Hermann Löns
Der letzte Hansbur
Hermann Löns

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Doppelte Liebe

»Wenn das so beibleibt«, sagte Durtjen, die den Großknecht geheiratet hatte und jetzt dem Bauern die Wirtschaft führte, »denn setzt er sich noch was in den Kopp!«

Hermen brummte; er war kein Freund vom vielen Reden, aber er nickkoppte wenigstens, damit seine Frau nicht, wie jeden Tag zwölfmal, ihn in die Rippen stieß und sagte: »Junge, sei nicht so faulmäulsch! »

»Ach, Hermen«, sagte die hübsche stramme Frau und setzte sich ihrem Manne auf den Schoß, worüber er sich so verjagte, daß ihm beinahe die Pfeife aus dem Munde fiel, »es ist doch schrecklich, wenn ein Mensch so allein ist.«

Und sie nahm ihn an den Kopf und gab ihm einen Kuß, worüber er brummte, als wenn ihm das sehr unangenehm wäre. Er hatte es aber gern, nur kam ihm das immer etwas dumm vor, daß er jetzt ganz regelrecht eine Frau hatte.

»Viel ist mit dir ja nicht aufzustellen, du Dössel«, lachte Durtjen und kitzelte ihn, daß er prustete wie ein Maikater; »aber es ist doch besser, als gar nichts. Nun sag doch auch mal was, du oller Schrapenpüster, oder ich kitzele dich, bis du das Elend kriegst!«

Sie sprang von seinem Schoße, stellte sich vor ihn hin und tat so, als wenn sie ihre Worte wahr machen wollte. Er wand sich vor Verlegenheit und je näher sie ihm mit ihren runden Armen kam, um so brummiger wurde sein Gesicht, bis er endlich die Pfeife beiseite legte und ungeschickt, wie ein Bär, seine junge Frau um den Hals faßte. Und als er erst im Zuge war, da wurde er ganz rechtschaffen zärtlich.

Durtjen huschelte sich ganz fest an ihn heran: »Siehst du, du Hanns Taps, du bist grade so, wie das schwarzbunte Schwein: eh' man das nicht mit dem Maul in den Trog stößt, nimmt es nicht an. Aber nun wollen wir mal wie vernünftige Leute reden: was ist das mit dem Bauern? Man möcht' ja beinahe laut losheulen, wenn man das so mit ansehen muß. Kein einmal lacht er, hat an nichts Spaß, kaum daß er die Hunde ansieht, wo er doch früher immer mit zu Gange war, wenn er sonst nichts vorhatte. Nu rede doch mal, du Hammel!«

Aber Hermen brummte bloß, und da er einmal warm geworden war, versuchte er, seine Frau wieder in den Arm zu nehmen.

Sie aber wehrte ab: »Da hast du nachher noch Zeit zu. Weißt du was: sobald ich kann, fährst du mich nach dem Dieshofe. Ich will doch mal sehen, ob ich Meta nicht wieder herkriege. Ich möchte bloßig wissen, was mit den beiden Leuten los ist. Sie waren sich doch ganz einig.«

Sie seufzte und nagte an ihren Lippen. Dann horchte sie auf. »Just kommt er!« sagte sie, »ich glaube, er will zu uns.« Dann schüttelte sie den Kopf, denn die Schritte gingen am Backhause vorüber.

»Er geht jetzt meist jeden Abend nach dem Kruge«, sagte die Frau. »Gut ist das auch nicht, aber er kommt wenigstens auf andere Gedanken.«

Als sie nachher neben ihrem Manne lag, stieß sie ihn an: »Hermen, hast du all gehört, Beckmanns Miken ist wieder da. Sie soll aussehen, wie eine Gräfin. Vor Jahren soll der Bauer was mit ihr vorgehabt haben, als er noch ein halber Junge war.«

Ihr Mann knurrte: »Wer hat mit der nicht was vorgehabt? Er war der erste nicht, und er wird der letzte nicht sein.« Dann schnarchte er los, daß die Butze dröhnte, denn er hatte den ganzen Tag Mist umgewendet.

Am anderen Tage ging der Bauer nach der Hehlenheide, um nach seinen Pflanzfuhren zu sehen, denn der Förster hatte gemeint, er müßte nachpflanzen, weil über Winter eine ganze Anzahl abgestorben waren.

Er hatte gestern im Kruge ein bißchen viel getrunken; der Schnaps steckte ihm noch im Geblüte und machte ihn übermütig, und darum ließ er, als er am Toten Orte war, den Wigelwagel dreimal pfeifen und schreien, aber dann lachte er über sich selbst und schüttelte den Kopf.

»Du kannst es ja noch, Göde«, rief es da hinter ihm, und als er sich umdrehte, sah er Miken da stehen.

Er wurde ganz rot, als er sie sah, denn er hatte noch nichts davon gehört, daß sie wieder da war.

Er sah an ihr herauf und herunter. Das war ja eine vornehme Dame geworden! Sie trug das Haar auf eine ganz hoffärtige Art und hatte ein Kleid und Schuhe an, wie er es nur in Celle bei den herrschaftlichen Leuten gesehen hatte. Sogar einen seidenen Sonnenknicker hatte sie.

Göde wußte nicht, wie er sich zu ihr stellen sollte. Sie aber nahm ihn ohne Umstände an die Ohren und gab ihm ein Dutzend Küsse; dann lachte sie und sagte: »Du gefällst mir nicht, mein Junge! Früher sahst du viel graller aus den Augen. Was fehlt dir denn bloß? Hast einen großen Hof, keine Schulden, was willst du denn noch mehr? Du mußt sehen, daß du eine Frau kriegst, das einschichtige Leben ist nichts für dich. Aber hier sticht die Sonne zuviel; komm, laß uns in den Schatten gehen!«

Sie drängte ihn nach dem Busche hin und da, wo die weißen und gelben Blumen durch den blanken Efeu kamen, setzten sie sich hin.

Miken riß eine weiße und eine gelbe Blume ab und warf sie in den Quellbach, der vor ihnen dahinschoß. Die weiße Blume blieb hängen, die gelbe trieb fort.

»So ist es«, sagte das Mädchen und sah ihn an, und er sah, daß sie noch dieselben bunten Augen hatte, wie vor Jahren; »der eine muß in die Welt und der andere bleibt da, wo er ist.«

Sie seufzte, aber dann schüttelte sie den Kopf, daß ihr rotes Haar nur so leuchtete, lachte und sagte: »Magst du keine Weibsleute mehr, Göde?« und damit bog sie ihren Kopf zurück, bis er an seiner Brust lag, und ihre Augen wurden klein wie an dem Tage, als er hier den großen Bock geschossen hatte und dadurch mit ihr bekannt wurde.

Als der Bauer zum Mittag kam, hatte er andere Augen als am Tage vorher, so daß Durtjen über das ganze Gesicht lachte.

Als dann der Hund den Wassereimer herunterriß, daß die ganze Deele schwamm, mußte sie so lachen, daß sie ganz schwach auf die Bank fiel, und da der Bauer auch mitlachte, ließ auch Hermen sein Lachen vernehmen, das sich anhörte, als wenn der alte Schnuckenbock hustete.

»Von heute ab wird einen anderen Weg gefahren«, sagte Durtjen zu ihrem Manne; »es wird gelacht, daß die Heide wackelt, wo es eben geht, und wenn du Ungetüm nicht mithältst, dann schmier dir man deine Rippen.«

»Willst du wohl gleich lachen, du Töffel!« schrie sie ihn an und ging mit spitzen Fingern auf ihn los.

Aber Hermen machte, daß er in den Stall kam, und da kratzte er sich hinter den Ohren und sagte zu Hans, dem Fuchs, den die Liese nicht in Ruhe ließ, stöhnend: »Die Frauensleute! Die Frauensleute!«

Durtjen hielt Wort. Wo sie ging und stand, hörte man ihr helles Lachen, bald im Stall, bald auf dem Boden, und dann wieder aus dem Backhause.

Ihr Mann hatte schlimme Tage; wenn er sein gewöhnliches Gesicht machte, ging es ihm hundeelend, denn dann kitzelte sie ihn, daß ihm der Atem stehen blieb, so daß er vor lauter Angst zuletzt immer gleich an zu lachen fing, wenn sie ihn bloß ansah.

Sogar Ohm Jürn, der das Lachen für eine noch schwerere Arbeit ansah, als das Reden, kriegte sie zum Schmustern, und als sie ihm eines Tages sagte, sie wolle ihm eine Frau anschaffen, denn ansonsten verpaßte er die besten Jahre, da lachte er regelrecht los, und hinter ihm her lachte Durtjen so laut, daß der Bauer aus der Dönze kam und mitlachen mußte. Und ehe Durtjen es sich versah, hatte Hehlmann sie im Arme und küßte sie auf den Mund.

Sie sah ihn ganz erschrocken an, wischte sich den Mund ab und sagte: »Ach nee, Hansbur, das geht nun doch nicht. Wie sollte ich da wohl vor Hermen bestehen?«

Aber Hehlmann lachte sie an: »Es war man bloß Spaß, Durtjen, und Freude, daß es auf dem Hofe doch wieder anders ist, als bislang. Und damit du siehst, daß ich es gut mit dir meine, komm her, ich habe da was hingelegt«, und er gab ihr das ganze Kleinkinderzeug, das seine Mutter noch zuletzt genäht hatte, und da schossen Durtjen die Tränen aus den Augen; aber sofort lachte sie wieder und sagte: »Wenn dich das man nicht noch gereut! Aber dann kannst du es ja von uns lehnen.« Und nun lachten sie beide, daß alle Hähne an zu krähen fingen.

So blieb es auch. Wenn der Bauer einmal wieder sein altes Gesicht hatte, lange hielt es nicht vor, dafür sorgte Durtjen schon; es war noch keine Woche dahingegangen, da hatte Hehlmann wieder das Gesicht, das er von dem Tage an hatte, als er mit Meta beim Erntebier gewesen war.

Das Essen schmeckte ihm wieder, die Arbeit flog ihm nur so von der Hand, und die Hunde gingen ihm nicht mehr aus dem Wege, wenn er nach Hause kam.

Aber ganz lebte er erst auf, als Wolf von Hohenholte eines Tages angeritten kam. Der ganze Hof lief zusammen, als er aus dem Sattel sprang, und die Schruthähne fingen gefährlich an zu prahlen, denn der Leutnant hatte einen feuerroten Rock an.

Er war nicht mehr der stille Junge, sondern ein forscher Kerl geworden.

»Tag, Göde«, rief er über den Hof, »ich wollte mal wieder von deinem Schinken essen und Honigbier bei dir trinken. Und denn: morgen feiere ich meine Verlobung; da mußt du bei sein. Sträub' dich man nicht wie ein Borgfarken! Ja oder nein? Wenn nicht, klemm ich mir den Schinder wieder zwischen die Hosen und du siehst mich sobald nicht wieder. Donner, hier ist es ja noch gerade so, als wie zuvor! Für den Juni kannst du mir einen guten Bock kaltstellen, und wenn es nicht anders ist, bin ich auch mit zweien zufrieden.«

»Was sagst du da? Herr Leutnant? Du bist wohl von 'ner alten Kuh gebissen? Hat der Mensch schon so etwas belebt? Du schämst dich wohl, einen hungrigen Leutnant zu duzen, großer Bauer, als wie du bist. Häh? Und das ist ja wohl Durtjen? Na, wohl schon im heiligen Ehestande? Aber, Mensch, sieh bloß zu, daß ich was zu essen kriege! Ich bin mit ledigem Leibe heute früh von Celle losgeritten.«

Das wurde nun ein lustiges Frühstück. Der Bauer ließ auftragen, was im Hause war, holte den ältesten Korn und das hellste Honigbier aus dem Keller, langte die beiden schönsten Krüge vom Bört und nahm die hohen Gläser mit dem Goldrande und den sieben Perlen im Fuße aus der Schatull, denn so hatte er sich lange nicht gefreut.

Immer mußte er Wolf ansehen, der in seiner roten Uniformjacke mit der Narbe in der Backe, die er sich bei einem Zweikampfe geholt hatte, ganz prachtvoll aussah.

Und lustig war er! Als er sich die Ställe ansah, während der Bauer mit einem Manne verhandelte, der Bauholz kaufen wollte, gab es überall Lachen und Quietschen, und die hübsche Lütjemagd, die Wolf in dem Heidschauer antraf, hatte noch den halben Tag einen roten Kopf und konnte die Augen gar nicht von der Erde kriegen.

Am nächsten Tage nahm sich der Bauer doppelt so viel Zeit beim Bartabnehmen, zog sein Kirchenzeug an und ging nach Hohenholte.

Der Rittmeister, der mittlerweile ein bißchen alt geworden war, freute sich über sein ganzes Gesicht und duzte Hehlmann wie zuvor, und die Freifrau schalt ihn aus, daß er noch keine Frau habe und fragte, ob sie sich nach einer für ihn umsehen sollte.

Die junge Braut, ein Mädchen so schlank wie ein Tannenbaum, und mit Backen, wie Rosen so rot, sprach fortwährend mit ihm, weil, wie sie sagte, Wolf ihr so viel von ihm erzählt hatte.

So wurde es eine lustige Mahlzeit, und der Bauer merkte gar nicht, daß er nicht unter seinesgleichen war.

Nach dem Essen gingen die älteren Herrschaften schlafen, der Leutnant blieb mit seiner Braut in der Fensternische sitzen und die Herren gingen mit ihren Pfeifen und Zigarren in die große Laube.

»Der Bengel kann lachen«, sagte der Forstmeister, »eine Braut, wie man sie nicht alle Tage findet, Geld wie Heu, dabei Waisenkind und ohne Anhang. Na, ich gönne es ihm und dem Alten auch. Sie haben es sich sauer werden lassen.«

Er rauchte an seiner Holzpfeife, daß der Qualm ihm um die Ohren schlug und drehte sich dann zu seinem Nachbar: »Bei der Hover Mühle ist jetzt ein Gerenne, als wenn da eine heiße Hündin ist. Ich habe gehört, das rote Miken ist wieder da.«

Sein Nachbar, ein Herr vom Gericht in Celle, antwortete: »So? Na, dann kann Wolf sehen, daß er ihr nicht in die Quere kommt; das Frauenzimmer hat den dreifach destillierten Deuwel im Balge. Ich verstehe nicht, daß er sich mit der Personage abgeben konnte. Jung waren wir alle einmal, aber Hohenholte ist doch aus den Jahren heraus, wo man nicht danach fragt, wer alles aus dem Glase getrunken hat. Sie müssen das Besteck ja doch auch kennen, Herr Hehlmann; die Mühle liegt ja an Ihrer Grenze.«

Der Bauer antwortete nicht und machte sich mit seiner Cigarre zu schaffen, aber er dachte bei sich: »Also so eine ist das! Darum die feine Kleedage!«

Die anderen aber redeten weiter. Als ein dürrer, langer Mensch von mittlerem Alter, der Hehlmann aufgefallen war, weil er Cigaretten rauchte und ein viereckiges Glas mit einem goldenen Rande im Auge hielt, sagte: »Aber schneidig ist sie doch und hat Rasse und Feuer«, da redeten sie alle über Kreuz: »Schneidig, ja, Rasse, ja, Feuer, ja, aber ein Saumensch ist sie darum doch und von Rechts wegen gehörte sie an den Kaak! Warum ist der kleine Düweln vor die Hunde gegangen? Weshalb mußte der dolle Möllecke nach Amerika? Alles von wegen diesem Frauenziefer!«

»Nun aber Schluß!« dachte der Bauer, als er das hörte; es war ihm nicht so ganz sauber zu Mute.

Immerhin, sie hatte ihm dazu verholfen, daß er das Lachen wieder lernte, und es tat ihm doch leid, daß sie vor die Pferde gekommen war.

Als er gegen Abend über die Heide ging, fiel ihm Meta ein, und er sagte sich, daß es Zeit wäre, daß er sich nach ihr umsähe.

Aber dann hatte er das zu tun und dann das, und so verblieb es, zumal er allerhand Anschluß gefunden hatte und bald hier, bald da im Kruge saß, wo eine hübsche Wirtsfrau oder sonst was Glattes anzutreffen war, und dann hörte er auch von Durtjen, daß Meta nicht gut vom Dieshofe fort könne, weil ihre Brudersfrau sich von den Wochen gar nicht erholen konnte.

»Ordentlich elend und abgefallen sieht sie aus«, erzählte Durtjen, »als wenn sie zehn Jahre älter wäre, als ihr zukommen. Sie weiß ja auch vor Sorgen nicht aus und ein. Der Bruder kartjet, die Frau liegt, du lieber Himmel, ich war froh, als ich da wieder weg war.«

Alles konnte Hehlmann vertragen, bloß kein Unglück; davon hatte er in den letzten Jahren mehr als genug zu schmecken bekommen.

Er ging lieber dahin, wo es lustig zuging, und an Gelegenheit mangelte es ihm nicht.

Am meisten war er im Piewittskruge zu sehen; da war ein lustiger alter Wirt und eine noch lustigere junge Wirtin, mit der sich schon ein Wort im Vertrauen reden ließ, denn der Wirt sah und hörte nichts, wenn nur gut verzehrt wurde.

Daß das geschah, dafür sorgte Lischen Lustig schon, unter welchem Ekelnamen die Wirtin weit und breit bekannt war. Wenn gute Gäste da waren, ließ sich der Wirtsmann nicht sehen, und dann ging es hoch her, denn es war bald diese, bald jene Kusine von der Frau oder dem Manne da, und das Küchenmädchen verstand auch Spaß; so gab es manchen langen Abend bei Bier und Wein.

Hehlmann war nach dem Piewittskruge gekommen, weil der Wirt bei ihm einmal angefragt hatte, ob er nicht einen Rehbock kriegen könne.

Seitdem wurde er da alle sein Wild los, denn der Piewittskrüger handelte mit allem, was es gab, und da er dem Bauern auch seinen Wachs und seinen Honig abnahm und was es sonst gab, so hatte Hehlmann vor sich immer einen Grund, nach der Brücke zu gehen.

Wenn er erst einmal da war, kam er so bald nicht wieder fort, denn zu Hause war es ihm zu langweilig den ganzen Abend.

In dem Kruge lernte er auch Klas Kordes näher kennen, einen jungen Bauern, der früher in Lichtelohe als Knecht gedient hatte. Das war ein fixer Kerl, und wo er war, da ging es hoch her.

Er hatte nicht weit vom Kruge auf einen guten Hof geheiratet, der einem wahren Ungetüm von Frau gehörte, so groß und so breit, wie es rundumher keine gab, aber eine fleißige und herzensgute Frau, die ganz verrückt in ihren hübschen Kerl war, der zwölf Jahre jünger war als sie.

Wenn auf dem Hofe die Arbeit nachließ, machte er allerlei Fuhren für den Krüger; auch wußte man, daß er ein gefährlicher Scharfschütze war.

Er hatte sich eine kleine Jagd gepachtet, die vor dem königlichen Forst lag, und aus der er mehr Böcke herausholte, als andere aus zehnfach größeren Jagden.

Er hatte eine Schwester, die bei ihm auf dem Voßhofe war, ein ansehnliches Mädchen, die Hehlmann mächtig in die Augen stach.

Als im Piewittskruge Tanzefest war, tanzte Hehlmann nur mit Trina Kordes. Es ging lustig zu, denn bei dem Krüger gab es bessere Sachen zu trinken, als in den anderen Wirtschaften.

Als der wilde Meyer aus Krusenhagen, der am Abend vorher mit dem Schweinehändler im Kruge hoch gespielt und gefährlich gewonnen hatte, drei Buddeln Schampagner ausgab, da war kein Halten mehr; überall knallten die Körke gegen die Decke und das Küssen und Drücken nahm kein Ende.

Auch Hehlmann hatte ganz seine Ernsthaftigkeit verloren. Er hatte mehrere Flaschen Schampagner ausgegeben und dazwischen noch eine Mischung nach der anderen getrunken, die aus viererlei Schnaps und Likör zusammengegossen war und die sie doppelte Liebe nannten.

So sah er den Himmel für eine Baßgeige und Trina für einen Engel an, und als er sich vor Tau und Tag aus ihrer Kammer stahl und nach dem Hehlenhofe ging, war ihm, als habe er das große Los gewonnen.

Er war nun öfter bei ihr, bis daß Klas ihm eines Abends, als die Köpfe alle heiß waren von Bier und Grog, fragte: »Wannehr wollt ihr denn freien?«

Hehlmann wurde vor Schreck ganz nüchtern, denn als Frau war ihm Trina nicht so recht nach der Mütze.

Aber das half nun nichts mehr; sie war eine anständige Kätnerstochter, und wenn er sie sitzen ließ, wurde er in allen Dörfern auf dem Burmal unehrlich gemacht.

Und schließlich, es war auch Zeit, daß er freite. So wurde denn alles festgemacht, und vier Wochen nachher war die Hochzeit.

Sehr groß war sie nicht, denn von der Hehlmannschen Seite blieben meist alle fort, weil es zu offenbar war, daß er mit Meta Dettmer versprochen war, und eine Kordes galt ihnen auch nicht für voll. Das fiel dem Bauern schwer auf die Seele.

Als er am andern Morgen mit dickem Kopfe aufwachte, denn er hatte mehr als genug getrunken, und seine Frau, die noch schlief, ansah, gefiel sie ihm gar nicht mehr. Ihre Hübschigkeit lag zumeist in der Aufmachung, und wie sie jetzt so dalag, hatte sie einen ganz häßlichen Mund, und ihre Hände sahen gewöhnlich aus.

Da fiel ihm Meta ein, die einen so schönen Mund und so feine Hände hatte trotz der groben Arbeit. Selbst wenn sie alt und krank wäre, würde Meta noch gut aussehen, dachte er.

Aber diese Trina? Er mochte gar nicht daran denken.

Und nun sang auch noch Durtjen im Hofe:

Heinrich schlief bei seiner Neuvermählten,
Einer reichen Erbin von dem Rhein,
Schlangenbisse, die den Falschen quälten,
Ließen ihn nicht ruhig schlafen ein.

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