Eduard von Keyserling
Fräulein Rosa Herz
Eduard von Keyserling

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Drittes Kapitel

Der erste Tag war leidlich überwunden durch stetiges Fliehen vor klarem Anschauen der Sachlage, durch mechanisches Weiterleben, ohne das Bewußtsein aus seiner Betäubung erwachen zu lassen. Merkwürdig aber war es, wie Rosa diesen Zustand auch für die folgenden Tage festzuhalten verstand, wie sie ihre Sorgen, das Sich-Auflehnen gegen alles Finstere und Grausame, das ihr Leben zerstörte, zur Ruhe wies – und beiseiteschob mit dem mutlosen Satz: »Es ist eben alles aus.«

Sie beharrte in ihrer nachtwandlerischen Gleichgültigkeit und ließ ihre Gedanken weit abgelegene Wege gehen. Oft durchlebte sie wieder im Geist, mit reiner Freude, ihre Vergangenheit; die Zeiten, da sie ein Schulmädchen war und eine Rolle unter ihren Genossinnen spielte. Nur zuweilen ward sie von der Erinnerung der jüngsten Ereignisse hinterrücks angefallen wie von einem wiedererwachten stechenden Schmerz, und diese Erinnerung machte das arme Mädchen bleich bis in die Lippen. »Nein – nein«, sagte Rosa dann halblaut vor sich hin, als wollte sie diese Bilder von sich abschütteln.

Das Leben in der Herzschen Wohnung nahm wieder seinen gewohnten Gang. Herr Herz gab am Vormittage Turnunterricht; die Mahlzeiten wurden wieder im Speisezimmer eingenommen, und am Abend versammelte sich die Familie um den runden Tisch im Wohnzimmer. In den Klub ging Herr Herz nicht mehr, und seine Wohnung war wie eine Festung gegen die Außenwelt abgeschlossen, nicht einmal Nachrichten drangen von außen hinein, denn Herr Herz sprach nicht mehr von Lanin und Klappekahl. Erzählte er nicht seine alten Theatergeschichten, so schwieg er. Rosa schwieg beständig. Nur in Agnes hatte sich eine ungewöhnliche Gesprächigkeit entwickelt; ihre feste, beruhigende Stimme war die meistgehörte in den jetzt so stillen Räumen.

Während der gleichmäßig verrinnenden Tage kam endlich doch ein Wandel über das leidende Mädchen. Statt der weitabliegenden, nebelhaften Träume begann Rosa sich mit dem Zerlegen der für sie so verhängnisvollen Ereignisse zu beschäftigen; diese Gedanken ließen sich eben nicht mehr abweisen. Das stille, bleiche Kind fing nun unablässig mit sich selbst zu räsonieren und zu rechten an. Rosa hielt im Geiste große Reden, verteidigte sich, als säße sie auf der Anklagebank; war denn diese Unzufriedenheit mit ihrem Los nicht berechtigt gewesen? Der Durst nach Freuden hatte sie kopflos ins Unglück getrieben. War sie schuld daran, daß alles so garstig und schimpflich geendet hatte? Ein jedes Mädchen hätte gehandelt wie sie; ja, auch Sally und Ernestine, wären sie nicht häßlich und schielten. O die, die hatten es leicht, keiner verliebte sich in sie! Und Rosa erging sich in einem bitterbösen Angriff auf diese beiden Damen. Immer neue Gründe stellten sich ein, die bewiesen, daß Fräulein Lanin und Klappekahl arme, verächtliche Wesen seien, die nie eine Leidenschaft erregt oder empfunden hatten. Gut! Rosa wollte Bonne werden, sie war bereit, alles Schwere auf sich zu nehmen, sie erwartete nichts mehr von ihrem Leben, aber gegen ein so armseliges Ding wie Sallys Existenz hätte sie es doch nicht vertauscht. Der Entschluß, fortzugehen, beruhigte Rosa, es brauchte ja nicht gleich zu sein, aber sie wußte, woran sie sich halten konnte. Nur über eines gelangte sie nicht zur Klarheit: Sehnte sie sich nach Ambrosius – glaubte sie noch an ihn – liebte sie ihn noch? Sie wußte es nicht. Diese verwirrte, eingeschüchterte Mädchenseele wagte sich an das Geheimnis ihrer Liebe nicht heran. Der Gedanke an Ambrosius brachte ihr eine beengende Schwüle – sie vermied ihn, er schmerzte zu sehr.

Bei alldem war ihr das stille Leben lieb geworden. Da die ganze Welt ihr feindlich gesinnt war, tat ihr die sichere Ruhe der engen Zimmer wohl, in denen sie nur den zwei altbekannten Gesichtern begegnete, wo sie nie ein verletzendes Wort hörte, wo treue Liebe über jeden ihrer Schritte wachte. Von der inneren Arbeit, vom geistigen Ringen ermüdet, schlief Rosa jetzt auch die Nächte besser und erholte sich. Ihr Gesicht, immer noch sehr weiß, verlor seinen schlaffen Ausdruck, die Augen den Fieberglanz.

»Es geht besser«, sagte Herr Herz zu Agnes. Diese nickte; sie hatte es nicht anders erwartet. »Solch ein junges Ding muß sich wieder aufrichten.«

Eines Morgens stand Rosa besonders gutgelaunt auf. Sie hatte die Nacht über tief und fest geschlafen und von Ambrosius geträumt, aber einen jener seltenen Träume, die uns einen Menschen ohne Verzerrung, in einfacher, lebensvoller Wahrheit vor die Sinne stellen. Ambrosius hatte dort in der Küche gesessen – mit seinem frischen, lächelnden Gesicht, seinen schönen Kleidern. – Er lehnte sich nachlässig in den Stuhl zurück – die Hände auf den Knien – und schaute Rosa mit seinen hellen, klaren Augen an. »Wann fahren Sie?« fragte Agnes, worauf Ambrosius antwortete: »Um vier Uhr – denke ich.«

Da erwachte Rosa, das Herz noch ganz warm von der Stelle frischen, hoffenden Lebens, die jenes Traumwort aufgeregt. Das langsame Sich-Zurücktasten aus dem schönen Traum in die harte Wirklichkeit war zwar bitter, dennoch ließ die Traumwirkung nicht ganz nach. Es regte sich in Rosa wieder die Hoffnung, als müßte heute etwas Erwünschtes geschehen.

Als sie in das Wohnzimmer trat, fand sie es verändert. Des Pfarrers Kastanienbaum, der das Gemach mit seinen Blätterschatten zu erfüllen und das Licht zu mildern pflegte, hatte über Nacht all sein Laub verloren. Der klare Sonnenschein drang unbehindert in das Zimmer und ließ es größer, leerer erscheinen. Rosa blieb auf der Schwelle stehen und kniff die Augen zusammen; sie war auf diese Helligkeit nicht vorbereitet; doch sie gefiel ihr; sie paßte zu Rosas Stimmung, die nach Veränderung, nach einem Ereignis verlangte. Der herbe Glanz der Oktobersonne, der hartblaue Himmel zwischen den nackten Baumzweigen – sie hatten etwas Munteres, Unternehmungslustiges, Reisefertiges an sich. – Rosa ging an das Fenster, stieß es auf und beugte sich hinaus. Ein kalter Wind fuhr ihr entgegen und der derbe Geruch der welken Blätter. Auch die Straße sah verändert aus, der Nachtfrost hatte ihr ein besonders sauberes Aussehen verliehen, und in der durchsichtigen Luft nahmen die alten Bäume eine steife Feierlichkeit an, als wären sie für einen Festtag geputzt und stramm aufgestellt worden.

Jetzt klapperte es auf den Steinen. Ida Wulf kam die Straße herab. – Unter Rosas Fenster blieb sie stehen, blickte hinauf und lachte, ihre weißen Zähne zeigend. »Guten Morgen, Fräulein Rosa.«

»Guten Morgen, Ida.«

»Sind Sie krank gewesen, Fräulein Rosa?«

»Ja.«

»Sind Sie wieder gesund?«

»Ja.«

»Werden Sie wieder spazierengehen?«

»Ja. Warum nicht.«

Rosa errötete bei dieser Antwort.

»So.«

Ida klopfte mit der Fußspitze auf die Steine, zog ihr Gesicht kraus und schaute die Straße hinab.

»Wie geht es dir, Ida?« fragte Rosa hinunter.

»Gut«, meinte Ida und zuckte die Achseln; dann sagte sie leiser: »Daß Fräulein Sally heiraten will – wissen Sie?«

»Nein. Wen denn?«

»Den Herrn Toddels – von Paltow, wissen Sie?«

»Den!«

Rosa lächelte.

»Lachen Sie nicht, Fräulein Rosa; es ist wahr«, beteuerte Ida. »Sie sind schon gestern Arm in Arm spazierengegangen.«

Als Rosa schwieg, fügte Ida mit verständigem Kopfnicken hinzu: «Warum auch nicht? Recht hat sie.«

»Gewiß!« erwiderte Rosa hastig.

»Und von dem jungen Herrn haben Sie keinen Brief?« fragte Ida plötzlich.

»Nein. Weißt du etwas?«

»Ich weiß gar nichts«, antwortete Ida, sich zum Weitergehen anschickend, »ich glaubte nur, er hat Ihnen einen Brief geschrieben. Guten Morgen, Fräulein Rosa. Der Peter hat mich zum Brückenkrug hinabbestellt.«

»Wozu denn?«

Ida zuckte die Achsel. »Wieder seine Dummheit«, damit ging sie – klapp, klapp – weiter, den dürren Körper nachlässig hin und her werfend.

Mit geröteten Wangen und aufgeregt glänzenden Augen blieb Rosa im Fenster liegen. Plötzlich trat ihr früheres Leben wieder an sie heran, als wäre es nie gestört worden. Sally und Toddels, Ida und Peter, die am Brückenkopf noch immer ihr verstecktes Wesen trieben, endlich Ambrosius. Es war ihr, als müßte er jetzt dort unten vorüberschlendern. Gewiß. Ida hatte recht, er konnte ihr schreiben, nichts wäre natürlicher. Sie begriff nicht, wie sie hatte alles aufgeben können. Sie holte wieder ihre Liebe zu Ambrosius hervor. Kam es nicht täglich vor, daß ein junger Mensch einem Mädchen treu blieb und es gegen den Willen der Eltern heiratete? Kaum begann die Seele des Mädchens zu genesen, als sich auch die früheren Mädchenträume wieder einstellten, die vor dem wahren Schmerz zerstoben waren.

Von jetzt ab erwartete Rosa Ambrosius' Brief, erwartete ihn mit jenem unverdrossenen, nie rastenden Eifer, der das Ohr für den geringsten Laut schärft. Dazu gesellte sich noch der ganze wunderliche Aberglaube der Hoffnung. Um die Zeit, da der Briefträger die Briefe auszutragen pflegte, stand Rosa am Fenster auf der Lauer und versuchte aus allerhand mystischen Zeichen zu entnehmen, ob sich der ersehnte Brief in der schwarzen Tasche befand oder nicht. »Geht der Briefträger«, sagte sie sich, »auf die andere Seite der Straße hinüber oder – muß er an jener Türe zweimal schellen, dann ist der Brief da.« Zuweilen ging der Briefträger auf die andere Seite der Straße hinüber oder schellte zweimal an der betreffenden Türe, aber der Brief kam doch nicht.

Diese neue Beschäftigung machte Rosa unruhig, und am Nachmittage, als die Dämmerung ihr behagliches Licht über die Straßen breitete, während ein glanzloser weißer Mond am Himmel hing – da hielt sie es nicht länger im Zimmer aus. Sie legte ihren vertragenen Wintermantel an, drückte sich den ruppigen Filzhut tief in die Stirn und ging hinaus.

Es tat wohl, wieder in freier Luft auf der Straße zu stehen, den Wind sich in die Haare fahren zu lassen und mit den Absätzen auf die Steine zu trommeln. Rosa empfand wieder etwas von der ungebundenen Ausgelassenheit, die sonst in solchen Dämmerstunden die Schankschen Schülerinnen zu jedem dummen Streich aufgelegt gemacht hatte. Mit kleinen Schritten ging sie die Straße hinab – sie wollte zum Fluß hinuntergehen; später, wenn es finster geworden war, hatte sie einen Gang durch die Stadt vor; bei Lanins – Klappekahls – an der Schule – beim Trödler vorüber, alles wollte sie heute wiedersehen.

Am Ende der Straße standen der Sekretär Feiergroschen und der Apotheker im eifrigen Gespräch beieinander. Klappekahl erzählte etwas, sein Gesicht dem Sekretär fast in den Sammetkragen des Überrockes steckend; der schöne Sekretär, nachlässig an einen Laternenpfahl gelehnt, hörte zu und sandte nur ab und zu ein Wörtchen unter dem goldenen Bart hervor.

»Eine widerwärtige Affäre!« meinte Klappekahl. »Ich brauche mich eigentlich nicht hineinzumischen. Was geht mich die ganze Geschichte an? Was?« Und er stemmte seinen Mittelfinger gegen die Brust und blickte den Sekretär scharf an. Dieser jedoch zuckte nur die Achseln und schlug mit dem Spazierstock auf das Pflaster. »Natürlich«, fuhr der Apotheker fort, als hätte er die gewünschte Antwort erhalten. »Das sage ich eben, mich geht die ganze Geschichte nicht – so viel – an. – – Aber, aber! – Ich muß mich da hineinmischen. Verstehen Sie? Ich muß!« Er hielt inne, um dieses »muß« Herrn von Feiergroschen mit allen fünf Fingern vor die Nase zu halten. »Erstens – um Lanins willen, zweitens kenne ich den Kommerzienrat Tellerat, und er ersucht mich um diesen Dienst. Endlich tue ich's für den alten Herz. Es wird ihm lieb sein, wenn ich die Affäre leite. Ich muß also – nichts zu machen.« Dabei schlug er kräftig auf seine Paletottaschen.

»Ja – o ja!« versetzte der Sekretär langsam, nahm seinen Spazierstock unter den Arm, um beide Hände frei zu haben, und zupfte vorsichtig die Spitzen seines Backenbartes. »Das finde ich ganz natürlich. Nur sehe ich nicht ein, warum Sie es ihr – persönlich sagen wollen. Sie könnten es kommoder durch den Alten machen.« Er lachte, weil er sich freute, diesen naheliegenden Ausweg gefunden zu haben. Klappekahl aber schüttelte den Kopf.

»Da sagen Sie mir nichts neues! Ich habe auch daran gedacht, es durch den Alten zu machen – ich bin jedoch davon zurückgekommen«, schloß er feierlich und betrachtete seine Handfläche.

»So? – hm – warum denn?« murmelte Feiergroschen.

»Ja – sehen Sie!« Der Apotheker setzte seine Gründe mit vielem Behagen auseinander, er war stolz auf sie. »Erstens, und das ist das Hauptmotiv, glaube ich, der Vater wird die Sache nicht so geschickt und delikat anfassen wie ich. Ein guter Kerl, der alte Herz, aber auf solche subtile Dinge versteht er sich nicht, weiß es Gott! Ich kann wohl – ohne zu renommieren – behaupten, daß ich mit Weibern besser umzuspringen weiß als er, trotz seiner Ballettpraxis. Mein Gott! Unsereins hat doch auch seine amours gehabt! Was? Und mit mehr Verständnis als so einer. Kurz! Ich glaube dem Mädchen dadurch die Sache leichter zu machen.«

»Ach so!« erwiderte Feiergroschen.

»Das ist – wie gesagt – das Hauptmotiv«, fuhr der Apotheker eifrig fort. »Nun – und dann, Sie wissen, ich bin ein leidenschaftlicher Psycholog.«

»Wirklich?«

»Gewiß! Leidenschaftlich! Wußten Sie das nicht? So ein Blickchen in ein Menschenherz – delicieux. Darüber geht mir nichts; ob Sie's mir nun glauben oder nicht! Sie verstehen also? Obgleich ich hundert solcher Verwicklungen schon mit angesehen habe. Eine jede bringt doch etwas neues – für den Kenner. Darin bin ich Gourmand. Was? Sie finden diesen Sport grausam?«

»Nein, das kann ich nicht sagen.«

»Nun hören Sie, Sekretärchen, etwas grausam ist er doch«, meinte Klappekahl bittend. »Aber – nehmen Sie eine Menschenseele – nehmen Sie einen Schmerz – bon! Ich untersuche.« – – –

Der Sekretär ward unruhig. Sein ohnehin laues Interesse schien ganz zu erkalten. Er blickte auf die Straße – machte einige Schritte – blieb plötzlich stehen – rückte sein Augenglas zurecht. »Wer kommt denn da?« äußerte er.

Klappekahl sah auf. »Bei Gott, lupus in fabula – oder hier mehr luna! Sie geht sonst nie aus.«

»Da können Sie ihre Mission gleich beginnen.«

Rosa ging an den Herren vorüber, sah sie jedoch nicht, weil sie den Kopf gesenkt hielt und eilig einherschritt.

»Nun«, flüsterte Feiergroschen und stieß den Apotheker mit dem Ellenbogen.

»Ob ich?« Der Apotheker zögerte. »Fatale Geschichte!« Er ging Rosa aber doch nach. »Guten Abend, Rosette«, sagte er, als er sie eingeholt hatte, und zog den Hut vor ihr. Rosa schaute Klappekahl erschrocken an, und dieser ward befangen. »Wollen Sie weitergehen?« schlug er vor.

Gehorsam ging Rosa weiter. »Ich wollte eben zu Ihnen hinauf«, begann Klappekahl, »da faßte mich der Sekretär dort an der Ecke, und wir verplauderten uns, aber, wie gesagt, ich war auf dem Wege zu Ihnen.«

»Es wäre Papa gewiß sehr angenehm gewesen«, entgegnete Rosa leise. Der Apotheker mit seinen Redensarten schüchterte sie heute ein. Was wollte er? Wäre er doch schon fort!

»Ihren Papa habe ich lange nicht gesehen«, fuhr Klappekahl fort – die Hände in den Paletottaschen – mit gleichmäßigen Schritten neben dem Mädchen einherschreitend. »Wann doch zuletzt? Warten Sie. Vorgestern? – Nein – gleichviel! Heute aber wollte ich nicht eigentlich Ihren Papa aufsuchen – sondern Sie, Rosettchen. Ja, ja! Zu Ihnen wollte ich, um mit Ihnen von Geschäften zu reden.« Er schlug einen neckischen Ton an; da Rosa aber zu Boden blickte, konnte er nicht entscheiden, wie dieser Ton aufgenommen wurde, drum ward er wieder ernst und väterlich. »Das Geschäft ist eben nicht angenehm; ich habe es übernommen, denn wir beide sind ja immer gute Freunde gewesen, nicht?« Rosa schwieg. »Ich war von jeher Ihr alter Bewunderer, darum glaubte ich, wir beide würden das Geschäft am besten abmachen, ohne daß ein Dritter sich da hineinmischt. Ich sagte, Rosette und ich werden alles ordnen. Rosette ist das gescheiteste Mädchen ihres Jahrhunderts, sie hat Verstand für drei. Auf Ehr! Das sagte ich.« Er wartete wieder auf eine Antwort. Rosa jedoch sagte nichts. Sie waren in den Stadtgarten gelangt und gingen über die hartgefrorenen Kieswege hin, auf denen das Herbstlaub raschelte, während die Finsternis immer dichter durch das braune Gezweige der entlaubten Bäume herabsank. Ein heftiger Wind wehte hier. Klappekahl fröstelte und schlug den Kragen seines Überrockes auf. »Die Sache ist nun die«, nahm er seine Auseinandersetzung mit sanfter Stimme wieder auf. »Der Kommerzienrat Tellerat schreibt mir – oder eigentlich Lanin, der mir dann den Brief gegeben hat; er sieht ein, daß das Verhältnis mit seinem Sohn – der arme Junge soll zu Hause untröstlich gewesen sein, er hat es schwer verwunden, das können Sie glauben. Gleichviel! Der Kommerzienrat sieht also ein, daß das Verhältnis mit seinem Sohne Ihnen möglicherweise geschadet haben könnte – in Ihren Plänen, Ihrer Stellung – Ihrer Karriere. Ganz unrecht hat er wohl nicht; das heißt, ich urteile über diese Dinge anders, aber in unserem Nest – Sie wissen das ja ebenso gut wie ich. Der Kommerzienrat geht mit seinem Sohne nach Italien, schließlich ist eine Heirat in Aussicht genommen und so weiter.« Klappekahl hielt inne, um seine psychologischen Beobachtungen anzustellen, aber die Mädchengestalt im schwarzen Mantel kämpfte schweigend mit dem Winde, und nichts verriet, was in ihr vorging. Der Apotheker ärgerte sich darüber und beschloß, in seiner Rede trockener und kürzer zu sein. »Vordem dieses unternommen wird«, fuhr er fort, »wünschen der Kommerzienrat und sein Sohn ihre Schuld an Sie – Fräulein Rosa – abzutragen. Sie sind bereit, Ihnen eine Reise ins Ausland, die Equipierung für eine Gouvernantenstelle, oder was Sie sonst vorhaben, zu erleichtern, das heißt, sie wünschen etwas dazu beizutragen, daß Sie Ihren Lebensweg unbehindert weiter wandeln können.« Dieser Satz gefiel dem Apotheker, er wiederholte ihn laut in den Wind hinein und streckte die fünf Finger aus; da sie ihm jedoch froren, steckte er sie wieder in die Tasche und fügte, weniger pathetisch, hinzu: »Ich finde dieses Anerbieten billig. Nach meiner Auffassung sind Tellerats Ihnen das schuldig, auch sehe ich keinen Grund, dieses Anerbieten nicht zu akzeptieren. Wie gesagt, von Ihrer Seite ist es nur das Einkassieren einer Schuld. Das Geld soll bei mir eingezahlt werden. Das ist ganz einfach, nicht wahr? Wieviel und so weiter wollen wir besprechen, wenn Sie sich im Prinzip entschieden haben werden. Was?« Rosa schwieg und ging hastig vorwärts. »Ich will Sie natürlich nicht drängen«, meinte Klappekahl. »Aber die Sache ist durchaus einfach. Geld kommt immer gelegen.« Er wußte wirklich nicht, was er mit dem stillen Mädchen beginnen sollte. Will sie das Geld? Will sie es nicht? Ist sie beleidigt? Ist sie froh? Kein Teufel konnte daraus klug werden! Dazu noch dieses verdammte Wetter!

Sie verließen jetzt den Garten und traten an den Fluß heran. Der Mond breitete eine große Helligkeit über den Himmel und das Land und ließ diese weit und leer erscheinen.

»Nun, mein liebes Kind«, begann Klappekahl hier wieder zu sprechen. »Ich habe Ihnen diese Affäre so gut ich konnte auseinandergesetzt. Sagen Sie mir nur, wie Sie darüber denken. Schütten Sie vor mir Ihr ganzes Herzchen aus.« Das freundliche Gesicht, mit dem er diese Worte begleiten wollte, fiel ein wenig verzerrt aus, denn Lippen und Wangen waren steif vor Kälte.

Rosa lehnte sich mit dem Rücken gegen das Flußgeländer, ließ ihre Arme erschöpft sinken und hob zu Klappekahl ihr bleiches, kummervolles Antlitz auf, aus dem die Augen angstvoll hervorschauten. Mit leiser, tiefer Stimme sagte sie: »Bitte – sagen Sie Ambrosius Tellerat, daß ich nichts von ihm mag.« – Der Apotheker räusperte sich. Er hatte nicht erwartet, einem so großen Schmerz gegenüberzustehen. »Nun – warum denn? Ich finde, wenn man die Sache vom richtigen Standpunkte aus betrachtet« – er brach ab, denn er fühlte, daß seine gewöhnliche Beredsamkeit diesem bitterernsten Mädchen gegenüber nicht am Platze sei,

»Bitte, sagen Sie ihm«, fuhr Rosa mit demselben bestimmten, metalligen Klang der Stimme fort, »daß ich von ihm nur eins verlange, er soll mich nicht weiter quälen.«

Klappekahl trippelte vor Rosa auf und nieder. Hier war offenbar nichts zu machen, es galt nur, einen passenden Schluß zu finden. »Schön, schön!« versetzte er. »Ich will's bestellen. Es wird dem armen Jungen nahegehen. Verdient hat er's übrigens. Natürlich – wenn man die Affäre so ansieht, so haben Sie recht. Jedes Ding hat zwei Seiten, sage ich immer. Bon! Ich will's bestellen. Das meinige habe ich getan. Mir sind Sie doch deshalb nicht böse? Nein? Das ist brav. Ich tat meine Pflicht. Das also wäre abgemacht. Hier ist's verteufelt kalt. Ich begleite Sie nach Hause – selbstverständlich! Wie? Sie gehen nicht mit?«

»Nein. Ich würde gern allein sein«, erwiderte Rosa.

»Was? Bei der Kälte im Mondschein schwärmen?« Klappekahl hatte wieder sein weltmännisches Kichern gefunden. »Nun, ich danke! Da bin ich nicht von der Partie. Guten Abend, Rosettchen. Sie sind mir nicht böse? Der alte Klappekahl bleibt immer Ihr treuester Bewunderer. Erkälten Sie sich nicht.« Als er Rosa den Rücken wandte und eilig der Stadt zuschritt, stieß er mit großer Erleichterung seine Hände auf den Grund seiner Taschen. Es war glücklich vorüber! Vor solchen tragischen Augen konnte einem ja angst und bange werden, und er dachte darüber nach, wie er Feiergroschen und Dr. Holte am wirkungsvollsten die Szene schildern könnte.

Rosa blieb am Flusse stehen. Jetzt begriff sie alles; begriff die ganze Schande, die über sie hereinbrach. Daß sie vor einer Stunde so töricht hatte sein können, zu hoffen! Die heutige Lehre aber hatte sie erfaßt. Ein kühles, schonungsloses Verstehen war ihr geworden. Die Kleinheit und Häßlichkeit alles dessen, woran sie geglaubt, lag klar vor ihr – und Ekel und Bitterkeit stiegen in ihr auf und machten sie ruhig. Was half es! Es war doch nichts des Anschauens wert. Geängstigt blickte sie zum Himmel auf, der weit und hoch in seiner durchsichtigen Klarheit über ihr hing, und es war der Durst nach jener hellen, reinen Stille, was sie empfand; sie hätte sie trinken, sich in ihr baden mögen, um von dem Schmutzigen, Schimpflichen, Garstigen befreit zu sein, das auf ihr wie ein Alp lastete.

Versunken in ihre trüben Gedanken, bemerkte sie nicht, daß eine schmale, dunkle Gestalt sich ihr langsam näherte, vor ihr stehenblieb, den Hut abnahm und leise »Guten Abend« sagte. – Conrad Lurch war es. Fest in seinen grauen Überrock eingezwängt, den schäbigen Hut im Nacken, stand er da. Das lange Gesicht nahm im Mondlicht ein krankes, grünliches Aussehen an. Die Augen waren von tiefen Schatten umgeben, und die geröteten Augenlider zuckten wie bei jungen Vögeln. Der arme Conrad Lurch! So vom Monde beschienen nahm er sich sehr dünn, sehr leidend und ein wenig herabgekommen aus. Erst als er seinen Gruß wiederholte, zuckte Rosa leicht zusammen und sah ihn an. »Guten Abend«, erwiderte sie. »Ich gehe nach Hause«, fügte sie hastig hinzu und wollte fort.

»Ach, gehen Sie nicht!« bat Lurch kläglich, »Tag um Tag habe ich darauf gewartet, Sie sprechen zu dürfen, und nun wollen Sie gehen.«

Rosa blieb. Matt und geduldig lehnte sie sich wieder an das Geländer. Schließlich war es ja gleichgültig, ob sie ging oder blieb!

»Ich sah Sie vorhin mit Herrn Klappekahl gehen«, fuhr Lurch mit seiner hoher, heiseren Stimme fort. »Da bin ich Ihnen nachgegangen, dort – an jenem Baume wartete ich, bis Herr Klappekahl Sie verließ, dann kam ich, um mit Ihnen zu sprechen. Fräulein Rosa...« Rosa hörte nicht mehr, was er ihr sagte, sie dachte wieder daran, wie verblendet sie gewesen war, das für schön und erstrebenswert zu halten, was ihr jetzt so widrig, so gemein erschien. Liebe nannte man das! Mein Gott, war das eine häßliche, niedrige Sache! Nichts als Schande – unendliche Öde. Es gab Menschen, die in ihrem Fall sterben konnten, sie hatte davon gehört. Unwillkürlich wandte sie sich um und blickte auf den Fluß hinab. Über das unruhige, tintenschwarze Wasser fuhr das Mondlicht in hastigem Zickzack hin; ein stetes Fließen und Leben, eine Jagd von Schatten und bleichem Licht. Fröstelnd fuhr Rosa zurück.

»Und eben, Fräulein Rosa, weil ich Sie so sehr liebe«, klang Lurchs gepreßte Stimme in Rosas Gedanken hinein und machte sie aufhorchen. Was sprach er denn von Liebe? Die fadenscheinige, trübselige Erscheinung war für Rosa jetzt wie das verkörperte Bild jener Liebe, die sie mehr als alles verabscheute.

»Weil ich Sie so sehr liebe, Fräulein Rosa, sagte ich mir: jetzt vielleicht kannst du ihr dienen, jetzt vielleicht nimmt sie deine Liebe an. Es ist ja nicht, daß ich glaube, Sie könnten sich je in mich verlieben. Bewahre! Sie sollen nur gestatten, daß ich Ihnen diene. Ich glaube nicht, Fräulein Rosa, daß jemand Sie stärker lieben kann als ich. Ich glaube das nicht. Sie wissen, Fräulein, seit ich Sie kenne, bin ich Ihnen gut. Dort in Lanins Laden – und die Korinthen – immer – immer.« Mühsam redete er fort und drückte die Knöchel seiner blaugefrorenen Hände fest gegeneinander. »Aber seitdem Sie erlaubt haben, daß – daß ich Sie küsse – dort bei Wulf – Sie wissen, Fräulein Rosa? – seitdem hat es wie eine Krankheit an mir genagt. Tag und Nacht habe ich nur an Sie denken können. Ich weiß, Sie taten es damals nicht für mich; mich aber hat es unglücklich gemacht. Meine Mutter fragt mich, woher die Löcher in mein Kopfkissen kommen. Ich habe es ihr nicht gesagt; aber bei der Nacht, wenn ich an Sie, Fräulein Rosa, denke, zerreiße ich mit den Zähnen mein Kopfkissen. Ich weiß nicht warum, aber ich muß das tun. Als ich nun hörte, wie es Ihnen ergangen ist, da dachte ich, vielleicht jetzt. Ich kann ohne Sie nicht leben. Bei Gott! Fräulein Rosa, ich kann – – kann es nicht!« Sein Gesicht verzerrte sich; er schien zu weinen.

Starr vor Schrecken blickte Rosa ihn an. War es ein furchtbarer Traum, der diesen bleichen Menschen vor sie hinstellte, damit er ihr mit seiner halblauten, leidenschaftsheißen Stimme vorhielt, was sie getan? Und doch konnte sie nicht fort. Wie gefesselt stand sie da, die Arme über das Geländer gelegt, und hörte zu. »Lassen Sie mich!« stöhnte sie.

»Ich lasse Sie ja, Fräulein Rosa«, erwiderte Lurch. »Ich halte Sie nicht. Es wäre aber nicht gut, Fräulein Rosa, mich so stehenzulassen. Ich glaube nicht, daß das gut wäre. Den Wechsel unterschrieb ich damals, weil Sie es wollten, sonst hätte ich es nicht getan – aber, als Sie kamen – – Sie erinnern sich dessen, Fräulein Rosa? Herr Lanin hat mich dieses Wechsels wegen fortgeschickt, und die hohen Prozente hat er nicht bezahlen wollen, da habe ich zulegen müssen. Ich hatte etwas Geld zurückgelegt – für meine Mutter, wissen Sie, wenn ich einmal ohne Stelle bin. Es ist aber alles daraufgegangen. Ja – und ich habe jetzt nichts zu tun. Dieser Überrock ist schlecht, ich sehe das wohl, der Hut auch; aber wäre der Wechsel nicht gewesen, so... Übrigens mache ich mir nichts daraus, wenn Sie nur wollten. Ohne Sie kann ich nicht leben, Fräulein Rosa; ohne Sie nicht.«

«Was kann ich denn tun?« stieß Rosa kaum hörbar hervor. Sie wollte die Bedingungen erfahren, unter denen sie befreit werden konnte. Lurch sah auf seine Hände herab und versetzte leise: »Wir könnten einander ja heiraten.«

»Sie?«

»Ja!«

Lurch hob den Kopf. Der Mond beschien sein fahles Gesicht, auf den Wangen brannten rote Flecken; die Augenlider blinzelten immer hastiger, und die Hände krampften sich ineinander, daß es knackte. »Ja, denn ich liebe Sie doch, Fräulein Rosa, und wer wird Sie sonst heiraten? Ich weiß sehr gut, was dort bei Wulf geschehen ist, und die ganze Stadt weiß es – alle, alle. Sie zeigen mit Fingern auf Sie. Ich mache mir nichts daraus. Früher sagte ich mir, sie ist zu gut – zu hoch für dich; jetzt aber, Fräulein Rosa, sind Sie zu mir heruntergekommen, jetzt, wo keiner Sie will, kann ich Sie doch haben! Ich muß Sie haben! Bitte, bitte, Fräulein Rosa, seien Sie so gut, tun Sie mir den Gefallen. Gewiß – keiner nimmt Sie sonst. Alle schimpfen auf Sie, nur ich liebe Sie. Gott, Gott, wenn Sie wüßten, wie stark ich Sie liebe!« Er weinte und kniete auf den Sand nieder.

Rosa schaute ihn an, wie man ein widriges Insekt beobachtet, fürchtend, daß es sich auf einen wirft. Als er aber wimmernd niederkniete, da ward sie von ihrer Furcht überwältigt, sie wich zur Seite und wollte fliehen, er jedoch hielt sie an den Füßen fest, sie mit seinen langen Armen umschlingend, kroch er an ihr empor, das gelbe Gesicht mit den hervortretenden gelben Augen kam dem ihren ganz nah, die heißen, dünnen Lippen sogen sich an ihrer Wange fest. Mit verzweifelter Anstrengung stieß Rosa gegen den Körper, der sich an sie herandrängte, und er taumelte. »Hilfe! Um Gottes willen!« schrie sie – und wieder preßten die zitternden dürren Glieder sie an sich. Schritte wurden hörbar. »Hilfe!« schrie Rosa noch einmal.

»Verfluchte Kanaille!« sagte jemand neben ihr, und Lurch, der sich an Rosas Röcke anzuklammern versuchte, ward gepackt. »Nun Brüderchen, komm nur«, sagte dieselbe Stimme, und Lurch flog auf die andere Seite des Weges hinüber, um dort lautlos niederzufallen. Vor Rosa stand Herweg und lachte über das ganze Gesicht. »Dem Kerl wollen wir solche Späße versalzen. Wie der flog«, meinte er.

»Ich danke Ihnen«, sagte Rosa.

»Wie Sie blaß sind, Rosa.«

»Ich will heimgehen. Ich fürchte mich.«

»Der Kerl wird Ihnen nichts mehr tun. Wie kam er überhaupt zu Ihnen?«

»Ich weiß es nicht.«

»Geben Sie mir Ihren Arm. Ich führe Sie nach Hause.«

»Nein – nein! Ich gehe allein«, und Rosa begann eilig vorwärtszugehen. Herweg jedoch folgte ihr, und als Rosa lief, lief er auch und rief: »So warten Sie doch, Schätzchen.« Er holte sie auch ein, hielt sie an ihrem Mantel fest und lachte.

»O Gott – o Gott!« stöhnte Rosa und wandte Herweg ein so verzweifelt angstvolles Gesicht zu, daß er bestürzt ward. »Aber Rosa«, sagte er, »ich tue Ihnen ja nichts. Kennen Sie mich denn nicht mehr?«

»Ach lassen Sie mich gehen«, flehte Rosa.

»Gewiß, guten Abend«, versetzte Herweg und grüßte verlegen. Er verstand nicht, was dem Mädchen war; hatte er ihm denn auch ein Leid zugefügt? Verdrießlich und enttäuscht ging er seiner Wege.

»Kind, wo bist du gewesen?« rief Agnes, die in der Küche saß, Rosa entgegen, als diese nach Hause kam. »Der Vater ging dich suchen.« Rosa erwiderte nichts. Sie stellte sich bloß in den hellen Schein des Herdfeuers. Ein jeder mußte es ja auf ihrem Gesichte lesen, was sie erlebt hatte. »Großer Gott, was ist denn geschehen?« rief Agnes.

»Ach Agnes!« Mehr vermochte Rosa nicht hervorzubringen. Sie kniete vor ihrer alten Pflegerin nieder, verbarg ihren Kopf in deren Schoß und weinte und schluchzte ganz aus vollem Herzen. Agnes fragte nicht weiter, sie hielt den blonden Kopf auf ihren Knien und strich mit der Hand sanft über das Haar. Als Herr Herz heimkam, tauschte er mit Agnes nur stumme Blicke und Winke aus, legte Holz auf das Feuer, trank Tee, saß da und drehte kummervoll einen Daumen um den andern, und zuweilen, auf den Fußspitzen an Rosa herantretend, ließ er eine Weile seine Hand neben Agnes' Hand auf dem Haupte seines Kindes ruhen.

Wortlos saßen sie fast die ganze Nacht hindurch auf und wachten über Rosas Schmerz.


 << zurück weiter >>