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Der Junggesell gar wonniglich In Lust verbringet seine Stunden, Genossen lädt er täglich sich, Die lassen baß sich's munden. |
Evan's alte Balladen. |
Es gibt keine Rolle in dem Lustspiele des menschlichen Lebens, welche schwerer gut zu spielen ist, als die eines alten Hagestolzen. Wenn ein einzelner Mann mithin diesen bedenklichen Zeitpunkt erreicht, wenn er anfängt, eine Erkundigung nach seinem Alter für eine unbescheidene Frage zu halten, so möchte ich ihm rathen, auf seine Wege wohl zu achten. Diese Periode tritt allerdings bei manchen Leuten später ein, als bei anderen: ich bin mehr als einmal Zeuge gewesen, daß zwei runzlige alte Bursche dieser Art, die sich mehrere Jahre nicht gesehen hatten, zusammenkamen, und habe mich dann an dem freundlichen Complimentenwechsel über das gegenseitige gute Aussehen ergötzt, welcher bei solchen Gelegenheiten stattfindet. Eine stereotypische Bemerkung hört man immer: »aber, mein Gott, Ihr seht jünger aus, als da ich Euch das letzte Mal sah!« Wenn aber Jemandes Freunde anfangen, ihm wegen des jugendlichen Aussehens Complimente zu machen, so kann er sicher sein, daß sie meinen, er werde alt.
Zu diesen Bemerkungen wurde ich durch das Benehmen Meister Simon's und des Generals geleitet, die große Freunde geworden sind. Da der Erstere um viele Jahre jünger ist als der Letztere, so wird er ganz wie ein junger Springinsfeld von dem General angesehen, der ihn zugleich auch für einen Mann von großem Geist und bedeutenden Talenten hält. Ich habe bereits angedeutet, daß Meister Simon der Elegant der Familie ist, und von allen ältlichen Damen aus diesem Kreise ungefähr wie ein junger Mensch betrachtet wird: denn ein alter Hagestolz ist in einer alten Familienverbindung, wie ein Schauspieler in einer regelmäßigen Truppe, der »da scheint in unsterblicher Jugend fortzublühen« und ein halbes Jahrhundert lang die Romeo's und Ranger's spielt.
Meister Simon hat auch ein wenig von einem Kamäleon, und nimmt bei jedem andern Gesellschafter auch wieder eine andere Farbe an: er ist bei Lady Lillycraft sehr aufmerksam und geschäftig, und etwas sentimental; er schreibt kleine, unbedeutende Stückchen und Liebeslieder für sie ab, und zeichnet Köcher und Tauben und Pfeile und Amors, zum Sticken in die Ecken ihrer Schnupftücher. Er sieht sich indessen den übrigen verheiratheten Frauen in der Familie gegenüber bedeutend viel nach, und flüstert ihnen manche Spässe zu, die ein zweideutiges Lachen oder einen Schlag mit dem Fächer nothwendig machen. Kommt er aber in junge Gesellschaft, zum Beispiel mit Frank Bracebridge, dem Oxforder Studenten, oder dem General, so macht er wohl den Wüstling, und spricht nach Junggesellenart von dem andern Geschlecht.
Darin ist er besonders durch das Beispiel des Generals aufgemuntert worden, den er als einen Mann betrachtet, der die Welt gesehen hat. Der General erzählt allerdings nach dem Essen, wenn die Damen sich entfernt haben, heillose Geschichten, welche er als einige von den besten gibt, die in dem Mulligatawney-Klub, einer Gesellschaft lustiger Gesellen in London, aufgetischt werden. So wiederholt er auch die plumpen Scherze des alten Major Pendergast, des Witzboldes im Klub, die aber, wenn gleich der General vor Lachen sie kaum hervorbringen kann, Herrn Bracebridge immer ernsthaft machen, da er eine große Abneigung gegen einen unanständigen Spaß hat. Mit einem Worte, der General ist ein vollständiges Beispiel von dem allmählichen Sinken in der großen Welt, dem zufolge ein junger vergnügungssüchtiger Mann allmählich wohl zu einem obscönen alten Herrn herabkömmt.
Ich sah ihn und Meister Simon, vor einem oder zwei Abenden, auf einer Wiese mit einem rüstigen Milchmädchen sprechen, und konnte bald, da sie sich dann und wann mit den Ellbogen anstießen, und der General die Schultern zuckte, die Backen aufblies und in ein kurzes, unwiderstehliches Lachen ausbrach, merken, daß sie das Mädchen neckten.
Als ich so durch eine Hecke nach ihnen hinblickte, konnte ich mich nicht enthalten, zu denken, daß sie ein vortreffliches Modell zu einem neuen Bilde der Susanna mit den Alten, abgegeben haben würden. Es ist wahr, das Mädchen schien vor der Stärke des Feindes keineswegs Furcht zu haben, und es ist sehr die Frage, ob, wenn einer von den Herren allein gewesen wäre, sie ihm nicht mehr als gewachsen gewesen sein dürfte. Solche alte Kumpane sind kecke Wildfänge, wenn sie bei einander sind, und bringen leicht ein Frauenzimmer durch ihre Scherze zum Erröthen; allein sie sind so ruhig wie Lämmer, wenn sie einzeln einem hübschen Weibe in die Hände fallen.
Seiner Jahre ungeachtet, ist der General augenscheinlich eitel auf sein Aeußeres und ehrgeizig auf Eroberungen. Ich habe bemerkt, wie er des Sonntags in der Kirche die Bauermädchen mit sehr verdächtigen Blicken musterte; und ich habe gesehen, daß er ihnen wirklich verliebte Blicke zuwarf, selbst wenn er Lady Lillycraft mit großer Feierlichkeit über den Kirchhof führte. Der General ist überhaupt eher wie ein Veteran im Dienst des Cupido als in dem des Mars anzusehen, da er sich in allen Garnisonen und Quartieren auf dem Lande ausgezeichnet und den Dienst in jedem Ballsaale in England kennen gelernt hat. Es gibt keine berühmte Schönheit, die er nicht auch belagert hätte; und wenn man in einer Sache, bei der kein Mann sich immer ganz genau an die Wahrheit hält, seinem Worte trauen darf, so ist es unglaublich, welches Glück er bei den Schönen gemacht hat. Jetzt ist er wie ein abgelebter und ausgedienter Krieger zu betrachten, der aber noch immer seinen Hut mit einer gewissen soldatischen Art aufsetzt, und eifrig von Einhauen spricht, sobald er Pulver riecht.
Ich habe ihn bei der Flasche sich sehr frei über die Thorheit des Capitains, eine Frau zu nehmen, aussprechen hören, da er der Meinung ist, ein junger Soldat müsse sich um nichts bekümmern, als um »seine Flasche und die freundliche Wirthin.« »Aber, freilich,« sagte er, »der Dienst auf dem festen Lande hat einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die jungen Offiziere gehabt; sie sind durch leichte Weine und französische Quadrillen in Grund und Boden verdorben worden. Sie haben nichts von dem Geiste des alten Dienstes. Es gibt jetzt keine Leute mehr, die sechs Flaschen zu sich nehmen können, und jene Bursche, welche die Seele der Regimentstafel und gewöhnlich bei den Weibern ganz des Teufels waren, sind nicht mehr zu finden.«
Ein Junggesell, behauptet der General, sei ein freier, unabhängiger Mann, der für kein anderes Gepäck zu sorgen hat, als für sein Felleisen; ein verheiratheter Mann aber, der seine Frau am Arme hängen habe, erinnere ihn nach Major Pendergast's Bemerkung immer an einen Nachtleuchter mit dem dran gehakten Dämpfer. Dieß Alles würde ich nicht erwähnen, wenn es sich bloß auf den General beschränkte; allein ich fürchte, daß er auch meinen Freund, Meister Simon, mit verderben werde, der bereits seine Ketzereien zu wiederholen und im Style eines Herrn zu reden anfängt, der sich im Leben umgesehen hat und in der Stadt Bescheid weiß. Der General scheint wirklich schon Meister Simon unter seine Flügel genommen zu haben, und spricht davon, ihm wenn er nach der Stadt kommt, die Merkwürdigkeiten zu zeigen und ihn in eine Versammlung ausgesuchter Geister, in den Mulligatawney-Klub, zu führen, der, wie ich höre, aus alten Nabobs, Beamten im Dienste der Compagnie und anderen »Leuten aus Indien« besteht, die im Morgenlande gedient haben, von Curry ausgebrannt und mit einem Ansatz von Leberkrankheit zurückgekehrt sind. Sie haben ihren regelmäßigen Klub, wo sie Mulligatawney-Suppe essen, den Hukah rauchen, von Tippu Saib, Seringapatam und Tiger-Jagden sprechen und wo Einer in des Andern Gesellschaft langweilig liebenswürdig ist.