Jean-Baptiste Louvet de Couvray
Leben und Abenteuer des Chevalier Faublas – Zweiter Band
Jean-Baptiste Louvet de Couvray

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II. Kapitel.

»Wir gehen also nach Paris zurück, liebe Mama?«

»Ja, mein Freund, weil niemand Sie dort vermuthen wird; übrigens habe ich so sichere Maßregeln gebraucht, dass Sie jeder Nachforschung entgehen werden. Während man die Dienste dieser vier Schurken kaufte, welche mich nur unter dem Namen des Grafen von Rosambert kennen, beschäftigte ich mich damit, eine bequeme Wohnung für eine junge Witwe zu suchen, welche als meine Freundin hierher kommt, um sich eines bedeutenden Prozesses wegen in Paris aufzuhalten. Sie heißt du Cange, und diese Madame du Cange sind Sie, mein Freund; aber da es nicht schicklich wäre, dass Sie allein nach Paris kämen, so hat Frau Dutour, welche gerne ihren Fehler wieder gut machen wollte, seit vier Tagen sich bemüht, die wichtige Rolle einer Frau von Verbourg zu übernehmen.

»Sie wird, wenn Sie es wollen, die Mutter der Madame du Cange heißen. Bereits mit einem gestreiften französischen Kleide von Gros-de-Tours, mit braunen Blumen geschmückt, gibt sich Frau von Verbourg ein vornehmes Ansehen, worüber Sie sich halb todt lachen werden. Sie wird übrigens ihre Rolle nicht ganz schlecht spielen, wenn es ihr gelingt, einige energische Ausdrücke, die ihrer raschen Freimüthigkeit öfters entfahren, zu mildern; sie besitzt von Natur diese linkische Manier der Dorfdamen, die das Schloß der Provinz nie verlassen.

»Sie werden den Neffen Ihrer Frau Mutter zum Bedienten haben. Man wird leicht einen Koch und eine Kammerfrau für Sie finden.

»Das Hotel *** liegt zweihundert Schritte oberhalb dem meinigen; hier habe ich ein Zimmer für Sie gemietet und möbliert, das unsere Liebe verschönern wird. Wenn Sie mir folgen wollen, so gehen Sie nie in den Garten, dessen Benützung ich mir vorbehalte.

»Er hat eine Thüre in die elysäischen Felder, durch diese werde ich fast alle Tage zu Ihnen kommen. Mein Arzt weiß, dass ich dieses Jahr nicht auf's Land gehe, und hat mir bereits befohlen, alle Morgen zeitlich die frische Luft zu genießen.«

Die Leute, die uns begleiten, verließen uns bei der Barrière du Trône. Der Vicomte und ich stiegen bei der Modehändlerin ab, wo meine Mutter, Justine und mein neuer Lakai uns erwarteten.

Frau Dutour entschuldigte sich bei mir wegen des begangenen Fehlers; Justine war sehr erfreut, mich wiederzusehen, sie führte eine Menge Schelmereien an, bis sie meinen Kopfputz zu Stande brachte.

Der Vicomte von Florville hatte für alle meine Bedürfnisse gesorgt. Ich zog das einfache Kostüm einer Reisenden an. Meine Koffer wurde hinten auf die Postchaise gepackt, und Frau von Verbourg nahm neben mir Platz.

Wir stiegen im Hotel *** Straße Faubourg-Saint-Honoré ab. Zwei Stunden nachher kam die Frau Marquise von B... in Begleitung ihrer Kammerfrau zu fragen, ob Madame du Cange angekommen sei.

Wir umarmten uns wie zwei Frauen, die einander sehr lieben und die sich nach langer Zeit zum ersten Male wieder sehen.

Meine Mutter, welche Lebensart besaß, ließ uns allein. Amor trat in mein Schlafzimmer in demselben Augenblick, wo Frau von Verbourg es verließ. Der kleine Gott blieb bei uns zwei Stunden lang.

»Es ist bald Mittag,« sagte die Marquise, »ich muss Sie verlassen. Man weiß zu Hause, dass ich auf dem Lande zu Nacht speisen und schlafen werde; aber zum Mittagessen werde ich erwartet. Apropos, Sie sind galant! sagen Sie mir doch, wie verhält es sich mit einer gewissen Flasche?«

»Eine Tölpelei von Jasmin, liebe Freundin!«

»Und das Porträt von Fräulein Duportail, wann werden Sie mir dasselbe geben?«

»Sogleich; es ist in einer Rocktasche des Chevalier von Faublas. Hier, liebe Mama, hier ist es.«

»Morgen werde ich Ihnen das des Vicomte von Florville bringen.«

»Hat der Marquis Ihnen nicht von Fräulein Duportail gesprochen?«

»Ja, mein Freund, er sagte mir, Fräulein Duportail lebe mit Herrn von Faublas. Ihre Eltern suchen sie in der Ferne, während sie sich ganz in der Nähe aufhalte. Übrigens ist er sehr aufgebracht über die Behandlung seines la Jennesse.«

»Wie, Madame,« sagte er zu mir, »einen Gertenhieb über den ganzen Arm! ist das Manier? schickt es sich für ein junges Mädchen, die Leute so durchzuprügeln? Sie werden sich noch jenes Tages erinnern, wo ich mir eine Beule an den Kopf stieß und das Fräulein mir die Stirne mit einem Geldstück eben drücken wollte; Sie wissen, wie ich schreien musste! Sie glaubten damals vielleicht, ich sei ein Weichling; aber ich versichere Sie, Madame, dass ich Schmerzen hatte wie ein Gemarteter. Das Mädchen hat eine höllische Faust, es ist ein wahrer kleiner Teufel, man sieht es auch deutlich an ihrer Physiognomie!«

Sobald Frau von B... fort war, kam Madame Verbourg herein. Ich bat sie la Fleur zu dem Grafen Rosambert zu schicken.

»Der Herr Graf ist nicht in Paris,« sagte sie.

»Ich glaube, er muss in Paris sein, in jedem Fall will ich es gewiss wissen.«

»Aber, gnädiger Herr, die Frau Marquise hat nicht befohlen –«

»Die Frau Marquise hat nicht befohlen! meine Theuerste, sind Sie denn toll? meinen Sie denn, ich stehe auch in den Diensten der Marquise, wie Sie? Frau Dutour, merken Sie sich und vergessen Sie es ja nicht, dass ich hier in meinem Hause bin. Wenn la Fleur nicht auf der Stelle zu Herrn von Rosambert geht, so gehe ich selbst zu ihm. Frau Dutour, hören Sie, hier sind drei Louisd'ors! sie gehören Ihnen, wenn der Graf heute noch zu mir kommt.«

»Aber wenn er auf dem Lande ist?«

»Wahrhaftig, dann sollte es mir sehr leid thun; aber die drei Louisd'ors behalte ich. Sie können schreiben, meine Theuerste, nehmen Sie, was zum Schreiben nöthig ist.«

Ich diktierte der Frau von Verbourg.

»Madame du Cange wünschte den Herrn Grafen nur auf ein Viertelstündchen zu sprechen. Wenn jedoch Herr von Rosambert ein schlechtes Mittagmahl annehmen wollte, so ist er höflich eingeladen.«

»Die Sache ist sehr pressant.«

Ich rief la Fleur:

»Mein Freund, Du wirst dieses Billet dem Herrn Grafen von Rosambert tragen. Auf seine Fragen wirst Du nur antworten, dass Deine Herrin schön ist, und dass sie in Faubourg Saint-Honoré, im Hotel *** wohnt. Wenn der Graf zufälligerweise nicht in Paris wäre, so wirst Du fragen, auf welches seiner Landgüter er gegangen ist.«

Als mein Diener zurückkehrte, meldete er mir, dass der Graf ihm folge.

Einige Augenblicke nachher trat Rosambert bei mir ein mit leichter und galanter Miene.

»Schöne Dame!«

Auf einmal hielt er inne und rief laut lachend:

»Der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht ganz meines Sieges gewiss hierher kam! doch bedauere ich meine fehlgeschlagene Hoffnung nicht, denn ich umarme meinen Freund.«

(Ich wandte mich zu Frau von Verbourg): »Frau Mama, wollen Sie die Güte haben, uns zu verlassen?«

»Frau Mama! (Er gieng mehrere Male um sie herum und drehte sie um und um.) Frau Mama, Sie sind bezaubernd! Ihre Gestalt ist edel, Ihr Anstand unvergleichlich. Ihr Anzug majestätisch! aber ich bitte, lassen Sie uns allein.«

»Mein lieber Faublas, was bedeutet denn diese Verkleidung von neuem?«

Rosambert konnte den umständlichen Bericht meiner Entführung und neuen Verkleidung nicht anhören, ohne mich mehrere Male mit seinen spasshaften Bemerkungen zu unterbrechen. Endlich sagte er, als ich geendigt hatte:

»Die Frau Marquise hat es so eingerichtet, dass Sie von nun an ganz in ihrer Gewalt sind.«

»Ja, Rosambert, aber meine Sophie?«

»Was wollen Sie von Ihrer Sophie? das ist der Punkt! nun ja, was wollen Sie anfangen? sie ist noch immer im Kloster.«

»Wissen Sie es gewiss?«

»Ja, ich weiß auch, dass Ihr Fräulein Schwester nicht mehr bei ihr ist.«

»Der Baron?«

»Hat sie aus diesem Kloster entfernt und in ein anderes gebracht, auch hat er den ehrlichen Herrn Person verabschiedet.«

»Aber Rosambert, wenn ich hier bleibe, wie kann ich dann meine Sophie sehen?«

»Ich würde Ihnen gern mein Haus anbieten, aber dieses Asyl würde nicht respektiert; Frau von B... möchte Sie auch dort verfolgen.«

»Mein Freund, wenn Sie mich verlassen, so bin ich verloren.«

»Zweifeln Sie an meiner Freundschaft, Chevalier?«

»Nein, aber ich fürchte zu viel von ihrer Freundschaft zu fordern.«

»Wie, wenn ich an Ihrer Stelle wäre und Sie an der meinigen, würden Sie zögern, mir die Dienste zu erweisen, die Sie sich nicht von mir zu verlangen trauen?«

»Ganz gewiss nicht.«

»Also sagen Sie es frei heraus!«

»Rosambert, obschon ich mich hier weit besser befinde, als in diesem Dorfe Brie, obzwar ich das Vergnügen habe, eine reizende Frau, an die ich, ich gestehe es, noch einige Anhänglichkeit habe, ungestört zu sehen, so versichere ich Ihnen dennoch, dass ich nur mein Gefängnis vertauscht habe, wenn ich meine Sophie nicht wiedersehe.

»Könnten Sie mich nicht in der Nähe ihres Klosters unterbringen?«

»Ach! ich verstehe. Die Marquise hat Sie dem Baron geraubt, ich muss Sie der Marquise entführen; ich sehe dabei gar nichts Unschickliches. Ich habe sie nicht hindern können, sich Fräulein Duportail anzueignen, nun gut, so will ich ihr Madame du Cange wegfischen; das ist ganz gerecht und zugleich tröstend für mich. Übrigens möchte ich gerne sehen, wie diejenige, die mich dem Ungemach des Cölibats preisgegeben hat, sich in die Langeweile des Witwenstandes finden wird.

»Verlassen Sie sich auf mich!«

Es war Zeit uns zum Tisch zu setzen. Während des Mittagessens, welches lang dauerte, machte sich der Graf auf Kosten der Frau Verbourg sehr lustig. Wir waren eben am Nachtisch, als der Besitzer des Hotels, Herr Villartur, ein emporgekommener Finanzmann, der seine neuen Mieter sehen wollte, eintrat, ohne zu wissen, ob uns sein Besuch angenehm sein würde. Man stelle sich die Unwissenheit und Dummheit in der Person des Herrn Villartur vor.

Man habe ihm gesagt, ich sei schön, und er fand, dass man ihn nicht getäuscht habe.

Man wird begreifen, dass diese plumpe und einfältige Persönlichkeit mich sehr gelangweilt haben würde, wenn mir seine sogenannte Galanterie nicht das Vergnügen gemacht hätte, mich über ihn lustig zu machen.

Mein schadenfroher Freund half mir tapfer, ihn zu verhöhnen; der gute Mann versprach mir im Fortgehen, mich wieder bald zu besuchen. Rosambert hatte Geschäfte abzumachen; als er mich verließ, sagte er zu mir:

»Bis ich das Gewünschte finde, werden Sie mir hoffentlich den Gefallen erweisen, mein Freund, eine Summe Geldes, die mir gegenwärtig entbehrlich ist, von mir anzunehmen, zu einer anderen Zeit kommt sie mir vielleicht gelegen.«

Noch am selben Abend schickte er mir zweihundert Louisd'or. Frau Dutour legte mir eine genaue Rechnung der Auslagen, die meine Entführung verursachte; ebenso von denen, die mein Aufenthalt in dem Hotel erforderte.

Als die Marquise am anderen Tage kam, bat ich sie, die Bezahlung der ausgelegten Summe anzunehmen.

»Viele Frauen,« sagte meine schöne Freundin, »behaupten, dass zwischen Liebenden nie von einer Geldangelegenheit die Rede sein dürfe; ich, mein Freund, nehme mein Geld zurück, ohne mich bitten zu lassen, und ich glaube mich selbst rechtfertigen zu können über mein langes Stillschweigen in dieser zarten Angelegenheit. Ich glaubte, Sie würden mir diese Auslagen nicht so bald zurückerstatten können; darum wagte ich gar nicht, davon zu sprechen aus Furcht, Sie nicht in Verlegenheit zu setzen; dennoch fühlte ich, ich möchte ihr Zartgefühl verletzen, indem ich diese Sache mit Stillschweigen übergehen würde; aber ich wollte mich lieber den Vorwürfen des Chevaliers aussetzen, als meinem Freunde Kummer zu verursachen. Nehmen Sie, mein Freund, behalten Sie dieses Bild, es soll für Sie ein Schatz sein, wenn ich Ihnen eben so theuer bin, als ich Sie liebe.« Es war das Porträt des Vicomte Florville. Ich sprach der Marquise meinen lebhaftesten Dank aus, sie theilte zuerst das Entzücken meiner Dankbarkeit, glaubte aber bald, dem Übermaße derselben Einhalt thun zu müssen.

Man meldete den Herrn von Villartur. Die Marquise war sehr neugierig, dieses Original zu sehen.

Er theilte seine einfältigen Huldigungen zwischen der Marquise und mir und brachte seine Liebeserklärungen in seiner Art und Weise an; er überhäufte uns mit lächerlichen Artigkeiten.

Während seiner Unterhaltung, welche der dicke Finanzmann mit vielfachen Albernheiten würzte, bemerkten wir, dass dieser interessante Herr an die Astrologie glaubt.

Er kannte Zauberer, er hatte schon Vampyre und Gespenster gesehen. Zum Schluss sagte er uns, er wolle einen seiner Freunde bringen, der ein halber Hexenmeister sei, der uns unsere vergangenen Abenteuer erzählen wird, das, was in der Gegenwart und selbst das, was in der Zukunft geschehen soll, wenn wir ihm nur unsere Hände und unser Gesicht sehen lassen wollen.

»Bei Gott,« rief Frau Verbourg, die eben hereinkam, »meinen Sie denn, mein Herr, meine Frau Tochter zeige Ihnen ...«

Ich trat meiner Frau Mama so derb auf den Fuß, dass sie nicht ausreden konnte. Die Marquise lachte laut auf.

Herr von Villartur war entzückt und sagte beim Abschied, er werde morgen den Astrologen mitbringen.

Ich sah Rosambert an diesem Tage nicht.

Die Marquise kam sehr zeitlich früh am nächsten Morgen und leitete meine Toilette. Ich putzte mich sehr heraus zu Ehren des Astrologs, auf dessen Kosten wir uns zu unterhalten hofften.

Kurz vor Mittag kam Herr Villartur, er rief uns vom Weiten zu, er bringe den Zauberer mit.

Ich glaubte in Ohnmacht zu fallen, als ich den Marquis von B... erblickte, welcher hinter dem Finanzmann eintrat.

Als er seine Frau sah, war er sehr erstaunt, und als er Fräulein Duportail erkannte, blieb er verblüfft stehen.

»Was!« rief er aus, »das ist also Madame du Cange?«

»Ja,« antwortete Villartur.

Mit herabhängenden Armen, starrem Blicke und halboffenem Munde stand Herr von B... da und schien mich mit seinen kleinen Äuglein nicht scharf genug zu betrachten.

»Wie er Sie ansieht!« sagte Herr Villartur; »Ihre Physiognomie ist ihm besonders aufgefallen, sehen Sie nur, wie er nachdenkt.«

Die Marquise, welche stets kaltblütig blieb in ähnlichen Gelegenheiten, wo es auf rasches Handeln ankam, gieng auf ihren Gemahl los, sie nahm ihn beim Arm und zog ihn in eine Fenstervertiefung in meiner Nähe.

»Ihre Freundin scheint mehr begierig zu sein, wie Sie, aber es nützt ihr nichts, er hat Sie genau angesehen,« wiederholte er stark lachend.

Während dieser Zeit horchte ich aufmerksam auf das, was hinter mir gesagt wurde; wenn die Marquise gewollt hätte, dass ich es nicht hörte, würde sie gewiss ihrem Gemahl den Wink gegeben haben, leiser zu sprechen.

»Hatte ich es nicht gesagt, Madame?« sagte der Marquis, »ich habe es ja errathen, dass sie guter Hoffnung ist, Sie müssen doch zugeben, dass dem so ist.«

»Haben Sie es denn nicht gemerkt?« erwiderte die Marquise.

»Ja, sofort; doch ist ihr Zustand noch nicht sehr fortgeschritten, vier oder fünf Monate höchstens. Wie ich mich rächen will!«

»Aber kränken Sie sich nicht, mein Herr.«

»Oh! ich werde keinen Schaden mehr anrichten, lassen Sie mich nur machen!«

Da Herr Villartur aufhörte zu lachen und mit mir zu sprechen anfieng, so war ich verhindert, das Übrige zu hören.

»Wissen Sie wohl,« sagte der Marquis, auf mich zukommend, »dass ich Sie ein wenig verändert finde?«

»Ah ja,« unterbrach ihn Villartur, »Sie kennen sie also?«

»Ja, als ich die Bekanntschaft mit Madame machte, war sie noch Mädchen.«

»Ah, so, Sie hatten sich also gleich verheiratet?«

»Ja, mein Herr.«

»Und Sie sind schon Witwe?«

»Leider! ja.«

»Und Alles in drei oder vier Monaten! das ist wenigstens sehr schnell!«

»Ist es mir wohl erlaubt zu fragen, ob der Selige liebenswürdig war?

»Aber warum sind Sie nicht in Trauer gekleidet?«

»Man wird Ihnen die Ursache davon schon sagen,« entgegnete Madame von B...

»Ich glaube,« sagte der Marquis, »der arme Gemahl ist schon vergessen.«

»Wie meinen Sie dies, mein Herr?«

»Weil Sie der Kummer nicht abgehalten hat, Ausflüge auf das Land zu machen.«

»Ich, mein Herr?«

»Sie wollen vielleicht gar sagen, dass dem nicht so ist; habe ich Sie nicht auf dem Wege von Versailles begegnet, auf der Brücke von Sevres?«

»Ach! ja, mein Herr.«

»Sprechen Sie nicht davon,« sagte ganz leise die Marquise, »sehen Sie denn nicht, dass Sie sie quälen?«

»Madame,« versetzte der Marquis erfreut über die Verlegenheit, welche ich zur Schau trug; »wissen Sie, dass es unklug ist, in dem Stande, in dem Sie sich befinden, auszureiten; hüten Sie sich vor einer Fehlgeburt.«

»Sie glauben also, mein Herr, dass ich in der Hoffnung bin?«

»Oh! ich bin dessen gewiss. Im letzten Karneval habe ich es bemerkt. Wetten wir, dass die Heirat schon vorüber war? Man hielt sie geheim, nicht wahr?«

»Aber, mein Herr!«

»Ich muss Ihnen sagen, meine schöne Dame, dass zu jener Zeit schon etwas in Ihren Augen lag; damals aber sprach ich mit Ihnen noch nicht von meinem Talente für die Astrologie, weil ich noch studierte, ich war noch nicht genug stark; aber Sie wissen ja, wie sehr ich Physiognomist bin. Nun gut, während des letzten Karnevals glaubte ich in Ihrer Gestalt etwas zu bemerken, das Temperament anzeigte, fragen Sie Madame, ich sagte ihr – auf Ehre, ich fühlte die Heirat. Was den anderen Zustand betrifft, so konnte ich nicht ganz errathen, denn die Sache war doch noch zu neu! aber jetzt verhält es sich ganz anders; man kann sich nicht mehr täuschen! Schönste Dame, Ihr Gesicht ist noch immer sehr schön, Ihre Taillie charmante; aber die Augen sind etwas matt und dann sehen Sie, hier könnte man auf den Verdacht kommen, dass nicht Alles ist, wie es sein sollte, hier ist eine kleine Rundung, die den gewissen Zustand anzeigt.«

Ermuthigt durch das Gelächter, das die Marquise unter ihrem Fächer nicht unterdrücken konnte, fragte mich Herr von B..., wer der Pathe des kleinen Püppchens sein wird. »Ohne Zweifel Ihr Herr Vater?«

Ich gab mir Mühe, roth zu werden, und sagte in gedemüthigtem Tone:

»Mein Herr, mein Vater weiß nichts von meiner Heirat.«

»So hatte ich also Recht?«

»Wenn Sie meinen Vater oder meinen Bruder zufällig sehen sollten, so bitte ich Sie, ihnen nichts von mir zu sagen.«

»Fürchten Sie nichts.«

»Aber Herr von Villartur?«

»Villartur! meine schönste Dame, er weiß Ihren Mädchennamen nicht und Ihre Verwandten kennen Sie nicht unter Ihrem Frauennamen. Übrigens ist Villartur in jedem Falle verschwiegen.«

»Oh, ganz gewiss!« redete dieser ein.

»Ich sage niemals aus, was ich nicht weiß. Übrigens, Herr Marquis, habe ich Sie hierher geführt, um diesen Damen wahrzusagen; wenn Sie eine davon kennen, so wird dies nicht hindern, hoffe ich.«

»Nein, mein Herr, Sie haben Recht, ich muss Ihnen jetzt wahrsagen.« (Er gieng auf seine Gemahlin zu.)

»Erlauben Sie, Madame, dass ich bei Ihnen anfange.«

Die Marquise, reichte ihm ihre Hand, deren lange, kurze, gerade und schräge Linien er zählte; sodann untersuchte er ihr Gesicht und sagte mit einem zärtlichen Tone und mit dem selbstgefälligsten Tone zu ihr:

»Madame, Sie haben einen Gemahl, der Ihnen durch seine witzigen Einfälle viele Freude macht, und den Sie rasend lieben.«

»Ganz richtig, mein Herr,« antwortete die Marquise und zog ihre Hand zurück; »ich verlange nicht mehr zu wissen, ich sehe, dass Sie ein großer Wahrsager sind.«

»Nun zu Ihnen, schöne Dame!«

Nachdem er mich mit derselben Aufmerksamkeit betrachtete, fragte er, ob mein Gemahl nicht zwei Namen gehabt hätte.

»Er hatte bloß einen, mein Herr, und dieser war du Cange.«

»Das ist sonderbar.«

»Warum denn?«

»Weil es scheinen könnte, der Verstorbene hätte –«

»Was wollten Sie sagen, mein Herr?«

»Sie würden es übel nehmen! wie soll ich es nur sagen? Hören Sie, schöne Dame, ich will in der Blumensprache reden. Es scheint, die Frucht, die gegenwärtig auf dem Baum Ihrer Liebe ist, sei gepfropft von – einem gewissen Faublas, weil man es doch sagen muss.«

»Sie werden anzüglich, mein Herr!«

»Oh, wie drollig sie ist, wenn sie in Zorn geräth!« rief der dicke Finanzmann, heftig lachend, so dass der Puder von seiner Perücke flockenweise zu Boden fiel.

»Es scheint auch,« fuhr der Marquis fort, »dies sei im Boudoir einer Modehändlerin geschehen!«

»Mein Herr, Sie sind sehr anmaßend.«

In diesem Augenblick trat Frau von Verbourg herein, die soeben ihr schönes Kleid angezogen hatte. Sie kam in große Verlegenheit, als sie den Marquis von B... sah. Nach einer komischen Verbeugung gieng sie auf mich zu, und ich sagte ihr ganz leise, wovon es sich handle. Ich weiß nicht, was der Marquis seine Gemahlin fragte, denn er wandte sich um und sagte zu Frau von Verbourg:

»Ich glaube schon irgendwo das Vergnügen gehabt zu haben, Sie zu sehen.«

»Dies ist wohl möglich, mein Herr,« antwortete Frau Dutour, die schon den Kopf verlor, »dies ist wohl möglich! ich gehe hie und da hin.«

»Wohin, Madame?«

»Wohin Sie sagten, mein Herr.«

»Wie, Madame, haben Sie mich vom Boudoir sprechen hören? es war ein Scherz.«

»Was reden sie denn von einem Boudoir, mein Herr?«

»Nichts, nichts, Madame! wir verstehen einander falsch.«

»Ich werde auch nicht klug daraus,« fiel Villartur ein. »Ich verstehe kein Wort von dem ganzen Gespräch!«

Meine schöne Freundin lachte laut, ich konnte mich ebenfalls nicht länger halten und ergriff diesen Augenblick, um meiner Heiterkeit freien Lauf zu lassen.

»Aber,« versetzte der Marquis, »sehen Sie nur, wie Sie lacht.«

»Hüten Sie sich, Madame,« sagte der Marquis zu mir, »Sie reiten, und das ist gefährlich in Ihrem Zustand.«

»Gewiss,« redete Villartur ein, »man kann fallen; dies ist mir erst vor einigen Tagen geschehen.«

»Fallen!« antwortete der Marquis, »das fürchte ich nicht für sie.«

»Ja, warum soll sie nicht fallen können?«

»Warum? weil sie besser reitet als Sie.

»Sie glauben nicht, wie stark diese junge Dame ist. Freund Villartur, so dick und rund Sie auch sind, so möchte ich Ihnen doch nicht rathen, sich mit ihr zu schlagen.«

»Gut! das wollen wir doch sehen,« rief der dicke Finanzmann, auf mich zugehend.

»Sind Sie toll, mein Herr?« sagte ich zu ihm. Er wollte mich um den Leib fassen, ich packte ihn am rechten Arm, und indem ich ihn rasch umdrehte, schwankte er und fiel zu Boden.

Die Bedienten eilten bei dem Getöse herbei. Ebenso beschämt als ärgerlich, stand der Finanzmann auf und entfernte sich, ohne ein Wort zu sagen. Der Marquis folgte ihm, um ihn zu trösten, und Frau von B..., die einige Gäste zu Mittag hatte, verließ mich auch.

Ich wunderte mich, seit zwei Tagen nichts von dem Grafen gehört zu haben. Er kam spät abends und umarmte mich mit den Worten:

»Ich gratuliere Ihnen, mein Freund, Alles geht nach Wunsch, Alles ist fertig, folgen Sie mir!«

»Wie! sogleich?«

»Im Augenblick!« (Ich umarmte ihn.)

»Mein Freund, wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig! aber, Rosambert, erzählen Sie doch.«

»Ich werde Ihnen das Alles unten sagen, mein Wagen erwartet Sie; wir dürfen keinen Augenblick verlieren, folgen Sie mir!«

»So werde ich also die Marquise verlassen?«

»Ja, um Sophie wiederzusehen.«

»Um Sophie wiederzusehen! schnell, Rosambert, fort! lassen Sie mir nur noch das Porträt meines hübschen Bäschens mitnehmen.« (Ich läutete der Dutour.)

»Bestellen Sie ein Nachtessen. Der Herr Graf und ich gehen einen Augenblick in den Garten.«

Statt in den Garten zu gehen, stiegen wir in des Grafen Wagen.

»Über die Boulevards!« sagte er zu seinem Kutscher, »im Galopp bis an das Thor Saint-Antoine, von da aus bis an den Platz Maubert langsam.«

Sobald die Vorhänge niedergelassen waren, sagte mir Rosambert, er habe seit unserer letzten Zusammenkunft eine kleine Wohnung für mich in der Nähe des Klosters, in dem Sophie weilte, gefunden. Von meinen Fenstern aus konnte ich alles sehen, was dort vorgieng.

Er sagte zu mir, dass Fräulein Duportail, welche seit kurzem Madame du Cange geworden, von nun an Madame Firmin sein wird.

Plötzlich fuhr der Wagen, welcher seit fünf Minuten über das Pflaster raste, sehr langsam. Rosambert sagte zu mir:

»Nun sind wir schon in der Nahe der Bastille.

»Beeilen Sie sich, mein Freund, diesen prächtigen Putz, der so gut einer Dame von Stand passt, der aber durchaus für eine bürgerliche Frau nicht geeignet ist, zu wechseln. Es handelt sich darum, eine andere Toilette zu machen. Zuerst müssen Sie diesen auffallenden Hut herunternehmen; machen wir, so gut es geht, aus diesen reizenden Locken einen bescheidenen Chignon; nehmen wir diesen einfachen Umhang über ein bescheidenes Wollkleidchen. Schöne Dame, ziehen Sie kühn diesen Unterrock an. Ich will nicht vorwitzig sein; ich liebe Sie sehr, aber ich achte Sie mehr. Recht gut; und jetzt bedecken Sie Ihren Busen mit diesem Musselintuche; nehmen Sie diese schwarze Mantille, schlagen Sie den Kragen in die Höhe und verbergen Sie Ihr Gesichtchen so gut als möglich.«

»Jetzt ist es gethan und Sie sind noch immer zum Aufessen lieb! Was mich anbelangt, mein lieber Faublas, ich werde noch schneller fertig sein. Sehen Sie!« er zog seinen Frack aus und hüllte sich in einen großen Überrock ein.

Wir stiegen am Platze Maubert aus und erreichten die Straße *** zu Fuß.

Als ich bei meinem Hauswirte ankam, giengen wir über einen langen Hof und einen Garten, an dessen Ende ich einen kleinen Pavillon sah, welcher an einer Verbindungsmauer angebaut war, die mir ungefähr zehn Fuß Höhe zu haben schien.

Ich bemerkte, dass man von den Fenstern des ersten Stockwerkes leicht in den Garten des Nachbars mittels eines Seiles gelangen konnte.

Ich konnte mich vor Freude nicht fassen, als Rosambert mir sagte, dies sei der Klostergarten; dann zeigte er mir, dass er über dem Nützlichen auch das Angenehme nicht vergessen habe.

Ein Piano stand neben dem Fenster; das Instrument stand so, dass ich während des Spieles Alles sehen konnte, was im Garten vorgieng.

Zu meinem Leidwesen erklärte mir Rosambert beim Abschied, dass wir uns, so lange ich mich in diesem Hause verborgen halte, das Vergnügen einander zu sehen versagen müssen.

Er machte mir begreiflich, die Marquise würde ohne Zweifel alle seine Schritte auskundschaften lassen und meine Wohnung bald entdecken, wenn er die Unvorsichtigkeit begienge, mich hier zu besuchen. Wir verabredeten einander, durch die Post zu schreiben, und ich sollte, um vor aller Unterschlagung sicher zu sein, meine Briefe an Herrn von Saint-Aubin, einen seiner besten Freunde, adressieren.

Diejenigen, die dächten, dass ich in dieser Nacht nicht schlief, würden sich sehr täuschen, wenn sie mein Wachen etwas anderem zuschrieben, als der sehnsüchtig süßen Ungeduld, welche die Nähe meiner Sophie in mir erweckte.

Ich dachte an meine liebe Adelheid, die schon beinahe einen Monat lang von ihrer Freundin getrennt, nicht einmal den Trost gehabt hatte, ihren Bruder zu sehen.

Ach, ich dachte an den Baron, der mich der Gleichgültigkeit und der Grausamkeit anklagen musste. Allein die Liebe betäubt die Stimme der Natur und des erwachenden Gewissens.

Konnte ich dem Glücke entsagen, meine Sophie wiederzusehen? konnte ich durch die Rückkehr zu meinem erzürnten Vater meine Geliebte der Gefahr einer ewigen Trennung aussetzen?

Mit Tagesanbruch stellte ich mich an's Fenster auf die Lauer und richtete meine Jalousien so ein, dass ich unbemerkt Alles übersehen konnte. Ich musste die scharfen Blicke der Frau Münch fürchten, die mich früher in meinem Amazonenkleid einmal gesehen hatte, und jetzt, trotz meiner neuen Verkleidung, möglicherweise erkennen konnte.

Auf eine Entfernung von fünfzig Schritte stand ein ansehnliches Gebäude; es hatte so viele Zimmer! wo war das meiner Sophie? Meine Augen durchstreiften unaufhörlich das ganze Haus von einem Ende zum andern, und wussten nirgends einen festen Halt zu finden.

Um sieben Uhr morgens musste ich meinen Posten verlassen. Meine Hausbesitzer kamen, um ihre neue Mietfrau zu besuchen, und brachten ihre Gärtnerin mit, welche die kleine Bedienung der Madame Firmin besorgen wollte.

Herr Fremont, der Besitzer meines kleinen Hauses, wunderte sich über die Anstalten, die ich traf, um immer allein zu sein.

Er bemerkte mir galant, eine hübsche junge Frau sollte ihre schönste Jugendzeit nicht in der Einsamkeit zubringen.

Auf diese sehr richtige Vorstellung, die Madame Fremont mit ihrem Beifall unterstützte, erwiderte ich, dass ich der Welt überdrüssig, eine einsame Wohnung in einer abgelegenen Gegend der Stadt aufgesucht habe, in der bestimmten Absicht, hier ganz zurückgezogen zu leben.

Meine Hausleute verließen mich trostlos, wie sie sagten, dass eine so liebenswürdige junge Person den grausamen Entschluss gefasst habe, sich lebendig zu vergraben.

Die Gärtnerin machte sich in meinem Zimmer sehr viel zu schaffen, ich bat sie aber, schnell Ordnung zu machen und mich in Ruhe zu lassen.

Sobald ich allein und unbeobachtet war, setzte ich mich wieder hinter meine Gardine. Viele Fräulein giengen im Garten spazieren. Sophie war nicht bei ihnen. Ich sah sie viele Spiele unter einander aufführen. Wie schön waren diese jungen Mädchen! aber ach! Sophie war nicht bei ihnen.

Wenn es mir gelänge, sie in die Nähe meines Pavillons zu locken, vielleicht käme Sophie dann zu ihren Gespielinnen! eine zarte Musik macht einen so angenehmen Eindruck auf ein liebendes Herz. Sophie wird ohne Zweifel kommen. Ich werde sie sehen.

Gewiss, sie wird die Stimme ihres Geliebten erkennen. Ich setzte mich an mein Piano und sang ein Lied, welches meine Liebe mir eingab.

Bei den ersten Accorden waren die Mädchen unter meine Fenster gekommen. Ich beendete eben meinen Gesang, als zwei Frauen herankamen, deren Kleidung mich erschreckte.

Die eine war alt, sie zankte mit der liebenswürdigen Jugend, die aufmerksam auf meinen Gesang lauschte.

»Lassen wir doch die Kinder sich unterhalten,« sagte die andere. (Ich glaube sie zu erkennen, sie war hübsch und jung.) »Sehen Sie, die Musik hat aufgehört, seit wir hier sind! es scheint, dass unsere Nähe das Vergnügen verscheucht; gehen wir, meine Schwester, lassen wir die Kinder sich unterhalten, die Stunde der Erholung ist so kurz. Sie haben nicht alle Tage das Vergnügen, etwas der Art zu hören. Dies sind andere Stücke, als ich spiele; und ich muss gestehen, dass ich bei weitem nicht so gut spiele. Lassen wir diesen Kindern ihre Freude!«

Als die beiden Damen fort waren, fieng ich wieder an. Die Mädchen hörten mir aufmerksam zu, sie klatschten entzückt Beifall; aber ach! Sophie, meine Sophie war nicht bei ihnen.

Verzweifelt, sie nicht zu sehen, stand ich von meinem Instrument auf. Traurig und träumerisch blieb ich hinter meiner Jalousie stehen; endlich bemerkte ich ein junges Mädchen, das allein in einer einsamen Allee spazieren gieng, die bis unter mein Fenster reichte. Ich sah das Fräulein bloß von rückwärts. Diese reizende Taille ist es die ihrige? Diese schattige Allee ist es die, von der Adelheid sprach?

»Ach, Sophie, Du bist's; tritt doch ein wenig näher! Du entfernst Dich! komm zurück, komm hierher! wende Dich gegen Deinen Geliebten, zeige mir Dein angebetetes Gesicht!«

Eine abscheuliche Glocke gab in diesem Augenblick das Zeichen zur Rückkehr und vereitelte meine Hoffnungen. Alle Mädchen verließen den Garten.

Am andern Tag, abends sieben Uhr, kam dieselbe Person wieder an denselben Platz. Hinter meinem Fensterladen stehend, verfolgte ich alle ihre Bewegungen mit unruhigem Blicke.

Ihr langsam abgemessener Gang verkündigte ihre tiefe Melancholie; sie schien die Tageshelle zu meiden und suchte auf diesem einsamen Wege die düstersten Plätze auf.

Ich sang den letzten Vers meiner Romanze; alle Mädchen kamen herbei, die ich aber herbeisehnte, kam nicht.

Was thun, um Sophie heranzulocken und die anderen zu entfernen? wenn ich nicht aufhöre zu singen, so bleiben die Mädchen unter meinem Fenster. Ich muss schweigen, muss mit ungeduldigen Blicken alle Bewegungen der schönen Träumerin verfolgen und den Augenblick abwarten.

Als ich mich nicht mehr hören ließ, zerstreuten sich alle die jungen Mädchen im Garten.

Hinter meinem Fensterladen versteckt, verlor ich das interessante Fräulein, die immer noch mit langsamen Schritten auf und ab gieng, keinen Augenblick aus den Augen.

Endlich that sie einige Schritte gegen mich; ich sah sie – es war meine Sophie! etwas blass, etwas verändert; aber dennoch so schön! Sie war noch zu entfernt, als dass ich wagen konnte, ihr irgend ein Zeichen zu geben, aber ich schwelgte in dem Glücke, sie zu betrachten.

Jetzt gab die verhängnisvolle Glocke das Signal.

Schon hatten alle Kostgängerinnen den Garten verlassen; Sophie kehrte um und entfernte sich traurig.

Ich war in Verzweiflung, die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, auf's neue schwinden zu sehen, und konnte ich meine Ungeduld nicht mehr mäßigen.

Ich schiebe mit der einen Hand meine Jalousie zur Seite und mit der anderen werfe ich meinem hübschen Bäschen ihr Portrait zu; es fällt ihr auf die Schulter.

Sophie erkennt das Bild und bleibt voll Verwunderung stehen, um sich nach allen Seiten umzusehen; der Augenblick ist entscheidend.

Zu verliebt, um mich noch zu besinnen, öffne ich mein Fenster. Sophie erblickte am Fenster des Pavillons eine Frau, deren Züge ihr bekannt scheinen; sie tritt einige Schritte vor, nennt meinen Namen und fällt in Ohnmacht.

In diesem kritischen Augenblicke klopfte mein Wirt an die Thür, ich rief ihm zu, ich hätte keinen Hunger, und ohne an die möglichen Folgen einer so gefährlichen Unvorsichtigkeit zu denken, durch einen unwillkührlichen Drang geleitet, stürzte ich mich zum Fenster hinaus in den Klostergarten; zum Glück für mich war niemand mehr da als meine Sophie.

Obschon vor dem gefährlichen Sprunge etwas betäubt, eilte ich unter die bedeckte Allee, mich ihr zu Füßen zu werfen.

Meine Küsse brachten sie wieder zur Besinnung.

»Ach, lieber Faublas, welch' ein Augenblick! was haben Sie gethan? Sie sind zum Fenster hinausgesprungen! Sind sie nicht verletzt?«

»Nein, meine Sophie, nein!«

»Aber wenn man Sie gesehen hätte; wie werden Sie wieder in Ihren Pavillon kommen? wir sind beide verloren! Faublas, sagen Sie mir die Wahrheit, sind Sie nicht verwundet?«

»Nein, meine Sophie, ich werde schon ein Mittel finden, wieder auf mein Zimmer zu kommen.«

»Sie wollen mich schon verlassen?«

»Angebetete, theuerste Sophie, wenn Sie wüssten, wie ich gelitten habe.«

»Und ich, liebster Faublas, Sie können sich keinen Begriff davon machen!«

Während sie noch sprach, hörten wir den Namen Pontis erschallen, den mehrere Frauenstimmen schreiend wiederholten.

Ich gestehe, dass ich in Todesangst gerieth; ich warf mich auf den Bauch hinter eine Hecke. Sophie, welcher der Schrecken ihre Kräfte zurückgab, flog den Suchenden entgegen.

»Hören Sie denn die Glocke nicht, mein Fräulein? muss man Ihnen alle Abende nachgehen?« sagte Frau Münch, deren Stimme ich erkannte, in ärgerlichem Tone.

Einige Nonnen, die mit der Gouvernante gekommen waren, zankten ebenfalls mit Sophie; sie verließen alle miteinander den Garten und verschlossen das Thor.

Sobald meine Sophie nicht mehr da war, fühlte ich im ganzen Körper ein Unwohlsein, welches ohne Zweifel durch die heftige Erschütterung des Sprunges aus dem Fenster erzeugt war.

Es war nicht dieser vorübergehende Schmerz, der mich am meisten beunruhigte; es handelte sich darum, wieder nach Hause zu kommen. Ich durfte es nicht wagen, über die Mauer zu klettern, bevor die Nacht mit ihrer ganzen Dunkelheit herabkam und Alle im Kloster zu Bette gegangen waren; und die Umstände erforderten es, dass ich mich bis zu dem Augenblicke der Flucht wenigstens zu verbergen suchte.

Ein alter Kastanienbaum, dessen niedrig- und tiefhängende Zweige mir ein sicheres Asyl boten, schien mir am geeignetsten.

Aber wie in dieser Kleidung hinaufsteigen? ich beschloss, meine Unterröcke auszuziehen, wickelte sie fest zusammen, schlich längs der Mauer hinter die Bäume bis an meinen Pavillon und warf das Päckchen durch das halb offene Fenster in mein Zimmer. Hierauf gieng ich zum Kastanienbaum zurück und kletterte schnell hinauf; allein seine knorrige Rinde machte lange Risse in die leichten Beinkleider, die meine Beine jetzt mehr hinderten, als bedeckten.

Ich blieb hier volle drei Stunden, hoffend, der Mond, dessen Glanz von einigen zerstreuten Wolken etwas verdunkelt wurde, möchte mir sein widerwärtiges Licht endlich ganz entziehen; doch machte mir gegen eilf Uhr die tiefe Stille, die ringsum herrschte, Muth, hinabzusteigen.

Umsonst versuchte ich, in meine Wohnung wieder hinauf zu kommen; umsonst suchte ich längs der frisch beworfenen Mauer eine Stelle zu finden, wo es sich leicht hinaufkommen ließe. Wenn es mir gelang, einige Zoll hinaufzuklettern und ich mich mit meinen angeklammerten Händen weiter hinaufschwingen wollte, blieben meine Füße in der Luft hängen, ich fand keinen Stützpunkt mehr und fiel zu wiederholtenmale herab.

Beinahe eine Stunde lang quälte ich mich mit diesen mühsamen Versuchen ab; endlich verließen mich Muth und Kräfte zugleich. Mit blutigen Fingern und zerschundenem Körper lag ich auf dem Boden und überließ mich traurig meinen Betrachtungen. Was sollte ich anfangen, wenn der Tag, der nicht mehr lange ausbleiben konnte, den Nonnen einen in ihrem Garten eingeschlossenen Mann zeigte? einen Mann, denn ich hatte keine Unterröcke mehr und meine sehr feinen, überdies an mehreren Orten zerrissenen Beinkleider würden mein Geschlecht verrathen; die Frauen in ihrer Angst würden nach Hilfe rufen. Frau Münch könnte mich erkennen; ich fiele in die Gewalt eines strengen, auf sein Ansehen bedachten Vaters zurück, der Baron würde mich auf's neue einsperren, und auf immer meiner Sophie entreißen, meiner Sophie, die schrecklich bloßgestellt und vielleicht entehrt wäre. Dieser entsetzliche Gedanke vollendete meine Verzweiflung, als ich auf einmal den knarrenden Ton einer Thüre hörte, die man sachte öffnete.

Ich eilte nach meinem schützenden Kastanienbaum zurück, erreichte aber seinen Gipfel nur auf Kosten meiner armen Beinkleider, die in Stücken herabhiengen.

Nach einigen Minuten hörte ich ein leises Geräusch; eine Frau, deren eigenthümliches Kostüm die Mondhelle mich unterscheiden ließ, kam, vorsichtig nach allen Seiten sich umsehend, unter den Laubgang hervor. In demselben Augenblicke zeigte sich oben auf der Mauer ein Mann, der mit überraschender Geschwindigkeit in den Garten herabstieg. Er schlich sich hinter den Bäumen unter den Kastanienbaum, auf dem ich stumm und bewegungslos ihre Unterhaltung belauschte.

Ich hörte, wie sie einander die zärtlichsten Versicherungen gaben und sich zu dem gelungenen Wagnisse Glück wünschten, sie gaben sich die süßesten Namen, welche die Liebe geheiligt hat.

Ich erkannte in dem Manne den einzigen Sprössling eines erlauchten Hauses. Ich will ihn Derneval nennen.

Die Geliebte! sie war keine Pensionärin; sie war keine Kammerfrau – die Geliebte, soll ich sie nennen? – es war Dorothea.

Ich sah, wie das glückliche Paar im Schatten eines Baumes, auf dessen Verschwiegenheit es sich verließ, in der zärtlichsten Wonne schwelgte.

Da Derneval ohne Mühe in den Garten gekommen war, und über die Art wieder hinauszukommen nicht die mindeste Unruhe zeigte, so musste er einen sicheren Rückhalt haben, und ich konnte ihn zwingen, mich mitzunehmen.

Dieser ganz einfache Gedanke trat plötzlich vor meine Seele und ich wartete auf keinen anderen.

Ich fasste die Spitze eines Zweiges, der mir der längste und biegsamste schien, nahm einen Schwung, der Zweig krümmte sich und ich that einen schweren Fall.

Bei diesem Geräusch, bei meiner plötzlichen Erscheinung zitterte Dorothea; Derneval aber stand rasch auf, fasste mich beim Arm und setzte mir eine Pistole auf die Brust.

»Oh, tödten Sie ihn nicht!« rief Dorothea mit bittender Stimme; ich sah meinem Gegner ruhig ins Auge und sagte mit festem Tone:

»Ich fürchte nichts, mein Herr; ich weiß wohl, dass Derneval mich nicht tödten wird, aber Sie können ebenfalls ruhig sein, ich werde Ihre glückliche Liebe nicht verrathen.«

Während ich so sprach, sah mir Derneval scharf ins Gesicht. Anfangs ließ er sich durch meinen weiblichen Kopfputz täuschen; aber die zerrissenen Beinkleider zogen ebenfalls seine Aufmerksamkeit auf sich und eine feine Leinwand, welche gewisse verrätherische Formen zeigte, führte ihn auf einen starken Verdacht.

»Ist es ein Weib?« rief er.

Sobald er wegen meines Geschlechts in Gewissheit war, sagte er mich scharf ansehend:

»Sie werden mir sagen, wer Sie sind!«

»Ich bin ein Liebender wie Sie.«

»Wen lieben Sie?«

»Das schönste und tugendhafteste Mädchen, das dieses Kloster einschließt.«

»Wie heißt sie? und wie nennen Sie sich?« (Ich sah beide an.)

»Ich weiß Ihre Namen, aber ich habe Sie nicht darum gefragt. Es genüge Ihnen zu wissen, dass ich Edelmann bin.«

»Sie sind Edelmann! gut, mein Herr, ich bin im Augenblick wieder bei Ihnen.«

Er steckte seine Pistole wieder in die Tasche, und während er einen Theil seiner Kleidung, die sehr in Unordnung war, wieder zurecht machte, betrachtete mich Dorothea mit einer Aufmerksamkeit, die fast an Dreistigkeit grenzte.

Ihr Geliebter kam zu mir zurück.

»Mein Herr, wer auch Ihre Geliebte sei, es scheint, dass Sie dieselbe ebenso lieben, wie ich die meine anbete. Der Tod eines von uns beiden muss dem andern ewige Verschwiegenheit sichern.«

»Derneval, gehen wir beide, ich bin verpflichtet Ihnen Genugthuung zu geben.«

»Und Sie glauben, dass ich dulden werde und ruhig zusehen soll, wie sie beide einander nach dem Leben trachten? Nein, mein theuerster Derneval, stehen Sie ab von diesem abscheulichen Vorhaben! und Sie, Herr von Faublas! ...«

»Von Faublas, wer hat Ihnen dies gesagt?«

»Ich erkenne Sie; Sie sind der Chevalier Faublas! Sie sind das leibhaftige Ebenbild Adelheids! ich habe Sie einige Male im Sprechzimmer gesehen. Sie kamen ins Kloster, um Ihre Schwester zu besuchen; Ihre Schwester gieng nie ohne das schöne Fräulein von Pontis. Ich weiß es jetzt, Sie lieben Fräulein von Pontis! Sie waren es, der gestern diese schöne Romanze sang, deren Refrain ich mir wohl gemerkt habe.

»Erinnern Sie sich noch, dass gestern eine unserer Damen mit mir in der Nähe Ihres Gartenhauses vorbeigieng; Sie mussten es gehört haben, wie sie unsere jungen Mädchen auszankte, welche Ihnen zuhörten. Sie mussten auch gehört haben, wie ich dieselben entschuldigte. Chevalier, Sie waren es, der diese Romanze sang, und Sie haben sie für Fräulein von Pontis gesungen.

»Derneval! Faublas,« fuhr sie fort, indem sie unsere Hände vereinte, »die Gleichheit Ihrer Abenteuer muss Ihnen beiden ein gleiches Vertrauen einflößen. Ein jeder von Ihnen muss in dem andern einen verschwiegenen und treuen Gefährten finden; und Sie wollten sich tödten? Sophie oder Dorothea würde bald ihren Geliebten beweinen.«

»Herr von Faublas schwören Sie mir eine unverbrüchliche Verschwiegenheit.«

»Ich schwöre bei Sophie!«

»Und ich bei Dorothea!« rief Derneval.

Wir fielen uns um den Hals, und diese gegenseitige Umarmung war das Pfand der Bruderliebe, die wir einander gelobten.

Die zwei Liebenden hörten geduldig die Erzählung der Ereignisse an, die mich an diesen Ort führten, wo ich sie überrascht hatte.

Hierauf sagte Derneval:

»Der Mond verbirgt sich immer mehr, wir verlassen den Garten, sobald das Gewitter, das jetzt im Anzuge ist, losbricht; erlauben Sie, dass Dorothea und ich Sie einen Augenblick allein lassen.«

Der Augenblick dauerte lang. Des Wartens müde, schlief ich unter dem Baum ein, an dessen Fuß ich mich gelagert hatte.

Als ich erwachte, durchzuckten häufige Blitze ein finsteres Gewölke, aus dem der Donner mit entsetzlichem Krachen hervorrollte; der Regen stürzte stromweise vom Himmel herab. Ich stand auf und war sehr erstaunt Derneval nicht zu sehen.

Ich gieng voll Ungeduld in die finstere Allee, wohin sie sich entfernt hatten.

Die zwei Liebenden schwelgten in überseliger Wonne und ließen das Gewitter um sich herum toben; endlich sagte Derneval:

»Der Himmel ist voll Feuer, man könnte uns vielleicht bei dem Leuchten der Blitze entdecken, mir müssen noch warten.«

»Sie haben gut reden, Derneval! ich bin fast nackt!«

»Mein lieber Kamerad, glauben Sie denn, der Regen durchnässe mich nicht auch?«

»Aber mit Ihnen ist Dorothea, Sie sind in einer ganz andern Lage!«

Ich entfernte mich traurig und gedankenvoll. Eine halbe Stunde später musste ich zu Derneval zurückkehren, um ihm anzuzeigen, dass es nicht mehr regne und donnere, und dass eine tiefe Finsternis unseren Rückzug begünstige.

Endlich kam der Augenblick, wo er sich von seiner Dorothea verabschieden musste.

»Ihr Glücklichen,« sagte ich zu ihnen, »habt Mitleid mit einem liebenden Paar! ach, Dorothea, Sie wissen, wie beseligend es ist, den Gegenstand seiner Liebe zu sehen, und Ihnen ist es ohne Zweifel nicht unbekannt, wie schrecklich es ist, von ihm getrennt zu sein! zeigen Sie mir meine Sophie, Sie können es!«

Derneval fasste mich bei der Hand und sagte:

»Dorothea schätzt Sie, sie liebt Fräulein von Pontis, wir sind Brüder, Sie werden Ihre Sophie sehen, gewiss. Sie werden sie sehen.«

»In der nächsten Nacht?« fragte ich.

»Nein, unsere Unvorsichtigkeit könnte nicht immer so glücklich ausgehen wie heute.«

»Ich zittere Dorothea auszusetzen, und Sie würden ebenso wenig Sophie kompromittieren wollen.

»Chevalier, wir sehen uns hier nur ungefähr zwei Mal in der Woche, und die Nacht unserer Zusammenkunft ist immer eine finstere oder eine Regennacht.

»Ein Zeichen, das wir mit einander verabredet haben, täuscht mich niemals; und was Sie anbelangt, so werde ich Sie leicht benachrichtigen können, da Sie in diesem Gartenhause wohnen.

»Seien Sie ruhig! spätestens in drei Tagen werden Sie Fräulein von Pontis sehen. Jetzt lasst uns gehen!«

Er führte mich an den Theil der Mauer, wo seine Strickleiter angebracht war.

Wir sahen, dass ich von da aus zwar wohl meinen Pavillon, nicht aber mein Zimmer erreichen konnte, wir kehrten sofort unter mein Fenster zurück.

Derneval war hoch gewachsen, er ließ mich auf seine Schultern stehen, hielt sodann mit seinen Händen meine Füße und gab mir einen tüchtigen Stoß in dem Augenblicke, wo ich den Laden anfasste.

Sobald er mich in meinem Zimmer sah, gieng er zu seiner Leiter zurück, vermittelst deren er im Augenblick die Mauer erkletterte.

Ich war ermattet, ich hatte Hunger und fiel in einen tiefen Schlaf bis morgens zehn Uhr, wo mein Frühstück ankam.

Zu gleicher Zeit erhielt ich durch die Briefpost ein Schreiben von Rosambert. Er benachrichtigte mich, dass noch am selben Abend meiner Entführung Frau Dutour die Freiheit gehabt habe, zu ihm kommen und ihn zu fragen, was aus Madame du Cange geworden sei.

Er empfahl mir in seinem Briefe nie aus dem Hause zu gehen und das strengste Incognito zu bewahren.

Frau von B... ließ mich überall aussuchen; ihre Leute schweiften den ganzen Tag um das Kloster herum; mein Vater konnte keinen Schritt thun, ohne beobachtet zu werden, und das Hotel des Grafen war sogar bei Nacht umlauert.

»Unglückliche Marquise,« rief ich, »wie habe ich Sie im Stich gelassen! mit welchem Undank habe ich Ihre großmüthigen und zärtlichen Bemühungen belohnt! könnte ich Ihnen wohl ein Verbrechen aus Ihren Maßregeln machen, die Sie zur Entdeckung meines Aufenthaltes machen; wenn Sie mich nicht suchten, so hätten Sie mich weniger lieb.«

Ich suchte das Porträt des Vicomte von Florville aus der Tasche und küsste es.

Ich will diese vielleicht unzeitigen, aber billigen Betrachtungen und diese ohne Zweifel verdammenswerte, aber unwillkürliche Bewegung nicht zu rechtfertigen suchen; alles, was ich dem Leser sagen kann, damit er mir seine Nachsicht nicht entziehe, ist, dass ich einen Augenblick nachher bloß an meine Sophie dachte.

Abends um sieben Uhr sah ich sie erscheinen.

Sie kam in Begleitung einer Frau, deren Kleidung mich anfangs erschreckte, die ich aber bald als Dorothea erkannte.

Sie giengen beide unter meinem Fenster vorbei.

Konnte Dorothea schön sein neben Sophie, die unter ihren Genossinnen hervorstrahlte, wie eine Rose unter anderen Blumen? ich konnte meine Freude nicht mäßigen, als ich sie sah.

Sie hörten beide das Knarren meines Ladens, den ich eben aufziehen wollte; ihre schnelle Flucht hinderte meine Unvorsichtigkeit und machte mich sie bereuen. Doch hatten sie eine Aufmerksamkeit für mich, die mich tief rührte.

Sie setzten sich unter den bedeckten Laubgang nicht weit und gegenüber von meinem Gartenhause.

Ohne Zweifel unterhielten sie sich über mich; denn meine geliebte Sophie sprach mit Begeisterung und sah unaufhörlich nach meinem Fenster.

Bald merkte ich auch Dorotheens Geberden, dass sie meiner Sophie die Seite der Mauer zeigte, auf der Derneval in den Garten zu kommen pflegte.

Mein Herz überströmte von Seligkeit.

Am anderen Tage derselbe Spaziergang, dieselbe Unbesonnenheit.

Indes war der Himmel heiter und hell.

Ungeduldiger als ein Landmann, dessen eingesäete Felder eine zweimonatliche Dürre versengt, rief ich die Winde des Südens an und sah unaufhörlich auf den Himmel.

Am dritten Tage endlich verdunkelten dichte Wolken die Strahlen der Sonne.

»Die Nacht wird trüb werden,« sagte Dorothea, als sie unter meinem Fenster vorbeigiengen.

»Ich glaube, sie wird schön werden,« antwortete Sophie.

»Ja, sehr schön!« rief ich ziemlich laut.

Die beiden Freundinnen, die immer meine Lebhaftigkeit fürchteten, entfernten sich eilends.

Schlag zwölf Uhr war Derneval am Fuße meiner Wohnung, er warf mir eine Strickleiter zu, die ich an mein Fenster befestigt, und gleich darauf umarmte ich meinen Freund.

Wir giengen unter den Laubgang, wo meine Sophie und ihre zärtliche Freundin uns erwarteten.

»Hier ist sie,« sagte Dorothea zu mir, »ich übergebe Sie Ihnen mit Vertrauen, Herr von Faublas; sie würde Sie nicht so sehr lieben, wenn Sie ihrer nicht würdig wären.

»Ach, glauben Sie mir, halten Sie ihre schüchterne Jugend in Ehren; verlängern Sie die köstliche Zeit der tugendhaften und reinen Liebe! Ihre Verbindung sei unschuldig, da sie es noch sein kann! möge eines Tages ein glücklicher Hymen –«

»Ach! diese Hoffnung ist Ihnen erlaubt, schöne Sophie: dieses abscheuliche Haus schließt Sie nicht auf immer ein.

»Schreckliches Gelöbnis!«

Sie konnte vor Schluchzen nicht mehr sprechen.

Derneval zog sie fort, da er voll Kummer über ihr Leid war.

Ich blieb mit meiner Sophie allein.

Es sei mir erlaubt, hier zu wiederholen, was schon tausendmal gesagt worden ist:

Die wahre Liebe ist furchtsam und ehrerbietig.

Ganze Stunden bei einer angebeteten Geliebten zuzubringen, das schönste aller Mädchen zu umfassen, ihr Herz klopfen zu hören, und sich damit zu begnügen, ihre Hand sanft zu drücken, nur mit Zittern einen Kuss auf ihre Lippen zu hauchen: dies hatte der junge Faublas nicht für möglich gehalten; dies ist die erstaunenswerte Wahrheit, von der sein hübsches Bäschen ihn bei diesem ersten Rendezvous überzeugte.

Ich näherte mich meiner Sophie und ihre Seele läuterte die meinige.

Derneval war vielleicht weniger glücklich als ich.

Diesmal war er es, der zuerst sagte:

»Es ist Zeit, nach Hause zu gehen; die Morgenröthe wird sogleich heraufziehen.«

»Die Morgenröthe? wir sind erst kaum eine Stunde hier.«

»Allons, Chevalier,« fiel Dorothea ein, »fassen Sie Muth! wir sehen uns in drei Tagen wieder.«

»Ach, Sophie, ich fürchte immer die Frau Münch.«

»Lieber Faublas, wenn meine Gouvernante nach dem Essen einige Gläser Gewürzbranntwein getrunken hat, so schläft sie unausgesetzt, ich habe dann das Geschäft, die Thüre unseres kleinen Zimmers zu schließen.«

»Die Zeit verstreicht!« fiel Dorothea abermals ein; »die Dämmerung darf uns hier nicht finden.«

»Derneval, in drei Tagen; vielleicht etwas früher, ach! vielleicht auch etwas später.«

»Adieu, liebe Sophie! in drei Tagen, wo möglich, etwas früher, aber, ich bitte Sie, nie später.

»Leben Sie wohl, liebe Sophie!«

Diesmal begünstigte der Himmel die Wünsche eines Liebenden.

Ein düsterer umwölkter Horizont ließ mich am zweiten Tage an die Nähe des Rendezvous glauben.

Mein hübsches Bäschen bestärkte mich in dieser Hoffnung, als sie zur gewöhnlichen Stunde an meinem Fenster vorbeigieng.

»Es wird eine Regennacht werden,« sagte sie.

»Ah, meine Sophie!«

Da sie meine Antwort nicht abwartete, musste ich mich mit der Hoffnung trösten.

Eine Stunde später klopfte mein Wirt an die Thüre.

Ich speiste eben zu Nacht, als ein Unbekannter mir einen Brief zustellte, worauf er eine Antwort mitzubringen habe.

Rosambert schrieb mir, wie folgt:

»Ich fürchte krank zu werden, mein Freund; ich bin diesen Abend so traurig! ich habe schon über zwei Stunden nicht mehr gelacht. Mein Herz ist ganz durchdrungen von dem, was ich gesehen habe.

»Denken Sie sich, diesen Abend machte ich vor dem Anfang des Theaters einen Spaziergang in Luxemburg.

»Eine Dame von hübschem Wuchse gieng allein in einem Seitenwege spazieren; ich, aus Zerstreuung oder sonst in einer Absicht, lief der schönen Träumerin nach.

»Ich kam hinter zwei Männern vorbei, die auf einer einsamen Bank saßen.

»Einer von ihnen hatte ein Taschentuch in der Hand.

»Ach!« rief er klagend, »ich glaubte, er liebe mich, der Grausame! er versetzt mich absichtlich in die tödtlichste Unruhe.«

»Mein lieber Chevalier, die Stimme dieses Mannes war mir bekannt.

»Ich ließ einen Augenblick von der jungen Dame ab, die ich beinahe schon erreicht hatte, kehrte um und fixierte die beiden Freunde, die zu sehr mit sich beschäftigt waren, um mich zu bemerken.

»Faublas, der, den ich so bitter klagen gehört hatte, war Ihr Vater!

»Der andere, ich glaube ihn hie und da in Ihrem Hause gesehen zu haben, ich glaube, es war Herr Duportail, denn er hatte sehr viel Ähnlichkeit mit ihm.

»Mein Freund, der Baron weinte! dies hat mich so gerührt, dass ich nicht mehr an das galante Abenteuer dachte, das ich eben im Begriffe war, anzuknüpfen.

»Ich bin nach Hause gegangen, um Ihnen zu schreiben.

»Faublas, ich habe von Natur viele Freundschaft für hübsche Frauen; ich würde bei Gelegenheit tausend kleine Bedenken dem Wunsche aufopfern, diejenige, die mir gefiel, zu erobern; aber es gibt auch Pflichten!

»Sophie ist es wohl wert, dass man ihr zu Lieb einige dumme Streiche macht, ich will es wohl zugestehen; aber Chevalier, Ihr Vater weinte, bedenken Sie dies.«

Ich besann mich einen Augenblick, rief dann den Unbekannten und sagte zu ihm:

»Mein Herr, melden Sie demjenigen, der Sie gesandt hat, dass ich ihm morgen antworten werde.«

Diesmal wartete ich den Glockenschlag Zwölf nicht ab, um in den Garten zu steigen, allein meine Ungeduld konnte den Gang der Klosteruhr nicht beschleunigen.

Die zwei reizenden Mädchen erschienen nicht vor der bestimmten Stunde.

Sobald Derneval sich hören ließ, lief Dorothea ihm entgegen.

Zu meiner Verwunderung kam sie in einer halben Stunde zu uns zurück.

»Chevalier,« sagte Dorothea zu mir, »Sie haben das Geheimnis meines Lebens; allein ich bin Ihnen eine umständliche Geschichte meiner unglücklichen Liebe schuldig. Hören Sie.«

Sie begann mit ihrer rührenden Erzählung, die sie nicht ohne einen Strom von Thränen zu Ende bringen konnte.

»Tröste Dich, liebe Freundin, tröste Dich,« rief Derneval.

»Du sollst nicht mehr lange in Deinem Kerker schmachten, bald werde ich Dich aus der gewaltsamen Gefangenschaft befreien. Deine unwürdigen Verwandten werden sich bald in Wuth verzehren über Dein Glück, das sie nicht sollen verhindern können. Und Sie, Chevalier,« fuhr er mit Wärme fort, »Sie, dem unser Unglück nahe gegangen ist, werden mir helfen, ihm ein Ende zu machen.

»Ich danke Gott, der mir durch unser zufälliges Zusammentreffen einen Freund, einen Waffenbruder, einen Gefährten wie Sie gegeben hat.«

»Wir werden, von denselben Gründen geleitet, beinahe denselben Gefahren ausgesetzt, in dem innigsten Bunde unserer Herzen auch unsere gemeinschaftliche Sicherheit finden. Dorothea's Feinde sind die Ihrigen; ich schwöre einen ewigen Hass den Feinden Sophiens; und wehe jedem, der von nun an unsere durch diesen Bund geschützte Liebe zu stören sich unterfangen wird!«

»Derneval! ich schlage von Herzen gerne ein!«

Ich umarmte Dorothea.

Derneval umarmte meine Sophie.

Es war noch nicht vier Uhr, als ich in meine Wohnung zurückkehrte.

Ich machte im Hause meines Wirtes Lärm.

Nachdem ich ihn geweckt, verlangte ich mit ihm zu sprechen.

Ich sagte, eine wichtige Angelegenheit nöthige mich, auf's Land zurückzukehren.

»Meine Abwesenheit dürfte lange dauern, übrigens will ich mir das Gartenhaus vorbehalten, um für jeden Fall ein Absteigequartier in Paris zu haben.«

Vor fünf Uhr stand ich vor Rosambert's Haus.

Die Diener wollten ihren Herrn nicht aufwecken, da er soeben erst zu Bette gegangen sei.

Ich machte einen solchen Lärm, dass der Herzhafteste von ihnen zu dem Grafen gieng und ihm sagte, eine Frau wünsche ihn zu sprechen.

»Schon so früh?«

»Doch hör einmal, ist sie hübsch?«

»Ja, gnädiger Herr.«

»Dann ist es etwas anderes; lass sie herein.«

»Ach, Madame Fermin! eine Ehre ist der andern wert!« (Er fiel mir um den Hals.)

»Es scheint, mein Brief –«

»Rosambert, lassen Sie mir Mannskleider geben, und ich gehe sogleich zu Herrn Duportail.«

»Ich glaube, Sie werden ihn antreffen, mein Freund.

»Gewiss ist es er, den ich gestern in Luxemburg gesehen habe. Wahrhaftig, der Baron hat mich merkwürdig gerührt.

»Wissen Sie auch, dass er zehnmal hierhergekommen ist und mich nie angetroffen hat?

»Ich hatte die bestimmten Befehle gegeben.«

»Lassen Sie mir Kleider geben, Rosambert!«

Man suchte mir die für mich geeignetsten aus seiner Garderobe heraus.

Ich flog zu Herrn Duportail, den mein Anblick ebenso erfreute als überraschte.

»Lowzinski,« sagte ich zu ihm, »ich überliefere Ihnen den Sohn Ihres Freundes, ich übergebe mich unbedingt in Ihre Hände; haben Sie nur die Güte zwischen meinem Vater und mir zu vermitteln. Wollten Sie mich gefälligst zu dem Baron führen?«

»Augenblicklich, mein Freund!

»Welches Vergnügen werden wir ihm bereiten!

»Mein lieber Baron, was für ein freudenvoller Augenblick steht Dir bevor!«

Unterwegs erzählte mir Lowzinski, er habe auf eine falsche Nachricht hin eine erfolglose Reise nach St. Petersburg gemacht. So innigen Antheil ich an seinem Unglück nahm, so konnte ich doch den Gedanken nicht unterdrücken, so lange Dorliska todt ist, kann man mich nicht zwingen, sie zu heiraten.

Wir kamen ins Hotel.

Herr Duportail bat mich im Salon zu warten.

Er gieng allein ins Schlafzimmer meines Vaters.

Dort wollte er ihn auf die Freude über meine Rückkehr vorbereiten.

Bald umringten mich die Leute des Hauses, entzückt, ihren jungen Gebieter wieder zu sehen, besonders Jasmin konnte seine Freude nicht mäßigen.

Herr Duportail hatte kaum zwei Minuten mit dem Baron gesprochen, als ich diesen rufen hörte:

»Er ist da, mein Freund! Er komme doch nur herein! er soll hereinkommen!«

Ich näherte mich der Thüre; sie wurde heftig aufgerissen.

Mein Vater stürzte sich halb angekleidet in den Salon.

Die Bedienten zogen sich ehrerbietig zurück.

Der Baron schloss mich in seine Arme und bedeckte mich mit Küssen.

Ich hatte nicht die Kraft, auch nur ein Wort zu sprechen. Auf einmal stieß mich mein Vater, wie wenn er bereute, mir seine ganze Zärtlichkeit gezeigt zu haben, unentschlossen zurück. Ich rief von Schmerz überwältigt:

»Mein Vater,« und zeigte ihm meine noch volle Börse sagend: »Sie sehen, mein Vater, dass es nicht Noth ist, was mich zu Ihnen zurückführt.«

Er stürzte sich auf's neue in meine Arme.

Indem er mich auf's neue umarmte, benetzte er mein Gesicht mit seinen Thränen.

»Blos dieses fürchtete ich noch.

»Mein lieber Sohn, mein bester Freund! so ist es denn wahr, dass Du mich liebst?«

»Konntest Du anders glauben, mein Vater?«

»Faublas, mein lieber Sohn, Du weißt nicht, wie mich dieser Augenblick für alle Leiden entschädigt.

»Indes, mein Freund, wirst Du auch einmal Vater werden! möchten Dir Deine Kinder den Kummer ersparen, den Du mir verursacht hast.«

Mein Vater sah wohl, dass mein Herz überströmte, dass ich vor Schluchzen nicht zum Sprechen kommen konnte; er trocknete meine Thränen und sagte:

»Tröste Dich, liebes Kind! Ich bin Dir nicht mehr böse.«

»Oh! mein theuerer Vater, wie ist mein Herz beruhigt.«

»Du darfst überzeugt sein, dass ich Dir nicht böse bin. Du hast mich verlassen, es ist wahr, allein die Umstände entschuldigen Dich. –

»Du hast mich mehrere Tage in Unruhe gelassen, aber Du bist doch aus freiem Willen wieder gekommen. Geh! ich war mehr unruhig als misstrauisch; ich habe nie an der Güte Deines Herzens gezweifelt.

»Siehst Du, ich liebe Dich jetzt vielleicht noch mehr, als ich Dich je liebte!

»Wer macht in Deinem Alter keine Fehler? welcher junge Mann hat die seinigen wieder so gut gemacht, als Du?

»Wo ist der Vater, der glücklicher wäre als ich, oder der einen bessern Sohn besitzt als ich?

»Mein Freund, das Vergangene ist vergessen! geh wieder auf Dein Zimmer, tritt wieder in den Besitz aller Deiner Rechte ein.«

Herr Duportail hatte sich in einen Lehnstuhl geworfen und betrachtete uns beide mit einem traurigen Lächeln; wir hörten ihn den Namen seiner Tochter vor sich hinmurmeln.

Der Baron stand rasch auf und gieng auf seinen Freund zu, ergriff seine Hand und sagte zu ihm:

»Sie wird sich wieder finden. Deine Tochter! fasse Muth und verzage nicht, sie wird sich wieder finden, und mein Sohn –«

Er redete nicht aus, sondern wandte sich an mich mit den Worten:

»Faublas, Sie werden Sophien entsagen.«

»Sophien, mein Vater?«

»Ja! ich verlange es, in diesem Punkte werde ich immer unerbittlich sein. Sie müssen mir versprechen, nicht mehr ins Kloster zu gehen.«

»Nicht mehr ins Kloster zu gehen?«

»Mein Sohn, ich wiederhole Ihnen, dass Sie mir dies versprechen müssen.«

»Nun denn, mein Vater, weil Sie es durchaus verlangen, so versichere ich Sie, dass ich nicht mehr ins Sprechzimmer gehen werde.«

»Dies habe ich gewünscht! geh, mein Freund, und begib Dich zur Ruhe.«

»Aber Adelheid?«

»Ja, sie ist in großer Unruhe. (Er schrieb einen Augenblick.) Hier hast Du den Namen des Klosters, in dem sie sich gegenwärtig befindet. Geh zu ihr! Du glaubst nicht, welche Freude Du ihr machen wirst.«

Ich gieng auf mein Zimmer, um die Kleider zu wechseln, und besuchte dann meine Schwester, die ihre liebe Freundin sehr beklagte, da sie von ihrem Glück nichts wusste.

Hierauf begab ich mich zu Derneval und benachrichtigte ihn von meiner Wohnungsveränderung und den Gründen, die mich dazu bestimmt hätten.

Er fand es sehr gut, dass ich die Vorsicht gehabt hatte, uns für jeden Fall in dem Gartenhause ein Asyl offen zu halten, und versprach noch vor Abend Dorothea von allem diesen in Kenntnis zu setzen, so dass Sophie es gleich erfahren werde.

Wir beschlossen in der übermorgenden Nacht in's Kloster zu gehen, wenn das Wetter schön sei.

Bekanntlich waren die finstern, oder die Regennächte für uns die schönen; über diesen Punkt haben sich die Liebenden und die Reisenden nie mit einander verständigen können.


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