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Als ich nach meiner schweren Todeskrankheit aus unserem kalten, spätherbstlichen Norden mit meiner Frau über Tirol nach dem milden Süden fuhr, und wir eben aus der letzten Alpenpforte in weitem Bogen hinunter zur lombardischen Ebene rollten, da sah ich zur Linken am Fuß der Gebirge im brennenden Abendrot Verona liegen und darüber ein zur Kaserne entweihtes hohes Kastell, die einstige Burg König Dietrichs von Bern. Nicht jene verstümmelten Gesänge, sondern die wehmütige geschichtliche Wahrheit fiel mir aufs Herz, wie jene gewaltige germanische Königsmacht so schnell und furchtbar endete, König Dietrichs einzige Tochter, jung verwitwet, nach des Vaters Tode von der Macht des byzantinischen Nachbarreiches bedroht, von innerem Zwist des eigenen Volkes beunruhigt, durch den plötzlichen Tod ihres einzigen Söhnleins der Besinnung beraubt, reichte Hand und Krone ihrem schlimmsten Feinde, ihrem herrschgierigen Vetter, der sie nachher töten ließ. In diesen wenigen Zügen liegt noch keine Tragödie. Geschichtlich ist der Tod ihres Knaben nur Zufall und Unglück. Aber mit den Augenblicken poetischer Eingebung ist es ein ewiges Geheimnis. Ganz plötzlich, wie ich dieser schönen Königin Amalsunth gedachte, wußte ich etwas anderes. Ich sah im Geiste, wie nach ihres Vaters Tode von Worms am Rhein ein zweiter Knabe als Schutzbefohlener gebracht worden war, der Enkel jener alten, all ihrer Kinder beraubten Königin Ute, das Söhnlein Kriemhildens und Siegfrieds, den ich Jung-Siegfried nannte. Blutsbrüderschaft verbindet nun die beiden Knaben. Der alte Hildebrant, des toten Königs Dietrich Waffenmeister, nimmt Amalsunths Söhnlein, das Königskind, Athalrich, in seinen Schutz.

Da entzündet Jung-Siegfrieds Tüchtigkeit im kindlichen Knabenwettstreit um den Preis den Zorn und Haß des jungen Athalrich. Er beleidigt, er bedroht Jung-Siegfried tödlich und wird aus Notwehr, nicht aus Absicht von dessen Speer getötet. Jetzt ruft die Königin Hildebrant zur Rache, zur Tötung des Schutzbefohlenen auf. Aber Hildebrant, über die Ursache des Unglücks unterrichtet, hat den Knaben unter dem Schütze Ekkewarts entfliehen lassen. Da befiehlt Amalsunth Hildebrants Enkelknaben Amelolt und Sindolt in den Turm zu werfen. Es geschieht. Der grenzenlose Jammer der Mutter schreit um Blutrache für ihr totes Kind. Aber keiner der Recken, die ihr bisher mit Leib und Leben zur Seite standen, will diese Tat, den Knabenmord, vollbringen. Da ruft sie ihren Vetter, ihren Todfeind, der vergeblich um sie geworben hatte und deshalb zum Hochverräter wurde, da ruft sie Diethart aus dem Kerker und bietet ihm den Amelungenhort, Reich und Krone an, wenn er die Knaben töte und ihr Rache gewähre. Er besteht auf dem höchsten Preis, er begehrt sie selbst zum Weibe und Amalsunth, jetzt die Feindin ihres eigenen, einst so geliebten Gothenvolkes, macht ihn, gegen die Stimme ihres eigenen Herzens, mit Hilfe der Watschen und Wenden zum König. Dietharts verstoßenes Weib, ihre Nebenbuhlerin, die Wendin Wandala, tötet die Königin durch heimliches Gift.

So hatte ich in einer plötzlich aufflammenden Vision die Tragödie der Mutterliebe empfangen, die ich nun mit Ausscheidung aller Elemente, die nicht zum psychischen Zentrum gehörten, und mit freudigem Auftrag all der charakteristischen Farben, die dieses altdeutsche Heldenbild begehrt, in ein bühnengemäß gesteigertes Trauerspiel einheitlichen Stiles verwandelte.

Ernst von Wildenbruch, unser größter Dichter, dem ich aus alter Bewunderung das Werk zueignete, schrieb mir darüber: »Daß Sie mich für würdig erachtet haben, mir gerade dieses Werk zu widmen, in dem – das fühle ich aus jeder Zeile heraus – ihre ganze Seele mit aller Wärme, Treue und Begeisterungskraft niedergelegt ist, macht mir diese ihre Widmung doppelt wertvoll, macht mich aufrichtig stolz. Ihr Dichter-Name war mir ja natürlich schon seit langem und in bester Weise bekannt. Ihre »Spinnerin am Kreuz« habe ich seinerzeit hier in Berlin aufführen gesehen und dem originalen Werke meine tiefste Seelen-Gefolgschaft gewidmet. Daß Sie in erster Reihe derjenigen Dichter Deutschösterreichs stehen, die den großen Zusammenhang mit den unsterblichen Elementen der deutschen Literatur aufrecht erhalten, war mir bewußt. Beurteilen Sie darnach selbst, welche Freude es mir bereiten mußte, als ich aus Ihrem Briefe ersah, daß Sie meiner Persönlichkeit und meinem Schaffen mit so großer Freundschaft zugetan sind. Die Gesinnung, die aus ihren »Amelungen« quillt, empfinde ich als meine eigene, darum begrüße ich Sie – da ja nun einmal das Gebiet der Literatur heutzutage zu einem Kampfgefilde geworden ist, als Kampfgenossen und Verbündeten und schüttle Ihnen in Gedanken treulichst die Hand, die Sie mir so schön dargeboten haben. Leben Sie wohl, verehrter Herr, und bleiben Sie, der Sie waren, Ihrem herzlichst ergebenen Ernst von Wildenbruch.«

Heinrich Bulthaupt, der geniale deutsche Dramaturg, der uns leider viel zu früh durch den Tod entrissen wurde, schrieb mir am 25. Dezember 1903: »Wäre ich nicht krank gewesen, als Sie mir Ihre »Amelungen« sandten (und noch bin ich nicht völlig genesen), gleich hätte ich Ihnen mit meinem Danke, als dessen Zeichen ich mir gestatte, Ihnen die neueste Auflage meiner Gedichte zu schicken, ausgesprochen, wie sehr mich das großzügige, dichterisch-reiche und doch knappe Werk gepackt und festgehalten hat. In welche Niederungen sich das Drama unserer Tage verirrt hat – Gott sei Dank, daß wir noch Poeten haben, die uns auf solche Höhen führen! Und nun möge Ihnen noch manches gelingen, gleich groß und schön. Von Herzen Ihr ergebener Heinrich Bulthaupt

Und damit der Dritte in der Zahl der guten Geister nicht fehle, deren Wort und Zuspruch mir zum Licht und Trost geworden ist in meinem einsamen Schaffen, so folge hier der Brief des berühmten Sängers von der Festenburg, dessen Name ein klingendes Banner geworden ist in allen deutschen Gauen. Ich weiß, daß er mich allzuhoch ehrt: »Das Drama gehört zu dem Besten, was ich von Ihnen kenne, und bekräftigt meine Ueberzeugung, daß Sie der einzige österreichische Dichter sind, der nach dem Hinscheiden Grillparzers würdig war, das Szepter aufzunehmen, das dem toten Dichterkönig entsunken ist. Sie sind sein dramatischer Universalerbe, auf den der Reichtum des Erblassers: Die Melodie der Sprache, die klassische Formenreinheit, die meisterhafte Kunst der Individualisierung, übergegangen ist.

Ihre Muse hat die Schnürbrust des österreichischen Lokalpatriotismus gesprengt und atmet in vollen Zügen freie Germanenluft. Wir Deutsche sind wie knorriges Buchenholz: Lang braucht's, bis das zum Brennen kommt. Wenn's aber einmal in Flammen steht, dann gibt's ein braves Feuer und eine dauerhafte Glut. Warten Sie nur, bis wir lichterloh brennen – die Besten, die Gipfel ihres Volkes glühen schon – dann sollen Sie sehen, welche Brände der Begeisterung über Sie und Ihre Werke zusammenschlagen. Ich danke Ihnen, lieber hochverehrter Meister, für Ihre freundschaftliche Gesinnung recht vielmals und rufe dem herrlichen Amelungendichter ein treudeutsches, herzliches Heil! zu. In aufrichtiger Verehrung O. Kernstock

Im Jahre 1905 veranstalteten die deutschen Hochschüler Wiens im Kaiser-Jubiläumstheater (jetzt Volksoper) zu Ehren des gefeierten Nationaldichters Ernst von Wildenbruch, eine festliche und vom schönsten Erfolg gekrönte Aufführung meiner Amelungentragödie. Frau Elli Stärk spielte mit edler Kraft die Königin, ihr Töchterlein ganz meisterhaft den Jung-Siegfried. Als Prolog sprach Frau Stärk im Kleide der Germania ein feuriges Gedicht, das uns Wildenbruch zu dieser Gelegenheit gespendet hatte.

Bleibt aufrecht, deutsche Brüder!

Eine Stimme ist zu mir gekommen
Von den Brüdern im deutschen Ost,
Meine Stimme soll euch Antwort geben –
Bleibt aufrecht und seid getrost!

Wohl weiß ich von Wind und Wellen,
Daß sie stürmend um euch geh'n,
Wohl weiß ich von euren Herzen,
Daß sie blutend in Tränen steh'«.

Ich weiß noch von einem Dritten,
Von einem Sterne des Lichts,
Von dem seid ihr hergekommen,
Und dem entreißt euch nichts.

So lang noch das Licht der Sonne
In der Erde das Leben entfacht,
So lange das Sehnen nach Wahrheit
Uns zu Kindern des Lichtes macht;

So lange der Mensch noch dürstet
Nach dem stählernen Trunke des Rechts,
Wirst du, Deutschland, nimmer erlöschen.
Du Seele des Menschengeschlechts!

Und wen du im Schoße getragen,
Geist bleibt er von deinem Geist,
So lang er das Herz nicht treulos
Vom Herzen der Mutter reißt.

Ein Seufzer ist zu mir gekommen
Von den Brüdern, die Haß umloht,
Meine Stimme soll ihnen sagen:
»Eure Not ist heilige Not!«

Wenn den Deutschen das Glück umschmeichelt,
Wird das Herz ihm im Leibe dumpf,
Wenn den Deutschen der Friede streichelt.
Wird das Schwert in der Scheide ihm stumpf.

Du, ringend in Sorgen und Sehnen,
Jugend, umlockte Schar,
In dir ist das Hungern und Dürsten,
Das einst in uns allen war.

Du wurdest zum Opfersteine,
Der das heilige Feuer trägt;
Bleibe aufrecht, deutsche Jugend,
Wenn das Feuer auch Wunden schlägt!

Eine Zeit ist einmal gewesen,
Wo die Menschheit in Trümmer brach.
Wo aus den Seelen der Menschen
Deine Stimme zum Himmel sprach.

Da, über den Wassern der Tiefe
Ging auf ein einziger Stern,
Es stieg aus der Nacht der Zeiten
Dietrich, der Held von Bern.

Sie sagen, er sei gestorben –
Er lebt noch immerdar.
Immer von neuem gebiert ihn
Das Land, das ihn einmal gebar.

Wenn immer die Menschheit sich streckte
Aufs Siechenbett kreisender Not,
Wenn immer das wankende Herz ihr
Umstrickte der würgende Tod:

Dann wieder und immer wieder
Steigt auf ein blondlockiger Held,
Dann baut aus germanischem Blute
Sich jung und lebendig die Welt.

Wohlauf! Und ruft nun den Dichter,
Er komme, es hebe sein Wort
Von der Seele uns Schranken und Fesseln,
Von den Augen die Zeit uns fort!

Denn Zeit ist nur trügendes Sinnbild
Staubiger Vergänglichkeit,
Alles Große, unsterblich,
Steht zeitlos, über der Zeit.

Es komme und leuchte ins Herz uns
Der nimmer erloschene Stern,
Es komme der Amelunge,
Der unsterbliche Dietrich von Bern!

Es ist hier wohl der richtige Ort, mich über die Art der Entstehung dieser Amelungentragödie auszusprechen. Die spärlichen und zerstückelnden epischen Quellen dieser Sage besitzen keine Spur der Einheit und Geschlossenheit, ja auch nur der psychologischen Notwendigkeit des Nibelungenliedes, das uns in 29 Handschriften erhalten, dem Dramatiker eine fertige strenggefügte Handlung entgegenbringt. Einst vielleicht noch größer und gewaltiger in seiner für immer verlorenen Urgestalt als die Siegfriedssage, vermischte sie teils Mythisches, teils Geschichtliches in immer dunkler verstandener, immer willkürlicher veränderter Form, deren Kern die Verherrlichung der Taten Dietrichs von Bern, des Gotenkönigs Theodorich des Großen, des Stifters des Amalerthrones in Ravenna und Verona bildete. Was uns an Liederresten erhalten ist, trägt die Spuren des Verfalles der Heldendichtung, ja fast des ritterlichen Bänkels an sich.

Voll Sehnsucht, diesen poetischen Kern wiederzufinden und bühnenwirksam und allverständlich nach den ewigen Gesetzen von Leidenschaft, Schuld und Sühne zu gestalten, versenkte ich mich in die geschichtlichen Quellen, welche uns durch den gotischen Geschichtsschreiber Journandes über das Schicksal Theodorichs und seiner Familie überliefert sind. Diese wahrhafte Geschichte des Gotenreiches und seiner Herrscher ist unstreitig großartig, handlungsreich und blutig, aber für den dramatischen Dichter, der ein in sich selbst konsequent abgeschlossenes, alles Zufällige ausschließendes Gebilde erschaffen muß, entbehrte sie der Einheit und tragischen Notwendigkeit. Dieser tiefpsychologische Prozeß, der erst vom Grunde heraus erschaffen werden mußte, beschäftigte mich, während andre Probleme leicht und rasch Gestalt empfingen durch Jahre und Jahre.

Königs Dietrichs plötzlicher Tod, geschichtlich infolge fieberhafter Erkrankung, mußte aus dem Charakter, dem Temperament, den Ereignissen motiviert werden. Das Ende seiner nachgelassenen, verwitweten Tochter, noch mehr ihr Ehebund mit ihrem verhaßten Vetter, vor allem aber der Tod ihres Knaben Athalrich, mußten in strengen tragischen Nexus gebracht, der Untergang des Königshauses dem Zuschauer von Anbeginn als drohend und aus der Konsequenz der Charaktere als unabwendbar durchgebildet werden.

In diesem Sinne rang ich mit dem Stoffe und ging an die Umgestaltung. Ebensowenig wollte ich ein sogenanntes historisches, buntgefärbtes Drama schaffen, wo Römer, Griechen und Goten nach altem Rezept einen lärmenden Theatertanz aufführen. Lebensanschauung, Sprache, Kostüm, Menschen und Schauplatz sollten der Größe und Einfachheit, der Schlichtheit und Kraft der deutschen Heldendichtung lebendig entsprechen. Ich schied daher alles aus, was am Stoffe rein byzantinisch, römisch, undeutsch war. Dietrich stirbt aus Uebermaß des Zorns wider seinen verräterischen Neffen Diethart. Seine Tochter, die Witwe, die Königin des väterlichen Reiches, gestachelt durch den Mutterschmerz über die Tötung ihres Lieblings, ihres einzigen Kindes, gereizt durch die verweigerte Blutrache an den schuldlosen Genossen des Toten, den jungen Enkeln Hildebrands, wirft ihren Haß auf das eigene Volk und bestellt zum Richter und Henker ihren Vetter Diethart, ihren vormaligen Gegner, um den Preis der Krone und ihrer Hand. Wie starb nun ihr Knabe? Zufällig, wie in der Geschichte, aus Entkräftung, wäre nicht tragisch. Hier liegt der Herzpunkt des ganzen Dramas. Des Knaben Tod muß im Streite, muß durch eines anderen Knaben Schuld (wenn auch nicht aus Mordabsicht) herbeigeführt werden. Hier setzte meine Erfindung ein. Kein Heldenlied meldet, was wohl das Schicksal jenes einzigen Söhnleins Siegfrieds, der im Odenwald erschlagen wurde, und Kriemhilds geworden. Das Lied wie seine Mutter schweigen von ihm. Diesen Knaben also, den ich Jung-Siegfried nenne, lasse ich auf das Gebot seiner Großmutter, Königin Ute von Burgund, als schutzbefohlene Königswaise durch Markgraf Ekkewart zu dem Gotenkönig bringen, damit er nach altgermanischer Sitte eidlich und unverletzlich zum Blutsbruder des Knaben Athalrich erklärt und der Hut des alten Hildebrant übergeben werde. Athalrich ist kein wahres Heldenkind wie Jung-Siegfried. Er ist reizbar, eitel, schwächlich. Als Sieger im Knabenspiele mit Kranz und goldenem Speer bedacht, erregt Jung-Siegfried den Neid und Haß seines Freundes. Von Athalrich beschimpft, herausgefordert, ja sogar verwundet, ersticht er in der Notwehr und Uebereilung den Königsknaben. Amalsunth, erst des Gatten, dann des Vaters, jetzt auch des einzigen Kindes beraubt, fordert vom alten Hildebrant Blutrache am Täter, der von Ekkewart mit Hildebrants Billigung hinweggeflüchtet worden ist. Hildebrant verweigert ihr den Gehorsam zu solcher Tat. Nun fordert die Königin von ihren treuesten Recken, die hundertmal für ihren und ihres Vaters Thron geblutet haben, die Blutrache an den beiden Enkelknaben Hildebrants, den Spielgenossen ihres Athalrich, zu vollziehen. Alle weigern sich, dem Befehle des rasenden Weibes zu gehorchen. Da ruft sie Diethart, den Verräter, aus dem Kerker und verspricht ihm das Leben und die Freiheit, dann den Amelungenhort, zuletzt die Krone und ihre Hand. Dieser höchste Preis allein genügt ihm, er ist bereit und wird unter dem Jubel der Gotenfeinde, der Watschen und Wenden König und ihr Gemahl.

Diethart hat, um Amalsunths Gatte zu werden, sein Weib Wandala, die Wendin, verstoßen. Amalsunth graut vor dem ungeliebten Gatten. Rasch reift die Empörung unter den ergrimmten Gotenrecken. Im Bunde mit Diethart naht die Flotte von Byzanz. Wittich, den das Gotenheer zum König erwählt hat, und der seit jungen Tagen die Königin liebt ohne Hoffnung, dringt zu ihr, um sie zu verständigen und zu gewinnen. Diethart und die Königin setzen sich zur Tafel beim Abendwein. Hildebrants Fall durch Dietharts Schwert läßt die Empörung losbrechen. Wittichs Schwert tötet den Gewaltherrscher, aber auch die Königin, die vom Wein genossen hat, den ihre Nebenbuhlerin Wandala vergiftete, stirbt als letzte ihres hohen Hauses. Von der Geliebten Leiche hinweg stürzt Wittich der Heerkönig in den Kampf gegen die nahenden Feinde, mit den Worten:

»Vor uns der Feind und hinter uns die Algen,
Wir kämpfen, bis der letzte Gote stirbt!« –

Ich habe schon zu Anfang dieser Blätter meiner Anschauung über den Wert und die Bedeutung der Anerkennung, die der Künstler seitens seiner Zeitgenossen findet, Ausdruck verliehen – der Erfolg meines Lebens hat mir recht gegeben. Dem Nervösen, dem Krankhafteitlen, wird der Anerkennung niemals genug. Der Ruhige und Tieferblickende wird das Maß seiner öffentlichen Wertschätzung nicht abhängig machen von dem Wohlwollen der Theaterunternehmer, der Literaturparteien, der Ruhmesauguren, sondern von der warmherzigen Zustimmung aller Schichten und Kreise der Mitlebenden, vom Höchstgebildeten und Selbstkunsttätigen bis zum einfachsten Naturkinde.


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