Friedo Lampe
Ratten und Schwäne
Friedo Lampe

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»Wo bleibst du denn nur?« sagte Oskar. Anton erzählte ihm alles. Sie gingen auf dem Kai dahin.

»Der Kapitän ist ein Sadist«, sagte Oskar.

«Ich befürchte sogar, Bauer läßt sich gern von ihm quälen«, sagte Anton traurig.

65 »Kann ich mir gar nicht denken.«

»Doch. Er leidet natürlich furchtbar darunter, aber es macht ihm doch auch Spaß. Das ist ja gerade das Scheußliche. Ich habe ihm gesagt, er soll machen, daß er fortkommt – und er muß ja auch fort, wo nun der Hund tot ist. Aber glaubst du, daß er geht?«

»Ich weiß es nicht – ich will auch nichts mehr davon hören.«

Sie kamen dem Hafenausgang näher. Sie hörten schon die Stadt. Am Himmel erschien hinter dünnen grauen Wolkenschleiern und umlagert von finsteren, dicken Wolken trübschimmernd der Mond. Sein Licht floß um die grauen Schuppen über die Kaimauer in das Hafenbassin, über die Schiffsmasten, Taue und Schornsteine. Müde und kraftlos glitt es über das blanke kaum bewegte Wasser. Als sie an dem weißen Vergnügungsdampfer vorbeigingen, mit dem Berta und Karl heute gefahren waren und der nun ganz ausgestorben dalag, trat der Steuermann gerade auf die Brücke und ging an Land. Er wollte zum Astoria. Mit festen Schritten ging er über die Brücke, und das Holz klang dumpf unter seinen Hacken.

Die beiden Freunde liefen noch eine Zeitlang in der Hafengegend umher, bis sie sich entschlossen, ins Astoria zu gehen. Sie schlenderten die Hafenstraße entlang, am Zollhaus, an den Kneipen, an all den Männern und Mädchen vorbei, die da hin und her liefen, sie gingen bis zum Wall und sahen den Graben und die Mühle und die Eisenbahnbrücke. Ein Zug glitt auf dem Damm dahin, und seine Lichter flogen durch das Grabenwasser. Als sie an der Wurstbude vorbeikamen, wurde es Anton einen Augenblick übel. Er mußte wieder an den Hund denken. Der Hundeleichnam 66 trieb ruhig und dick aufgequollen im Hafenwasser dahin. Trübe schien der Mond auf das weiße Fell. Sie lehnten sich an das Geländer, das den Stadtgraben umschloß, und blickten eine Zeitlang stumm auf das Wasser. Der Schwan schlief vor seinem Häuschen, den Kopf im Gefieder. Ein morscher alter Kahn lag festgepflockt am Ufer. Dunkel ragte die Mühle mit ihren Fledermausflügeln aus den Baummassen in das graue Mondlicht.

Anton lachte auf einmal vor sich hin. »Und du hast dich auch noch mit ihm über Calvin unterhalten.«

»Nun sei endlich davon still», sagte Oskar. »Komm, wir gehen wieder in die Straße.« Und sie gingen in die Hafenstraße zurück, schon vorher war ihnen das Astoria mit seiner Lichtfassade und den bunten Anschlägen aufgefallen, nun blieben sie wieder davor stehen.

»Wollen wir nicht mal rein?« fragte Anton.

»Das wird was schönes Albernes sein«, sagte Oskar.

»Vielleicht ganz witzig«, sagte Anton. »Wo wir hier nun mal gerade sind . . .«

Der Portier streckte ihnen die Arme entgegen: »Bitte, meine Herren, kommen Sie. Die Hauptnummer, die Sensation des Abends, hat noch nicht begonnen. Der Kampf zwischen Dieckmann und Alvaroz.« Der Portier ging zur Kasse und klopfte an die Scheibe: »Fräulein, zwei Herren.« Der Vorhang ging zurück, und das Fenster öffnete sich. Das Fräulein blickte die beiden Freunde müde und kühl an. Ihr sorgsam gewelltes Haar leuchtete giftig gelb. Vor ihr lagen kleine Häuflein Münzen. Sie ordnete gerade die Einnahmen.

»Da müssen wir ja wohl«, sagte Oskar.

Als sie durch den Torbogen gingen, quoll ihnen schon eine gedämpfte, süße, sich in langsamem Takt bewegende Tanzmusik entgegen, und als sie in den 67 Garten traten, sahen sie auf dem muschelartig gewölbten Bühnenraum ein Tänzerpaar. Das waren Nita und Fred. Nitas silbernes Schuppenkleid glitzerte. Fred trug einen schwarzen Frack und einen Zylinder. Oskar und Anton taten, was hier alle taten, sie setzten sich an einen Tisch unter den Bäumen und bestellten sich ein Glas Bier. Anton war noch gar nicht richtig da. Er dachte immer noch an Bauer. Bauer hatte ein so nettes Gesicht. Was er jetzt wohl macht?

Die Menschen saßen unter den Bäumen, und die Musik spielte, die Blättermassen der Bäume bewegten sich kaum, die Jazzkapelle saß in einer Laube, und viele Männer rauchten, und der Rauch stieg ruhig in die Baumkronen auf, und dort drüben tanzten zwei, das Mädchen war blond und hatte ein ordinäres Gesicht, eine freche Nase und freche Augen, aber sie war ganz niedlich, und ihr Kleid glitzerte. Ihr Partner hatte den Zylinder schief auf der schmalen blassen Stirn, und seine Augen sahen unbewegt ins Publikum, während er seine Glieder im Takte von sich warf.

Nicht weit von Oskar und Anton saßen Karl und Berta. Karl hatte eben ein Würstchen mit Kartoffelsalat gegessen, nun tat er einen tüchtigen Schluck. Berta stützte ihren Kopf in die Hand und sah gleichmütig auf die Bühne.

»So etwas hat man schon hundertmal gesehen«, sagte sie. Da sah sie den Steuermann. Er blickte sie ganz offen an, hatte sich sogar auf seinem Stuhl ein wenig zu ihr herumgedreht und nickte ihr augenzwinkernd zu. Wahrhaftig ein unverschämter Kerl, das war denn doch zuviel! Berta sah zur Bühne hin. Der sollte sich nur nicht einbilden, daß er mühelos alles von ihr haben konnte. So eine war sie noch lange nicht.

68 Fred trat hinter Nita und faßte sie bei den Händen. Ihre Körper standen hintereinander und machten haargenau dasselbe, hoben die Beine, beugten sich seitwärts, beugten sich vor und zurück.

»Er kümmert sich ja gar nicht um dich«, flüsterte Fred mit unbewegtem weißem Gesicht. Seine Augen sahen starr und kalt ins Publikum.

Nita lachte leise. Sie spitzte mokant ihren Mund. »So? Na ja, dann ist ja alles in Ordnung.«

»Denkst du, ich bin dazu da, um nur mit dir zu tanzen? Ich laß dich einfach sitzen.«

»Was willst du denn ohne mich?«

»Ich trete eben wieder als Zauberkünstler auf.«

»Ach Fredi, sei doch nett. Und nun sei still. Die Leute gucken schon . . .«

»Denk gar nicht dran. Hab keine Lust mehr dazu . . .«

Die Musik schloß mit einem vollen langen Akkord. Nita und Fred erstarrten für Augenblicke in einer schwierigen Figur. Dann tänzelten sie federnd von der Bühne. Durch eine kleine Tür. Der Applaus war mäßig. Matt rührte man die Hände. Mein Gott, so als Einlage zwischen was Besserem ließ man sich dies Gehüpfe ja wohl gefallen. Nita und Fred tänzelten wieder herein und verbeugten sich übertrieben, maskenhaft lächelnd. Sie kamen noch einmal wieder, man klatschte schon gar nicht mehr. Sie breiteten die Arme auseinander, als wollten sie sagen: so schwer war das ja gar nicht, stellt euch doch nicht so an.

»Ach du meine Güte«, dachte Anton.

Die Kapelle setzte laut und in scharfem Rhythmus wieder ein. Nun sollte getanzt werden. Zuerst wagte sich ein Matrose mit seinem Mädchen auf die erhöhte Tanzfläche. Breit und weich schunkelte er über den 69 hölzernen Boden. Seine weiten Hosen schlenkerten hin und her. Das Mädchen lächelte verschüchtert ins Publikum. Sie wollte ja nicht vortanzen – kam denn niemand herauf? Wie still saßen die Leute unten da. Nun tanzten sie hier ganz allein auf der großen Fläche – und alle sahen zu. Die Leute saßen ruhig unter den Bäumen, die Lampen leuchteten milde ins Grüne hinein, und die Blätter hingen bewegungslos, es war, als wenn all die Leute für Augenblicke vor sich hinträumten, als wenn sie schliefen . . . Der Zigarrenrauch stieg steil und weich in die Höhe, umkräuselte die Blättermassen und schwand in die Nacht. Da kam ein lauer Wind und wühlte in den Baumkronen, umstrich die Menschen und rührte an die bunten Tischtücher, daß sie leicht schwankten – und da kam wieder ein wenig Bewegung in die Leute – hier stand jemand auf und da, man verbeugte sich, man suchte die Passende und holte sie, Paare gingen über die kleine Holztreppe auf den Tanzboden, immer mehr und mehr, dann drängte man sich, schubste sich, schob sich durcheinander – sogar zwei Neger kamen mit ihren Mädchen herauf und tanzten mit kurzen harten Stößen durch die dichten Reihen.

»Komisch, ich dachte, hier seien Ringkämpfe, nun ist hier Varieté und Tanz« sagte Anton. Am selben Tisch saß ein dicker Mann, den Hut im Nacken, die Hände überm Bauch gefaltet, die Zigarre aus dem Munde hängend, satt und behaglich vor sich hinbrütend. Neben sich ein Bierglas und ein Programm. Er hörte erst gar nicht, als Anton fragte: »Verzeihen Sie, sind hier denn keine Ringkämpfe?« Anton fragte noch einmal. Da wachte er auf. Sein Blick kam von weit her. Wie aus einer schweren, trägen, träumerischen Flut stieg er auf, 70 erhob sich etwas. »Wie? – Ja, doch die Ringkämpfe, wissen Sie, die sind so zwischendurch. Und dann wird mal wieder getanzt, und dann machen sie was auf der Bühne. Das geht alles so durcheinander – aber die Ringkämpfe, das ist die Hauptsache.« Sein dicker Finger lag auf dem Programm: »Sie müssen hier mal lesen. Wo war's denn? Ach ja. Nita und Fred. Tänzerpaar, das war eben, dann Tanz – na ja, da oben, da tanzen sie ja nun . . . Dann das hellsehende Wunderkind – was das wohl sein mag? Ein Kind – ja und dann, sehen Sie . . . Donnerwetter,« – er setzte sich ordentlich ein wenig gerade und schob seinen Hut noch weiter zurück – »dann kommen ja schon Dieckmann und Alvaroz, fabelhafte Kerle, die besten Ringer, ihretwegen sitz ich ja hier, wissen Sie, aber das andere ist auch schön, der ganze Abend ist schön – diese Luft – diese warmen Septemberabende – ach, wie schnell vergeht diese Zeit, und dann kommt der Oktober, das geht alles so hin. Aber nun sitzen wir hier erst mal, nicht wahr, und genießen, trinken und sehen.« Und er tat einen langen Zug aus seinem Bierglas, lehnte sich wieder zurück, tauchte wieder unter in die träge, trübe, träumerische Flut, trieb langsam dahin im breiten, dumpfen Gewässer.

Anton fühlte: ein Flußgott, breitmaulig aufsteigend, gurgelnd, das schlickige Wasser fließt von ihm ab, er sinkt wieder zurück. Anton sagte: »Danke. Ich glaube, von den beiden Ringern hat auch der Portier gesprochen.« »Alvaroz, ja, so was ähnliches hat er gesagt«, meinte auch Oskar. »Es ist eigentlich zu lächerlich, daß wir hier sitzen«, fügte er hinzu.

Inzwischen trat der Steuermann kurzerhand an Bertas 71 Tisch und verbeugte sich. Berta sah auf ihren Mann.

Der Steuermann wandte sich an Karl: »Sie gestatten?«

Karl sagte: »O bitte, bitte –«

Berta sagte: »Ich glaube, ich tanze nicht.«

Karl sagte: »Tu doch nicht so. Meine Frau, ja das ist nämlich meine Frau, ha, ha, aber das tut wohl nichts zur Sache, tanzt nämlich furchtbar gern, ich dagegen gar nicht. Nehmen Sie sie nur mit.«

Berta erhob sich zögernd: »Wenn du meinst . . . Im Augenblick liegt mir aber wirklich nicht so viel daran.«

Karl schüttelte ärgerlich den Kopf. Was war das nun wieder für ein Benehmen.

Der Foxtrott war zu Ende, die Tänzer lösten sich, standen einen Augenblick unentschieden da. Der Kapellmeister trat in den Eingang der Musiklaube und blickte müde und abwartend zu ihnen hinüber. Aus dem Innern der Laube schimmerten ebenso matt und gleichgültig die Gesichter der Musiker. Man sah braun und dunkel die große Baßgeige, glatt und schwarz spiegelnd die hochgestellten Deckel des Flügels.

Alle hatten den Kopf zu dem Kapellmeister hingebogen. Dann klatschten sie. Der Kapellmeister drehte sich um und trat zurück, wie ein Wetterhausmännchen.

Also weiter. Immer weiter. Heute abend, morgen, übermorgen. Eines Tages werde ich mich plötzlich kotzen, dachte der Kapellmeister.

Aber der Musik, die nun erklang, hörte man nichts an, sie war lustvoll und lockend, ein schwerflüssiger, warmer Walzer. Langsam kreisten die Paare.

Der Steuermann drückte Berta siegesgewiß an sich: »Da hab ich dich nun wieder.« Für Augenblicke genoß Berta mit zurückgebogenem Kopf den harten Druck seines Armes, die Breite seiner Brust, den dicken 72 stämmigen Hals, den aufreizenden kleinen Borstenbart auf der Oberlippe, aber dann sagte sie plötzlich trocken: »Du wirst frech. Nimm etwas mehr Rücksicht. Mit mir kannst du nicht alles machen.«

»Ach, er ist ja so dumm«, sagte der Steuermann.

»Er ist ein ganz feiner Kerl. Den laß man in Ruhe. Der ist anständiger als du.«

»Dann wird das wohl heute abend nichts mehr?«

»Nein«, sagte sie.

Ein Mädchen lachte zu dem Steuermann herüber.

»N'Abend, Kalli.«

»Die lacht dich ja an, die kennt dich ja.« Der Steuermann sah über das Mädchen weg. »Kenn ich gar nicht. Verwechslung. Och, die hier.«

»Kennst du, klar doch. Kann ich mir auch denken.«

Neben ihnen tanzte ein Neger. Sein dunkelglänzendes Gesicht stand dicht vor Berta. Er sah sie an. Grinsend schob er die dicken Lippen auseinander – oh, die kräftigen Zähne, die Augen glänzten auf. Berta starrte in dieses Gesicht, auf diesen fleischigen Mund, in die schwimmenden Augen.

»Ja, so ein Neger, das wäre das Richtige, was?« sagte der Steuermann.

Berta blickte ihn starr an. »Wär's auch«, stieß sie rauh hervor.

In diesem Augenblick sah Jonny auf seine Armbanduhr. Sie lag auf seinem behaarten Arm über der Tätowierung. Es wurde Zeit. Er trank sein Bier aus und ging zigarrepaffend durch die Tische. Die Veranden schlossen sich dicht an den Bühnenraum an. Jonny ging in die Veranda und durch eine Tür. Er kam auf einen kleinen Hof. Dort stand in der Mitte eine breite, dichtbelaubte Ulme. Die eine Seite schloß die Hinterwand 73 des Bühnenraums ab, eine kleine Treppe führte direkt zu ihm hinauf. Auf der anderen Seite lagen die niedrigen Holzbaracken, in denen die Artisten ihre Räume hatten. In den Ecken standen Geräte, Kugeln, Kästen, Trapeze, an den Wänden lehnten ein paar Kulissen: eine Rheinlandschaft mit Stolzenfels, Palastzimmer, orientalische Säulenhallen.

Auf einer Bank unter der Ulme saß der Conferencier. Sein sonst so scharfes angespanntes Gesicht war grau und schlaff, bekümmert sah er in die Rheinlandschaft hinein, durch sie hindurch. In einer Ecke spielte ein kleiner Junge mit einem Dackel. Er hatte einen weißen Matrosenanzug an und schimpfte mit heller Stimme leise und zärtlich auf den Dackel ein.

»Ich will Hein Dieckmann in Trab bringen, wird Zeit«, sagte Jonny. »Eh der Bursche fertig ist, dazu gehört immer eine Ewigkeit.«

»Er wird bequem«, sagte der Conferencier. »Er sollte man sehen, daß er seine Fettfalten wegkriegt.«

»Ich massier ihn ja schon jeden Tag, aber wenn er immer dagegen anfrißt . . .«

»Wie alt ist er denn eigentlich?«

»Fünfunddreißig.«

»No, das geht ja noch – übrigens – meine Frau hat geschrieben, daß sie krank ist. Nierenentzündung. Zu dumm, daß man nicht hinkann.«

»Pech«, sagte Jonny und schnob verlegen durch die Nase. Er sah zur Seite. »Was ist denn das für'n Bengel?«

»Sohn vom Hypnotiseur. Wunderkind. Die neue Nummer. Kommt gleich dran.«

Jonny schüttelte den Kopf. »Verdammt kleines Bürschchen.«

74 »Er strapaziert das Kind viel zu sehr,« sagte der Conferencier, »kenne ähnliche Fälle, gehen bald ein.«

»Wundert mich, daß die Dinger hier draußen stehen.« Jonny zeigte auf die Kulissen. »Bei so schönem Wetter geht's ja, aber bei Regen –«

»Die können Regen vertragen. Sind ja schon ganz verregnet. Sehen Sie doch mal genau zu, haben ja lauter abgewaschene Stellen und Streifen. Aber so aus der Entfernung machen sie sich wohl noch immer ganz gut. Man muß eben nie allzu genau hinsehen, dann geht's schon. Ja, was ich sagen wollte. Also da liegt meine Frau nun ganz allein im Krankenhaus, und die Schwester schreibt mir –«

»Pardon, ich muß zu Hein. Wird höchste Zeit.« Jonny machte, daß er weiterkam. Bei dem Jungen blieb er stehen, bückte sich und klaschte dem Hund mit seiner breiten Pratsche an den kleinen Leib. »Na, pariert er nicht?«

Das Kind hob das blasse Gesicht und sah ihn mit seinen blauen Augen zaghaft an. »Er will nicht hübsch machen.«

»Tüchtig Hiebe geben, dann geht's.« Jonny lachte behaglich und ging. Der Tanz war zu Ende. Der Steuermann und Berta hatten sich wieder versöhnt. Am Donnerstag hatte er frei, dann wollte sie nachmittags zu ihm kommen, aber er dürfe natürlich nicht dreist werden. Höflichkeit war Vorbedingung. Na, das versteht sich ja von selber. Er wußte doch Unterschiede zu machen. Sie war etwas so ganz anderes als die Mädchen hier. Ja, Karl war bis acht Uhr im Büro, der arme Kerl – das ließe sich also ganz leicht machen. So, und nun für heute abend Schluß, hier hatte das doch keinen Zweck. Das hätten sie sich übrigens gleich sagen 75 können, aber wenn man wild aufeinander ist, dann ist man ja so dumm. Also Adieu bis Donnerstag, Hafenstraße 54, vergiß nicht. »Laß mich los. Er guckt her.«

Als Berta wieder saß, fragte Karl: »Kennst du den Mann? Ihr unterhieltet euch ja so intim . . .«

»Das war doch der Steuermann vom Dampfer – ich hab heute nachmittag mal mit ihm getanzt. Ziemlich blöde.«

»Hast ihn aber ganz komisch angeguckt.«

»Nun fang nicht an zu stänkern. Was kommt denn jetzt?«

»Ach, son Wunderkind.«

 

Der Conferencier hatte den Jungen wieder mal auf die Kniee genommen. Er erinnerte ihn so an seinen eigenen Sohn. Der war jetzt zu Haus allein, ohne seine Mutter. Wenn doch wenigstens ein Nachtzug führe, dann könnte er spät in der Nacht fahren und wäre morgen abend wieder da.

»Der Mann hat gesagt, ich soll ihn ordentlich schlagen, dann gehorcht er. Aber das tu ich nicht, das lernt er auch so.« Der kleine braune Dackel saß vor ihnen und sah mit schiefgedrehtem Kopf und listigen Äuglein seinen Herrn an.

»Warum soll er das denn alles lernen, Addi, das tut doch gar nicht nötig. Spiel doch so mit ihm.«

»Ich will ja auch gern mit ihm spielen, aber er muß auch lernen. Hunde können so feine Kunststücke machen. Er muß auf den Vorderbeinen gehen und durch einen Reifen springen und an einem Tisch sitzen und richtig essen wie ein Mensch. Ich laß ihm dann einen Anzug machen.«

76 »Aber warum denn, Addi, quäl ihn doch nicht so, mach's dir doch bequemer.«

»Nein, er muß das lernen. Das will ich. Und er muß das bald lernen. Soviel Zeit haben wir doch nicht.« Beunruhigt blickte der Conferencier in das unglückliche Gesicht seines kleinen Freundes, richtig versorgt sah es aus.

»Was hast du denn? Was bedeutet das denn alles?«

Da legte Addi sein Ärmchen um den Hals des Conferenciers und hauchte ihm ins Ohr: »Wirst du's Papa auch bestimmt nicht sagen?«

»Nein, nein. Was ist denn?«

»Wenn er richtig dressiert ist, dann laß ich Papa sitzen, dann geh ich heimlich weg, und dann mach ich allein Vorführungen mit Fips, und wir verdienen uns selber Geld, viel Geld, und dann . . .«

Da stand der Vater vor ihnen. »Addi, es wird Zeit. Halt dich bereit.«

Addi rutschte schnell von den Knien des Conferenciers.

»Scheitel überbürsten«, sagte der stämmige, rotbäckige Mann, Addis Aussehen überprüfend. »Bluse sauber? Nein, natürlich nicht. Du sollst doch nicht vorm Auftreten und mit dem Matrosenanzug im Sand buddeln.«

»Ich hab doch nur mit Fips gespielt.«

»Ach, immer der Dreckköter. Den schaffen wir ab. Die Schmutzerei muß aufhören.« Er wandte sich zum Conferencier: »Ja, wo die Mutter fehlt. Ich muß hier Vater und Mutter in eins sein. Hände vorzeigen«, kommandierte er dann. »Schmutzig, natürlich schmutzig. Schnell zum Waschen. Kannst du das nun nicht von selber tun?« Addi lief in die Baracke. »Gleich zurückkommen«, rief der Vater nach.

»Ich kann Ihnen sagen, mit einem Kind eine Nummer 77 zu machen, das ist das Schwerste. Auf Erwachsene kann man sich verlassen, Kinder sind unberechenbar. Sie meinen vielleicht, ich bin zu streng. Nur Dressur, stramme Zucht kann da nützen.«

»Man sollte so kleine Kinder vielleicht überhaupt nicht auf die Bühne bringen«, sagte leise der Conferencier.

»Unsinn,« sagte der Vater, »die wirken doch gerade am meisten. Die Frauen, wissen Sie, die Rührung –«

»Aber gerade was Sie da mit dem Jungen machen, soll doch sehr schädlich sein.«

»Quatsch, habe große Kapazitäten gefragt – haben mir gesagt, wenn Sie es vorsichtig und nicht zu häufig machen –«

»Sie machen es hier aber doch vierzehn Tage jeden Abend.«

»Ja, hier nun mal, das ist Ausnahme, aber dann gibt's wieder Ruhepausen.«

Addi kam zurück. Eine Klingel ertönte, und der Conferencier ging in trüben Gedanken über die Holztreppe in den Bühnenraum, um die beiden anzukündigen. Als er die Tür öffnete und ins Licht trat, straffte sich seine Figur, sein Gesicht, er lächelte verheißungsvoll und rieb sich die Hände. »Und jetzt kommt etwas, meine Herrschaften, eine reizende Überraschung, eine Szene zwischen Vater und Sohn, die Sie . . .«

 

»Du bist besoffen«, rief Jonny und trat ganz dicht an Hein Dieckmann heran, er roch den Branntwein. »Mensch, bist du blödsinnig – jetzt vor dem Auftreten?« Hein hatte auf der Chaiselongue gelegen. Jonny hatte das Licht angeknipst und ihn gerüttelt und in Bewegung gebracht – fertig war er ja Gott sei Dank 78 schon – und Hein war so merkwürdig schwankend aufgestanden, hatte immer was gebrummelt, der Idiot, und nun stand er vor Jonny, und Jonny hatte ihm den Bademantel abgenommen, und Hein sollte zeigen, ob er in Ordnung war – da kam nun diese Bescherung. »Das hast du doch seit Kassel nicht mehr getan, hab ich dich denn damals nicht tüchtig genug vertrimmt, du altes Schwein, daß du nun wieder solche Zicken machst?« Jonny war außer sich, Jonny war dem Weinen nah. »Jetzt vermasselst du mir alles, dir und mir.« »Hast ja Recht, mein Junge«, sagte bedrabbelt Hein Dieckmann und sah verzweifelt und mit aufgelöstem Gesicht zum offenen Fenster hinaus auf den Busch, der da vor einer Mauer stand. »Aber nun schimpf man nicht so. Ist ja doch alles einerlei. Mit mir altem Fettsack ist ja doch nichts los. Wie das alles hängt und schwabbert«, stöhnte er und griff in seine Bauchfalten. »Das war mal alles fest und glatt und hart, Jonny.«

»Kann's auch wieder werden, Mensch«, sagte finster Jonny und sah Hein prüfend an. »Rappel dich doch zusammen. Trainier ordentlich, nimm dich mit dem Fressen in acht, hör nur auf mich, mein Junge, dann wird's auch gehen, sollst mal sehen.«

»Nee, es ist aus«, jammerte Hein und versuchte möglichst gerade zum Fenster zu gehen, aber er torkelte doch ein wenig. »Es ist aus«. Er sah nach draußen. Gegen die leere Mauer. »Jetzt geht's ja wohl noch, aber bald ist's ganz aus. Plumps, dann lieg ich da und dann schrein sie und pfeifen. Das kann ich nicht hören. Und er – er steht dann breit da, und sie schrein Hurra und klatschen, und er lacht, und ich soll da unten liegen – das kann ich nicht.«

»Wer denn – wer steht da?« fragte Jonny. »Mensch, 79 von wem quasselst du denn nun?« Jonny hatte die beiden Arme in die Seiten gestemmt und sah verständnislos auf Heins breiten, fleischigen Rücken. Hein drehte sich wieder rum. Geheimnisvoll beugte er sich zu Jonny herab, kam mit seinem Gesicht ganz dicht an Jonnys Gesicht heran.

»Ich hab ihn gesehen«, flüsterte er. »Ich hab ihn gesehen – das ist es ja, versteh doch – ganz jung ist er, der Kerl, und schön, verdammt schön.«

»Wer denn, zum Donnerwetter.«

»Dieser Alvaroz, oder wie der Bursche heißt«, stöhnte Hein.

»Immer die alte Geschichte«, fluchte Jonny. »Zum Kotzen. Ich hab's allmählich satt.«

»Daß ich nicht so bin – wenn ich den so sehe, dann . . . Ich bin 'n Dreck. Pfui Teufel.«

»Nun nimm dich zusammen. Hör schon auf damit. Wie siehst du denn aus? Guck doch nicht so blöde. Haltung – beweg dich, mach mal ein paar Übungen – komm, steck den Kopf mal hier ins Wasser. Komm her.«

Jonny zog ihn zu dem kleinen Waschtisch, goß Wasser ins Becken, drückte Heins Kopf tief in das Becken, rieb ihn, goß nochmals Wasser über den runden Kopf.

Hein kam wieder hoch, das Gesicht feucht glänzend und die gelben Haare klebrig in der Stirn: »Ich möchte nicht mit dem netten Kerl kämpfen. Der soll mein Freund sein, mit dem will ich nicht kämpfen.«

»Aha, dacht ich mir doch, daß das kommen würde.« Jonny sah ihn verzweifelt an. »Und nun gehst du wohl mal wieder zu ihm und sagst ihm, wollen's nicht so schlimm machen heute – was? Das kennen wir ja. Läßt dir die schöne Chance entgehen. Gerade heute, 80 wo doch heute alles drauf ankommt. Wo du heute den Leuten mal hättest zeigen können, daß mit Hein Dieckmann doch noch was los ist.«

»Ja, sagte Hein«, »ich will zu ihm. Ich will ihm sagen, daß ich sein Freund bin, und er soll auch mein Freund sein, er soll mich auch gern mögen, er muß – er muß mich gern mögen.« Fast drohend sagte er die letzten Worte. Jonny wollte ihn noch halten, aber als er diese Worte hörte, da ließ er plötzlich von ihm ab, ließ ihn ruhig gehen. Wenn jetzt der Kerl nicht nett zu ihm ist, dann ist alles in Ordnung. Und wie soll er so einen widerlichen Säufer mögen? Wenn er nicht nett zu ihm ist, nicht will – ja, dann – Jonny wußte ja, wie wütend Hein werden konnte, und welche Kräfte er dann hatte. Dann gab's doch noch einen großen Kampf, einen großen Sieg.

 

Die Musik wirbelte und schwieg. Ganz verloren stand der kleine Junge mit dem weißen Matrosenanzug in der großen erleuchteten Bühnenmuschel, dirigiert von den Blicken des Vaters, der seitwärts wartete mit verschränkten Armen. Im Publikum war's auf einmal sehr still. Addi machte eine kurze, ruckartige, steife Verbeugung, klappte nach vorn zusammen, daß seine dünnen, blonden Haare flogen, und stellte sich dann wieder steif hin.

»Meine verehrten Herrschaften,« piepste er mit heller Stimme das Auswendiggelernte, »mein Vater wird jetzt einige Kunststücke mit mir machen, bei denen ich Sie bitte, ganz still zu sein. Die Kunststücke sind nicht ohne Gefahr für mich. Wenn Sie Lärm machen, dazwischen rufen, so kann ich aufgeweckt werden und 81 unter Umständen zu Schaden kommen. Bitte, klatschen Sie auch nicht. Erst wenn mein Papa ›Schluß‹ ruft, dürfen Sie klatschen. Und dann allerdings,« sagte er mit eingeübter Schelmerei den zarten Finger hebend, »hören wir Ihren Beifall sehr gern.« Er verbeugte sich abermals und trat zurück. Beifällig summte, schmunzelte das Publikum.

»Wie niedlich – so ein kleiner Junge«, sagte Berta.

»Quälerei«, murmelte Anton. »Der Junge sollte lieber im Bett liegen und schlafen, sieht ja ganz blaß aus.« »Eine rohe Welt«, stellte Oskar fest. Der Mann neben ihnen träumte qualmend über die Menschen und Tische hinweg ins Weite.

Unter einem Baum stand der Neger. Er lehnte sich an den Stamm und sah unausgesetzt zu Berta herüber. Er hatte blaue Hosen, ein gelbes Hemd, um die Hüften einen Gürtel, und sein Hemdkragen war weit zurückgeschlagen. Er griente. Schnell sah Berta weg.

Der Hypnotiseur hatte Addi lange scharf angeblickt, da fielen Addis Augen zu, er stand steif und schlafend da. Der Vater faßte ihn an den Beinen und schwenkte ihn im Kreis wie ein starres Brett, dann stellte er ihn auf den Kopf. »Stehen bleiben«, kommandierte er. Wuchtig stand der Hypnotiseur auf der Bühne, sein rotes Gesicht strahlte vor Gesundheit und Energie. Addi blieb auf dem Kopf stehen, die Arme platt am Körper, Füße zusammen, gehalten vom Blick des Vaters. Dann stellte der Vater ihn wieder auf die Beine. »Psch, Psch«, machte er mit dem Finger am Munde, als einige klatschen wollten. Er stellte zwei Stühle dicht zusammen und legte Addi, das kleine, starre Brett darauf. Sein Hals lag auf der einen Lehne, seine Beine auf der anderen – und er knickte nicht ein. 82 Wieder stellte ihn der Vater auf die Füße, nahm die Stühle weg und winkte in den Hintergrund. Zwei Boys kamen lautlos und stellten zwei Stangen mit einem Seil auf. Der Vater befahl: »Seil laufen«, und Addi ging in gebundenem Schritt, Arme steif am Körper, langsam und ruckartig zu der einen Stange, stieg an einer kleinen Strickleiter hoch, ging steif über das Seil, mit geschlossenen Augen, ging zurück, stieg herunter, stand wieder bewegungslos vor seinem Vater, der mit einer prahlerischen Armbewegung triumphierend ins Publikum blickte. Man wollte klatschen, und wieder das »Psch, psch« des Hypnotiseurs.

 

»Schade, son Pickel auf der schönen Haut«, sagte Hein Dieckmann. Er schwankte etwas und stellte sich breitbeinig. Die Hände hatte er in den Taschen seines grüngestreiften Bademantels stecken, und er sah dumpf überlegend auf Alvaroz. Der stand vorm Spiegel, ganz nackt, nur um die Lenden die dunkelblaue Hose, er hatte die Hand hinten auf dem Rücken und versuchte, an einen dicken Pickel heranzukommen, der rot auf seiner glatten, braunen Haut saß.

Alvaroz drehte sich herum: »Sie sind da, Herr Dieckmann? Dachte, es wäre jemand anders gekommen.« Er trat Dieckmann freundlich näher und blickte ihn erstaunt, aber ruhig mit seinen schwarzen, kräftigen Augen an. Sein fester Mund öffnete sich ein wenig und lächelte, bläulich-braun und glatt rasiert schimmerten die Backen, und das weiße Gebiß wurde sichtbar.

Führerlos umkreisten Hein Dieckmanns Augen Alvaroz' Körper – die athletischen und doch jünglingshaft schlanken Glieder, die braune Haut, die prallen, leise 83 zuckenden Muskelschwellungen, sie glitten von den breiten Schultern, der vorgewölbten behaarten Brust zum Nabel, zur Hose. Alvaroz sah ihn einen Augenblick an, dann sah er zur Seite – er lächelte nicht mehr, sein Gesicht verschloß sich.

»Komisch, daß ich hier auf einmal stehe, nicht?« sagte Hein von unten herauf. »Weiß selbst nicht recht, wie ich dazu komme. Ja, ich will Ihnen nur sagen, Sie haben mir verteufelt gut gefallen. Das ist mal wieder son richtiger Kerl, hab ich gedacht, alle Achtung. Könnten gute Freunde sein, wenn Sie wollten. Wie? Will mir gar nicht in den Kopf, daß ich mit Ihnen kämpfen soll. Das ist doch 'ne Schande. Nee, das wollen wir nicht, was?«

»Ich versteh Sie nicht,« sagte Alvaroz, »Kampf ist Kampf, 'ne Sache für sich, das hat doch nichts mit uns, mit unserer Person zu tun.«

»Mensch, ich mag nicht mit Ihnen kämpfen, mag nie mit Freunden kämpfen, mag sie doch nicht so auf den Boden hinlegen, sind mir zu schade dazu.«

»Das wollen wir erst mal sehen, ob Sie mich auf den Boden legen«, sagte Alvaroz. »Und sind wir denn Freunde, kennen uns doch kaum?«

»Natürlich sind wir Freunde,« rief Hein Dieckmann bittend, »Alvaroz, du netter, feiner Kerl, wir sind doch Freunde!« Hein wurde ordentlich weinerlich, und Alvaroz roch seinen Branntweinatem.

»Son alter Ringer – und stellt sich noch so an«, sagte er kühl und undurchdringlich und schüttelte ein wenig den Kopf. »Versteh ich nicht.«

»Ach, das kommt immer wieder, Alvaroz«, jammerte Hein Dieckmann. »Dann seh ich son feinen strammen Kerl wie Sie . . .«

84 »Finger weg«, sagte da Alvaroz und trat zurück. »Was soll das alles? Nachher können Sie mich anfassen, soviel Sie wollen, dann kann ich nichts dran machen, jetzt aber nicht. Bei mir haben Sie leider kein Glück. Mich kriegen Sie nicht rum. Ich bin nicht so einer, wie Sie denken.«

»Ich hab Ihnen doch nur meine Freundschaft anbieten wollen, Alvaroz«, sagte Hein Dieckmann kleinlaut und mit liebevollem Vorwurf. »Ich will ja nichts von Ihnen, ich wollte Ihnen ja nur 'nen Gefallen tun, wollte Ihnen vorschlagen, daß wir heute mal nicht so doll kämpfen, weil wir ja Freunde sind, daß wir uns verabreden –«

»Nichts von verabreden. Wir kämpfen, wie es sein soll, und damit fertig. Hier gibt's keine Mogelei. Mensch, kommen Sie doch mal zu sich. Sie machen sich ja lächerlich. Wie kommen Sie dazu, mir so unehrenhaftes Zeug anzubieten? Fühlen sich wohl nicht mehr sicher?«

Alvaroz sah Hein Dieckmann kalt und verachtend an und wandte sich wieder zum Spiegel. Für ihn war die Sache erledigt. Pfui Teufel, weg damit, nicht mehr dran denken. Er kehrte ihm den Rücken zu, griff mit der Hand über die Schulter, seinen Oberkörper in den schlanken Hüften drehend. Da hatte er den Pickel erreicht und drückte mit zwei Fingern, der Pickel sprang auf, und es kam etwas Eiter und Blut. Es war still im Zimmer, auch die Musik klang nicht von draußen herein, denn Addi machte gerade im lautlos schweigenden Garten seine nachtwandlerischen Kunststücke. Von der Decke fiel aus schirmloser elektrischer Birne das Licht auf die kahlen hellgrünen Wände, auf die harten Stühle, den Tisch, meißelte Alvaroz' Glieder fest und 85 glänzend scharf heraus und spiegelte sich in seinem glatten schwarzen Scheitel. Vor dem Fenster stand die mattangeleuchtete Mauer, und darüber brütete schwer die Nacht.

Endlich gurgelte Dieckmann stöhnend seine Empörung heraus: »Wissen Sie, daß Sie ein Lümmel sind? Ein ganz gemeiner, undankbarer Lümmel? Ich komme her, biete Ihnen meine Freundschaft an, ich, der Ältere, Hein Dieckmann, biete diesem Laffen, diesem Schnösel, der noch nicht recht trocken hinter den Ohren ist, meine Freundschaft an, und Sie –«

»Schöne Freundschaft – ich danke – an den Hals haben Sie sich mir geworfen, so'ne Schweinerei«, sagte Alvaroz über die Schulter weg, ganz kalt, und bearbeitete weiter seinen Pickel, er tupfte die Stelle mit einem Tuch ab.

»Hab gedacht, den netten Jungen willst du schonen, willst ihm nichts tun, willst mal ein Auge zudrücken –« stöhnte Hein Dieckmann.

»Tut gar nicht nötig, Herr Dieckmann. Sie irren sich, ich brauche ihren Schutz nicht. Aber Sie haben es vielleicht nötig, so kleine Schummeleien zu machen unter dem Mantel der Freundschaft. Na ja, man wird ja auch mal älter.«

»Was«, schrie Hein Dieckmann, und das Blut strömte in seinen breiten Hals, in seinen großen Kopf. »Sie glauben doch wohl nicht, daß ich hergekommen bin, weil ich Angst habe vor Ihnen und weil ich hoffe, daß Sie –«

»Ich denke mir so allerlei. Auf alle Fälle weiß ich, daß das ganze 'ne schmutzige Sache ist. Und darum Schluß. Bitte Schluß. Sie haben ja gleich Gelegenheit, zu zeigen, was Sie können.«

86 »Oh, es ist gemein, es ist gemein«, rief Hein Dieckmann und stampfte auf den Boden und hob die Faust. »Alles in den Dreck ziehen. Und ich wollte so was Gutes, Schönes. Aber warte, mein Junge, dir werd ich's zeigen, dir werd ich zeigen, wer Hein Dieckmann ist. Das hast du wohl noch nicht gewußt. Du gemeines Aas, dich werde ich mal ordentlich kriegen und dir mal deine schönen Knochen nen bißchen verbiegen, daß es knackt.«

Da öffnete sich die Tür ein wenig, und Nita, die Tänzerin, schob ihren Oberkörper herein. Ihr Schuppenkleid flimmerte im Licht.

»Was ist denn hier los? Eine kleine Unstimmigkeit? Friede, meine Herren. Friede sei mit euch. Herr Dieckmann, so schreit man doch nicht, das hört man ja in den entferntesten Ecken vom Astoria. Ich darf wohl reinkommen. Herr Dieckmann, was haben Sie denn? Glotzen Sie mich doch nicht so an. Da könnte man ja Angst kriegen. Herr Dieckmann!«

Alvaroz legte das Tuch aus der Hand und drehte sich Dieckmann zu: »Es ist wohl am besten, Sie gehen.«

»Ja, ja, ich gehe, mein Junge, brauchst mich gar nicht hinauszuwerfen. Ich laß dich schon allein mit deinem kleinen Täubchen. Na, dann schnäbelt man ordentlich zusammen, dann grabbel man ordentlich an deinem schönen Prinzen herum. Aber warte – wenn ich dich gleich zwischen die Finger kriege, dann gibt's nichts zu lachen. Dann wollen wir mal sehen, ob Hein Dieckmann schon alt und abgekämpft ist.« Hein drehte sich rum und ging, dumpf und empört murmelnd. Draußen vor der Tür stand horchend mit geneigtem Kopf Fred, der Tänzer, den Zylinder schief auf der kalkig weißen Stirn. Mit kalter Höflichkeit ging er auf 87 Dieckmann zu und blickte ihn starr lächelnd an. »Geben Sie es dem eingebildeten Fatzken«, sagte er leise und liebenswürdig.

»Der soll sich wundern, der kennt noch nicht Hein Dieckmanns Griffe«, sagte Hein und schwankte durch den Gang zu seiner Garderobe.

Nita kicherte.

»So'n Schwein«, sagte Alvaroz und ging zum Haken, um seinen Bademantel zu holen.

»Bleib doch so«, bettelte Nita.

»Was ihr nur alle wollt«, sagte Alvaroz. »Wie die Fliegen seid ihr um einen herum. Ihr langweilt mich.«

»Mach ich dir denn gar keinen Spaß?« fragte Nita.

»Nein«, sagte Alvaroz.

»Ach laß mich doch bei dir sein«, sagte Nita leise, »ich möchte dich nur noch mal eben berühren.«

»Was soll dies ewige Getatsche. Komm, nimm lieber mal die Puderquaste und betupf die Stelle da auf dem Rücken.« Nita tat es. Sie legte ihren Kopf an seinen kühlen Rücken. »Dieser Dieckmann«, sagte sie, »wenn er dir nur nichts tut. Ich habe doch etwas Angst. Er kann so wütend werden, und dann soll er so stark sein. Das weiß man.«

»Ach was«, sagte Alvaroz und schüttelte sie ab.

 

Der Hypnotiseur hob Hand und zog bedeutungsvoll die dicken Augenbrauen hoch. »Achtung«, rief er in den schweigenden Garten, und seine roten Backen glänzten. »Jetzt kommt was besonderes. Etwas, was ich nur diesen Abend machen werde, eine Extranummer: Die singende Nachtigall. Sie werden staunen. Ich bitte um völlige Stille und Aufmerksamkeit.«

88 Er wandte sich zu Addi: »Addi, meine Nachtigall, marsch, auf den Baum.« Durch Addis Körper ging ein Ruck, und wieder setzte er sich mit geschlossenen Augen, in schlafgebundenem Zustand, mit steifen Schritten in Bewegung. Ging von der Bühne herunter in den Garten auf die große Buche zu, auf die der Vater wies. Sie stand nicht weit von der Bühne, etwas seitwärts, aber sichtbar für alle Leute im Garten.

»Hinauf, hinauf, hinauf«, rief der Vater in singendem Ton.

Addi trat auf die Wurzel und ruck, ruck, ruck, starr und maschinenmäßig, mit unbegreiflicher Schnelligkeit und Sicherheit kletterte er am Stamm hoch – brauchte er sich überhaupt festzuklammern? Ruck, ruck auf den ersten Zweig, ruck auf den zweiten und höher und höher in die schwerbelaubte Baumkrone hinein, und schon war er auf der höchsten Gabelung, saß dort steif und unbeweglich.

Alle Köpfe waren in die Höhe gedreht, einige Leute waren aufgestanden, um besser sehen zu können. Hier und da lachte man verwirrt und belustigt auf. Das war ja toll! Wie ein Eichhörnchen war der Junge nach oben geklettert. Was sollte das alles? Gespannt blickte man auf den stillsitzenden Knaben, dessen weißer Anzug vor dem dicken blauen Himmel und durch das Blattwerk leuchtete. Der Hypnotiseur hielt seine Hände zum Schallrohr an den Mund: »Nun, Addi, meine Nachtigall, singe, singe, singe.«

Einen Augenblick war es ganz still, und dann hob eine dünne Kinderstimme zu singen an, erst schwankend und ungewiß, ein flackerndes Flämmchen, dann immer klarer ansteigend, hell und durchdringend, silbernreine Tonkreise ziehend, in den Garten, in den vollen 89 Nachthimmel hinein. Und die Leute da unten schwiegen und lauschten, mit nach oben gekehrten Gesichtern, befremdet, tonbeglänzt und erheitert, sahen in die Baumkrone, in den Nachthimmel, sahen klingend die grausilberne, ein wenig verbeulte Mondscheibe durch Wolken rollen, sahen angeleuchtete, aufleuchtende Wolken im schweren, warmen Wind dahinsegeln, fühlten die laue Strömung der Nachtluft, die Kühlung des Gesanges, die Stille des Augenblicks. Die Roheren schüttelten wohl die Köpfe und murmelten »Quatsch« und sahen doch auf und lauschten. Berta hatte ihr Gesicht nach oben gekehrt und saß wie schlafend da, sie dachte für Augenblicke gar nicht an den Neger, der da am Baum stand mit glänzenden Augen und offenem Mund, auch den Blick in die Baumkrone gerichtet. Anton und Oskar lauschten, der Steuermann hatte den Kopf in die Hand gestützt und guckte versonnen auf die Tischplatte, und der Hypnotiseur stand auf der Bühne, lächelte triumphierend und bewegte die Hände dirigierend nach dem Gesang. Leichter und ruhiger, wie im Schlafe, atmeten nun die Menschen, die Glieder lösten sich, und sie fühlten wie eine weiche leibliche Berührung die Nacht an sich herankommen. Langsam und schwer wuchs sie nun ihrer tiefsten Ruhe und Stille, ihren dunkelsten Stunden entgegen. Und ein dicker weicher Wind kam auf und wühlte sanft in den Bäumen und trug Addis Gesang über Gärten und Häuser fort. Vereinsamt waren nun die meisten Straßen, und die Schiffe lagen schwerleibig und regungslos im Hafen, zusammengefaltet ruhten die Segel, steif wie Teermasse stand das Wasser im Hafenbassin. Auch die Adelaide lag nun still da, nur an wenigen Stellen erleuchtet, die Maschine arbeitete dumpf und 90 stoßend, und Kapitän Martens saß in seiner Kabine und schnaufte und schrieb, während der kleine Steward gerade dabei war, seine Sachen zusammenzuraffen und das Schiff zu verlassen. Der Fluß rauschte an der Stadt vorbei, unter den Brücken weg, und die Pfeiler standen ihm entgegen und stauten seine Wasser. Und auf seinem Rücken würde nun auch in wenigen Stunden die Adelaide dahinfahren. Ein paar Fischerkähne lagen am Fuß der hohen, bis in den Fluß reichenden Packhäuser, und unbeweglich hielten die Angler ihre Ruten ins Wasser. Andere Fischer waren dabei, aus den mondglänzenden Fluten das Netz zu heben – fettig schimmerten die Fischleiber, bäumten sich auf, wollten zurückspringen ins Wasser. Die Schwäne auf dem Wallgraben schlummerten neben dem Häuschen, den Kopf im Gefieder, und aus dem moorigen Wasser stieg fauliger Dunst. Und die Kröten kamen nach oben und gurgelten langgezogen aus ihren breiten Kehlen heraus, ihre Augen glotzten kristallen auf die Ratten, die zwischen den Baumwurzeln am Uferrand hinhuschten, pfeifend und zischend, auch der Fischmarder lief da leise schnurrend, sprang klatschend ins Wasser und verbiß sich in einen Aal. Schwerbelaubt und rund zusammengedrängt standen die Bäume des Walls und hielten den Atem an. Leer war es auf den Bänken, und die Mühle ragte vom Hügel mit ihren Fledermausflügeln, zu Bett lag der Anlagenwärter, vermorscht träumte sein Kahn am Ufer, und in der dunklen Stube, durch die manchmal der Mondstrahl glitt, hing sein spitzer Strohhut unter lauter ausgestopften Vögeln, auf dem Tisch lag die Zeitung und die Brille im Futteral darauf dicht unter dem Bilde seiner robusten verstorbenen Frau, das über dem Sofa 91 hing. Die alten Kapitänswitwen in der »Seefahrt« lagen jetzt tief in ihre buntgestreiften Federbetten verkrochen, klein und verschrumpelt, sie hatten ihre Fenster offen, und in ihren Schlaf hinein drang das Plätschern des kleinen Brunnens vom Hof und das Aufkreischen eines Papageis, der im Traume sprach.

Und Addi sang. Er saß starr im Gezweige mit zurückgebogenem, blassem Gesicht und gerade herunterhängenden Armen, und er sang aus der Dunkelheit seines kleinen Leibes heraus in die Dunkelheit der Nacht – hell und klar zogen die Töne dahin. Er sang über die Wipfel hinweg, über den Astoriagarten. Und nicht weit von ihm entfernt, nur ein paar Gärten, ein paar Häuser und Straßen lagen dazwischen, spielte Herr Berg auf der Flöte. Er stand noch immer am Fenster, und das Fenster war geöffnet, und Herrn Bergs blasse, knochige Finger hoben und senkten sich über den Flötenlöchern. Seinen Kopf hielt er etwas schief, und seine ruhigen, grauen Augen horchten den Tönen nach. Es war ein gleichmäßiges Spiel, ruhig ansteigend, ruhig fallend, friedevoll, nicht eigentlich froh, nicht eigentlich traurig, und doch immer ein wenig klagendes – war ein klares, rein entschiedenes und scharfgezogenes Tönen. Still zog es in die Nacht hinaus, verwehte, zerging in den stillen Lüften.

Die beiden Männer, die da noch immer in der Laube saßen, Herr Hennicke und der Inspektor, die empfanden das wohl, sie sahen manchmal von ihrem Tisch mit der warmleuchtenden Petroleumlampe auf, sahen von diesem trübgemütlichen dunstigen Lichtschein, in dem die Mücken tanzten, auf und sogen den Frieden der Höhe in sich ein. Sie waren jetzt dabei, sich Briefmarken auszutauschen, vor ihnen lag Herrn Hennickes 92 großes Briefmarkenalbum, das schon auf allen Seiten mit den seltensten Marken vollgeklebt war, und nun betrachtete Herr Hennicke eine neue Sammlung, die der Inspektor mitgebracht hatte, mit einer Lupe sah er auf die zarten, bunten Dinger. Die hatte er schon, aber die fehlte ihm noch, und Worte wie Cuba, Madagaskar, Ceylon und Afghanistan tropften traumschwer in die Nacht.

Wußte Herr Berg, daß er in einem Totenhaus spielte? Er wußte es nicht. Frau Jacobi hatte es ihm nicht mehr gesagt, sie hatte nicht mehr daran gedacht, als Frau Mahler mit verstörtem Gesicht vor der Haustür gestanden hatte, beschienen von dem kraftlosen Schein der Treppenlampe. Sie war schnell mit nach unten gelaufen, um Frau Mahler in der schlimmen Stunde beizustehen. Herr Berg wußte es also nicht, aber wenn er es auch gewußt hätte, so hätte es ihn wohl nicht allzusehr erschreckt und vielleicht hätte er sein Spiel auch dann nicht unterbrochen. Er war mit dem Tode vertraut, hatte ihn in sich aufgenommen, und auch sein Spiel wußte in ruhiger Weise von ihm, ja gerade von ihm, zu erzählen. Unter dem gehaltenen silbernen Kreisen seiner Flötentöne war Herr Mahler sanft eingeschlafen. Er atmete ruhig, lag still im Bett, die Arme steif auf der Decke. Ein paarmal sog er noch die warme, würzige Gartenluft ein, die durchs offene Fenster hereinströmte, die Luft, die in so mancher Nacht zu ihm gekommen und seinen Körper durchflossen hatte, dann hörte er auf zu atmen, ganz langsam, immer leiser wurde sein Hauch, sein Mund blieb offen stehen, und sein Gesicht verblaßte im Schein der Nachttischlampe. Die beiden Frauen standen starr und entsetzt neben dem Bett, sie hatten sich umgefaßt wie zwei 93 Verbündete und blickten auf das Herannahen des feindlichen Todes. Aber ihre Mienen wurden immer stiller und ruhiger, die Angst verschwand immer mehr, als sie sahen, wie leicht der Tod über den Mann kam, wie er wirklich nichts weiter war als ein sanftes Einschlafen, ein lautloses Sichentfernen.

»Das ist doch eigentlich gar nicht so schlimm«, sagte Frau Jacobi, »ich meine natürlich . . .«

»Wie still das geht«, sagte auch Frau Mahler. Aber dann sah sie die blutlose Hand, die auf einmal ganz anders aussah als früher, und sie sah die furchtbare Unbeweglichkeit des Gesichts. Und da warf sie sich über den Toten. Er war ja ganz weg. Das, was da lag, war ja etwas ganz anderes, eine fremde Wachspuppe, ein Gehäuse, er war ja entwichen – und kam nie wieder.

Frau Jacobi stand beobachtend beiseite, die Hände überm Leib gefaltet. Sie fand es ganz in der Ordnung, daß Frau Mahler sich so anstellte. Mein Gott, wie albern hatte sie sich selber angestellt, als ihr Mann gestorben war. Aber man kommt drüber weg, sie selber war drüber weggekommen, und auch Frau Mahler wird drüber wegkommen. Komisch, daß man sich das nicht gleich sagen kann, aber das geht wohl nicht.

Sie beugte sich über Frau Mahler und klopfte sie auf die Schulter: »Meine Liebe, wie ich Sie bedaure . . . Was war er aber auch für ein guter Mann . . . Weinen Sie sich nur ordentlich aus, dann werden Sie schon etwas Ruhe finden.« Und als Frau Mahler daraufhin nur um so heftiger aufschluchzte, trat sie zurück. Nun mußte man Geduld haben. Man mußte sie in Ruhe lassen, sich ausweinen lassen. Da ließ sich nichts machen. Vielleicht kann ich meine Handarbeit holen und mich 94 ein wenig damit bei ihr hinsetzen. Im »Wohnzimmer bei der Lampe, natürlich nicht hier bei dem Toten. Aber eine Handarbeit, ging das auch schon? Ach, sie wird sicherlich nicht mehr fertig, übermorgen ist ja schon Elses Geburtstag. Unschlüssig schaute Frau Jacobi zur Seite, auf die Schale mit Äpfeln, die, hoch vollgefüllt, auf der Kommode stand. Die Äpfel rochen stark säuerlich und ein wenig faulig bereits, und ihr Geruch mischte sich mit dem des Gartens und dem des einsetzenden Todes. Frau Jacobi hörte durch die Decke und durch das Fenster die fatalen Flötentöne des Herrn Berg. Aber waren sie wirklich so unangenehm und störend, diese Töne, wie sie da so über Herrn Mahlers starre Gestalt sanft, klar und friedlich hinwehten? War das nicht so eine richtige Totenmusik?

 


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