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Sechzehntes Kapitel

Stilke hatte seit seinen Recherchen bei Hulda Müller in seinem Beruf ein Haar gefunden. Dies Haar war aber auch das einzige, über dessen Ursprung er nicht im Zweifel war. Hinsichtlich der in Frage stehenden Löwenhaare hatte sein Diensteifer nicht das geringste Resultat erzielt. Der schöne Enrico war und blieb derjenige, der einem seiner vierbeinigen Untergebenen eine solche Locke hätte abschneiden können, ohne in Stücke zerrissen zu werden, er aber war durch andere Umstände gegen jeden ernstlichen Verdacht geschützt. Wenn die Vorstellung abends zu Ende war, führte seine kraftvolle Gattin ihn, wie das Zirkuspersonal einstimmig bezeugte, jedesmal sofort freundlich, aber energisch im Triumph nach Hause, und ein heimliches Entweichen bei Nacht war ihm, wie diskrete Nachforschungen ergeben hatten, ebenso unmöglich. Denn das eheliche Schlafgemach war derart eingerichtet, daß er Huldas umfangreichen Körper hätte überklettern müssen, wenn er sich auf heimliche und verbotene Wege hätte begeben wollen, der leichte Schlaf der schweren Dame wäre dadurch aber zweifellos gestört worden. So erschien es als ausgeschlossen, daß der verführerische Löwenbändiger jemals mit irgend einem anderen weiblichen Wesen ein Stelldichein gehabt hätte, geschweige denn, daß er in fremden Stiefeln in einer Aprilnacht im Negenbornschen Garten umhergelaufen wäre. Rein wie ein Engel stand er in seinen Lackstiefeln da – nur in Huldas Herzen wollte unbegründete Eifersucht noch immer nicht schlafen, und sie machte ihrem Heinrich die Häuslichkeit so gemütlich, daß er einen großen Teil des Tages im Käfig bei seinen Löwen zubrachte.

Nach den gemachten Erfahrungen bekam Stilke einen Schrecken, als er abermals mit neuen Recherchen beauftragt wurde, so schmeichelhaft ihm das Vertrauen seines hohen Vorgesetzten auch war. Bornträger hatte in seiner Mannesbrust einen schweren Kampf gekämpft. Sein Herz war ein blutiges Schlachtfeld, auf dem die Furcht, seine Philippine und sich selber zu kompromittieren, mit seinem Pflichtgefühl stundenlang heiß gestritten hatte. Denn er vermochte sich der Erkenntnis nicht zu verschließen, daß Niemanns Kombinationen in bezug auf den anonymen Brief und Paul Delaroche einige Wahrscheinlichkeit für sich hatten. Hier war ein Mann, der ebenso viel Grund hatte, auf die königliche Polizeidirektion erbittert zu sein, wie er mit ihren Personalverhältnissen genau vertraut war. Das publizistische Eintreten für sie, das Bornträger selbst Frau von Hergenrath gegenüber zu Pauls Gunsten angeführt hatte, nahm bei näherem Nachdenken mehr und mehr die Gestalt heimtückisch berechneten Irreführens an, und schauerlich finstere Abgründe im Charakter dieses Journalisten erschlossen sich den Blicken des Polizeichefs. Aber je tiefer die Abgründe sind in der Menschenseele, umso leichter und gewandter pflegt ja die Polizei in sie hinunter zu klettern – und auch Bornträger kletterte.

Am Tage nach seinem Besuch bei Frau von Hergenrath und seinem Gespräch mit Niemann siegte die Pflicht im Herzen des Oberregierungsrats, wenigstens log er sichs vor. Er hatte sich entschlossen, etwas zu tun – aber nicht das Richtige. Um Paul Delaroche, den Gefährlichen, beschrieben seine geplanten Maßnahmen einen weiten, vorsichtigen Kreis. Aber da war die Verlobte dieses Mannes. Daß auf ihr eine Mitschuld lastete, daß von ihr der anonyme Brief herrührte, glaubte Bornträger im Grunde seines Herzens durchaus nicht. Er sagte sich: So schreibt eine Verlassene, keine Braut. Aber es gibt Stunden, in denen der Mensch sich selbst mit großer Geschicklichkeit betrügt, und solch eine Stunde war für den Herrn Polizeichef gekommen. Er überredete sich in merkwürdig kurzer Zeit, daß diese Dame ein höchst gefährliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft sei und gegen sie das ganze schwere Geschütz polizeilichen Dienst- und Pflichteifers aufgefahren werden müßte. So wurde denn Stilke vor seinen hohen Herrn berufen und von ihm beauftragt, bewußte Dame, wohnhaft Hasenstraße 44, heimlich zu überwachen. Aber mit äußerster Vorsicht und Diskretion, verstehen Sie? Folgen Sie ihr nach, bringen Sie heraus, wie sie lebt, wo und mit wem sie verkehrt, aber sehen Sie zu, daß sie nichts von dieser Ueberwachung bemerkt. Ich beauftrage Sie nur zu meiner eigenen Instruktion mit diesen Nachforschungen. Vorsicht und Diskretion – es handelt sich um eine Dame! Bornträger hatte die letzten Worte in seinem Herzen auf seine viereckige Philippine bezogen, Stilke glaubte nach den Gesetzen der ihm so mühevoll eingetrichterten Logik, sie gälten Martha von Bühring.

Seufzend machte der also geehrte Schutzmann sich auf den Weg. Befehl aber war Befehl, er mußte ausgeführt werden. So postierte sich Stilke wie ein Ritter Toggenburg an eine Straßenecke, die der Nummer 44 der Hasenstraße schräg gegenüberlag, und starrte stundenlang nach der gelben Backsteinfassade und der braungestrichenen Tür des Hauses, in dem die überwachte Dame ihre Wohnung hatte. Die redelustige Besitzerin eines benachbarten Kramladens machte mit Freuden für ihn das Adreßbuch der Hasenstraße; sie kannte nicht nur jeden Einwohner, sondern auch jeden Hund in ausgedehnter Nachbarschaft bei Namen und war freigebig mit ihrer Wissenschaft. Es dauerte jedoch geraume Zeit, bis eine schlanke und elegante Dame aus der Tür von Nummer 44 trat und von der Krämerin als Fräulein von Bühring, die Sekretärin des Vereins für Frauenschutz, wissen Sie, vorgestellt wurde. Beim Heraustreten aus dem Hause sah die Dame sich ein wenig scheu nach allen Seiten um und ging dann rasch die Straße hinunter. Stilke folgte in angemessener Entfernung. Das Ziel, dem sie zustrebte, lag nicht in der inneren Stadt. Sie hatte sich der Vorstadt zugewandt, und mit Erstaunen und Unbehagen zugleich erkannte der Schutzmann, daß sie seinem eigenen Bezirk und der verhängnisvollen Gegend der Augsburgerstraße immer näher kam. Erst ihr Abschwenken von der Augsburgerstraße nach der nahen, parallel mit jener laufenden, aber nicht mehr zu seinem Bezirke zählenden Steinstraße beruhigte den Schutzmann wieder. In dieser Straße machte die Dame vor einem hohen Mietshause halt, dessen Fenster mit verschiedenfarbigen Bett- und Wäschestücken anmutig verziert waren, schaute sich noch einmal um und verschwand alsdann in der Haustür.

Stilke ging über die Straße hinüber und musterte mit seinen polizeilich geschärften Blicken zunächst diese Haustür. Sie trug die Nummer 56 und unterschied sich von anderen ihresgleichen lediglich dadurch, daß sie eingehakt war und offen stand. Zwei Firmenschilder waren rechts und eins links von der Türöffnung angebracht; rechts kündigten eine Spitzenwäscherin und ein Vogelausstopfer ihre Künste an, während links nichts zu lesen war als: Frau Tübbe, dritter Stock. Sobald Stilke diese Beobachtungen gemacht hatte, trat auch er in den Hausflur und ging bis an den Fuß der Treppe, um auf die leichten Schritte zu horchen, die von oben erklangen. Immer leiser wurde ihr Ton; sie führten offenbar zu den Höhen dieses nach ungewaschenen Kindern riechenden Hauses. Endlich verstummten sie, und ein ganz matter Glockenton klang in die Tiefe zu dem horchenden Schutzmann. Gleich darauf öffnete sich dort oben eine Tür, ein paar unverständliche Stimmen murmelten ineinander, dann folgte mit dem Schließen der Tür eine plötzliche Stille.

Vorsicht und Diskretion! sagte Stilke zu sich selbst, während er behutsam auf den Zehenspitzen die Treppe gleichfalls hinanstieg. Er ging jedoch ziemlich schnell, um nicht von der zurückkehrenden Dame überrascht zu werden, möglichst aber zu erkunden, hinter welcher Tür sie verschwunden war. Trotzdem wurde seine Berechnung durch die Tatsachen umgestürzt. Er war kaum auf der Mitte der dritten Treppe angelangt, als im Stockwerk über ihm eine Tür geöffnet wurde und nach ein paar hastigen Abschiedsworten die verfolgte Dame die Treppe schon wieder herabstieg. Stilke machte zuerst einen Versuch, zu entfliehen, gedachte dann aber seiner amtlichen Würde, machte sich auch klar, daß ein Dauerlauf vor der Dame her ihr notwendig auffallen mußte, und blieb ein paar Stufen tiefer wieder stehen, um sie an sich vorbeipassieren zu lassen. Hier stand er mit sehr rotem Gesicht, auf dem sich erhebliche Verlegenheit abmalte, und riß auf einen forschenden Blick Marthas den Hut grüßend vom Kopfe. Sie sagte Guten Tag, ging an ihm vorüber, blieb wieder stehen und sah nach ihm zurück.

Ich kenne Sie doch, sagte sie dabei. Sind Sie nicht Schutzmann?

Schutzmann? O nein – eigentlich nicht, das heißt – Schutzmann bin ich wohl, aber –

Sie wollen hier nicht erkannt werden, ich verstehe. Und ich werde Sie nicht verraten. Aber ich kenne Sie; mein Verlobter, der auch früher bei der Polizei war, hat Sie mir einmal gezeigt. Guten Tag.

Er öffnete den Mund, um ihren Gruß zu erwidern, war aber so verwirrt, daß er sich wie ein Taubstummer gebärdete. Martha ging eilig die Treppe weiter hinunter und ließ ihn ärgerlich und unschlüssig zurück. Es war ihm höchst unangenehm, von ihr erkannt worden zu sein; wie war es nun möglich, sie weiter mit Vorsicht und Diskretion zu beobachten? Er stand und grollte dem Schicksal und überlegte. Dann packte ihn das Pflichtbewußtsein, und er sagte sich, daß er doch wenigstens versuchen müßte, den Zweck des eiligen Besuches zu ermitteln, den die Dame hier gemacht hatte. Sie war aus der Tür über ihm herausgekommen, er stieg also zu dieser Tür empor und las hier zum zweiten Male den wenig verratenden Namen »Frau Tübbe«. Ein Vorwand, unter dem er sich einführen wollte, war inzwischen in seinem Geiste gereift, und so hob er die Hand nach der Glocke.

Auf ihren Ton erklang im Korridor ein so hastiges Getrappel von Füßen, daß es anzuhören war, als wenn eine wohlgenährte Ratte über den Boden huschte, und ein Spalt in der Tür tat sich auf, durch den eine ziemlich spitze und rote Nase sichtbar wurde. Die von ihr gemachte Rekognoszierung schien befriedigend ausgefallen zu sein; denn die Tür öffnete sich weit genug, um die dahinter befindliche Dame in Lebensgröße sehen zu lassen, ohne daß diese Tatsache besonders erfreulich gewesen wäre. Die aufgetauchte Gestalt war ungefähr ebenso breit wie hoch, trug eine braune, gekräuselte Perücke, die mit wirklichen Haaren wenig zu schaffen hatte, und litt an derart entzündeten Augen, daß nicht nur die unteren und oberen Lider, sondern auch die Augenbrauen mit roten Streifen nachgezeichnet waren.

Sie wünschen? fragte sie mit dem raschen Tone der Frauen, die niemals Zeit haben.

Stilkes Antwort kam in etwas unsicherem Tone heraus. Ich meine, ich habe gehört, daß hier bei Ihnen ein Zimmer zu vermieten ist.

Hehe! Sie schaute ihn von unten her an und lachte mit einer Stimme, die an das Bellen eines heiseren Pintschers erinnerte. Er stand verdutzt und wußte nicht, was er sagen sollte. Sie aber wiederholte ihr Lachen noch einmal. Hehe! Zimmer mieten – Sie? Sind doch Schutzmann – hehe!

Schutzmann, ich? Er machte wieder einen schwachen Versuch zum Leugnen, wurde jedoch noch sehr viel röter als die Nase der Dame, deren Kopf sich in seiner Magengegend befand.

Natürlich, kenne Sie doch, hehe! Kriminalschutzmann Stilke aus dem zehnten Bezirk. Kenne alle Schutzleute in der Nachbarschaft, hehe!

Ich aber – ich kenne Sie nicht.

Wundert mich nicht, wundert mich nicht. Keiner von den Herren kommt über seinen Bezirk hinaus. Womit kann ich dienen?

Stilke zögerte noch einen Augenblick, sah dann aber ein, daß mit Leugnen hier nichts zu machen sei. Nun, da Sie mich einmal erkannt haben, ist es ja das beste, ich rede gerade heraus. Ich wüßte gern, was die Dame bei Ihnen gewollt hat, die eben hier war.

Die Dame? Hehe! Will ich Ihnen sagen. Kinderzeug hat sie gebracht für ein kleines Wurm, das ich in Pflege habe. Ist mein Beruf. Habe sieben Stück im Augenblick.

Kinderzeug für ein kleines Kind? Wo kommt denn das her?

Sie schüttelte sich vor Lachen über seine Frage. Hehe, hehe, hehe! Wo sie meistens herkommen, die Kinder. Einesteils von der Liebe, andernteils von der Mutter. Dies da – sie wies mit dem Kopf in den dunklen Korridor hinein – ist erst acht Tage alt. Womit kann ich sonst noch dienen?

Sie wurde plötzlich wieder sehr eilig, und da Stilke so rasch keine weitere Frage zusammenbrachte, so sprach er ihr nur seinen Dank aus und verabschiedete sich.

Tief in Gedanken ging er die Treppe hinab. Er suchte nach Beziehungen für das hierhergetragene Kinderzeug, fand aber keine. Dann packte der Aerger ihn, daß er zweimal an einem Tage von Personen erkannt worden war, die nichts von ihm wissen sollten. Wie war es unter solchen Umständen möglich, seine Recherchen vorschriftsmäßig mit Vorsicht und Diskretion auszuführen?

Dieser Gedanke nagte an ihm den ganzen Tag, doch brachte die Nacht erst Erleuchtung. Vielleicht erschien ihm Frau Tübbes Perücke im Traum und befruchtete seine Phantasie. Ein falscher Bart war die Eingebung nächtlicher Stunden! Wenn er sich durch einen solchen Bart unkenntlich machte, dann war er gesichert gegen Entdeckung. Mit einem stolzen Gefühl gesteigerter Intelligenz begab sich Stilke schon in aller Morgenfrühe in den Laden eines Friseurs und überlieferte sich den Händen dieses Mannes zu gründlicher Verwandelung. Nach kurzer Zeit prunkte sein Antlitz mit einem Backenbarte, dessen Material Waldwolle und dessen Farbe ein tiefes, beinahe schwarzes Braun war, während sein Haupt nach wie vor in hellem Strohblond erglänzte. Auf einen bescheidenen Einwand seinerseits über den pikanten, aber wenig glaubhaften Gegensatz versicherte der Haarkünstler, der die Wolle zufällig nur in dieser Farbe vorrätig hatte, daß die vornehmsten Herren gegenwärtig solche Bärte trügen, und daß der eigene Bruder Stilkes – er hatte keinen, aber das schadete nichts – ihn unter keinen Umständen erkennen würde.

Merkwürdig war es, wie viele Leute an diesem Tage stehen blieben und dem verwandelten Schutzmann nachschauten. Es tat ihm wohl, mit einem Male so sehr beachtet zu werden, und er fühlte sein Selbstbewußtsein noch mehr gehoben, als trotzdem keiner von seinen Bekannten ihn mit Namen ansprach. In sich hineinlachend ging er seines Weges und postierte sich in der Hasenstraße, wo die Krämerin gleichfalls mit merkwürdigen Augen auf ihn blickte, doch kein Erkennungszeichen von sich gab. Erst als gegen Mittag seine Schutzbefohlene ihre Wohnung verließ und, nahe bei ihm vorübergehend, ihn ungewöhnlich scharf betrachtete, wurde ihm ein wenig unbehaglich zumute, doch ließ ihm seine Pflicht keine Zeit für solche Privatgefühle. Mit angemessenem Zwischenraum folgte Stilke der jungen Dame, die sich diesmal in besonders beschleunigtem Tempo der inneren Stadt zuwandte, schließlich in die stark belebte Hauptstraße bog und in ein großes Reisebureau eintrat.

Ein Reisebureau, das war verdächtig und interessant! Wer polizeilich beobachtet wird und solch ein Geschäft betritt, lädt einen Fluchtverdacht unmittelbar auf sich. Stilke fühlte denn auch sogleich den dringenden Wunsch, zu erfahren, was die junge Dame dort wollte. Sein Vertrauen in die gewählte Verkleidung war im Laufe der letzten halben Stunde mächtig gewachsen, die Berufung des Friseurs auf den Bruder, den er nicht besaß, fiel ihm ein, und ein befreundeter Schutzmann in Uniform, der eben die Straße herunterkam und mit immerhin möglichem Erkennen drohte, trieb ihn zur Eile. Auch Stilke öffnete die Tür des Reisebureaus und trat ein.

An den Schalteröffnungen des großen Raumes warteten verschiedene Leute, darunter auch Martha, die vor dem besonders stark umlagerten Ausgabeschalter für Fahrkarten offenbar unruhig dastand. Während Stilke sich noch unentschlossen umschaute – um in der gegebenen kurzen Zeit schon einen ausreichenden Vorwand ersonnen zu haben, arbeitete seine Verstandesmaschine nicht rasch genug –, wurde ihm eine besondere Auszeichnung zu teil. Einer der Herren, die sonst in kühler Unnahbarkeit hinter den Schaltern zu thronen pflegten, verließ in Eile seine hölzerne Höhle und betrachtete Stilke mit durchdringenden Blicken, während er zugleich mit ungewöhnlicher Höflichkeit nach seinen Wünschen fragte.

Stilke suchte nach einer Antwort. Ich, – ach, ich warte nur hier. Ich wollte nach etwas fragen, – aber nachher erst, nicht gleich.

Die Blicke des Herrn wurden immer durchdringender, doch blieb seine Höflichkeit unverändert. Wie Sie wünschen, ganz wie Sie wünschen. Ich bitte, einstweilen Platz zu nehmen. Rückwärts gehend, um nur ja kein Auge von Stilke abwenden zu müssen, zog sich der Herr hinter die hölzernen Wände zurück, wo sich sogleich eine kleine Konferenz mit ein paar anderen Kollegen entspann und ein Kreuzfeuer von Blicken durch die Schalteröffnungen auf den Schutzmann geschleudert wurde.

Stilke war jedoch ganz erfüllt von der Wichtigkeit seiner Mission. Er pürschte sich vorsichtig an Martha heran, stand ein paar Minuten wartend schräg hinter ihr und hörte sie mit kriminalistischer Genugtuung ein Billet zweiter Klasse nach Karlsruhe für übermorgen, einfach, nicht retour, von dem Beamten fordern. Jetzt aber geschah etwas, das ihn persönlich aufs nächste betraf. Aus den verborgenen Tiefen der Geschäftsräume trat ein älterer Herr, der durch Brille und Glatze als bedeutsame Persönlichkeit gekennzeichnet wurde, kam dicht an Stilke heran und sagte: Sie wünschen eine Auskunft, mein Herr. Darf ich Sie vielleicht bitten, mit in mein Sprechzimmer zu treten? Er hatte trotz aller Höflichkeit etwas ungemein Bestimmtes im Ton, dem schwer zu widerstehen war, doch Stilke war entschlossen, in der Nähe der ihm anvertrauten Dame zu bleiben, und erwiderte daher mit einem ähnlich starken Aufgebot von Bestimmtheit: Ich danke, danke sehr. Aber ich habe nur eine Kleinigkeit zu fragen. Er hatte sich inzwischen eine harmlose kleine Frage nach Billetpreisen ausgedacht, die er am Schalter stellen wollte, doch ließ ihn der energische Herr zur Ausführung dieses Planes nicht kommen. Er wurde so dringend, wie ein Mensch nur werden kann. Mein Herr, ich möchte Sie trotzdem ersuchen, für einen Augenblick in mein Zimmer zu kommen. Und sich ganz nahe an Stilke herandrängend, so daß die Brillengläser über dessen Kopfe glänzten, fügte der Herr im Flüstertone hinzu: Wir vermeiden gern unliebsames Aufsehen, mein Herr.

Stilke war im Begriff, jetzt ernstlich grob zu werden, als zwei neue Personen auf dem Schauplatz erschienen. Von ihm unbeachtet, war gleichzeitig mit dem glatzköpfigen Herrn ein Jüngling mit rotem, aufgeregtem Gesicht aus den hinteren Räumen hervorgekommen und gleich darauf durch die Straßentür hinausgeschossen. Dieser Jüngling erschien von dorther jetzt wieder und brachte den uniformierten Schutzmann mit sich, den Stilke schon draußen von weitem gesehen hatte. Zu diesem wandte sich der energische Herr, begrüßte den Vertreter der öffentlichen Ordnung wie einen alten Freund mit den Worten: Da sind Sie ja, das freut mich! und fügte hastig hinzu: Nun müssen Sie die Sache in die Hand nehmen. Ich habe nach Kräften versucht, Aufsehen zu vermeiden, aber der Herr hier ist renitent. Nehmen Sie ihn fest. Es ist der von Berlin her signalisierte Bankräuber Tönebön, das Signalement stimmt, und sein falscher Bart verrät ihn.

Stilke war so betroffen, daß er zunächst nur die Zunge hilfesuchend ausstreckte. Dann aber fand er soweit die Sprache wieder, um stammelnd an seinen würdevoll herangetretenen Kollegen die Frage zu richten: Lieseke, Lieseke, ja kennst du mich denn nicht?

Lieseke ist mein Name, aber kennen tue ich Ihnen nicht, war die Antwort des Schutzmanns, der seiner Sprache nach an Bildung offenbar unter Stilke stand. Nun kam aber eine verzweifelte Wut über den Unglücklichen. Den Bart abreißend – was wenig wohltuend war, weil der Friseur ihn festgeklebt hatte – schrie er heftig: Sieh mich doch nur an, sieh mich an ohne Bart. Und hier ist auch noch meine Legitimation!

Nun fing Lieseke zu lachen an. Ja, das ist denn eine andere Sache. So kenne ich dir schon. Wie du so vor mich stehst, bist du der Kriminalschutzmann Stilke aus dem zehnten Bezirk und kein Bankräuber. Aber wie kommst du denn eigentlich hierher?

Ich bin dienstlich hier, entgegnete Stilke mit Würde und wandte unwillkürlich den Kopf nach der Seite, wo er Martha zuletzt erblickt hatte. Sie stand noch dort, nur ein paar Schritte näher, war Zeugin des ganzen Auftritts gewesen und betrachtete Stilke mit ein paar Augen, in denen deutlich geschrieben stand: Ich weiß es, daß du mir hierher nachgegangen bist. Aber nur eine Sekunde lang ruhten ihre sprechenden Blicke auf ihm, dann schritt sie hastig an ihm vorüber und auf die Straße hinaus.

Was half es dem armen Stilke, daß die Beamten sich nun in Entschuldigungen überboten, daß der bebrillte Herr ihn abermals in sein Privatzimmer einlud, aber jetzt, um eine Flasche Wein mit ihm und dem Kollegen Lieseke zu trinken, daß er sich in ungewohnter Geschwindigkeit wirklich ein paar Gläser davon in den leeren Magen schüttete? Trotz all dieser Beschwichtigungsmittel wollte das grausam unbehagliche Gefühl nicht von ihm weichen, das der Held auf dem Theater in die Worte zu fassen pflegt: »O Gott, ich bin erkannt!« Und als nun Stilke nach dieser niederdrückenden Episode seine unterbrochene Beobachtungsmission pflichteifrig wieder aufnahm, verfiel er in seiner Verwirrung auf ein Verfahren, das auch nicht besonders nutzbringend genannt werden konnte. Um von Martha nicht noch einmal gesehen zu werden, nahm er die Gewohnheiten der kleinen Teufel und sonstigen Unholde an, die plötzlich aus einer Schachtel hervorschnellen, wenn man den Deckel öffnet. Nur daß er sich in umgekehrter Richtung, aber mit gleicher Schnelligkeit bewegte, wenn die junge Dame aus dem Hause trat, und hinter Haustüren, in Durchgängen und Kellerlöchern mit einer Hast verschwand, daß er dadurch notwendig ihre Blicke auf sich ziehen mußte. So blieb »Vorsicht und Diskretion« immer sein Geleitwort.

Abgesehen von dem in polizeilichen Augen höchst verdächtigen Verkehr Marthas in der Tübbeschen Wohnung und von ihrem noch verdächtigeren Bahnbillet nach Karlsruhe, konnte Stilke seinem hohen Chef übrigens nichts Absonderliches von ihr berichten. Sie ging in diesen Tagen überhaupt wenig aus, meist nur, um einige Einkäufe in der Nachbarschaft zu machen, und beeilte sich immer sehr mit der Heimkehr. Ihre Bureauräume suchte sie nur einmal für anderthalb Stunden auf, und mit ihrem Verlobten sah Stilke sie überhaupt nicht.

Er machte sich darüber weiter keine Gedanken, umsomehr tat es Paul Delaroche. War er doch einer der Hauptbeteiligten bei diesem Nichtsehen. Martha hatte ihm zwar ein sehr freundliches Briefchen geschrieben, in dem sie um Entschuldigung bat, wenn sie ein paar Tage lang nicht für ihn zu haben wäre, da sie jedoch keine bestimmten Gründe für diese Enthaltsamkeit anführte, so fand Paul seinen praktischen Uebungskurs im Vertrauen immer überflüssiger und unangenehmer. Ziemlich mißmutig tat er seine redaktionelle Pflicht und war jedesmal froh, wenn irgend ein Besuch oder sonst eine Anregung von außen ihn dem ungewohnten und seiner Natur im Grunde sehr fremden Grübeln entriß.

Es war an demselben Nachmittag, an dem sich Martha wieder einmal in ihrem Bureau aufhielt, als der Redaktionsdiener mit einem gewissen sonderbaren Augenzwinkern Paul den Besuch einer Dame meldete. Obwohl Martha sich niemals in so feierlicher Weise ankündigen ließ, fühlte Delaroche trotzdem für einen Augenblick die erwärmende Hoffnung, sie sei gekommen, doch blies der Diener dies Kartenhaus gleich wieder über den Haufen. Er sagte lachend und wenig respektvoll: Eine so sonderbare Person habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen, worauf Paul ebenso heiter antwortete: Umsomehr will ich sie sprechen.

Der erste Blick, als er sich im Sprechzimmer der dorthin eskortierten Dame gegenübersah, zeigte ihm, daß der Diener über die Dame nicht zu viel gesagt hatte. Sie war ungefähr fünfzig Jahre alt und ihr Kostüm eine Musterkarte verschiedener Farben. Zu einem grünseidenen Rocke trug sie eine gelbe Bluse mit eingewebten großen roten Rosen, darüber eine halblange seidene Jacke vom klarsten Himmelblau. Am Halse war sie mit einer Brosche von riesenhaftem Umfang geschmückt, die aussah, als wäre sie aus den Mundstücken von sieben Teelöffeln zusammengesetzt worden, denen man die Stiele abgebissen hatte. Der Hut war braun, die Blumen im Vordergrunde waren violett, die nach hinten zu rosa, beide in üppigster Fülle vertreten. Ganz nach hinten schloß der Hut mit einer kurzen gelben Straußenfeder ab, die so daran befestigt war, als wäre der Hut ein Vogel Strauß und diese Feder sein Schwanz. Und eine besondere Fähigkeit und Angewohnheit der Dame gab diesem bunten Bauwerk eine noch größere Aehnlichkeit mit einem lebenden Wesen. Seine Trägerin hatte nämlich eine ganz merkwürdig bewegliche Kopfhaut und ließ mit ihrer Hilfe den Hut beständig auf und nieder tanzen. Und je lebhafter sie selber wurde, um so lebhafter tanzte der Hut und wedelte der Straußenschwanz.

Paul Delaroche erkannte auf den ersten Blick, daß ihm hier allerlei Vergnügen winkte, und in einem natürlichen Gefühl von Dankbarkeit auf Abschlag ging er mit besonderer Liebenswürdigkeit auf die Dame zu.

Meine gnädige Frau, oder muß ich sagen: gnädiges Fräulein –?

Frau, Frau, Frau, beteuerte die Dame mit großem Nachdruck, und bei jeder von diesen Beteuerungen machte der Hut einen kleinen Satz. Zugleich betrachtete sie den vor ihr stehenden Journalisten mit einem scharfen, prüfenden, beinahe drohenden Blick, eine gewisse Ueberraschung aber klang dann aus ihrer Frage: Sie sind Paul Delaroche?

Mein Vater hat es mir immer gesagt, gab er lachend zur Antwort, erfreut, einmal nicht mit »Herr Doktor« angeredet zu werden. Aber darf ich Sie nicht bitten, Platz zu nehmen?

Danke sehr. Sie sind höflich, das freut mich. Journalisten sind das nicht immer.

Ich bin eben noch nicht lange Journalist. Vielleicht gibt es sich noch.

Das will ich nicht hoffen. Durchaus nicht! Ich habe nämlich eine unangenehme Erfahrung mit einem Herrn von der Zeitung gemacht. Er verkehrte bei uns, er war sogar noch ein wenig mit meinem verstorbenen Manne verwandt. Da dachte ich, du sollst ihm auch einmal eine Freude machen und etwas für sein Blatt schreiben. Gut, ich tat's. Eine Novelle, humoristisch. Sie hieß: »Blüte der Liebe und Blüte des Lebens«. Meine Freundinnen lobten sie ungeheuer, sie war wirklich fein. Und was tut dieser Mensch? Er schickt sie mir zurück. Schickt sie mir zurück! Aber damit nicht genug. Er hält es nicht einmal der Mühe wert, sich in einem beigefügten Schreiben zu entschuldigen. Er legt einen gedruckten Wisch bei mit den Worten: »Leider zur Verwendung nicht geeignet«. Einen gedruckten Wisch! Wie finden Sie das?

Empörend! Aber – es soll bei den besten Redaktionen vorkommen.

Das kann ich mir nicht denken. Ich habe ihm gegenüber auch nicht mit meiner Meinung zurückgehalten. Ich habe ihm einen Brief geschrieben, anonym natürlich –

Natürlich!

Und ich habe ihm gründlich gesagt, was ich von ihm denke. Bei Ihnen gibt es doch hoffentlich solche Wische nicht?

Ich muß Ihnen reuevoll gestehen, daß wir sie auch besitzen. Aber einer so liebenswürdigen und anziehenden Dame gegenüber, wie Sie es sind, würde ich selbstverständlich niemals daran denken, sie zu verwenden.

Sie sind wirklich höflich. Höflicher als ich gedacht hatte. Das freut mich. Lassen Sie sich noch einmal anschauen.

Bitte sehr! Ich werde mein bestes Sonntagsnachmittagsgesicht machen.

Er legte den Kopf ein wenig auf die Seite und sah sie mit schmachtenden Blicken an. Sie aber stützte die Hände auf die Knie, streckte das blumengeschmückte Haupt vor und musterte ihn mit starren, durchbohrenden Augen. Dabei saß sie wohl eine Minute lang regungslos, nur der Hut vollführte seinen hüpfenden Tanz, und der Vogel Strauß wedelte mit dem Schwanze.

Eben wollte die Sache anfangen, Paul Delaroche unheimlich und langweilig zu werden, als die Dame selbst mit den Worten ein Ende machte: So, es ist gut. Hier habe ich Ihnen ein Manuskript mitgebracht.

Ich war darauf vorbereitet, sagte Paul in seinem liebenswürdigsten Ton. Es machte ihm in seiner gegenwärtigen Stimmung ein diabolisches Vergnügen, mit dieser bunten Dame ein wenig Schindluder zu treiben, wie er es unhöflicherweise im stillen benannte.

Sie hatte unterdessen in verschiedenen Taschen ihrer himmelblauen Seidenjacke nach dem Manuskripte gesucht und es endlich gefunden. Nehmen Sie, lesen Sie.

Danke sehr. Es scheint mir ein wenig umfangreich zu sein.

Kein Wort zu viel, Sie werden sehen. Lesen Sie, lesen Sie!

Möchten Sie es mir nicht lieber hier lassen?

Nein, lesen Sie es gleich. Werfen Sie wenigstens einen Blick hinein, um einen Eindruck vom Stil zu bekommen. Ich bleibe gern noch ein wenig hier.

Sehr schmeichelhaft. Und zu meiner Freude habe ich auch noch ein paar Minuten Zeit.

Also lesen Sie!

Paul entfaltete das Manuskript und las den Titel: »Das Recht der Mutter!« Sie aber unterbrach ihn gleich: Der Titel ist, wie soll ich sagen? – eine Art Attrappe. Sie müssen ja nicht glauben, daß ich die Unmenge von Aufsätzen, die unter diesem Titel schon erschienen sind, um einen weiteren vermehren will. Bei mir handelt sich's keineswegs um das neugeborene oder zu gebärende Kind, bei mir handelt sich's um das erwachsene Kind.

Ich bin begierig.

Zuerst kommt die Einleitung.

Das tut sie meistens. Aber lassen Sie sehen. Er begann zu lesen: »Wenn die Wogen auf dem Ozean des Lebens rauschen und sich das Ewige im Unendlichen spiegelt« – sehr hübsch! –

Nicht wahr?

Ausgezeichnet! – »wenn die Vergangenheit sich in der Gegenwart in tragischer Verzerrung wiederholt, wenn das Mutterglück, das an den Wiegen der Kinder heranreifte, mit rohen Füßen zertreten wird, wenn ein Barbar aus dem Dickicht hervorbricht und seine rohe Faust nach einer goldenen, lange Jahre hindurch sorgsam gehegten Frucht begehrend ausstreckt, dann« – jetzt bin ich neugierig–, »dann schaudert's uns!« Dann schaudert's uns, ja, das kann ich nachfühlen. Darf ich fragen, ob Sie vielleicht eine Verwandte von Friederike Kempner sind?

Friederike Kempner? Nein, die kenne ich nicht. Ist sie auch Schriftstellerin?

Dichterin! Und sehr berühmt.

Berühmt, – ah! Sie sprang plötzlich auf und ging mit ausgestreckten Händen rasch auf Delaroche zu. Geben Sie mir Ihre Hand. Ich habe meine Ansicht über Sie schnell geändert. Sie sind nicht nur höflicher, Sie sind auch verständiger und geschmackvoller, als ich gedacht hatte. Und nun lesen Sie weiter.

Meine verehrte gnädige Frau, dieser Aufsatz ist offenbar in einer besonders weihevollen Stunde konzipiert und geschrieben worden, –

Das ist wahr, das ist wahr! Der Hut wäre ihr beinahe vom Kopfe heruntergesprungen.

Da meine ich, daß man ihn auch nur in einer ebenso weihevollen Stunde lesen sollte. Möchten Sie mir dies kostbare Manuskript nicht für ein paar Tage anvertrauen, damit ich es in einer Stimmung zu Hause lesen kann, die seiner würdig ist?

Gern, gern! Mein Gott, ich fühle ja, daß mir bei Ihnen die Blume des Verständnisses blüht. Diese blaue Wunderblume, nach der wir alle – ach, leider meist vergebens – unser Leben lang suchen, die, wenn wir sie einmal von ferne zu erblicken glauben, so häufig durch einen Lawinensturz des Schicksals wieder vor unseren Augen verschüttet wird!

»Lawinensturz des Schicksals« ist großartig!

Nicht wahr, nicht wahr? Ach, Paul Delaroche, ich fühle mich durch Ihre Nähe poetisch befruchtet!

Ungemein schmeichelhaft.

Nein, nein, es ist keine Schmeichelei. Sie sind ein ganz, ganz anderer, als ich geglaubt habe. Sonst hätte ich Ihnen ja nicht so sehr unrecht tun können, wie es geschehen ist. Aber ich will wieder gut machen, ich will büßen, ich will sühnen. Behalten Sie mein Manuskript, Sie werden von mir hören.

Mit diesen mystischen Worten schien sie verschwinden zu wollen, denn sie stürzte zur Tür. Ganz nahe dem Ziel machte sie jedoch noch einmal kehrt, kam ebenso rasch zu Paul zurück und streckte die Hände wieder nach ihm aus. Geben Sie mir noch einmal Ihre Hand. Und sagen Sie mir: darf ich Sie »mein Sohn« nennen?

Bitte, wenn es Ihnen Vergnügen macht. Er antwortete sehr freundlich, weil er im geheimen von ihr Zärtlichkeiten von weniger mütterlichem Charakter befürchtet hatte.

Mein Sohn, mein Sohn, mein Sohn! Sie zerrte an seinen Armen, als wenn sie unbedingt heute noch aus den Schultergelenken heraus müßten, wobei der Hut, die Blumen darauf und der Vogel Strauß in einen wahren Paroxysmus gerieten. Einen Augenblick später war sie schon draußen.


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