Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Spartacus

Zu Capua unter den Bogen des Amphitheaters drängten sich die Fechter. Es waren Gladiatoren des Lentulus Batiatus.

Sie spähten auf die Arena des dampfend vollen Theaters. Die Menschenmasse begrüßte ein soeben unter Tubatönen einrückendes Gladiatorenpaar. Ein schlanker, gelenkiger Bursch mit einem Fangnetz und einem Dreizack sollte einen schweren Bewaffneten zu fangen und zu töten versuchen.

An einer Luke stand der Aufseher. Er konnte von dort aus die wartenden Fechter und die Kämpfer auf der Arena zugleich überschauen.

Jetzt ging eine Bewegung durch die Gruppe der halbnackten Gestalten, der unbeschäftigten Gladiatoren.

»Der Alte!« rief irgendeiner.

Schon war der Aufseher zur Stelle.

»Gladiatoren! In Ordnung!«

Das Geplauder verstummte. Die soldatisch gedrillte Bande flog in Reih' und Glied.

Lentulus, ein stämmiger Römer, kam im Festkleid hinter die Bühne.

Kalt, mit herrischer Gebärde, rief er dem Aufseher zu:

»Spartacus!«

»Spartacus!« gab der Aufseher den Befehl weiter.

Ein stattlicher Fechter, den schmalen Mund fest geschlossen, düstren Trotz auf der hohen Stirne, trat aus den bewaffneten Reihen heraus und blieb vor Lentulus stehen.

»Du weigerst mir den Gehorsam?«

Spartacus sah seinen Herrn mit lodernden Augen an und schwieg.

»Nicht diesen Blick, Bursche!« flammte der Sklavenhalter. Aber er war sofort wieder kalt und sachlich. »Du weigerst dich, gegen Cnejus zu kämpfen?«

»Cnejus ist mein Blutsfreund«, antwortete der Fechter.

Der gedunsene Römer schwang die Toga fester um die Schulter und schaute einen Augenblick wie ratlos die stummen Reihen dieser harten, rohen Schlächter entlang.

»Hör' ich recht? Der Mann da versagt mir Gehorsam? – Gajus, rede!«

Der Aufseher Gajus meldete:

»Der Fechter Spartacus trat aus der Reihe und sprach im trotzigen Ton, der seine Art ist: ›Muß ich gegen Cnejus kämpfen?› – ›So ist es,› sag' ich, ›so hat es Lentulus Batiatus bestimmt.› – ›Gegen Cnejus ist mir kein Schwert geschliffen›, sagt er. – ›Warum nicht?› frag' ich. – ›Cnejus ist mein Blutsfreund›, sagt er.«

Lentulus hatte Spartacus im Auge behalten.

»Ist es so?«

»So ist es.«

Da brauste der Herr und Besitzer dieser Fechtersklaven heftig auf, ballte die Faust und stieß den trotzigen Thrazier wiederholt mit dem Daumen unter das Kinn.

»Was?! Du?! So ist es? Das sagst du mir ins Gesicht? Und warum ist es so?«

»Cnejus ist mein Blutsfreund«, erwiderte mit eisiger Stimme der starke und hochgewachsene Fechter.

»Du Schlachttier du!« brüllte der Emporkömmling. »Hat dich die Sonne gestochen, du Hund?! Mir wagst du zu widersprechen, du toter Mann? Soll ich den Finger rühren – und dich wegblasen von der Erde?!«

»Lentulus Batiatus hat mir versprochen, mich nicht mit scharfem Schwert gegen Cnejus zu stellen«, erwiderte Spartacus.

»Ich dir versprochen? Ich einem Sklaven versprochen? Mich sollte ein Versprechen binden an eine von euch Kreaturen?!«

Er stieß ihn mit der Faust, rot vor Zorn. Jener stand wie ein Felsen. Da ward sich der Römer wieder seiner Würde bewußt, trat einen Schritt zurück und hüllte sich in die Toga, die Arme kreuzend.

»Ich entwürdige mich«, sprach er. »Fechter Spartacus, merke, was ich dir sage: Ich habe in Capua und Nom verbreiten lassen, das heutige Fest wird meine zwei besten Gladiatoren im Kampf auf Leben und Tod aneinander sehen. Verstehst du, was das heißt? Mein Theater ist übervoll, das Volk glüht vor Begier grade auf euch zwei Bissen – und du thrazischer Trotzschädel weigerst den Gehorsam?!«

Und kurz und herrisch rief er:

»Cnejus!«

Cnejus trat vor.

»Sind deine Waffen in Ordnung?«

Cnejus trug wie Spartacus einen kleinen Schild am linken Arm, an der rechten Seite ein Halbschwert. Er schlug an Schwert und Schild und bejahte seines Herrn Frage.

»Spartacus, sind deine Waffen in Ordnung?«

Der soldatische Drill war auch im Thrazier Spartacus, der ehedem Krieger war, so wirksam, daß er unwillkürlich bejahte.

»Abtreten! Ihr kämpft!«

* * *

Auf der sandigen Arena waren Thusco und Elanor ineinander verbissen. Das Volk war erregt. Die Gladiatoren stürmten an den Eingang zurück, sobald Lentulus verschwunden war.

»Wer hat? Wer liegt?«

»Elanor liegt!«

»Was, der plumpe Germane warf diese geschmeidige Otter? Was will das Volk? Tod oder Gnade?«

»Tod – nein, Gnade – ja doch, sie strecken die Hand aus – Daumen tief – Tod – da setzt er ihm den Fuß auf – nein, halt, das Volk gibt ihn frei!«

Die geballten Hände, die dem Besiegten Gnade bedeuteten, hatten die Mehrheit.

»Will ich hoffen«, brummte der Aufseher.

Spartacus und Cnejus umarmten und küßten sich. Sie nahmen Abschied.

»Zum Kampf mit scharfen Waffen!« rief der Aufseher. »Spartacus und Cnejus!«

Und die beiden Kämpfer und Freunde marschierten hinaus, begleitet von Soldaten, begrüßt von unermeßlich herantobendem Beifall, ermuntert von den Genossen.

»Halt dich straff, Thrazier!«

»Nacken steif, Cnejus!«

»Meiner Lucilia einen Gruß, wenn einer von euch zu den Schatten fährt!«

»Ha, Fechter, auf den Kampf bin ich begierig!«

So drängten und stießen sich die wildblütigen Fechter, von fachmännischer Begierde auf des Kampfes Form und Ausgang mehr durchglüht als von menschlichem Mitgefühl. Der eherne Himmel spannte sich blau und hart über die harte Römerwelt. Die Fülle der hellen Gewänder deckte das offene Steintheater; die Sonne war im Sinken, man bedurfte nicht mehr der Schutzdecken; vom Meer herüber begann ein Lüftchen über Kampanien zu wehen. Hoch über dem Vesuv lag ein regungsloses weißes Wölkchen. Und da drinnen auf dem gelblichen Sande fochten, gelenkig ausfallend, geschickt mit dem kleinen Schild deckend, umblitzt von Schwerthieben und doch immer ein höfliches Schauspielerlächeln auf den Lippen, zwei gebräunte Männer.

»Cnejus matt!«

»Holla, jetzt! Jetzt hätte ihn Spartacus gehabt – aber er will nicht!«

»Fechter, ein Scheinkampf! Seht, wie schlecht sich Spartacus deckt!«

»O pfui doch! Zehn Jahre führ' ich die Waffe – doch solche Stümperei hab' ich nie erlebt!«

»Holla, der Alte!«

»In Ordnung!«

Da standen sie wieder.

Die Tuba rief; die beiden Fechter kamen zurück.

Lentulus zitterte vor Wut.

»Heraus die Hunde! Die Samniten hinein! Flink, flink, flink! Das Volk murrt!«

Die meisten anwesenden Gladiatoren waren sogenannte Samniten. Sie fochten gruppenweise, in den Waffen dieses italienischen Volksstammes: Brustharnisch und am linken Bein eine deckende Schiene, als Hauptschutz einen großen, keilförmig nach unten zugespitzten Schild, einen bebuschten Helm, als Waffe ein langes Schwert. Der Troß zwang sich sofort in kampfmutige Mienen; und zweireihig trabten sie in die Arena.

Lentulus tobte. Mit beiden Fäusten machte sich der stiernackige Sklavenhalter Luft, bald aus Spartacus losfuchtelnd, bald auf Cnejus.

»So macht ihr mich zum Marktschreier?! So steh' ich als Wortbrecher vor ganz Capua und Rom?! Ist das Kampf? Ist das Kampf?! – Sempronius!« fauchte er einem Unteroffizier zu. »Nimm ein paar Mann! Spartacus zwanzig, Cnejus zehn Peitschenhiebe!«

Und die beiden Fechter waren im Nu von Soldaten umringt, gepackt, der Waffen entkleidet, abgeführt. Die großen, schönen Männer überragten um Haupteslänge die kleine römische Horde.

Inzwischen tobte sich Lentulus an seinem Oberaufseher Gajus aus. »Ist das Zucht?! Hab' ich einen Trödler oder Gewürzkrämer zum Drillmeister über diese Bestien gesetzt? Fort mit dir zu den Mauleseln! Hüte die Ziegen! Ich suche mir einen Mann von Eisen für diese widerspenstigen, borstigen, schwerhörigen Schlächter, kein Waschweib!«

Gajus versicherte, bleich vor Grimm, daß er die Leute wie immer behandle. Aber Lentulus fuhr ihm ins Wort.

»Aufruhr! Das ist Aufruhr! Ich wittre das! In meiner Kaserne sind Gärungen, das spürt ein Blinder. Muß ich dich Maulwurf mit der Nase darauf stoßen? Bist du nicht ein Maulwurf?! Muß nicht ich selber, der Herr der besten Gladiatorenschule, Ordnung schaffen hinter der Arena?!«

»Verzeih, Herr, du hattest dem Thrazier versprochen –«

»Nichts hab' ich versprochen!«

Die beiden Gezüchtigten kamen sehr langsam zurück. Das Blut rieselte von ihren Schultern.

»Nun, ihr Dioskuren?! Hat euch die Peitsche Feuer gemacht? – Gajus, nach Abtreten der Samniten noch einmal Spartacus und Cnejus! – Einer von euch bleibt mir im Sand! Das will ich! Und gibt das Volk Gnade – ich verbiete Gnade! Pfui, muß ich mich meiner zwei besten Kämpfer schämen?! Feig, Spartacus? Cnejus, feig?! Stümperhaft!«

Er packte sie an ihrer Fechterehre. Er nannte sie feig, er schalt sie Stümper.

Und mit anfeuernden Bewegungen rannte er wieder davon.

* * *

Die beiden Freunde hatten sich ihre blutrünstigen Rücken mit feuchten Tüchern kühlen lassen. Sie saßen nun knirschend oder finster schweigend nebeneinander, auf das Abtreten der Samniten wartend. Cnejus verbarg stöhnend den Kopf zwischen den Knien. Spartacus preßte schweigend die Lippen.

»Mein Rücken ist Flamme, mein Herz Gift und Galle«, knirschte Cnejus. »Brülle, römisches Gesindel, deine Stunde kommt dennoch!«

Spartacus schwieg.

Aber nach geraumer Zeit begann er tief aufzuatmen, als wär' er mit einem Entschluß zu Ende.

Er raunte durch die Zähne:

»Cnejus.«

»Was gibt's?«

»Ich muß mit dir sprechen.«

»So sprich!«

»Du bist gegen unsern Plan, Cnejus?«

»Gegen welchen Plan?«

»Auszubrechen.«

»Sinnlos!«

»Du bist dagegen, frage ich.«

Cnejus warf einen Blick nach der Luke des Aufsehers.

Das Gespräch war ein Flüstern und Knirschen.

»Wie willst du aus diesen Mauern heraus, sinnloser Spartacus?! Wie willst du durch Wachen, Soldaten, Volk? Wohin? Sag', wohin wollt ihr? Verhungern? – Sinnlos! Es bringt euch ans Kreuz!«

»Du bist dagegen?«

»Ich lebe und verende als Gladiator. Hundedasein auf der ganzen Welt!«

»Und du rätst den andren ab?«

»Allen rat' ich ab! Der ist nicht unser Freund, der uns in diesen Wahnsinn treibt!«

»Rate den andren nicht ab!«

»Allen rat' ich ab.«

»Cnejus!«

»Nun?«

»Rate niemandem ab!«

»Mein Rücken – Tartarus und alle Furien! Bist du von Eisen, Spartacus, daß du keine Miene verziehst?«

Spartacus schwieg. Er preßte bloß die Zähne unheimlich aufeinander.

Nach einer Weile begann Cnejus:

»Ich will dir ein Mittel sagen, Spartacus, wie wir unser Leben retten.«

Spartacus erhob sich kalt und ging einige Schritte von ihm weg.

Cnejus erhob sich desgleichen und folgte.

»Du schlägst mir das Schwert aus der Hand, danach wirfst auch du dein Schwert fort – und wir verwandeln den Schwertkampf in Ringkampf.«

»Nein«, versetzte Spartacus.

»Warum nicht?«

»Lentulus will Blut«, erwiderte der Thrazier eisig.

Ein Brausen auf der Arena, Getöse, hereinflutendes Gewimmel: die Samniten waren zu Ende. Dann abermals Tubatöne, Kommandorufe – und abermals standen im hellen Sande vor fiebernd gespannter Menschenmasse Spartacus und Cnejus.

Ehe sich noch die hadernden und aufgeregten Samniten erholt und beruhigt hatten, scholl drin das Gebrüll der gespannt folgenden Menge.

»Ha, sie sind aneinander!« rief einer.

Alles, was unverwundet laufen konnte, stürzte und hinkte heran.

»Seht den Thrazier! Wie das Wetter! Herrlich, herrlich! Cnejus hat! Cnejus taumelt! Cnejus fällt! Da springt er auf! Cnejus liegt – und da – –«

Einer der zuschauenden Gladiatoren schrie gellend auf und wälzte sich mit südländischer Leidenschaft auf dem Gestein.

»Mein Bruder Cnejus!«

Durch die Fechter und das betäubte Volk ging ein Schauer.

Dann klang ein Wort durch die Totenstille:

»Spartacus hat seinen Blutsfreund Cnejus getötet.«

* * *

Entzückt und händereibend stand Lentulus vor dem siegreichen Spartacus. Vor ihm die starren Reihen der Gladiatoren. Hinter ihm vornehme Römer und die lockere Römerin Präcia, eine Freundin des jungen Lebemannes Gajus Julius Cäsar.

»Meisterhaft!« rief Lentulus. »Thrazischer Prinz, ein Meisterstück! Was, und so viel Talent hast du bislang verborgen? Der beste Hieb, mein Freund, der jemals einen Gegner abgetan! Setzt ihm den Kranz auf! Hinaus! Das Volk will den Sieger sehen!«

Während Spartacus, immer mit zusammengebissenen Zähnen, noch einmal auf die Arena trat, schleifte man den toten Cnejus davon. Lentulus aber begrüßte mit lautem Geschwätz die römischen Gönner und Freunde.

»O tugendsame, überaus schätzenswerte Herrschaften aus unsrer unübertrefflichen Siebenhügelstadt! Hier ist für Damen, edle Präcia, kein Ort. Bei allen Göttern, du bist tapfer, Römerin!«

»Lentulus,« lächelte die unspröde Römerin, »vor Männern ist Präcia noch nie zurückgeschreckt.«

Konsul Cethegus lachte.

»Haha, Täubchen, das ist Wahrheit! Niemand bestreitet dir das, du zweite Semiramis!«

»Ich bekenne dir freiwillig, schöne Präcia«, fügte der Kriegstribun Cäsar hinzu: »du bist tapfrer als ich. Denn ich liebe derlei Orte nicht. Es duftet nach den Fleischhallen Roms.«

»Pah, Rom ist weichlich geworden«, erwiderte Präcia. »Wie sagt der saure Cato? ›Versammelte Väter, euer Rom ist ein Lotterbett› – puh, der Tote!«

Herablassend trat Gajus Cäsar vor den Fechter Spartacus.

»Wie lang in der Kaserne?«

»Drei Jahre.«

»Der wievielte ist das da?«

Spartacus sah den jungen Patrizier schweigend an.

»Haha, er begreift nicht!« rief Cethegus. »Der wievielte, dessen Niederlage zugleich sein Tod war?«

»Dreizehn«, sagte Spartacus.

»Und der Tote dort war dein Blutsfreund?«

Spartacus schwieg.

»Wunderlich!« sagte die vornehme Dirne, warf noch einen Blick über die stattlichen Männer, hob ihr Gewand und trippelte mit den Römern davon.

Kaum waren die Gladiatoren allein, so entlud sich die gewaltige Erregung. Kleops sprang tigerhaft auf Spartacus ein.

»Mörder!« zischte, schrie, knirschte der wütende Jüngling. Und um ihn und Spartacus drängten sich der summende Klumpen dieser von allen Erdteilen zusammengewirbelten wilden Männer, fragend, bestürmend, rüttelnd an dem unbegreiflichen Kameraden.

»Wie kam das? Warum schlugst du wie toll? Warum hast du des Volkes Willen nicht abgewartet?«

»Er schweigt!« schrie des Gefallenen Bruder. »Er schweigt wie immer! Mörder! Da steht er und schweigt! Mörder! Keinen Augenblick halt' ich zu dir und deinen Tücken. Mörder! Keinen Augenblick bind' ich mein Geschick an meines Bruders Mörder!«

Spartacus hatte ohne Zuckung das immer wieder herausgestoßene »Mörder!« des jungen Kleops über sich ergehen lassen. Aber jetzt fuhr er herum:

»Was sagt er?«

Kleops warf ihm den Helm vor die Füße.

»Mörder, sag' ich! Zerrissen der Eid, der mich an deinen Bund schloß! Mörder! Ich schreie deinen Plan aus! Willst du Eide halten, der du einem Blutsfreund den Eid gebrochen?! – Lentulus! Verschwörung! Ausbrechen wollen deine Gladiatoren! Spartacus will ausbrechen! Lentulus! Gajus! Wache!«

Und der Rasende lief schreiend davon.

Eine ungeheure Aufregung toste aus dem Troß der Gladiatoren empor. Kleops verrät! Eine Sturzwelle von Wut und Angst durchschauerte die Reihen des gefährdeten Geheimbundes.

»Verrat!« dröhnte der Massenruf.

»Kleops rennt zu Lentulus! Kleops verrät! Waffen zur Hand! Waffen! Waffen!«

Da sprang Spartacus in die Mitte.

»Freunde! Brüder! Her zu mir!«

Des Thraziers Stimme war Donner.

»Durchs Westtor auf den Vesuv! Schlagt tot, was euch in Weg tritt! Mir nach! Wo mein Blut von meinem gepeitschten Rücken tropft, da euer Pfad!«

Die zusammenströmende Masse der Fechter empfand ihren Führer.

Der Aufseher stürzte herbei.

»Was ist das?! Wo ist Spartacus?«

»Hier!«

Ein Schwerthieb – Gajus wälzte sich am Boden.

Und der ausbrechende Trotz brauste über ihn hinweg.

* * *

Nun begann, im dreiundsiebzigsten Jahre vor Christi Geburt, jener furchtbare zweijährige Sklavenkrieg gegen die Römer. Mehr als hunderttausend Mann sammelten sich um den Fechter Spartacus; er schlug die römischen Heere in großen Schlachten; er drang nach Oberitalien vor und gedachte die Seinen aus dem Land der Knechtschaft hinwegzuführen. Aber die eigene ungezügelte Rotte zwang ihren Führer zur Umkehr, mehr auf Plünderung als auf das edle Gut der Freiheit erpicht.

Zuletzt wurden die Römer des Aufruhrs Herr. Und Spartacus fand in tapfrem Kampfe den Heldentod.


 << zurück weiter >>