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VII.

Gaud, die am Abend nachfragen kam, fand sie so, mit wirrem Haar, herabhängenden Armen, den Kopf gegen einen Stein, das Gesicht ganz verzerrt mit einem jammernden Hi! hi! hi! wie ein kleines Kind; sie konnte fast gar nicht weinen: die zu alten Großmütter haben keine Thränen mehr in den versiegten Augen.

»Mein Enkel ist todt!«

Und sie warf ihr die Briefe, die Papiere, die Medaille in den Schoß.

Gaud ließ den Blick darüber hinschweifen, sah, daß es wirklich wahr war, und kniete nieder, um zu beten.

Beinahe stumm blieben sie so zusammen, die beiden Frauen, durch die ganze Junidämmerung, die in der Bretagne sehr lang ist, und die dort in Island kein Ende nimmt.

Im Kamin machte das Heimchen, das Glück bringt, ihnen trotz Allem seine zitternde Musik, und der gelbe Abendschein drang durch das Fensterchen in diese Hütte der Moan, welche alle die See hinweggenommen, die jetzt eine erloschene Familie waren.

Endlich sagte Gaud:

»Ich werde kommen und bei Euch wohnen, meine gute Großmutter; ich bringe mein Bett, das sie mir gelassen haben, her, und ich werde Euch behüten, Euch pflegen; Ihr werdet nicht ganz allein sein.« ...

Sie beweinte ihren Freund Sylvester, aber war doch in ihrem Kummer zerstreut durch den Gedanken an einen Andern, an den, der zum großen Fischfang fortgefahren war.

Dieser Yann; man würde ihn wissen lassen, daß Sylvester todt sei; die Heringsboote sollten ja bald abfahren. Würde er ihn auch wohl beweinen? Vielleicht wohl; denn er hatte ihn lieb. Und mitten unter ihren eigenen Thränen war sie sehr damit beschäftigt, bald aufgebracht gegen diesen harten Burschen, bald ganz weich bei dem Andenken an ihn, wegen des großen Schmerzes, den er haben würde, und der wie eine Annäherung zwischen ihnen sein könnte; – kurz, ihr Herz war ganz voll von ihm.


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