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Kinderhändchen

 

und haben die kleinen Händchen voll
mit all den Blümlein fein,
weiß nicht, was zuerst ich fassen soll,
tief in die Seele ein!

 

 

 

Die bleichen Mütter

Ihr bleichen Mütter mit den runden Rücken,
den sanften Mienen und der Kinderschar,
den Sorgen, die die Stirn in Falten drücken,
dem armen Leib, der schmerzzerquält gebar …
Ich kenne euch, ihr frühgebeugten Frauen,
gut weiß ich, Stillverhärmte, wie ihr müht –
ein stummer Gruß, ein auf die Kinder Schauen:
Sind sie nicht frisch? wie Rosen aufgeblüht?!

 

Der Erbe

Du wirst der Erbe sein, mein lieber Sohn:
dein Vater und die Mutter waren Dichter
und trugen in den Händen Flammenlichter
und trugen Qual und bittre Not zum Lohn.

Du wirst der Erbe sein, mein lieber Sohn.
In dir wird zweifach alle Schönheit singen
und doppelt wirst du um die Wahrheit ringen –
um deinen Ton.

Vergib mein Sohn.
Vielleicht wird dich das Leben krönen
und deiner Mutter Leiden so versöhnen
auf deinem goldnen Thron!

 

O Mai, du musst verzeihen!

In Zügel will ich legen,
mein junges Blut;
die Kinder will ich hegen
mein höchstes Gut!

Und will ihn niederringen
den Locketraum –
der Lenz will wieder singen?
Ich hör es kaum.

Ich habe viel zu schaffen,
Maiglöckchen blühn?
Ich hab nicht Zeit zu gaffen,
hab ander Mühn.

Vier Mäulchen: Mutter! schreien
auf Schritt und Tritt –
o Mai, du mußt verzeihen,
ich kann nicht mit!!

 

Lied der Mutter

Es hat am Goldhaar mein Töchterlein
ein Ringelblumenkränzelein
sie ist die Schönste von allen.
Es steht anstaunend die Kinderschar,
sie ist wie ein Königskind fürwahr
und kann einem Prinzen gefallen!

 

Mädlein tanzt

Ringel ringel reihe
singt mein Kind zum Ringeltanz,
dreht sich in der Sonne Glanz,
Schühlein mit den Bändchen
frohe Patschehändchen
ringel ringel reihe.

Ringel ringel reihe,
tanz mein Mädlein, tanze nur,
tick tack geht die schnelle Uhr,
ändert bald die Zeiten
Kinderseligkeiten.

Ringel ringel reihe …
um mein süßes Herzenskind
wirbt die Liebe wunderlind,
Frühling auf der Heiden,
Sommer dann und Leiden.

Mühst dich wie dein Mütterlein,
wirst wie sie bald müde sein
Lebens Glück zu wagen,
Frauenlos zu tragen –
ringel ringel reihe …

 

Dante

Mein Mädlein steht vor des Großen Statue
längere Zeit
und hängt den Blick an seine Doktorhaube
voll Überlegenheit.

Und buchstabiert dann mühsam: Dante
und schüttelt den Kopf, mit den Zöpflein kraus,
betrachtet noch einmal die Hackennase:
Na, meine Tante sieht anders aus!

 

Erich

Hab ein Bübchen mit flachsblondem Haar,
Ringellocken wunderbar.

Niedlichen Höschen bis über Knie,
traurig ist mein Bübchen nie.

Händchen in Taschen, wie ein großer Mann,
guckt er von allen Seiten dich an.

Wiegt das Köpfchen: Du, kennst du mich?
Weißt, ich bin der Erich, ich!!

 

Walter

Wenn man dann im Grabe liegt, so tief, Mama?
was geschieht den armen Menschen da? –

Weißt du nicht? – Es stehen schöne Blumen drauf,
wachsen alle aus den Toten auf …

Und mein Junge sinnt – und lächelt dann:
Du Mama?
Wie man sich davor nur fürchten kann?

 

Erster Schulgang

Septembermorgen und Sonnenschein;
mit meinem Jungen zur Schule gegangen.
Nun füg dich, mein Liebes, ins Leben ein.

O, schau nur Mama, wie groß ich schon bin! – –
Die wehen, wehen Stimmen sangen:
die sechshalb Jahre, wie bange dahin!

Die Leiden, die Mühen um dich mein Kind!
Hab deinen Vater begraben müssen,
die tiefsten Jahre gegangen sind.

O werde mein Junge, wie er, ein Mann!
Gesegnet von deiner Mutter Küssen
fang mir dein tapferes Leben an!

 

Erste Schulstunde

In den Bänken saßen die Knirpse bang
und die Mütter standen und sahen entlang.

Eine Jede suchte ihr Kind zu sehn
und wollte am liebsten bei ihm stehn.

Eine Jede dachte: Wie litt ich um dich –
nun bist du allein und ohne mich.

Da rief die Glocke: Ihr Mütter hinaus!
Nun sind sie unser! – Geht hübsch nach Haus!

 

Die Verlassenen

Abends in den Betten hangen
Mädlein zwei und Bübchen,
Wangen glühen traumbefangen,
süße Lachegrübchen.

Auch ein Tränlein will noch blinken
kummertief geboren –
doch die Wimpern müde sinken
leid und lustverloren.

Alle Lieder, die ich wußte,
sind nun ausgesungen,
alle Leiden, die ich mußte,
habe ich bezwungen.

Zeigt der Mond mit mildem Scheinen
was ich Liebes hab, –
will ersticken tief mein Weinen –
schimmernd liegt ein Grab.

 

Spieldose

Kling, klang,
lieb klingt der Dose Klang,
die Stube ist im Dämmerlicht,
durchs Fenster nur ein Lichtstreif bricht –
nun Kinder still!

Kling, klang!
Wie wird das Herz mir bang.
Die Bäume stöhnen laut im Wind
und über die Scheiben ein Regnen rinnt,
nun Kinder schlaft!

Kling, klang.
Die Sonne schlafen ging,
und auf die Blumen schauert Schnee –
mir tut des Liedes Klang zu weh –
nun still!


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