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Weg zu Zweien

 

 

Vorfrühlingsnacht

Wir gingen durch die lenzmilde Nacht
in der ein Ahnen lag
vom Keimen und Blühen
und Sonnenfrüchten – –

Kühl gabst du mir die Hand
zum Abschied.

Keimen und Blühen
und Sonnenfrüchte! – – –

 

Winternacht

Ich bin geschritten durch Nacht und Graus,
die Sehnsucht zog mich an starken Tauen,
und stand nun zitternd vor deinem Haus,
um zu zwei Fenstern emporzuschauen.

Die Nacht war worden kalt und klar
und hart, von glitzerndem Eis behangen –
und war so aller Hoffnung bar,
wie deine Fenster frostbefangen …

 

Entsühnung

Und hast du ihr geschworen,
dir nie ein Weib zu frein –
die sich der Tod erkoren,
sie muß es dir verzeihn!

Und hast du dich verschworen,
ich nehm den Fluch auf mich!
Was trüg nicht meine Liebe?
Und so entsühn ich dich!

 

Deine Augen

Traurig deine Augen sehen
wie der tiefe Waldsee,
wo die düstren Tannen stehen.

Keiner kann den Grund erlangen,
dunkles Weh fühlt er entsteigen
jenen Wassern, nachtverhangen.

Muß mich immer hinverlangen,
tief den Blick zu neigen
seinem dunklen Bangen …

 

Hochzeitstag

Aus grauen Nebeln steigt der Wintertag;
wir gehen Hand in Hand
zur Kirche. Frosterstarrt liegt Stadt und Hag,
das ganze Land.

Kein Laut ringsum. Ich halt mich fest an dir,
soll mir der Fuß nicht gleiten –
nur manchmal siehst ins Aug du innig mir,
im Schreiten.

Wir wissen: unser Weg wird diesem gleichen
ins rauhe Land –
doch was wir wollen, müssen wir erreichen –
so Hand in Hand.

 

Heimgefunden

Sieh, seit ich dir so ganz verbunden,
ist mirs, nach weitem Wanderweg,
als hätt ich endlich, endlich heimgefunden.

Vernarben fühl ich alle Wunden
im stillen, blühenden Geheg –
zu Jubelliedern fühl ich mich gesunden!

 

Zaubergeige

Meine Zaubergeige! –
Jauchzen wollt ich
Morgenlieder der Liebe,
meine Zaubergeige
nahmst du mir …

Die Saiten sprangen schrill.

Aus den letzten Klängen
meiner Zaubergeige
kann ich nicht formen
die Melodie …

Still steh ich und warte
mit gesenkter Stirn.

Bis du mir die Geige
wieder aus der Hand nimmst,
mit harten Streichen
die letzten Saiten
zerreißest –

 

Wie eine Mauer.

Wie eine Mauer bliebst du starr und kalt,
ob ich mein Haupt todwund an dir geschlagen
und durch die Lenznacht ging ein banges Klagen –
wie eine Mauer bliebst du, starr und kalt.

Verzeih dir Gott die Schuld,
daß dieses Weh mein müdes Herz muß tragen –
ich küsse stumm die Hand, die mich geschlagen,
verzeih dir Gott die Schuld.

 

Die Sterne

Aus dem Roman: Eines Lebens Lied.

Die Sterne schauen zum Fenster herein,
wo bleibst du so lang – du läßt mich allein;
die Kinder sind krank und weinen im Traum –
du weißt es kaum.

Die Sorge setzt sich zu mir ans Bett;
ach, wenn ich den Mädchenschlaf noch hätt!
All meine harte Jugendzeit
war Seligkeit! …

Die Sterne schauen zum Fenster herein
wo bleibst du so lang? du läßt mich allein;
die Kinder sind krank und weinen im Traum –
du weißt es kaum.

 

Schwarze Raben

Schwarze Raben schreien wieder,
schwarze, düstere Gedanken!
Sturmzerrissen niedersanken
die erblichnen Blumenranken.

Und die Zauber müde sanken,
die um uns den Mantel schlugen,
und die goldnen Säulen wanken,
die den blauen Himmel trugen.

 

Die Schatten senken sich

O nimm mich fest in deine Arme –
ich fürchte mich!
daß mir das bange Herz erstarke.

Die Schatten senken sich –
o, nimm mich fest in deine Arme,
ich fürchte mich.


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