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Amphitryon: Wie widerlich mir die Gesichter sind
Von diesen Feldherrn. Jeder hat mir Glückwunsch
Für das erfochtne Treffen abzustatten,
Und in die Arme schließen muß ich jeden,
Und in die Höle jeden fluch ich hin.
Nicht einer, dem ein Herz geworden wäre,
Das meine, volle, dain auszuschütten.
Daß man ein Kleinod aus versiegeltem
Behältnis wegstiehlt ohne Siegellösung,
Seis; Taschenspieler können uns von fern
Hinweg, was wir in Händen halten, gaunern.
Doch daß man einen Mann Gestalt und Art
Entwendet, und bei seiner Frau für voll bezahlt,
Das ist ein leidges Höllenstück des Satans.
In Zimmern, die vom Kerzenlicht erhellt,
Hat man bis heut mit fünf gesunden Sinnen
In seinen Freunden nicht geirret; Augen,
Aus ihren Höhlen auf den Tisch gelegt,
Von Leib getrennte Glieder, Ohren, Finger,
Gepackt in Schachteln, hätten hingereicht,
Um einen Gatten zu erkennen. Jetzo wird man
Die Ehemänner brennen, Glocken ihnen,
Gleich Hämmeln um die Hälse hängen müssen.
Zu argem Trug ist sie so fähig just,
Wie ihre Turgeltaub; eh will ich an
Die Redlichkeit dem Strick entlaufner Schelme,
Als an die Tücke dieses Weibes glauben.
– Verrückt ist sie, und morgen, wenn der Tag graut,
Werd ich gewiß nach Ärzten schicken müssen.
– Fänd nur Gelegenheit sich, anzuknüpfen.
Merkur auf dem Atlan. Amphitryon.
Merkur für sich: Auf dies verliebte Erdenabenteuer
Dir, alter Vater Jupiter, zu folgen,
Es ist ein wahres Freundschaftsstück Merkurs.
Beim Styx! Mir machts von Herzen Langeweile.
Denn jener Zofe Charis täuschender
Als es vonnöten, den Gemahl zu spielen,
So groß in dieser Sach ist nicht mein Eifer.
– Ich will mir hier ein Abenteuer suchen,
Und toll den einfersüchtgen Kauz dort machen.
Amphitryon: Warum verriegelt man am Tage denn dies Haus?
Merkur: Holla! Geduld! Wer klopfet?
Amphitryon: Ich.
Merkur: Wer? Ich!
Amphitryon: Ah! Öffne!
Merkur: Öffne! Tölpel! Wer denn bist du,
Der solchen Lärm verführt, und so mir spricht?
Amphitryon: Ich glaub du kennst mich nicht?
Merkur: O ja;
Ich kenne jeden der die Klinke drückt.
– Ob ich ihn kenne!
Amphitryon: Hat ganz Theben heut
Tollwurz gefressen, den Verstand verloren? –
Sosias! he! Sosias!
Merkur: Ja, Sosias!
So heiß ich. Schreit der Schuft nicht meinen Namen,
Als ob er sorgt', ich möcht ihn sonst vergessen.
Amphitryon: Gerechte Götter! Mensch! Siehst du mich nicht?
Merkur: Vollkommen.
Was gibts?
Amphitryon: Hanlunke! Was es gibt?
Merkur: Was gibt's denn nicht,
Zum Teufel? Sprich, soll man dir Rede stehn. ;
Amphitryon: Du Hundsfott wart! Mit einem Stock da oben
Lehr ich dich, solche Sprache mit mir führen.
Merkur: Ho, ho! Da unten ist ein ungeschliffner Riegel.
Nimms nicht für ungut.
Amphitryon: Teufel!
Merkur: Fasse dich.
Amphitryon: Heda! Ist niemand hier zu Hause?
Merkur: Philippus! Charmion! Wo steckt ihr denn!
Amphitryon: Der Niederträchtige!
Merkur: Man muß dich doch bedienen.
Doch harrst du in Geduld nicht, bis sie kommen,
Und rührst mir noch ein einzigs Mal
Den Klöpfel an, so schick ich von hier oben
Dir eine sausende Gesandtschaft zu.
Amphitryon: Der Freche! Der Schamlose, der! Ein Kerl,
Den ich mit Füßen oft getreten; ich
Wenn mir die Lust kommt, kreuzgen lassen könnte. –
Merkur: Nun? bist du fertig? Hast du mich besehen?
Hast du mit deinen stieren Augen bald
Mich ausgemessen? Wie er auf sie reißt!
Wenn man mit Blicken um sich beißen könnte,
Er hätte mich bereits zerrissen hier.
Amphitryon: Ich zittre selbst, Sosias, wenn ich denke,
Was du mit diesen Reden dir bereitest.
Wie viele Schläg entsetzlich warten dein!
– Komm, steig herab, und öffne mir.
Merkur: Nun endlich!
Amphitryon: Laß mich nicht länger warten, ich bin dringend.
Merkur: Erfährt man doch, was dein Begehren ist.
Ich soll die Pforte unten öffnen?
Amphitryon: Ja.
Merkur: Nun gut. Das kann man auch mit Gutem sagen
Wen suchst du?
Amphitryon: Wen ich suche?
Merkur: Wen du suchst,
Zum Teufel! bist du taub? Wen willst du sprechen?
Amphitryon:
Wen ich will sprechen? Hund! ich trete alle Knochen
Dir ein, wenn sich das Haus mir öffnet.
Merkur: Freund, weißt du was? Ich rat dir, daß du gehst.
Du reizest mir die Galle. Geh, geh, sag ich.
Amphitryon: Du sollst, du Niederträchtiger, erfahren,
Wie man mit einem Knecht verfährt,
Der seines Herren spottet.
Merkur: Seines Herrn?
Ich spotte meines Herrn? Du wärst mein Herr? –
Amphitryon: Jetzt hör ich noch, daß ers mir leugnet.
Merkur: Ich kenne
Nur einen, und das ist Amphitryon.
Amphitryon: Und wer ist außer mir Amphitryon,
Triefäug'ger Schuft, der Tag und Nacht verwechselt?
Merkur: Amphitryon?
Amphitryon: Amphitryon, sag ich.
Merkur: Ha, ha! O ihr Thebaner, kommt doch her.
Amphitryon: Daß mich die Erd erstrafft'! Solch eine Schmach!
Merkur: Hör, guter Freund dort! Nenn mir doch die Kneipe
Wo du so selig dich gezecht!
Amphitryon: O Himmel!
Merkur: Wars junger oder alter Wein?
Amphitryon: Ihr Götter!
Merkur: Warum nicht noch ein Gläschen mehr? Du hättest
Zum König von Ägypten dich getrunken!
Amphitryon: Jetzt ist es aus mit mir.
Merkur: Geh, lieber Junge,
Du tust mir leid. Geh, lege dich aufs Ohr. ;
Hier wohnt Amphitryon, Thebanerfeldherr,
Geh, störe seine Ruhe nicht.
Amphitryon: Was? dort im Hause wär Amphitryon?
Merkur: Hier in dem Hause ja, er und Alkmene.
Geh, sag ich noch einmal, und hüte dich
Das Glück der beiden Liebenden zu stören,
Willst du nicht, daß er selber dir erscheine,
Und deine Unverschämtheit strafen soll. Ab.