und die bitterste des ganzen Tages (nur mit Ausnahme des Sonnenuntergangs, denn da sank sein Turm für ebenso lange vor dem tolomeischen in Finsternis). Ildebrando Aldobrandeschi, der nachts vom Feste des Herzogs heimgekommen war, brauchte wenig Schlaf. Er stand auf dem Dach seines Turmes, wo die dicken Mauerzinnen kaum zwei Männern Raum gegeben hätten, und er bespähte den Turm der Tolomei drüben, dessen Giebel schon im Lichte stand, während seiner noch dämmernd darbte; auch heute wieder quälte ihn Bitternis, daß die Sonne nicht einen besseren Weg nahm, war sein Haus doch weit ehrwürdiger als das der Tolomei. Die sieben Spannen, mit denen jener Turm den seinigen überkroch, fraßen ihm Tag für Tag das Leben weg, und er hatte sich dem Salvani zugekehrt, der doch nur ein armer Ritter war ohne ein einziges Jahrhundert hinter sich.

Ildebrando stand und wartete, bis die Sonne ihn ins Auge traf, und dann stieg er die steile Treppe hinab zu seiner Kammer im Turmboden. Konnten Burg und Turm nicht fallen, wie das Haus der Piccolomini gefallen war?

Die Sonnenstrahlen klommen tiefer hinab ins Röhricht der viereckigen Türme, steckten das Kreuz auf der Kuppel des Domes in Brand, streiften über manch giebeliges Dach und weckten zum Morgengebet Bruder Lorenzo in seinem eisernen Käfig, der hoch über der Straße vor dem Stadthause hing. Von dem Käfig baumelte noch der Strick nieder, woran ihm gestern ein Laib Brot hinaufgesandt worden war, allein boshaft hatten die Stadtknechte das Brot zuvor durchs Rinnsal geschleift. Dieser Mönch hatte den jungen Schülern seines Klosters Gottes Wort nicht auf rechte Art beigebracht, sondern auf unrechte, und dafür hauste er seit vier Tagen an dem windigen Wohnort der Vögel und sollte noch sechzehn Tage lang ihr Genoß bleiben.

Die Strahlen der Sonne tasteten zwischen Türmen und Mauern hinab, zwängten sich in die enge Gasse, wo einer an seinem besten Halse von den Querbalken hing. Noch vor wenig Tagen war der ein rüstiger Buschklopfer gewesen, einer von der landstürzerischen Gilde, die auf der Pisaner Straße Kaufleute an Gut und Leben zu schröpfen pflegte, jetzt mußte er als eine Windfahne seinen Gesellen den rechten Weg weisen. Da mochte er lustig wehen, bis Raben und Geier dem Wind seine Arbeit abgenommen hatten.

Die Sonne hatte der Guten und der Bösen wenig acht, sie beschien auch mancherlei, was nicht dem Lichte bestimmt war. Monna Beatrice de' Turamini, die Tochter des stolzen Aldobrandeschi, die mit Herrn Agnolo, ihrem Gemahl, im Hause des Vaters lebte, hatte sich von den Liebesschwüren und von dem süßen Madrigal, das ihr Herr Ghino vorgesagt, betören lassen; unter dem Smaragdkränzlein auf ihrer Stirne war allmählich ein rosiges Blühen aufgegangen wie reife Trauben im Weinlaub, und sie hatte begonnen, an seine hohe Liebe zu glauben. Aber das Madrigal war ihm von Magister Placidi für zehn Batzen dreimal geschrieben worden, und Herr Ghino hatte auch schon zweimal einen guten Gebrauch davon gemacht bei anderen Damen, einmal in Florenz und einmal in Parma. Vom Hause des Herzogs schickte er seine Gattin Maddalena mit ihrer Sänfte heim, er aber, so sagte er ihr, müßte noch beim Herzog ausharren zu wichtiger Beratung, denn Siena wäre in Gefahr. Sodann öffnete er mit dem Schlüssel, den ihm Beatrice vertraut hatte, leise die Türe des aldobrandeschischen Hauses, trat bei ihr ein und beschwor, da sie es forderte, noch einmal vor dem Kruzifix seine schmerzhafte Liebe, und weil Beatrice nicht ohne Barmherzigkeit war, und einen Unglücklichen nicht leiden lassen mochte, schenkte sie seinem Flehen ihr Ohr und noch mehr dazu. Herr Agnolo war ja vor drei Tagen nach Imola geritten.

Nachdem die Morgenstrahlen schon allen Türmen von Siena ihren Gruß gebracht hatten und dem frommen Bruder in seinem Käfig und dem Gehängten auch, da stiegen sie tiefer zu den Menschen hinab und blickten in manches Fenster ein und auch in das der schönen Beatrice, an deren Herzen Herr Ghino kürzlich eingeschlafen war. Vom Stadtturm verkündete die Glocke den Morgen und rief den Bürgern zu, daß sie aus ihren Häusern treten durften zu den Geschäften des Tages.

Letztlich rührte das Licht auch die Gründe der Straße an, wo die erwachenden Stadtschweine ihrem Amt nachgingen mit gelindem Schellengeläut, auf daß sie nicht von irgendeinem Achtlosen für unbefugte Tiere angesehen würden. Vor dem schwer gequaderten Hause des alten Ildebrando glitzerte das erste Licht auf dem Saumzeug des Herrn Agnolo de' Turamini, der schon vor Porta Pispina gewartet hatte und beim Klang der Morgenglocke in die Stadt einritt, sehr begierig auszuruhen daheim.

Auch Frau Beatrice war entschlummert und hörte nicht, wie ihr Eheherr den Torring unten anschlug, und wie er, als ihm geöffnet worden, die Stiege heraufkam, und wurde erst wach, als er an ihre Tür pochte. Da erschrak sie sehr und schob, ehe sie aufschloß, den taumelnden Ghino hinter den Vorhang, der die Kleider deckte.

In seinen schweren Stiefeln trat Herr Agnolo ein, ließ sich in den Polsterstuhl fallen und streckte die Beine, die sehr lang waren, so weit aus, daß sie bis unter Herrn Ghinos Vorhang reichten. Sein Schwert hatte er sich breit über die Kniee gelegt, und das gefiel Frau Beatrice nicht. Sie bedachte, wie sie ihn hinausbringen könnte, und fragte, ob er sich nicht entgürten wollte in seiner Kammer, Ruhe zu suchen nach dem langen Ritt.

»Das will ich!« sprach Agnolo, aber er gähnte wie einer der Löwen im Zwinger des Großtürken und streckte die Beine noch weiter, so daß sich Herr Ghino hinter seinem Vorhang an die Wand pressen mußte und schon fast einem aufgemalten Bilde glich.

Beatrice erwog, was sie beginnen sollte, damit nicht Blut durch ihre Kammer flösse, und sie fragte kühn den Gatten: »Was würdet Ihr tun, wenn Ihr an einem Tag einen Liebhaber bei mir fändet?«

Er setzte sich geradeaus und hob das Schwert von seinen Knieen, daß die Kette rasselte. – »Beim Satan! Aufspießen würde ich ihn und an der Spitze meines Schwertes zappeln lassen wie ein Huhn!« – Dazu lachte er dröhnend. Herr Ghino wäre lieber wo anders gewesen als an seiner Kleiderwand.

Aber Frau Beatrice erwiderte gutlaunig: »Nie würde ich das gestatten!«

»Wie wolltet Ihr es wehren?«

»Meine Decke würde ich Euch über den Kopf werfen, daß Ihr ihn nicht treffen könnt! Seht – so!« – Und sie nahm die Decke vom Bett auf, warf sie ihm über, hielt sie fest und lehnte sich gegen seine Brust, daß ihm fast der Atem verging im Gelächter. Er schlug mit den Beinen aus, der Vorhang fiel vom Haken und deckte ihn völlig zu.

Da stand Herr Ghino. Rasch nutzte er das Lärmen und schlüpfte, die Kleider im Arm, aus der Kammer.

»Ha! Er flieht!« rief Beatrice und zog Herrn Agnolo langsam die Decke vom Kopf ab und den Vorhang von den Beinen. – »Fort ist er!«

Herr Agnolo konnte gar nicht mit Lachen enden wegen des Spaßes, und die Frau sprach: »So geschieht den Eifersüchtigen! Und jetzt mögt Ihr getrost zur Ruhe gehen!«

Herr Ghino aber beeilte sich arg auf der Treppe, und als er das Tor verschlossen fand, wußte er nicht andern Rat, als leise hinaufzusteigen, in sein Gewand schlüpfend, immer höher, bis dorthin, wo Herr Ildebrando hauste.

Er klopfte an, wünschte Herrn Ildebrando einen guten Morgen und wurde wohl empfangen. Eine Stunde und länger mußte er erdulden, welch staunenswerte Heldentaten das Geschlecht der Aldobrandeschi in den Ländern der Langobarden vollbracht hatte und hinab bis nach Rom und bis nach Apulien. Da Herr Ghino die Nacht über wenig Ruhe gefunden, schlief er bei solchen Mären langsam ein und wäre bald vom Stuhle gefallen trotz den erschrecklichen Taten des Herrn Gualteri, Herrn Ildebrandos Urgroßvater, der die Männer von Volterra, die vor Durst schon das Blut ihrer eigenen Toten tranken, auf einen hohen Felsen über dem Flusse Cecino gesetzt hatte, damit sie das Wasser vor Augen hätten, es aber nimmer erreichen könnten. Herr Ghino ermunterte sich erst, als ihm ein Frühstück vorgesetzt wurde, mit ferneren Taten gewürzt, aber auch mit dem Kummer des Alten, daß in ihm das ruhmreiche Geschlecht ende, denn sein Sohn Gualteri war vor Montaperti gefallen.

Von unten vernahm man das kräftige Schnarchen des Herrn Agnolo de' Turamini, des Schwiegersohnes, von dem der alte Ildebrando wenig Gutes rühmte, war er doch nicht völlig wert des erhabenen Hauses und der tugendreichen Gattin.

Endlich durfte Herr Ghino seinen Abschied nehmen und wurde von Ildebrando selbst durch den hölzernen Gang hinüber zum Hause der Scorigiani geleitet, mit denen die Aldobrandeschi seit lange in Freundschaft lebten, und aus diesem Haus gelangte er leicht auf die Straße hinab, die schon bunt war vom Gewimmel des Volkes.

Zu allerletzt bequemten sich die Sonnenstrahlen auch noch ins vergitterte Fenster des Cecco Buonsegni, der vor Jahren die schweren Florentiner Gulden ringsherum emsig abgefeilt und den Goldstaub gesammelt, auch den Bauern für gute Schafwolle zinnerne Batzen gegeben hatte anstatt silberne, jetzt aber Geld auf hohe Zinsen verlieh und daran reich geworden war. An seine Tür wurde geschlagen. Es war Herr Beltramo Fratta, der seinen Freund Mino nicht sterben lassen wollte und von dem Cecco das Lösegeld herauszuschinden gedachte oder wenigstens einen Teil davon. Er kannte den Cecco, der ihm schon ein paarmal aus der Not geholfen hatte, wenn es galt, ein schönes Pferd zu kaufen ohne Geld oder einer Frau einen Ring zu schenken für erwiesene Huld; stets aber hatte Herr Beltramo ordentlich zurückgezahlt samt vielen Zinsen. So gedachte er jetzt mit dem Cecco zu reden und hatte auch die goldene Kette mitgenommen, die ihm aus der Beute von Orvieto zugeteilt worden war; die wollte er für Herrn Minos Lösung drangeben. Weil er aber mit den Tücken des Cecco bekannt war, hatte er sein frisch geschliffenes Schwert nicht vergessen, im Falle der allzuviel Flausen machen sollte.

Herr Beltramo schlug an die Tür; er hatte es eilig, weil er gestern dem Timoteo Lotteringhi und dem Ricciardo Scotti versprochen hatte, jedem von ihnen frühmorgens den Hals abzuschneiden oder gleiches zu erdulden. Eine Magd floh im Hemd aus der Kammer des Buonsegni, und als der erfuhr, welche schwere Schatzung Karl der Stadt auferlegte, ehe Herr Mino frei gehen sollte, da geriet er in große Angst um sein Gut. Er erzählte Herrn Beltramo, daß er vor wenig Tagen erst sein letztes verliehen hatte, und nannte auch den jungen Bartolomeo, von dessen Verschwendung jedermann wußte. Aber Herr Beltramo jagte ihn mit seinem Schwert aus dem Bette heraus und versprach, ihn sogleich aufzuspießen, denn besser wäre, daß ein Blutegel zum Teufel führe oder wohin er sonst Lust hätte, als daß ein Mann wie Mino sterben müßte, wenn er noch zu retten sei. Beltramo verkündete dem Cecco für gewiß, daß er nach seinem Abscheiden alle Schränke im Haus aufbrechen werde, und ließ ihn an sein blankes Schwert riechen, so daß sich der Cecco schon loskaufen wollte mit einem geringen Geld, denn lieber wäre er gestorben, als fortzuleben ohne sein mühvoll erworbenes Gut.

Vielleicht hätte Herr Beltramo getan, was er verheißen, wäre nicht in dem Augenblick, da der Cecco schon fünfzig Gulden für sein Leben bot, der junge Bartolomeo hereingelaufen, die hundert Gulden zu holen, die ihm der Cecco zugesagt hatte gegen einen Wechselbrief. Patzig stellte er sich vor ihn – denn er fürchtete um sein Geld, das er heute Nacht schon der schwarzen Veronika versprochen und an ihren Freund Vittorio mit gezeichneten Karten verspielt hatte. Allein ehe noch die beiden, der Beltramo und der Bartolomeo, die sich schon von jeher nicht leiden konnten, Zeit fanden, einander ein paar Löcher in die Haut zu schneiden, da kam die Stadtwache, die von der Magd des Cecco herbeigeholt worden war, und steckte ihre langen Spieße zwischen die Erbosten. Beltramo mußte seines Weges gehen, und die goldene Kette, die er an Herrn Minos Lösung hatte wenden wollen, war ihm dazu abhanden gekommen; er wußte nicht, wo er sie hätte suchen sollen, vermutlich im Strohsack der rothaarigen Magd, die eben dabei war, alle Nachbarweiber zusammenzukeifen.

Inzwischen war der Platz vor dem Hause des Salvani ganz von Sonnenlicht angefüllt worden. Herzog Andrea Visconti kam mit dem Guardastagno aus seinem Quartier im Stadthause und schritt zu der breiten, zwiegeteilten Treppe hinüber.

Im Gehen sagte der Kanzler: »Der Bote, den ich gestern zum König gesandt hatte, Herrn Minos Ausritt zu melden, ist nicht zurückgekehrt. Aber die Botschaft muß hinübergekommen sein, Mino ist ja in ihren Händen.«

»Jetzt hat Siena kein Heer und keinen Führer! Karl wird leichte Arbeit finden, und daß er nicht trügerisch gegen mich zu Werke geht, verbürgen seine teueren Geiseln.«

»Das Volk ist hier wenig zufrieden, Herr Provenzan hat es auf ihr Gut abgesehen, die Piccolomini, die er beraubt und vertrieben hat, sammeln Freunde in Florenz und in Pisa, und hinter seinen Mauern wartet der alte Tolomei mit den Söhnen.«

Der Visconti blieb stehen, maß höhnisch den Palast Provenzans, der marmorweiß in der Sonne glänzte. – »Er gibt Feste, die er nicht bestreiten kann!«

Aber der bleiche Guardastagno sprach mit gerunzelten Brauen: »Der König ist unzuverlässig ganz und gar. Und seine Habgier übersteigt jedes Maß. Wir spielen ihm Herrn Mino in die Hände, und er will ihn verkaufen gegen Gold – das er nicht mit uns teilt.«

Der Visconti lachte. – »Teilen kann man, was man in Händen hält!«

»Was wird der Herzog beginnen? Vielleicht beraubt er die Bürger?«

»Tut ers, so haben wir gewonnen!« – Der Visconti setzte auf die breite Stufe seinen Fuß. – »Noch gilt es, sich als Freund zu zeigen!« – Ein häßliches Grinsen überzog sein Gesicht. »Es dauert wohl nicht zu lange mehr!«

Schon zuvor war einer hinter ihnen gegangen, der trat jetzt heran und buckelte tief. – »Eurer durchlauchtigsten Gnaden Diener!«

»Ich sehe, daß du mich kennst!« nickte der Visconti mit dem Lächeln, das er geringen Leuten zu geben pflegte und das am Gesichte des andern vorüberging ins Leere.

Wiederum beugte sich der Mann. – »Wer kennte nicht den großen und freigebigen Herzog von Mailand! Gar ein Waffenschmied, der in die Welt gekommen ist!«

»Wie heißest du?«

»Cipolla! Wenn mir Euer Gnaden die Ehre geben wollten – meine Arbeit ist gut: Schwerter, Beinschienen, Helme, Tartschen. Man schätzt sie weit im Land! Gestern war ich so unglücklich, einen Harnisch herschenken zu müssen. Meinen besten.«

»Herschenken? Wem herschenken?«

»Einem armen Mann, der sich Herzog nennt und seine Schulden nicht zu zahlen vermag.«

»Ei?« lachte der Visconti und trat dem Cipolla einen Schritt näher. Jetzt sah er ihm ins Gesicht. – »Er nimmt und zahlt nicht?«

»Genau wie Euer Gnaden es auszusprechen belieben: er nimmt und zahlt nicht!«

»Solche Sitten kennt man nicht in Mailand.«

»Glückliche Stadt, über der ein gerechter und freigebiger Fürst waltet!« – Cipolla neigte sich tief, schielte in lauernder Erwartung von unten her.

»Leben hier viele, die denken wie du?«

Cipolla richtete sich auf. – »Ich habe verläßliche Freunde in Siena, Pisa, Orvieto und anderwärts. Man hört auf mich.«

»Deine Freunde sollen auch meine Freunde sein!« lächelte der Herzog. »Komm nach dem Frühstück zu mir, bring deine besten Arbeiten! Es ist nicht meine Gewohnheit zu knausern. Auch mit anderen werde ich nicht geizig sein, die Schmuck führen oder Seide oder sonstige schöne Dinge.« – Er neigte sich ein wenig herab und flüsterte mit Bedeutung: »Und denen man trauen darf.«

»Alles wird geschehen nach Eurer Gnaden Befehl! Euer Gnaden werden zufrieden sein!«

Der Kanzler hatte ihn scharf gemustert, jetzt fragte er mit Mißtrauen: »Bist du einer von den Schwätzern, oder bist du ein Mann, der ein verschwiegenes Herz in der Brust trägt?«

»Ich hoffe, daß mein Herz nicht weicher ist als der Stahl, aus dem ich meine Schwerter schmiede – gar wenn es einem Herrn dienen dürfte, wie seine Gnaden sind!«

»Ich werde dir Freund sein, wenn du dich bewährst!« nickte der Herzog. – »Ich erwarte dich in meinem Quartier!« – Er stieg mit dem Guardastagno über die Treppe, während sich Cipolla neigte, und schwand ins Haus. Die beiden Männer sprachen noch eine Weile miteinander im Vorraum, und dann begab sich der Kanzler ins mailändische Lager zurück, Briefe auszufertigen und mit etlichen Leuten zu reden, die dahin bestellt waren.


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