Friedrich Huch
Peter Michel
Friedrich Huch

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9. Kapitel

Peter reiste nach diesen Erlebnissen unverzüglich nach seiner Heimat. Er hätte sich unterwegs noch umsehen können, aber es fehlte die Stimmung hierzu; nach Hause zog es ihn allerdings ebensowenig. Doch sehnte er sich nach Ruhe; und die hoffte er dort zu finden.

Seine Mutter war alt geworden; ihre Kräfte nahezu erschöpft. – »Deinem Vater, ich muß es dir sagen, Peter, so schwer es mir wird, geht es jetzt sehr, sehr schlimm; und das hat eine schreckliche Ursache. Tante Olga hat ihm kürzlich mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen, nicht um ihn zu töten, sondern um ihn munter zu machen, wie sie später sagte.

Das hat dem armen Mann natürlich für immer geschadet. Es ist zum Herzzerbrechen, seine stummen Blicke anzusehen, und ich mache mir Tag und Nacht Vorwürfe, daß ich oft so heftig gegen ihn war. Tante Olga ist sogleich in das Irrenhaus geschickt. Es hielt schwer, sie dort hineinzubringen. Doch fühlt sie sich jetzt da sehr glücklich!«

Peter sah seinen Vater: Er saß hinter dem Ofen, nickte mit dem Kopfe und machte Bewegungen wie ein Schuster bei der Arbeit.

Er strich nun ganze Tage allein durch die Felder, legte sich ins Korn und wünschte, er könne immer so liegenbleiben. An die Erlebnisse der letzten Zeit dachte er mit einer inneren Stumpfheit.

»Peter!« sagte eines Tages seine Mutter. »Mit Besorgnis denke ich an die Zukunft. Deine Tante sitzt im Irrenhaus und muß von uns erhalten werden, dein Vater ist unfähig, Geld zu verdienen – wir müssen ihn ebenfalls erhalten –, und es ist gar nicht abzusehen, was es einmal für ein Ende mit ihm nimmt. Du selbst hast dein kleines Einkommen, mit dem du eben knapp genug auskommst. Wir alle leiden am Nötigsten, am Geld! Ich habe mir seit langem überlegt, wie wir uns das Leben leichter und erträglicher machen könnten, und ich kam jedesmal zu dem Resultat: ›Peter muß eine gute Heirat machen.‹ Sieh, mein Sohn – glaube nicht, daß ich dich irgendwie bestimmen will, verbrannte Kinder scheuen das Feuer! –, aber hinleiten möchte ich dich doch wenigstens darauf. Deine Liesel will dich nicht, das haben wir nun gesehen – und ich kann wohl sagen, und du wirst mir beistimmen: ›Gott sei Dank!‹ Ich meine, das beste ist, du siehst dich hier bei uns ein wenig um. Es sind unter uns manche wohlhabende Leute mit netten Töchtern. Es kann dir nicht schwer werden, zu gefallen: Du bist Lehrer an einer hohen Anstalt; wie manche Eltern wären froh, einem solchen ihre Tochter zu geben! Jeder Mensch hat das Streben nach Bildung, nach etwas Höherem. Hier draußen auf dem Lande ist man sozusagen entfernt von den Städten, vom Luxus und von Raffinements und wie die Fremdwörter alle heißen. Die Mädchen sind hier einfach und anspruchslos geblieben. Nächste Woche ist bei Schulzens Hochzeit; da mache ich dich einmal etwas beliebt bei den jungen Mädchen! Wie ich deinen Vater heiratete –«, aber Peter fiel ihr ins Wort, ungeduldig und nervös, wie es sonst nicht seine Art war. »Ich kann ja hingehen!« sagte er, »wenn mir eine gefällt und sie mich will, so kann ich sie ja nehmen!« – Er dachte gar nicht an die Möglichkeit und antwortete seiner Mutter nur, um die Unterhaltung zu beenden. Und es kam genau, wie er vermutet hatte: Er fand die Mädchen bäurisch und abscheulich und benahm sich so unhöflich, fast hochmütig, daß man ihn allgemein für einen eingebildeten Menschen erklärte und ihm dies auch ins Gesicht sagte. Er wiederum, dem die Erinnerung an die schlanke Liesel, an die schimmernde Ottilie in der Seele stand, erwiderte ihre Grobheiten durch ausfallende Redensarten, welche durchblicken ließen, er sei andere Damen gewöhnt als diese hier. Da fielen die Brüder der Beleidigten über ihn her, es entspann sich eine regelrechte Keilerei, bei der Peter den kürzeren zog und hinausgeworfen wurde. Frau Michel aber verfiel in einen Weinkrampf. Am nächsten Morgen packte Peter seine Sachen und reiste ab. In einer letzten Unterredung sagte er zu seiner Mutter, nun sei alles aus, und er werde nie zurückkehren. Sie schalt ihn in den härtesten Ausdrücken, nannte ihn feige, herz- und ehrlos. Dabei erhöhte sie ihre Stimme in einem Maße, daß ihr Mann, der von dem Vorgang nichts begriff, mit den Armen heftig schusterte. – »Sieh diesen hier!« rief sie und zog ihren Sohn zu ihm hin; »und sage mir noch einmal, was du gesagt hast!« Peter starrte mit Widerwillen auf seinen Vater: Dieser alte, blödsinnige Mann mit den verfallenen Zügen hatte nichts mehr gemeinsam mit dem Bilde, das er aus seiner Kindheit von ihm in sich trug. »Sieh auf ihn hin!« rief Frau Michel und zerrte ihn aufs neue. – Er machte sich heftig los von ihr: »Hättest du ihn besser behandelt, so wäre es nie so weit mit ihm gekommen!« stieß er fast zornig hervor. – »Ich ihn schlecht behandelt!« rief sie ächzend; »ich ihn schlecht behandelt! Peter, du bist nicht allein herzlos und undankbar: Du bist dumm!«

Peter hatte jene Worte ohne Überlegung gesprochen; er suchte nach einem Ausweg für seinen Ärger über diesen Auftritt und für das irritierende Gefühl seinem Vater gegenüber. Aber ihr letztes Wort traf ihn doch, und nun blieb er bei seiner Behauptung: Es fiel ihm ein, daß seine Mutter ihm ja selbst gesagt hatte, sie habe ihren Mann nie recht verstanden, und sie klage sich ihrer Härte wegen an. Dies warf er ihr nun ins Gesicht. – Hierauf war Frau Michel nicht gefaßt gewesen: Sie sprang auf und kam ihrem Sohne mit geballten Fäusten entgegen: »Rabenkind!« rief sie; »Rabenkind! Mir so die Worte zu verdrehen, nur damit du recht behältst, einerlei, ob du damit Schande über mich ausgießt! Stell dich hierher; hierher!!« Sie deutete mit steifem Finger dicht vor sich. Er näherte sich zögernd. »Sieh mir in die Augen. So. Jetzt sage mir: Wodurch ist dein Vater in das Unglück gekommen?« Peter schwieg. »Antworte!« schrie sie. – »Weil – weil Tante Olga ihn mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hat.« – »So. Und das wußtest du, und wirfst mir die Schuld an dem Unglück vor?« – Ehe Peter noch etwas weiteres denken konnte, fühlte er einen lauten Knall an seiner Backe. – »Nun marsch! Packe dich auf dein Zimmer und reise ab. Und das sage ich dir: Von heute ab wohnt dein Vater nicht mehr bei mir. Er kommt in dieselbe Anstalt, wo Tante Olga ist. Du sollst mir nicht die Schuld vorwerfen können, wenn er stirbt. Dort mag er sich dann wohler fühlen als hier bei mir« – sie drehte sich zornig nach ihrem Manne um, der lautlos die Arme auseinanderwarf und wieder schloß, in fortwährendem Wechsel. – Peter schlich hinaus, blieb auf dem kleinen Vorplatz stehen und trat endlich in den Garten. Nun ist alles aus, dachte er. Dann ging er wieder ein paar Schritte und pflückte endlich eine Rose, die er ins Knopfloch steckte. Nun ist alles aus, dachte er noch einmal. Und dann wurde er dunkelrot und überlegte, daß er ein erwachsener Mensch sei und daß seine Mutter nicht das Recht habe, ihn zu schlagen. Aber adieu sage ich ihr nicht! – Und als Frau Michel eine Stunde später unruhig in sein Zimmer trat, war es leer und seine Sachen fort. Da legte sie sich auf sein Bett und weinte. Sie klagte sich an, zu heftig gegen ihr Kind gewesen zu sein, sie würde es nie wiedersehen, die Leute würden mit Fingern auf sie zeigen, man würde ihr die Schuld an dem Unglück ihres Mannes beimessen. Wie war denn Peter darauf gekommen, das so ganz selbstverständlich zu sagen, wenn es nicht auch andere behaupteten? Hatte sie es ihm nicht selbst gesagt? Hatte sie am Ende wirklich die Schuld? Diese Frage peinigte sie nun Tag und Nacht. Das Zusammenleben mit ihrem Manne fing an, sie zu bedrücken, und schließlich nahm es fast grauenhafte Formen an.

Dies begann eines Abends, als sie im Dunkeln heimkehrte und die Lampe anzündete. Da starrten seine Augen in der plötzlichen Helligkeit so seltsam fremd zu ihr hinüber, daß sie unwillkürlich einen Schrei ausstieß; und sie gebrauchte eine Zeit, sich frei zu machen von einer ihr selbst unklaren Angst und Unruhe. – Die Absicht, ihn in ein Irrenhaus zu geben, hatte sie nie ernstlich gehabt. Solange sie selbst am Leben war, sollte er nur von ihr gepflegt werden. Seine lautlosen, phantastischen Armbewegungen stellte er mit der Zeit gänzlich ein, und von nun ab saß er regungslos wie ein Toter. Aber seine Augen blickten sie so unheimlich-rätselhaft-scheintot an, daß sie es vermied, ihn anzusehen. Am Tage ertrug sie diesen Zustand eher, aber des Abends machte sie es so ruhelos, daß sie es schließlich nicht mehr aushielt und fortan bei Einbruch der Dämmerung das Nachbarzimmer bezog. Aber auch dieses ging nicht auf die Dauer. Denn das Zimmer nebenan, in dem ihr Mann in der Dunkelheit saß, erschien ihr wie eine Totenkammer, es kostete sie jedesmal eine Überwindung hineinzugehen, und wenn sie dann eintrat, so sah sie ihn dort aufgerichtet, starr, den geraden Blick genau auf sie geheftet. Und solche Momente dünkten sie noch schrecklicher als ein dauerndes Beisammensein. Was wollten seine Blicke? Waren sie tot, oder lag in ihnen etwas, dem er sonst keinen Ausdruck zu geben vermochte? Waren sie eine fortwährende stumme Anklage? Daß sie ihn ins Unglück getrieben hatte, daß sie ihm den Sohn geraubt? – Zuweilen warf sie einen Gegenstand laut in eine Ecke, nur um seine Augen von sich abzuziehen; und er wandte den Kopf langsam von ihr fort. Dann blickte sie verstohlen von ihrer Arbeit auf, und er saß noch immer in derselben abgewandten Stellung; darauf sah sie abermals auf ihre Arbeit nieder, bis sie fühlte, wie seine Augen wieder auf ihr ruhten. Dann wiederholte sie die Sache mit derselben Wirkung. Aber das Mittel erschöpfte sich, und sie mußte sich nach einer anderen Ableitung umsehen. Sie gab ihm Nadel und Zwirn in die Hand und ein großes Tuch, und das durchnähte er nun vollkommen. Aber auch dieses war nichts für die Dauer. – Schließlich verfiel sie auf ein Mittel, seine Blicke von sich abzuwenden, das ihr anfangs grausam erschien, indem es ihre Angst verminderte und den Kranken nicht zu beruhigen schien: Sie verband ihm beide Augen mit einem großen, grauen Tuche, das sie ihm nur am Tage abnahm. – Hundertmal fragte sie sich, zu welchem Zwecke sie ihren Mann täglich an- und auskleide. Jede körperliche Berührung mit diesem Schein-Lebendigen war ihr allmählich wie die mit einem Toten geworden, und wenn sie so an ihm beschäftigt war und er sie mit seinen seltsam schwimmenden Augen anblickte und jede, auch die kleinste Bewegung bei äußerlicher Teilnahmslosigkeit und Stumpfheit zu bemerken schien, da überkam sie stets ein Grauen; ihr war, als ob ein fremdes Wesen in dem toten Körper ihres Mannes wohne, ein ferner, drohender Dämon, der jeden Augenblick hervorbrechen könne.

So saß sie auch eines Abends wieder bei ihrer Arbeit und dachte ihres fernen Sohnes, von dem sie seit seiner Abreise nichts vernommen. Bald nach jenem Auftritte hatte sie ihr Herz der alten Freundin, der Schulzenfrau, ausgeschüttet, und diese hatte ihr mit vielen Gründen klargemacht, daß es eine Erniedrigung für sie sei, dem Sohne die Hand zu reichen. Es sei an ihm, den ersten Schritt zu tun. Jetzt sehnte sie sich nach ihm. Könnte sie doch alles ungeschehen machen! Wie oft hatte sie sich ausgemalt, nach dem Tode ihres Mannes zu ihm zu ziehen, das einzige, was sie auf der Welt noch hatte! Und nun war sie für unabsehbare Zeit gebunden an das Leben dieses Toten, mit dem sie Wohnung und Lager teilen mußte! – Fast unwillkürlich blickte sie auf, im selben Augenblick aber stieß sie einen Schrei aus, denn seine Augen ruhten voll und schrecklich in den ihren. Die Binde war ihm von der Stirn gefallen und bedeckte Mund und Kiefer. Sie wich zur Tür zurück: »Was willst du von mir?« rief sie zitternd. Aber er blieb regungslos, sein stiller Blick schien durch sie hindurchzugehen. Im nächsten Augenblick hatte sie die Tür aufgerissen, und dann war sie draußen. Dort stand sie eine ganze Weile, vereist vor Schrecken. Sie horchte. – Totenstille. – Ob er sie wohl durch das Holz anblickte? Vorsichtig und langsam zog sie sich von der Tür zurück. Jetzt schlich sie auf den Zehen die Treppe hinunter, klopfte drüben am Schulzenhaus und bat ihre Freundin, etwas zu ihr hinüberzukommen, es sei heut abend gar so einsam. Diese ließ sich nicht lange bitten. Vor der Zimmertür hielt Frau Michel einen Augenblick inne, dann öffnete sie und ließ die Schulzenfrau zuerst eintreten. – »Was hat dein Mann denn für einen Maulkorb um?« fragte sie sogleich. »Ja, er hat manchmal sonderbare Einfälle!« erwiderte Frau Michel mit gezwungenem Lachen, indem sie langsam auf ihren Gatten zutrat, ihm das Tuch abnahm und sich wunderte, wie leicht ihr das wurde. Sie machte sich nun viel an ihm zu schaffen, legte ihm ein Kissen unter den Kopf, faltete ihm die Hände oder wischte ihm den Mund ab. Als sie dann wieder mit ihm allein war, brachte sie ihn zu Bett und legte sich erschöpft und matt aufs Lager. Seine Atemzüge waren gleichmäßig und ruhig; anfangs blinzelte sie durch das Dunkel zu ihm hinüber; aber er regte sich nicht, und da sie sein Profil sah, wußte sie, daß er sie nicht anblicken konnte. Als ihr dann sein Schnarchen verkündete, daß er eingeschlafen war, da war ihre Ruhe völlig wiedergekehrt, und sie selbst würde Schlaf gefunden haben, hätte sie ihre Selbstvorwürfe beseitigen können. Doch verließ sie der Gedanke nicht mehr, daß sie an dem Unglück ihres Mannes schuld sei. Das untergrub ihre Gesundheit und allmählich auch ihren Geist. Sie hatte schlaflose Nächte und ruhelose Tage und wünschte sich oft den Tod. Nur der Gedanke, daß ihr Mann sie brauchte und daß sie durch aufopfernde Pflege etwas von dem, was sie verschuldet, wiedergutmachen könne, hielt sie aufrecht.

Peter war inzwischen an sein Gymnasium zurückgekehrt. Er sah Frau Ottilie in demselben hellgestreiften Sommerkleide wie damals, als sie ihm über die goldige Höhe entgegenschritt. Sie stand im Garten, hob und senkte den Oberkörper und warf in Pausen die Arme leicht nach vorwärts, die ein dunkles Paket im flachen Bogen bald zu empfangen, bald von sich fortzuschleudern schienen. Als er näher kam, sah er, daß es eine Schaukel war, und in der Schaukel saß der Maxel, ihr ältestes, jüngstes und einziges Kind. Wie sie ihn gewahr wurde, ließ sie die Schaukel fahren und trat an das Gitter.

»Nun, Herr Michel«, rief sie in aufrichtiger Freude, »sind Sie endlich wieder hier? Wie ist es Ihnen gegangen?« fügte sie leise hinzu, indem sie ihm die Hand entgegenstreckte. – Wie stand sie dort, hochgewachsen, voll, mit runden Schultern und gewölbtem Busen! Ihr Gesicht schien eine einzige Harmonie, ihre Stirn spannte sich breit und eben, ihre Augen blickten voll und klar unter den frauenhaften Brauen, ihr Mund wölbte sich reif und blühend, und die Farbe ihrer Haut war von der Schönheit einer Frucht, durchglüht von einem sanften Rot, überschimmert von einem samtweichen Schmelz. – »Nun?« fragte sie. – Und er hatte sich vorgenommen, so fest und männlich vor sie hinzutreten und ihre Fragen mit einigen Worten abzutun, und jetzt stand er da und fand nicht ein einziges! – »Meine Mutter läßt Sie grüßen«, sagte er endlich. Sie sah ihn überrascht an. Im Augenblicke hatte sie begriffen, daß alles anders gekommen war, als sie gehofft hatte; aber sie fühlte, daß hier nicht der richtige Moment war, darüber zu reden, deshalb lud sie ihn für einen Abend ein. – Als Peter allein war, ärgerte er sich. Wie dumm hatte er sich wieder benommen! Sie hatte ihn so angeschaut, als sei ihr nichts von seinem Innern verborgen, und das verletzte sein Selbstgefühl. Hatte er denn nicht etwa ein großes Erlebnis hinter sich? Wenn er ihr nun das einmal mit klaren Worten erzählte, würde sie ihn dann noch so ansehen? – Und jene Szene mit der Mutter: War er nicht höchst männlich abgereist?! – »Ich gehe nicht hin!« sagte er entschlossen. Aber als der Abend kam, da ging er doch, und als er das Haus wieder verließ, da war er ebenso gefangen von Frau Ottilie wie jemals. Über seine Erlebnisse hatte er nur das Notdürftigste mitgeteilt, den Mißerfolg beim Liesel und den Plan seiner Mutter, ihn zu verheiraten: Da sei er aber nicht drauf eingegangen! Ihr entging nicht, daß irgend etwas zwischen ihn und sie selbst getreten war. »Sind Sie nun sehr traurig?« fragte sie. – »O nein, im Gegenteil.« Im selben Augenblick, wo er dieses halb in Trotz, halb in Verlegenheit sagte, fühlte er sich plötzlich ganz verlassen. Hier verleugnete er seine Liebe, und dort wies er sie von sich. – Er ist doch noch recht jung! dachte Frau Ottilie, aber sie hatte ihn nur um so lieber.

Allmählich kehrte bei Peter die alte Natürlichkeit wieder; er interessierte sich für die neuen Strümpfe, die sie dem Maxel strickte, und bewunderte eine kleine Bleistiftzeichnung, die er entdeckte und die den Maxel als ganz kleines Kind darstellte. Sein dicker Kopf mit den geschlossenen Augen hob sich etwas mohrenhaft aus den weißen Kopfkissen und Decken. »Das war damals, als ich noch so jung war!« sagte sie. »Ich hatte erst gerade angefangen mit Zeichnen.« – Sie holte vom Schreibtisch ihres Mannes ein anderes Bildchen, das in Öl gemalt war und den Maxel in seinem jetzigen Zustand darstellte. »Das ist schon viel besser!« sagte sie und hielt es prüfend in Armeslänge von sich. – »Haben Sie denn diese Bilder gemalt?« fragte Peter ganz erstaunt. »Ja, natürlich!« antwortete sie. »Ist das so etwas Sonderbares?« Peter sah sie beinah bestürzt an. Es war das erstemal in seinem Leben, daß er mit jemand zusammentraf, der malen konnte, richtig malen. Früher hatte er bei einem Bilde nie weiter darüber nachgedacht, wie es entstanden sei, und ein Maler war ihm so unerreichbar wie der liebe Gott, der die Blumen schafft. – »Können Sie mich auch einmal malen?« sagte er endlich und fand seine Frage eigentlich zu kühn. – »Gewiß! Wenn Sie Zeit haben und mir sitzen wollen, will ich Sie gerne malen; aber es dauert ziemlich lange!« – Und so wurde Peter wirklich gemalt. Täglich wanderte er auf eine Stunde hinüber in das Rektorhaus, wo Frau Ottilie im oberen Stockwerk ein kleines Stübchen hatte, das ein wenig wie ein Atelier eingerichtet war. Zunächst machte sie einige Bleistiftskizzen von ihm, die sie ihm sämtlich verehrte, da er sie darum bat, als er sah, wie sie sie vernichten wollte, und die er sich nun alle in sein Zimmer nagelte. Und dann wurde er gemalt – regelrecht gemalt, und er sah von Tag zu Tag mit Staunen, wie das Bild mehr und mehr seine Züge annahm. Nur eines hätte er anders gewollt: die Art der Farben. Sie malte ihn in Pastell, während er fand, daß ein »richtiges« Bild in Öl gemalt sein müsse. Aber sie sagte, jene andere Art eigne sich besser für seinen Kopf. Dagegen durfte er nichts einwenden. Und es war ihm ein erhebender Gedanke, daß er sich besser für Pastell eigne.

Sie hatte seinen etwas breiten Kopf genau von vorn genommen. Seine Augen blickten, ohne auf einen festen Gegenstand zu schauen, wie aus einer Dämmerung in die Weite, sein Mund war geschlossen und gab dem Gesichte eine halb resignierte, halb trotzige Festigkeit, die nicht recht übereinstimmte mit dem verlorenen Ausdruck seiner Augen und dem weichen, etwas auf die rechte Schläfe herabfallenden braunblonden Haar. Seine Stirn war breit und schollenstark wie die seines Großvaters. Zu ihr paßten auch die nicht fein geformten Ohren, die in Wirklichkeit etwas weiter vom Kopfe abstanden als auf dem Bilde. Die Nase war Frau Ottilie nicht ganz gelungen. Sie war für sie der technisch schwierigste Teil des Bildes, weil hier Form und Verkürzung einen so heftigen Streit miteinander führten. Und Peters Nase war so merkwürdig! Oft schien sie breit, oft schmal. Immer wieder änderte sie, verbesserte sie an ihr und vertiefte sich so gänzlich in ihr Studium, daß sie darüber den ganzen Peter vergaß. Einmal warf sie die Kreide mit einem »Kreuzdonnerwetter« in die Ecke und sah dann ganz erschrocken auf ihn, der sie nicht minder erschrocken anblickte. – »Papa war noch viel ärger!« sagte sie lächelnd; »wenn ihm etwas nicht gelang, so riß er zuweilen das ganze Bild mittendurch. Sehen Sie, so«: Sie nahm die Pappe von der Staffelei und schob die Kanten zwischen die beiden inneren Flächen ihrer Hände, als wollte sie sie zusammenbiegen. Mit lautem Krach war Peter von seinem erhöhten Sitz herabgesprungen, auf sie zugestürzt und hatte ihr den Karton aus der Hand gerissen. »Um Gottes willen!« rief er. »Das dürfen Sie nicht!« – Es kostete viel Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß sie es ja nur im Scherz gemeint habe. Er wollte ihr das Bild gar nicht wiedergeben, er wollte es so, wie es war, mit nach Hause nehmen und es ihr aus sicherer Entfernung abkaufen. – »Sie sind ja schlimmer als ich!« entgegnete sie lachend. »Sehen Sie, da haben Sie den ganzen Peter Michel auf Ihrer Weste!« Er hatte das Bild in der Aufregung gegen seine Brust gedrückt und war nun voller Farbenspuren. Aber es zeigte sich, daß doch nicht so viel verdorben war, als er befürchtete. – Die Nase wurde nun, so gut es ging, vollendet. Peter saß regungslos und blickte unverwandt auf Frau Ottilie. Diese hob und senkte langsam den schönen Kopf, wieder in ihre Arbeit vertieft. Endlich legte sie die Kreide mit einem Seufzer hin: »So. Besser kann ich es nun nicht machen. Kommen Sie morgen noch einmal und übermorgen, da wollen wir das Ganze überarbeiten.« Er wußte nicht, was sie damit meinte, und sie erklärte es ihm, indem sie zum Vergleich die Musik heranzog; wie man zum guten Vortrag viele Übung nötig habe, aber wenn man vor das Publikum träte, so dürfe man diese mühsame Arbeit nicht mehr bemerken; und so sei es auch mit ihrem Bilde, das noch zuviel Fingerübung enthalte und die Verbindung des einen mit dem andern noch vermissen ließe. – So kam der letzte Tag heran; das Bild wurde vollendet, und die schönen Stunden hatten ein Ende. Als sie ihr Werk noch einmal halb zufrieden, halb unzufrieden mit dem Originale verglich, da bemerkte sie plötzlich, daß sie einen großen Fehler gemacht hatte: Das linke Auge hatte sie um eine Linie höher gesetzt als das rechte, während bei Peter in Wirklichkeit das Umgekehrte der Fall war. Sie starrte ihn ganz erschrocken an. Peter trat vor das Bild, fand alles in schönster Ordnung und die Ähnlichkeit vollkommen. – »Sie haben gut reden«, sagte sie. »Wenn Sie sich in dem Spiegel sehen, dann sehen Sie natürlich die Stellung ihrer Augen wie auf meinem Bilde. Aber in Wirklichkeit ist es anders. Ach Gott, das ist zu fatal! Soll ich nun noch einmal die ganze Geschichte ändern?« Aber Peter beschwor sie, alles zu lassen, wie es war. Und sie ließ es wirklich. »Vater würde mich schelten«, sagte sie. – »Ich denke, der zerriß immer alles?« fragte Peter, einen Teekuchen kauend, wieder von seinem erhöhten Sitz herab mit runden Augen zu ihr hinübersehend. – »O nein«, sagte sie schnell und berichtigend. »Das tat er nur manchmal, wenn er in schlechter Stimmung war. Peter, Sie sitzen da oben wie ein Pascha!« Er errötete über und über. Es war das erstemal, daß sie ihn beim Vornamen nannte. – Dies war ihr ganz ohne Absicht entschlüpft; sie merkte es erst an seiner plötzlichen Verlegenheit. – Er war doch eigentlich wie eine Art jüngerer Bruder; sie empfand die Anrede ganz natürlich. Anderseits aber sagte sie sich sofort, daß sie sie aus Rücksicht auf ihren Mann und ihre Stellung nicht einführen dürfe. – »So. Was machen wir nun mit dem Bilde?« fragte sie, indem sie es aufnahm und in eine andere Beleuchtung gegen die Wand lehnte. »Wollen wir es einrahmen und ins Lehrerzimmer hängen?« Peter nahm diesen Spaß für Ernst und protestierte entrüstet dagegen. – »Ja, wem wollen wir es dann geben? Abkaufen sollen Sie es mir nicht; eher schenke ich es Ihnen; aber ich möchte es am liebsten behalten; ich glaube, es ist meine beste Arbeit.« Dann blickte sie wieder auf das Bild und rief plötzlich: »Nein, es ist doch schlecht. Da, nehmen Sie es!« Peter stand ganz verblüfft über diese Wendung, aber sie schob ihm das Bild auf den Arm. – »Das nächste Mal male ich Sie besser, das sollen Sie schon sehen! Aber das Bild bekommen Sie dann nicht!« – »Wann?« fragte er. – »Wann ich Sie wieder male? Ja, das weiß ich jetzt noch nicht. Aber gemalt werden Sie sicher noch einmal von mir!« – Peter zog mit dem Bilde ab und genoß für einige Minuten das Vergnügen, daß Leute, welche ihn nicht kannten, ihn für einen Maler hielten und ihm nachsahen.

So floß die Zeit dahin. Mit seiner Mutter versöhnte er sich wieder; und zwar war sie es, die den Anfang machte. Er hatte oft den Wunsch gehabt, ihr zu schreiben, aber jedesmal überlegte er sich, daß er es nicht dürfe. Damals hatte er eine Ohrfeige bekommen und war ausgewiesen; wenn sie ihn jetzt wieder haben wollte, so mußte sie ihm schreiben. Und so geschah es eines Tages. Sie bat ihn förmlich um Verzeihung. Ihre Schriftzüge waren matt und unsicher, an einzelnen Stellen aufgeregt und herausfahrend aus dem Zusammenhang. Da erfuhr er denn das ganze Elend, das sie zu Hause durchmachte. Er schrieb sofort einen langen Brief zurück, in dem er das Vergangene ganz flüchtig berührte und das Gegenwärtige eingehend besprach. Insbesondere erörterte er die Frage, ob es denn nicht anginge, seinen Vater in die Anstalt zu schicken. Er würde sehen, noch mehr Privatstunden zu bekommen und ihr mehr Geld zu schicken als gewöhnlich. Vielleicht würde man ihnen die Kosten auch billiger berechnen, da ja bereits Tante Olga dort sei. –

So geschah es denn eines Tages wirklich, daß sein Vater in die Anstalt überführt wurde. Frau Michel fühlte ihre Kräfte nicht mehr der Aufgabe gewachsen, ihren Mann zu pflegen. Ihres Sohnes Brief und die dringenden Bitten ihrer Bekannten gaben endlich den Ausschlag. Herr Michel war im Laufe der Zeit sehr dick und aufgeschwemmt geworden und ließ sich nur mit Mühe vom Fleck bewegen. Seine Frau leitete selbst die Überführung. Am letzten Tage kamen noch einmal sämtliche Freunde des Hauses, alle in schwarzen Röcken, und nahmen Abschied. Frau Michel hatte ein kleines Essen veranstaltet, bei dem man in stillschweigender Übereinkunft ihrem Mann den Ehrenplatz zuwies. Rechts und links von ihm prangte ein großer Blumenstrauß. Sie saß an seiner Seite und schnitt ihm das Essen vor, das sie ihm mit den Fingern in den Mund schob. Dann erhob sich der Schulze und hielt eine kleine Rede, die er weniger an Herrn Michel als an dessen Frau richtete und die auch von ihr erwidert wurde. Hierauf verneigte man sich in einem Trunke auf das Wohl des Hausherrn, der die Heimat verließ – vielleicht um nimmer wiederzukehren. Alle hatten sich erhoben; nur Herr Michel saß am Tische. Seine Frau füllte ein Glas mit Wein und gab ihm dies in die Hand. Das hielt er nun halb ausgestreckt wie ein Leuchterarm, gravitätisch ins Leere starrend. Man stieß rechts und links mit ihm an, so zart und leise, daß er keinen Tropfen verschüttete. Dann traten die Herren einer nach dem andern zu ihm hin, drückten ihm die Hand – der Pastor segnete ihn ein letztes Mal – und verließen still das Haus. Der Wagen hielt bereits, Herr Michel wurde halb hineingeschoben; halb getragen, seine Frau stieg ein, und fort ging es, zum Dorfe hinaus. Die Herren in den schwarzen Röcken sahen ihnen noch nach, bis sie hinter der großen grauen Kirchhofsmauer verschwanden.

Bald darauf erhielt Peter von seiner Mutter einen Brief: Es sei nun alles überstanden, sein Vater wäre in der Anstalt. Er habe nicht einmal bedacht, daß sie ihm Lebewohl gesagt und zum Herzbrechen geweint habe; sie glaube, er würde gar nicht merken, daß er unter fremden Leuten sei. Sie habe bei der Gelegenheit auch Tante Olga sehen wollen, aber der Doktor habe ihr davon abgeraten, weil sie durch die letzten Erlebnisse mit ihrem Mann zu angegriffen sei und dieses Wiedersehen einen neuen Nervenschlag für sie bedeute. So habe sie denn nur durch einen Türspalt in den Saal hineingesehen, und sie habe ihre Schwägerin erblickt, umgeben von einem Kreis von Frauen mit stieren Augen, denen sie irgend etwas auseinandersetzte. Da habe die Tante einen langen Hals gemacht, und da habe die ganze Schar nach der Tür gespäht, und da habe sie Angst bekommen und die Tür schnell zugeschlagen. –

Peter Michel war musikalisch. Frau Ottilie entdeckte es. Sie bestand darauf, daß er Unterricht nähme. Anfangs sträubte er sich, da ihm der Gedanke beunruhigend war, etwas zu tun, das so auffallend war, durch das er etwas von sich selbst veräußere. Aber es gelang ihr, seine Bedenken zu überwinden, nicht zum mindesten dadurch, daß sie ihm in Aussicht stellte, wieviel Schönes sie dann zusammen genießen könnten und wie er ihr helfen könne, neues Schönes kennenzulernen, indem er sie beim Gesange begleitete. Und er war in einem halben Jahre wirklich so weit, daß er leichte Sachen vom Blatt abspielen, schwerere sich einlernen konnte. Als er ihr sein erstes Stück vortrug, war er so verwirrt, daß seine Hände zitterten und seine Schläfen klopften. Später wurde er durch Gewohnheit kühner, und schließlich konnte es vorkommen, daß er sich unaufgefordert ans Klavier setzte, um ihr etwas vorzutragen. – Frau Ottilie hatte eine schöne, nicht sehr große und nicht sehr geschulte Stimme. Aber sie sang mit Liebe. – So verbrachten sie viele Monate, und Peter lernte ein tüchtiges Stück Musik kennen. – Manchmal lud ihn der Rektor zusammen mit anderen Kollegen ein, und dann bildeten ihre Vorträge den Mittelpunkt des Abends. – Jene Herren hatten nicht die richtige Art, mit Frau Ottilie umzugehen. Der eine wollte mit ihr über das Erhebende in der Kunst reden, der andere über die Frage, ob das Gold oder das Eisen mehr Schaden in der Welt gestiftet habe, der dritte brachte ein Album mit seinen sämtlichen Verwandten herbei, deren Verhältnis zueinander er mit Geduld und Energie explizierte, bloß weil sie einmal gesagt hatte, sie könne sich in seiner Familie nicht durchfinden. Ab und zu erklärte wohl auch einer der Oberlehrer, er wolle mal seine Stimme hören lassen, trat auf das Klavier zu, hob und teilte langsam die Rockschöße, ließ sich auf den runden kleinen Stuhl nieder und begann, die nasse Zigarre aus dem Munde legend, ein deutsches Bier- und Eichenlied. Dann blickte Frau Ottilie wohl verstohlen zu Peter hinüber, und ihn erfüllte dieses stille Einverständnis so über alle Köpfe hinweg mit einer spannenden innerlichen Freude.

Doch dann kam eine Zeit, wo er glaubte, Frau Ottilie habe keine Lust mehr an der Musik. Sie hörte plötzlich mitten im Gesange auf, sagte, Musik sei doch im Grunde nicht die rechte Kunst, und lehnte ihren Kopf auf beide Ellbogen, die sie auf die dunkle Platte stemmte. Da wußte er dann gar nichts zu erwidern. Sie wurde zerstreut und blickte oft verträumt in eine Ecke, ohne daß er sie zu fragen wagte, an was sie denke. Sie wurde weicher in dem Vortrage ihrer Lieder, die sie aber nicht mehr so häufig sang wie früher. Es fehlte die unmittelbare Frische, die sonst ihr ganzes Wesen ausströmte. Sie wurde in ihren Bewegungen lässiger, und es schien Peter, als ob sie auch in ihrer Kleidung nicht mehr dieselbe Sorgfalt zeige wie früher.

Eines Abends – es war mitten im Juli – fand er sie allein am Tische sitzend. Die Fenster waren weit geöffnet, ein warmer Rosenduft schlug herein, draußen an dem schwülen Abendhimmel zuckte fernes Wetterleuchten, und ein Heimchen schrillte ununterbrochen, wie rasend, sein Nachtlied. – Frau Ottilie trug ein Kleid, das ganz aus feinen weißen Schleiern zu bestehen schien. Ihre Haare waren wirr, ihre Hände feucht, und in ihren heißen Augen lag es wie müdes Verdursten. Sie erhob sich nicht, sondern reichte ihm nur die Hand. »Sind Sie krank?« fragte er besorgt. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. – »Doch, doch!« sagte er, indem er ihr ernst ins Gesicht schaute, »ich habe es schon lange bemerkt! Sagen Sie es mir doch!« setzte er treuherzig hinzu. – »Nein, Peter«, antwortete sie – es war das zweitemal, daß sie ihn mit Vornamen anredete –, »ich bin gewiß nicht krank. Gehen Sie nur jetzt nach Hause, damit Sie das Gewitter nicht noch im Freien überrascht.« – Peter stand unschlüssig, während sie ihm ihre Hand zum Abschied reichte. Da trat der Rektor ein. »Ah!« sagte er, erstaunt, Peter hier zu finden: »Herr Michel, machen Sie mal schnell, daß Sie nach Hause kommen. Draußen fallen schon die ersten Tropfen!« – Jetzt erhob sich ein Wind und trieb einen feinen Staub ins Zimmer. Der Rektor schloß die Fenster, gegen die im nächsten Augenblick schwere Tropfen klatschten. »Ja, nun müssen Sie doch wohl hierbleiben«, meinte er zögernd. Aber Peter wurde plötzlich sehr tätig und dankte auf das entschiedenste. Der Rektor drückte ihm einen Schirm in die Hand und rief ihm noch nach, er möchte trocken nach Hause kommen. – »Hast du ihm etwa irgendwas gesagt? Er sah so verstört aus!« fragte er seine Frau. »Nein!« sagte sie. Dann schwieg sie einen Augenblick sinnend und setzte lächelnd hinzu: »Übrigens hätte ich es ihm wohl sagen können.« – »Aber Ottilie!«

In den nächsten Tagen wurde Peter nicht mehr empfangen. Man sagte ihm, Frau Ottilie sei krank, und nicht lange Zeit darauf verkündete der Rektor im Lehrerzimmer: »Meine Herren, ich habe Ihnen zu vermelden, daß mein Stammbaum sich um einen Sprößling vermehrt hat und daß Sie als Kavaliere galant gegen den kleinen Sprößling zu sein haben, da er weiblichen Geschlechtes ist!« – Peter kam diese Nachricht gänzlich unerwartet. Da er sich sehr von den Lehrern zurückhielt, so hatte er auch nie gehört, daß dies Ereignis seit einiger Zeit allgemein vorausgesehen war. – Bald darauf hatte er das Glück, Ottilie sehen zu dürfen. Die Lehrer gaben ihre Karten ab, und sie hatte ausdrücklich die Weisung gegeben, Herrn Michel, wenn er käme, vorzulassen. Ihr Mann fand das unschicklich, zumal er ein so junger Lehrer sei und nicht einmal der älteste Professor vorgelassen war. Aber der Arzt flüsterte ihm zu, er dürfe ihr nicht zuwider sein. Und Peter kam an einem schönen Augustmorgen. Die gelben Vorhänge waren heruntergelassen; draußen glühte die Sommersonne, und drinnen herrschte gedämpftes, tiefes, goldenes Licht und eine schweigende Ruhe, die durch das ferne Summen auf dem Schulhofe noch vermehrt wurde. Undeutlich gewahrte er sie in der dämmernden Ecke in einem großen Ruhebette, welches an den Seiten halb verhangen war. Sie erkannte ihn sogleich und streckte ihm langsam den halb entblößten weißen Arm entgegen. Ein feiner Dunst ihres warmen Frauenkörpers umschwebte ihn, vermischt mit dem Dufte des frischen Leinens. Unwillkürlich führte er ihre Hand an seine Lippen. Dann nahm er die Rosen, die er mitgebracht, und legte sie sanft in ihre Finger. Aber die Wärterin trat sogleich hinzu und entfernte sie. Ottilie schüttelte ein wenig den Kopf und blickte wieder auf Peter. Dann deutete sie langsam mit den Augen von sich fort. Peter begriff nicht, was sie meine. Aber die Wärterin hieß ihn leise auf den Zehen gehen und führte ihn an die Wiege, in der das Neugeborene ruhte. Sie schlug die dunkelroten Vorhänge sachte auseinander, und da lag, hoch überwölbt von dem Korbgeflecht, tief in Kissen vergraben, im rötlichgoldenen Schimmer ein ganz kleines Wesen, unbeweglich in geschlossener Ruhe. Peter starrte es gedankenlos an und gab durch ein Kopfnicken zu erkennen, daß er es verstehe, um was es sich handele. Dann trat er wieder an das Bett zu Frau Ottilie. Aber die Wärterin flüsterte ihm zu, er möge sich jetzt entfernen. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, ihr noch mitzuteilen, daß er ein schönes neues Lied für sie habe, aber er sah selbst ein, daß sie jetzt kein Interesse dafür haben werde, und halb traurig entfernte er sich, während die Wärterin bei dem Kinde saß und ganz leise ein Lied zu summen anhub.

Das Kindchen wuchs und gedieh; es wurde Anna getauft und Annili genannt. Obgleich Peter mit dem Maxel eine längere Zeit der Freundschaft verband, so empfand er doch für das neue Kind eine wärmere, intimere Liebe; vielleicht weil es ein Mädchen war und er in ihm ein Stück seiner Mutter sah, vielleicht auch, weil er gerade die Zeit vor der Geburt so innig mit Frau Ottilie verkehrt hatte und ihm dieses Kind nun wie eine Verkörperung, eine festgehaltene Erinnerung jener Zeit erschien, fast wie ein gemeinsames Band, welches fest und zart zugleich war.

Die schönen Zeiten ihres Verkehrs hatten vorläufig ein Ende. Frau Ottilie mußte sich dem Töchterchen fast gänzlich widmen, und wo dieses in den Mittelpunkt ihres Denkens und Fühlens trat, kamen andere Interessen naturgemäß zu kurz. Sie war stolz und glücklich, daß sie dies schöne Kind geboren, das an ihrer Brust Lebenskraft und Heiterkeit zu trinken schien. Maxel war über den plötzlichen Zuwachs der Familie froh-erstaunt; der sonst etwas ungeschickte, sorglose Junge entwickelte eine fast zaghafte täppische Zierlichkeit in dem Verkehr mit der kleinen Schwester. Peter konnte beinah eifersüchtig werden, wenn er solchem Spiele zusah. Einen etwas unsicheren Standpunkt dem neuen Kinde gegenüber nahm der Rektor ein. Er schwankte zwischen Zuneigung und Gleichgültigkeit. Frau Ottilie entging dies nicht, und sie fühlte sich verletzt als Mutter – und auch als Frau, wenn sie zurückdachte an die Zeit vor der Geburt des Maxel, an die Zartheit und Rücksichtnahme, die ihr Mann ihr damals zukommen ließ, während sie jetzt die sichere Empfindung gehabt hatte, daß er das zukünftige Kindchen nicht mit Freude erwartete wie ihr erstes. Und dieses traf den zartesten Kern ihrer Seele: Er legte zwar alle Rücksichtnahme an den Tag, aber doch nur, weil ihr Zustand dies erforderte, und nicht aus einem unmittelbaren, unbewußten Gefühl heraus, das ihn für sie wie für sich selbst handeln ließ. Daß seine Frau schön war, wußte er wohl. Aber er bedurfte zum Leben der Schönheit nicht, und dann war sie ihm durch die Gewohnheit nichts Neues mehr, sie kam ihm erst im Beisein anderer wieder ins Bewußtsein, indem er dann mit deren Augen sah und auch Vergleiche machen konnte. Die Wirkung dieser Einsicht äußerte sich alsdann in einer etwas pompösen Intimität. Von ihren Interessen teilte er keine, da ihre Instinkte zu weit auseinandergingen. Das einzige Gebiet, auf dem sie sich wenigstens äußerlich hätten vereinigen können, wäre Literatur gewesen. Aber erstens hatte Frau Ottilie gerade für diese wenig Sinn und Geschmack, und dann erschöpfte sich die Lektüre ihres Mannes fast gänzlich in griechischen und römischen Klassikern und einer modernen Journalmappe. Ab und zu erhielt er auch durch seinen Freund, den alten regen Professor, ein neues Werk, das er dann gründlich durchstudierte und späterhin sogar kapitel- und titelweise im Kopfe hatte. Sein Lebenswerk aber war eine Untersuchung über Cicero, seine Stellung zur griechischen Philosophie und seine Ideen im Lichte moderner Anschauungen. Er hatte in früherer Zeit versucht, seine Frau in die antike Welt einzuführen; aber lag es nun an ihr oder an ihm – seine Bemühungen waren auf unfruchtbaren Boden gefallen, und Frau Ottilie hatte ihm eines Tages erklärt, alle die schönen Bücher taugten nichts, sie seien tot und langweilig. So ging jedes seinen eigenen Weg. Er war tagüber mit Schulangelegenheiten und abends mit Korrigieren von Heften oder seiner Arbeit über Cicero beschäftigt, sie hatte ihre Kinder, ihre Künste und ihre Gartenarbeiten, und so lebten sie friedlich und freundschaftlich nebeneinander, sie für seine Bequemlichkeit und Gemütlichkeit sorgend, er ihr die Mittel dazu gebend. Peter Michel, den er anfangs als Eindringling betrachtet hatte, wurde ihm nach und nach ein gern gesehener Gast, dem er seine Frau mit Ruhe anvertrauen konnte und gerne anvertraute, da er sich auf diese Weise selbst etwas entlastet fühlte und gleichzeitig das angenehme Bewußtsein hatte, sie sei gut aufgehoben.

Durch Frau Ottilie hatte Peter Geschmack nicht nur an der Natur, sondern auch an einzelnen Pflanzen gewonnen, und wo er etwas Seltenes oder Hübsches sah, importierte er es in ihr Gärtchen. Er legte sich auch ein Herbarium an, aber sie nahm ihm die Freude daran, indem sie sagte, sie könne diese eingesargten toten Blumen nicht sehen. Einmal, zum Geburtstage, machte er ihr eine hübsche Freude, die er schon monatelang vorher im stillen für sich genoß. Er hatte heimlich zu Hause in mehreren Töpfen viele Orangenkerne gepflanzt; einige waren wirklich aufgegangen, und den, welcher das schönste Stämmchen trieb, schenkte er ihr. Dann wurde das Bäumchen größer und trieb Knospen, und eines Tages brach sie ein paar Blütenzweige und steckte sie in ihr dunkles Haar. – »Eigentlich sollte man diese Kerne hier bei uns nicht pflanzen«, sagte sie. »Ihre Blüten sind wie Sonnenkinder im fremden Lande.«

So verging wieder eine lange Zeit, und eines Tages erhielt Peter von seiner Mutter einen Brief: Sie habe ihr Häuschen verkauft und alle ihre Möbel, ihr Dorf verlassen und würde übersiedeln in die Stadt, in der ihr einziges Kind lebe. – Eine Woche später war sie da. Peter war erschreckt über ihren Anblick. Sie hatte sich in den Jahren ganz verändert, ihre Haare waren gänzlich weiß, sie schien kleiner geworden, ihre Züge trugen einen tief vergrämten Ausdruck, und ihre Augen wanderten ruhelos herum. Entgegen ihrer früheren Art zeigte sie sich unsicher, ängstlich und überließ sich in allem seiner Führung, in den kleinsten Angelegenheiten unüberwindliche Schwierigkeiten sehend, sprunghaft in Worten und Gedanken, mit gespannten Augenbrauen und abwesenden Blicken. Sie fing sogleich von seinem Vater an zu sprechen und erzählte, wie sie selbst schuld sei an dem Unglück, das über ihre Familie hereingebrochen. Und das sagte sie in einem Tone und mit einer Miene, als ob sie Begebenheiten erzähle, die sich in der Ferne zugetragen hätten und von denen sie selbst vielleicht als Kind vernahm. – »Du hast es damals zuerst gesagt!« sagte sie, mit ausgestrecktem Finger langsam auf ihn deutend; »ich weiß es noch wie heute!« Er beteuerte, daß es ihm nicht ernst gewesen wäre mit jener Bemerkung; aber seine Mutter hielt daran fest: »Du hast es damals zuerst gesagt, und ich wollte dir nicht glauben. Jetzt sprichst du anders; aber nun glaube ich daran. Ich habe es die ganzen Jahre hindurch gewußt! Ich hätte ihn besser behandeln sollen. Ich habe ihn nicht recht behandelt. Ich war herrschsüchtig und schlimm; ich habe ihn nicht richtig verstanden, und das wußte er, und darum ist er in die Traurigkeit gesunken und dann in den Starrsinn.« – Peter fühlte sich wie gelähmt. Er war völlig ratlos, was mit seiner Mutter geschehen sollte; sie allein wohnen zu lassen, daran war gar nicht zu denken. Durch Ausfragen erfuhr er, daß es hauptsächlich der Schulze, aber auch die anderen Dorfbewohner gewesen waren, welche ihr geraten hatten, sich zu ihrem Sohne zu begeben. Dort sei der natürliche Aufenthalt für eine Mutter. – »Willst du bei mir wohnen?« fragte er schüchtern. – Sie wiegte den Kopf: »Wie du willst. Wenn dir deine Mutter nicht zuviel ist, so behalte sie die paar Jahre, die sie noch zu leben hat.« Dann verfiel sie in ein Sinnen und sagte langsam und ahnungsvoll: »So lange wird es kaum mehr sein.« – Peter wurde ihre Art unheimlich. – »Aber Mutter!« sagte er in künstlich-frischem Tone, »wozu denn diese Traurigkeit? Was vergangen ist, ist vergangen. Daß du an Vaters Unglück keine Schuld hast, das kann ich, wenn du willst, beschwören. Du redest ja, als wenn du hundert Jahre alt wärest und es kaum erwarten könntest, in dein Grab zu kommen! Sei doch etwas froher, und denke, daß es dir noch sehr gut geht!« – Sie tat einen tiefen Seufzer und blickte um sich. – »Ja, du hast recht«, sagte sie; »ich muß mich davon frei machen. Wie geht es dir denn, Peter? Ich habe so selten Nachricht von dir gehabt.« Peter fing nun an, dieses und jenes zu erzählen von seinem Leben, von seinen Bekannten, von Frau Ottilie. Sie lächelte ein wenig. »Und du willst dich noch immer nicht verheiraten?« – »Nein, Mama«, entgegnete er freundlich, »noch immer nicht.« – Sie schüttelte nachdenklich den Kopf, dann schwiegen beide, und Frau Michels Augen begannen wieder zu wandern.

Sie wohnte nun wirklich bei Peter, führte die Wirtschaft, kochte für sich und ihn, und wenn ihre Arbeit getan war, so setzte sie sich in einen Winkel und hing ihren Gedanken nach. – Und was sollte aus ihrem Sohne werden? War er in seiner Lehrerstelle recht am Platze? Diese Frage hatte sie sich früher niemals vorgelegt. Denn ihre Beantwortung war ganz selbstverständlich. Aber jetzt, wo ihr Geist herumwanderte, häufte sich ein Berg von Schwierigkeiten und Sorgen in ihrer Seele auf. – Sie hätte ihn nie studieren lassen sollen. Er hätte daheim bleiben sollen bei seinen Eltern und ein ehrliches Handwerk lernen. Aber das war ihr Geist der Hoffart, der immer obenaus wollte, der ihr Kind für etwas Besseres hielt als anderer Leute Kinder, die doch auch ehrlich und rechtlich waren. Und nun hatte es sich gerächt! Wie, das wußte sie nicht, aber es stand in ihrem Herzen mit dunkler Schwere. Und an dem allen trug sie die Schuld, nur sie allein. Ihren Sohn hatte sie unglücklich gemacht, ihren Mann hatte sie in die Traurigkeit gebracht, und gegen ihren Vater war sie heftig gewesen und unduldsam, noch am letzten Tage seines Lebens! Weiter ging sie zurück und dachte ihrer Mutter, die lange tot war, ehe Peter geboren wurde. Hatte sie nicht immer gesagt, ihr heftiges Kind wäre ein Nagel zu ihrem Sarge?! Noch weiter ging sie zurück und dachte an ihren eigenen Großvater, den Vater ihrer Mutter. Der war ein ganz kleines, mageres Männchen gewesen mit blanken boshaften Äuglein und immer geballten, heftig bewegten Fäustchen. Er wohnte bei ihr nach dem Tode ihrer Mutter, bis er, als sie erwachsen war, eines Tages, nach einem heftigen Auftritte, für immer das Feld räumte, mit flammenden Vogeläuglein und phantastischen Prophezeiungen für die Zukunft. »Die Verstorbenen würden Rache an ihr nehmen.« – Jenes alte Männlein nun, dessen Bild Frau Michel in der langen Reihe von Jahren in blasse Ferne gerückt war, sollte ihr jetzt plötzlich mit deutlicher Schärfe wieder vor die Seele treten; zunächst erschien es ihr einmal, ganz unbefangen und fast possierlich, im Traume. Sie wunderte sich darüber am nächsten Tage, dann aber kam es wieder, mit einem Hütlein angetan, wie Tante Olga einst ein ähnliches für Peter verfertigt hatte. Und wie sie noch auf das Hütlein starrte und sich wunderte, wie es in den Besitz des alten toten Männchens gekommen sei, da tat dieses den Mund auf und hub an zu schelten und ihr Vorwürfe zu machen, wie sie sich so gänzlich seiner Führung entwunden habe und eine schlechte Frau geworden sei! Sie habe ihren Mann gequält, bis er in Blödsinn verfallen sei. Aber die Toten würden sich an ihr rächen! Frau Michel erinnerte an die Tat der Tante Olga. – »Was Hammer!« eiferte das Männchen, »das Gerücht hast du nur verbreitet, um deine Schuld abzuwälzen auf eine unschuldige Seele, die sich nicht verteidigen konnte.« – Es sah sie bitterböse an. – Da sah sie, daß es Tante Olga selbst war, die mit ihr redete. »Hier habe ich ihn mitgebracht! Nun mag er sagen, ob ich die Wahrheit rede oder nicht.« Da sah Frau Michel mit einem Male ihres Mannes Kopf auf einem Tische stehen; den unteren Teil mit einem grauen Tuch umwickelt, die Augen starr und schrecklich auf sie blickend. Mit gellem Schrei fuhr sie aus dem Schlafe.

Und nun fand sie auch in ihren Träumen keine Ruhe mehr, während sie am Tage die Angst herumtrieb und die Vorstellung an ihren gespenstischen Mann sie nicht mehr verließ. Peter quartierte sich zu ihr ins Zimmer. Da wurde sie ruhiger; ihre Träume schienen einen friedlicheren Gang zu nehmen, und er dachte bereits daran, seine eigene Schlafkammer wieder zu beziehen, da wurden mit einem Male alle Überlegungen für die Zukunft jählings abgeschnitten.

Peter schlief sehr fest. Durch seinen Schlaf hindurch hörte er wie in der Ferne ein qualvolles Ächzen und Wimmern. Ehe er sich darüber klarwerden konnte, vernahm er plötzlich einen halberstickten Laut, Gegenstände polterten im Zimmer, und er sah seine Mutter im Halbdunkel an ihrem Bette hintaumeln. Im Nu war auch er im Zimmer, hinter ihr her. Sie erblickte ihn, stieß einen gräßlichen Schrei aus und warf sich mitten durch das geöffnete Fenster. Als man sie unten fand, war sie schon tot.


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