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IV.

Sie arbeitete viel in diesen Sommermonaten. Die Paimpoleserinnen, die zuerst ihrem Talent als einer improvisirten Arbeiterin mißtrauten und sagten, sie habe zu schöne Fräuleinshände, hatten im Gegentheil gesehen, daß sie ausgezeichnet Kleider mache, die für die Figur vortheilhaft seien; da war sie eine fast berühmte Nähterin geworden.

Was sie verdiente, ging zur Verschönerung der Wohnung hin, – für seine Heimkehr. Der Schrank, die alten Gefachbetten waren ausgebessert, frisch gebohnt, mit glänzendem Eisenwerk; das Fensterchen, auf die See hinaus, hatte sie mit einer Scheibe und Vorhängen versehen; eine neue Decke für den Winter hatte sie gekauft, einen Tisch und Stühle.

Alles dies ohne das Geld anzugreifen, das ihr Yann ihr dagelassen und das sie in einer kleinen chinesischen Schachtel unberührt bewahrte, um es ihm bei seiner Ankunft zu zeigen.

Während der Sommerabendzeit, wenn sie bei dem letzten Tagesschein vor der Thüre saß mit der Großmutter Yvonne, deren Kopf und Gedanken bei der Wärme bedeutend besser waren, strickte sie für Yann ein schönes Fischerwamms von blauer Wolle. Am Rande des Kragens und der Aermel waren wunderbare complicirte Striche und klare Muster. Die Großmutter Yvonne, die früher eine geschickte Strickerin gewesen, hatte sich ganz allmählich des Verfahrens aus der Jugendzeit erinnert, um es sie zu lehren. Und es war eine Arbeit, die viel Wolle gekostet; denn das Wamms mußte sehr groß sein für Yann.

Uebrigens fing man an, besonders Abends, das Kürzerwerden der Tage zu spüren. Gewisse Pflanzen, die ihren ganzen Trieb im Juli gemacht, fingen an ein gelbes, sterbendes Aussehen zu bekommen, und die violetten Skabiosen blühten von Neuem auf den Wegrändern, kleiner, auf längeren Stielen; endlich kamen die letzten Tage im August, und ein erstes isländisches Fahrzeug erschien eines Abends, auf der Spitze von Pors-Even. Das Fest der Heimkehr hatte begonnen.

Man strömte in Massen auf die Klippen, um es zu empfangen. – Welches war's?

Es war Samuel-Azénida, immer voran, das da. »Sicher,« sagte Yann's alter Vater, »wird die Leopoldine nicht zögern; ich kenne das, wenn man dort anfängt abzufahren, dann halten's die Andern nicht mehr aus.«


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