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Jupiter. Die Vorigen.
Alkmene: Mein Herr und mein Gemahl! Vergönne mir,
Daß ich dir knieend dieses Kleinod reiche.
Ich lege treu mein Leben dir zu Füßen,
Hast du mir diesen Stein, betracht ihn wohl,
Mit eines fremden Namens Zug gegeben,
So küss ich ihn vor Lust und wein auf ihn;
Gabst du ihn nicht, und leugnest du ihn mir,
Verleugnest ihn, so sei der Tod mein Los
Und ewge Nacht begrabe meine Schmach.
Jupiter: Mein schönes Weib! Werd ich den Stein ergreifen,
Da solch ein Wert vor mir im Staube liegt.
Erhebe dich. Was willst du? Fasse dich.
Alkmene: Mein zuversichtlich Wort hat dich beleidigt,
Ich fühlte damals schuldlos mich und stark.
Doch seit ich diesen fremden Zug erblickt,
Will ich dem innersten Gefühl mißtrauen:
Ich galubs – daß mir – ein anderer – erschienen,
Wenn es dein Mund mir noch versichern kann.
Jupiter: Mein großes Weib! Wie sehr beschämst du mich.
Welch ein Lüg ist deiner Lipp entflohen?
Wie könnte dir ein anderer erscheinen?
Wer nahet dir, o du, vor deren Seele
Nur stets des Ein- und Ein'gen Züge stehn?
Du bist, du Heilige, vor jedem Zutritt
Mit diamantnem Gürtel angetan.
Auch selbst der Glückliche, den du ermpfängst,
Entläßt dich schuldlos noch und rein, und alles,
Was sich dir nahet, ist Amphitryon.
Alkmene: O mein Gemahl! Kannst du mir gütig sagen,
Warst dus, warst du es nicht? O sprich! du warsts!
Jupiter: Ich war's. Seis wer es wolle. Sei – sei ruhig,
Was du gesehn, gefühlt, gedacht, empfunden,
War ich: wer wäre außer mir, Geliebte?
Wer deine Schwelle auch betreten hat,
Mich immer hast du, Teuerste, empfangen,
Und für jedwede Gunst, die du ihm schenktest,
Bin ich dein Schuldner, und ich danke dir.
Alkmene: Nein, mein Amphitryon, hier irrst du dich.
Jetzt lebe wohl auf ewig, du Geliebter,
Auf diesen Fall war ich gefaßt.
Jupiter: Alkmene!
Alkmene: Leb wohl! Leb wohl! ;
Jupiter: Was denkst du?
Alkmene: Fort, fort, fort –
Jupiter: Mein Augenstern!
Alkmene: Geh, sag ich.
Jupiter: Höre mich.
Alkmene: Ich will nichts hören, leben will ich nicht,
Wenn nicht mein Busen mehr unsträflich ist.
Jupiter: Mein angebetet Weib, was sprichst du da?
Was könntest du, du Heilige, verbrechen?
Und wär ein Teufel gestern dir erschienen,
Und hätt er Schlamm der Sünd, durchgeiferten,
Aus Höllentiefen über dich geworfen,
Den Glanz von meines Weibes Busen nicht
Mit einem Makel fleckt er! Welch ein Wahn!
Alkmene: Ich Schändlich-hintergangene!
Jupiter: Er war
Der Hintergangene, mein Abgott! Ihn
Hat seine böse Kunst, nicht dich getäuscht,
Nicht dein unfehlbares Gefühl! Wenn er
In seinem Arm dich wähnte, lagst du an
Amphitryons geliebter Brust, wenn er
Von Küssen träumte, drücktest du die Lippe
Auf des Amphitryon geliebten Mund.
O einen Stachel trägt er, glaub es mir,
Den aus dem liebeglühenden Busen ihm
Die ganze Götterkunst nicht reißen kann.
Alkmene: Daß ihn Zeus mir zu Füßen niederstürzte!
O Gott! Wir müssen uns auf ewig trennen.
Jupiter: Mich fester hat der Kuß, den du ihm schenktest,
Als alle Lieb an dich, die je für mich
Aus deinem Busen loderte, geknüpft.
Und könnt ich aus der Tage fliehendem Reigen
Den gestrigen, sieh, liebste Frau, so leicht
Wie eine Dohl aus Lüften niederstürzen,
Nicht um olympsche Seligkeit wollt ich,
Um Zeus' unsterblich Leben, es nicht tun.
Alkmene: Und ich, zehn Toden reicht ich meine Brust.
Geh! Nicht in deinem Haus siehst du mich wieder.
Du zeigst mich keiner Frau in Hellas mehr.
Jupiter: Dem ganzen Kreise der Olympischen,
Alkmene! – Welch ein Wort? Dich in die Schar
Glanzwerfend aller Götter führ ich ein.
Und wär ich Zeus, wenn du dem Reigen nahtest,
Die ewge Here müßte vor dir aufstehn,
Und Artemis, die strenge, dich begrüßen.
Alkmene: Geh, deine Güt erdrückt mich. Laß mich fliehn.
Jupiter: Alkmene!
Alkmene: Laß mich.
Jupiter: Meiner Seelen Weib!
Alkmene: Amphitryon, du hörsts! Ich will jetzt fort.
Jupiter: Meinst du, dich diesem Arme zu entwinden?
Alkmene: Amphitryon, ich wills, du sollst mich lassen.
Jupiter: Und flöhst du über ferne Länder hin,
Dem scheußlichen Geschlecht der Wüste zu,
Bis an den Strand des Meeres folgt ich dir,
Ereilte dich, und küßte dich, und weinte,
Und höbe dich in Armen auf, und trüge
Dich im Triumph zu meinem Bett zurück.
Alkmene: Nun dann, weil dus so willst, so schwör ich dir,
Und rufe mir der Götter ganze Schar,
Des Meineids fürchterliche Rächer auf:
Eh will ich meiner Gruft, als diesen Busen,
Solang er atmet, deinem Bette nahn.
Jupiter: Den Eid, kraft angeborner Macht, zerbrech ich
Und seine Stücken werf ich in die Lüfte.
Es war kein Sterblicher, der dir erschienen,
Zeus selbst, der Donnergott, hat dich besucht.
Alkmene: Wer?
Jupiter: Jupiter.
Alkmene: Wer, Rasender, sagst du?
Jupiter: Er, Jupiter, sag ich.
Alkmene: Er, Jupiter?
Du wagst, Elender –?
Jupiter: Jupiter sagt ich,
Und wiederhols. Kein anderer, als er,
Ist in verfloßner Nacht erschienen dir.
Alkmene: Du zeihst, du wagst es, die Olympischen
Des Frevels, Gottvergeßner, der verübt ward?
Jupiter: Ich zeihe Frevels die Olympischen?
Laß solch ein Wort nicht, Unbesonnene,
Aus deinem Mund mich wieder hören.
Alkmene: Ich solch ein Wort nicht mehr –? Nicht Frevel wärs –?
Jupiter: Schweig, sag ich, ich befehls.
Alkmene: Verlorner Mensch!
Jupiter: Wenn du empfindlich für den Ruhm nicht bist,
Zu den Unsterblichen die Staffel zu ersteigen,
Bin ichs: und du vergönnst mir, es zu sein.
Wenn du Kallisto nicht, die herrliche,
Europa auch und Leda nicht beneidest,
Wohlan, ich sags, ich neide Tyndarus,
Und wünsche Söhne mir, wie Tyndariden.
Alkmene: Ob ich Kallisto auch beneid? Europa?
Die Frauen, die verherrlichten, in Hellas?
Die hohen Auserwählten Jupiters?
Bewohnerinnen ewgen Ätherreichs?
Jupiter: Gewiß! Was solltest du sie auch beneiden?
Du, die gesättigt völlig von dem Ruhm,
Den einen Sterblichen zu Füßen dir zu sehn.
Alkmene: Was das für unerhörte Reden sind!
Darf ich auch den Gedanken nur mir gönnen?
Würd ich vor solchem Glanze nicht versinken?
Würd ich, wär ers gewesen, noch das Leben
In diesem warmen Busen freudig fühlen?
Ich, solcher Gnad Unwürdg'? Ich, Sünderin?
Jupiter: Ob du der Gande wert, ob nicht, kömmt nicht
Zu prüfen dir zu. Du wirst über dich,
Wie er dich würdiget, ergehen lassen.
Du unternimmst, Kurzsichtge, ihn zu meistern,
Ihn, der der Menschen Herzen kennt?
Alkmene: Gut, gut, Amphitryon. Ich verstehe dich,
Und deine Großmut rührt mich bis zu Tränen,
Du hast dies Wort, ich weiß es, hingeworfen,
Mich zu zerstreun – doch meine Seele kehrt
Zu ihrem Schmerzgedanken wiederum zurück.
Geh du, mein lieber Liebling, geh, mein Alles,
Und find ein andres Weib dir, und sei glücklich,
Und laß des Lebens Tage mich durchweinen,
Daß ich dich nicht beglücken darf.
Jupiter: Mein teures Weib! Wie rührst du mich?
Sieh doch den Stein, den du in Händen hälst.
Alkmene: Ihr Himmlischen, schützt mich vor Wahn!
Jupiter: Ists nicht sein Nam? Und wars nicht gestern meiner?
Ist hier nicht Wunder alles, was sich zeigt?
Hielt ich nicht heut dies Diadem noch in
Versiegeltem Behältnis eingeschlossen?
Und da ichs öffne, dir den Schmuck zu reichen,
Find ich die leere Spur nicht in der Wolle?
Seh ichs nicht glänzend an der Brust dir schon?
Alkmene: So solls die Seele denken? Jupiter?
Der Götter ewger, und der Menschen, Vater?
Jupiter: Wer könnte dir die augenblickliche
Goldwaage der Empfindung so betrügen?
Wer so die Seele dir, die weibliche,
Die so vielgliedrig fühlend um sich greift,
So wie das Glockenspiel der Brust umgehn,
Das von dem Atem lispelnd schon erklingt?
Alkmene: Er selber! Er!
Jupiter: Nur die Allmächtgen mögen
So dreist, wie dieser Fremdling, dich besuchen,
Und solcher Nebenbuhler triumphier ich!
Gern mag ich sehn, wenn die Allwissenden
Den Weg zu deinem Herzen finden, gern,
Wenn die Allgegenwärtigen dir nahn:
Und müssen nicht sie selber noch, Geliebte,
Amphitryon sein, und seine Züge stehlen,
Wenn deine Seele sie empfangen soll?
Alkmene: Nun ja. Sie küßt ihn.
Jupiter: Du Himmlische.
Alkmene: Wie glücklich bin ich!
Und o wie gern, wie gern noch bin ich glücklich!
Wie gern will ich den Schmerz empfunden haben,
Den Jupiter mir zugefügt,
Bleibt mir nur alles freundlich wie es war.
Jupiter: Soll ich dir sagen, was ich denke?
Alkmene: Nun?
Jupiter: Und was, wenn Offenbarung uns nicht wird,
So gar geneigt zu glauben ich mich fühle?
Alkmene: Nun? Und? du machst mir bang –
Jupiter: Wie, wenn du seinen
Unwillen – du erschrickst dich nicht, gereizt?
Alkmene: Ihn? Ich? gereizt?
Jupiter: Ist er dier wohl vorhanden?
Nimmst du die Welt, sein großes Werk, wohl wahr?
Siehst du ihn in der Abendröte Schimmer,
Wenn sie durch schweigende Gebüsche fällt?
Hörst du ihn beim Gesäusel der Gewässer,
Und bei dem Schlag der üppgen Nachtigall?
Verkündet nicht umsonst der Berg ihn dir
Getürmt gen Himmel, nicht umsonst ihn dir
Der felszerstiebten Katarakten Fall?
Wenn hoch die Sonn in seinem Tempel strahlt
Und von der Freude Pulsschlag eingeläutet,
Ihn alle Gattungen Erschaffner preisen,
Steigst du nicht in des Herzens Schacht hinab
Und betest deinen Götzen an?
Alkmene: Entsetzlicher! Was sprichst du da? Kann man
Ihn frömmer auch, und kindlicher, verehren?
Verglüht ein Tag, daß ich an seinem Altar
Nicht für mein Lebend dankend, und dies Herz,
Für dich auch du Geliebter, niedersänke?
Warf ich nicht jüngst noch in gestirnter Nacht
Das Antlitz tief, inbrünstig, vor ihm nieder,
Anbetung, glühnd, wie Opferdampf, gen Himmel
Aus dem Gebrodel des Gefühls entsendend?
Jupiter: Weshalb warfst du aufs Antlitz dich? – Wars nicht,
Weil in des Blitzes zuckender Verzeichnung
Du einen wohlbekannten Zug erkannt?
Alkmene: Mensch! Schauerlicher! Woher weißt du das?
Jupiter: Wer ists, dem du an seinem Altar betest?
Ist ers dir wohl, der über Wolken ist?
Kann dein befangner Sinn ihn wohl erfassen?
Kann dein Gefühl, an seinem Nest gewöhnt,
Zu solchem Fluge wohl die Schwingen wagen?
Ists nicht Amphitryon, der Geliebte stets,
Vor welchem du im Staube liegst?
Alkmene: Ach, ich Unsel'ge, wie verwirrst du mich.
Kann man auch Unwillkürliches verschulden?
Soll ich zur weißen Wand des Marmors beten?
Ich brauche Züge nun, um ihn zu denken.
Jupiter:
Siehst du? Sagt ich es nicht? Und meinst du nicht, daß solche
Abgötterei ihn kränkt? Wird er wohl gern
Dein schönes Herz entbehren? Nicht auch gern
Von dir sich innig angebetet fühlen?
Alkmene: Ach, freilich wird er das. Wo ist der Sünder,
Deß Huldgung nicht den Göttern angenehm.
Jupiter: Gewiß! Er kam, wenn er dir niederstieg,
Dir nur, um dich zu zwingen ihn zu denken,
Um sich an dir, Vergessenen, zu rächen.
Alkmene: Entsetzlich!
Jupiter: Fürchte nichts. Er straft nicht mehr dich,
Als du verdient. Doch künftig wirst du immer
Nur ihn, versteh, der dir zu Nacht erschien,
An seinem Altar denken, und nicht mich.
Alkmene: Wohlan! Ich schwör's dir heilig zu! Ich weiß
Auf jede Miene, wie er ausgesehn,
Und werd ihn nicht mit dir verwechseln.
Jupiter: Das tu. Sonst wagst du, daß er wiederkömmt.
So oft du seinen Namenszug erblickst,
Dem Diadem verzeichnet, wirst du seiner
Erscheinung auf das Innigste gedenken;
Dich der Begebeheit auf jeden Zug erinnern;
Erinnern, wie vor dem Unsterblichen
Der Schreck am Rocken dich durchzuckt; wie du
Das Kleinod von ihm eingetauscht; wer dir
Beim Gürten hülfreich war, und was
Beim Ortolan geschehn. Und stört dein Gatte dich,
So bittest du ihn freundlich, daß er dich
Auf eine Stunde selbst dir überlasse.
Alkmene: Gut, gut, du sollst mit mir zufrieden sein.
Es soll in jeder ersten Morgenstunde
Auch kein Gedanke fürder an dich denken:
Jedoch nachher vergeß ich Jupiter.
Jupiter: Wenn also jetzt in seinem vollen Glanze,
Gerührt durch so viel Besserung,
Der ewg' Erschütterer der Wolken sich dir zeigte,
Geliebte! sprich, wie würdest du dich fassen?
Alkmene: Ach, der furchtbare Augenblick! hätt ich
Doch immer ihn gedacht nur beim Altar,
Da er so wenig von dir unterschieden.
Jupiter: Du sahst noch sein unsterblich Antlitz nicht,
Alkmene. Ach, es wird das Herz vor ihm
In tausendfacher Seligkeit dir aufgehn.
Was du ihm fühlen wirst, wird Glut dir dünken,
Und Eis, was du Amphitryon empfindest.
Ja, wenn er deine Seele jetzt berührte,
Und zum Olymp nun scheidend wiederkehrt,
So wirst du das Unglaubliche erfahren,
Und weinen, daß du ihm nicht folgen darfst.
Alkmene: Nein, nein, das glaube nicht, Amphitryon.
Und könnt ich einen Tag zurücke leben,
Und mich vor allen Göttern und Heroen
In meine Klause riegelfest verschließen,
So willigt ich –
Jupiter: Wahrhaftig? tätst du das?
Alkmene: So willigt ich von ganzem Herzen ein.
Jupiter für sich: Verflucht der Wahn, der mich hierher gelockt!
Alkmene: Was ist dir? zürnst du? Kränkt ich dich, Geliebter?
Jupiter: Du wolltest ihm, mein frommes Kind,
Sein ungeheures Dasein nicht versüßen?
Ihm deine Brust verweigern, wenn sein Haupt,
Das weltenordnende, sie sucht,
Auf seinen Flaumen auszuruhen? Ach Alkmene!
Auch der Olymp ist öde ohne Liebe.
Was gibt der Erdenvölker Anbetung
Gestürzt in Staub, der Brust, der lechzenden?
Er will geliebt sein, nicht ihr Wahn von ihm.
In ew'ge Schleier eingehüllt,
Möcht er sich selbst in einer Seele spiegeln,
Sich aus der Träne des Entzückens widerstrahlen.
Geliebte, sieh! So viele Freude schüttet
Er zwischen Erd und Himmel endlos aus;
Wärst du vom Schicksal nun bestimmt
So vieler Millionen Wesen Dank,
Ihm seine ganze Fordrung an die Schöpfung
In einem einzgen Lächeln auszuzahlen,
Würdst du dich ihm wohl – ach! ich kanns nicht denken,
Laß michs nicht denken – laß –
Alkmene: Fern sei von mir,
Der Götter großem Ratschluß mich zu sträuben.
Ward ich so heilgem Amte auserkoren,
Er, der mich schuf, er walte über mich,
Doch –
Jupiter: Nun? –
Alkmene: Läßt man die Wahl mir –
Jupiter: Läßt man dir –?
Alkmene: Die Wahl, so bliebe meine Ehrfurcht ihm,
Und meine Liebe dir, Amphitryon.
Jupiter: Wenn ich nun dieser Gott dir wär –?
Alkmene: Wenn du
– Wie ist mir denn? Wenn du mir dieser Gott wärst
– – Ich weiß nicht, soll ich vor dir niederfallen,
Soll ich es nicht? Bist dus mir? Bist dus mir?
Jupiter: Entscheide du. Amphitryon bin ich.
Alkmene: Amphitryon –
Jupiter: Amphitryon, dir ja.
Doch wenn ich, frag ich, dieser Gott dir wäre,
Dir liebend vom Olymp herabgestiegen,
Wie würdest du dich dann zu fassen wissen?
Alkmene: Wenn du mir, Liebster, dieser Gott wärst – ja,
So wüßt ich nicht, wo mir Amphitryon wäre,
So würd ich folgen dir, wohin du gehst,
Und wärs auch, wie die Euridike, zum Orkus.
Jupiter: Wenn du nicht wüßtest, wo Amphitryon wäre.
Doch wie, wenn sich Amphitryon jetzt zeigte?
Alkmene: Wenn sich Amphitryon mir – ach, du quälst mich.
Wie kann sich auch Amphitryon mir zeigen,
Da ich Amphitryon in Armen halte?
Jupiter:
Und dennoch könntst du leicht den Gott in Armen halten,
Im Wahn, es sei Amphitryon.
Warum soll dein Gefühl dich überraschen?
Wenn ich, der Gott, dich hier umschlungen hielte,
Und jetzo dein Amphitryon sich zeigte,
Wie würd dein Herz sich wohl erklären?
Alkmene: Wenn du, der Gott, mich hier umschlungen hieltest
Und jetzo sich Amphitryon mir zeigte,
Ja – dann so traurig würd ich sein, und wünschen,
Daß er der Gott mir wäre, und daß du
Amphitryon mir bliebst, wie du es bist.
Jupiter: Mein süßes, angebetetes Geschöpf!
In dem so selig ich mich, selig preise!
So urgemäß, dem göttlichen Gedanken,
In Form und Maß, und Sait und Klang,
Wie's meiner Hand Äonen nicht entschlüpfte!
Alkmene: Amphitryon!
Jupiter: Sei ruhig, ruhig, ruhig!
Es wird sich alles dir zum Siege lösen.
Es drängt den Gott Begier, sich dir zu zeigen,
Und ehe noch des Sternenheeres Reigen
Herauf durchs stille Nachtgefilde zieht,
Weiß deine Brust auch schon, wem sie erglüht –
Sosias!
Sosias: Herr!
Jupiter: Auf jetzt, mein treuer Diener,
Auf daß sich dieser Tag verherrliche!
Alkmene hat sich liebend mir versöhnt:
Und du, du gehst, und rufst zu einem Feste
Im Lager mir, wo du sie triffst, die Gäste.
Beide ab.