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3. Kapitel.
Eine Wendung

Für Chubur waren Namen leerer Schall. Was wußte er von einem »Baron«?! Seine finstere Miene blieb. Er hatte auch keinerlei Verständnis dafür, ob jemand im dreckigen Heizerkittel die Umgangsformen eines feingebildeten Mannes verriet. Sein Wertmesser für Menschen war äußerst einfacher Konstruktion. Ein Weib, das die Haut eines Pampashirsches weich wie feinsten Wollstoff zu gerben und sauber genähte und verzierte Jagdanzüge, Decken und anderes daraus zu fertigen wußte, – die taugte was. Ein Mann, der vom Gaule fiel, der nicht seines Schusses sicher und das Jagdmesser nicht auf zwanzig Meter unfehlbar treffend schleudern konnte, war für ihn eine triefäugige Mamini, ein verblödetes Urgroßmütterchen. Er grinste Hiruto an und sagte:

»He, du, – wie heißen Schiff? Wohin Schiff? Woher Schiff? Das wichtiger sein ...«

Dennoch umspannten seine Finger des Japaners Unterarm noch fester, und die taktmäßig spritzenden Adern versiegten.

Ellen Duncam warf mir einen flehenden Blick zu.

»Chubur,« befahl ich, »binde den Arm ab!«

Meine Freunde vom Gallegos haben ihr eigenes Strafvollzugsrecht. Chubur schüttelte den Kopf. »El Gento, Sie sein vor Weiberaugen selbst Weib,« grollte er. Wenn er mit mir einig, nannte er mich du. Kamen Stunden gegensätzlicher Ansichten, wurde er offiziell. Dann nannte er mich Sie. Leicht zu behandeln waren sie alle nicht, diese freien Araukaner. Unter ihren tran- und blutbeschmierten Lederröcken schlugen stolze Herzen. Sie waren keine Diplomaten, und ihr Temperament ging nur zu oft durch. Dabei besaßen sie jenes instinktmäßige Hineinfühlen in die Gedanken und Seelenschwingungen anderer, des so vielen Naturvölkern eigen. Seine Anspielung auf den seltsamen Eindruck, den Ellen Duncams Aehnlichkeit mit dem Weibe meiner Liebe auf mich gemacht hatte, war ihm nicht entgangen. Ich merkte, daß ich rot wurde. Er deutete dies anders und lenkte ein.

»El Gento, du nicht vergessen, daß die hier uns beinahe getötet! Mann hier lügen werden, wenn Blut nicht spritzen wie heiße Quelle auf Wellington-Insel. Mann erst reden ...«

Es war ein unverzeihlicher Fehler von mir, daß ich es zuließ, daß der Japaner in Gegenwart Ellens sein Geständnis vorbrachte. Hätte ich damals schon geahnt, was unserer noch wartete, würde ich mißtrauischer gewesen sein. Allerdings fiel mir auf, mit welcher Hast Hiruto nun die Sätze hervorsprudelte, was zu seiner bisherigen weltmännischen Ruhe in bedenklichem Gegensatz stand.

»Mr. El Gento,« begann er ohne jede weitere Aufforderung, »unsere Erlebnisse sind im Grunde sehr einfach, wenn auch abenteuerliche Momente nicht fehlen. Ich bin Eigentümer einer Reederei in Yokohama. Mein Freund Harry Duncam besuchte mich dort mit Ellen, seiner Tochter, und da gerade die Brigg reisefertig, unternahmen wir einen Ausflug nach Honolulu, wurden aber durch Sturm weit nach Südost verschlagen, sichteten schließlich eine kleine Insel und ergänzten dort unser Trinkwasser. Als gerade nur Ellen und ich an Bord der Brigg waren, überfiel eine Schar gut bewaffneter Insulaner die übrigen und suchte die Brigg zu entern. Ellen und ich flüchteten mit dem Schiff, gerieten abermals in ein Sturmzentrum und wurde nachts dorthin verschlagen, wo Sie uns fanden. Wir verbargen uns im Laderaum, und ... das Weitere wissen Sie ...«

Daß mich dieser Bericht nicht befriedigen konnte, war selbstverständlich.

»Wer ist Gorry?« fragte ich.

»Ellens Bruder Georg ...«

»Wie heißt die Brigg?«

»Sajo Maru ...«

»Weshalb haben Sie alle Schiffspapiere vernichtet und überall den Schiffsnamen entfernt?«

Hiruto lächelte dünn ...

»Wir, Ellen und ich, wollten die Brigg im Boot verlassen. Mir lag daran, daß, falls sie entdeckt würde, nicht bekannt würde, welcher Unstern über dieser ersten Fahrt gewaltet hatte. Man ist sehr abergläubisch bei mir daheim. Ich hoffte, mich im Boot mit Ellen zu retten und die Brigg später in aller Stille abschleppen zu können.«

Mein Blick lag fest auf seinem künstlich verschmutzten intelligenten Gesicht. Er hatte eine hohe, eckige Stirn, und wenn man seine Züge zergliederte, mußte man den Eindruck gewinnen, daß in diesem kleinen sehnigen Japaner eine ungeheure Tatkraft stecke. –

Ich habe die Methoden eines Untersuchungsrichters genügend am eigenen Leibe erfahren. Meinem Ingenieurberuf lagen kriminelle Dinge völlig fern. Hier wurde ich Detektiv. Ich bohrte weiter.

»Wenn Ihre Angaben stimmen, Baron, – weshalb vertrauten Sie sich uns nicht offen an? Weshalb das Gas? Woher dieses Teufelszeug? Man schleppt doch Vergasungsapparate nicht mit auf eine Vergnügungstour?!«

Hiruto deutete eine Verbeugung an. »Ihre Zweifel, Mr. El Gento, sind begreiflich. Die Brigg war schon auf der Werft von Ratten verseucht. Wir brauchten die beiden Apparate gegen die Ratten.«

Jetzt lächelte ich. »Ratten vertilgt man nicht mit einem Gas, das im Grunde nur betäubt.«

Wieder verneigte er sich. »Die Stahlflaschen wurden vor der Ausfahrt leider verwechselt.«

Er hatte für alles eine Erklärung bereit. Aber – so leicht sollte er doch nicht durchschlüpfen.

»Der Pudel war halb verhungert, Baron. Weshalb haben Sie ihn nicht gefüttert?! Wie lange lag die Brigg dort zwischen Insel und Klippen festgeklemmt?«

»Ramses verweigerte jede Nahrungsaufnahme. Er bangte sich nach Georg Duncam, seinem Herrn.«

»So?! Merkwürdig nur, daß er aus meiner Hand jeden Bissen annahm! – Baron, Sie lügen!«

Er wiegte mißbilligend den Kopf. »Ich lüge nie ... Ihr Vorwurf ist eine Beleidigung, Mister El Gento. Fragen Sie doch Ellen ... Im übrigen: Wir haben vier Tage an den Klippen gelegen ... Fragen Sie Ellen ...«

Er hatte gut reden! Ellen wußte nun, was sie zu sagen hatte. Ich blickte sie an, und sie ... streichelte Ramses' Kopf und nahm keine Notiz von mir.

»Sie wollten also mit der Brigg die kleine Insel wieder ansteuern, Baron?« begann ich von neuem.

»Ja. Wir hätten uns Ihnen gezeigt, wenn wir Sie nicht für Strandräuber gehalten hätten. Verzeihen Sie, Ihr Aeußeres wirkt ein wenig wild, Mr. El Gento.«

»Nun gut ... Wie hofften Sie denn eine einzelne Insel im Pazifik zu finden, die Sie nur zufällig entdeckt haben wollen?!«

»Wir mußten es doch wenigstens versuchen ... Unsere Freunde sind dort in der Gewalt der Insulaner. Es war Pflicht, ihre Befreiung mit aller Energie zu betreiben.«

»Ja – Energie haben Sie, das glaube ich.«

Sollte ich noch weiter fragen?! Hiruto gegenüber hieß es, mit gleichen Waffen kämpfen. Er log mit echt asiatischer Kaltblütigkeit. Er würde auch weiter die Tatsachen verschleiern. Es hatte keinen Zweck, ihn etwa zwingen zu wollen, die Wahrheit einzugestehen. Er würde dies niemals tun, selbst dann nicht, wenn wir sein Blut aufs neue die polierte Wand besudeln ließen.

Ich fügte hinzu: »Baron, Ihre Angaben erscheinen widerspruchsvoll, aber immerhin auch glaubwürdig, denn es läge ja für Sie kein Grund vor, uns zu täuschen. Wir werden Ihnen helfen. Die Insel muß doch auf einer Seekarte zu finden sein, und das Kartenmaterial Ihrer Brigg ist vorzüglich.« Ich deutete auf den Kartenständer.

»Allerdings,« nickte er. »Heutzutage gibt es keine Insel auf den Weltenmeeren, die nicht vermerkt wäre. Jede Klippe ist festgelegt. Aber ... das Eiland dort im Westen ist nicht eingezeichnet, und das ist das sonderbare. Ich bin nicht nur Großreeder, ich bin auch Seemann, Mr. El Gento. Ich betone: die kleine Insel war bisher völlig unbekannt.«

»Dann kann es sich nur um ein Gebilde vulkanischen Ursprungs handeln.«

»Mag sein. Die Insel besaß keinerlei Pfanzenwuchs, war nur ein wüster Haufen von Felsen, faulenden Seepflanzen und verwesenden Fischen. Aber eine Quelle klaren Süßwassers fanden wir trotzdem.«

»Wir wollen später die Einzelheiten erörtern,« lenkte ich ab. »Ich werde Sie nun verbinden ...«

Freund Chubur hatte sich zuletzt auffällig schweigsam verhalten. Aus seinen ehernen Zügen war schwer herauszulesen, was er zu alledem zu sagen hatte. Seine scheinbare Gleichgültigkeit machte mich stutzig. Als ich aus der Schiffsapotheke das Nötige herbeiholte und nun auch Ellen Duncam sich erhob und mir geschickt half, verschwand er lautlos aus der Kajüte. Unbestimmte Sorge beschlich mich, daß er womöglich die Araukaner aufwiegeln und mir das Spiel verderben könnte.

Das Abbinden der Adern nahm eine reichliche halbe Stunde in Anspruch. Viel gesprochen wurde dabei nicht. Der Baron verzog keine Miene, obwohl es ohne Schmerzen nicht abging, und Ellen schien bedrückt und verlegen und zog sich nachher sofort in ihre Kabine zurück. Die Brigg besaß deren vier, außer der Kapitänskajüte und den Seitenkammern. All diese Räume lagen im Heckaufbau. Die Kabinen hatten ihren eigenen Zugang vom Hinterschiff aus. Der Baron, den Arm in der Schlinge, wollte mich an Deck begleiten. Ich riet ihm, sich besser auszuruhen. Seine Kabine lag der Ellens gegenüber.

Die Nacht war im Schwinden. Als ich das erhöhte Heck betrat, lehnte Chubur, eine Zigarre im Munde, am Steuer. Neben ihm saß Chanaf auf der Reling. Mein Blick überflog prüfend ihre Gesichter.

Chubur zog die Mundwinkel herab und begegnete meinen Augen mit einem hochmütigen Grinsen.

»Alles Lüge,« knurrte er ... »El Gento etwa Binde vor Augen haben?!«

»Ach nein, mein lieber Chubur,« erwiderte ich leise. »Der Japaner log wie gedruckt. Wir tun jetzt dasselbe und geben uns den Anschein, als ob wir ihm glauben. Nur so werden wir hinter seine Geheimnisse kommen.«

In Chuburs schwarzen Augen blinkte es freudig. Er drückte mir die Hand. »El Gento, gut so ... gut so ..!! – Insel – – alles Lüge, – auch Namen Lüge ..! Brigg nicht sein von Japan ... Amerikanische Motoren, amerikanischer Kompaß, – – alles Lüge! Wir aufpassen, sein gefährlich die beiden!«

Ich setzte mich neben Chanaf. Im Osten wölbte sich schon über dem Horizont der helle Bogen des nahenden Tages. Das seltsam bleigraue Licht der ersten Dämmerung hatte etwas Beklemmendes.

»Der Japaner wollte, daß wir nach Westen steuern,« sagte ich mit einer Handbewegung, die meine Zweifel unterstrich. »Steuere Nordwest, Chubur ... Er lügt. Wenn es eine Insel hier in der Nähe gibt, liegt sie dort ...«

»Kurs genau Nordwest,« meinte Chubur nur und schob die Zigarre in den anderen Mundwinkel. »Wir nun schlafen, El Gento ... Chanaf steuert, und Manik mit Büchsen vorn bleiben ... Das genügen ... Manik schießen und treffen.«

Ich gähnte. »Mögen Sie merken, daß wir mißtrauisch sind. – Wo sind die Gasapparate, Chubur?«

»Vorn, wo unsere Kojen, El Gento. Werden immer im Auge behalten ... So was noch nicht kennen ...« Er krauste die mächtige Stirn. »Das gut sein, wenn wirklich Insel geben und Insulaner und Kämpfe ...« Er entblößte die Oberzähne, so stark zog er die Lippe im Vorgefühl ernster Zwistigkeiten hoch. »Vielleicht wirklich Insel vorhanden. Vielleicht ...« Er strich gewohnheitsgemäß die blaurote lange Narbe entlang, die von seiner linken Schläfe bis zum Kinnabsatz hinablief. »Narbe jucken, El Gento ... Riechen Pulver ... Er lächelte versonnen. Er dachte wohl flüchtig an die Kugel, die ihm im Liegen diese Furche durch die Visage gekerbt hatte.

Chanaf griff in die Radspeichen, und ich schritt der Hintertür des Deckaufbaus zu. Die vier Kabinen lagen rechts und links von einem schmalen Mittelgang. Geradeaus war eine fünfte Tür, Bad und Toilette. Bisher hatte ich in der Kapitänskajüte geschlafen. Sie war jedoch noch nicht von Hirutos Blut gesäubert worden, und so hatte ich einen guten Vorwand, mich neben Ellen für jetzt einzulogieren.

Ich hatte den Gang sehr leise betreten und die Gangtür ebenso leise geschlossen. Der Kokosläufer war dick, und meine Stiefel, Marke Araukania vom Gallegos, waren weicher als Morgenschuhe. Ich blieb stehen und horchte. Das Mißtrauen gegen Ellen und den Japaner war noch stärker geworden – nur dadurch, daß Baron Hiruto die Insel plötzlich nach Westen verlegt hatte. Dabei hatte er die Brigg doch nachts regelmäßig nach Nordwest laufen lassen. Wir sollten also die Insel nicht finden. An ihrer Existenz zweifelte ich nicht mehr.

Ich horchte. Rechts neben mir war Hirutos Kabinentür. Ein Wispern von Stimmen erreichte mein Ohr. Ich drückte den Kopf an das kühle Mahagoniholz, und ich verstand einige Brocken, die jedoch keinerlei Zusammenhang ergaben. Der Japaner sprach offenbar sehr eindringlich auf Ellen Duncam ein. Sie schien anderer Ansicht, ich vernahm ihr Schluchzen, dann rief der Baron halblaut:

»Ihr Vater würde lieber sterben als dieses Geheimnis preisgeben!!«

Pause ...

Und nun Ellen – heiser, schrill, wie in quälender Angst:

»Ohne El Gento und die Araukaner erreichen wir nichts, wir beide! Und Gorry ist doch ...«

Ihre Stimme sank, von Tränen erstickt, und mich trieb's weiter in die Kabine 4. Ich hatte genug gehört.

Ich trat lautlos ein. Wir hatten auch diesen Raum schon gründlich durchsucht. Er enthielt zwei Klappbetten und gefällige Möbel. In dem eingebauten Schranke hingen verschiedene Herrenanzüge, lag Herrenwäsche, andere Kleidungsstücke. Der Waschtisch war mit Dingen belegt, die einem Kulturmenschen Bedürfnis: Tuben, Bürsten, Büchschen, Handspiegel, Rasierapparat. – Das Fenster ging nach der Steuerbordseite hinaus, hatte dicke, bleigefaßte Scheiben und außen ein Gitter von zierlicher Form.

Ich warf mich auf das Bett. Durch das Fenster fielen schräg die ersten Strahlen der Morgensonne herein. Ich war müde und abgespannt. Wir hatten schwere, unruhige Tage hinter uns und vielleicht würde die Zukunft noch höhere Anforderungen an meinen Körper stellen. Ich wollte einschlafen. Es wurde nur jener peinvolle Zustand von halbem Wachsein, in dem das geringste Geräusch die gereizten Nerven ins Schwingen bringt. Ich fuhr hoch. Nebenan bei Ellen bellte Ramses, der mich jetzt vergessen hatte. Ich vernahm des Mädchens Stimme, die den Hund zur Ruhe verwies. Es wurde wieder still.

Und ... ich fuhr abermals empor, starrte auf die helle, berückende Erscheinung dort in der geöffneten Kabinentür.

... Ellen in einem weißen Leinenkleide, um den Kopf einen golddurchwirkten Schleier gewunden, – – die Dame Ellen, Kind der großen, fernen Welt, die ich mied.

»Äh – verzeihen Sie, Mr. El Gento ... Ich wußte nicht, daß Sie ...

Ich stand vollends auf.

Sie ahnte nicht, weshalb ich sie wie ein Gespenst anstierte. Jetzt glich sie Gerda Arnstör, meiner großen Liebe, so überraschend, daß ich einen brennenden Schmerz in der Brust empfand. Jene Wunde war doch noch nicht vernarbt – trotz all der wilden, tollen Monate eines wechselvollen Erlebens an der Seite Coys ...

Und Coy war tot. Wohl ihm. Und ich lebte. Und wieder führte mir das Schicksal hier höhnend eine Frau in den Weg, deren Tun und Lassen genau so zweifelhaft erschien wie das jenes schmierigen alten Weibes, hinter deren Maske sich Gerdas liebreizende Züge verborgen hatten.

Doch – die weiche, weichliche Regung wich, und Ellen Duncam war für mich nur noch ein bedrohliches Fragezeichen, Gefährtin eines Japaners, dem ich so ziemlich alles zutraute.

Sie prüfte mein Gesicht mit verlegenem Tasten. Ich sagte nur: »Was wollten Sie hier?!«

»Gorry ... bewohnte diese Kabine ...«

»Er muß ein sehr zärtlicher Bruder sein, Miß. In der Brusttasche einer seiner Jacken steckte Ihr Bild ...«

Rote Lohe schlug ihr in die Wangen. Aber ihr Blick scheute den meinen nicht.

»Gorry ... ist mein Verlobter, Mr. El Gento,« erklärte sie leise. »Baron Hiruto hätte nicht nötig gehabt, dies zu verheimlichen ... Es war eine Torheit von ihm. Georg heißt mit vollem Namen Lord Georg Kentville, und mein Vater ist Lord Duncam Sussex ...«

Ich fuhr wie zerstreut mit der Hand über die Augen. Es war eine Bewegung, die eine trügerische Hoffnung verscheucht.

»Ich wünschte, dies wären Hirutos einzige Lügen,« meinte ich angriffslustig. »Bitte, treten Sie ein, Miß ... Sie werden mir die Wahrheit eingestehen, oder ...«

Ihr tiefes Erblassen warnte mich. Um ihren Mund erschienen harte Linien.

»Von mir erfahren Sie – nichts!« Ihre Stimme zitterte leicht. »Seien Sie klug ... Hören Sie auf mich ... Verlassen Sie die Brigg mit dem Großboot ... Die Insel wird Ihnen das Leben kosten und ... es ist wahrlich schon genug Blut geflossen ...« Die letzten Worte nur ein Hauch ... Aber wie ein Eiseshauch, denn Ellens Züge drückten eine Angst aus, die nicht Komödie war.

Dann schloß sie leise die Tür – von außen, und ich war wieder allein.


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