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X.
Was ein russischer Dichter sagt

Rapport.

weitergegeben an Herrn Oberinspektor X. von Inspektor H. Karlsen

in Erledigung der Reise zum Solfjell-Hotel wegen Aufklärung der Morde.

Solfjell-Hotel, den 2.4.1931

 

Nach Ordre des Herrn Oberinspektors fuhr ich am 1. ds. Mts. morgens von Oslo ab. Der Zug war von Osterreisenden überfüllt.

Ich zog es vor, am Abend meiner Ankunft unten im Tal über Nacht zu bleiben und die notwendigen Vorbereitungen für die Durchsuchung sämtlicher Hotelgäste am Tage ihrer Abreise zu treffen. Vorausgesetzt, daß wir den Diamanten nicht im Hotel finden und auch andere Möglichkeiten erfolglos sind. Ich bekam die Schule des Dorfes zur Verfügung gestellt. Eine Schwester sollte die Damen durchsuchen und der Polizist die Männer. Sobald ich von oben aus telefonierte, wird alles bereit sein. Ich nehme an, daß diese Anordnungen zufriedenstellend sein werden, wenn wir sie überhaupt benötigen.

Den Abend verbrachte ich beim Kommissar des Distriktes, der ein Onkel von mir ist. Jedoch habe ich mich zuerst vorschriftsmäßig bei dem Leiter der Untersuchungen, Herrn Inspektor Bjelke gemeldet. Er sagte mir, daß er im Augenblick gut allein sein könnte und mich nicht benötigte für die Nacht. Ich konnte also ruhig unten im Tal bleiben.

Einen Augenblick später rief der Inspektor wieder an und erzählte, daß einer der drei Russen wieder im Hotel erschienen wäre – und zwar war es Oginsky im Auftrage der Legation. Er schloß damit, daß er mich morgen früh so zeitig wie möglich erwartete. Er wollte die Sache in meine Hände legen und sie sei sehr verwickelt. Ein großer Teil Vorarbeit wäre zwar geleistet, aber die Lösung müßte innerhalb 24 Stunden – also bis spätestens Freitag erfolgen, da die Gäste jetzt schon ungeduldig wären und sich unter keinen Umständen länger halten lassen würden.

Durch den Kommissar bekam ich einen genauen Bericht der letzten Ereignisse. Er hatte eine ganz bestimmte Auffassung von den Vorgängen. Meinerseits kann ich natürlich noch nicht bestimmen, ob er recht hat oder nicht, aber möglicherweise ist die ganze Angelegenheit durchaus nicht so verwickelt wie es den Anschein hat. So viel dürfte jedenfalls mit Bestimmtheit festzulegen sein: Wer der Mörder auch sein mag, auf jeden Fall befindet er sich oben im Hotel und dort wird und muß man ihn finden. Irgendwo hat er den Diamanten verborgen, der sich möglicherweise sogar noch in der Kassette befindet.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr fuhr ich zum Hotel hinauf. Es war schönes Wetter, aber etwas kühl. Gegen 12 Uhr waren wir oben. Das Hotel hatte halbmast geflaggt.

Der Inspektor nahm mich auf dem Hof in Empfang. Er sah müde aus, war dunkel unter den Augen und verwacht. Die Anstrengung der letzten Tage war wohl zu viel gewesen.

Wir gingen in die Stube und sprachen zusammen.

Inspektor Bjelke wiederholte, daß er die ganze Sache jetzt mir überließe. Gleichfalls erzählte er, daß der Russe, der gestern abend gekommen war, vielleicht auch eine Spur des Mörders entdeckt hätte. Näheres hätte er allerdings nicht darüber gesagt.

Ich schaute mir die Mordzimmer an. Sie waren verschlossen. Sie sahen ganz so aus, wie ich sie mir nach den Rapporten von Inspektor Bjelke vorgestellt hatte.

Während wir im Korridor standen, kam eine Dame zum Inspektor und wollte mit ihm reden.

»Reden Sie nur frei heraus, Frau Mohn«, sagte der Inspektor und stellte mich vor. Es war die Wirtin. Sie wollte nur mitteilen, daß noch niemand etwas von dem Russen gesehen hätte. Zum Frühstück wäre er nicht heruntergekommen und auf seinem Zimmer wäre er auch nicht. Seine Sachen standen zwar dort, auch das Bett war benutzt worden, aber noch niemand hätte ihn seit gestern abend wiedergesehen.

»Ja«, sagte Inspektor Bjelke, »in Zukunft müssen Sie sich an Herrn Karlsen wenden mit allem, was Sie auf dem Herzen haben und was merkwürdig scheint.« Er blinzelte mir dabei zu und ich wußte, daß Frau Mohn zu den Menschen gehört, die mit allen möglichen und unmöglichen Dingen uns die Türen einlaufen. »Inspektor Karlsen ist unsere erste Kraft auf diesem Gebiet«, fuhr Inspektor Bjelke fort, »und von heute ab hat er das Kommando übernommen. Sie müssen sich also an ihn halten und sich nach seinen Anweisungen richten. Ich werde nur noch eine Weile als Zuschauer hierbleiben.«

Ungefähr so äußerte sich Inspektor Bjelke und ich finde seinen Standpunkt durchaus korrekt.

»Was meinen Sie?« fragte er mich, als Frau Mohn gegangen war, und wir noch stehenblieben.

»Er wird schon bald kommen«, gab ich zur Antwort. »Seine Sachen stehen ja noch hier, also wird er nicht weit sein. Wir können unterdessen ja einen Rundgang machen und die Gebäude besehen.«

Er ist ein feiner Mensch, unser Inspektor Bjelke, das ganze Korps ist vernarrt in ihn. Er erzählte mir viel, während wir umher gingen. Natürlich sprachen wir von den Morden.

»Das Komische an der ganzen Situation«, so sagte Inspektor Bjelke, »ist, daß wir alle zusammen ein wenig verdächtig sind. Streng genommen können wir, theoretisch gesehen, alle die Morde begangen haben. Ja selbst ein Mann wie Iversen hat verschiedene Dinge, die gegen ihn sprechen. Keiner von uns kannte das Mädchen so gut wie er. Er stand ihr wohl am nächsten. Das beweisen seine nächtlichen Don Juan-Abenteuer. Außerdem hatte er Zeit genug, den 500-Dollarschein in ihren Kleidern unterzubringen, während er oben saß.«

»Aber er kann sie ja nicht ermordet haben«, sagte ich.

»Nein, jedenfalls nicht allein.«

»Haben Sie einen bestimmten Verdacht?«

»Einen Verdacht haben wir wohl alle«, meinte Bjelke, »Oginsky hat seinen, Frau Mohn den ihren, der Kommissar und Fink-Martens – alle haben einen. Glücklich sind Sie, weil Sie noch keinen haben. Man kann sich schlecht von Vorurteilen freimachen. Hat man erst eine Spur oder auch nur eine Andeutung davon, dann ergeht es uns wie einer Lokomotive: Wir müssen dieser Spur in ihren Geleisen folgen. Man kommt nicht weg, und je. weiter man fährt, um so länger und schwieriger ist der Weg zurück.«

»Etwas möchte ich gern noch fragen«, sagte ich, »sind die Spuren im Kreuzgang verglichen worden mit Majas Schuhen oder zumindest aufgezeichnet?«

Inspektor Bjelke schien mir etwas verwirrt, und ich entnahm daraus, daß es vergessen worden war. Nun, solche Dinge kann man wirklich einmal vergessen.

Wir gingen sofort in den Kreuzgang, um nachzusehen. Die Spuren waren zwar noch vorhanden, aber so undeutlich, daß sie zu einer genauen Bestimmung nicht mehr zu gebrauchen waren. Das milde Wetter hatte die Kanten fortgeschmolzen. Sie waren zusammengefallen.

Während wir dort standen, schien es mir, als hätte ich einen Schrei von drüben aus dem neuen Gebäude gehört.

Ich fragte Inspektor Bjelke, ob er es auch gehört hätte.

»Nein«, antwortete er und bot mir eine Zigarette an. Eine von diesen schweren französischen Zigaretten, die man, glaube ich, ›Maryland‹ nennt.

»Ja«, sagte ich, »dort ist etwas. Hören Sie?«

Wieder ertönte der Schrei. Diesmal glich es mehr einem Stöhnen, das sich näherte. Plötzlich öffnete sich die Tür zum Kreuzgang. In der Türöffnung stand Frau Mohn.

Ihr Gesicht war gelb und vor Schreck erstarrt.

Sie stützte sich am Türpfosten.

Sie zitterte am ganzen Körper und schluchzte. Es war ein anständiger Nervenschock.

Ich eilte hinüber und stützte sie.

Inspektor Bjelke redete ihr gut zu und fragte, was denn geschehen wäre?

Es verging eine ganze Weile, bevor sie sich so weit erholt hatte, daß sie antworten konnte.

Dann nahm sie sich soweit zusammen, daß sie einige Worte hervorstammeln konnte, aber sie waren so leise und undeutlich gesprochen, daß wir wiederholt fragen mußten, ehe wir alles zu erfassen vermochten:

»Im Keller – – – dort unten – oh Gott – wie entsetzlich – oh Gott!« das war alles, was wir verstanden.

Dann wurde sie in meinen Armen ohnmächtig und wir mußten sie in die Stube tragen. Wir legten sie aufs Sofa und riefen nach dem Mädchen Signe, damit die sich ihrer annähme.

Dann liefen wir eiligst zum neuen Haus hinüber.

»Geben Sie acht«, rief Inspektor Bjelke im Laufen, »man kann nie wissen, was los ist.«

Er selbst zog seine Pistole und entsicherte.

Im hinteren Teil des Kreuzganges war nichts zu sehen. Wir gingen die Treppe hinunter, die zum Keller führte. Er war leer. Der Keller war gebaut wie eine kleine Etage, ganz modern eingerichtet. Die Fenster führten auf den Hof hinaus, aber sie lagen so niedrig, daß sie fast vom Schnee verdeckt waren.

»Keller« hatte sie gesagt.

Eine Tür stand halb geöffnet. Ich schaute hinein.

Wir waren am Ort; mitten in einem neuen Rätsel!

Ein Mann lag ausgestreckt gerade vor der Tür.

Aus der Stellung konnte man sofort erkennen, daß er tot war. Nach der ganzen Lage konnte man nur auf Mord deuten.

Ich darf wohl sagen, daß ich in meiner langen Praxis so viele Mordfälle mitgemacht habe, daß ich sofort weiß, was ich in solchen Augenblicken zu tun habe. Tote erschrecken mich nicht mehr und ich handle schon rein automatisch. Auch Inspektor Bjelke war völlig ruhig. Er fuhr nur einmal zusammen, als er die Leiche liegen sah und meinte aufgeregt:

»Wissen Sie, wer das ist?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Es ist Oginsky«, sagte er, »so hat ihn das Schicksal doch eingeholt auf seiner Jagd nach dem Orlow.«

»Er sprach doch von einer Spur, die er hätte?«

Inspektor Bjelke nickte.

»Wenn er gestern abend nur etwas verraten hätte, von dem, was er annahm, dann hätten wir jetzt vielleicht Punkte, an die wir uns halten könnten. Aber er wollte nicht mit einem Wort heraus, obgleich ich ihn ausdrücklich fragte.«

»So ergeht es uns ja oft«, sagte ich.

*

Ich verweise auf meine Skizze, die ich sofort anfertigte. Inspektor Bjelke ging umher und untersuchte die Mordstelle.

siehe Bildunterschrft

Skizze am Tatort

»Was meinen Sie dazu?« fragte er, als ich mit meiner Skizze fertig war.

»Wir wollen uns zunächst den Toten etwas genauer ansehen.«

Es ist ein Mann im Alter von ungefähr 35 Jahren, groß und sehr kräftig gebaut. Er ist durch einen sehr kräftigen Schlag auf den Kopf getroffen worden. Es ist anzunehmen, daß der Schlag mit dem zerbrochenen bronzenen Lampenfuß ausgeführt wurde, der in der Nähe des Ermordeten lag. Eine gefährliche Waffe, die dem Mörder leicht zur Hand lag. Haare und Blut befanden sich daran. Der Tote war steif und kalt. Danach kann man ungefähr annehmen, daß der Tod vor zehn bis zwölf Stunden eingetreten ist, also zwischen ein und zwei Uhr nachts.

Vom Raum selbst ist zu berichten, daß er länglich ist, mit zwei kleinen Fenstern, die zum Hof hinausführen. Dann steht in der einen Ecke ein großer Waschkessel und in der anderen ein Tisch. Auf dem Tisch hatte allem Anschein nach die Lampe gestanden. Es zeigten sich Glasscherben und Petroleumflecke.

Ein Teppichvorleger lag zusammengewürfelt mitten auf dem Fußboden. In seiner Nähe lag eine Pistole. Das Tischtuch fanden wir in der Nähe der Tür – es war zusammengeballt. Blut und Petroleumflecke waren daran.

Kein einziger Fingerabdruck war aufzufinden, obgleich ich alles genau absuchte. Auch am Türgriff war nichts zu entdecken, obgleich auch er nach Petroleum roch, so daß anzunehmen ist, daß der Mörder Petroleum an den Händen hatte.

Es ist merkwürdig, daß sich gar keine Abdrücke finden.

*

Oben an der Wand, gegenüber der Tür, fand ich einen Kugeleinschlag. Im Holz saß ein Stahlmantelgeschoß von größerem Kaliber. Schätzungsweise 9mm. In der Schmugglerzeit wurden bei uns sehr viele Pistolen eingeschmuggelt, es waren durchweg 9-mm-Pistolen.

Diese Größe hat bekanntlich eine Parabellum.

Ohne mich umzuwenden, sagte ich zu Inspektor Bjelke:

»Ich nehme an, daß es sich um eine deutsche Offizierspistole 9 mm handelt.«

»Richtig«, sagte der Inspektor, der die Pistole aufnahm, nachdem er ihre Umrisse am Boden aufgezeichnet hatte. »Es ist ein Schuß daraus abgegeben worden. Die Hülse muß sich finden lassen.«

»Besaß Oginsky nicht eine derartige Pistole?«

»Ja, sie gehörte Oginsky. Hier ist übrigens die Hülse.«

»Oginsky wohnte doch drüben im alten Haus, nicht wahr?« fragte ich dagegen.

»Ja, in der zweiten Etage, Zimmer 17.«

»Gut. Die erste Frage ist jetzt: Was hatte Oginsky in der ersten Nacht nach seiner Ankunft hier drüben im neuen Haus zu suchen? Nach den Äußerungen, die er Ihnen gegenüber fallen ließ, können wir erraten, daß er vielleicht auf der Jagd war. Vielleicht nach dem Mörder, vielleicht nach dem Orlow oder aber auch nach beiden. Jedenfalls fand der Mörder ihn

Daß man bei allen drei Toten von ein und demselben Mörder sprechen kann, beweist die Art der Morde. Der einzige Unterschied zwischen diesem Mord und den beiden ersten ist nur, daß man es hier mit einem Mann zu tun hatte, der auf einen Überfall vorbereitet sein mußte. Oginsky hat den Mörder wiedererkannt und wußte, was geschehen würde. Blankenstein dagegen wurde überrumpelt und Maja im Dunkel erschlagen.«

»Nur die Mordwaffe ist nicht dieselbe. Bei den beiden ersten war es kein Lampenfuß oder Untersatz«, wendete Inspektor Bjelke ein.

»Nein, aber der Instinkt hat den Ausschlag gegeben. Wir haben es weder mit einem Revolvermann noch mit einem Messerbanditen zu tun, überhaupt nicht mit einem Mörder mit Vorliebe für solche Waffen. Er ist eine sehr primitive Natur, er stürzte sich auch hier auf sein Opfer. Das stimmt vollständig überein mit seiner früheren Taktik.«

Aber wie fand Oginsky den Weg in den Keller?

Hier wird er kaum nach dem Mörder gesucht haben. Wahrscheinlicher ist, daß er hinter dem Orlow her war. Vielleicht hat ihm der Schein der brennenden Lampe den Weg gezeigt. Möglicherweise hat er auch angenommen, daß der Orlow hier versteckt liegen müsse. Er hat gesucht. Dann kam der Mörder.

Das Eigentümliche ist nur, daß Oginsky mit dem Rücken der Eingangstür zugewandt stand.«

»Vielleicht hat er den Mörder überrascht, als er gerade wieder den Diamanten verstecken wollte?«

»Das wäre eine mögliche Erklärung. Der Mörder ist sofort auf ihn losgestürzt. Oginsky hatte nicht einmal mehr Zeit, die Pistole zu ziehen, jedenfalls nicht mehr rechtzeitig. Als er schoß, war es bereits zu spät, die Lampe verlöschte, und der Mörder war über ihm.

Der Schuß ist vorbeigegangen. Sie haben miteinander gekämpft. Das ersieht man aus dem zusammengeballten Vorleger. Oginsky war ein kräftiger Mensch, aber der Mörder war ihm dennoch überlegen. Ich nehme sogar als wahrscheinlich an, daß es ein Mann ist, der mit seinen Körperkräften prahlt – achten Sie darauf, daß seine Lieblingswaffe ein Instrument zum Schlagen ist.«

»Man kann aber auch zwei andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen«, meinte Inspektor Bjelke, »entweder fürchtete er sich, daß ein Schuß gehört werden könnte, oder aber er war völlig unbewaffnet.«

»Das Letztere ist kaum anzunehmen. Ein Mann, der so viel auf dem Kerbholz hatte wie unser Mörder, geht nicht ohne Waffe. Er muß auch ständig mit der Möglichkeit einer Entdeckung und Verhaftung rechnen.«

»Ihre Theorie klingt überzeugend«, sagte Inspektor Bjelke. »Meine Einwendungen gehen auch nur darauf aus, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Sie dürfen sie nicht als Opposition gegen Sie ansehen.«

»Es wird immer rätselhafter«, sagte er nach einer Weile, »es ist gerade so, als ob der Mörder einen sechsten Sinn hätte und unsere Pläne durchkreuzte, schon bevor wir überhaupt ihre Ausführung eingeleitet hatten. Zuerst entdeckten wir den Ariadnefaden Maja. Wir folgten ihm, und plötzlich tauchte der Mörder aus dem Dunkel auf und zerschnitt ihn mit einem Mord. Dann hatte Oginsky eine Spur. Er ahnte vielleicht die Lösung. Auch hier hatten wir einen Faden, der uns zum Ziel bringen konnte. Wieder erscheint der Mörder und unsere Theorien fielen zusammen wie ein Kartenhaus. Der Mörder trifft unsere Vermutungen mit dem Opfer zusammen.«

»Ich weiß nicht«, sagte ich, »ich kann nicht ganz mit Ihnen übereingehen, Inspektor. Ich habe das Gefühl, daß die Sache durch den letzten Mord weitaus klarer geworden ist.«

»Wieso das?«

»Ich glaube, das Ganze ist gar nicht so verwickelt, wie es beim ersten Übersehen den Anschein hat.«

»Was meinen Sie?« fragte Inspektor Bjelke, und ich bemerkte, daß er auf meine Antwort gespannt war.

»Standen nicht damals sowohl Harrington wie auch von Mansfeld auf dem Korridor, als Sie nach Oslo telefonierten, um Auskunft über Maja einzuholen?«

»Ja, sie standen sogar so, daß sie hören konnten, um was ich fragte.«

»Na also«, sagte ich.

*

Später: Nach dem Verhör sämtlicher Gäste, der Wirtin und des Personals bin ich zu einem bestimmten Resultat, die Begebenheiten auf Solfjell-Hotel betreffend, gekommen. Ich baue dabei ausschließlich auf Indizien, aber sie sind so stark und so zahlreich, daß ich annehme, jedes Gericht wird sie für eine Anklage für genügend erachten.

Die verschiedenen Verbrechen sind nicht von einem Mann allein ausgeführt worden. Sie sind wahrscheinlich sorgfältig geplant worden und es sind mehrere daran beteiligt. Als Schuldige und Mitschuldige nenne ich:

Ehepaar Harrington
von Mansfeld
Maja
.

Man muß in Betracht ziehen, daß Norwegen in den letzten Jahren mehr und mehr zum Tummelplatz internationaler Banditen wurde. Banden, die als wahrscheinlich annehmen, daß sie ein größeres Spielfeld haben als es in Wirklichkeit der Fall ist. Besonders wenn große Dinge geplant werden und große Werte ihre Besitzer wechseln, scheint die internationale Verbrecherwelt Norwegen als das gegebene Land zu betrachten. Ein Mann, der in der Unterwelt bekannt ist, wird unzweifelhaft immer die richtigen Verbindungen finden und mit Unterstützung rechnen können, sobald er einen Coup landen will.

Dafür sorgt schon die jüdische Unterwelt.

Welche Verbindung zwischen Harrington und einer amerikanischen Bande besteht, habe ich noch nicht feststellen können, aber ich nehme als gegeben an, daß auf jeden Fall eine Verbindung zwischen Mansfeld und Harrington besteht. Der aus seinem Lande ausgestoßene Deutsche ist ein typischer Abenteurer, der die Welt durchpflügt auf der Jagd nach einer Gelegenheit oder kürzer gesagt – nach Gold. Wo er sich in den letzten Jahren aufgehalten hat, wissen wir nicht. Wir wissen aber, daß er ruiniert ist.

Von Mansfeld hat, vielleicht ganz zufällig, Aufenthalt im Solfjell-Hotel genommen. Hier hat er dann bemerkt, daß etwas Ungewöhnliches gespielt wurde, als die Russen ankamen. Er kann es durch die Mädchen erfahren haben oder durch die Wirtin. Solche Leute bedürfen ja keines deutlichen Winkes, sie fühlen sich mehr ein.

Er trank mit Oginsky und bekam seine Annahme bekräftigt. Dann gab er seinen Verbindungen einen Wink, diese Verbindung ist, vielleicht auch nur zufällig, Harrington und Frau mit den großen weißen Männerhänden.

Solange die Russen noch hier waren, unternahmen sie nichts. Sie führten nur eine Art vorbereitende Arbeit aus. Sie überredeten Maja, die Tür zu schmieren. Sie weihten sie vielleicht sogar ein und versprachen ihr eine Belohnung von 500 Dollar.

Dann führten sie den großen Plan aus. Sie wählten einen Zeitpunkt, an dem das Hotel wie ausgestorben lag, die Zeit nach dem Mittagessen, als alle Gäste sich auf ihren Zimmern befanden. Harrington hatte unten in der Stube Posten bezogen, Maja oben im Flur und zwischen beiden bestand ein Signalsystem, damit Mansfeld benachrichtigt werden konnte, sobald das Fahrwasser klar war. Im selben Augenblick, in dem das Signal kam, ging er kaltblütig ins Zimmer und erschlug den Holländer. Aber noch während er im Zimmer war, kommt zufällig Mr. Davis von seinem Spaziergang zurück. Ungefähr gleichzeitig kam Inspektor Bjelke und fragte nach Blankenstein.

Nun mußte Harrington in die Stube und der ganze Plan scheint zum Teufel zugehen, aber Maja rettete die Situation, indem sie angab, Blankenstein wäre noch unten. Während der Inspektor wieder nach unten ging, warnte sie von Mansfeld. Der ging ruhig in sein Zimmer und Maja bezog wieder ihren Posten, allerdings etwas höher, damit sie nicht von Inspektor Bjelke gesehen würde, wenn er wieder nach oben kam.

Harrington versuchte seinerseits, den Inspektor solange wie möglich aufzuhalten, indem er vom Schach sprach. Die ganze Situation wurde so im letzten Augenblick noch gerettet. Die kaltblütigste von allen dreien war Maja, die sogar noch die Tür hinter dem Inspektor verschloß. Damit sicherte sie allen, die sich in der zweiten Etage befinden, ein Alibi und führte die Untersuchungen auf eine falsche Spur. Aber wohlgemerkt nur, solange sie nicht selbst im Verdacht stand.

Das ist die einzige und wahrscheinliche Erklärung. Wir wissen, daß Frau Martier unten an der Treppe saß und niemanden sonst sah als Inspektor Bjelke im Augenblick, als er nach oben ging.

Der ganze Plan ist ungeheuer einfach. Das Unerwartete, das noch eintraf, wurde durch Majas schnelles Handeln überbrückt. Der einzige ernstliche Fehler, den sie begingen war, daß von Mansfeld in der Eile einen der Handschuhe verlor, die er sich von Harrington hatte geben lassen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Es ist dabei zu bemerken, daß Harrington keinerlei stichhaltige Erklärung für den Kauf der Handschuhe wußte.

Nun kommt die Kassette.

Auch hier gibt es zwei Möglichkeiten.

Entweder hat von Mansfeld den Kasten Maja übergeben und diese hat ihn mit auf ihr Zimmer genommen, oder er nahm ihn selbst mit auf sein Zimmer. Es ist kein Hexenkunststück, eine derartige Kassette für kurze Zeit zu verstecken.

Ich komme so zur nächsten Begebenheit, zu dem Mord an Maja.

Vorausgeht, daß Harrington und Mansfeld das Telefongespräch des Inspektors belauschten. Hier lag ein schwacher Punkt der Verbündeten. Maja konnte sie verraten. Sie verabredeten eine gemeinsame Besprechung bei von Mansfeld, der ja unterdessen im neuen Haus untergebracht wurde, für die Nacht. Und Harrington ging zuerst hinüber. Mansfeld erklärte ihm, daß er jetzt an der Reihe wäre. In dem Augenblick, da auch Maja erscheinen mußte, ging Harrington ins alte Gebäude zurück und stellte sich auf die Lauer. Als sie vorbeiging, erschlug er sie. Mit Maja haben die Verbrecher sich eines gefährlichen Mitwissers entledigt. Harrington hatte keine Ahnung, wie dicht er vor einer Entdeckung stand und ging wieder auf sein Zimmer.

Das war in dem Augenblick, als Inspektor Bjelke und der Polizist das Klappen einer Tür vernahmen.

Es besteht durchaus kein Grund zu der Annahme, daß ein anderer als Harrington selbst Galoschen benutzt haben sollte. Aus welchem Grunde sollte sie ein anderer gebrauchen, wenn man voraussetzt, daß niemand etwas von dem gestreuten Schneegürtel wußte. Die Person, die dort ging, hatte keinerlei Ahnung von der Spur, die sie hinterließ. Dadurch entfällt jedes Motiv dafür, daß ein anderer die Galoschen verwendet hätte. Das ist die einfachste, natürlichste und am wenigsten konstruierte Erklärung.

Dann haben wir den dritten Mord.

Er ist verübt worden, wie ich es bereits im Rapport schilderte. Einer von den beiden Verschworenen wurde von Oginsky überrascht, als sie auf der Suche nach einem geeigneten Versteck für die Kassette waren. Oginsky kam hierher mit einem besonderen Verdacht, den er leider für sich behielt. Vielleicht hatten die Russen Winke erhalten, daß jetzt die von ihnen vorher schon gesichtete Bande am Werk sei, aber darüber werden wir näheres in Oslo erfahren können.

Nach dieser, meiner Theorie, die ich für stichhaltig ansehe, werde ich den Diamanten suchen. Steckt er in einem der beiden Häuser, dann werde ich ihn im Laufe des Tages oder morgen finden. Tragen die Verdächtigen ihn in ihrem Gepäck, dann finden wir ihn, wenn sie morgen abreisen. Sollte er aber im Schnee versteckt sein, dann müssen wir die Zeit zur Hilfe nehmen.

Dann will ich vorschlagen, einen Haftbefehl für das Ehepaar Harrington und von Mansfeld auszustellen wegen Mord und Beihilfe zum Mord. Mit der Verhaftung selbst sollte man noch warten, bis sie den Bahnhof unten erreicht haben.

*

Nach der Mittagsmahlzeit suchte ich Inspektor Bjelke auf und bat um sein Einverständnis zur Verhaftung. Ich rechtfertigte mein Ansuchen und erklärte ihm meine Auffassung. Das Einfachste ist immer das Richtige, sagte ich.

»Es ist möglich, daß Sie recht haben«, meinte Inspektor Bjelke. »Ein russischer Dichter«, er nannte mir sicher auch den Namen, »hat einmal von den Menschen gesagt, daß auch die Schlechtesten unter ihnen sehr naiv und manchmal aufrichtiger seien, als wir selbst es bei ihnen voraussetzen.«

Es schien mir, als ob Inspektor Bjelke meine Auffassung nicht teilte und sie nicht schätzte. Ich hatte den Eindruck, als ob er selbst ähnliche Gedanken gehabt hätte.

Jedenfalls erklärte er sich einverstanden. Gleichzeitig teilte er mir mit, daß er nach Oslo reisen würde. Es gäbe noch eine Spur, die näher zu untersuchen er gezwungen sei. Sie stände in Verbindung mit der Sache. Ich könne einen Haftbefehl durch das Telefon im Laufe des Ostersonnabends von ihm erhalten. Er selbst reiste am Freitag und wollte nicht eher den Befehl zur Verhaftung geben, bevor er mit seinen Untersuchungen in der Stadt fertig wäre.

Dann fragte er, ob ich als der jetzige Leiter der Untersuchungen etwas dagegen einzuwenden hätte, wenn die russische Sängerin gleichzeitig mit ihm abreiste. Sie hätte Engagements für viele tausend Kronen, die sie durch eine spätere Abreise verlieren würde. Es könne sehr gut eine Erstattungsklage gegen den Staat herauskommen dabei, wenn wir sie noch länger unberechtigt zurückhielten.

»Aber das werden Sie allein entscheiden müssen«, sagte er.

Er wollte sich keinesfalls in Sachen mischen, deren Leitung ich bereits übernommen hätte.

Ich finde den Standpunkt des Inspektors vollkommen korrekt.

»Ich habe nichts dagegen, wenn sie abreist«, sagte ich, »aber da ist noch diese Visitation, Inspektor. Unten im Tal ist alles vorbereitet, ich brauche nur zu telefonieren. Ist es überhaupt notwendig, daß sie auch untersucht wird?«

»Ich wüßte keinen Grund, warum sie nicht genau so gut wie die anderen untersucht werden sollte«, antwortete Inspektor Bjelke.

Was für eine Spur mochte es sein, die den Inspektor nach Oslo führte? Hatte er mehr entdeckt als ich? Hatte er vielleicht eine Verbindung zwischen der Bande hier oben und ihrem Leiter in Oslo entdeckt?

*

Ich will diesen Rapport nicht abschließen, ohne berichtet zu haben, was nach dem Abendessen im Salon geschah. Ich glaube, hinter dieser Geschichte steckt mehr, als es den Anschein hatte, und ich nehme an, daß der Inspektor hinter dem Schachspiel das tatsächliche Leben sichtete.

Harrington hatte Inspektor Bjelke eine Partie Schach vorgeschlagen.

Ich las unterdessen eine Zeitung und wurde erst aufmerksam, als sie die Figuren aufgestellt hatten und das Spiel begann. Wie der Herr Oberinspektor vielleicht wissen, bin ich ein eifriger Schachspieler. Ich erhielt im vorigen Herbst den dritten Preis im Schachturnier in Göteborg. Wie die Partie am Anfang stand, wußte ich, wie gesagt, nicht. Ich bemerkte nur flüchtig, daß Inspektor Bjelke die weißen Figuren hatte und daß sie offenes Spiel spielten.

»Sie haben recht, Mr. Harrington«, hörte ich den Inspektor sagen, »Schach ist ein königliches Spiel, man lernt einander erst bei diesem Spiel kennen und man sieht auch, wozu der Gegner imstande ist. Aber hier wie auch im Leben kommt es auf die Eröffnung an. Sie ist der erste schicksalsschwangere Schritt.«

»Ja«, sagte Harrington, »und ein Fehler ist ebenso schicksalsschwer. Es gehören sehr viele Züge dazu, um einen Fehler wieder gutzumachen.«

»Beim Wiedergutmachen der Fehler kommt es eben auf die Tüchtigkeit des Gegners an«, sagte Inspektor Bjelke und zündete sich eine seiner großen, schwarzen Zigaretten an. »Es ist Ihr Zug.«

Harrington bedachte sich sehr lange, dann schlug er einen weißen Bauern mit einem von den seinen.

»Sie nahmen also mein Gambit an?«

»Gambit?« fragte Harrington, »was meinen Sie damit, ich kenne diesen Ausdruck nicht.«

»Es ist ein Eröffnungsspiel, in dem man einen Bauern opfert, um einen wesentlichen Vorteil für die ganze Stellung zu gewinnen«, antwortete Inspektor Bjelke und stieß eine Rauchwolke durch die Nase.

»So«, meinte Harrington, und dann schwieg er eine ganze Weile.

Ich las weiter.

»Also genau wie unser Mörder hier oben«, sagte Inspektor Bjelke plötzlich, und wir alle fuhren zusammen. »Sein Gambit war, daß er einen Bauern im Spiel opferte. Er opferte das Mädchen Maja! Passen Sie mal auf, daß Sie keinen Fehler machen, Mr. Harrington. Hier habe ich geopfert und Sie nehmen das Opfer an. Also hier bin ich es, der im Vorteil ist.«

Harrington gab keinerlei Antwort auf diese seltsamen Worte. Es schien, als bliebe er völlig unberührt.

Dann hörte ich wieder die Stimme des Inspektors.

»Nun nehme ich Ihnen einen Bauern, Mr. Harrington und Sie sind an der Reihe.«

Obgleich man keine Kiebitze beim Spiel liebt, konnte ich es nicht unterlassen, jetzt näher hinzuschauen. Sie waren mitten in einem herrlichen Spiel nach einer fabelhaften Eröffnung. Die Züge folgten Schlag auf Schlag. Jeder war mit seinen Plänen beschäftigt. Harrington ging gewaltsam mit seinem linken Flügel, den er mit der Königin verstärkt hatte, zum Angriff. Seine Springer standen in gefährlicher Marschreihe, aber es fehlte ihm die Zeit zum letzten entscheidenden Zug.

Die weiße Dame hielt das Feld.

Er bekam keine, Atempause. Außerdem war Harringtons Dame durch die eigenen Bauern am Angriff verhindert. Er konnte sich nicht wehren, als Weiß seinen Turm nahm und sich langsam um die Mitte konzentrierte mit Springer, Läufer, Dame und einem einzelnen Bauern.

»Unser Spiel ist genau so spannend wie eine Kriminalgeschichte, nicht wahr, Mr. Harrington?« sagte Inspektor Bjelke im selben kalten und ironischen Ton wie vorhin. »Machen Sie einen Fehlgriff, so sind Sie fertig. Unterläuft dagegen mir ein Fehler, dann ist mein Spiel verloren und Ihre schwarze Dame gibt mir den Gnadenstoß.«

»Sie reden so viel«, sagte Harrington heiser, »ich nehme den Bauern.«

»Sie spielen ein desparates Spiel auf Ihrem Königinflügel – ich nehme Ihren Springer. Nun habe ich einen ausgemachten Qualitätsgewinn. Aber es wird sicher kein langes Spiel, denn weder Sie noch ich sind Anhänger eines langen und zähen Kampfes, nicht wahr, Mr. Harrington?«

»Nein«, sagte der Amerikaner kurz, »ich bin weder beim Schachbrett noch sonst ein geduldiger Mann. Man soll überlegen, aber nicht zu lange. Man soll nicht die Initiative und Inspiration verlieren, ich ziehe jedenfalls vor, zuzuschlagen.«

»Wie sich doch beim Schachspiel die Charaktere von der wahren Seite zeigen«, sagte Inspektor Bjelke, und es war unmöglich, aus seinem Tonfall zu entnehmen, ob er scherzte oder im Ernst sprach. »Daß Sie eine brutale Natur haben, hätte ich zu allerletzt geglaubt.«

Harrington dachte lange nach.

»Ich habe nichts anderes zu tun«, sagte er dann endlich, »als einen Austausch der Königinnen vorzunehmen. Ich muß zwar meine Königin opfern, aber Ihnen wird es teuer zu stehen kommen.«

Wieder saßen sie eine ganze Zeitlang schweigend.

»Nun kämen wir wohl ins Schlußspiel«, fing Inspektor Bjelke wieder an. »Sie sind jetzt dort, wohin ich Sie haben wollte. Jetzt spielen Sie mein Spiel und ich nicht länger das Ihre. Wenn ich nun keinen Fehlzug mache, habe ich das Spiel bereits rein mathematisch gewonnen. Ich bin überlegen und habe größere Hilfsmittel.

Nun spielen wir das Schlußspiel: Auge um Auge, Leben um Leben. Bauer wird gegen Bauer geopfert, Offizier gegen Offizier.«

Der Amerikaner lächelte kalt und drohend, es schien gerade so, als ob hinter allen gesprochenen Worten ein doppelter Sinn läge.

»Noch habe ich das Spiel nicht verloren«, sagte er, »es ist schon vorgekommen, daß sich das Glück bei den letzten Zügen gewandt hat, noch bin ich nicht matt!«

 

Ich schreibe dieses Gespräch nieder, weil ich nicht klug daraus werden kann, ob es hier an eine gewöhnliche Partie Schach anknüpfte, oder ob es tatsächlich einen doppelten Sinn enthielt.

Ob wirklich etwas anderes dahinter steckte?

Inspektor Bjelke war zu bereitwillig, als er mir die Leitung übertrug und dann noch diese Reise nach Oslo …

Hat er eine Spur gefunden, von der ich nichts weiß?

Ich habe Inspektor Bjelke gebeten, diesen Rapport mit nach Oslo zu nehmen und dem Herrn Oberinspektor auszuhändigen.

Achtungsvoll
Jens Karlsen.

 

Nachschrift, geschrieben von Inspektor Bjelke.

PS. Du wirst sehen, daß ich den Rapport etwas mehr berichtigt habe, als wir es sonst zu tun pflegen, bevor wir die Berichte unserer Unterbeamten weitergeben. Ich bin ihn nicht nur durchgegangen und habe mich, wie gewöhnlich, der Orthographie angenommen, sondern ich habe hier und da auch noch die kleinen versöhnenden Übergangsworte unserer Sprache hinzugefügt, dort, wo Karlsen zu sehr staccato und bürokratisch war. Der Inhalt ist natürlich genau so geblieben, während die Form wohl ungefähr derjenigen ähnlich ist, die Du in meinen Berichten gewohnt bist.


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